Ich lese viel und schreibe bei vielen Büchern eine Rezension, die hier veröffentlicht ist. Ich schreibe solche Kritiken auch für mehrere Verlage und deren Bücher. |
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2020 |
SCHLATTNER, Eginald Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten Buch 2020. @book{SCHLATTNER2020, title = {Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten}, author = {Eginald SCHLATTNER}, editor = {Michaela Nowotnick}, year = {2020}, date = {2020-05-02}, abstract = {SCHLATTNER, Eginald: „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“, herausgegeben von Michaela Nowotnick, Hermannstadt Bonn 2012 Schlatter ist ein anerkannter Schriftsteller der siebenbürgisch sächsischen Minderheit in Rumänien. Die Herausgeberin des vorliegenden Buches hat ihre Doktorarbeit über Schlattner geschrieben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß sie auf einen Koffer mit alten Manuskripten, die teilweise von den Mäusen angefressen waren. Diese Geschichten publizierte sie. Sechs Erzählungen, zu denen sie im zweiten Teil des Buches Erklärungen des Entstehens abgibt. In der ersten Geschichte „Gefährte Rebhuhn“ nimmt Schlattner Bezug auf die Verhältnisse im Ceausescu System. Geschildert an Hand eines Vermessungsbüros, in dem er selbst als Student in den Ferien gearbeitet hat. Hier wird der politische Einfluss aufgezeigt. In der zweiten Erzählung „Gediegenes Erz“ zeigt er, wie die Sudentendeutschen unterdrückt sind und der Proponent – ebenfalls ein Student – seine Altersgenossen dazu aneifert wieder selbstbewusster aufzutreten. Sie organsierten sich wieder in ihren alten Erinnerungen. Eine Musikkapelle, eine Tanzgruppe und andere Organisationen entstehen, in denen sie auf ihre Gesellschaft hinweisen. In der Geschichte kommt es zu einem Fest, an dem auch Rumänen teilnehmen und die Sachsen mit Hochachtung sehen. Diese Geschichte wurde seinerzeit verboten. Schlattner saß im Gefängnis. Das Apfelbett ist eine lustige Geschichte. Ein junger Pfarrer wird mit seiner Frau in ein Dorf versetzt. Er will sehr sachlich und fromm auftreten. Seiner Frau gefällt das Konservative nicht und es kommt am Jahrmarkt zu einem Eklat. Der junge Pfarrer wird blamiert. Sie droht zur Mutter zurückzugehen. In der Nacht findet er seine junge Frau in einem Apfelregal im Keller schlafend und bringt sie zu Bett. Seine böse Predigt gegen die Frau wirft er in den Papierkorb und bereitet eine konservative vor. Dann zwei kleine Geschichten. „Jemand steht im Weg“: auf einer Wanderung im Winter trifft er auf ein weinendes Mädchen und bemüht sich um sie. „Eine Zigarette“ ist die Erzählung einer unbeantworteten Liebe. Der Verliebte irrt durch die Nacht. Eine Zigarette gibt ihm Trost. Die letzte Geschichte gab dem Buch den Namen „Mein Nachbar, der König“. Sie entstand nach der politischen Wende in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und handelt nicht in Rumänien, sondern in Badgastein in Österreich. Ein rumänischer Bischof mit Anhang machte Urlaub in einem Hotel. Da kam es zu einem Zusammentreffen mit einer Frau aus der Schweiz, vom Genfersee. Ihr Nachbar ist der ehemalige König von Rumänien und sie erzählt den drei Rumänen wie er lebt. Diese Erzählung gibt dem Buch nicht nur den Namen, sie ist auch die beste. Alle 6 Geschichten geben Einblick in die Lebensweise der Minderheit der Schlesier in Rumänien. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHLATTNER, Eginald: „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“, herausgegeben von Michaela Nowotnick, Hermannstadt Bonn 2012 Schlatter ist ein anerkannter Schriftsteller der siebenbürgisch sächsischen Minderheit in Rumänien. Die Herausgeberin des vorliegenden Buches hat ihre Doktorarbeit über Schlattner geschrieben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß sie auf einen Koffer mit alten Manuskripten, die teilweise von den Mäusen angefressen waren. Diese Geschichten publizierte sie. Sechs Erzählungen, zu denen sie im zweiten Teil des Buches Erklärungen des Entstehens abgibt. In der ersten Geschichte „Gefährte Rebhuhn“ nimmt Schlattner Bezug auf die Verhältnisse im Ceausescu System. Geschildert an Hand eines Vermessungsbüros, in dem er selbst als Student in den Ferien gearbeitet hat. Hier wird der politische Einfluss aufgezeigt. In der zweiten Erzählung „Gediegenes Erz“ zeigt er, wie die Sudentendeutschen unterdrückt sind und der Proponent – ebenfalls ein Student – seine Altersgenossen dazu aneifert wieder selbstbewusster aufzutreten. Sie organsierten sich wieder in ihren alten Erinnerungen. Eine Musikkapelle, eine Tanzgruppe und andere Organisationen entstehen, in denen sie auf ihre Gesellschaft hinweisen. In der Geschichte kommt es zu einem Fest, an dem auch Rumänen teilnehmen und die Sachsen mit Hochachtung sehen. Diese Geschichte wurde seinerzeit verboten. Schlattner saß im Gefängnis. Das Apfelbett ist eine lustige Geschichte. Ein junger Pfarrer wird mit seiner Frau in ein Dorf versetzt. Er will sehr sachlich und fromm auftreten. Seiner Frau gefällt das Konservative nicht und es kommt am Jahrmarkt zu einem Eklat. Der junge Pfarrer wird blamiert. Sie droht zur Mutter zurückzugehen. In der Nacht findet er seine junge Frau in einem Apfelregal im Keller schlafend und bringt sie zu Bett. Seine böse Predigt gegen die Frau wirft er in den Papierkorb und bereitet eine konservative vor. Dann zwei kleine Geschichten. „Jemand steht im Weg“: auf einer Wanderung im Winter trifft er auf ein weinendes Mädchen und bemüht sich um sie. „Eine Zigarette“ ist die Erzählung einer unbeantworteten Liebe. Der Verliebte irrt durch die Nacht. Eine Zigarette gibt ihm Trost. Die letzte Geschichte gab dem Buch den Namen „Mein Nachbar, der König“. Sie entstand nach der politischen Wende in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und handelt nicht in Rumänien, sondern in Badgastein in Österreich. Ein rumänischer Bischof mit Anhang machte Urlaub in einem Hotel. Da kam es zu einem Zusammentreffen mit einer Frau aus der Schweiz, vom Genfersee. Ihr Nachbar ist der ehemalige König von Rumänien und sie erzählt den drei Rumänen wie er lebt. Diese Erzählung gibt dem Buch nicht nur den Namen, sie ist auch die beste. Alle 6 Geschichten geben Einblick in die Lebensweise der Minderheit der Schlesier in Rumänien. |
Pluhar, Erika Marisa. Geschichte einer Freundschaft Buch insel verlag, 2020. @book{Pluhar2020, title = {Marisa. Geschichte einer Freundschaft}, author = {Erika Pluhar}, year = {2020}, date = {2020-04-27}, publisher = {insel verlag}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Marisa. Geschichte einer Freundschaft“, Berlin 2017 Eine Biografie über die Schauspielerin Marisa Mell. Sie war eine Studienkollegin am Rainhard Seminar in Wien von Erika Pluhar. Die beiden waren ihr ganzes Leben – mit Abständen – verbunden. Einerseits war es nach dem Tod von Marisa ein Anliegen von Erika Pluhar eine Biografie zu schreiben, andererseits ist es sicher schwierig über jemanden, zu dem man eine freundschaftliche und innige Beziehung hat, zu schreiben. Aber auch da kommt für den Leser mehr Emotion durch als von einer sachlichen Abhandlung. Manchmal hat man als Leser auch das Gefühl, Pluhar schreibt angetrieben von schlechtem Gewissen und dass sie viele Dinge für ihre Freundin nicht gemacht hat. Die Autorin der Biografie und Marisa waren zwar Studienkolleginnen und Freundinnen, aber doch verschieden. Die eine, eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und Autorin und die andere hatte ihre Stärke im Film. Jede machte Karriere und trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Erika Pluhar beschreibt des Leben Marisa Mells an Hand von persönlichen Begebenheiten. Bausteine, die das Leben ergeben. Sie scheut aber auch nicht davor zurück manche Dinge kritisch zu sehen. Marisa Mell ist verarmt gestorben. Pluhar war eine der wenigen Personen, die sich um die verarmte, leidende und sterbende Frau gekümmert hat. Sie hat – und das spürt man beim Lesen – selbst gelitten und ist ein Stück des Sterbens mitgegangen. Ein großer Teil des Buches handelt vom Sterbeprozess. Für mich persönlich war es auch ein Erinnern an meinen Freund, der im Buch E. genannt wird und Lebensgefährte Pluhars war. Ich habe mit ihm studiert und auch ein Buch mit ihm herausgegeben. Leider ist er zu früh in seinem späteren Wohnort Venedig gestorben. In diesem Buch stand er für mich wieder auf. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } PLUHAR, Erika: „Marisa. Geschichte einer Freundschaft“, Berlin 2017 Eine Biografie über die Schauspielerin Marisa Mell. Sie war eine Studienkollegin am Rainhard Seminar in Wien von Erika Pluhar. Die beiden waren ihr ganzes Leben – mit Abständen – verbunden. Einerseits war es nach dem Tod von Marisa ein Anliegen von Erika Pluhar eine Biografie zu schreiben, andererseits ist es sicher schwierig über jemanden, zu dem man eine freundschaftliche und innige Beziehung hat, zu schreiben. Aber auch da kommt für den Leser mehr Emotion durch als von einer sachlichen Abhandlung. Manchmal hat man als Leser auch das Gefühl, Pluhar schreibt angetrieben von schlechtem Gewissen und dass sie viele Dinge für ihre Freundin nicht gemacht hat. Die Autorin der Biografie und Marisa waren zwar Studienkolleginnen und Freundinnen, aber doch verschieden. Die eine, eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und Autorin und die andere hatte ihre Stärke im Film. Jede machte Karriere und trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Erika Pluhar beschreibt des Leben Marisa Mells an Hand von persönlichen Begebenheiten. Bausteine, die das Leben ergeben. Sie scheut aber auch nicht davor zurück manche Dinge kritisch zu sehen. Marisa Mell ist verarmt gestorben. Pluhar war eine der wenigen Personen, die sich um die verarmte, leidende und sterbende Frau gekümmert hat. Sie hat – und das spürt man beim Lesen – selbst gelitten und ist ein Stück des Sterbens mitgegangen. Ein großer Teil des Buches handelt vom Sterbeprozess. Für mich persönlich war es auch ein Erinnern an meinen Freund, der im Buch E. genannt wird und Lebensgefährte Pluhars war. Ich habe mit ihm studiert und auch ein Buch mit ihm herausgegeben. Leider ist er zu früh in seinem späteren Wohnort Venedig gestorben. In diesem Buch stand er für mich wieder auf. |
CAMUS, Albert Die Pest Buch 2020. @book{CAMUS2020, title = {Die Pest}, author = {Albert CAMUS}, year = {2020}, date = {2020-04-19}, abstract = {CAMUS, Albert: „Die Pest“, Hamburg 2020 Mit der COVID19 Pandemie erlebt dieser Roman wieder neues Leben. Viele Leute – so auch ich – lesen und hören es und ziehen Rückschlüsse auf die aktuelle Situation. Der Roman spielt in der algerischen Stadt Oran. Es ist die Heimatstadt der Frau des Dichters, weshalb er sie sehr genau beschreiben kann. Auch hat er selbst einige Zeit dort gearbeitet. Die Geschichte beginnt mit einem Rattensterben, das dann im zweiten Schritt auf den Menschen übergreift und die Einwohnerzahl der Stadt täglich reduziert. Camus verwendet den Arzt Dr. Bernard Rieux, der auch die Hauptfigur ist, als den Erzähler. An Hand eines Dutzends von Personen wird der Verlauf dieser Epidemie sehr anschaulich und direkt erzählt. Der Zugang der Kirche wird durch einen Pater dargestellt und jener der Juristen durch einen Richter. Den medizinischen Sektor deckt der erzählende Arzt selbst ab und die Verwaltung spiegelt der Gouverneur wider. Der Roman ist wie ein Drama in 5 Kapitel (Akte) gegliedert. Ich setze Akte in Klammer, weil es den Roman auch als Theaterstück gibt. Der Verlauf der Seuche geht von April (Frühling) bis Jänner (Winter). Im ersten Kapitel sterben die Ratten und die Pest bricht aus. Das zweite Kapitel spielt im Sommer und die Pest wird intensiver. Die Seuche erreicht im Spätsommer – beschrieben im dritten Kapitel – ihren Höhepunkt. Im Herbst, als es kühler wird – 4. Kapitel – sterben weiter Menschen. Ein Serum wurde gefunden und ein die Erkrankungs- und Sterberaten gehen zurück. Im letzten, dem 5. Kapitel, endet die Pest. Die im April begonnene Seuche endete im Jänner des Folgejahres. Die Frage, ob die Pest die Menschen der Stadt verändert haben wird, wird aufgeworfen. Es entsteht ein Dialog zwischen „ja“ und „nein“. Ob sie im Leben der Menschen Spuren hinterlassen wird bleibt offen. Der Roman selbst hat noch einen negativen Nachlauf: auf der einen Seite feiern die Einwohner schon das Ende auf den Straßen und andererseits verliert Dr. Rieux zwei Freunde. Einer stirbt noch als einer der letzten Pestkranken. Sein Hinübergehen wird sehr detailliert beschrieben. Ein anderer wird verrückt und schisst auf die feiernden Menschen. Und letztlich verliert er auch seine eigene Frau, die sich in einer Klinik außerhalb der Stadt befindet. Das Leben der Stadt beginnt aber wieder. Züge und Schiffe fahren wieder aus der Enklave hinaus und kommen herein. Menschen, die Monatelang getrennt waren finden wieder zusammen. Als Zeichen des Endes kommen auch die Ratten wieder hervor. Für manche Menschen kam das Ende der Pest zu schnell. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } CAMUS, Albert: „Die Pest“, Hamburg 2020 Mit der COVID19 Pandemie erlebt dieser Roman wieder neues Leben. Viele Leute – so auch ich – lesen und hören es und ziehen Rückschlüsse auf die aktuelle Situation. Der Roman spielt in der algerischen Stadt Oran. Es ist die Heimatstadt der Frau des Dichters, weshalb er sie sehr genau beschreiben kann. Auch hat er selbst einige Zeit dort gearbeitet. Die Geschichte beginnt mit einem Rattensterben, das dann im zweiten Schritt auf den Menschen übergreift und die Einwohnerzahl der Stadt täglich reduziert. Camus verwendet den Arzt Dr. Bernard Rieux, der auch die Hauptfigur ist, als den Erzähler. An Hand eines Dutzends von Personen wird der Verlauf dieser Epidemie sehr anschaulich und direkt erzählt. Der Zugang der Kirche wird durch einen Pater dargestellt und jener der Juristen durch einen Richter. Den medizinischen Sektor deckt der erzählende Arzt selbst ab und die Verwaltung spiegelt der Gouverneur wider. Der Roman ist wie ein Drama in 5 Kapitel (Akte) gegliedert. Ich setze Akte in Klammer, weil es den Roman auch als Theaterstück gibt. Der Verlauf der Seuche geht von April (Frühling) bis Jänner (Winter). Im ersten Kapitel sterben die Ratten und die Pest bricht aus. Das zweite Kapitel spielt im Sommer und die Pest wird intensiver. Die Seuche erreicht im Spätsommer – beschrieben im dritten Kapitel – ihren Höhepunkt. Im Herbst, als es kühler wird – 4. Kapitel – sterben weiter Menschen. Ein Serum wurde gefunden und ein die Erkrankungs- und Sterberaten gehen zurück. Im letzten, dem 5. Kapitel, endet die Pest. Die im April begonnene Seuche endete im Jänner des Folgejahres. Die Frage, ob die Pest die Menschen der Stadt verändert haben wird, wird aufgeworfen. Es entsteht ein Dialog zwischen „ja“ und „nein“. Ob sie im Leben der Menschen Spuren hinterlassen wird bleibt offen. Der Roman selbst hat noch einen negativen Nachlauf: auf der einen Seite feiern die Einwohner schon das Ende auf den Straßen und andererseits verliert Dr. Rieux zwei Freunde. Einer stirbt noch als einer der letzten Pestkranken. Sein Hinübergehen wird sehr detailliert beschrieben. Ein anderer wird verrückt und schisst auf die feiernden Menschen. Und letztlich verliert er auch seine eigene Frau, die sich in einer Klinik außerhalb der Stadt befindet. Das Leben der Stadt beginnt aber wieder. Züge und Schiffe fahren wieder aus der Enklave hinaus und kommen herein. Menschen, die Monatelang getrennt waren finden wieder zusammen. Als Zeichen des Endes kommen auch die Ratten wieder hervor. Für manche Menschen kam das Ende der Pest zu schnell. |
HENNING, Peter Die Tüchtigen Buch 2020. @book{HENNING2020, title = {Die Tüchtigen}, author = {Peter HENNING}, year = {2020}, date = {2020-04-15}, abstract = {HENNING, Peter: „Die Tüchtigen“, München 2019 Auf Grund einer Verwechslung habe ich diesen Roman gekauft. Erst beim Lesen kam ich dahinter, dass dies nicht „mein“ Dichter ist. Eine einfache Allerweltgeschichte einer oberen Gesellschaftsschicht breitete sich mir aus. Als Nachkriegskind habe ich gelernt alles, was auf den Teller kommt aufzuessen. So habe ich eben auch diesen 670 Seiten starken Roman fertiggelesen und meine Corona-Quarantänezeit vertrieben. Vom Thema ist es aber nicht die richtige Literatur für eine verordnete Abgeschiedenheit. 4 Ehepaare feiern in einem holländischen, am Meer gelegenen Nobelhotel, den 50. Geburtstag einer Frau – Katherina - aus der Runde. Acht Personen sind vier Tage beisammen und lernen sich näher kennen, obwohl sie sich vorher schon Freunde genannt haben, merken sie, wie fremd sie sich sind. Das Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Eines ist jedem der Geburtstagstage gewidmet und das letzte – „Vier Tage später“- zeigt die Situation danach. Die einzelnen Kapitel sind in Unterbereiche gegliedert, in denen Tagebuchartig die einzelnen Probanden die jeweilige Situation widergeben. Bereit bei der Anreise – alle kommen aus Deutschland – werden sie dem Leser vorgestellt. Man lernt verschiedene Menschen kennen. Alle aus einer oberen Mittelschicht. Reiche Leute. Neureich. Viele von ihnen keine Intellektuellen. Reich gewordene Geschäftsleute, die dies auch durch riesige und schnelle Autos zeigen. Da ist Tom der Wertpapierhändler, der während des Hollandaufenthalts knapp einer Pleite entrinnt. Marc, der mit seiner Freundin kam und der – die Ringe bereits im Hosensack – während dieses Aufenthalts sich verloben will. Letztlich geht aber alles in Brüche und er stirbt bei einem Autounfall. Robert, der Mann des Geburt6stagskinds ist Pilot und Frauenheld. Normal erscheint nur das Ehepaar Feline, einer Lehrerin und Stefan, einem nervenkranken selbstständigen Toningenieur. Die Frau ist die starke und betreut ihren Mann Stefan wie ein „Riesenbaby“. Die Beiden halten noch die traditionelle Ehe und Treue hoch, obwohl im Zuge des Buches ein Seitensprung von Feline publik wird. In den vier Tagen finden laufend Beleidigungen und Streits statt. Zu guter Letzt kommt es am vorletzten Tag bei einem Bootsausflug fast zu einem Schiffsunglück, das alle sehr verändert hat. Es wird gestritten, obwohl man ja bei einer Geburtstagsfeier ist. Die doch schon älteren Paare versuchen es auch mit Drogen, die in Holland frei käuflich sind. Aber auch das bringt nur Negatives hervor. Dem Geburtstagskind ging es so, als sei sie am falschen Ort zur falschen Zeit: „Sie hatte plötzlich das Gefühl gehabt, in einem dieser sozialkritischen schwedischen Filme gelandet zu sein, in dem eine Gruppe von Leuten, die eigentlich vorhat, gemeinsam zu feiern, sich Zug um Zug als ein Haufen gestörter Psychofreaks erweist.“ (Seite 239) Wie erwähnt, im letzten Kapitel kommt jede der acht (sieben) Romanfiguren wieder zu Wort und schildern wie ihr Leben nach diesem Geburtstagswochenende aussieht. Diesen „Reigen“ beginnt Ann, die sich immer um ihren Vater sorgte. Während ihrer Abwesenheit verletzte er sich und kam ins Krankenhaus. Jetzt betreut sie ihn, den alten Mann, der sich indirekt auf sein Lebensende vorbereitet. „Ihr Vater wirkte auf sie wie jemand, dessen Leben zwar weiterlief, in dem die Zeit aber zum Stillstand gekommen war. Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war zusammengebrochen, er war buchstäblich aus der Zeit gefallen.“ (Seite 633) Robert, dem Mann von Katherina ergeht es mit dem Vater anders: er hasst ihn. Selbst bei dem Versuch mit ihm gemeinsam seine Vorfahren in Schottland auszuforschen zerstreitet er sich und lässt seinen alten Herrn alleine fliegen. Er zieht es vor die drei geplanten Tage mit dem Vater lieber mit einer Geliebten zu verbringen. Die Ehefrau bereitet aber – ohne dass er es weiß – die Scheidung vor. Sie selbst hat drei Erfolgsbücher am Markt und der Verleger wartet auf das nächste Manuskript. Sie hat aber eine Schreibhemmung. Erst als sie die vergangenen Tage anlässlich ihres Geburtstags überdenkt sieht sie den Stoff für ein neues Buch und nennt es – so wie der Titel des vorliegenden „Die Tüchtigen“. Der Roman enthält viele Fakten und Emotionen. Aber alles im allem blieb es für mich trivial Literatur. Der Autor lässt die Qualität seines Buches der Hauptfigur des Romans, der Schriftstellerin Katherina, auf Seite 194 selbst definieren: „Sie schrieb etwas, das sowohl etwas von der „hohen“ Literatur hatte als auch vom anderen, von den Kritikern ungeliebten großen Bruder, der Unterhaltung.“ }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HENNING, Peter: „Die Tüchtigen“, München 2019 Auf Grund einer Verwechslung habe ich diesen Roman gekauft. Erst beim Lesen kam ich dahinter, dass dies nicht „mein“ Dichter ist. Eine einfache Allerweltgeschichte einer oberen Gesellschaftsschicht breitete sich mir aus. Als Nachkriegskind habe ich gelernt alles, was auf den Teller kommt aufzuessen. So habe ich eben auch diesen 670 Seiten starken Roman fertiggelesen und meine Corona-Quarantänezeit vertrieben. Vom Thema ist es aber nicht die richtige Literatur für eine verordnete Abgeschiedenheit. 4 Ehepaare feiern in einem holländischen, am Meer gelegenen Nobelhotel, den 50. Geburtstag einer Frau – Katherina - aus der Runde. Acht Personen sind vier Tage beisammen und lernen sich näher kennen, obwohl sie sich vorher schon Freunde genannt haben, merken sie, wie fremd sie sich sind. Das Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Eines ist jedem der Geburtstagstage gewidmet und das letzte – „Vier Tage später“- zeigt die Situation danach. Die einzelnen Kapitel sind in Unterbereiche gegliedert, in denen Tagebuchartig die einzelnen Probanden die jeweilige Situation widergeben. Bereit bei der Anreise – alle kommen aus Deutschland – werden sie dem Leser vorgestellt. Man lernt verschiedene Menschen kennen. Alle aus einer oberen Mittelschicht. Reiche Leute. Neureich. Viele von ihnen keine Intellektuellen. Reich gewordene Geschäftsleute, die dies auch durch riesige und schnelle Autos zeigen. Da ist Tom der Wertpapierhändler, der während des Hollandaufenthalts knapp einer Pleite entrinnt. Marc, der mit seiner Freundin kam und der – die Ringe bereits im Hosensack – während dieses Aufenthalts sich verloben will. Letztlich geht aber alles in Brüche und er stirbt bei einem Autounfall. Robert, der Mann des Geburt6stagskinds ist Pilot und Frauenheld. Normal erscheint nur das Ehepaar Feline, einer Lehrerin und Stefan, einem nervenkranken selbstständigen Toningenieur. Die Frau ist die starke und betreut ihren Mann Stefan wie ein „Riesenbaby“. Die Beiden halten noch die traditionelle Ehe und Treue hoch, obwohl im Zuge des Buches ein Seitensprung von Feline publik wird. In den vier Tagen finden laufend Beleidigungen und Streits statt. Zu guter Letzt kommt es am vorletzten Tag bei einem Bootsausflug fast zu einem Schiffsunglück, das alle sehr verändert hat. Es wird gestritten, obwohl man ja bei einer Geburtstagsfeier ist. Die doch schon älteren Paare versuchen es auch mit Drogen, die in Holland frei käuflich sind. Aber auch das bringt nur Negatives hervor. Dem Geburtstagskind ging es so, als sei sie am falschen Ort zur falschen Zeit: „Sie hatte plötzlich das Gefühl gehabt, in einem dieser sozialkritischen schwedischen Filme gelandet zu sein, in dem eine Gruppe von Leuten, die eigentlich vorhat, gemeinsam zu feiern, sich Zug um Zug als ein Haufen gestörter Psychofreaks erweist.“ (Seite 239) Wie erwähnt, im letzten Kapitel kommt jede der acht (sieben) Romanfiguren wieder zu Wort und schildern wie ihr Leben nach diesem Geburtstagswochenende aussieht. Diesen „Reigen“ beginnt Ann, die sich immer um ihren Vater sorgte. Während ihrer Abwesenheit verletzte er sich und kam ins Krankenhaus. Jetzt betreut sie ihn, den alten Mann, der sich indirekt auf sein Lebensende vorbereitet. „Ihr Vater wirkte auf sie wie jemand, dessen Leben zwar weiterlief, in dem die Zeit aber zum Stillstand gekommen war. Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war zusammengebrochen, er war buchstäblich aus der Zeit gefallen.“ (Seite 633) Robert, dem Mann von Katherina ergeht es mit dem Vater anders: er hasst ihn. Selbst bei dem Versuch mit ihm gemeinsam seine Vorfahren in Schottland auszuforschen zerstreitet er sich und lässt seinen alten Herrn alleine fliegen. Er zieht es vor die drei geplanten Tage mit dem Vater lieber mit einer Geliebten zu verbringen. Die Ehefrau bereitet aber – ohne dass er es weiß – die Scheidung vor. Sie selbst hat drei Erfolgsbücher am Markt und der Verleger wartet auf das nächste Manuskript. Sie hat aber eine Schreibhemmung. Erst als sie die vergangenen Tage anlässlich ihres Geburtstags überdenkt sieht sie den Stoff für ein neues Buch und nennt es – so wie der Titel des vorliegenden „Die Tüchtigen“. Der Roman enthält viele Fakten und Emotionen. Aber alles im allem blieb es für mich trivial Literatur. Der Autor lässt die Qualität seines Buches der Hauptfigur des Romans, der Schriftstellerin Katherina, auf Seite 194 selbst definieren: „Sie schrieb etwas, das sowohl etwas von der „hohen“ Literatur hatte als auch vom anderen, von den Kritikern ungeliebten großen Bruder, der Unterhaltung.“ |
NEUMANN, Gunther 2020. @book{NEUMANN2020, title = {Über allem und nichts}, author = {Gunther NEUMANN}, year = {2020}, date = {2020-04-03}, abstract = {NEUMANN, Günther: „Über allem und nichts“, Salzburg Wien 2020 Eine junge Pilotin erzählt aus ihrem Leben. Wie sie als Kind eine Einzelgängerin war, sich an die Sommerferien bei der Großmutter am bayrischen See erinnert. Sie studierte Naturwissenschaften. Wohnte mit einem Freund aus der Mittelschule zusammen. Später dann ihre Karriere von der Flugbegleiterin über die Copilotin zur Flugkapitänin. Ein typisch männlicher Beruf, in dem sie sich behaupten musste. Das private Leben blieb zurück. Freundschaften waren bei diesem Beruf schwierig. Der Dienst bei einer europäischen Billig-Airline verlangt von ihren Mitarbeitern das letzte. Auch Clara verausgabt sich und vernachlässigt ihr privates Leben. Viele Seiten des Buches nimmt das Herauskehren ihres Seelenlebens in Anspruch. Eine Frau, die nicht weiß welchen Mann sie vertrauen, lieben soll. Die nur eines im Sinn hat: Karriere als Pilotin großer Flugzeuge. Der innere Zwist frisst an ihr, verunsichert und destabilisiert sie. Sie hat Angst, dass ihre innere Unausgeglichenheit sichtbar wird und dabei ihre Karriere negativ beeinflussen könnte. Sogar vor den Maschinen und Computern fürchtet sie sich. „Wann wird es soweit sein, dass eine verpflichtende App das unterdrückte Zittern deiner Stimme und Mikrosensoren deinen biometrischen Status online an ein Kontrollzentrum weiterleiten? Dann bist du ein Datenpaket, ein Algorithmus wird mehr über dich wissen als du selbst; du wirst dich in einer Datenwolke auflösen, wirst ersetzt werden, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert, die Maschine wird dich nicht mehr brauchen und selbst fliegen, vielleicht verlässlicher als ein verrückter Copilot, der den Flieger in einen Berg crasht. Aber du bist ja jetzt schon eine Maschinenfrau, denkt sie im Cockpit, lacht noch fahrig, du siehst nicht einmal mehr die Wolkengebilde draußen, denkt sie, bevor ihr entfleischtes Ich im Taumel der aerodynamischen Gaukelei letzte Reste von Körperempfinden verliert.“ (Seite 123) Alles kam bei dieser Frau durcheinander. Nicht nur seelisch, auch körperlich. „Auf jeden Fall hatte sie keine tiefen Eindrücke mehr außer Bauchschmerzen, Hunger, Tag, Nacht, innere Uhr, Raster aus Rhythmen, ihr Stoffwechsel war durcheinander. Auf drei Tage Verstopfung folgte in Santo Domingo Durchfall …“ (Seite 118) Sie war nirgends zu Hause. Immer unterwegs. „Sie war unterwegs und kam nicht vom Fleck.“ (Seite 116) Bei ihren schlaflosen Nächsten denkt sie nach und erzählt dem Leser auch von ihren Großeltern. Der Großmutter die noch an das Deutsche Reich glaubte. Natürlich kommt auch der berühmte Pilot Saint-Exupéry zu Wort: „Liebe sei nicht, einander anzustarren, sondern in die gleiche Richtung zu schauen.“ (Seite 84) Das Problem ihrer Liebesprobleme liegt auch an ihrer technischen Ausrichtung „Zwischen Null und Eins war kein Platz für Gefühlsduselei. Sorgen galten den Turbinengeräuschen, nicht ihr.“ (Seite 20) Sie schaffte es letztlich Kapitänin zu werden. Doch dieser Höhenflug dauerte nicht lange: die Flugfirma ging pleite und sie verlor den Job. Jetzt stürzte sie noch tiefer. Schlaftabletten waren zu schwach um Schlaf zu bieten. Erst als sie sich entschied auf ein Ehe- oder Familienleben zu verzichten und sich dem Beruf des Fliegens zu widmen nahm sie einen Job in Tansania an und sie war seelisch geheilt. Stilistisch ist das Buch in kurzen Sätzen, manchmal nur Stichwörtern geschrieben. Ein Stil, der viel Information in wenig Worten vermittelt. Letztlich lässt sich der Inhalt aber mit zwei Sachbegriffen zusammenfassen: Flugzeugtechnik und Psyche. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } NEUMANN, Günther: „Über allem und nichts“, Salzburg Wien 2020 Eine junge Pilotin erzählt aus ihrem Leben. Wie sie als Kind eine Einzelgängerin war, sich an die Sommerferien bei der Großmutter am bayrischen See erinnert. Sie studierte Naturwissenschaften. Wohnte mit einem Freund aus der Mittelschule zusammen. Später dann ihre Karriere von der Flugbegleiterin über die Copilotin zur Flugkapitänin. Ein typisch männlicher Beruf, in dem sie sich behaupten musste. Das private Leben blieb zurück. Freundschaften waren bei diesem Beruf schwierig. Der Dienst bei einer europäischen Billig-Airline verlangt von ihren Mitarbeitern das letzte. Auch Clara verausgabt sich und vernachlässigt ihr privates Leben. Viele Seiten des Buches nimmt das Herauskehren ihres Seelenlebens in Anspruch. Eine Frau, die nicht weiß welchen Mann sie vertrauen, lieben soll. Die nur eines im Sinn hat: Karriere als Pilotin großer Flugzeuge. Der innere Zwist frisst an ihr, verunsichert und destabilisiert sie. Sie hat Angst, dass ihre innere Unausgeglichenheit sichtbar wird und dabei ihre Karriere negativ beeinflussen könnte. Sogar vor den Maschinen und Computern fürchtet sie sich. „Wann wird es soweit sein, dass eine verpflichtende App das unterdrückte Zittern deiner Stimme und Mikrosensoren deinen biometrischen Status online an ein Kontrollzentrum weiterleiten? Dann bist du ein Datenpaket, ein Algorithmus wird mehr über dich wissen als du selbst; du wirst dich in einer Datenwolke auflösen, wirst ersetzt werden, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert, die Maschine wird dich nicht mehr brauchen und selbst fliegen, vielleicht verlässlicher als ein verrückter Copilot, der den Flieger in einen Berg crasht. Aber du bist ja jetzt schon eine Maschinenfrau, denkt sie im Cockpit, lacht noch fahrig, du siehst nicht einmal mehr die Wolkengebilde draußen, denkt sie, bevor ihr entfleischtes Ich im Taumel der aerodynamischen Gaukelei letzte Reste von Körperempfinden verliert.“ (Seite 123) Alles kam bei dieser Frau durcheinander. Nicht nur seelisch, auch körperlich. „Auf jeden Fall hatte sie keine tiefen Eindrücke mehr außer Bauchschmerzen, Hunger, Tag, Nacht, innere Uhr, Raster aus Rhythmen, ihr Stoffwechsel war durcheinander. Auf drei Tage Verstopfung folgte in Santo Domingo Durchfall …“ (Seite 118) Sie war nirgends zu Hause. Immer unterwegs. „Sie war unterwegs und kam nicht vom Fleck.“ (Seite 116) Bei ihren schlaflosen Nächsten denkt sie nach und erzählt dem Leser auch von ihren Großeltern. Der Großmutter die noch an das Deutsche Reich glaubte. Natürlich kommt auch der berühmte Pilot Saint-Exupéry zu Wort: „Liebe sei nicht, einander anzustarren, sondern in die gleiche Richtung zu schauen.“ (Seite 84) Das Problem ihrer Liebesprobleme liegt auch an ihrer technischen Ausrichtung „Zwischen Null und Eins war kein Platz für Gefühlsduselei. Sorgen galten den Turbinengeräuschen, nicht ihr.“ (Seite 20) Sie schaffte es letztlich Kapitänin zu werden. Doch dieser Höhenflug dauerte nicht lange: die Flugfirma ging pleite und sie verlor den Job. Jetzt stürzte sie noch tiefer. Schlaftabletten waren zu schwach um Schlaf zu bieten. Erst als sie sich entschied auf ein Ehe- oder Familienleben zu verzichten und sich dem Beruf des Fliegens zu widmen nahm sie einen Job in Tansania an und sie war seelisch geheilt. Stilistisch ist das Buch in kurzen Sätzen, manchmal nur Stichwörtern geschrieben. Ein Stil, der viel Information in wenig Worten vermittelt. Letztlich lässt sich der Inhalt aber mit zwei Sachbegriffen zusammenfassen: Flugzeugtechnik und Psyche. |
IRVING, John Laßt die Bären los Buch 2020. @book{IRVING2020b, title = {Laßt die Bären los}, author = {John IRVING}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. |
Irving, John Laßt die Bären los! Buch 2020. @book{Irving2020, title = {Laßt die Bären los!}, author = {John Irving}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. |
WOLF, Viktoria 2020. @book{WOLF2020, title = {König im Tal der Könige}, author = {Viktoria WOLF}, year = {2020}, date = {2020-03-20}, abstract = {WOLF, Viktoria: „König im Tal der Könige“, Frankfurt 1954 In der Quarantäne während des Corona Virus lese ich auch Bücher, die schon lange ungelesen im Regal stehen. Dieses hatte eine besondere Bedeutung, gehörte es doch – so sagt es die Inschrift am ersten Deckblatt – der schon lange verstorbenen Mutter meines Bruders. Die Autorin – eine geborene Deutsche mit jüdischen Eltern – emigrierte und wurde zur Amerikanerin. Auch ihr Name änderte sich durch zwei Eheschließungen. Zuerst hieß sie Wolf und in der zweiten Ehe Wolff. Ihr zweiter Mann meinte, sie könne sich nicht mehr neuvermählen, denn einen Wolf mit drei f gäbe es nicht. Das vorliegende Buch entführt nach Ägypten in die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eine junge Frau – si ist aus Russland über Umwege nach England emigriert – schlägt sich recht und schlecht durch Leben. Ausgelöst durch einen Unfall bekommt sie einen Job als Sekretärin für eine Ausgrabungsexpedition im Tal der Könige in Ägypten. Ihre Situation einer Migrantin definiert sie so, wie es auch heute noch Gültigkeit haben könnte: „Man zählt den Geburtsort, nicht das Gefühl. Wo also werde ich je wieder mitgezählt? Nirgends. Nicht einmal in Moskau, wo ich geboren bin. Auswandern geht rasch, aber Einwandern, das wird wohl niemals, niemals gehen. Fliehen ja; aber aufgenommen werden ...? Immer wieder wird dieses leere Lächeln kommen, dieses Achselzucken des Fremdseins und Nichtverstehgenwollens: „Ausländer“.“ (Seite 114/115) Das Land, in dem sie arbeiten darf – Ägypten -, begeistert sie. Ihr Chef definiert die Ägypter sehr einfach: „Sie konnten nicht glauben, dass das Leben mit dem Tod zu Ende sei. Ihr Totenkult ist eine Apotheose des Optimismus. Sie waren anders als später die Griechen, die ihre Leichen verbrennen ließen. Die Ägypter waren dreidimensionale Menschen. Die Griechen waren zweidimensional.“ (Seite 94) Sie arbeitete in der Wüste. Es war Sommer und Niemand ging da aus oder fuhr in diese heiße Gegend. „Dazu kam, dass dieses Leben in völliger Einsamkeit, ohne Ablenkung, ohne Lärm und ohne fremde Menschen unsere Nerven sensibler machte.“ (Seite 85) Letztlich verliebt sie sich in ihren Chef. Dieser grub bereits mehrere Jahre im Wüstensand um ein Grab zu finden. Für dieses Buch fand er ein sehr bedeutendes. Er wird ein gefeierter Mann in Ägypten. Große Feste werden gegeben. Auch seine Ehefrau, die sich schon mehrere Jahre nicht mehr um ihn kümmert kommt angereist. Das verschlechtert die Stimmung und zeigt die Probleme der jungen Verliebten gegenüber der Ehefrau des Geliebten. Der Freund wurde im Land und in seiner Branche berühmt. Damit kamen auch Neider, die ihm Probleme machten und verleumdeten. Grabbeigaben kommen am Antiquitätenmarkt zum Verkauf. Der Direktor des archäologischen Museums in Kairo beschuldigt das englische Team. Das Grab wurde beraubt. Die Proponentin versteckt sich mit Männern im Arbeitszelt nahe zum Grabeingang und tatsächlich: zwei Polizisten vom Ort stehlen im Auftrag des Direktors des Museums. Es kam zu einer Schießerei, bei der Sonja, die Hauptperson des Romans verletzt wurde und ins Spital nach Kairo kam. Der Roman hat letztlich ein kitschiges Happy End. Die Ehefrau stimmt einer Scheidung zu und das Liebespaar kann heiraten. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WOLF, Viktoria: „König im Tal der Könige“, Frankfurt 1954 In der Quarantäne während des Corona Virus lese ich auch Bücher, die schon lange ungelesen im Regal stehen. Dieses hatte eine besondere Bedeutung, gehörte es doch – so sagt es die Inschrift am ersten Deckblatt – der schon lange verstorbenen Mutter meines Bruders. Die Autorin – eine geborene Deutsche mit jüdischen Eltern – emigrierte und wurde zur Amerikanerin. Auch ihr Name änderte sich durch zwei Eheschließungen. Zuerst hieß sie Wolf und in der zweiten Ehe Wolff. Ihr zweiter Mann meinte, sie könne sich nicht mehr neuvermählen, denn einen Wolf mit drei f gäbe es nicht. Das vorliegende Buch entführt nach Ägypten in die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eine junge Frau – si ist aus Russland über Umwege nach England emigriert – schlägt sich recht und schlecht durch Leben. Ausgelöst durch einen Unfall bekommt sie einen Job als Sekretärin für eine Ausgrabungsexpedition im Tal der Könige in Ägypten. Ihre Situation einer Migrantin definiert sie so, wie es auch heute noch Gültigkeit haben könnte: „Man zählt den Geburtsort, nicht das Gefühl. Wo also werde ich je wieder mitgezählt? Nirgends. Nicht einmal in Moskau, wo ich geboren bin. Auswandern geht rasch, aber Einwandern, das wird wohl niemals, niemals gehen. Fliehen ja; aber aufgenommen werden ...? Immer wieder wird dieses leere Lächeln kommen, dieses Achselzucken des Fremdseins und Nichtverstehgenwollens: „Ausländer“.“ (Seite 114/115) Das Land, in dem sie arbeiten darf – Ägypten -, begeistert sie. Ihr Chef definiert die Ägypter sehr einfach: „Sie konnten nicht glauben, dass das Leben mit dem Tod zu Ende sei. Ihr Totenkult ist eine Apotheose des Optimismus. Sie waren anders als später die Griechen, die ihre Leichen verbrennen ließen. Die Ägypter waren dreidimensionale Menschen. Die Griechen waren zweidimensional.“ (Seite 94) Sie arbeitete in der Wüste. Es war Sommer und Niemand ging da aus oder fuhr in diese heiße Gegend. „Dazu kam, dass dieses Leben in völliger Einsamkeit, ohne Ablenkung, ohne Lärm und ohne fremde Menschen unsere Nerven sensibler machte.“ (Seite 85) Letztlich verliebt sie sich in ihren Chef. Dieser grub bereits mehrere Jahre im Wüstensand um ein Grab zu finden. Für dieses Buch fand er ein sehr bedeutendes. Er wird ein gefeierter Mann in Ägypten. Große Feste werden gegeben. Auch seine Ehefrau, die sich schon mehrere Jahre nicht mehr um ihn kümmert kommt angereist. Das verschlechtert die Stimmung und zeigt die Probleme der jungen Verliebten gegenüber der Ehefrau des Geliebten. Der Freund wurde im Land und in seiner Branche berühmt. Damit kamen auch Neider, die ihm Probleme machten und verleumdeten. Grabbeigaben kommen am Antiquitätenmarkt zum Verkauf. Der Direktor des archäologischen Museums in Kairo beschuldigt das englische Team. Das Grab wurde beraubt. Die Proponentin versteckt sich mit Männern im Arbeitszelt nahe zum Grabeingang und tatsächlich: zwei Polizisten vom Ort stehlen im Auftrag des Direktors des Museums. Es kam zu einer Schießerei, bei der Sonja, die Hauptperson des Romans verletzt wurde und ins Spital nach Kairo kam. Der Roman hat letztlich ein kitschiges Happy End. Die Ehefrau stimmt einer Scheidung zu und das Liebespaar kann heiraten. |
HANDKE, Peter Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte Buch 2020. @book{HANDKE2020, title = {Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-03-16}, abstract = {HANDKE, Peter: „Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte“, Berlin 2020 Bücher liest man, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. Heute macht man dies oft in einem der Internetmedien, aber Bücher haben dieselbe Faszination. Man lebt mit, vom Dichter erfundenen, nicht realen Menschen und erlebt deren Leben. Bei Handke ist es aber mehr ein Genuss der Formulierungen und eine Faszination, die aus seinen Texten kommt. Lesen, nicht um des Inhalts willen, sondern um die Art wie es geschrieben wurde. Ein wahres Genusslesen. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Obwohl er im Content sehr detailgenau berichtet. Wie sich die Vögel verhalten, wenn er an ihnen vorbei geht. Es ist sein erstes Buch nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. Sicher eine gute Sache für den Verlag. Viele Leute werden das Buch kaufen. Aber es ist ein gutes Buch. Wieder kommt die Mutter zu Wort. Eine Journalistin hat sie wegen ihres positiven Auftritts nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland negativ beschrieben. Handke will sie rächen. Das Ziel der Rache kommt aber erst später im Lesen zum Vorschein. Vorher geht es ausschließlich um Aufbruch und Beschreibung der Umgebung seines Wohnorts in der Nähe von Paris. Die Stadt, die hinter den Hügeln, die der Dichter von seinem Fenster aus sehen kann, liegt. „Der höchste der Hügel, gerahmt vom Fensterkreuz zu seinen Füßen, blieb der höchste der Hügel, und der Name, der mir ursprünglich, unwillkürlich, im Spaß, für ihn gekommen war, blieb ihm über die Jahrzehnte, und inzwischen längst bei mir und in mich eingebürgert: „Der Ewige Hügel“, „Der Ewige Hügel von Vélizy“.“ (Seite 35) Vom nahegelegenen Bahnhof kann man in die Stadt fahren. Das Hotel am Bahnhof hat aber seine Funktion verloren. Es hat keine Gäste mehr. Nur Unterstandslose, unter die sich der Dichter mischt bewohnen es noch. „Seit inzwischen unvordenklich langem war das Hotel, samt Bar, des „Voyageurs“, der Reisenden, schräg gegenüber dem Bahnhof, weder Hotel noch Bar mehr. Die dritte und oberste Etage war umgebaut in Ein-Zimmer-Apartments, deren Bewohner man höchstens als ferne Silhouetten zu Gesicht bekam.“ (Seite 26) Als die Bar wieder geöffnet wird, gesellt sich auch der Dichter zu den Besuchern. Im vorliegenden Buch beschreibt er einige der Personen. Vor allem mit dem Hintergrund, sie zu einem Racheakt zu bewegen; quasi als Auftragsmörder für ihn zu agieren. Man erfährt auch Persönliches über den Dichter. Etwa, dass er nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein intensiver Leser ist: „Kein Tag ohne Lesen in einem Buch, Buchstabieren, Entziffern.“ (Seite 60) In den ersten 90 Seiten geht es um „Späte Rache“, die er seiner Mutter schuldet. Er nennt es „verübte Wortschurkerei“ an seiner Mutter. Eine Journalistin hat sie als überzeugte Nazianhängerin hingestellt. Das wollte er, der Dichter rächen und brach zu einem Rachefeldzug auf. Im zweiten Abschnitt, dem „Zweiten Schwert“ spitzt sich das Drama zu. Mit einer Tramway und Bussen fährt er zum Tatort und die Wegstrecke wird detailliert beschrieben. Auch alle Menschen, die ihm begegnen, wie etwa ein pensionierter Richter, werden genau vorgestellt. Kinder in der Tram. Frauen, die ihn anschauen oder ignorieren. Der besagte Richter bestätigt ihn noch in seinem Rachefeldzug mit „Es lebe das Recht!“ (Seite 133) Letztlich landet er in einer Bahnhofsbar. Alle Menschen, die ihm am Weg dorthin begegnet sind finden sich ein (wirklich dichterisch!) Als er dann auf einem Wirtshausfernseher sein Opfer, die besagte Journalistin, sieht, kommt er zu einem Entschluss, denn ich hier nicht verraten will. Bei einem Kriminalroman sagt man auch nicht wer der Täter ist. Der Leser muss es selbst erlesen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HANDKE, Peter: „Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte“, Berlin 2020 Bücher liest man, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. Heute macht man dies oft in einem der Internetmedien, aber Bücher haben dieselbe Faszination. Man lebt mit, vom Dichter erfundenen, nicht realen Menschen und erlebt deren Leben. Bei Handke ist es aber mehr ein Genuss der Formulierungen und eine Faszination, die aus seinen Texten kommt. Lesen, nicht um des Inhalts willen, sondern um die Art wie es geschrieben wurde. Ein wahres Genusslesen. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Obwohl er im Content sehr detailgenau berichtet. Wie sich die Vögel verhalten, wenn er an ihnen vorbei geht. Es ist sein erstes Buch nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. Sicher eine gute Sache für den Verlag. Viele Leute werden das Buch kaufen. Aber es ist ein gutes Buch. Wieder kommt die Mutter zu Wort. Eine Journalistin hat sie wegen ihres positiven Auftritts nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland negativ beschrieben. Handke will sie rächen. Das Ziel der Rache kommt aber erst später im Lesen zum Vorschein. Vorher geht es ausschließlich um Aufbruch und Beschreibung der Umgebung seines Wohnorts in der Nähe von Paris. Die Stadt, die hinter den Hügeln, die der Dichter von seinem Fenster aus sehen kann, liegt. „Der höchste der Hügel, gerahmt vom Fensterkreuz zu seinen Füßen, blieb der höchste der Hügel, und der Name, der mir ursprünglich, unwillkürlich, im Spaß, für ihn gekommen war, blieb ihm über die Jahrzehnte, und inzwischen längst bei mir und in mich eingebürgert: „Der Ewige Hügel“, „Der Ewige Hügel von Vélizy“.“ (Seite 35) Vom nahegelegenen Bahnhof kann man in die Stadt fahren. Das Hotel am Bahnhof hat aber seine Funktion verloren. Es hat keine Gäste mehr. Nur Unterstandslose, unter die sich der Dichter mischt bewohnen es noch. „Seit inzwischen unvordenklich langem war das Hotel, samt Bar, des „Voyageurs“, der Reisenden, schräg gegenüber dem Bahnhof, weder Hotel noch Bar mehr. Die dritte und oberste Etage war umgebaut in Ein-Zimmer-Apartments, deren Bewohner man höchstens als ferne Silhouetten zu Gesicht bekam.“ (Seite 26) Als die Bar wieder geöffnet wird, gesellt sich auch der Dichter zu den Besuchern. Im vorliegenden Buch beschreibt er einige der Personen. Vor allem mit dem Hintergrund, sie zu einem Racheakt zu bewegen; quasi als Auftragsmörder für ihn zu agieren. Man erfährt auch Persönliches über den Dichter. Etwa, dass er nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein intensiver Leser ist: „Kein Tag ohne Lesen in einem Buch, Buchstabieren, Entziffern.“ (Seite 60) In den ersten 90 Seiten geht es um „Späte Rache“, die er seiner Mutter schuldet. Er nennt es „verübte Wortschurkerei“ an seiner Mutter. Eine Journalistin hat sie als überzeugte Nazianhängerin hingestellt. Das wollte er, der Dichter rächen und brach zu einem Rachefeldzug auf. Im zweiten Abschnitt, dem „Zweiten Schwert“ spitzt sich das Drama zu. Mit einer Tramway und Bussen fährt er zum Tatort und die Wegstrecke wird detailliert beschrieben. Auch alle Menschen, die ihm begegnen, wie etwa ein pensionierter Richter, werden genau vorgestellt. Kinder in der Tram. Frauen, die ihn anschauen oder ignorieren. Der besagte Richter bestätigt ihn noch in seinem Rachefeldzug mit „Es lebe das Recht!“ (Seite 133) Letztlich landet er in einer Bahnhofsbar. Alle Menschen, die ihm am Weg dorthin begegnet sind finden sich ein (wirklich dichterisch!) Als er dann auf einem Wirtshausfernseher sein Opfer, die besagte Journalistin, sieht, kommt er zu einem Entschluss, denn ich hier nicht verraten will. Bei einem Kriminalroman sagt man auch nicht wer der Täter ist. Der Leser muss es selbst erlesen. |
TROST, Ernst Prinz Eugen Eine Biographie Buch 2020. @book{TROST2020, title = {Prinz Eugen Eine Biographie}, author = {Ernst TROST}, year = {2020}, date = {2020-03-11}, abstract = {TROST, Ernst: „Prinz Eugen. Eine Biographie“, Wien 1996 Jeder Österreicher hat zwar in der Schule vom Feldherrn Prinz Eugen gelernt, ein ihm gewidmetes Lied gesungen und Touristen besuchen sein Sommerschloss Belvedere in Wien. Dass dieser Mann aber dem Kriegsführen nachging wie ein Arbeiter seinem Job in der Fabrik oder ein Manager seinen Aufgaben in einem Betrieb wird einem in dieser Biografie bewusst gemacht. Prinz Eugen entstammt zwar dem französischen Königshaus, eine Karriere wurde ihm in seiner Heimat aber nicht möglich gemacht, sodass er sich in den Dienst der österreichischen Herrschaft stellte und treuer als vielleicht so mancher Österreicher wurde. Sein ganzes Leben führte er Armeen und Kriege für die Österreicher und mit großem Engagement kämpfte er auch gegen seine eigenen Landsleute, die Franzosen. Der dauerhafte Einsatz im Krieg wird von Ernst Trost sehr prägnant beschrieben: „Seit der Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde fast pausenlos irgendwo gekämpft – vom Mittelmeer und der Iberischen Halbinsel bis in die Weiten Russlands, Heere standen einander in Skandinavien gegenüber, am Rhein, in den Niederlanden, in Frankreich, in Oberitalien, Feldzüge führten nach Ungarn und in die Tiefen des Balkans.“ (Seite 228) „40 Jahre lang hatte er auf den Schlachtfeldern Europas den Bestand der Monarchie gesichert, ihr Gebiet um ein Vielfache vermehrt und ihre Großmachtstellung begründet.“ (Seite 285) Das vorliegende Buch erzählt von den zahlreichen Schlachten, deren Plätze der Autor während des Schreibens besuchte und so die Jetztzeit mit jener des angehenden 18. Jahrhunderts gegenüberstellt. Im ersten Kapitel wird auf den ersten Sieg Prinz Eugens in Zenta 1697 eingegangen. In Österreich musste er sich hochdienen und kämpfte lange Jahre mit dem Aufstellen fehlender, finanzieller Mittel. Seinen großen Namen machte er sich aber mit dem Vertreiben der Türken und namhaften Schlachten gegen sie. Damit veränderte er auch Städte wie Wien, die für ihre Einwohner schon zu klein geworden waren. Die Vertreibung der Türken brachte Frieden und die Möglichkeit außerhalb der Stadtmauern Häuser zu bauen und zu wohnen. Prinz Eugen setzte mit seinem Sommerschloss Belvedere selbst ein Zeichen dafür. Mit seinen Siegen wurde er eine europäische Berühmtheit. Der russische Zar bot ihm nach der Einnahme Polens die Königskrone für Polen an. Er aber lehnte ab und blieb dem österreichischen Kaiser treu. Im hohen Alter, als er nicht mehr an der Front stand, widmete er sich zunehmend seinen Schlössern und seiner Sammlerleidenschaft. Friedlich konnte er sterben. „Am nächsten Morgen als das Klingelzeichen des Prinzen ausblieb und auch sein Husten nicht zu hören war, betrat der Diener das Schlafzimmer. Er fand seinen Herrn, so wie er ihn in der Nacht hatte liegen gesehen. Prinz Eugen von Savoyen war tot, entschlafen, wie das Wort es sagt … Seine Züge strahlten Ruhe aus, sein Leben war widerstandslos, ohne ein Aufbäumen, ohne Schmerzen verbraucht. Ohne letzte Worte und ohne Testament.“ (Seite 331) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TROST, Ernst: „Prinz Eugen. Eine Biographie“, Wien 1996 Jeder Österreicher hat zwar in der Schule vom Feldherrn Prinz Eugen gelernt, ein ihm gewidmetes Lied gesungen und Touristen besuchen sein Sommerschloss Belvedere in Wien. Dass dieser Mann aber dem Kriegsführen nachging wie ein Arbeiter seinem Job in der Fabrik oder ein Manager seinen Aufgaben in einem Betrieb wird einem in dieser Biografie bewusst gemacht. Prinz Eugen entstammt zwar dem französischen Königshaus, eine Karriere wurde ihm in seiner Heimat aber nicht möglich gemacht, sodass er sich in den Dienst der österreichischen Herrschaft stellte und treuer als vielleicht so mancher Österreicher wurde. Sein ganzes Leben führte er Armeen und Kriege für die Österreicher und mit großem Engagement kämpfte er auch gegen seine eigenen Landsleute, die Franzosen. Der dauerhafte Einsatz im Krieg wird von Ernst Trost sehr prägnant beschrieben: „Seit der Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde fast pausenlos irgendwo gekämpft – vom Mittelmeer und der Iberischen Halbinsel bis in die Weiten Russlands, Heere standen einander in Skandinavien gegenüber, am Rhein, in den Niederlanden, in Frankreich, in Oberitalien, Feldzüge führten nach Ungarn und in die Tiefen des Balkans.“ (Seite 228) „40 Jahre lang hatte er auf den Schlachtfeldern Europas den Bestand der Monarchie gesichert, ihr Gebiet um ein Vielfache vermehrt und ihre Großmachtstellung begründet.“ (Seite 285) Das vorliegende Buch erzählt von den zahlreichen Schlachten, deren Plätze der Autor während des Schreibens besuchte und so die Jetztzeit mit jener des angehenden 18. Jahrhunderts gegenüberstellt. Im ersten Kapitel wird auf den ersten Sieg Prinz Eugens in Zenta 1697 eingegangen. In Österreich musste er sich hochdienen und kämpfte lange Jahre mit dem Aufstellen fehlender, finanzieller Mittel. Seinen großen Namen machte er sich aber mit dem Vertreiben der Türken und namhaften Schlachten gegen sie. Damit veränderte er auch Städte wie Wien, die für ihre Einwohner schon zu klein geworden waren. Die Vertreibung der Türken brachte Frieden und die Möglichkeit außerhalb der Stadtmauern Häuser zu bauen und zu wohnen. Prinz Eugen setzte mit seinem Sommerschloss Belvedere selbst ein Zeichen dafür. Mit seinen Siegen wurde er eine europäische Berühmtheit. Der russische Zar bot ihm nach der Einnahme Polens die Königskrone für Polen an. Er aber lehnte ab und blieb dem österreichischen Kaiser treu. Im hohen Alter, als er nicht mehr an der Front stand, widmete er sich zunehmend seinen Schlössern und seiner Sammlerleidenschaft. Friedlich konnte er sterben. „Am nächsten Morgen als das Klingelzeichen des Prinzen ausblieb und auch sein Husten nicht zu hören war, betrat der Diener das Schlafzimmer. Er fand seinen Herrn, so wie er ihn in der Nacht hatte liegen gesehen. Prinz Eugen von Savoyen war tot, entschlafen, wie das Wort es sagt … Seine Züge strahlten Ruhe aus, sein Leben war widerstandslos, ohne ein Aufbäumen, ohne Schmerzen verbraucht. Ohne letzte Worte und ohne Testament.“ (Seite 331) |
SCHUTTING, Julian Blickrichtungen Buch 2020. @book{SCHUTTING2020, title = {Blickrichtungen}, author = {Julian SCHUTTING}, year = {2020}, date = {2020-02-27}, abstract = {SCHUTTING, Julian: „Blickrichtungen“, Sankt Pölten-Salzburg-Wien2013 Schutting fasst in diesem Buch Reisegeschichten zusammen. Sie sind teilweise in einer sonderbaren Form geschrieben und Großbuchstaben werden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Die Reiseberichte führen in verschiedenste Länder und Städte. Meist sind die Berichte aber negativ und stellen die Schlagseiten in den Vordergrund. In Moskau wird ausführlich über die Bettler berichtet und sich über die Bauten des Kremls lustig gemacht. In Sankt Petersburg wird von der Beisetzung der Zarenfamilie berichtet. Obwohl er in der Einleitung negativ über den Massentourismus schreibt, ist er selbst Teilnehmer solcher Gruppen, mit denen er durch Kiew, Moskau Vietnam und Moskau zieht. In Ägypten ist es eine traditionelle Nilkreuzfahrt, wie sie hunderttausende Touristen machen. Trotzdem versucht der Autor SEINE Reise als eine alternative hinzustellen – und wenn es nur um die Erzählung eines ausgebissenen Zahns in einem Fladenbrot geht. Aber auch das sind Dinge, die vielen Touristen passieren können. In Japan ist er überhaupt in einer deutschsprachigen Gruppe und besucht als solche Tempelanlagen und jammert über den Jetlag. Vietnam wird gar in nur einer Woche – inklusive Flügen – bereist. Da kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass man die Eigenheiten des Landes erlebt hat. Im Iran fährt er in einer „Karawane“, bestehend aus Architekten, Fotografen und Literaten, nach Teheran, Schiras, Yasd und Isfahan auf ausgetretenen Touristenpfaden. Irgendwie schließt Schutting hier an den Zeittrend der Tageszeitungen an, für die nur negative Meldungen wichtig sind. So ist auch dieses Buch eine Ansammlung von negativen Erzählungen aus aller Welt. Es ist kein motivierendes Buch für den Leser. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHUTTING, Julian: „Blickrichtungen“, Sankt Pölten-Salzburg-Wien2013 Schutting fasst in diesem Buch Reisegeschichten zusammen. Sie sind teilweise in einer sonderbaren Form geschrieben und Großbuchstaben werden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Die Reiseberichte führen in verschiedenste Länder und Städte. Meist sind die Berichte aber negativ und stellen die Schlagseiten in den Vordergrund. In Moskau wird ausführlich über die Bettler berichtet und sich über die Bauten des Kremls lustig gemacht. In Sankt Petersburg wird von der Beisetzung der Zarenfamilie berichtet. Obwohl er in der Einleitung negativ über den Massentourismus schreibt, ist er selbst Teilnehmer solcher Gruppen, mit denen er durch Kiew, Moskau Vietnam und Moskau zieht. In Ägypten ist es eine traditionelle Nilkreuzfahrt, wie sie hunderttausende Touristen machen. Trotzdem versucht der Autor SEINE Reise als eine alternative hinzustellen – und wenn es nur um die Erzählung eines ausgebissenen Zahns in einem Fladenbrot geht. Aber auch das sind Dinge, die vielen Touristen passieren können. In Japan ist er überhaupt in einer deutschsprachigen Gruppe und besucht als solche Tempelanlagen und jammert über den Jetlag. Vietnam wird gar in nur einer Woche – inklusive Flügen – bereist. Da kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass man die Eigenheiten des Landes erlebt hat. Im Iran fährt er in einer „Karawane“, bestehend aus Architekten, Fotografen und Literaten, nach Teheran, Schiras, Yasd und Isfahan auf ausgetretenen Touristenpfaden. Irgendwie schließt Schutting hier an den Zeittrend der Tageszeitungen an, für die nur negative Meldungen wichtig sind. So ist auch dieses Buch eine Ansammlung von negativen Erzählungen aus aller Welt. Es ist kein motivierendes Buch für den Leser. |
WILDE, Oscar Das Bildnis des Dorian Gray Buch 2020. @book{WILDE2020, title = {Das Bildnis des Dorian Gray}, author = {Oscar WILDE}, year = {2020}, date = {2020-02-24}, abstract = {WILDE, Oscar: „Das Bildnis von Dorian Gray“, München 196? Es ist der einzige Roman des erfolgreichen irischen Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert und er gilt auch als sein Hauptwerk. Die Hauptfigur ist ein schöner junger Mann, der reich ist und nicht altert. Die körperlichen Veränderungen macht ein Portrait von ihm durch, das er dann wegsperrt, um nicht zu sehen, wie die Zeit nach ihm greift. Wilde nennt das Bild auch Spiegelbild der Seele. Der reiche, junge Mann führt ein lasterhaftes Leben. Letztlich ermordet er den Maler des Bildes, das seine Veränderungen aufzeigt. Diese Tat verkraftet er genauso wenig wie den Selbstmord einer jungen Schauspielerin, der er die Heirat versprochen und sie dann verstoßen hatte. Er begeht mit jenem Messer, mit dem er den Maler umgebracht hatte, Selbstmord. Stilistisch ist es ein Werk des 19. Jahrhunderts, das manche Passagen sehr detailreich und verspielt beschreibt. Die Struktur und das Schema des Romans sind aber großartig. Ein Roman der Weltliteratur, den man auch in hundert Jahren noch lesen wird. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WILDE, Oscar: „Das Bildnis von Dorian Gray“, München 196? Es ist der einzige Roman des erfolgreichen irischen Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert und er gilt auch als sein Hauptwerk. Die Hauptfigur ist ein schöner junger Mann, der reich ist und nicht altert. Die körperlichen Veränderungen macht ein Portrait von ihm durch, das er dann wegsperrt, um nicht zu sehen, wie die Zeit nach ihm greift. Wilde nennt das Bild auch Spiegelbild der Seele. Der reiche, junge Mann führt ein lasterhaftes Leben. Letztlich ermordet er den Maler des Bildes, das seine Veränderungen aufzeigt. Diese Tat verkraftet er genauso wenig wie den Selbstmord einer jungen Schauspielerin, der er die Heirat versprochen und sie dann verstoßen hatte. Er begeht mit jenem Messer, mit dem er den Maler umgebracht hatte, Selbstmord. Stilistisch ist es ein Werk des 19. Jahrhunderts, das manche Passagen sehr detailreich und verspielt beschreibt. Die Struktur und das Schema des Romans sind aber großartig. Ein Roman der Weltliteratur, den man auch in hundert Jahren noch lesen wird. |
WINKLER, Josef Der Stadtschreiber von Kalkutta Buch 2020. @book{WINKLER2020, title = {Der Stadtschreiber von Kalkutta}, author = {Josef WINKLER}, year = {2020}, date = {2020-02-21}, abstract = {WINKLER, Josef: „Der Stadtschreiber von Kalkutta“, Berlin 2019 Winkler schildert in diesem Buch seine Eindrücke von der indischen Stadt Kalkutta. Anscheinend einem Stipendium folgend hatte er in der Stadt ein Hotel bezogen. Er wurde personell umsorgt von einem Diener, der vor seiner Zimmertür wartete und einer Fremdenführerin, die ihn begleitet. Meist saß er aber alleine mit seinem Notizbuch, in das er mit einer Füllfeder seine Eindrücke schreibt. Dabei geht es um Erlebnisse am Markt. Den Handel mit Fleisch, Obst und sonstigen Waren. Er beobachtet Menschen und beschreibt sie für den Leser in stakkatoartigen Sätzen. Vieles wiederholt sich. Die einzelnen Kapitel erscheinen wie Tageserzählungen, die meist mit dem Hinweis auf das Aussehen des Notizbuchs enden. Vieles wiederholt sich. In manchen Kapiteln kommen dieselben Personen und dieselben Handlungen vor. Das Buch vermittelt das Gefühl, dass es als Tribut für den Stipendiums-Sponsor geschrieben wurde. Also ein „Abarbeiten“ einer Schuld. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WINKLER, Josef: „Der Stadtschreiber von Kalkutta“, Berlin 2019 Winkler schildert in diesem Buch seine Eindrücke von der indischen Stadt Kalkutta. Anscheinend einem Stipendium folgend hatte er in der Stadt ein Hotel bezogen. Er wurde personell umsorgt von einem Diener, der vor seiner Zimmertür wartete und einer Fremdenführerin, die ihn begleitet. Meist saß er aber alleine mit seinem Notizbuch, in das er mit einer Füllfeder seine Eindrücke schreibt. Dabei geht es um Erlebnisse am Markt. Den Handel mit Fleisch, Obst und sonstigen Waren. Er beobachtet Menschen und beschreibt sie für den Leser in stakkatoartigen Sätzen. Vieles wiederholt sich. Die einzelnen Kapitel erscheinen wie Tageserzählungen, die meist mit dem Hinweis auf das Aussehen des Notizbuchs enden. Vieles wiederholt sich. In manchen Kapiteln kommen dieselben Personen und dieselben Handlungen vor. Das Buch vermittelt das Gefühl, dass es als Tribut für den Stipendiums-Sponsor geschrieben wurde. Also ein „Abarbeiten“ einer Schuld. |
McEWAN, Ian Maschinen wie ich Buch 2020. @book{McEWAN2020, title = {Maschinen wie ich}, author = {Ian McEWAN}, year = {2020}, date = {2020-02-16}, abstract = {McEWAN, Ian: „Maschinen wie ich“, Zürich 2019 Die ersten Sätze eines Buches sollen einprägsam und stark sein. Diese Theorie habe ich einmal gelesen und Ian McEwan kommt dem sofort nach, wenn er beginnt: „Es war der Hoffnungsschimmer einer religiösen Sehrnsucht, es war der Heilige Gral der Wissenschaft. Unsere höchsten und niedersten Erwartungen wurden geweckt von diesem wahr gewordenen Schöpfungsmythos, diesem ungeheuerlichen Akt der Selbstverliebtheit. … Pathetisch gesagt strebten wir danach, unserer Sterblichkeit zu entrinnen, Gott mit seinem perfekten Ebenbild zu konfrontieren oder gar zu ersetzen. Praktischer gedacht wollten wir eine verbesserte, modernere Version unserer selbst schaffen und die Freuden des Erfindens genießen, das Hochgefühl wahrer Meisterschaft.“ (Seite 9) Im Buch geht es um das Zusammenleben mit einem Roboter, der sehr menschenähnlich ist. Charlie kaufte ihn von einer Erbschaft. Das Verhaltensprofil des neuen Weggefährten muss selbst eingegeben werden. Eine Charakterbeschreibung, die er sich mit seiner Nachbarin, die er verehrt teilt. So entsteht das Verhaltensprofil des Roboters. Der Roboter – ein männlicher, genannt Adam – mischte sich aber zunehmend in sein privates Leben ein. Er verliebt sich in dieselbe Frau wie Charlie, sein Besitzer. Letztlich erweist er sich aber als hilfreich, indem er mit Aktien zu handeln beginnt und das junge Liebespaar reich macht. Der Reichtum zerfließt aber am Ende. Adam, der Robotermensch wird immer selbstständiger und bringt die Geliebte seines Herrn – die er auch selbst verehrt – zur Anzeige, was in einer Kerkerstrafe endet. Das verdiente Geld – Charlie hatte es in bar in der Wohnung aufbewahrt – verschenkt der Roboter an hilfsbedürftige Organisationen und das vor der Hochzeit stehende Paar ist ruiniert. Das Haus, das sie kaufen wollten ist außer Reichweite und die Braut muss nach der Hochzeit ins Gefängnis. Vor Wut zertrümmert Charlie dem Roboter den Kopf und seine Rechnerleistung. Noch im Absterben gesteht er das wahre Ausmaß seiner Aktionen. Einen Buben, den das junge Paar adoptieren wollte bekamen sie nicht, weil die Frau vorbestraft war. Dazwischen wird vom Autor auch Zeitgeschichtliches aus England, wie der Falklandkrieg und die Regierungszeit von Premierministerin Thatcher, werden eingeflochten. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Roboter – Mensch wird großartig abgehandelt. Aber auch die emotionellen Seiten werden angeschlagen und geben dem Buch eine großartige Spannung. Viele abgehandelten Themen regen zum weiteren Nachdenken an. Ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } McEWAN, Ian: „Maschinen wie ich“, Zürich 2019 Die ersten Sätze eines Buches sollen einprägsam und stark sein. Diese Theorie habe ich einmal gelesen und Ian McEwan kommt dem sofort nach, wenn er beginnt: „Es war der Hoffnungsschimmer einer religiösen Sehrnsucht, es war der Heilige Gral der Wissenschaft. Unsere höchsten und niedersten Erwartungen wurden geweckt von diesem wahr gewordenen Schöpfungsmythos, diesem ungeheuerlichen Akt der Selbstverliebtheit. … Pathetisch gesagt strebten wir danach, unserer Sterblichkeit zu entrinnen, Gott mit seinem perfekten Ebenbild zu konfrontieren oder gar zu ersetzen. Praktischer gedacht wollten wir eine verbesserte, modernere Version unserer selbst schaffen und die Freuden des Erfindens genießen, das Hochgefühl wahrer Meisterschaft.“ (Seite 9) Im Buch geht es um das Zusammenleben mit einem Roboter, der sehr menschenähnlich ist. Charlie kaufte ihn von einer Erbschaft. Das Verhaltensprofil des neuen Weggefährten muss selbst eingegeben werden. Eine Charakterbeschreibung, die er sich mit seiner Nachbarin, die er verehrt teilt. So entsteht das Verhaltensprofil des Roboters. Der Roboter – ein männlicher, genannt Adam – mischte sich aber zunehmend in sein privates Leben ein. Er verliebt sich in dieselbe Frau wie Charlie, sein Besitzer. Letztlich erweist er sich aber als hilfreich, indem er mit Aktien zu handeln beginnt und das junge Liebespaar reich macht. Der Reichtum zerfließt aber am Ende. Adam, der Robotermensch wird immer selbstständiger und bringt die Geliebte seines Herrn – die er auch selbst verehrt – zur Anzeige, was in einer Kerkerstrafe endet. Das verdiente Geld – Charlie hatte es in bar in der Wohnung aufbewahrt – verschenkt der Roboter an hilfsbedürftige Organisationen und das vor der Hochzeit stehende Paar ist ruiniert. Das Haus, das sie kaufen wollten ist außer Reichweite und die Braut muss nach der Hochzeit ins Gefängnis. Vor Wut zertrümmert Charlie dem Roboter den Kopf und seine Rechnerleistung. Noch im Absterben gesteht er das wahre Ausmaß seiner Aktionen. Einen Buben, den das junge Paar adoptieren wollte bekamen sie nicht, weil die Frau vorbestraft war. Dazwischen wird vom Autor auch Zeitgeschichtliches aus England, wie der Falklandkrieg und die Regierungszeit von Premierministerin Thatcher, werden eingeflochten. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Roboter – Mensch wird großartig abgehandelt. Aber auch die emotionellen Seiten werden angeschlagen und geben dem Buch eine großartige Spannung. Viele abgehandelten Themen regen zum weiteren Nachdenken an. Ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden. |
SCHNEIDER, Anna-Maria Das Geheimnis der Libellen Buch 2020. @book{SCHNEIDER2020, title = {Das Geheimnis der Libellen}, author = {Anna-Maria SCHNEIDER}, year = {2020}, date = {2020-02-11}, abstract = {SCHNEIDER, Anna-Maria: „Das Geheimnis der Libellen“, Hinterbrühl 2019 Auf den ersten Blick ist es ein Kinderbuch. Schön, für das Niveau von Kleinkindern illustriert. Beim Lesen wird das Thema aber tiefgreifend und beschäftigt sich mit dem Tod und der Zeit danach. Die Autorin greift dabei auf das Beispiel der Libellen zurück. Die Großmutter erklärt einem Mädchen namens Lilli, wie Libellen entstehen, und dass sie ihren Körper abstreifen und als neues Lebewesen weiterleben. Als dann die Großmutter stirbt und ihre Eltern sehr traurig sind, erklärt sie ihnen an Hand der Libellen, dass die Großmutter weiterlebt. So können Kinder Erwachsenen den Weg zeigen. Auch dieses Buch. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHNEIDER, Anna-Maria: „Das Geheimnis der Libellen“, Hinterbrühl 2019 Auf den ersten Blick ist es ein Kinderbuch. Schön, für das Niveau von Kleinkindern illustriert. Beim Lesen wird das Thema aber tiefgreifend und beschäftigt sich mit dem Tod und der Zeit danach. Die Autorin greift dabei auf das Beispiel der Libellen zurück. Die Großmutter erklärt einem Mädchen namens Lilli, wie Libellen entstehen, und dass sie ihren Körper abstreifen und als neues Lebewesen weiterleben. Als dann die Großmutter stirbt und ihre Eltern sehr traurig sind, erklärt sie ihnen an Hand der Libellen, dass die Großmutter weiterlebt. So können Kinder Erwachsenen den Weg zeigen. Auch dieses Buch. |
KLAR, Elisabeth Himmelwärts Buch 2020. @book{KLAR2020, title = {Himmelwärts}, author = {Elisabeth KLAR}, year = {2020}, date = {2020-02-05}, abstract = {KLAR, Elisabeth: „Himmelwärts“, Salzburg Wien 2020 Der Roman ist ein Sprachrohr der Andersdenkenden. Derer, die sich um die aktuelle rechte Politik Sorgen machen. Ja, sogar Vergleiche zwischen Brasilien und Österreich werden angestellt. Die Geschichte handelt auch in diesen beiden Ländern. Der Titel „Himmelwärts“ kommt vom Namen einer Bar, in der sich Menschen, die gesucht werden und untertauchen müssen treffen. Ausgefallene Gestalten. Menschen, die in die Haut anderer schlüpfen. Da ist Sylvia, die eine Füchsin war und in einem Menschenhaut geschlüpft ist. Aber am Ende fällt sie wieder in ihre alte Tierhaut zurück. Da ist Jonathan, dem Engelsflügel wachsen, die von der Medizin als Tumore bezeichnet wurden und ihm weggeschnitten, amputiert wurden. Jonathan lebt in Wien und arbeitet für eine NGO. Er übersiedelt nach Brasilien und wird mit den dortigen Problemen konfrontiert: Abholzung des Dschungelwalds, Unterdrückung der Einheimischen, Terror und Kriminalität. Er hat ein Verhältnis mit einem Mann. Homosexualität gab es immer schon und in der Literatur wurde sie nur etwas verhalten wie in Oskar Wildes „Dorian Gray“ angesprochen. Hier kommt das Thema sehr direkt und detailliert auf das Tapet. Es ist eine mythische, fantastische, ja märchenhafte Geschichte, bei der Menschen und Tiere ineinander verschmelzen. Sind denn nicht manche tierischen Eigenschaften auch solche von Menschen? Flüchtlinge und Unterdrückte sind oft Gehetzte wie Tiere … }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KLAR, Elisabeth: „Himmelwärts“, Salzburg Wien 2020 Der Roman ist ein Sprachrohr der Andersdenkenden. Derer, die sich um die aktuelle rechte Politik Sorgen machen. Ja, sogar Vergleiche zwischen Brasilien und Österreich werden angestellt. Die Geschichte handelt auch in diesen beiden Ländern. Der Titel „Himmelwärts“ kommt vom Namen einer Bar, in der sich Menschen, die gesucht werden und untertauchen müssen treffen. Ausgefallene Gestalten. Menschen, die in die Haut anderer schlüpfen. Da ist Sylvia, die eine Füchsin war und in einem Menschenhaut geschlüpft ist. Aber am Ende fällt sie wieder in ihre alte Tierhaut zurück. Da ist Jonathan, dem Engelsflügel wachsen, die von der Medizin als Tumore bezeichnet wurden und ihm weggeschnitten, amputiert wurden. Jonathan lebt in Wien und arbeitet für eine NGO. Er übersiedelt nach Brasilien und wird mit den dortigen Problemen konfrontiert: Abholzung des Dschungelwalds, Unterdrückung der Einheimischen, Terror und Kriminalität. Er hat ein Verhältnis mit einem Mann. Homosexualität gab es immer schon und in der Literatur wurde sie nur etwas verhalten wie in Oskar Wildes „Dorian Gray“ angesprochen. Hier kommt das Thema sehr direkt und detailliert auf das Tapet. Es ist eine mythische, fantastische, ja märchenhafte Geschichte, bei der Menschen und Tiere ineinander verschmelzen. Sind denn nicht manche tierischen Eigenschaften auch solche von Menschen? Flüchtlinge und Unterdrückte sind oft Gehetzte wie Tiere … |
Rainer, NOWAK (Hrsg.) 1945. Der Beginn Booklet 2020. @booklet{Rainer2020, title = {1945. Der Beginn}, editor = {NOWAK Rainer}, year = {2020}, date = {2020-01-31}, abstract = {NOWAK, Rainer (Hg): „1945. Der Beginn. Die Presse“, Wien 2020 Ich bin selbst ein später geborener, der aber doch nicht die Auswirkungen – vor allem wirtschaftliche – des Zweiten Weltkrieges mitbekam. Das vorliegende Buch brachte mir aber mehr Verständnis für meine Eltern und deren Generation. Diese Publikation ist aber auch eine wichtige Aufklärung für junge und jüngere Menschen. Sie werden vielleicht nicht die Texte lesen, aber die Bilder und Fotos sind einprägsam und veranschaulichen, was die Nachkriegsgenerationen aus dem zerbombten Österreich machten. Vielleicht schrecken die heutigen Einwohner unseres Landes doch vor einem Nationalsozialismus und Extrempolitik zurück. Schön habe ich auch empfunden, dass den Frauen der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugeteilt wurde und zuerst über sie und erst später von den Politikern – die bisher im Mittelpunkt standen – berichtet wird. Dieses Heft wäre auch eine sehr gute und wichtige Aufklärungslektüre für Schulen. }, month = {01}, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } NOWAK, Rainer (Hg): „1945. Der Beginn. Die Presse“, Wien 2020 Ich bin selbst ein später geborener, der aber doch nicht die Auswirkungen – vor allem wirtschaftliche – des Zweiten Weltkrieges mitbekam. Das vorliegende Buch brachte mir aber mehr Verständnis für meine Eltern und deren Generation. Diese Publikation ist aber auch eine wichtige Aufklärung für junge und jüngere Menschen. Sie werden vielleicht nicht die Texte lesen, aber die Bilder und Fotos sind einprägsam und veranschaulichen, was die Nachkriegsgenerationen aus dem zerbombten Österreich machten. Vielleicht schrecken die heutigen Einwohner unseres Landes doch vor einem Nationalsozialismus und Extrempolitik zurück. Schön habe ich auch empfunden, dass den Frauen der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugeteilt wurde und zuerst über sie und erst später von den Politikern – die bisher im Mittelpunkt standen – berichtet wird. Dieses Heft wäre auch eine sehr gute und wichtige Aufklärungslektüre für Schulen. |
CEMING Katharina WERLITZ, Jürgen Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften Buch 2020. @book{CEMING2020, title = {Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften}, author = {CEMING, Katharina WERLITZ, Jürgen}, year = {2020}, date = {2020-01-21}, abstract = {CEMING, Katharina; WERLITZ, Jürgen: „Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften“, Wiesbaden 2004 Zu Beginn des Christentums gab es nur das Alte Testament. Die ersten Christen gaben dann Geschichten über Jesus und die Anfänge weiter und verwendeten diese auch in ihren Messfeiern. Mehrere Bistümer waren inzwischen entstanden. Unter der Federführung von Rom kam es dann zu einer Vereinheitlichung der Geschichten (Evangelien). Das Auswahlkriterium dazu war es, nur jene Erzählungen als offiziell gelten zu lassen, die von allen existierenden Bistümern verwendet wurden. So wurden viele ausgeschieden. Ein späteres Konzil bestätigte das dann auch. Dadurch sind ganze Abschnitte des Lebens Jesu ausgeschieden und in Vergessenheit geraten. Unter dem Titel „Apokryphe Schriften“ liegen sie vor und im Buch der beiden Autoren wird deren Hintergrund erklärt und beschrieben und auch die Originale abgedruckt. So hört man etwa vom Leben Maria und ihrer Beziehung zu Joseph und die Jungend Jesu, der da als schwer erziehbares Kind dargestellt wird, das die Eltern den Tempelpriestern zur Erziehung übergeben wurde. Aber auch sie waren nicht erfolgreich und schickten den Jungen zu seinen Eltern wieder zurück. Natürlich sind Nacherzählungen über Jesus, die erst hundert und mehr Jahre nachher entstanden sind kritisch zu sehen, aber sie werden durch dieses Buch wieder in Erinnerung gerufen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } CEMING, Katharina; WERLITZ, Jürgen: „Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften“, Wiesbaden 2004 Zu Beginn des Christentums gab es nur das Alte Testament. Die ersten Christen gaben dann Geschichten über Jesus und die Anfänge weiter und verwendeten diese auch in ihren Messfeiern. Mehrere Bistümer waren inzwischen entstanden. Unter der Federführung von Rom kam es dann zu einer Vereinheitlichung der Geschichten (Evangelien). Das Auswahlkriterium dazu war es, nur jene Erzählungen als offiziell gelten zu lassen, die von allen existierenden Bistümern verwendet wurden. So wurden viele ausgeschieden. Ein späteres Konzil bestätigte das dann auch. Dadurch sind ganze Abschnitte des Lebens Jesu ausgeschieden und in Vergessenheit geraten. Unter dem Titel „Apokryphe Schriften“ liegen sie vor und im Buch der beiden Autoren wird deren Hintergrund erklärt und beschrieben und auch die Originale abgedruckt. So hört man etwa vom Leben Maria und ihrer Beziehung zu Joseph und die Jungend Jesu, der da als schwer erziehbares Kind dargestellt wird, das die Eltern den Tempelpriestern zur Erziehung übergeben wurde. Aber auch sie waren nicht erfolgreich und schickten den Jungen zu seinen Eltern wieder zurück. Natürlich sind Nacherzählungen über Jesus, die erst hundert und mehr Jahre nachher entstanden sind kritisch zu sehen, aber sie werden durch dieses Buch wieder in Erinnerung gerufen. |
RUDIS, Jaroslav 2020. @book{RUDIS2020, title = {Winterbergs letzte Reise}, author = {Jaroslav RUDIS}, year = {2020}, date = {2020-01-19}, abstract = {RUDIS, Jaroslav: „Winterbergs letzte Reise“, München 2019 Ein Pfleger fährt mit einem 99-jährigen Greis mit dem Zug durch Europa. Der alte Mann will nochmals alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits liebt er – so scheint es zu Beginn – ehemalige Schlachtfelder wie Königgrätz und Austerlitz, die er besuchen will. Aber letztlich stellt sich heraus, dass er dem Fluchtweg seiner Geliebten folgen will. Sie war eine Jüdin und musste im Dritten Reich fliehen. Seine Familie goutierte den Umgang mit diesem Mädchen nicht. Er versprach seiner Geliebten ihr zu folgen, was er letztlich nicht tat. Im hohen Alter kommen das Schuldgefühl und die verflossene Liebe zurück. Er sucht die Strecke ab. Als Fortbewegungsmittel verwenden sie ausschließlich die Eisenbahn. Dabei geht es nicht um Reisegeschwindigkeit, wie so oft in der heutigen Zeit: „Alle wollen schnell am Ziel sein, doch wozu? Ich hasse schnelle Züge, ja, ja, am liebsten würde ich nur mit Lokalbahnen reisen.“ (Seite 447) Die befahrenen Strecken sind auch sehr detailliert beschrieben. Jeder Tunnel und jede Brücke werden angeführt. Deshalb kann ich das Buch speziell Eisenbahnfans empfehlen. Aber auch für „normale Reisende“ ist es nicht uninteressant. Allen großen europäischen Eisenbahnpionieren wie Ritter von Ghega wird gedacht. Neben den Eisenbahnen sind es die Krematorien, denen viel Platz gewidmet wird. Selbst Parallelen zwischen den Feuerhallen und der Eisenbahn und den Dampflokomotiven werden hergestellt. Krematorien werden als Fortschritt und modern gegenüber der traditionellen Erdbestattung dargestellt. Erstaunlich ist das ausgezeichnete Geschichts- und Geographiewissen des Autors. Nicht allgemein bekannte Dinge werden aufgezeigt. Ein Geschichtsbuch. Bedingt ist dies auch darin, dass der alte Mann einen Baedeker Reiseführer aus dem angehenden 20. Jahrhundert verwendet. Viele angegebene Hotels existieren nicht mehr. Bahnhöfe sehen anders aus. Und so wird es ein Geschichtsbuch, ein Zurückdrehen der Zeit zum Beginn des 20. Jahrhunderts, aber erlebt im 21. Jahrhundert. Interessant auch der Stil des Autors. Viele Stehsätze wiederholen sich im Buch. Zu Beginn erschien mir das beim Lesen lästig. Zunehmend empfand ich sie aber als nett. Stehsätze wie „Unterbrechen sie mich nicht“, obwohl der Pfleger Nichts gesagt hatte. Oder „Wo bin ich hängengeblieben?“ Typische Redewendungen eines alten Mannes. Trotz seines hohen Alters zeigt er weiterhin Interesse an Frauen und findet sich nicht als „durchsichtig“, wobei er mit diesem Wort meint, dass er von Frauen nicht registriert würde. Der Pfleger, dessen Beruf es ist Menschen so lange zu versorgen bis sie sterben, muss all diese Sterbefälle – er nennt sie „Überfahrten“ seelisch verkraften und sucht Zuflucht im Alkohol. Die Auswirkungen sind: „Mir war schlecht, in meinem Kopf dröhnten Hunderte von Bohrmaschinen und ich musste an meinen Vater denken, der immer sagte, der Kater ist die einzige Sicherheit, die man in Böhmen hat. Die einzige Sicherheit, die uns niemand wegnehmen kann. Das ganze Land kann besetzt sein. Das ganze Land kann wieder frei sein. Wir sollten kämpfen. Wir sollten feiern. Doch wir sind immer verkatert und so machen wir gar nichts. Denn wir sind verkatert, und das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Bier trinken.“ (Seite 191/192) Der ganze Roman wird aus der Sicht des Pflegers dargestellt. Dialoge finden primär zwischen dem alten Mann und seinem Pfleger statt. Ausgenommen sind spontane Treffen auf der Reise und der Kontakt mit der Tochter des zu Pflegenden. Die über 500 Seiten sind eine lange Wegstrecke zum Lesen, aber zunehmend wird man in den Bann gezogen. Immer wieder aufgelockert durch gute Formulierungen. So meint er, dass die Bezeichnung „Donaumonarchie“ für die „Österreichisch-Ungarische Monarchie“ nicht richtig sei, weil es auch andere wichtige Flüsse gegeben hat. Er schlägt daher den Begriff „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“ vor. Das Ziel der Reise sollte Sarajevo sein. Nachdem man nach Sarajevo nicht oder nur schwer mit dem Zug kommt endet die Reise in Zagreb. Die Beiden fahren nach Berlin zurück und von dort an die Ostsee, wo der alte Mann im Krieg Lokomotivführer war und sich der Raketen-Teststation des Dritten Reichs erinnert. Dort endet auch die Reise und wahrscheinlich – direkt wird es nicht angesprochen – das Leben des fast Hundertjährigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } RUDIS, Jaroslav: „Winterbergs letzte Reise“, München 2019 Ein Pfleger fährt mit einem 99-jährigen Greis mit dem Zug durch Europa. Der alte Mann will nochmals alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits liebt er – so scheint es zu Beginn – ehemalige Schlachtfelder wie Königgrätz und Austerlitz, die er besuchen will. Aber letztlich stellt sich heraus, dass er dem Fluchtweg seiner Geliebten folgen will. Sie war eine Jüdin und musste im Dritten Reich fliehen. Seine Familie goutierte den Umgang mit diesem Mädchen nicht. Er versprach seiner Geliebten ihr zu folgen, was er letztlich nicht tat. Im hohen Alter kommen das Schuldgefühl und die verflossene Liebe zurück. Er sucht die Strecke ab. Als Fortbewegungsmittel verwenden sie ausschließlich die Eisenbahn. Dabei geht es nicht um Reisegeschwindigkeit, wie so oft in der heutigen Zeit: „Alle wollen schnell am Ziel sein, doch wozu? Ich hasse schnelle Züge, ja, ja, am liebsten würde ich nur mit Lokalbahnen reisen.“ (Seite 447) Die befahrenen Strecken sind auch sehr detailliert beschrieben. Jeder Tunnel und jede Brücke werden angeführt. Deshalb kann ich das Buch speziell Eisenbahnfans empfehlen. Aber auch für „normale Reisende“ ist es nicht uninteressant. Allen großen europäischen Eisenbahnpionieren wie Ritter von Ghega wird gedacht. Neben den Eisenbahnen sind es die Krematorien, denen viel Platz gewidmet wird. Selbst Parallelen zwischen den Feuerhallen und der Eisenbahn und den Dampflokomotiven werden hergestellt. Krematorien werden als Fortschritt und modern gegenüber der traditionellen Erdbestattung dargestellt. Erstaunlich ist das ausgezeichnete Geschichts- und Geographiewissen des Autors. Nicht allgemein bekannte Dinge werden aufgezeigt. Ein Geschichtsbuch. Bedingt ist dies auch darin, dass der alte Mann einen Baedeker Reiseführer aus dem angehenden 20. Jahrhundert verwendet. Viele angegebene Hotels existieren nicht mehr. Bahnhöfe sehen anders aus. Und so wird es ein Geschichtsbuch, ein Zurückdrehen der Zeit zum Beginn des 20. Jahrhunderts, aber erlebt im 21. Jahrhundert. Interessant auch der Stil des Autors. Viele Stehsätze wiederholen sich im Buch. Zu Beginn erschien mir das beim Lesen lästig. Zunehmend empfand ich sie aber als nett. Stehsätze wie „Unterbrechen sie mich nicht“, obwohl der Pfleger Nichts gesagt hatte. Oder „Wo bin ich hängengeblieben?“ Typische Redewendungen eines alten Mannes. Trotz seines hohen Alters zeigt er weiterhin Interesse an Frauen und findet sich nicht als „durchsichtig“, wobei er mit diesem Wort meint, dass er von Frauen nicht registriert würde. Der Pfleger, dessen Beruf es ist Menschen so lange zu versorgen bis sie sterben, muss all diese Sterbefälle – er nennt sie „Überfahrten“ seelisch verkraften und sucht Zuflucht im Alkohol. Die Auswirkungen sind: „Mir war schlecht, in meinem Kopf dröhnten Hunderte von Bohrmaschinen und ich musste an meinen Vater denken, der immer sagte, der Kater ist die einzige Sicherheit, die man in Böhmen hat. Die einzige Sicherheit, die uns niemand wegnehmen kann. Das ganze Land kann besetzt sein. Das ganze Land kann wieder frei sein. Wir sollten kämpfen. Wir sollten feiern. Doch wir sind immer verkatert und so machen wir gar nichts. Denn wir sind verkatert, und das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Bier trinken.“ (Seite 191/192) Der ganze Roman wird aus der Sicht des Pflegers dargestellt. Dialoge finden primär zwischen dem alten Mann und seinem Pfleger statt. Ausgenommen sind spontane Treffen auf der Reise und der Kontakt mit der Tochter des zu Pflegenden. Die über 500 Seiten sind eine lange Wegstrecke zum Lesen, aber zunehmend wird man in den Bann gezogen. Immer wieder aufgelockert durch gute Formulierungen. So meint er, dass die Bezeichnung „Donaumonarchie“ für die „Österreichisch-Ungarische Monarchie“ nicht richtig sei, weil es auch andere wichtige Flüsse gegeben hat. Er schlägt daher den Begriff „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“ vor. Das Ziel der Reise sollte Sarajevo sein. Nachdem man nach Sarajevo nicht oder nur schwer mit dem Zug kommt endet die Reise in Zagreb. Die Beiden fahren nach Berlin zurück und von dort an die Ostsee, wo der alte Mann im Krieg Lokomotivführer war und sich der Raketen-Teststation des Dritten Reichs erinnert. Dort endet auch die Reise und wahrscheinlich – direkt wird es nicht angesprochen – das Leben des fast Hundertjährigen. |
ARNOLD, Gerfrid Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska Buch 2020. @book{ARNOLD2020, title = {Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska}, author = {ARNOLD, Gerfrid}, year = {2020}, date = {2020-01-05}, abstract = {ARNOLD, Gerfrid: „Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska“, Norderstedt 2017 Stilistisch ist es nicht so gut, aber historisch wertvoll. An Hand einer Frau und deren Familie beziehungsweise Vorfahren wird die Situation während und nach der österreichischen Monarchie in Tschechien aufgezeigt. Ihre Familie war deutschsprechend, wobei man für das tägliche Leben auch tschechisch sprach. Zum Ender Monarchie wurden sie Tschechen. Nach der Besetzung Hitlers wurden sie wieder Deutsch und als solche dann bei Kriegsende von den Tschechen und besetzenden Russen vertrieben. Speziell diese Wochen der Flucht hat Frau Prochaska in einem Kassabuch aufgeschrieben und der Autor des vorliegenden Buches hat diese Texte mit historischen Fakten ergänzt. Vieles über die Familie recherchierte er und das ergab – neben den Aufzeichnung von Frau Prohaska – ein sehr komplettes Bild der damaligen Situation. Tausende haben es erlebt (erlitten). Stellvertretend wird es in diesem Buch an Hand einer Frau wiedergegeben. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ARNOLD, Gerfrid: „Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska“, Norderstedt 2017 Stilistisch ist es nicht so gut, aber historisch wertvoll. An Hand einer Frau und deren Familie beziehungsweise Vorfahren wird die Situation während und nach der österreichischen Monarchie in Tschechien aufgezeigt. Ihre Familie war deutschsprechend, wobei man für das tägliche Leben auch tschechisch sprach. Zum Ender Monarchie wurden sie Tschechen. Nach der Besetzung Hitlers wurden sie wieder Deutsch und als solche dann bei Kriegsende von den Tschechen und besetzenden Russen vertrieben. Speziell diese Wochen der Flucht hat Frau Prochaska in einem Kassabuch aufgeschrieben und der Autor des vorliegenden Buches hat diese Texte mit historischen Fakten ergänzt. Vieles über die Familie recherchierte er und das ergab – neben den Aufzeichnung von Frau Prohaska – ein sehr komplettes Bild der damaligen Situation. Tausende haben es erlebt (erlitten). Stellvertretend wird es in diesem Buch an Hand einer Frau wiedergegeben. |
TOKARCZUK, Olga Unrast Buch 2020. @book{TOKARCZUK2020, title = {Unrast}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2020}, date = {2020-01-03}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Unrast“, Zürich 2019 „Unrast“ – treffender könnte der Titel gar nicht sein. Die Autorin liebt es zu reisen und in diesem Buch schreibt sie kurze, ganz kurze und längere Geschichten über ihre Reiseerlebnisse. Quasi ein geschriebenes Notizbuch. Auf den ersten Seiten glaubt man beim Lesen noch – so wie es am Umschlag angekündigt ist – einen Roman vor sich zu haben. Zunehmend zerfällt aber diese Definition und es wird eine Aneinanderreihung von Geschichten. Manche Erzählungen finden dann erst nach mehreren anderen Stories eine Fortsetzung. In solchen Momenten fragt man sich als Leser, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Auch ihrem Spezialgebiet, der Anatomie widmet sie viel Platz und Geschichten. „Mumifizierer“ kommen zu Wort. So gibt sie auch Briefe wieder, die die Tochter eines schwarzen Dieners von Kaiser Franz I. von Österreich geschrieben hatte. Ihr Vater wurde mumifiziert und in einem Museum ausgestellt. Sie bat den Kaiser um eine katholische Bestattung. „Auch der am niedrigsten gestellte Mensch hat das Recht auf eine Beerdigung, und stellst du nicht, indem du meinen Vater diese versagst, seine Menschlichkeit in Frage?“ (Seite 303) Als Polin und neue Literatur-Nobelpreisträgerin zollt sie mit der Erzählung („Chopins Herz“), wie Chopins Herz von Paris nach Warschau kam ihrer Heimat Rechnung. Aber auch moderne Themen greift sie auf und spricht vom „Netz-Staat“, der – bedingt durch Internet und Telekommunikation – keine Grenzen kennt. Die etwas längeren Geschichten sind luftig geschrieben und angenehm zum Lesen. So etwa wird ein emeritierter Professor mit dem Schwerpunkt der griechischen Antike aus der Sicht seiner 20 Jahre jüngeren Frau beschrieben. Obwohl sie ihren über 80-jährigen immer noch ehrt und auch pflegt meint sie „Männer brauchen Frauen nötiger als Frauen Männer“ (Seite 423) und sie meinte damit nicht, dass ihr Mann sie als Pflegerin braucht. Ganz im Gegenteil: er hat das Gefühl, dass sie ihn braucht. Sehr einfühlsam wird nachgezeichnet, wie der alte Herr noch seine Vorträge meistert und dabei jung wird und um Anerkennung hascht. „Niemand hat uns gelehrt zu altern, dachte sie, wir wissen nicht, wie das ist. Wenn wir jung sind, kommt es uns so vor, als suche diese Krankheit nur andere heim. Wir selber jedoch meinen aus nicht ganz geklärten Gründen, dass wir immer jung bleiben werden. Die Alten behandeln wir, als wären sie selber schuld, als hätten sie sich ihre Beschwerden wie Diabetes oder Sklerose selber eingehandelt. Dabei fallen dieser Krankheit, dem Alter, doch die Unschuldigsten zum Opfer.“ (Seite 443/444) Diese Erzählung sei nur exemplarisch etwas detaillierter beschrieben um die Aussagekraft von Olga Tokarczuk hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Buches bleibt aber die Konservierung von Menschen und Tieren. Noch im vorletzten Kapitel wird sie hier detailliert, indem sie „Schritt für Schritt“ die Konservierung mit Polymeren beschreibt. Als Leser würde ich mir von dem 457 Seiten starken Buch mehr Systematik erwarten und vielleicht die eine oder andere Geschichte ersparen wollen. Weniger wäre mehr und würde dem Ruf der Nobelpreisträgerin besser stehen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „Unrast“, Zürich 2019 „Unrast“ – treffender könnte der Titel gar nicht sein. Die Autorin liebt es zu reisen und in diesem Buch schreibt sie kurze, ganz kurze und längere Geschichten über ihre Reiseerlebnisse. Quasi ein geschriebenes Notizbuch. Auf den ersten Seiten glaubt man beim Lesen noch – so wie es am Umschlag angekündigt ist – einen Roman vor sich zu haben. Zunehmend zerfällt aber diese Definition und es wird eine Aneinanderreihung von Geschichten. Manche Erzählungen finden dann erst nach mehreren anderen Stories eine Fortsetzung. In solchen Momenten fragt man sich als Leser, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Auch ihrem Spezialgebiet, der Anatomie widmet sie viel Platz und Geschichten. „Mumifizierer“ kommen zu Wort. So gibt sie auch Briefe wieder, die die Tochter eines schwarzen Dieners von Kaiser Franz I. von Österreich geschrieben hatte. Ihr Vater wurde mumifiziert und in einem Museum ausgestellt. Sie bat den Kaiser um eine katholische Bestattung. „Auch der am niedrigsten gestellte Mensch hat das Recht auf eine Beerdigung, und stellst du nicht, indem du meinen Vater diese versagst, seine Menschlichkeit in Frage?“ (Seite 303) Als Polin und neue Literatur-Nobelpreisträgerin zollt sie mit der Erzählung („Chopins Herz“), wie Chopins Herz von Paris nach Warschau kam ihrer Heimat Rechnung. Aber auch moderne Themen greift sie auf und spricht vom „Netz-Staat“, der – bedingt durch Internet und Telekommunikation – keine Grenzen kennt. Die etwas längeren Geschichten sind luftig geschrieben und angenehm zum Lesen. So etwa wird ein emeritierter Professor mit dem Schwerpunkt der griechischen Antike aus der Sicht seiner 20 Jahre jüngeren Frau beschrieben. Obwohl sie ihren über 80-jährigen immer noch ehrt und auch pflegt meint sie „Männer brauchen Frauen nötiger als Frauen Männer“ (Seite 423) und sie meinte damit nicht, dass ihr Mann sie als Pflegerin braucht. Ganz im Gegenteil: er hat das Gefühl, dass sie ihn braucht. Sehr einfühlsam wird nachgezeichnet, wie der alte Herr noch seine Vorträge meistert und dabei jung wird und um Anerkennung hascht. „Niemand hat uns gelehrt zu altern, dachte sie, wir wissen nicht, wie das ist. Wenn wir jung sind, kommt es uns so vor, als suche diese Krankheit nur andere heim. Wir selber jedoch meinen aus nicht ganz geklärten Gründen, dass wir immer jung bleiben werden. Die Alten behandeln wir, als wären sie selber schuld, als hätten sie sich ihre Beschwerden wie Diabetes oder Sklerose selber eingehandelt. Dabei fallen dieser Krankheit, dem Alter, doch die Unschuldigsten zum Opfer.“ (Seite 443/444) Diese Erzählung sei nur exemplarisch etwas detaillierter beschrieben um die Aussagekraft von Olga Tokarczuk hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Buches bleibt aber die Konservierung von Menschen und Tieren. Noch im vorletzten Kapitel wird sie hier detailliert, indem sie „Schritt für Schritt“ die Konservierung mit Polymeren beschreibt. Als Leser würde ich mir von dem 457 Seiten starken Buch mehr Systematik erwarten und vielleicht die eine oder andere Geschichte ersparen wollen. Weniger wäre mehr und würde dem Ruf der Nobelpreisträgerin besser stehen. |
2019 |
LOUIS, Edouard Das Ende von Eddy Buch 2019. @book{LOUIS2019, title = {Das Ende von Eddy}, author = {LOUIS, Edouard}, year = {2019}, date = {2019-12-16}, abstract = {LOUIS, Edouard: „Das Ende von Eddy“, Frankfurt 2019 Als der junge Dichter – er ist 1992 geboren – sein Manuskript bei einem Verlag einreichte gab man es ihm zurück, weil das Thema nicht in unser Jahrhundert passt. Ich denke so ähnlich geht es vielen Lesern. Man kann gar nicht glauben, dass es heute noch solche Armut geben kann. Der Autor verarbeitet im ersten Teil – „Picardie“ – seine Jugendzeit. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Vater. Über die Mutter meint er „Sie war keine besonders mütterliche Mutter, sondern eine von jenen, die einfach zu früh Kinder bekommen haben.“ (Seite 54) Sein Vater war Fabriksarbeiter. Die schwere Arbeit machte ihn krank und er viel vom Krankenstand in die Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe ab. Für die fünfköpfige Familie bekam er 700 Euro pro Monat. Ihm selbst blieb der Alkohol und das Fernsehen. Allerdings die Rolle des Mannes, der das Sagen haben muss kam zum Vorschein, als seine Frau arbeiten ging und 1000 Euro in der Altenpflege verdiente. Der Vater meinte dann: 7oo Euro seien für 5 Personen genug, sie müsse nicht arbeiten gehen. Louis – im Buch nennt er sich noch Henry – beschreibt auch seine Beziehung zu Freunden und das sexuelle Erwachen. Sein Bezug zu Buben und das Misslingen eine Beziehung mit Mädchen aufzubauen. Der Leidensweg eines homosexuellen Jugendlichen. Verstärkt noch durch die ärmlichen Verhältnisse. Durch den Besuch einer Mittelschule in einer entfernten Stadt gelingt es ihm auszubrechen. Im „Zweiten Buch“ – „Scheitern und Flucht“ – wird beschrieben, wie es ihm gelingt neue Freundschaften, die seinen Veranlagungen entsprechen, aufzubauen. Er wohnt in einem Internat. Seine Mitschüler kommen aus besseren Gesellschaften und akzeptieren ihn. In der Heimatgemeinde haben ihn alle – weil er schwul war – geschlagen und verspottet. Hier – in der „Ferne“ – hat er die Situation und seine Veranlagung bewältigt. Im Epilog schließt er so das Buch: „“Na Eddy, immer noch so schwul?“ Die anderen lachen. Ich auch.“ (Seite 206) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } LOUIS, Edouard: „Das Ende von Eddy“, Frankfurt 2019 Als der junge Dichter – er ist 1992 geboren – sein Manuskript bei einem Verlag einreichte gab man es ihm zurück, weil das Thema nicht in unser Jahrhundert passt. Ich denke so ähnlich geht es vielen Lesern. Man kann gar nicht glauben, dass es heute noch solche Armut geben kann. Der Autor verarbeitet im ersten Teil – „Picardie“ – seine Jugendzeit. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Vater. Über die Mutter meint er „Sie war keine besonders mütterliche Mutter, sondern eine von jenen, die einfach zu früh Kinder bekommen haben.“ (Seite 54) Sein Vater war Fabriksarbeiter. Die schwere Arbeit machte ihn krank und er viel vom Krankenstand in die Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe ab. Für die fünfköpfige Familie bekam er 700 Euro pro Monat. Ihm selbst blieb der Alkohol und das Fernsehen. Allerdings die Rolle des Mannes, der das Sagen haben muss kam zum Vorschein, als seine Frau arbeiten ging und 1000 Euro in der Altenpflege verdiente. Der Vater meinte dann: 7oo Euro seien für 5 Personen genug, sie müsse nicht arbeiten gehen. Louis – im Buch nennt er sich noch Henry – beschreibt auch seine Beziehung zu Freunden und das sexuelle Erwachen. Sein Bezug zu Buben und das Misslingen eine Beziehung mit Mädchen aufzubauen. Der Leidensweg eines homosexuellen Jugendlichen. Verstärkt noch durch die ärmlichen Verhältnisse. Durch den Besuch einer Mittelschule in einer entfernten Stadt gelingt es ihm auszubrechen. Im „Zweiten Buch“ – „Scheitern und Flucht“ – wird beschrieben, wie es ihm gelingt neue Freundschaften, die seinen Veranlagungen entsprechen, aufzubauen. Er wohnt in einem Internat. Seine Mitschüler kommen aus besseren Gesellschaften und akzeptieren ihn. In der Heimatgemeinde haben ihn alle – weil er schwul war – geschlagen und verspottet. Hier – in der „Ferne“ – hat er die Situation und seine Veranlagung bewältigt. Im Epilog schließt er so das Buch: „“Na Eddy, immer noch so schwul?“ Die anderen lachen. Ich auch.“ (Seite 206) |
TOKARCZUK, Olga UR und andere Zeiten Buch 2019. @book{TOKARCZUK2019b, title = {UR und andere Zeiten}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-12-09}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „UR und andere Zeiten“, Zürich 2019 Es ist ein Generationsroman. Die Generationen bewegen sich aber nicht nur innerhalb einer Familie, sondern die Autorin zieht in ihre geschichtliche Betrachtung ein kleines Dorf und dessen Einwohner ein. UR heißt der Ort und ist ein fiktives Dorf im Osten Polens. Das Wort „Zeiten“ im Titel bezieht sich in verschiedenen Kapiteln auf einzelne Personen. Es sind teilweise merkwürdige Menschen, die hier beschrieben werden. Kauze, wie ein Graf, der sein Leben dem Spiel widmet und dessen Mitarbeiter nur am Dach des Schlosses seine Zeit verbringt. Es kommen aber auch märchenhafte Figuren wie ein Wassermann oder ein Mann, der wie ein Tier im Wald lebt vor. Generell ist der Roman eine Verwebung von Märchen und historischen Geschichten. Die Erzählung beginnt im Jahr 1914, zeigt die Geschichte Polens an Hand dieses Dorfes und zieht sich durch das 20. Jahrhundert. Die Kapitel an sich sind sehr kurz gehalten, was dem Leser einen eigenen Stil abverlangt. Man muss genauer mitdenken um den Faden verfolgen zu können. Olga Tokarczuk bezeichnet diesen, ihren Roman als ein «metaphysisches Märchen», das von Geburt und Tod, Liebe und Hass, Glück und Leid erzählt. Er ist voll von Mythen und Provokationen, aber auch Grausamkeiten, wie etwa jenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So wie einzelnen Personen Kapiteln im Buch gewidmet sind, findet die Autorin auch Platz für Dinge und philosophische Gedanken. So ein Ding ist etwa die Kaffeemühle, wo sie meint: „Die Menschen meinen, sie lebten intensiver als die Tiere und Pflanzen und erst recht als die Dinge. Die Tiere haben das Gefühl, dass sie intensiver leben als die Pflanzen und Dinge. Die Pflanzen träumen, dass sie intensiver leben als die Dinge. Doch die Dinge überdauern, und in diesem Überdauern ist mehr Leben als in allem anderen.“ (Seite 51) Über das Spiel des Grafen werden verschiedene Varianten erzählt, wie Gott die Welt erschaffen könnte. Grundsätzlich wird da gesagt „Wenn man nicht weiß, „wo“ Gott ist – und solche Fragen stellen die Menschen zuweilen -, muss man all das betrachten, was sich wandelt, was sich in keine Gestalt fügt, was sich auf und ab bewegt und verschwindet: Die Oberfläche des Meeres, den Tanz der Sonnenkorona, die Erdbeben …“ (Seite 141) Gott könnte es, so ist geschrieben, in vier Varianten geben: „Entweder Gott war und ist, oder … es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Oder … es hat Gott gegeben und gibt ihn jetzt nicht mehr. Und … es gibt Gott noch nicht und er wird noch kommen.“ (Seite 166/167) Gewagt äußert sich die Autorin zur Veränderung der Kirche indem sie einen der Proponenten fragen lässt „Wie kann man denn Gott reformieren?“ Ein anderer antwortet: „Das kann man. Die Menschen ändern sich. Die Zeiten ändern sich. Autos, Raumschiffe … Gott kann manchmal, wie soll ich das sagen, etwas anachronistisch erscheinen, und selbst ist er zu groß, zu mächtig und damit gleichzeitig aber auch ein bisschen zu schwach, um sich den menschlichen Vorstellungen anzupassen.“ (Seite 256/257) Die menschliche Seite der Romanfiguren erlebt man bei den älteren Proponenten bis zu deren Tod, was Olga Tokarczuk sehr emotional und hinreißend beschreibt. Als Leser trauert man mit den Nachfahren mit. Dieser Roman erschien in polnischer Sprache 1996 und brachte der Autorin den internationalen Durchbruch, der mit dem Literatur-Nobelpreis für 2018 gekrönt wurde. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „UR und andere Zeiten“, Zürich 2019 Es ist ein Generationsroman. Die Generationen bewegen sich aber nicht nur innerhalb einer Familie, sondern die Autorin zieht in ihre geschichtliche Betrachtung ein kleines Dorf und dessen Einwohner ein. UR heißt der Ort und ist ein fiktives Dorf im Osten Polens. Das Wort „Zeiten“ im Titel bezieht sich in verschiedenen Kapiteln auf einzelne Personen. Es sind teilweise merkwürdige Menschen, die hier beschrieben werden. Kauze, wie ein Graf, der sein Leben dem Spiel widmet und dessen Mitarbeiter nur am Dach des Schlosses seine Zeit verbringt. Es kommen aber auch märchenhafte Figuren wie ein Wassermann oder ein Mann, der wie ein Tier im Wald lebt vor. Generell ist der Roman eine Verwebung von Märchen und historischen Geschichten. Die Erzählung beginnt im Jahr 1914, zeigt die Geschichte Polens an Hand dieses Dorfes und zieht sich durch das 20. Jahrhundert. Die Kapitel an sich sind sehr kurz gehalten, was dem Leser einen eigenen Stil abverlangt. Man muss genauer mitdenken um den Faden verfolgen zu können. Olga Tokarczuk bezeichnet diesen, ihren Roman als ein «metaphysisches Märchen», das von Geburt und Tod, Liebe und Hass, Glück und Leid erzählt. Er ist voll von Mythen und Provokationen, aber auch Grausamkeiten, wie etwa jenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So wie einzelnen Personen Kapiteln im Buch gewidmet sind, findet die Autorin auch Platz für Dinge und philosophische Gedanken. So ein Ding ist etwa die Kaffeemühle, wo sie meint: „Die Menschen meinen, sie lebten intensiver als die Tiere und Pflanzen und erst recht als die Dinge. Die Tiere haben das Gefühl, dass sie intensiver leben als die Pflanzen und Dinge. Die Pflanzen träumen, dass sie intensiver leben als die Dinge. Doch die Dinge überdauern, und in diesem Überdauern ist mehr Leben als in allem anderen.“ (Seite 51) Über das Spiel des Grafen werden verschiedene Varianten erzählt, wie Gott die Welt erschaffen könnte. Grundsätzlich wird da gesagt „Wenn man nicht weiß, „wo“ Gott ist – und solche Fragen stellen die Menschen zuweilen -, muss man all das betrachten, was sich wandelt, was sich in keine Gestalt fügt, was sich auf und ab bewegt und verschwindet: Die Oberfläche des Meeres, den Tanz der Sonnenkorona, die Erdbeben …“ (Seite 141) Gott könnte es, so ist geschrieben, in vier Varianten geben: „Entweder Gott war und ist, oder … es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Oder … es hat Gott gegeben und gibt ihn jetzt nicht mehr. Und … es gibt Gott noch nicht und er wird noch kommen.“ (Seite 166/167) Gewagt äußert sich die Autorin zur Veränderung der Kirche indem sie einen der Proponenten fragen lässt „Wie kann man denn Gott reformieren?“ Ein anderer antwortet: „Das kann man. Die Menschen ändern sich. Die Zeiten ändern sich. Autos, Raumschiffe … Gott kann manchmal, wie soll ich das sagen, etwas anachronistisch erscheinen, und selbst ist er zu groß, zu mächtig und damit gleichzeitig aber auch ein bisschen zu schwach, um sich den menschlichen Vorstellungen anzupassen.“ (Seite 256/257) Die menschliche Seite der Romanfiguren erlebt man bei den älteren Proponenten bis zu deren Tod, was Olga Tokarczuk sehr emotional und hinreißend beschreibt. Als Leser trauert man mit den Nachfahren mit. Dieser Roman erschien in polnischer Sprache 1996 und brachte der Autorin den internationalen Durchbruch, der mit dem Literatur-Nobelpreis für 2018 gekrönt wurde. |
ZULEHNER, Paul M Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell Buch 2019. @book{ZULEHNER2019, title = {Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell}, author = {ZULEHNER, Paul M.}, year = {2019}, date = {2019-12-01}, abstract = {ZULEHNER, Paul M.: „Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell“, Ostfildern 2019 Zulehner war in der katholischen Kirche immer schon ein Vorausdenker oder man kann auch sagen „Revolutionär“. Ich traf ihn bei einer Abendessenseinladung und er schenkte mir nachher dieses Buch. Es geht hier um zwei Ereignisse: Einerseits um die Vorgangsweise von Papst Franziskus zum Thema „verheiratete Priester“ und seiner Amazonaskonferenz und andererseits um ein Modell, wie man neben den traditionellen Priestern Laienpriester installieren könnte. Ein Modell, das sich „Lobinger-Modell“ nennt. Lobinger war ein Bischof in Südafrika. Zulehner hat an diesem Modell mitgearbeitet und sieht – so schreibt er im Buch – eine Überschneidung zwischen den Ideen des Papstes und diesem Modell. Letzterer sagte in einem Interview, dass er sich Laienpriester in entlegenen Gegenden (far far away) vorstellen kann. Die Konservativen in der Kirche riechen da aber bereits die generelle Änderung, denn wenn etwas in der Ferne funktioniert, kann man es auch im Kernland Europa einsetzen. Der Papst hatte die Teilnehmer der Amazonas-Konferenz aber aufgefordert „mutige Vorschläge“ zu machen Lobinger und seine Mitstreiter haben so ein Modell erarbeitet. Sie sehen eine grundlegende Veränderung von der „Dienstleistungskirche“ zu einer, die von den Pfarrteilnehmern selbst organisiert und gestaltet wird. Ein gesellschaftlicher Trend, wie wir ihn heute in vielen Bereichen haben. Man baut Möbel selbst zusammen (IKEA), bucht sein Ticket selbst und zahlt im Supermarkt an einer automatischen Kassa. So wird sich auch die Kirche selbst verwalten und organisieren müssen, wozu aber eine gute Gemeinschaft notwendig ist. Ein weiterer Aspekt, der gesellschaftlich im Kommen ist: Teamarbeit. Die Funktion eines heutigen Priesters soll auf mehrere Personen aufgeteilt werden und freiwillig gemacht werden. Auch Mobilität wird gefragt sein. Solche „Laienpriester“ sollen aus der Gemeinde selbst hervorgehen und vom Volk gewählt sein und nur für eine gewisse Periode das Amt innehaben. Das heißt aber nicht, dass es die traditionellen Priester nicht mehr geben wird. Diese werden weiter bestehen, aber anders organisiert sein. Sie werden in Gemeinschaften leben und größere Gebiete betreuen. Sie unterstehen dem Bischof (Laienpriester nicht). Neben pfarrlichen Aufgaben werden sie auch für die Evaluierung der Laienpriester zuständig sein. Diesen neuen Priestertyp nennt Lobinger „Team of Elders“. Sie sind von einer Gemeinde gewählt und werden praxisorientiert ausgebildet, um den Priesterdienst ausüben zu können. Sie werden geweiht sein und können verheiratet sein. Diese beiden Typen sind ähnlich der orthodoxen Kirche, wo Pfarrer verheiratet sind und Familie haben, aber Bischöfe und Mönche zölibat leben. Interessant auch, dass bei der Definition der „Team of Elders“ keine Geschlechtsangabe steht. Das können demnach Frauen oder Männer sein, wobei Frauen in der heutigen Kirche auch stärker engagiert sind. Ein schöner Spruch zum Schluss: „Wir sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel jetzt zu uns kommt.“ (Seite 40/41) Verwalten werden wir Menschen diesen Himmel aber zunehmend selbst müssen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ZULEHNER, Paul M.: „Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell“, Ostfildern 2019 Zulehner war in der katholischen Kirche immer schon ein Vorausdenker oder man kann auch sagen „Revolutionär“. Ich traf ihn bei einer Abendessenseinladung und er schenkte mir nachher dieses Buch. Es geht hier um zwei Ereignisse: Einerseits um die Vorgangsweise von Papst Franziskus zum Thema „verheiratete Priester“ und seiner Amazonaskonferenz und andererseits um ein Modell, wie man neben den traditionellen Priestern Laienpriester installieren könnte. Ein Modell, das sich „Lobinger-Modell“ nennt. Lobinger war ein Bischof in Südafrika. Zulehner hat an diesem Modell mitgearbeitet und sieht – so schreibt er im Buch – eine Überschneidung zwischen den Ideen des Papstes und diesem Modell. Letzterer sagte in einem Interview, dass er sich Laienpriester in entlegenen Gegenden (far far away) vorstellen kann. Die Konservativen in der Kirche riechen da aber bereits die generelle Änderung, denn wenn etwas in der Ferne funktioniert, kann man es auch im Kernland Europa einsetzen. Der Papst hatte die Teilnehmer der Amazonas-Konferenz aber aufgefordert „mutige Vorschläge“ zu machen Lobinger und seine Mitstreiter haben so ein Modell erarbeitet. Sie sehen eine grundlegende Veränderung von der „Dienstleistungskirche“ zu einer, die von den Pfarrteilnehmern selbst organisiert und gestaltet wird. Ein gesellschaftlicher Trend, wie wir ihn heute in vielen Bereichen haben. Man baut Möbel selbst zusammen (IKEA), bucht sein Ticket selbst und zahlt im Supermarkt an einer automatischen Kassa. So wird sich auch die Kirche selbst verwalten und organisieren müssen, wozu aber eine gute Gemeinschaft notwendig ist. Ein weiterer Aspekt, der gesellschaftlich im Kommen ist: Teamarbeit. Die Funktion eines heutigen Priesters soll auf mehrere Personen aufgeteilt werden und freiwillig gemacht werden. Auch Mobilität wird gefragt sein. Solche „Laienpriester“ sollen aus der Gemeinde selbst hervorgehen und vom Volk gewählt sein und nur für eine gewisse Periode das Amt innehaben. Das heißt aber nicht, dass es die traditionellen Priester nicht mehr geben wird. Diese werden weiter bestehen, aber anders organisiert sein. Sie werden in Gemeinschaften leben und größere Gebiete betreuen. Sie unterstehen dem Bischof (Laienpriester nicht). Neben pfarrlichen Aufgaben werden sie auch für die Evaluierung der Laienpriester zuständig sein. Diesen neuen Priestertyp nennt Lobinger „Team of Elders“. Sie sind von einer Gemeinde gewählt und werden praxisorientiert ausgebildet, um den Priesterdienst ausüben zu können. Sie werden geweiht sein und können verheiratet sein. Diese beiden Typen sind ähnlich der orthodoxen Kirche, wo Pfarrer verheiratet sind und Familie haben, aber Bischöfe und Mönche zölibat leben. Interessant auch, dass bei der Definition der „Team of Elders“ keine Geschlechtsangabe steht. Das können demnach Frauen oder Männer sein, wobei Frauen in der heutigen Kirche auch stärker engagiert sind. Ein schöner Spruch zum Schluss: „Wir sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel jetzt zu uns kommt.“ (Seite 40/41) Verwalten werden wir Menschen diesen Himmel aber zunehmend selbst müssen. |
TOKARCZUK, Olga Spiel auf vielen Trommeln Buch 2019. @book{TOKARCZUK2019, title = {Spiel auf vielen Trommeln}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-11-28}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Spiel auf vielen Trommeln – Erzählungen“, Berlin 2006 Die frischgebackene Nobelpreisträgerin stellt sich in diesem 2006 erschienen Buch mit Geschichten vor und stellt damit unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnete Erzählerin ist. Sechs werden in diesem Buch vorgestellt. Jede ist ein Lesevergnügen. In der Geschichte „Das Subjekt“ wird ein Dichter vorgestellt, dem ein Spiegelbild gegenübersteht. Ein Double, das anders ist als er selbst und doch viele eigene Eigenschaften widerspiegelt. In der „Eroberung von Jerusalem, Raten 1675“ lässt ein reicher Adeliger in seinem Schloss von Bauern als Schauspieler die Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge nachspielen. Dazu lädt er Gäste ein, die das Schauspiel verfolgen. In „Brado. Die Weihnachtskrippe“ wird einerseits eine kleine Stadt im Sudentenland vorgestellt und andererseits eine riesige Weihnachtskrippe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg ergänzt, geändert und modernisiert wurde, beschrieben, obwohl diese bei einem Unwetter durch Einsturz des Dachs umgekommen war. Sie war schon zu einem riesigen Ungetüm geworden, das zu pflegen und in Betrieb zu halten schwierig wurde. Eine Frau, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs ihren Mann und dann auch ihr Kind verloren hatte, widmete den Rest ihres Lebens dieser Krippe. Sie baut selbst Krippenteile und scheut auch nicht davor zurück in die 2000 Jahre alte Szene der Geburt Jesu zeitgenössische Szenen hinzuzufügen. So kamen auch Kriegsszenen und moderne Begebenheiten in die Krippe. Sie existiert nicht mehr, aber die Dichterin lässt sie in dieser Geschichte wiederaufleben. „Spiel auf vielen Trommeln“ gab diesem Buch den Titel. Eine Frau – sie stellt sich zu Beginn der Geschichte selbst vor und beschreibt ihre Person – zieht in eine Stadt und beschreibt diese. Sie beruft sich auf die Behauptung, dass zwischen Menschen und Orten ein Zusammenhang besteht; dass Städte Menschen beeinflussen. Als Beispiele nennt sie Paris, wo man raffinierter wird und New York, wo Menschen konkreter werden. Sie dürfte aus einem anderssprachigen Land in diese Stadt gezogen sein, denn sie besucht einen Sprachkurs und beschäftigt sich bei dieser Schilderung in einem Diskurs mit dem „Jetzt“. „Daß „jetzt“ nämlich „nie wieder“ heißt. „Jetzt“ heißt, daß das, was ist, in genau demselben Moment aufhört zu existieren, zerbröckelt wie eine morsche Treppenstufe. Es ist ein furchtbarer, erschreckender Begriff, der die ganze grausame Wahrheit enthüllt.“ (Seite 91) Das „Jetzt“ sei ein Privileg des Menschen. „Deshalb habe man die Sprache ersonnen – um die Übertragung von Ereignissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kontrollieren und damit Macht über die Zeit zu haben, um die Zeit anzuhalten, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, in dem man in der vollen Bedeutung sagen kann „ich bin“.“ Die Proponentin dieser Geschichte dürfte vom Land in die Stadt gezogen sein, denn die Verschiedenheit der Menschen beeindruckt sie und verführt sie dazu sich selbst immer wieder unterschiedlich der Stadt zu präsentieren. Einmal als Junge mit einer Baseball Kappe. Ein anderes Mal bucht sie eine Nacht in einem Hotel und gibt sich als Businessman aus. Aber auch als Landstreicherin zieht sie durch die Stadt. Den Titel bekam die Geschichte von einer Romagruppe, die Sommer und Winter in Wägen in der Nähe ihrer Wohnung lebt und speziell am Abend und in den Nächten trommelt. Als Leser werden einem auch die verschiedensten Arten von Trommeln vorgestellt. Man kann sie nicht hören, aber die Erzählerin beschreibt die unterschiedlichen Töne, weil sie letztlich auch selbst zu einer Trommlerin mit dieser Gruppe wird. Hinter dem Titel der Geschichte „Die Glyzinie“ verbirgt sich die Liebschaft der Mutter in den Schwiegersohn. „Ich begehre ihn, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ist daran etwas Schlimmes? Töchter sind doch ein Teil ihrer Mütter und Mütter ein Teil ihrer Töchter – da ist es nicht verwunderlich, wenn das Begehren sie überschwemmt wie ein Fluss bei Hochwasser und jeden Winkel der unteren Regionen ausfüllt.“ (Seite 116) Ein Ausflug in die Politik ist „Die Bohnenweissagung“, in der ein hoher Politiker einen Weissager aufsucht, um seine Zukunft (und deren Gefahren) kennen zu lernen. Alle sechs Geschichten lesen sich sehr gut. Die Autorin zeigt jeweils ein Stück ihres Landes. Jene mit der Großstadt stammt aus der Zeit, in der sie ein Stipendium in Berlin hatte. Berlin ist ihre Vorlage für die beschriebene Stadt. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „Spiel auf vielen Trommeln – Erzählungen“, Berlin 2006 Die frischgebackene Nobelpreisträgerin stellt sich in diesem 2006 erschienen Buch mit Geschichten vor und stellt damit unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnete Erzählerin ist. Sechs werden in diesem Buch vorgestellt. Jede ist ein Lesevergnügen. In der Geschichte „Das Subjekt“ wird ein Dichter vorgestellt, dem ein Spiegelbild gegenübersteht. Ein Double, das anders ist als er selbst und doch viele eigene Eigenschaften widerspiegelt. In der „Eroberung von Jerusalem, Raten 1675“ lässt ein reicher Adeliger in seinem Schloss von Bauern als Schauspieler die Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge nachspielen. Dazu lädt er Gäste ein, die das Schauspiel verfolgen. In „Brado. Die Weihnachtskrippe“ wird einerseits eine kleine Stadt im Sudentenland vorgestellt und andererseits eine riesige Weihnachtskrippe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg ergänzt, geändert und modernisiert wurde, beschrieben, obwohl diese bei einem Unwetter durch Einsturz des Dachs umgekommen war. Sie war schon zu einem riesigen Ungetüm geworden, das zu pflegen und in Betrieb zu halten schwierig wurde. Eine Frau, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs ihren Mann und dann auch ihr Kind verloren hatte, widmete den Rest ihres Lebens dieser Krippe. Sie baut selbst Krippenteile und scheut auch nicht davor zurück in die 2000 Jahre alte Szene der Geburt Jesu zeitgenössische Szenen hinzuzufügen. So kamen auch Kriegsszenen und moderne Begebenheiten in die Krippe. Sie existiert nicht mehr, aber die Dichterin lässt sie in dieser Geschichte wiederaufleben. „Spiel auf vielen Trommeln“ gab diesem Buch den Titel. Eine Frau – sie stellt sich zu Beginn der Geschichte selbst vor und beschreibt ihre Person – zieht in eine Stadt und beschreibt diese. Sie beruft sich auf die Behauptung, dass zwischen Menschen und Orten ein Zusammenhang besteht; dass Städte Menschen beeinflussen. Als Beispiele nennt sie Paris, wo man raffinierter wird und New York, wo Menschen konkreter werden. Sie dürfte aus einem anderssprachigen Land in diese Stadt gezogen sein, denn sie besucht einen Sprachkurs und beschäftigt sich bei dieser Schilderung in einem Diskurs mit dem „Jetzt“. „Daß „jetzt“ nämlich „nie wieder“ heißt. „Jetzt“ heißt, daß das, was ist, in genau demselben Moment aufhört zu existieren, zerbröckelt wie eine morsche Treppenstufe. Es ist ein furchtbarer, erschreckender Begriff, der die ganze grausame Wahrheit enthüllt.“ (Seite 91) Das „Jetzt“ sei ein Privileg des Menschen. „Deshalb habe man die Sprache ersonnen – um die Übertragung von Ereignissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kontrollieren und damit Macht über die Zeit zu haben, um die Zeit anzuhalten, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, in dem man in der vollen Bedeutung sagen kann „ich bin“.“ Die Proponentin dieser Geschichte dürfte vom Land in die Stadt gezogen sein, denn die Verschiedenheit der Menschen beeindruckt sie und verführt sie dazu sich selbst immer wieder unterschiedlich der Stadt zu präsentieren. Einmal als Junge mit einer Baseball Kappe. Ein anderes Mal bucht sie eine Nacht in einem Hotel und gibt sich als Businessman aus. Aber auch als Landstreicherin zieht sie durch die Stadt. Den Titel bekam die Geschichte von einer Romagruppe, die Sommer und Winter in Wägen in der Nähe ihrer Wohnung lebt und speziell am Abend und in den Nächten trommelt. Als Leser werden einem auch die verschiedensten Arten von Trommeln vorgestellt. Man kann sie nicht hören, aber die Erzählerin beschreibt die unterschiedlichen Töne, weil sie letztlich auch selbst zu einer Trommlerin mit dieser Gruppe wird. Hinter dem Titel der Geschichte „Die Glyzinie“ verbirgt sich die Liebschaft der Mutter in den Schwiegersohn. „Ich begehre ihn, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ist daran etwas Schlimmes? Töchter sind doch ein Teil ihrer Mütter und Mütter ein Teil ihrer Töchter – da ist es nicht verwunderlich, wenn das Begehren sie überschwemmt wie ein Fluss bei Hochwasser und jeden Winkel der unteren Regionen ausfüllt.“ (Seite 116) Ein Ausflug in die Politik ist „Die Bohnenweissagung“, in der ein hoher Politiker einen Weissager aufsucht, um seine Zukunft (und deren Gefahren) kennen zu lernen. Alle sechs Geschichten lesen sich sehr gut. Die Autorin zeigt jeweils ein Stück ihres Landes. Jene mit der Großstadt stammt aus der Zeit, in der sie ein Stipendium in Berlin hatte. Berlin ist ihre Vorlage für die beschriebene Stadt. |
STÖCKL, Barbara Wofür soll ich dankbar sein? Buch 2019. @book{STÖCKL2019, title = {Wofür soll ich dankbar sein?}, author = {STÖCKL, Barbara}, year = {2019}, date = {2019-11-22}, abstract = {STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen. |
HESSE, Hermann Der Steppenwolf Buch 2019. @book{HESSE2019, title = {Der Steppenwolf}, author = {HESSE, Hermann}, year = {2019}, date = {2019-11-20}, abstract = {HESSE, Hermann: „Der Steppenwolf“, Berlin 2018 Ein Klassiker. Ich, als Leser, bin ein Late Follower. Meine Kinder hatten es schon in der Schule gelesen. Bald wird es auch von den Enkelkindern gelesen werden. Naiv ging ich ans Lesen. Unter dem Titel „Steppenwolf“ erwartete ich eine Geschichte aus dem Wilden Westen oder einen Naturkunderoman. Dass der Steppenwolf ein Mensch, eigentlich ein normaler Mensch ist, in dessen Seele und Denken neben dem Menschsein auch etwas Tierisches wohnt war dann die große Überraschung. Der Autor tut so, als sei die Geschichte nicht (ganz) von ihm geschrieben. In seinem Vorwort meint er, er habe den Text von einem Untermieter seiner Tante gefunden. Sie werden „Harry Hallers Aufzeichnungen“ genannt. Harry Haller ist die Hauptfigur, der Steppenwolf, wie er sich auch selbst bezeichnet. Wie die Mischung von Wolf und Mensch aussieht wird dann in einem „Tractat vom Steppenwolf“ beschrieben. Eine Broschüre, die der Steppenwolf selbst von einem nächtlichen Straßenverkäufer erwirbt. Hierin wird dann sein eigener Charakter beschrieben und erst nach diesem geht es dann auf Seite 87 in den eigentlichen Roman hinein. Obwohl auch hier noch ein kurzer Schwenk: in Gedichtform kommt nochmals eine Beschreibung dieser Mensch-Tier-Kreuzung. Der Roman endet in einem „Magischen Theater“, in dem der Proponent noch verschiedene Szenarien durchleben kann. Allein vom Aufbau her ist dieser Roman schon etwas Besonderes. Der Steppenwolf ist ein einsamer Mensch. Er zieht von einer Unterkunft zur nächsten. Seine Frau hat ihn verlassen. Seine Freundin trifft er nur in großen Abständen. Meist ist er alleine. Der Steppenwolf ist das in „eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (Seite 41) Zusätzlich ist er noch ein Abendmensch, der oft bis tief in den Tag hinein schläft, um dann in der Nacht aktiv zu werden. „Der Morgen war für ihn eine schlimme Tageszeit, die er fürchtete und die ihm niemals Gutes gebracht hat. Nie ist er an irgendeinem Morgen seines Lebens richtig froh gewesen, nie hat er in den Stunden vor Mittag Gutes getan, gute Einfälle gehabt, sich und anderen Freude bereiten können.“ (Seite 60) Essen ist ihm nicht wichtig. „Und alsdann fraß ich ein gutes Stück von der Leber, die man aus dem Leib eines totgeschlagenen Kalbes geschnitten hatte.“ (Seite 45) Der Selbstmordgedanke quält ihn, obwohl er weiß, dass es nicht nur ein Ausweg ist. „Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seel, recht wohl, dass Selbstmord zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, dass es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen zu lassen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Wand.“ (Seite 65) Mit diesem inneren Zwiespalt kämpft der Steppenwolf. Er weiß es dann schon fast sicher, dass er mit der Rasierklinge seinem Leben ein Ende machen wird. Er streunt noch durch die Nacht und wie es das Schicksal will trifft er in einem Gasthaus auf eine junge Frau, die sein Problem erkennt und ihn auf andere Gedanken bringt, ja, die ihn berät und unterstützt, seine Freundin wird. Viele Dinge haben auch heute noch Tagesaktualität, wie etwa die Meinung über die Medien: „Zwei Drittel meiner Landsleute lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahn, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht …“ (Seite 152) Im Traum erscheint dem Steppenwolf auch Goethe und er erklärt ihm, was er falsch macht. Es kommt zu einer Diskussion. Ebenso kommt es mit einem Musiker zu einem Diskurs über Musik. Der intellektuelle und gebildete Steppenwolf will unterscheiden zwischen guter und schlechter Musik. Er will klassifizieren und etwa klassische Musik höherstellen als Schlagermusik. Sein Gesprächspartner meint aber, dass jede Art von Musik ihre Berechtigung hat. Dass zwar Mozart auch in den nächsten Generationen noch gespielt wird und so mancher Schlager schon nach kurzer Zeit vergessen sein wird, „aber das können wir ruhig dem lieben Gott überlassen, er ist gerecht und hat unser aller Lebensdauer in der Hand, auch die jedes Walzers und jedes Foxtrott, er wird sicher das richtige tun.“ (Seite 172) So steckt dieses Buch neben der Handlung um die Leiden des Steppenwolfs auch voll mit Lebensweisheiten. Den Höhepunkt erreicht das Buch im Finale im „Magischen Theater“, das aber „nicht für jedermann“ ist. Seine Freundin Hermine und deren Freund, der Musiker bringen ihn zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis, in dem es in verschiedenen Logen unterschiedliche Szenarien zu erleben gibt. In der „Auf zum Fröhlichen Jagen!“ geht es um Krieg. Mit einem Jugendfreund, einem Theologieprofessor, gelangt er in eine Kriegsszene, wo es nur darum geht andere Menschen zu erschießen. Hesse macht damit bewusst, wie manipulierbar der Mensch ist, auch wenn es unmenschliche Handlungen sind. Das Angebot weiterer Erlebnisszenen ist groß. Der Steppenwolf entscheidet sich für „Anleitung zum Aufbau einer Persönlichkeit“, in der er lernt mit schachfigurenähnlichen Figuren ein persönliches Szenarium aufzustellen. In der Sektion „Wunder der Steppenwolfdressur“ werden ihm zwei Szenarien vorgeführt: einerseits wie sich der Wolf dem Menschen gefügig macht, aber auch, wie sich der Mensch dem Wolf unterordnet. Bei „Alle Mädchen sind dein“ werden ihm alle Liebschaften seines Lebens bewusst gemacht. Und dann der Höhepunkt „Wie man durch Liebe tötet“. Hier findet er seine Henriette mit dem Jazzmusiker nackt nebeneinander liegen. Henriettes Wunsch war es, dass der Steppenwolf sie tötet; ihr Leben beendet, was er an dieser Stelle tut. In einer Diskussion mit dem Musiker beschuldigt ihn der, sein Theater, das sich in der irrealen Welt bewegt mit dem Mord ins Reale geholt zu haben. Mozart tritt als eine Art Richter auf und stellt den Steppenwolf zur Verantwortung. Die letzte Loge heißt „Harrys Hinrichtung“. Hier wird der Steppenwolf vor ein Gericht gebracht und verurteilt. Wird es vollstreckt? Das bleibt offen, den zu Beginn des Theaterbesuchs reichte der Musiker Rauschgift und erst das eröffnet die Vorstellungskraft für die einzelnen Szenarien. Mit Hesses „Steppenwolf“ liegt ein Klassiker der Dichtung vor, der auch noch von vielen kommenden Generationen gelesen wird und an Aktualität nicht verlieren wird. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HESSE, Hermann: „Der Steppenwolf“, Berlin 2018 Ein Klassiker. Ich, als Leser, bin ein Late Follower. Meine Kinder hatten es schon in der Schule gelesen. Bald wird es auch von den Enkelkindern gelesen werden. Naiv ging ich ans Lesen. Unter dem Titel „Steppenwolf“ erwartete ich eine Geschichte aus dem Wilden Westen oder einen Naturkunderoman. Dass der Steppenwolf ein Mensch, eigentlich ein normaler Mensch ist, in dessen Seele und Denken neben dem Menschsein auch etwas Tierisches wohnt war dann die große Überraschung. Der Autor tut so, als sei die Geschichte nicht (ganz) von ihm geschrieben. In seinem Vorwort meint er, er habe den Text von einem Untermieter seiner Tante gefunden. Sie werden „Harry Hallers Aufzeichnungen“ genannt. Harry Haller ist die Hauptfigur, der Steppenwolf, wie er sich auch selbst bezeichnet. Wie die Mischung von Wolf und Mensch aussieht wird dann in einem „Tractat vom Steppenwolf“ beschrieben. Eine Broschüre, die der Steppenwolf selbst von einem nächtlichen Straßenverkäufer erwirbt. Hierin wird dann sein eigener Charakter beschrieben und erst nach diesem geht es dann auf Seite 87 in den eigentlichen Roman hinein. Obwohl auch hier noch ein kurzer Schwenk: in Gedichtform kommt nochmals eine Beschreibung dieser Mensch-Tier-Kreuzung. Der Roman endet in einem „Magischen Theater“, in dem der Proponent noch verschiedene Szenarien durchleben kann. Allein vom Aufbau her ist dieser Roman schon etwas Besonderes. Der Steppenwolf ist ein einsamer Mensch. Er zieht von einer Unterkunft zur nächsten. Seine Frau hat ihn verlassen. Seine Freundin trifft er nur in großen Abständen. Meist ist er alleine. Der Steppenwolf ist das in „eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (Seite 41) Zusätzlich ist er noch ein Abendmensch, der oft bis tief in den Tag hinein schläft, um dann in der Nacht aktiv zu werden. „Der Morgen war für ihn eine schlimme Tageszeit, die er fürchtete und die ihm niemals Gutes gebracht hat. Nie ist er an irgendeinem Morgen seines Lebens richtig froh gewesen, nie hat er in den Stunden vor Mittag Gutes getan, gute Einfälle gehabt, sich und anderen Freude bereiten können.“ (Seite 60) Essen ist ihm nicht wichtig. „Und alsdann fraß ich ein gutes Stück von der Leber, die man aus dem Leib eines totgeschlagenen Kalbes geschnitten hatte.“ (Seite 45) Der Selbstmordgedanke quält ihn, obwohl er weiß, dass es nicht nur ein Ausweg ist. „Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seel, recht wohl, dass Selbstmord zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, dass es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen zu lassen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Wand.“ (Seite 65) Mit diesem inneren Zwiespalt kämpft der Steppenwolf. Er weiß es dann schon fast sicher, dass er mit der Rasierklinge seinem Leben ein Ende machen wird. Er streunt noch durch die Nacht und wie es das Schicksal will trifft er in einem Gasthaus auf eine junge Frau, die sein Problem erkennt und ihn auf andere Gedanken bringt, ja, die ihn berät und unterstützt, seine Freundin wird. Viele Dinge haben auch heute noch Tagesaktualität, wie etwa die Meinung über die Medien: „Zwei Drittel meiner Landsleute lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahn, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht …“ (Seite 152) Im Traum erscheint dem Steppenwolf auch Goethe und er erklärt ihm, was er falsch macht. Es kommt zu einer Diskussion. Ebenso kommt es mit einem Musiker zu einem Diskurs über Musik. Der intellektuelle und gebildete Steppenwolf will unterscheiden zwischen guter und schlechter Musik. Er will klassifizieren und etwa klassische Musik höherstellen als Schlagermusik. Sein Gesprächspartner meint aber, dass jede Art von Musik ihre Berechtigung hat. Dass zwar Mozart auch in den nächsten Generationen noch gespielt wird und so mancher Schlager schon nach kurzer Zeit vergessen sein wird, „aber das können wir ruhig dem lieben Gott überlassen, er ist gerecht und hat unser aller Lebensdauer in der Hand, auch die jedes Walzers und jedes Foxtrott, er wird sicher das richtige tun.“ (Seite 172) So steckt dieses Buch neben der Handlung um die Leiden des Steppenwolfs auch voll mit Lebensweisheiten. Den Höhepunkt erreicht das Buch im Finale im „Magischen Theater“, das aber „nicht für jedermann“ ist. Seine Freundin Hermine und deren Freund, der Musiker bringen ihn zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis, in dem es in verschiedenen Logen unterschiedliche Szenarien zu erleben gibt. In der „Auf zum Fröhlichen Jagen!“ geht es um Krieg. Mit einem Jugendfreund, einem Theologieprofessor, gelangt er in eine Kriegsszene, wo es nur darum geht andere Menschen zu erschießen. Hesse macht damit bewusst, wie manipulierbar der Mensch ist, auch wenn es unmenschliche Handlungen sind. Das Angebot weiterer Erlebnisszenen ist groß. Der Steppenwolf entscheidet sich für „Anleitung zum Aufbau einer Persönlichkeit“, in der er lernt mit schachfigurenähnlichen Figuren ein persönliches Szenarium aufzustellen. In der Sektion „Wunder der Steppenwolfdressur“ werden ihm zwei Szenarien vorgeführt: einerseits wie sich der Wolf dem Menschen gefügig macht, aber auch, wie sich der Mensch dem Wolf unterordnet. Bei „Alle Mädchen sind dein“ werden ihm alle Liebschaften seines Lebens bewusst gemacht. Und dann der Höhepunkt „Wie man durch Liebe tötet“. Hier findet er seine Henriette mit dem Jazzmusiker nackt nebeneinander liegen. Henriettes Wunsch war es, dass der Steppenwolf sie tötet; ihr Leben beendet, was er an dieser Stelle tut. In einer Diskussion mit dem Musiker beschuldigt ihn der, sein Theater, das sich in der irrealen Welt bewegt mit dem Mord ins Reale geholt zu haben. Mozart tritt als eine Art Richter auf und stellt den Steppenwolf zur Verantwortung. Die letzte Loge heißt „Harrys Hinrichtung“. Hier wird der Steppenwolf vor ein Gericht gebracht und verurteilt. Wird es vollstreckt? Das bleibt offen, den zu Beginn des Theaterbesuchs reichte der Musiker Rauschgift und erst das eröffnet die Vorstellungskraft für die einzelnen Szenarien. Mit Hesses „Steppenwolf“ liegt ein Klassiker der Dichtung vor, der auch noch von vielen kommenden Generationen gelesen wird und an Aktualität nicht verlieren wird. |
SIMMEL, Johannes Mario Meine Mutter darf es nie erfahren! Buch 2019. @book{SIMMEL2019, title = {Meine Mutter darf es nie erfahren!}, author = {SIMMEL, Johannes Mario}, year = {2019}, date = {2019-11-13}, abstract = {SIMMEL, Johannes Mario: „Meine Mutter darf es nie erfahren!“, Wien 1952 Als Erwachsener ein Jugendbuch zu lesen ist schon interessant. Wenn es dann noch aus einer früheren Zeit ist – in dem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg“ – wird es doppelt interessant. Es stammt aus einer anderen Zeit. In der die Menschen noch andere Sorgen hatten. Vom Luxus noch entfernt wird das Schicksal eines Schulbuben erzählt, der ein schlechtes Zeugnis bekommen hatte und sich nicht heimgehen getraut. Seine kranke Mutter würde sich über den negativen Abschluss zu sehr aufregen, und wie ihm erst kurz vorher der behandelte Arzt erklärt hatte, würde das ein Rückfall in ihrer Krankheit bedeuten. Er beschließt daher nicht nach Hause zu gehen. Ein Schulfreund hilft ihm. Es wird zu einer Verfolgungsjagd. Er versteckt sich in einem Kino, wo er am Ende des Films gestellt wird. Ein junger Mann springt für ihn in die Presche und lädt ihn zum Essen ein. Er verhilft ihm zu einer Arbeit, bei der er Geld verdienen kann. Ohne es zu wissen ist er Räubern in die Hände gefallen und wird in einen Einbruch verwickelt. Aber wie man es sich eben nach dem Weltkrieg wünschte, gibt es ein Happy End. Stilistisch könnte man aus heutiger Perspektive sagen „kitschig“. In die Zeit gestellt ist es Leseunterhaltung. Auch vom Stil, der Systematik und Aufmachung. Vor jedem Kapitel stehen kurze Sätze und Schlagwörter, die das anschließende Kapitel vorauseilend definieren. Dies wirkt wie eine Arbeitsskizze des Autors. Tuschzeichnungen illustrieren die Geschehnisse. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SIMMEL, Johannes Mario: „Meine Mutter darf es nie erfahren!“, Wien 1952 Als Erwachsener ein Jugendbuch zu lesen ist schon interessant. Wenn es dann noch aus einer früheren Zeit ist – in dem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg“ – wird es doppelt interessant. Es stammt aus einer anderen Zeit. In der die Menschen noch andere Sorgen hatten. Vom Luxus noch entfernt wird das Schicksal eines Schulbuben erzählt, der ein schlechtes Zeugnis bekommen hatte und sich nicht heimgehen getraut. Seine kranke Mutter würde sich über den negativen Abschluss zu sehr aufregen, und wie ihm erst kurz vorher der behandelte Arzt erklärt hatte, würde das ein Rückfall in ihrer Krankheit bedeuten. Er beschließt daher nicht nach Hause zu gehen. Ein Schulfreund hilft ihm. Es wird zu einer Verfolgungsjagd. Er versteckt sich in einem Kino, wo er am Ende des Films gestellt wird. Ein junger Mann springt für ihn in die Presche und lädt ihn zum Essen ein. Er verhilft ihm zu einer Arbeit, bei der er Geld verdienen kann. Ohne es zu wissen ist er Räubern in die Hände gefallen und wird in einen Einbruch verwickelt. Aber wie man es sich eben nach dem Weltkrieg wünschte, gibt es ein Happy End. Stilistisch könnte man aus heutiger Perspektive sagen „kitschig“. In die Zeit gestellt ist es Leseunterhaltung. Auch vom Stil, der Systematik und Aufmachung. Vor jedem Kapitel stehen kurze Sätze und Schlagwörter, die das anschließende Kapitel vorauseilend definieren. Dies wirkt wie eine Arbeitsskizze des Autors. Tuschzeichnungen illustrieren die Geschehnisse. |
Fian Antonio Kreidl, Margret Gahse Zsuzsanna "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte" Booklet 2019. @booklet{Fian2019, title = {"Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte"}, author = {Fian, Antonio Kreidl, Margret Gahse, Zsuzsanna}, year = {2019}, date = {2019-11-08}, abstract = {Fian, Antonio; Kreidl, Margret; Gahse, Zsuzsanna: "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte", Wien 2016 Der Kärntner Dichter Fian schreibt über seine schriftstellerischen Arbeiten und Aktivitäten und wie er Kontakt zu Werner Kofler bekam. Oft kam es zur Zusammenarbeit, ja sogar über den Tod Koflers hinaus. In der Erzählung bringt er noch eine Stange Zigaretten für den Verstorbenen in dessen Lieblingsgasthaus. Die Österreicherin Margret Kreidl und die Ungarin Zsuzsanna Gahse stellen vier Gedichte gegenüber. Es beginnt mit einem Wortspiel, das Kreidl "Gemischter Satz" nennt und Gahse "Ein Ansatz?" Ein schönes Wortspiel, das aufzeigt wie wir Redewendungen verwenden ohne mehr darüber nachzudenken, die beiden Dichterinnen wecken den Leser auf. Ähnlich geht es dann weiter mit "Ein gelber Satz" versus "Fortsetzung", "Sätze im Fluss" versus "Gegensatz" und "Krempelsatz" versus "Nachsatz". Eine Broschüre, derEn Inhalt beim Kulturfestival "literatur&wein" im Stift Göttweig 2016 entstanden ist. }, month = {11}, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } Fian, Antonio; Kreidl, Margret; Gahse, Zsuzsanna: "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte", Wien 2016 Der Kärntner Dichter Fian schreibt über seine schriftstellerischen Arbeiten und Aktivitäten und wie er Kontakt zu Werner Kofler bekam. Oft kam es zur Zusammenarbeit, ja sogar über den Tod Koflers hinaus. In der Erzählung bringt er noch eine Stange Zigaretten für den Verstorbenen in dessen Lieblingsgasthaus. Die Österreicherin Margret Kreidl und die Ungarin Zsuzsanna Gahse stellen vier Gedichte gegenüber. Es beginnt mit einem Wortspiel, das Kreidl "Gemischter Satz" nennt und Gahse "Ein Ansatz?" Ein schönes Wortspiel, das aufzeigt wie wir Redewendungen verwenden ohne mehr darüber nachzudenken, die beiden Dichterinnen wecken den Leser auf. Ähnlich geht es dann weiter mit "Ein gelber Satz" versus "Fortsetzung", "Sätze im Fluss" versus "Gegensatz" und "Krempelsatz" versus "Nachsatz". Eine Broschüre, derEn Inhalt beim Kulturfestival "literatur&wein" im Stift Göttweig 2016 entstanden ist. |
BROWDER, Bill Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde Buch 2019. @book{BROWDER2019, title = {Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde}, author = {Bill BROWDER}, year = {2019}, date = {2019-11-07}, abstract = {BROWDER, Bill: „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde“, München 2016 Was ist dieses Buch? Ein Roman? Eine Lebensgeschichte? Ein Wirtschaftsbuch? Was auch immer: es ist spannend wie ein Kriminalroman zu lesen. Ein Amerikaner, der mit jungen Jahren große Geschäfte in Russland macht und in Bedrängnis kommt. Sein Großvater war ein führender amerikanischer kommunistischer Politiker. Bill hatte die Eliteuniversität Stanford im Bereich Business abgeschlossen. Einiges probierte er nach seinem Studium. Letztlich entsann er sich seines Großvaters und wollte nach der politischen Wende im kommunistischen Osten dort aktiv werden. Seine ersten Sporen verdiente er sich in Polen und sah, dass die kommunistischen Betriebe zu günstigen Konditionen privatisiert wurden. Oligarchen bereicherten sich. Er machte sich selbstständig und wurde zum führenden Investor in Russland. Er machte den eingesessenen Oligarchen Konkurrenz. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Er wurde behindert und letztlich verfolgt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen folgten. Er musste das Land verlassen und brachte auch die wichtigsten und gefährdetsten Mitarbeiter nach England in Sicherheit. Einer blieb aus Überzeugung in Russland zurück: sein Anwalt Sergej Magnitski. Er wurde verhaftet und kam in verschiedene Gefängnisse. Man wollte ihm eine Aussage gegen seinen Klienten Browder abpressen. Er fühlte sich als unbescholtener Anwalt sicher und blieb standhaft bei der Wahrheit. Er bezahlte seine Ehrlichkeit mit dem Leben. Grauenvoll kam er in russischen Gefängnissen um. Alles wurde verschwiegen und beschönigt. Letztlich wurden der tote Anwalt und Browder selbst von einem russischen Gericht in Abwesenheit (der eine war ja schon tot) zu langen Kerkerstrafen verurteilt. Da wurde der Millionär Browder zum Menschenrechtsaktivisten. Er kämpfte um die Gerechtigkeit und den Imagegewinn seines ermordeten Anwalts. Er rechtfertig das im Buch so: „Wenn man mich damals an der Stanford Business School gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Leben als Hedgefonds-Manager aufzugeben und Menschenrechtsaktivist zu werden, hätte ich den Fragesteller für verrückt erklärt.“ (Seite 399) Browder ließ keine Gelegenheit ungenützt. Beschäftigte die amerikanische und britische Regierung; machte die Öffentlichkeit mit YouTube Videos auf die Sache aufmerksam. Er riskierte dabei sein Leben, aber er gab nicht auf, bis es zu einer Unterstützung kam. Oft hatte man ihm abgeraten sein Leben zu riskieren. Er aber kämpfte weiter um Gerechtigkeit: „Ich tue das alles zweifellos nicht aus Tapferkeit; ich bin nicht tapferer als andere. Ich empfinde die Angst ebenso quälend, wie es jeder andere Mensch unter diesen Umständen tun würde, aber ich habe festgestellt, dass dieses Gefühl, wie sehr ich mich in bestimmten Situationen auch ängstigen mag, nicht von Dauer ist. Nach einer gewissen Zeit schwächt es sich ab. Wie jeder bestätigen wird, der eine Weile in einem Kriegsgebiet gelebt hat oder einen gefährlichen Job verrichten musste, ist der menschliche Körper nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum Angst zu empfinden. Je mehr Ereignisse dieser Art man erlebt, umso besser kommt man damit zurecht.“ (Seite 397) Seinen Wechsel vom Wirtschaftsbereich zum Menschenrechtsaktivisten verglich er mit einem Schwarzweiß-Fernsehapparat (=Business) und einem Breitband-Farbfernseher (=kämpfen um Menschenrechte). Er sieht als Hauptdrahtzieher Präsident Putin. Wie es auch immer gewesen sein mag: mit der Publizierung dieses Falls haben sich sicher viele in Russland und auch anderen Ländern in ihrer Vorgehensweise geändert. Wie schon gesagt: das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, obwohl es um Realitäten geht. Die detaillierte Schilderung des Autors sind wahrscheinlich nur durch kontinuierliche Aufzeichnung entstanden. Tagebucheintragungen (?) oder ähnliches. An ein eigenes Buch war zu Beginn der Geschäfte in Russland sicher nicht zu denken. Unter dem Titel „Red Notice“ können sich viele Leser nicht wirklich vorstellen, was da dahintersteckt. Dass es ein Auslieferungsbegehren eines Landes über die INTERPOL ist habe ich auch nicht vermutet. Nach dem Autor dieses Buches wurde also international gefahndet. Generell möchte ich festhalten, dass in all diesen Aufzeichnungen das politische, juristische und Menschenrechts-System Russlands angeprangert wird. Wenn alles so war, wie beschrieben ist alles zurecht. Aber darüber hinaus denke ich, dass dieses Buch auch stellvertretend für viele Länder stehen kann. Ob sie sich Diktaturen oder Demokratien nennen. Ob ein ganzes Land oder eine Region. Ungerechtigkeiten rund um den Globus. Und trotzdem muss man optimistisch bleiben und Vorfälle mutig – so wie Browder – aufzeigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } BROWDER, Bill: „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde“, München 2016 Was ist dieses Buch? Ein Roman? Eine Lebensgeschichte? Ein Wirtschaftsbuch? Was auch immer: es ist spannend wie ein Kriminalroman zu lesen. Ein Amerikaner, der mit jungen Jahren große Geschäfte in Russland macht und in Bedrängnis kommt. Sein Großvater war ein führender amerikanischer kommunistischer Politiker. Bill hatte die Eliteuniversität Stanford im Bereich Business abgeschlossen. Einiges probierte er nach seinem Studium. Letztlich entsann er sich seines Großvaters und wollte nach der politischen Wende im kommunistischen Osten dort aktiv werden. Seine ersten Sporen verdiente er sich in Polen und sah, dass die kommunistischen Betriebe zu günstigen Konditionen privatisiert wurden. Oligarchen bereicherten sich. Er machte sich selbstständig und wurde zum führenden Investor in Russland. Er machte den eingesessenen Oligarchen Konkurrenz. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Er wurde behindert und letztlich verfolgt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen folgten. Er musste das Land verlassen und brachte auch die wichtigsten und gefährdetsten Mitarbeiter nach England in Sicherheit. Einer blieb aus Überzeugung in Russland zurück: sein Anwalt Sergej Magnitski. Er wurde verhaftet und kam in verschiedene Gefängnisse. Man wollte ihm eine Aussage gegen seinen Klienten Browder abpressen. Er fühlte sich als unbescholtener Anwalt sicher und blieb standhaft bei der Wahrheit. Er bezahlte seine Ehrlichkeit mit dem Leben. Grauenvoll kam er in russischen Gefängnissen um. Alles wurde verschwiegen und beschönigt. Letztlich wurden der tote Anwalt und Browder selbst von einem russischen Gericht in Abwesenheit (der eine war ja schon tot) zu langen Kerkerstrafen verurteilt. Da wurde der Millionär Browder zum Menschenrechtsaktivisten. Er kämpfte um die Gerechtigkeit und den Imagegewinn seines ermordeten Anwalts. Er rechtfertig das im Buch so: „Wenn man mich damals an der Stanford Business School gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Leben als Hedgefonds-Manager aufzugeben und Menschenrechtsaktivist zu werden, hätte ich den Fragesteller für verrückt erklärt.“ (Seite 399) Browder ließ keine Gelegenheit ungenützt. Beschäftigte die amerikanische und britische Regierung; machte die Öffentlichkeit mit YouTube Videos auf die Sache aufmerksam. Er riskierte dabei sein Leben, aber er gab nicht auf, bis es zu einer Unterstützung kam. Oft hatte man ihm abgeraten sein Leben zu riskieren. Er aber kämpfte weiter um Gerechtigkeit: „Ich tue das alles zweifellos nicht aus Tapferkeit; ich bin nicht tapferer als andere. Ich empfinde die Angst ebenso quälend, wie es jeder andere Mensch unter diesen Umständen tun würde, aber ich habe festgestellt, dass dieses Gefühl, wie sehr ich mich in bestimmten Situationen auch ängstigen mag, nicht von Dauer ist. Nach einer gewissen Zeit schwächt es sich ab. Wie jeder bestätigen wird, der eine Weile in einem Kriegsgebiet gelebt hat oder einen gefährlichen Job verrichten musste, ist der menschliche Körper nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum Angst zu empfinden. Je mehr Ereignisse dieser Art man erlebt, umso besser kommt man damit zurecht.“ (Seite 397) Seinen Wechsel vom Wirtschaftsbereich zum Menschenrechtsaktivisten verglich er mit einem Schwarzweiß-Fernsehapparat (=Business) und einem Breitband-Farbfernseher (=kämpfen um Menschenrechte). Er sieht als Hauptdrahtzieher Präsident Putin. Wie es auch immer gewesen sein mag: mit der Publizierung dieses Falls haben sich sicher viele in Russland und auch anderen Ländern in ihrer Vorgehensweise geändert. Wie schon gesagt: das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, obwohl es um Realitäten geht. Die detaillierte Schilderung des Autors sind wahrscheinlich nur durch kontinuierliche Aufzeichnung entstanden. Tagebucheintragungen (?) oder ähnliches. An ein eigenes Buch war zu Beginn der Geschäfte in Russland sicher nicht zu denken. Unter dem Titel „Red Notice“ können sich viele Leser nicht wirklich vorstellen, was da dahintersteckt. Dass es ein Auslieferungsbegehren eines Landes über die INTERPOL ist habe ich auch nicht vermutet. Nach dem Autor dieses Buches wurde also international gefahndet. Generell möchte ich festhalten, dass in all diesen Aufzeichnungen das politische, juristische und Menschenrechts-System Russlands angeprangert wird. Wenn alles so war, wie beschrieben ist alles zurecht. Aber darüber hinaus denke ich, dass dieses Buch auch stellvertretend für viele Länder stehen kann. Ob sie sich Diktaturen oder Demokratien nennen. Ob ein ganzes Land oder eine Region. Ungerechtigkeiten rund um den Globus. Und trotzdem muss man optimistisch bleiben und Vorfälle mutig – so wie Browder – aufzeigen. |
KEPLINGER, Ludwig Zisterzienser in Österreich Buch 2019. @book{KEPLINGER2019, title = {Zisterzienser in Österreich}, author = {KEPLINGER, Ludwig}, year = {2019}, date = {2019-11-03}, abstract = {KEPLINGER, Ludwig: „Zisterzienser in Österreich“, Salzburg 2004 Ein sehr informatives und schön illustriertes Buch über die österreichischen Zisterzienserklöster. 9 Männerklöster - Heiligenkreuz, Lilienfeld, Rein, Schlierbach, Wilhering, Zwettl, Wettingen-Mehrerau, Stams, Engelszell – und 3 Frauenklöster – Mariastern-Gwiggen, Marienfeld und Marienkron. Aber auch die ehemaligen und aufgelassenen Zisterzienserklöster werden vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Entstehung, Spiritualität und Geschichte der Zisterzienser im Allgemeinen wird auf die Entwicklung und Eigenart der österreichischen Klöster eingegangen. Bild Bildern und ausführlichen Texten wird dann jedes Kloster vorgestellt; dessen Geschichte, aktuelle Situation und künstlerische Betrachtung. Einmal mehr wird hier aufgezeigt, welche schöne Kulturdenkmäler Österreich hat }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KEPLINGER, Ludwig: „Zisterzienser in Österreich“, Salzburg 2004 Ein sehr informatives und schön illustriertes Buch über die österreichischen Zisterzienserklöster. 9 Männerklöster - Heiligenkreuz, Lilienfeld, Rein, Schlierbach, Wilhering, Zwettl, Wettingen-Mehrerau, Stams, Engelszell – und 3 Frauenklöster – Mariastern-Gwiggen, Marienfeld und Marienkron. Aber auch die ehemaligen und aufgelassenen Zisterzienserklöster werden vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Entstehung, Spiritualität und Geschichte der Zisterzienser im Allgemeinen wird auf die Entwicklung und Eigenart der österreichischen Klöster eingegangen. Bild Bildern und ausführlichen Texten wird dann jedes Kloster vorgestellt; dessen Geschichte, aktuelle Situation und künstlerische Betrachtung. Einmal mehr wird hier aufgezeigt, welche schöne Kulturdenkmäler Österreich hat |
GRANSKY Christine de; DOUER, Alisa; FRERK Evelin ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch Buch 2019. @book{GRANSKY2019, title = {ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch}, author = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin}, year = {2019}, date = {2019-10-27}, abstract = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin: „ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch“, Hamburg 2004 Ich bin ja nicht nur ein Leser von Büchern, sondern auch ein Sammler. Von bestimmten Autoren will ich alle Bücher besitzen, wenngleich ich sie nach meinem Tod einer Universität vererben werde. Aber vollständige Sammlungen haben doch mehr Wert. Wert hat auch dieses Buch und seine frühen Texte von Erika Pluhar. Die am Cover angeführten Autoren sind Fotografinnen. Es ist ja ein Bildband. Dazwischen aber Texte der jüngeren Autorin Pluhar. Etwa Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1983 und „Frühe Texte“ aus dem Jahr 1998. Wunderbar auch die vielen schönen Bilder Erika Pluhars, die ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin: „ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch“, Hamburg 2004 Ich bin ja nicht nur ein Leser von Büchern, sondern auch ein Sammler. Von bestimmten Autoren will ich alle Bücher besitzen, wenngleich ich sie nach meinem Tod einer Universität vererben werde. Aber vollständige Sammlungen haben doch mehr Wert. Wert hat auch dieses Buch und seine frühen Texte von Erika Pluhar. Die am Cover angeführten Autoren sind Fotografinnen. Es ist ja ein Bildband. Dazwischen aber Texte der jüngeren Autorin Pluhar. Etwa Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1983 und „Frühe Texte“ aus dem Jahr 1998. Wunderbar auch die vielen schönen Bilder Erika Pluhars, die ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. |
HANDKE, Peter Wunschloses Unglück Buch 2019. @book{HANDKE2019, title = {Wunschloses Unglück}, author = {HANDKE, Peter}, year = {2019}, date = {2019-10-19}, abstract = {HANDKE, Peter: „Wunschloses Unglück“, Salzburg 1972 Alle Bücher von ihm habe ich gelesen. Jetzt, wo er 2019 den Nobelpreis bekam begann ich wieder. Ich nahm mir zuerst das „Wunschlose Unglück“ vor. So wie viele Dichter handelt er seine Beziehung zur verstorbenen Mutter ab. Wohl für jeden Menschen ist die Mutter eine wichtige Figur im Leben. Will man diese noch beschreiben, dann stößt man auch als ausgezeichneter Dichter und Erzähler an Grenzen. „“Etwas Unnennbares“, heißt es oft in Geschichten, oder: „Etwas Unbeschreibliches“, und ich halte das meistens für faule Ausreden; doch diese Geschichte hat es nun wirklich mit Namenlosem zu tun, mit sprachlosen Schrecksekunden.“ (Seite 47) Die Mutter hatte Selbstmord begangen. Vorher hat sie dem Sohn noch einen Brief geschrieben. Das schmerzt im Herzen und Handke lässt es auch dem Leser dieser Erzählung spüren. Der Titel „Wunschloses Unglück“ wird auf Seite 19 so definiert: „Selten wunschlos und irgendwie glücklich, meistens wunschlos und ein bisschen unglücklich.“ Am Grab entschied er über die Mutter zu schreiben „Auf einmal hatte ich in meiner ohnmächtigen Wut das Bedürfnis, etwas über meine Mutter zu schreiben.“ (Seite 98) Er sieht das Schreiben über seine Mutter als Therapie. „Das Schreiben war nicht, wie ich am Anfang noch glaubte, eine Erinnerung an eine abgeschlossene Periode meines Lebens, sondern nur ein ständiges Gehabe von Erinnerungen in Form von Sätzen, die ein Abstandnehmen bloß behaupteten.“ (Seite 99) Und das ist auch die Stärke Handkes: formen von Sätzen. Ein großartiges Buch, mit dem er selbst aber nicht so zufrieden war, wenn er am Ende sagt „Später werde ich über das alles Genaueres schreiben.“ (Seite 105) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HANDKE, Peter: „Wunschloses Unglück“, Salzburg 1972 Alle Bücher von ihm habe ich gelesen. Jetzt, wo er 2019 den Nobelpreis bekam begann ich wieder. Ich nahm mir zuerst das „Wunschlose Unglück“ vor. So wie viele Dichter handelt er seine Beziehung zur verstorbenen Mutter ab. Wohl für jeden Menschen ist die Mutter eine wichtige Figur im Leben. Will man diese noch beschreiben, dann stößt man auch als ausgezeichneter Dichter und Erzähler an Grenzen. „“Etwas Unnennbares“, heißt es oft in Geschichten, oder: „Etwas Unbeschreibliches“, und ich halte das meistens für faule Ausreden; doch diese Geschichte hat es nun wirklich mit Namenlosem zu tun, mit sprachlosen Schrecksekunden.“ (Seite 47) Die Mutter hatte Selbstmord begangen. Vorher hat sie dem Sohn noch einen Brief geschrieben. Das schmerzt im Herzen und Handke lässt es auch dem Leser dieser Erzählung spüren. Der Titel „Wunschloses Unglück“ wird auf Seite 19 so definiert: „Selten wunschlos und irgendwie glücklich, meistens wunschlos und ein bisschen unglücklich.“ Am Grab entschied er über die Mutter zu schreiben „Auf einmal hatte ich in meiner ohnmächtigen Wut das Bedürfnis, etwas über meine Mutter zu schreiben.“ (Seite 98) Er sieht das Schreiben über seine Mutter als Therapie. „Das Schreiben war nicht, wie ich am Anfang noch glaubte, eine Erinnerung an eine abgeschlossene Periode meines Lebens, sondern nur ein ständiges Gehabe von Erinnerungen in Form von Sätzen, die ein Abstandnehmen bloß behaupteten.“ (Seite 99) Und das ist auch die Stärke Handkes: formen von Sätzen. Ein großartiges Buch, mit dem er selbst aber nicht so zufrieden war, wenn er am Ende sagt „Später werde ich über das alles Genaueres schreiben.“ (Seite 105) |
Wolfgang, PRÖHL 2019. @book{Wolfgang2019, title = {Elephant to India. Die Geschichte einer weiten Reise ins Herz Asiens. 3 Abenteurer, 2 Vespas und 1 Ziel: Goa}, author = {PRÖHL Wolfgang}, year = {2019}, date = {2019-10-18}, abstract = {PRÖHL, Wolfgang: „Elephant to India. Die Geschichte einer weiten Reise ins Herz Asiens. 3 Abenteurer, 2 Vespas und 1 Ziel: Goa“, Wien 2019“ Normal sagt man „Das Buch war besser als der Film“, wenn man zuerst ein Buch gelesen hat und später dessen Verfilmung sieht. In diesem Fall ist es umgekehrt. Wir sahen zuerst den Film und im Nachhinein las ich das – vom Autor selbst (noch im Kino) – verkaufte Buch Das Buch war gut, aber der Film war besser. Ein großartiger Film. Da ich aber an solchen Abenteuerreisen interessiert bin, sind mir auch die detaillierten Beschreibungen dieser Reise von Berlin über Wien, Istanbul, Georgien, Aserbaidschan, Tibet, China nach Indien nicht langweilig. Für einen „Normalsterblichen Leser“ wäre dies aber zu langatmig. Ich jedenfalls genieße die 300 Seiten und so manche Fotos erinnern mich wieder an den Film. Es ist ein großformatiges Buch und nur schwer im Bett lesend zu halten. Aber man nimmt das Gewicht in Kauf, um den 3 Österreichern bei ihrer Abenteuerreise zu folgen. Seite für Seite fährt man geistig mit, auch wenn man den Film schon gesehen hat. In den gedruckten 300 Seiten geht es noch mehr in die Tiefe als in 120 Minuten Film. Es ist auch köstlich, wie der Autor und Filmregisseur manche Sachen ausdrückt. Etwa, wenn sie eine vergorene Stutenmilch angeboten bekommen und sie aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern trinken müssen: „Irgendwie würgen wir das Zeug hinunter. Ich stelle mir bei jedem Schluck vor, es ist kalter Kakao – mit dem Erfolg, dass ich seither kalten Kakao überhaupt nicht mehr mag.“ (Seite 198) Glücklich kommt man auch als Leser im Ziel Goa an, um vorher alle Leiden und Freuden durch die asiatischen Länder durchzustehen. Die negativen Erfahrungen mit China kann ich als Leser nicht teilen. Wir sind eben die Gäste eines Landes und haben deren Kultur zu akzeptieren. Ob die besser oder schlechter als unsere in Westeuropa ist? Schwer zu beurteilen. Jedenfalls sind wir nicht der Weltmittelpunkt. Aber ein interessantes und schönes Projekt, in dem man sowohl im Film, als auch im Buch mit leben kann. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } PRÖHL, Wolfgang: „Elephant to India. Die Geschichte einer weiten Reise ins Herz Asiens. 3 Abenteurer, 2 Vespas und 1 Ziel: Goa“, Wien 2019“ Normal sagt man „Das Buch war besser als der Film“, wenn man zuerst ein Buch gelesen hat und später dessen Verfilmung sieht. In diesem Fall ist es umgekehrt. Wir sahen zuerst den Film und im Nachhinein las ich das – vom Autor selbst (noch im Kino) – verkaufte Buch Das Buch war gut, aber der Film war besser. Ein großartiger Film. Da ich aber an solchen Abenteuerreisen interessiert bin, sind mir auch die detaillierten Beschreibungen dieser Reise von Berlin über Wien, Istanbul, Georgien, Aserbaidschan, Tibet, China nach Indien nicht langweilig. Für einen „Normalsterblichen Leser“ wäre dies aber zu langatmig. Ich jedenfalls genieße die 300 Seiten und so manche Fotos erinnern mich wieder an den Film. Es ist ein großformatiges Buch und nur schwer im Bett lesend zu halten. Aber man nimmt das Gewicht in Kauf, um den 3 Österreichern bei ihrer Abenteuerreise zu folgen. Seite für Seite fährt man geistig mit, auch wenn man den Film schon gesehen hat. In den gedruckten 300 Seiten geht es noch mehr in die Tiefe als in 120 Minuten Film. Es ist auch köstlich, wie der Autor und Filmregisseur manche Sachen ausdrückt. Etwa, wenn sie eine vergorene Stutenmilch angeboten bekommen und sie aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern trinken müssen: „Irgendwie würgen wir das Zeug hinunter. Ich stelle mir bei jedem Schluck vor, es ist kalter Kakao – mit dem Erfolg, dass ich seither kalten Kakao überhaupt nicht mehr mag.“ (Seite 198) Glücklich kommt man auch als Leser im Ziel Goa an, um vorher alle Leiden und Freuden durch die asiatischen Länder durchzustehen. Die negativen Erfahrungen mit China kann ich als Leser nicht teilen. Wir sind eben die Gäste eines Landes und haben deren Kultur zu akzeptieren. Ob die besser oder schlechter als unsere in Westeuropa ist? Schwer zu beurteilen. Jedenfalls sind wir nicht der Weltmittelpunkt. Aber ein interessantes und schönes Projekt, in dem man sowohl im Film, als auch im Buch mit leben kann. |
ROTH, Joseph Die Rebellion Buch 2019. @book{ROTH2019, title = {Die Rebellion}, author = {ROTH, Joseph}, year = {2019}, date = {2019-10-06}, abstract = {ROTH, Joseph: „Die Rebellion“, Berlin 2015 Das Original ist 1924, also vor bald 100 Jahren erschienen. Trotzdem hat es Nichts an Literarischem eingebüßt. Roth beschreibt einen überzeugten Patrioten. Er verherrlicht die Regierung und sieht als Optimist in allem nur Gutes. Selbst als er im Krieg ein Bein verliert und mit Krücken gehen muss sieht er es positiv. Er bekommt „von der Regierung“ einen Job in Form einer Lizenz zum Spielen mit einer Drehorgel. Auch wurde er mit einem Orden ausgezeichnet, ein Kreuz, das er stolz trägt und dass ihm auch hilft Respekt von Passanten zu bekommen und im Drehorgelgeschäft viele Spenden. Er kann ganz gut leben. Als ihm dann noch das Glück wiederfährt eine Frau, eine Witwe zu finden wird sein Leben noch kompletter. Sie hat ihn erwählt, weil „ein Mann gesetzten Alters, mit einem körperlichen Mangel“ wie ein „Vogel mit bereits gestutztem Gefieder, der leicht zu halten war und keiner aufregenden Disziplin mehr bedurfte.“ (Seite 27) Schlagartig ändert sich das durch eine Konfrontation in der Straßenbahn und ab da geht es bergab. Es kommt zum Streit und zu Handgreiflichkeiten. Die Lizenz wird ihm entzogen. Seine Ehefrau wirft ihn hinaus. Er kommt ins Gefängnis. Wieder frei verschafft ihm ein ehemaliger Zimmerkollege einen Job als Toilettenbetreuer. Er wird krank, verkommt und stirbt letztlich in seiner Toilette. Dabei träumt er ein Rebell zu sein. Er hadert auch mit Gott: „Gegen dich rebelliere ich. Nicht gegen jene. Du bist schuldig, nicht seine Schergen. Hast du Millionen Welten und weißt dir keinen Rat? Wie ohnmächtig ist deine Allmacht! Hast du Milliarden Geschäfte und irrst dich in den einzelnen? Was bist du für ein Gott? Ist deine Grausamkeit Weisheit, die wir nicht verstehen – wie mangelhaft hast du uns geschaffen!“ (Seite 100) Seine Lebenseinstellung hat sich grundlegend geändert. Roth versteht es ausgezeichnet diesen Veränderungsprozess aufzuzeigen. Er lässt im Zuge seines Wandels dem Proponenten sagen „Oder ich war krank im schlafenden Herzen. … Das Herz hält einen langen Schlaf, es tickt und tackt, aber es ist wie tot. Eigene Gedanken dachte mein armer Kopf nicht.“ (Seite 82) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ROTH, Joseph: „Die Rebellion“, Berlin 2015 Das Original ist 1924, also vor bald 100 Jahren erschienen. Trotzdem hat es Nichts an Literarischem eingebüßt. Roth beschreibt einen überzeugten Patrioten. Er verherrlicht die Regierung und sieht als Optimist in allem nur Gutes. Selbst als er im Krieg ein Bein verliert und mit Krücken gehen muss sieht er es positiv. Er bekommt „von der Regierung“ einen Job in Form einer Lizenz zum Spielen mit einer Drehorgel. Auch wurde er mit einem Orden ausgezeichnet, ein Kreuz, das er stolz trägt und dass ihm auch hilft Respekt von Passanten zu bekommen und im Drehorgelgeschäft viele Spenden. Er kann ganz gut leben. Als ihm dann noch das Glück wiederfährt eine Frau, eine Witwe zu finden wird sein Leben noch kompletter. Sie hat ihn erwählt, weil „ein Mann gesetzten Alters, mit einem körperlichen Mangel“ wie ein „Vogel mit bereits gestutztem Gefieder, der leicht zu halten war und keiner aufregenden Disziplin mehr bedurfte.“ (Seite 27) Schlagartig ändert sich das durch eine Konfrontation in der Straßenbahn und ab da geht es bergab. Es kommt zum Streit und zu Handgreiflichkeiten. Die Lizenz wird ihm entzogen. Seine Ehefrau wirft ihn hinaus. Er kommt ins Gefängnis. Wieder frei verschafft ihm ein ehemaliger Zimmerkollege einen Job als Toilettenbetreuer. Er wird krank, verkommt und stirbt letztlich in seiner Toilette. Dabei träumt er ein Rebell zu sein. Er hadert auch mit Gott: „Gegen dich rebelliere ich. Nicht gegen jene. Du bist schuldig, nicht seine Schergen. Hast du Millionen Welten und weißt dir keinen Rat? Wie ohnmächtig ist deine Allmacht! Hast du Milliarden Geschäfte und irrst dich in den einzelnen? Was bist du für ein Gott? Ist deine Grausamkeit Weisheit, die wir nicht verstehen – wie mangelhaft hast du uns geschaffen!“ (Seite 100) Seine Lebenseinstellung hat sich grundlegend geändert. Roth versteht es ausgezeichnet diesen Veränderungsprozess aufzuzeigen. Er lässt im Zuge seines Wandels dem Proponenten sagen „Oder ich war krank im schlafenden Herzen. … Das Herz hält einen langen Schlaf, es tickt und tackt, aber es ist wie tot. Eigene Gedanken dachte mein armer Kopf nicht.“ (Seite 82) |
ROSEI, Peter Die große Straße. Reiseaufzeichnungen Buch 2019. @book{ROSEI2019, title = {Die große Straße. Reiseaufzeichnungen}, author = {ROSEI, Peter}, year = {2019}, date = {2019-10-04}, abstract = {ROSEI, Peter: „Die große Straße. Reiseaufzeichnungen“, Salzburg Wien 2019 Peter Rosei ist und war ein Vielreisender. Die meisten Reisen hat er auch dokumentiert. Das vorliegende Buch gibt diese Reisebeschreibungen aus mehreren Jahrzehnten wieder. Durch die Zeitachse ist es auch ein Historienbuch. Viele Länder sind anders beschrieben, als sie heute sind. Auch wenn der Abstand nur kurz ist, wie etwa bei der ersten Geschichte „China zu verstehen“ aus dem Jahre 2012. Ein Land, das sich schnell verändert und 7 Jahre sind da eine lange Zeit. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil, der sich „Weiter, weiter“ nennt kommt es zu Reisebeschreibungen der letzten Jahre. Der zweite Teil ist Amerika gewidmet und der dritte Teil führt wieder nach Europa. Man könnte das Buch auch als eine „Resteverwertung“ bezeichnen. Alte Geschichten werden wieder aufgewärmt und veröffentlicht. Es ist teilweise schon historisch. In 100, 200 oder mehr Jahren kann es aber eine wichtige historische Dokumentation sein. Es ist ein Buch, das man vielleicht nicht sequentiell von der ersten bis zur letzten Seite liest, sondern einzelne Kapitel herausgreift, für die man als Leser Interesse hat oder selbst dort gewesen ist und wissen möchte, wie das Erlebte ein anderer, in dem Fall ein Dichter, gesehen hat. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ROSEI, Peter: „Die große Straße. Reiseaufzeichnungen“, Salzburg Wien 2019 Peter Rosei ist und war ein Vielreisender. Die meisten Reisen hat er auch dokumentiert. Das vorliegende Buch gibt diese Reisebeschreibungen aus mehreren Jahrzehnten wieder. Durch die Zeitachse ist es auch ein Historienbuch. Viele Länder sind anders beschrieben, als sie heute sind. Auch wenn der Abstand nur kurz ist, wie etwa bei der ersten Geschichte „China zu verstehen“ aus dem Jahre 2012. Ein Land, das sich schnell verändert und 7 Jahre sind da eine lange Zeit. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil, der sich „Weiter, weiter“ nennt kommt es zu Reisebeschreibungen der letzten Jahre. Der zweite Teil ist Amerika gewidmet und der dritte Teil führt wieder nach Europa. Man könnte das Buch auch als eine „Resteverwertung“ bezeichnen. Alte Geschichten werden wieder aufgewärmt und veröffentlicht. Es ist teilweise schon historisch. In 100, 200 oder mehr Jahren kann es aber eine wichtige historische Dokumentation sein. Es ist ein Buch, das man vielleicht nicht sequentiell von der ersten bis zur letzten Seite liest, sondern einzelne Kapitel herausgreift, für die man als Leser Interesse hat oder selbst dort gewesen ist und wissen möchte, wie das Erlebte ein anderer, in dem Fall ein Dichter, gesehen hat. |
Michael, KÖHLMEIER Wenn ich Wir sage Buch 2019. @book{Michael2019, title = {Wenn ich Wir sage}, author = {KÖHLMEIER Michael}, year = {2019}, date = {2019-10-03}, abstract = {KÖHLMEIER, Michael: „Wenn ich wir sage“, Wien Salzburg 2019 Der Dichter Köhlmeier betätigt sich als Philosoph, obwohl er es nicht ist. Andererseits formuliert er gut und vielleicht besser als ein wahrer Philosoph und so verständlicher für normale, nichtphilosophische Leser. Immer wieder nimmt er Bezug auf Ralph Waldo Emerson. Da kommt man schon in Versuchung nicht weiterzulesen, sondern sich diesen Emerson zu besorgen und im „Original“ zu lesen. Es wäre nicht der Dichter Köhlmeier, wenn er nicht persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse einfließen lassen würde. So etwa, wie er als kleines Kind wegen einer schweren Krankheit der Mutter ein Jahr von zu Hause weg bei der Großmutter wohnte. Als er dann seinen Vater wiedersah, war der für ein Fremder und gehörte nicht zum „Wir“. Ein gemeinsames „Wir“ erlebte er auch als junger Musiker in einer Band. Vor allem, wenn improvisiert wurde. Orchestermusiker sind für ihn weniger ein „Wir“. Sie spielen die vorgeschriebenen Noten und sind dabei einsam mit dem eigenen „Ich“. Zum „Wir“ zählt er die Familie und Freunde, aber auch Feinde, weil sie in unserem Wir leben. Obwohl wir die positiven Freundschaften lieben: „Wir lassen uns gerne von Freundschaften erzählen, die in Brüderschaft münden und damit quasi-familiär werden.“ (Seite 61) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KÖHLMEIER, Michael: „Wenn ich wir sage“, Wien Salzburg 2019 Der Dichter Köhlmeier betätigt sich als Philosoph, obwohl er es nicht ist. Andererseits formuliert er gut und vielleicht besser als ein wahrer Philosoph und so verständlicher für normale, nichtphilosophische Leser. Immer wieder nimmt er Bezug auf Ralph Waldo Emerson. Da kommt man schon in Versuchung nicht weiterzulesen, sondern sich diesen Emerson zu besorgen und im „Original“ zu lesen. Es wäre nicht der Dichter Köhlmeier, wenn er nicht persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse einfließen lassen würde. So etwa, wie er als kleines Kind wegen einer schweren Krankheit der Mutter ein Jahr von zu Hause weg bei der Großmutter wohnte. Als er dann seinen Vater wiedersah, war der für ein Fremder und gehörte nicht zum „Wir“. Ein gemeinsames „Wir“ erlebte er auch als junger Musiker in einer Band. Vor allem, wenn improvisiert wurde. Orchestermusiker sind für ihn weniger ein „Wir“. Sie spielen die vorgeschriebenen Noten und sind dabei einsam mit dem eigenen „Ich“. Zum „Wir“ zählt er die Familie und Freunde, aber auch Feinde, weil sie in unserem Wir leben. Obwohl wir die positiven Freundschaften lieben: „Wir lassen uns gerne von Freundschaften erzählen, die in Brüderschaft münden und damit quasi-familiär werden.“ (Seite 61) |
Erika, PLUHAR Die Stimme erheben Buch 2019. @book{Erika2019, title = {Die Stimme erheben}, author = {PLUHAR Erika}, year = {2019}, date = {2019-09-30}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben“, Salzburg Wien 2019 Reden und Zeitungsbeiträge, Essays und Kurzgeschichten aus den Jahren 2002 bis 2019. So etwas kann nur eine anerkannte und berühmte Schriftstellerin herausgeben. Von unbekannten Personen würde man so eine Zusammenstellung nicht lesen wollen. In diesem speziellen Fall ist die Hauptzielgruppe bei den Fans von Erika Pluhar zu suchen. Sie wollen mehr von ihr wissen (obwohl sie es ohnehin wissen). Die in diesem Buch abgedruckten Texte bestätigen nur das Menschenbild, das man von Erika Pluhar, der ehemaligen Schauspielerin, die dann zum Schriftstellertum wechselte und als Sängerin auf der Bühne steht. Politisch ist sie ihrer Einstellung zum Sozialismus treu geblieben, auch wenn die dafür zuständige Partei den Sozialismus verlassen hat. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich politisch auch outet und zu ihrer Ansicht steht, ja diese im praktischen Leben auch anwendet und umsetzt. Das kommt auch bei den vorliegenden Texten zum Ausdruck. Da geht es um „starke Frauen“, um „das Gesehen werden“ und das Offenlegen des eigenen Lebensstils. In einem ihrer Bücher nennt sie sich auch „öffentliche Frau“. Sie hat zwar nie ein traditionell geregeltes Familienleben geführt, ihre Definition im Kapitel „Männergesundheit“ trifft aber ins Schwarze. Sehr schön, wie sie sagt „Männer leben mit ihrem Körper, Frauen in ihrem Körper.“ (Seite 32) Arbeitstiere, Workaholics nennt sie Menschen ohne Gefühle, die vergessen haben, was leben bedeutet. Gefühle gehen mit ihr einher mit Lebensqualität. „Die Macht der Gefühle“ ist nicht nur das tiefgehendste Kapitel des Buches, es ist auch das längste und beruht auf einem Vortrag vor einer pädagogischen Gesellschaft. Sehr persönlich wird sie, wenn sie zum Tod der Schauspielerin Susi Nicoletti oder über Altkanzler Vranitzky, ihrem Studienkollegen und späteren Chef Archim Benning oder dem Dichter John Irving spricht. Sie schreibt auch über die afrikanische Minderheit der Saharauis, die um Selbstständigkeit kämpfen, aber für den Großteil der Welt in Vergessenheit geraten ist. Viele, teilweise tiefgreifende Themen werden angesprochen. Das Buch endet mit einer Dankrede beim Erhalt der ROMY-Auszeichnung für ihr Lebenswerk, wo sie eine persönliche Beziehung zu Romy Schneider herstellt. Kurze Geschichten mit viel Einblick in eine, thematisch sehr breit aufgestellte Schriftstellerin. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } PLUHAR, Erika: „Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben“, Salzburg Wien 2019 Reden und Zeitungsbeiträge, Essays und Kurzgeschichten aus den Jahren 2002 bis 2019. So etwas kann nur eine anerkannte und berühmte Schriftstellerin herausgeben. Von unbekannten Personen würde man so eine Zusammenstellung nicht lesen wollen. In diesem speziellen Fall ist die Hauptzielgruppe bei den Fans von Erika Pluhar zu suchen. Sie wollen mehr von ihr wissen (obwohl sie es ohnehin wissen). Die in diesem Buch abgedruckten Texte bestätigen nur das Menschenbild, das man von Erika Pluhar, der ehemaligen Schauspielerin, die dann zum Schriftstellertum wechselte und als Sängerin auf der Bühne steht. Politisch ist sie ihrer Einstellung zum Sozialismus treu geblieben, auch wenn die dafür zuständige Partei den Sozialismus verlassen hat. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich politisch auch outet und zu ihrer Ansicht steht, ja diese im praktischen Leben auch anwendet und umsetzt. Das kommt auch bei den vorliegenden Texten zum Ausdruck. Da geht es um „starke Frauen“, um „das Gesehen werden“ und das Offenlegen des eigenen Lebensstils. In einem ihrer Bücher nennt sie sich auch „öffentliche Frau“. Sie hat zwar nie ein traditionell geregeltes Familienleben geführt, ihre Definition im Kapitel „Männergesundheit“ trifft aber ins Schwarze. Sehr schön, wie sie sagt „Männer leben mit ihrem Körper, Frauen in ihrem Körper.“ (Seite 32) Arbeitstiere, Workaholics nennt sie Menschen ohne Gefühle, die vergessen haben, was leben bedeutet. Gefühle gehen mit ihr einher mit Lebensqualität. „Die Macht der Gefühle“ ist nicht nur das tiefgehendste Kapitel des Buches, es ist auch das längste und beruht auf einem Vortrag vor einer pädagogischen Gesellschaft. Sehr persönlich wird sie, wenn sie zum Tod der Schauspielerin Susi Nicoletti oder über Altkanzler Vranitzky, ihrem Studienkollegen und späteren Chef Archim Benning oder dem Dichter John Irving spricht. Sie schreibt auch über die afrikanische Minderheit der Saharauis, die um Selbstständigkeit kämpfen, aber für den Großteil der Welt in Vergessenheit geraten ist. Viele, teilweise tiefgreifende Themen werden angesprochen. Das Buch endet mit einer Dankrede beim Erhalt der ROMY-Auszeichnung für ihr Lebenswerk, wo sie eine persönliche Beziehung zu Romy Schneider herstellt. Kurze Geschichten mit viel Einblick in eine, thematisch sehr breit aufgestellte Schriftstellerin. |
Walter, GLECKNER „Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“ Buch 2019. @book{Walter2019, title = {„Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“}, author = {GLECKNER Walter}, year = {2019}, date = {2019-09-27}, abstract = {GLECKNER, Walter: „Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“, Hinterbrühl 2018 Die Chronik eines Dorfs südlich von Wien. Sie gibt die Veränderungen der Zeit im ländlichen Raum und auch generell wieder. Der Autor beginnt – so wie es sich für eine Geschichtsdarstellung gehört – in frühen Zeiten. In diesem Fall mit der Hallstattzeit (800 v.Chr.) und springt dann zur Türkenbelagerung und ersten Ansiedlungen. Im kleinen Dorf mit wenigen hundert Einwohnern müssen im napoleonischen Krieg Söldner untergebracht werden. Genauso viel wie es Einwohner gibt. Die Aufzeichnungen aus der früheren Zeit existieren praktisch nicht. Daher die großen Sprünge in der Zeit. Im 19. Jahrhundert beginnt dann die Blütezeit des Dorfs mit Fremdenverkehr. Wiener, Großstädter, die hier Urlaub machen. Noch 1940 ist es ein anderes Dorf als heute. Der Autor zählt die Betriebe auf: 15 Greißler, mehrere Fleischhauer, mehr als ein Dutzend Gasthäuser, zwei Bäcker, 6 Schuster bis hin zum Malermeister, Radiomechaniker, Mechaniker und Hufschmied. 2019 gibt es keine 15 Kaufhäuser, sondern nur mehr zwei. Wie in großen Städten sind sie am Ortsrand angesiedelt. Einer im Westen und einer im Osten. Beides Filialen großer Konzerne. Sie bestimmen die Nahrungsmittelpreise für den Ort. Ein Schicksal, wie es allen Orten in Mitteleuropa widerfuhr. Ortsspezifisch dann die Sehenswürdigkeiten. Auf die beiden Weltkriege und ihre Auswirkungen auf das Dorf wird eingegangen und hier im Speziellen auf das Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Die Häftlinge produzierten hier in den Stollen des Gipsbergwerks Flugzeuge. 16 Persönlichkeiten hat nach Angaben des Chronisten der Ort hervorgebracht. Eine subjektive Darstellung. Es zählt – so wie es in der heutigen Zeit üblich ist – die Popularität. Einem Journalisten wird mehr Text gewidmet als einem anerkannten Musiker und ein berühmter ortsansässiger Mathematiker hat es ins Buch gar nicht geschafft. Auf alle Fälle ein sehr gut aufgearbeitetes Geschichtsbuch der Marktgemeinde Hinterbrühl bei Wien, das in vielen Kapiteln stellvertretend für andere Dörfer und die generelle Entwicklung stehen kann. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } GLECKNER, Walter: „Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“, Hinterbrühl 2018 Die Chronik eines Dorfs südlich von Wien. Sie gibt die Veränderungen der Zeit im ländlichen Raum und auch generell wieder. Der Autor beginnt – so wie es sich für eine Geschichtsdarstellung gehört – in frühen Zeiten. In diesem Fall mit der Hallstattzeit (800 v.Chr.) und springt dann zur Türkenbelagerung und ersten Ansiedlungen. Im kleinen Dorf mit wenigen hundert Einwohnern müssen im napoleonischen Krieg Söldner untergebracht werden. Genauso viel wie es Einwohner gibt. Die Aufzeichnungen aus der früheren Zeit existieren praktisch nicht. Daher die großen Sprünge in der Zeit. Im 19. Jahrhundert beginnt dann die Blütezeit des Dorfs mit Fremdenverkehr. Wiener, Großstädter, die hier Urlaub machen. Noch 1940 ist es ein anderes Dorf als heute. Der Autor zählt die Betriebe auf: 15 Greißler, mehrere Fleischhauer, mehr als ein Dutzend Gasthäuser, zwei Bäcker, 6 Schuster bis hin zum Malermeister, Radiomechaniker, Mechaniker und Hufschmied. 2019 gibt es keine 15 Kaufhäuser, sondern nur mehr zwei. Wie in großen Städten sind sie am Ortsrand angesiedelt. Einer im Westen und einer im Osten. Beides Filialen großer Konzerne. Sie bestimmen die Nahrungsmittelpreise für den Ort. Ein Schicksal, wie es allen Orten in Mitteleuropa widerfuhr. Ortsspezifisch dann die Sehenswürdigkeiten. Auf die beiden Weltkriege und ihre Auswirkungen auf das Dorf wird eingegangen und hier im Speziellen auf das Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Die Häftlinge produzierten hier in den Stollen des Gipsbergwerks Flugzeuge. 16 Persönlichkeiten hat nach Angaben des Chronisten der Ort hervorgebracht. Eine subjektive Darstellung. Es zählt – so wie es in der heutigen Zeit üblich ist – die Popularität. Einem Journalisten wird mehr Text gewidmet als einem anerkannten Musiker und ein berühmter ortsansässiger Mathematiker hat es ins Buch gar nicht geschafft. Auf alle Fälle ein sehr gut aufgearbeitetes Geschichtsbuch der Marktgemeinde Hinterbrühl bei Wien, das in vielen Kapiteln stellvertretend für andere Dörfer und die generelle Entwicklung stehen kann. |
Ursula, WIEGELE Cello, stromabwärts Buch 2019. @book{Ursula2019, title = {Cello, stromabwärts}, author = {WIEGELE Ursula}, year = {2019}, date = {2019-09-27}, abstract = {WIEGELE, Ursula: „Cello, stromabwärts“, Klagenfurt Wien 2011 Es ist ihr Debütroman. Die Themen Migration und Kunst werden darin vermischt. Die Geschichte handelt in Rumänien, Österreich und Italien. Die Autorin lässt ihre Kenntnisse im Musikwesen durchklingen. So auch der Titel mit „Cello“. Eine der Hauptpersonen spielt Cello. Auch der Sohn beginnt schon früh mit diesem Instrument. Das Wort „stromabwärts“, das im Titel noch vorkommt bezieht sich auf Rumänien und Migranten, die als handelnde Personen im Roman auftreten. Einerseits während des Ceausescu Regimes geflüchtet, andererseits nach der politischen Wende. In einem Wohnhaus kommen sie alle unter ein Dach. Musiker, die von der Hausbesitzerin gefördert werden. Bogdan, ein rumänischer Schauspieler versucht in seinem Beruf Fuß zu fassen, aber der Akzent im Deutschen macht es ihm unmöglich. Er versucht wieder nach Rumänien zurück zu gehen. Ob er dort erfolgreich wird lässt der Roman offen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WIEGELE, Ursula: „Cello, stromabwärts“, Klagenfurt Wien 2011 Es ist ihr Debütroman. Die Themen Migration und Kunst werden darin vermischt. Die Geschichte handelt in Rumänien, Österreich und Italien. Die Autorin lässt ihre Kenntnisse im Musikwesen durchklingen. So auch der Titel mit „Cello“. Eine der Hauptpersonen spielt Cello. Auch der Sohn beginnt schon früh mit diesem Instrument. Das Wort „stromabwärts“, das im Titel noch vorkommt bezieht sich auf Rumänien und Migranten, die als handelnde Personen im Roman auftreten. Einerseits während des Ceausescu Regimes geflüchtet, andererseits nach der politischen Wende. In einem Wohnhaus kommen sie alle unter ein Dach. Musiker, die von der Hausbesitzerin gefördert werden. Bogdan, ein rumänischer Schauspieler versucht in seinem Beruf Fuß zu fassen, aber der Akzent im Deutschen macht es ihm unmöglich. Er versucht wieder nach Rumänien zurück zu gehen. Ob er dort erfolgreich wird lässt der Roman offen. |
Saint-Exupéry, Antoine Wind Sand und Sterne Buch 2019. @book{Saint-Exupéry2019, title = {Wind Sand und Sterne}, author = {Saint-Exupéry, Antoine}, year = {2019}, date = {2019-09-19}, abstract = {Saint-Exupéry, Antoine: „Wind Sand und Sterne“, Düsseldorf 1956 Manchmal ist es gut wieder ein älteres Buch zu lesen. Da haben Autoren – wie Exupéry – Aussagen getätigt, die auch heute noch Gültigkeit haben: „Wir denken, dass die Maschine den Menschen erdrückt und zerstört – wohl nur, weil wir noch zu wenig abstand haben, um die Wirkungen einer so plötzlichen Umstellung zu überblicken. Was sind die hundert Jahre des Zeitalters der Maschine gemessen an den zweihunderttausend Jahren der Menschheitsgeschichte? Wir sind erst noch dabei, in dem Lande der tiefen Schächte und der riesigen Kraftwerke heimisch zu werden. Wir sind eben erst in das noch unvollendete Haus eingezogen. Alles hat sich um uns so schnell geändert, die Beziehungen von Mensch zu Mensch wie die Gesetze von Arbeit und Sitte. Sogar unsere geistigen Wertmaßstäbe sind in ihren tiefsten Tiefen erschüttert. Noch bedeuten Worte Trennung, Fernsein, Entfernung, Heimkehr dasselbe wie früher und enthalten doch nicht mehr dieselben Gegebenheiten. Um die Welt von heute zu deuten, gebrauchen wir eine Sprache, die für die Welt von gestern geschaffen wurde. Darum scheint uns auch das Leben der Vergangenheit naturgemäßer zu sein, nur weil es unserer Sprache gemäßer ist. Wir sind junge Wilde und staunen über unsere neuen Spielsachen. Die Wettflüge haben keinen anderen Sinn. Einer steigt am höchsten, einer saust am schnellsten, wir aber wissen schon nicht mehr, warum wir sie steigen und sausen lassen. Für den Augenblick ist das Wettrennen wichtiger als sein Gegenstand. … So haben auch wir im Fortschrittsrausch die Menschen dazu gezwungen, an Eisenbahnen, Werkbauten und Tiefbohrungen Dienst zu tun, und haben darüber ziemlich vergessen, dass alle diese Anlagen nur geschaffen wurden, um den Menschen zu dienen.“ Der Autor war Pionier in der Luftfahrt und darum handelt es sich in diesem Buch, obwohl viel Lebensweisheit hineinverpackt ist. Er beschreibt wie sie früher gefährlich Strecken geflogen sind, wie der Zusammenhalt der Piloten war und wie sie oft den Naturgewalten trotzen mussten. Speziell beeindruckt hatte ihn – und das nimmt einen prominenten Platz im Buch ein – die Wüste und die Oasen. Ein Schlüsselerlebnis für ihn war eine Bruchlandung in der Wüste, ohne zu wissen wo sie waren. Fast wäre er dabei mit seinem Mechaniker gestorben. Er ging an die Grenzen des Menschlichen und wurde – wie durch ein Wunder gerettet. Bei aller Hingabe zur Technik sieht er in seinem Flugzeug keinen „Zweck, sondern ein Werkzeug, ein Gerät nicht anders als der Pflug.“ (Seite 47) In all seiner Technikgläubigkeit stellt der Mensch eine wichtige Rolle dar. Man sollte öfter auf ältere Bücher zurückgreifen um zu erkennen, dass sich der Kern des Denkens nicht verändert hat. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } Saint-Exupéry, Antoine: „Wind Sand und Sterne“, Düsseldorf 1956 Manchmal ist es gut wieder ein älteres Buch zu lesen. Da haben Autoren – wie Exupéry – Aussagen getätigt, die auch heute noch Gültigkeit haben: „Wir denken, dass die Maschine den Menschen erdrückt und zerstört – wohl nur, weil wir noch zu wenig abstand haben, um die Wirkungen einer so plötzlichen Umstellung zu überblicken. Was sind die hundert Jahre des Zeitalters der Maschine gemessen an den zweihunderttausend Jahren der Menschheitsgeschichte? Wir sind erst noch dabei, in dem Lande der tiefen Schächte und der riesigen Kraftwerke heimisch zu werden. Wir sind eben erst in das noch unvollendete Haus eingezogen. Alles hat sich um uns so schnell geändert, die Beziehungen von Mensch zu Mensch wie die Gesetze von Arbeit und Sitte. Sogar unsere geistigen Wertmaßstäbe sind in ihren tiefsten Tiefen erschüttert. Noch bedeuten Worte Trennung, Fernsein, Entfernung, Heimkehr dasselbe wie früher und enthalten doch nicht mehr dieselben Gegebenheiten. Um die Welt von heute zu deuten, gebrauchen wir eine Sprache, die für die Welt von gestern geschaffen wurde. Darum scheint uns auch das Leben der Vergangenheit naturgemäßer zu sein, nur weil es unserer Sprache gemäßer ist. Wir sind junge Wilde und staunen über unsere neuen Spielsachen. Die Wettflüge haben keinen anderen Sinn. Einer steigt am höchsten, einer saust am schnellsten, wir aber wissen schon nicht mehr, warum wir sie steigen und sausen lassen. Für den Augenblick ist das Wettrennen wichtiger als sein Gegenstand. … So haben auch wir im Fortschrittsrausch die Menschen dazu gezwungen, an Eisenbahnen, Werkbauten und Tiefbohrungen Dienst zu tun, und haben darüber ziemlich vergessen, dass alle diese Anlagen nur geschaffen wurden, um den Menschen zu dienen.“ Der Autor war Pionier in der Luftfahrt und darum handelt es sich in diesem Buch, obwohl viel Lebensweisheit hineinverpackt ist. Er beschreibt wie sie früher gefährlich Strecken geflogen sind, wie der Zusammenhalt der Piloten war und wie sie oft den Naturgewalten trotzen mussten. Speziell beeindruckt hatte ihn – und das nimmt einen prominenten Platz im Buch ein – die Wüste und die Oasen. Ein Schlüsselerlebnis für ihn war eine Bruchlandung in der Wüste, ohne zu wissen wo sie waren. Fast wäre er dabei mit seinem Mechaniker gestorben. Er ging an die Grenzen des Menschlichen und wurde – wie durch ein Wunder gerettet. Bei aller Hingabe zur Technik sieht er in seinem Flugzeug keinen „Zweck, sondern ein Werkzeug, ein Gerät nicht anders als der Pflug.“ (Seite 47) In all seiner Technikgläubigkeit stellt der Mensch eine wichtige Rolle dar. Man sollte öfter auf ältere Bücher zurückgreifen um zu erkennen, dass sich der Kern des Denkens nicht verändert hat. |
GSTREIN, Norbert Als ich jung war Buch 2019. @book{GSTREIN2019, title = {Als ich jung war}, author = {Norbert GSTREIN}, year = {2019}, date = {2019-09-14}, abstract = {GSTREIN, Norbert: „Als ich jung war“, München 2019 Vorne im Buch steht „A lot remained to be explaines. Louis L´Amour“ Dieses Motto zieht sich dann durch das Buch. Im ersten Kapitel „Diese Freuden“ geht es – ganz gegen den Titel – um zwei Selbstmorde. Als junger Mann fotografierte der Icherzähler im elterlichen Hotel bei Hochzeiten. Eine Braut stürzte sich noch in der Hochzeitsnacht über eine Felswand in den Tod. War der Fotograf beteiligt? Viele waren an einer Aufklärung interessiert und ebenso viele Meinungen und Verdächtigungen gab es. Auch aus dem benachbarten Nonnenkloster. Der junge Fotograf brach sein Studium ab und ging als Schilehrer nach Amerika. Viele Jahre war er dort. Manche meinten er sei geflüchtet nach dem Selbstmord, der vielleicht keiner war. Der zweite Selbstmord dann in Amerika. Ein Physiker nahm immer wieder Unterrichtsstunden bei ihm und wurde so mit dem Schilehrer freund. Auch er stürzte sich in den Tod. Auf Schiern fuhr er gegen einen Baum. Vorher nahm er den Helm ab und fuhr mit dem vorgestreckten Kopf gegen sein Lebensende. Der Schilehrer wird zum Teilerben und es kam wieder zu Verdächtigungen. Im Kapitel „Die nicht erzählte Geschichte“ greift er auf alte Erfahrungen zurück. Als Schilehrer besuchte er regelmäßig eine Bar in der auch ein Mädchen arbeitete, mit der er eine Beziehung aufbauen wollte. Sie verschwindet eines Tages. War er schuld? Das fragte auch der Bruder des Mädchens. Noch weiter geht der zweite Fall zurück: Wie er als Hochzeitsfotograf eine junge Musikerin in der Nacht geküsst hatte. Nach Jahren will ihm ein Kriminalbeamter daraus ein Delikt drehen, weil das Mädchen nicht 17, sondern erst 13 Jahre alt war. Sie wird später eine berühmte Geigerin und er fährt ihr nach um sie zu sehen. Dieses ist das letzte Kapitel: Sarah Flarer. Das Mädchen hatte ihren Namen geändert. Er sieht sie und fährt dann ziellos nach Süden, wo er in eine Schlägerei kommt und im Spital landet. Dort endet auch das Buch. Etwas wirr und doch geradlinig geschrieben. Ist es wirklich ein Thema für ein Buch? Ist es eine Aufarbeitung der eigenen Jugend. Frauenbeziehungen. Auf alle Fälle zeigt das Buch Ängste, die ein Mann ausstehen kann, wenn er eine vielleicht unerlaubte Beziehung mit einer Frau eingeht. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } GSTREIN, Norbert: „Als ich jung war“, München 2019 Vorne im Buch steht „A lot remained to be explaines. Louis L´Amour“ Dieses Motto zieht sich dann durch das Buch. Im ersten Kapitel „Diese Freuden“ geht es – ganz gegen den Titel – um zwei Selbstmorde. Als junger Mann fotografierte der Icherzähler im elterlichen Hotel bei Hochzeiten. Eine Braut stürzte sich noch in der Hochzeitsnacht über eine Felswand in den Tod. War der Fotograf beteiligt? Viele waren an einer Aufklärung interessiert und ebenso viele Meinungen und Verdächtigungen gab es. Auch aus dem benachbarten Nonnenkloster. Der junge Fotograf brach sein Studium ab und ging als Schilehrer nach Amerika. Viele Jahre war er dort. Manche meinten er sei geflüchtet nach dem Selbstmord, der vielleicht keiner war. Der zweite Selbstmord dann in Amerika. Ein Physiker nahm immer wieder Unterrichtsstunden bei ihm und wurde so mit dem Schilehrer freund. Auch er stürzte sich in den Tod. Auf Schiern fuhr er gegen einen Baum. Vorher nahm er den Helm ab und fuhr mit dem vorgestreckten Kopf gegen sein Lebensende. Der Schilehrer wird zum Teilerben und es kam wieder zu Verdächtigungen. Im Kapitel „Die nicht erzählte Geschichte“ greift er auf alte Erfahrungen zurück. Als Schilehrer besuchte er regelmäßig eine Bar in der auch ein Mädchen arbeitete, mit der er eine Beziehung aufbauen wollte. Sie verschwindet eines Tages. War er schuld? Das fragte auch der Bruder des Mädchens. Noch weiter geht der zweite Fall zurück: Wie er als Hochzeitsfotograf eine junge Musikerin in der Nacht geküsst hatte. Nach Jahren will ihm ein Kriminalbeamter daraus ein Delikt drehen, weil das Mädchen nicht 17, sondern erst 13 Jahre alt war. Sie wird später eine berühmte Geigerin und er fährt ihr nach um sie zu sehen. Dieses ist das letzte Kapitel: Sarah Flarer. Das Mädchen hatte ihren Namen geändert. Er sieht sie und fährt dann ziellos nach Süden, wo er in eine Schlägerei kommt und im Spital landet. Dort endet auch das Buch. Etwas wirr und doch geradlinig geschrieben. Ist es wirklich ein Thema für ein Buch? Ist es eine Aufarbeitung der eigenen Jugend. Frauenbeziehungen. Auf alle Fälle zeigt das Buch Ängste, die ein Mann ausstehen kann, wenn er eine vielleicht unerlaubte Beziehung mit einer Frau eingeht. |
EDELBAUER, Raphaela Das flüssige Land Buch 2019. @book{EDELBAUER2019, title = {Das flüssige Land}, author = {EDELBAUER, Raphaela}, year = {2019}, date = {2019-09-08}, abstract = {EDELBAUER, Raphaela: „Das flüssige Land“, Stuttgart 2019 Der erste Roman der Bachmann-Preisträgerin. Die Hauptfigur Ruth des vorliegenden Romans berichtet in der Ich-Form. Ihr wird mitgeteilt, dass ihre Eltern bei einem Unfall umgekommen sind. Sie begibt sich auf die Suche nach dem Geburtstort der Eltern. Sie fährt mit dem Auto los und nächtigt in verschiedenen Orten in einfachen Pensionen oder Gasthäusern. Einmal sogar auf einer öffentlichen Toilette. Systematisch schreibt sie auf, was ihre Eltern von dem Ort, aus dem sie kamen, erzählt hatten. Mit diesen Erinnerungen grenzt sie die Möglichkeiten ein und beginnt ihre Suche, die sie in verschiedenste Gebiete um Wien führt. In den Süden, Westen und Norden. Wobei die Orte selbst egal sind. Das interessante ist es, wie sie diese Suche beschreibt. Letztlich findet sie die kleine Stadt, die nur über einen Waldweg, bei dem ihr Auto kaputt geht erreichbar ist. Eine Stadt mit eigenen Regeln. Eine Baronin wohnt im Schloss über dem Ort und beherrscht alles. Fast alle Häuser gehören ihr. Die Stadt ist von Bergwerksgängen unterminiert und immer wieder bricht etwas ein. Die Gräfin nützt dies und erwirbt viele Bauten. Die Proponentin Ruth hat somit den Ort ihrer Eltern gefunden und muss feststellen, dass diese tief in die Ortgeschehnisse eingebunden waren. Sie bleibt drei Jahre und wird selbst eng mit allem vertraut. Sie forscht über ihre Vorfahren. Dabei stößt sie auf Ungereimtheiten aus der Zeit des Dritten Reichs und will diese aufklären. Viele Menschen sind in den Gängen des sich senkenden Bergwerks verschwunden. Heimlich sammelt sie Dokumente. Offiziell ist sie, die Forscherin von der Gräfin beauftragt ein Mittel zu erfinden, mit dem das Versinken der Stadt aufgehalten werden kann, was ihr auch gelingt. Sie wendet es bei ihrem eigenen Haus – jenem, in dem ihre Eltern und Großeltern gewohnt hatten – an, hält aber die Rezeptur lange geheim, weil auch die Natur damit abstirbt. Dadurch wird aber der Erfolg sichtbar und sie muss ihr Mittel freigeben. Der erste Einsatz dieses „Wundermittels“ soll im Rahmen eines großen touristischen Festes passieren. Ruth steht als Rednerin im Programm und will diese Gelegenheit nützen vor Medien und vielen Besuchern die Missetaten aufzuzeigen. Letztlich entscheidet sie sich aber anders und kehrt in ihr normales Leben an der Universität in die Hauptstadt zurück. Am Ende entsteht starke Dramatik, die dann abrupt mit Ruths Umzug abbricht. Solange es solch gute Nachwuchsautorinnen in Österreich gibt, braucht dem Land nicht bange zu sein um die Literatur. Wobei „Nachwuchs“ bei Raphaela Edelbauer schon nicht mehr zutrifft, denn sie ist da und hat einen großen und klaren Akzent in Österreichs Literaturlandschaft gesetzt. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } EDELBAUER, Raphaela: „Das flüssige Land“, Stuttgart 2019 Der erste Roman der Bachmann-Preisträgerin. Die Hauptfigur Ruth des vorliegenden Romans berichtet in der Ich-Form. Ihr wird mitgeteilt, dass ihre Eltern bei einem Unfall umgekommen sind. Sie begibt sich auf die Suche nach dem Geburtstort der Eltern. Sie fährt mit dem Auto los und nächtigt in verschiedenen Orten in einfachen Pensionen oder Gasthäusern. Einmal sogar auf einer öffentlichen Toilette. Systematisch schreibt sie auf, was ihre Eltern von dem Ort, aus dem sie kamen, erzählt hatten. Mit diesen Erinnerungen grenzt sie die Möglichkeiten ein und beginnt ihre Suche, die sie in verschiedenste Gebiete um Wien führt. In den Süden, Westen und Norden. Wobei die Orte selbst egal sind. Das interessante ist es, wie sie diese Suche beschreibt. Letztlich findet sie die kleine Stadt, die nur über einen Waldweg, bei dem ihr Auto kaputt geht erreichbar ist. Eine Stadt mit eigenen Regeln. Eine Baronin wohnt im Schloss über dem Ort und beherrscht alles. Fast alle Häuser gehören ihr. Die Stadt ist von Bergwerksgängen unterminiert und immer wieder bricht etwas ein. Die Gräfin nützt dies und erwirbt viele Bauten. Die Proponentin Ruth hat somit den Ort ihrer Eltern gefunden und muss feststellen, dass diese tief in die Ortgeschehnisse eingebunden waren. Sie bleibt drei Jahre und wird selbst eng mit allem vertraut. Sie forscht über ihre Vorfahren. Dabei stößt sie auf Ungereimtheiten aus der Zeit des Dritten Reichs und will diese aufklären. Viele Menschen sind in den Gängen des sich senkenden Bergwerks verschwunden. Heimlich sammelt sie Dokumente. Offiziell ist sie, die Forscherin von der Gräfin beauftragt ein Mittel zu erfinden, mit dem das Versinken der Stadt aufgehalten werden kann, was ihr auch gelingt. Sie wendet es bei ihrem eigenen Haus – jenem, in dem ihre Eltern und Großeltern gewohnt hatten – an, hält aber die Rezeptur lange geheim, weil auch die Natur damit abstirbt. Dadurch wird aber der Erfolg sichtbar und sie muss ihr Mittel freigeben. Der erste Einsatz dieses „Wundermittels“ soll im Rahmen eines großen touristischen Festes passieren. Ruth steht als Rednerin im Programm und will diese Gelegenheit nützen vor Medien und vielen Besuchern die Missetaten aufzuzeigen. Letztlich entscheidet sie sich aber anders und kehrt in ihr normales Leben an der Universität in die Hauptstadt zurück. Am Ende entsteht starke Dramatik, die dann abrupt mit Ruths Umzug abbricht. Solange es solch gute Nachwuchsautorinnen in Österreich gibt, braucht dem Land nicht bange zu sein um die Literatur. Wobei „Nachwuchs“ bei Raphaela Edelbauer schon nicht mehr zutrifft, denn sie ist da und hat einen großen und klaren Akzent in Österreichs Literaturlandschaft gesetzt. |
CRONIN, Archibald Joseph 2019. @book{CRONIN2019, title = {Kinderarzt Dr. Carroll}, author = {CRONIN, Archibald Joseph}, year = {2019}, date = {2019-08-30}, abstract = {CRONIN, Archibald Joseph.: „Kinderarzt Dr. Caroll“, Wien Hamburg 1969 Der schottische Arzt und Schriftsteller Archibald Joseph Cronin war einer der erfolgreichsten Autoren Englands im 20. Jahrhundert. Er schrieb in einem speziellen Romanrealismus. Als Arzt und Schriftsteller verband er beide Disziplinen. So auch im Roman „Kinderarzt Dr. Carroll“. Ein aus einfachen Verhältnissen stammender Arzt arbeitet sich nach vielen einfachen Jobs durch Fälschungen zu einem Klinikum Arzt in der Schweiz hoch. Aber seine Vergangenheit holt ihn in Form einer ehemaligen Geliebten ein, die ihn erpressen will. Er ist aber ein Frauenverehrer und will keine fixe Bindung eingehen. Letztlich bekehrt er sich aber und kehrt zur ehemaligen Geliebten nach England zurück und kehrt seinem großartigen Job in der Schweiz den Rücken. Cronin schreibt in einem heute nicht mehr üblichen Stil. Das Buch ist aber leicht zu lesen. Die Geschehnisse werden auf der Zeitachse chronologisch aufgehängt und es ist leicht dem Fortgang zu folgen. Seine Formulierungen sind klar, leicht lesbar und schön. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } CRONIN, Archibald Joseph.: „Kinderarzt Dr. Caroll“, Wien Hamburg 1969 Der schottische Arzt und Schriftsteller Archibald Joseph Cronin war einer der erfolgreichsten Autoren Englands im 20. Jahrhundert. Er schrieb in einem speziellen Romanrealismus. Als Arzt und Schriftsteller verband er beide Disziplinen. So auch im Roman „Kinderarzt Dr. Carroll“. Ein aus einfachen Verhältnissen stammender Arzt arbeitet sich nach vielen einfachen Jobs durch Fälschungen zu einem Klinikum Arzt in der Schweiz hoch. Aber seine Vergangenheit holt ihn in Form einer ehemaligen Geliebten ein, die ihn erpressen will. Er ist aber ein Frauenverehrer und will keine fixe Bindung eingehen. Letztlich bekehrt er sich aber und kehrt zur ehemaligen Geliebten nach England zurück und kehrt seinem großartigen Job in der Schweiz den Rücken. Cronin schreibt in einem heute nicht mehr üblichen Stil. Das Buch ist aber leicht zu lesen. Die Geschehnisse werden auf der Zeitachse chronologisch aufgehängt und es ist leicht dem Fortgang zu folgen. Seine Formulierungen sind klar, leicht lesbar und schön. |
SCHOLL, Susanne Die Damen des Hauses Buch 2019. @book{SCHOLL2019, title = {Die Damen des Hauses}, author = {SCHOLL, Susanne}, year = {2019}, date = {2019-08-24}, abstract = {SCHOLL, Susanne: „Die Damen des Hauses“, Salzburg Wien 2019 Vier Frauen in einer Wohngemeinschaft. Alle vier in fortgeschrittenem Alter auf deren Leben die Autorin zurückblickt. Ein nettes Buch. Angenehm zum Lesen. Es beginnt mit Ella, der Wohnungsbesitzerin, die verwitwet alleine in einer großen Wohnung lebt. Langsam ziehen drei andere Frauen in der zu großen Wohnung zu. Ella ist das erste Kapitel gewidmet. Da hageln viele Namen auf den Leser herein, deren Hintergrund sich aber im Laufe der weiteren Seiten aufklärt. Aber die Autorin hat wohlüberlegte Systematik in ihrer Erzählung. Zuerst werden die vier Damen vorgestellt. Ella, die Hauptfigur mit der großen Wohnung, Rada eine rumänische Fremdarbeiterin, die in die Runde aufgenommen wurde und diese auch servisiert, Maggie die jüngere Schwester und Luise, die von ihrem Mann verlassen wurde. Nach dieser „Vorstellungsrunde“ kommt das Kapitel „Zusammenleben“ und als Leser erfährt man, wie unterschiedlich diese vier Frauen sind. Diese Unterschiedlichkeit wird im folgenden Kapitel „Diskutieren“ noch vertieft. Hier werden von der Autorin – durch ihre Proponenten – aktuelle Themen wie Migration, Flüchtlinge, Rechtspopulismus und anderes angesprochen. Natürlich schlagen die Meinung und das Engagement der Autorin durch. Letztlich ist es ja auch das Recht und die Pflicht von Schreibenden sich zur öffentlichen Situation zu äußern. Scholl tut es mit den Stimmen ihrer Romanfiguren. Menschen, Frauen im fortgeschrittenen Alter, die sich auch mit dem Sinn des Lebens und letztlich, wie sie es mit Ella, der Hauptperson macht, mit dem Tod, Vergesslichkeit, der Demenz auseinandersetzt. Natürlich wollen alle alt und älter werden, aber Ella sagt „Wenn du nicht alt werden wolltest, hättest du jung sterben müssen.“ (Seite 193) Dies war die Antwort zum Spruch einer Mitbewohnerin, die meinte „Ich will einfach nicht mehr Geburtstag feiern. Wer braucht das schon, sich jedes Jahr daran erinnern, dass man alt wird. Das ist doch nur traurig.“ Aber es bleibt nicht dabei. Mit „Weiterleben“ kommt die nachfolgende Generation zu Wort, die letztlich zeigt, dass die Welt sich weiterdreht. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHOLL, Susanne: „Die Damen des Hauses“, Salzburg Wien 2019 Vier Frauen in einer Wohngemeinschaft. Alle vier in fortgeschrittenem Alter auf deren Leben die Autorin zurückblickt. Ein nettes Buch. Angenehm zum Lesen. Es beginnt mit Ella, der Wohnungsbesitzerin, die verwitwet alleine in einer großen Wohnung lebt. Langsam ziehen drei andere Frauen in der zu großen Wohnung zu. Ella ist das erste Kapitel gewidmet. Da hageln viele Namen auf den Leser herein, deren Hintergrund sich aber im Laufe der weiteren Seiten aufklärt. Aber die Autorin hat wohlüberlegte Systematik in ihrer Erzählung. Zuerst werden die vier Damen vorgestellt. Ella, die Hauptfigur mit der großen Wohnung, Rada eine rumänische Fremdarbeiterin, die in die Runde aufgenommen wurde und diese auch servisiert, Maggie die jüngere Schwester und Luise, die von ihrem Mann verlassen wurde. Nach dieser „Vorstellungsrunde“ kommt das Kapitel „Zusammenleben“ und als Leser erfährt man, wie unterschiedlich diese vier Frauen sind. Diese Unterschiedlichkeit wird im folgenden Kapitel „Diskutieren“ noch vertieft. Hier werden von der Autorin – durch ihre Proponenten – aktuelle Themen wie Migration, Flüchtlinge, Rechtspopulismus und anderes angesprochen. Natürlich schlagen die Meinung und das Engagement der Autorin durch. Letztlich ist es ja auch das Recht und die Pflicht von Schreibenden sich zur öffentlichen Situation zu äußern. Scholl tut es mit den Stimmen ihrer Romanfiguren. Menschen, Frauen im fortgeschrittenen Alter, die sich auch mit dem Sinn des Lebens und letztlich, wie sie es mit Ella, der Hauptperson macht, mit dem Tod, Vergesslichkeit, der Demenz auseinandersetzt. Natürlich wollen alle alt und älter werden, aber Ella sagt „Wenn du nicht alt werden wolltest, hättest du jung sterben müssen.“ (Seite 193) Dies war die Antwort zum Spruch einer Mitbewohnerin, die meinte „Ich will einfach nicht mehr Geburtstag feiern. Wer braucht das schon, sich jedes Jahr daran erinnern, dass man alt wird. Das ist doch nur traurig.“ Aber es bleibt nicht dabei. Mit „Weiterleben“ kommt die nachfolgende Generation zu Wort, die letztlich zeigt, dass die Welt sich weiterdreht. |
TASCHLER, Judith W Das Geburtstagsfest Buch 2019. @book{TASCHLER2019, title = {Das Geburtstagsfest}, author = {TASCHLER, W. Judith}, year = {2019}, date = {2019-08-06}, abstract = {TASCHLER, Judith W.: „Das Geburtstagsfest“, München 2019 Um ein Geburtstagsfest eines Architekten rankt sich die Geschichte. Sie führt nach Kambodscha und ist eng mit Österreich verwoben. Verwoben sind auch die einzelnen Kapitel. Sie springen in der Zeitachse und den Orten. Ich sehe solche Strukturen als Erschwerung für den Leser. Es ist oft schwierig den Lesefaden nicht zu verlieren. Warum machen das heutige Dichter? Ich glaube irgendwie ist es eine Modeerscheinung. Zu Beginn empfand ich die Schreibweise etwas holprig. Ich empfehle aber allen Lesern weiterzumachen. Die Geschichte wird zunehmend spannend und am Ende kann man gar nicht aufhören. Das anfangs negativ gesehene Wechseln auf der Zeitachse stellte sich als Erhöhung der Spannung heraus und fesselt; lässt nicht los vom Lesen. Obwohl ich aus den Nachrichten die damaligen Kämpfe in Kambodscha gehört habe, wusste ich doch zu wenig. Das Buch klärt auf … und vor allem gibt es die Gräuel wieder, die dort passierten. Unvorstellbar. Geschickt webt Taschler in die einfache Geschichte einer Geburtstagsparty des 50-jährigen Vaters, der in Österreich verheiratet ist und eine intakte Familie hat, dessen Vergangenheit bei den Roten Khmer ein. Am Ende des Krieges ist er nach Thailand geflüchtet und hat ein ihm bekanntes Mädchen, das schwer krank war mitgetragen und in die Freiheit gebracht. Über seine Zeit in Kambodscha hat er mit der Familie nie geredet. Ein Sohn fand im Internet den Kontakt zu dieser Frau, die er gerettet hatte. Sie lebt in Amerika und der Sohn lädt sie als Überraschung zum Geburtstagsfest des Vaters ein. Daraus wird ein Destaster. Er hat Angst seine negative Vergangenheit als Kindersoldat bei den Roten Khmer wird bekannt. Es kommt zum Streit. Die Autorin vermischt in diesem Buch verschiedene Geschichten: • des kambodschanischen Flüchtlings, der in Österreich eine Familie gründet und erfolgreich wird mit jener • des Soldaten der kommunistischen Roten Khmer, • seiner Kindheit als Sohn eines Fischers, • der Familie der „Schwester“, die der oberen Klasse der kambodschanischen Gesellschaft angehörte und • der Familie, die den Flüchtling mit seiner „Schwester“ (= das von ihm gerettete Mädchen) in Österreich aufgenommen hat. Viel Unheil, viel Leid, viel Gräuel parallel zu einer heilen Welt in Österreich. Im Epilog, der einen eMail Verkehr wiedergibt kommt es letztlich noch zu einem Happy End, in dem der Familienfrieden einkehrt und der Vater seine Vergangenheit aufarbeitet. Mehr sei hier nicht gesagt, nur das eine: Es ist ein großartiges Buch! }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TASCHLER, Judith W.: „Das Geburtstagsfest“, München 2019 Um ein Geburtstagsfest eines Architekten rankt sich die Geschichte. Sie führt nach Kambodscha und ist eng mit Österreich verwoben. Verwoben sind auch die einzelnen Kapitel. Sie springen in der Zeitachse und den Orten. Ich sehe solche Strukturen als Erschwerung für den Leser. Es ist oft schwierig den Lesefaden nicht zu verlieren. Warum machen das heutige Dichter? Ich glaube irgendwie ist es eine Modeerscheinung. Zu Beginn empfand ich die Schreibweise etwas holprig. Ich empfehle aber allen Lesern weiterzumachen. Die Geschichte wird zunehmend spannend und am Ende kann man gar nicht aufhören. Das anfangs negativ gesehene Wechseln auf der Zeitachse stellte sich als Erhöhung der Spannung heraus und fesselt; lässt nicht los vom Lesen. Obwohl ich aus den Nachrichten die damaligen Kämpfe in Kambodscha gehört habe, wusste ich doch zu wenig. Das Buch klärt auf … und vor allem gibt es die Gräuel wieder, die dort passierten. Unvorstellbar. Geschickt webt Taschler in die einfache Geschichte einer Geburtstagsparty des 50-jährigen Vaters, der in Österreich verheiratet ist und eine intakte Familie hat, dessen Vergangenheit bei den Roten Khmer ein. Am Ende des Krieges ist er nach Thailand geflüchtet und hat ein ihm bekanntes Mädchen, das schwer krank war mitgetragen und in die Freiheit gebracht. Über seine Zeit in Kambodscha hat er mit der Familie nie geredet. Ein Sohn fand im Internet den Kontakt zu dieser Frau, die er gerettet hatte. Sie lebt in Amerika und der Sohn lädt sie als Überraschung zum Geburtstagsfest des Vaters ein. Daraus wird ein Destaster. Er hat Angst seine negative Vergangenheit als Kindersoldat bei den Roten Khmer wird bekannt. Es kommt zum Streit. Die Autorin vermischt in diesem Buch verschiedene Geschichten: • des kambodschanischen Flüchtlings, der in Österreich eine Familie gründet und erfolgreich wird mit jener • des Soldaten der kommunistischen Roten Khmer, • seiner Kindheit als Sohn eines Fischers, • der Familie der „Schwester“, die der oberen Klasse der kambodschanischen Gesellschaft angehörte und • der Familie, die den Flüchtling mit seiner „Schwester“ (= das von ihm gerettete Mädchen) in Österreich aufgenommen hat. Viel Unheil, viel Leid, viel Gräuel parallel zu einer heilen Welt in Österreich. Im Epilog, der einen eMail Verkehr wiedergibt kommt es letztlich noch zu einem Happy End, in dem der Familienfrieden einkehrt und der Vater seine Vergangenheit aufarbeitet. Mehr sei hier nicht gesagt, nur das eine: Es ist ein großartiges Buch! |
Hans, FALLADA Wer einmal aus dem Blechnapf frißt Buch 2019. @book{Hans2019, title = {Wer einmal aus dem Blechnapf frißt}, author = {FALLADA Hans}, year = {2019}, date = {2019-07-29}, abstract = {FALLADA, Hans: „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“, Berlin 2018 Fallada entführt den Leser in eine unbekannte Welt, in einer für heutige Menschen unbekannte Zeit. Er erzählt detailgenau das Leben von Strafgefangenen und wie es ihnen während und nach der Entlassung geht. Ein für „normale“ Menschen unvorstellbares Milieu. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben war das Buch während des NS-Regimes verboten. Gleich nach dem Krieg wurde es unverändert wieder aufgelegt. Heute fast 100 Jahre später ist es immer noch interessant zu lesen. Für die Strafentlassenen ist es schwierig wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Die Hauptperson Kufalt ist ein vorbildlicher Strafgefangener. Als er in Freiheit ist will er ein ordentliches Leben führen. Viele Ansätze und Bemühungen hat er, aber die Umwelt wirft ihn immer wieder zurück, bis er aufgibt, kleine Verbrechen begeht und wieder im Kitchen landet. Seine erste Nacht in der Zelle: „Kufalt hat die Decke schön hoch über die Schultern gezogen, im Kittchen ist es angenehm still, er wird großartig schlafen. Fein, wenn man wieder zu Hause ist. Keine Sorgen mehr. Fast, wie man früher nach Hause kam, mit Vater zur Mutter“. Ja, im übernächsten Satz legt er noch eins drauf, wenn es da heißt „Eigentlich noch besser. Hier hat man ganz seine Ruhe. … Schön, so ´ne Ordnung. Wirklich ganz zu Hause.“ Beim Lesen fragt man sich „Woher hat der Autor all die Informationen und die vielen Details, wie es im Zuchthaus zugeht?“ Er ist selbst 5 Monate Sträfling gewesen und im Zuchthaus gesessen. Aber das Dichten und die Formulierungen sind doch von ihm und erlauben es, diese Welt in einem Buch festzuhalten. Auf alle Fälle sind es fast 600 Seiten Spannung. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } FALLADA, Hans: „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“, Berlin 2018 Fallada entführt den Leser in eine unbekannte Welt, in einer für heutige Menschen unbekannte Zeit. Er erzählt detailgenau das Leben von Strafgefangenen und wie es ihnen während und nach der Entlassung geht. Ein für „normale“ Menschen unvorstellbares Milieu. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben war das Buch während des NS-Regimes verboten. Gleich nach dem Krieg wurde es unverändert wieder aufgelegt. Heute fast 100 Jahre später ist es immer noch interessant zu lesen. Für die Strafentlassenen ist es schwierig wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Die Hauptperson Kufalt ist ein vorbildlicher Strafgefangener. Als er in Freiheit ist will er ein ordentliches Leben führen. Viele Ansätze und Bemühungen hat er, aber die Umwelt wirft ihn immer wieder zurück, bis er aufgibt, kleine Verbrechen begeht und wieder im Kitchen landet. Seine erste Nacht in der Zelle: „Kufalt hat die Decke schön hoch über die Schultern gezogen, im Kittchen ist es angenehm still, er wird großartig schlafen. Fein, wenn man wieder zu Hause ist. Keine Sorgen mehr. Fast, wie man früher nach Hause kam, mit Vater zur Mutter“. Ja, im übernächsten Satz legt er noch eins drauf, wenn es da heißt „Eigentlich noch besser. Hier hat man ganz seine Ruhe. … Schön, so ´ne Ordnung. Wirklich ganz zu Hause.“ Beim Lesen fragt man sich „Woher hat der Autor all die Informationen und die vielen Details, wie es im Zuchthaus zugeht?“ Er ist selbst 5 Monate Sträfling gewesen und im Zuchthaus gesessen. Aber das Dichten und die Formulierungen sind doch von ihm und erlauben es, diese Welt in einem Buch festzuhalten. Auf alle Fälle sind es fast 600 Seiten Spannung. |
KARAHASAN, Dzevad 2019. @book{KARAHASAN2019, title = {Tagebuch der Aussiedlung}, author = {KARAHASAN, Dzevad}, year = {2019}, date = {2019-07-06}, abstract = {KARAHASAN, Dzevad: "Tagebuch der Aussiedlung". Klagenfurt Salzburg 1993 Der Bosnier Karahasan hat in diesem Buch Eindrücke aus der Belagerung Sarajevos durch die jugoslawische Armee in den 90er Jahren festgehalten. In vier Teilen: Mit dem Kapitel "Sarajevo - Porträt der inneren Stadt" gibt er einen historischen Abriss. In "Marindvorer Fragmente" wird die Situation der Kriegszeit in Eindrücken aus einem Stadtteil Sarajevos heraus beschrieben. Erste Beschießungen der Stadt, die zwar nicht überraschend aber doch überfallsartig kamen. Als Professor schildert er, wie er mit Studierenden auch während des Kriegszustands arbeitete. Seine Frau hat für eine Hilfsorganisation gearbeitet und da haben Menschen die Hilfe der UNO Organisation UNICEF abgelehnt, weil sie Kleider in serbischen Fabriken kaufte und in Bosnien verteilte. Als ein Mann beim Wasserholen eines natürliche. Todes stirbt wird er beneidet, weil er eben nicht kriegerisch umgekommen ist. Ein Gespräch mit einem Franzosen wird im Kapitel "De la methode" festgehalten. Journalist erwartete ein negatives Gespräch mit dem eingeschlossenen Autor, dieser sah aber vieles vom Leid positiv. Das Hotel Europa (Kapitel " Hotel Europa") wird vom Autor als Zentrum der Stadt angesehen, weil es n der Grenze zwischen dem türkisch muslimischen Teil und dem von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erbaute. Stadtteil liegt. In seiner Interpretation hat es von beiden Kulturen etwas in sich. Den Juden, die vor 500 Jahren erstmals in die Stadt kamen und die während der Belagerung fast alle die Stadt verließen wird ebenfalls ein Abschnitt gewidmet. In der Nachbemerkung erfährt man, warum und wie dieses Buch entstand. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KARAHASAN, Dzevad: "Tagebuch der Aussiedlung". Klagenfurt Salzburg 1993 Der Bosnier Karahasan hat in diesem Buch Eindrücke aus der Belagerung Sarajevos durch die jugoslawische Armee in den 90er Jahren festgehalten. In vier Teilen: Mit dem Kapitel "Sarajevo - Porträt der inneren Stadt" gibt er einen historischen Abriss. In "Marindvorer Fragmente" wird die Situation der Kriegszeit in Eindrücken aus einem Stadtteil Sarajevos heraus beschrieben. Erste Beschießungen der Stadt, die zwar nicht überraschend aber doch überfallsartig kamen. Als Professor schildert er, wie er mit Studierenden auch während des Kriegszustands arbeitete. Seine Frau hat für eine Hilfsorganisation gearbeitet und da haben Menschen die Hilfe der UNO Organisation UNICEF abgelehnt, weil sie Kleider in serbischen Fabriken kaufte und in Bosnien verteilte. Als ein Mann beim Wasserholen eines natürliche. Todes stirbt wird er beneidet, weil er eben nicht kriegerisch umgekommen ist. Ein Gespräch mit einem Franzosen wird im Kapitel "De la methode" festgehalten. Journalist erwartete ein negatives Gespräch mit dem eingeschlossenen Autor, dieser sah aber vieles vom Leid positiv. Das Hotel Europa (Kapitel " Hotel Europa") wird vom Autor als Zentrum der Stadt angesehen, weil es n der Grenze zwischen dem türkisch muslimischen Teil und dem von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erbaute. Stadtteil liegt. In seiner Interpretation hat es von beiden Kulturen etwas in sich. Den Juden, die vor 500 Jahren erstmals in die Stadt kamen und die während der Belagerung fast alle die Stadt verließen wird ebenfalls ein Abschnitt gewidmet. In der Nachbemerkung erfährt man, warum und wie dieses Buch entstand. |
MAILÄNDER, Nicholas Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie Buch 2019. @book{MAILÄNDER2019, title = {Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie}, author = {MAILÄNDER, Nicholas}, year = {2019}, date = {2019-06-03}, abstract = {MAILÄNDER, Nicholas: „Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie“, Innsbruck Wien 2019 Heinrich Harrer wurde mit seinem Buch „Sieben Jahre Tibet“ weltbekannt. Ohne den bescheidenen und zurückgezogen wirkenden Kollegen (Freunde waren sie nie) Peter Aufschnaiter, wäre die Flucht aus einem britischen Gefängnis in Indien nach Tibet und in die Hauptstadt Lhasa nie gelungen. Diese Biografie nimmt Bezug auf die Lebensgeschichte Aufschnaiters und seine vielen Tagebuchaufzeichnungen. Es ist wissenschaftlich geschrieben und vor allem für Bergsteiger eine tolle Beschreibung von Bergtouren, Gipfelbesteigungen und Wanderungen im Himalaya. Aber es geht auch eine gewisse Spannung beim Lesen nicht verloren. Vor allem die Flucht ist ebenso spannend beschrieben, wie in Harrers Buch. Aufschnaiter hatte immer gearbeitet und kam nie dazu selbst ein Buch zu schreiben. Jetzt nach seinem Tod haben es andere – Mailänder und Kompatscher – gemacht. Aufschnaiter sagte selbst in einem Brief: „Ich weiss, dass es bei früheren Reiseberichten vorgekommen ist, dass zwei Teilnehmer je ein Buch schrieben. In diesem Fall ist es anders, seit Jahren ist das Publikum in verschiedenen Ländern darauf vorbereitet, und was immer für ein Buch als erstes herauskommt, so wird dieses Absatz finden und keine weitere Variante zu dem Thema mehr.“ (Seite 311) Negativ hat sich Aufschnaiter über Harrer aber nur in engstem Kreis geäußert, obwohl dieser bereits auf der Flucht immer wieder egoistisch vorgegangen war. Dieses Buch ist mehr als nur eine Fluchtbeschreibung. Es erzählt den gesamten Werdegang Aufschnaiters, der in Tirol geboren wurde (1899) und dann in München Agraringenieurwesen studierte. Diese Ausbildung half ihm dann später in Tibet, wo er Wasser- und Brückenprojekte realisierte. Als Harrer dann heimkehrte und seiner Berühmtheit als Buchautor nachging blieb Aufschnaiter im Gebiet. Zuerst in Nepal und dann in Indien. Er hat zahlreiche Karten über das Himalaygebiet verfasst und für verschiedene Organisationen Wasser- und Straßenprojekte realisiert. Aufschnaiter war angestellt in Nepal und in Indien und verbrachte so sein ganzes Leben in dieser Region und ging dort auch in Pension. Seine danach gewonnene Zeit verwendete er zu ausgedehnten Wanderungen und Erforschungen und erst jetzt kehrte er jedes Jahr für einige Monate nach Europa zurück. Manchmal absolvierte er eine unruhige und kraftraubende Reisetätigkeit: von Delhi nach Beirut – Damaskus – Jerusalem – Haifa – Athen – Rom – München – Kitzbühl - Zürich – München – Kitzbühl – Hamburg – London – New York – San Francisco – Los Angeles – Las Vegas – Los Angelos – Hawaii – Tokyo – Hongkong – Kalkutta – Kathmandu. So wie bei seinen Bergtouren reizte er auch diese internationalen Reisen aus. In Nepal hat er die nepalesische Staatsbürgerschaft angenommen und die österreichische zurückgegeben. Im Alter bemühte er sich wieder um die österreichische, verwendete seinen Pass aber nie. Alle Visaanträge liefen auf den nepalesischen Pass. Der jahrelange Fluchtweg durch die Eiswelt des Himalayas von Indien bis Lhasa ist für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Aufschnaiter ist dann fast sein ganzes Leben „auf der Flucht“ geblieben und kehrte erst ganz am Ende seines Lebens in seine Heimat Tirol – leider nur ins Krankenhaus nach Innsbruck - zum Sterben zurück. Dort besuchte ihn auch Heinrich Harrer. Er brachte dem Kranken Blumen, die dieser in eine Ecke schmiss und sich vom Besucher wegdrehte. „Vielleicht saß der Stachel noch immer tief, dass Harrer ihm beim Veröffentlichen der gemeinsamen Tibet-Erlebnisse den Rang abgelaufen hatte.“ (Seite 374) Bis zu seinem Tod arbeitete Aufschneider an einem eigenen Buch, aber er erlebte es nicht mehr. Mit der vorliegenden Biografie wird dem jetzt Rechnung getragen. Von Kitzbühl ist er ausgezogen in die weite Welt. Als Toter kam er wieder nach Kitzbühl, wo er begraben ist. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } MAILÄNDER, Nicholas: „Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie“, Innsbruck Wien 2019 Heinrich Harrer wurde mit seinem Buch „Sieben Jahre Tibet“ weltbekannt. Ohne den bescheidenen und zurückgezogen wirkenden Kollegen (Freunde waren sie nie) Peter Aufschnaiter, wäre die Flucht aus einem britischen Gefängnis in Indien nach Tibet und in die Hauptstadt Lhasa nie gelungen. Diese Biografie nimmt Bezug auf die Lebensgeschichte Aufschnaiters und seine vielen Tagebuchaufzeichnungen. Es ist wissenschaftlich geschrieben und vor allem für Bergsteiger eine tolle Beschreibung von Bergtouren, Gipfelbesteigungen und Wanderungen im Himalaya. Aber es geht auch eine gewisse Spannung beim Lesen nicht verloren. Vor allem die Flucht ist ebenso spannend beschrieben, wie in Harrers Buch. Aufschnaiter hatte immer gearbeitet und kam nie dazu selbst ein Buch zu schreiben. Jetzt nach seinem Tod haben es andere – Mailänder und Kompatscher – gemacht. Aufschnaiter sagte selbst in einem Brief: „Ich weiss, dass es bei früheren Reiseberichten vorgekommen ist, dass zwei Teilnehmer je ein Buch schrieben. In diesem Fall ist es anders, seit Jahren ist das Publikum in verschiedenen Ländern darauf vorbereitet, und was immer für ein Buch als erstes herauskommt, so wird dieses Absatz finden und keine weitere Variante zu dem Thema mehr.“ (Seite 311) Negativ hat sich Aufschnaiter über Harrer aber nur in engstem Kreis geäußert, obwohl dieser bereits auf der Flucht immer wieder egoistisch vorgegangen war. Dieses Buch ist mehr als nur eine Fluchtbeschreibung. Es erzählt den gesamten Werdegang Aufschnaiters, der in Tirol geboren wurde (1899) und dann in München Agraringenieurwesen studierte. Diese Ausbildung half ihm dann später in Tibet, wo er Wasser- und Brückenprojekte realisierte. Als Harrer dann heimkehrte und seiner Berühmtheit als Buchautor nachging blieb Aufschnaiter im Gebiet. Zuerst in Nepal und dann in Indien. Er hat zahlreiche Karten über das Himalaygebiet verfasst und für verschiedene Organisationen Wasser- und Straßenprojekte realisiert. Aufschnaiter war angestellt in Nepal und in Indien und verbrachte so sein ganzes Leben in dieser Region und ging dort auch in Pension. Seine danach gewonnene Zeit verwendete er zu ausgedehnten Wanderungen und Erforschungen und erst jetzt kehrte er jedes Jahr für einige Monate nach Europa zurück. Manchmal absolvierte er eine unruhige und kraftraubende Reisetätigkeit: von Delhi nach Beirut – Damaskus – Jerusalem – Haifa – Athen – Rom – München – Kitzbühl - Zürich – München – Kitzbühl – Hamburg – London – New York – San Francisco – Los Angeles – Las Vegas – Los Angelos – Hawaii – Tokyo – Hongkong – Kalkutta – Kathmandu. So wie bei seinen Bergtouren reizte er auch diese internationalen Reisen aus. In Nepal hat er die nepalesische Staatsbürgerschaft angenommen und die österreichische zurückgegeben. Im Alter bemühte er sich wieder um die österreichische, verwendete seinen Pass aber nie. Alle Visaanträge liefen auf den nepalesischen Pass. Der jahrelange Fluchtweg durch die Eiswelt des Himalayas von Indien bis Lhasa ist für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Aufschnaiter ist dann fast sein ganzes Leben „auf der Flucht“ geblieben und kehrte erst ganz am Ende seines Lebens in seine Heimat Tirol – leider nur ins Krankenhaus nach Innsbruck - zum Sterben zurück. Dort besuchte ihn auch Heinrich Harrer. Er brachte dem Kranken Blumen, die dieser in eine Ecke schmiss und sich vom Besucher wegdrehte. „Vielleicht saß der Stachel noch immer tief, dass Harrer ihm beim Veröffentlichen der gemeinsamen Tibet-Erlebnisse den Rang abgelaufen hatte.“ (Seite 374) Bis zu seinem Tod arbeitete Aufschneider an einem eigenen Buch, aber er erlebte es nicht mehr. Mit der vorliegenden Biografie wird dem jetzt Rechnung getragen. Von Kitzbühl ist er ausgezogen in die weite Welt. Als Toter kam er wieder nach Kitzbühl, wo er begraben ist. |
GAUß, Karl-Markus Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer Buch 2019. @book{GAUß2019, title = {Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer}, author = {GAUß, Karl-Markus}, year = {2019}, date = {2019-05-29}, abstract = {GAUß, Karl-Markus: „Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“, Wien 2019 Was kann das schon sein? Die Beschreibung eines Zimmers in einem Buch auf 222 Seiten? Nach dem Titel hätte ich das Buch nie gekauft. Während der Literaturtage „literatur & wein“ im Stift Göttweig las Gauß daraus und es gefiel uns. Nachher sprach ich mit dem Dichter und wir fanden unsere beiden Interessen Bücher zu sammeln. Das machte ihn mir sympathisch. So ging ich also beim Lesen mit Gauß auf Reisen durch sein Haus. Immer wieder schweift er ab. Bei einfachen Gegenständen erklärt er, woher sie kommen und warum er sie hat. Aber gerade die Hintergrundgeschichten bringen oft Neues und Interessantes. Die Beschreibung des Hauses bleibt nur der Rahmen (sonst wäre es ja die Geschichte für einen Architekten). Manches – wie Briefe – werden aufgehoben, um sie wieder einmal zu lesen. Der Augenblick kommt aber oft nicht. Was aber sicher kommt ist der Tod: „Das Warten ist die unmerkliche Bewegung des Todes. Immer warten wir auf etwas, auf die Mittagspause, das Wochenende, den Besuch der Kinder, die Beförderung, den Urlaub, das Ende des Urlaubs, die Pensionierung, und darüber werden wir alt und sterben wir.“ (Seite 28) So wandert man als Leser durch das Haus des Autors und „spricht“ mit ihm über viele Dinge, die man vom Titel des Buches nicht erwartet. Gauß ist ein netter und freundlicher Gastgeber und es ist schön von ihm eingeladen zu werden. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } GAUß, Karl-Markus: „Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“, Wien 2019 Was kann das schon sein? Die Beschreibung eines Zimmers in einem Buch auf 222 Seiten? Nach dem Titel hätte ich das Buch nie gekauft. Während der Literaturtage „literatur & wein“ im Stift Göttweig las Gauß daraus und es gefiel uns. Nachher sprach ich mit dem Dichter und wir fanden unsere beiden Interessen Bücher zu sammeln. Das machte ihn mir sympathisch. So ging ich also beim Lesen mit Gauß auf Reisen durch sein Haus. Immer wieder schweift er ab. Bei einfachen Gegenständen erklärt er, woher sie kommen und warum er sie hat. Aber gerade die Hintergrundgeschichten bringen oft Neues und Interessantes. Die Beschreibung des Hauses bleibt nur der Rahmen (sonst wäre es ja die Geschichte für einen Architekten). Manches – wie Briefe – werden aufgehoben, um sie wieder einmal zu lesen. Der Augenblick kommt aber oft nicht. Was aber sicher kommt ist der Tod: „Das Warten ist die unmerkliche Bewegung des Todes. Immer warten wir auf etwas, auf die Mittagspause, das Wochenende, den Besuch der Kinder, die Beförderung, den Urlaub, das Ende des Urlaubs, die Pensionierung, und darüber werden wir alt und sterben wir.“ (Seite 28) So wandert man als Leser durch das Haus des Autors und „spricht“ mit ihm über viele Dinge, die man vom Titel des Buches nicht erwartet. Gauß ist ein netter und freundlicher Gastgeber und es ist schön von ihm eingeladen zu werden. |