Ich lese viel und schreibe bei vielen Büchern eine Rezension, die hier veröffentlicht ist. Ich schreibe solche Kritiken auch für mehrere Verlage und deren Bücher. |
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2020 |
Bryla, Kaska Roter Affe Buch 2020. @book{Bryla2020, title = {Roter Affe}, author = {Kaska Bryla}, year = {2020}, date = {2020-08-23}, abstract = {BRYLA, Kaska: „Roter Affe“, Salzburg Wien 2020 Der Name der Autorin ist polnisch. Sie selbst ist in Wien geboren. Aufgewachsen ist sie in Wien und in Warschau. Dieses Leben in zwei Kulturen, in zwei Welten drückt sich auch in ihrem Roman „Roter Affe“ aus. Nicht nur, dass er in Österreich und Polen handelt, werden manche Dialoge nicht übersetzt. In der deutschen Ausgabe des Buches gibt es polnische Sätze, die man als deutschsprachiger Leser nicht versteht, aber auch nicht verstehen muss. Man fühlt, was ausgedrückt werden soll. Es gibt 5 handelnde Personen: Mania und Tomek, Ruth, Zahit und Marina. Sie teilen sich auch das Erzählen im Buch und man liest das Geschehen aus verschiedensten Blickwinkeln. Es beginnt mit Tomek und Mania, die schon als Kinder befreundet sind und gemeinsam aufwachsen, obwohl sie unterschiedlichen Familien angehören. „Auch wenn sie beide in Österreich geboren wurden, hatte Tomek das polnische R im Deutschen behalten – und Mania nicht.“ (Seite 43) Die Mutter hat Polnisch zu schreiben verlernt und Deutsch überhaupt nicht mehr gelernt. „Eine doppelte Analphabetin sei sie geworden.“ (Seite 70) Mania lebt mit einer Freundin zusammen und ist nach ihrem abgeschlossenen Studium Gerichtspsychologin geworden. Sie macht eigenartige Gutachten, nach denen sich mehrere Patienten umbringen. Ihre Freundin, eine Computerhackerin löscht Dinge aus dem Netz, die unangenehm sein könnten. Mania hat auch Flüchtlingen aus Syrien geholfen und einen davon – Zahit – bei ihrem Kindheitsfreund Tomek untergebracht, der mit einem Hund und Tomeks Freundin zusammenwohnt. Tomek hat sich mit seiner Freundin von Wien nach Warschau aufgemacht, wo sie beide (wie Romeo und Julia) ihrem Leben ein Ende bereiten wollen. Mania will ihn retten. Ruth kann die Position des Mobiltelefons feststellen. Der drogensüchtige Syrer will und kann nicht alleine in Wien zurückbleiben und so fahren sie zu dritt mit einem Auto und dem Hund nach Warschau Tomek zu suchen. Eine riskante Reise, weil Zahit keine Aufenthaltsgenehmigung hat und als Drogenhändler polizeilich gesucht wird. In Polen angekommen wird die aktuelle Situation beschrieben: „… kleine, graue Gebäude aus kommunistischen Zeiten standen dicht an dicht mit mafiösen Villen und bewiesen, dass sich im Osten Europas die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart noch nicht aufgelöst hatten, um in die Zukunft des Westens überzugehen.“ (Seite 184) Als politzisch aktive Frau beschreibt die Autorin auch die gesellschaftliche Situation Polen: „Es war das Jahr 2016, ein Jahr nach den Wahlen, die das Land in ein rechtes und ein rechtsextremes Lager gespalten hatten. Im Sommer 2015 … war Tomek nach Warschau gefahren und hatte Interviews geführt. Bei den Älteren herrschte Wut und Angst, bei den Jungen eine stolze Gleichgültigkeit.“ (Seite 185) Tomek und seine Freundin haben inzwischen den Keller eines Abbruchhauses bezogen um ihr Leben zu beenden. Sie erzählen sich Geschichten. Wie es sich für Polen gehört auch eine eines Pianisten, der romantische Musik von Chopin spielt. Aber es werden alle gerettet, obwohl – in Warschau angekommen – die Wiener Suchgruppe einen schweren Autounfall hat. Die Mutter Manias eilt zu Hilfe. Der Hund erlöst Tomek und holt die sich ertränkte Freundin aus einem See. Es wirkt fast wie ein Happy End. Dem ist aber nicht so. Sobald Tomeks Freundin nach langer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen wird, begeht sie Selbstmord. Ruth zieht mit dem Syrier zusammen und Mania fliegt mit einer Sexarbeiterin, die sie in Polen kennengelernt hatte, nach Indien. Sie versucht dort ihren leiblichen Vater zu finden Ihre Begleiterin fragt sie im Flugzeug „`Und was machen wir, wenn wir ihn gefunden haben?´ Mania zögerte. `Darüber habe ich noch nicht nachgedacht´, antwortete sie erstaunt.“ (Seite 227) Kaska Bryla studierte in Wien Volkswirtschaft und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. In Leipzig gründete sie 2015 die Literaturzeitschrift „Autor_innennetzwerk PS-Politisch Schreiben“. Im Monatsmagazin „an.schläge“ arbeitete sie als Redakteurin. 2013 erhielt sie das „STARTStipendium“ und 2018 den Exil Preis für Prosa. Seit 2016 gibt sie Kurse zu kreativem Schreiben in Gefängnissen und für Menschen mit Migrationshintergrund. 2019 inszenierte sie in Leipzig die Reihe „Szenogramme“. Der vorliegende Roman „Roter Affe“ ist 2020 als ihr erster Roman erschienen. www.kaskabryla.com }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } BRYLA, Kaska: „Roter Affe“, Salzburg Wien 2020 Der Name der Autorin ist polnisch. Sie selbst ist in Wien geboren. Aufgewachsen ist sie in Wien und in Warschau. Dieses Leben in zwei Kulturen, in zwei Welten drückt sich auch in ihrem Roman „Roter Affe“ aus. Nicht nur, dass er in Österreich und Polen handelt, werden manche Dialoge nicht übersetzt. In der deutschen Ausgabe des Buches gibt es polnische Sätze, die man als deutschsprachiger Leser nicht versteht, aber auch nicht verstehen muss. Man fühlt, was ausgedrückt werden soll. Es gibt 5 handelnde Personen: Mania und Tomek, Ruth, Zahit und Marina. Sie teilen sich auch das Erzählen im Buch und man liest das Geschehen aus verschiedensten Blickwinkeln. Es beginnt mit Tomek und Mania, die schon als Kinder befreundet sind und gemeinsam aufwachsen, obwohl sie unterschiedlichen Familien angehören. „Auch wenn sie beide in Österreich geboren wurden, hatte Tomek das polnische R im Deutschen behalten – und Mania nicht.“ (Seite 43) Die Mutter hat Polnisch zu schreiben verlernt und Deutsch überhaupt nicht mehr gelernt. „Eine doppelte Analphabetin sei sie geworden.“ (Seite 70) Mania lebt mit einer Freundin zusammen und ist nach ihrem abgeschlossenen Studium Gerichtspsychologin geworden. Sie macht eigenartige Gutachten, nach denen sich mehrere Patienten umbringen. Ihre Freundin, eine Computerhackerin löscht Dinge aus dem Netz, die unangenehm sein könnten. Mania hat auch Flüchtlingen aus Syrien geholfen und einen davon – Zahit – bei ihrem Kindheitsfreund Tomek untergebracht, der mit einem Hund und Tomeks Freundin zusammenwohnt. Tomek hat sich mit seiner Freundin von Wien nach Warschau aufgemacht, wo sie beide (wie Romeo und Julia) ihrem Leben ein Ende bereiten wollen. Mania will ihn retten. Ruth kann die Position des Mobiltelefons feststellen. Der drogensüchtige Syrer will und kann nicht alleine in Wien zurückbleiben und so fahren sie zu dritt mit einem Auto und dem Hund nach Warschau Tomek zu suchen. Eine riskante Reise, weil Zahit keine Aufenthaltsgenehmigung hat und als Drogenhändler polizeilich gesucht wird. In Polen angekommen wird die aktuelle Situation beschrieben: „… kleine, graue Gebäude aus kommunistischen Zeiten standen dicht an dicht mit mafiösen Villen und bewiesen, dass sich im Osten Europas die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart noch nicht aufgelöst hatten, um in die Zukunft des Westens überzugehen.“ (Seite 184) Als politzisch aktive Frau beschreibt die Autorin auch die gesellschaftliche Situation Polen: „Es war das Jahr 2016, ein Jahr nach den Wahlen, die das Land in ein rechtes und ein rechtsextremes Lager gespalten hatten. Im Sommer 2015 … war Tomek nach Warschau gefahren und hatte Interviews geführt. Bei den Älteren herrschte Wut und Angst, bei den Jungen eine stolze Gleichgültigkeit.“ (Seite 185) Tomek und seine Freundin haben inzwischen den Keller eines Abbruchhauses bezogen um ihr Leben zu beenden. Sie erzählen sich Geschichten. Wie es sich für Polen gehört auch eine eines Pianisten, der romantische Musik von Chopin spielt. Aber es werden alle gerettet, obwohl – in Warschau angekommen – die Wiener Suchgruppe einen schweren Autounfall hat. Die Mutter Manias eilt zu Hilfe. Der Hund erlöst Tomek und holt die sich ertränkte Freundin aus einem See. Es wirkt fast wie ein Happy End. Dem ist aber nicht so. Sobald Tomeks Freundin nach langer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen wird, begeht sie Selbstmord. Ruth zieht mit dem Syrier zusammen und Mania fliegt mit einer Sexarbeiterin, die sie in Polen kennengelernt hatte, nach Indien. Sie versucht dort ihren leiblichen Vater zu finden Ihre Begleiterin fragt sie im Flugzeug „`Und was machen wir, wenn wir ihn gefunden haben?´ Mania zögerte. `Darüber habe ich noch nicht nachgedacht´, antwortete sie erstaunt.“ (Seite 227) Kaska Bryla studierte in Wien Volkswirtschaft und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. In Leipzig gründete sie 2015 die Literaturzeitschrift „Autor_innennetzwerk PS-Politisch Schreiben“. Im Monatsmagazin „an.schläge“ arbeitete sie als Redakteurin. 2013 erhielt sie das „STARTStipendium“ und 2018 den Exil Preis für Prosa. Seit 2016 gibt sie Kurse zu kreativem Schreiben in Gefängnissen und für Menschen mit Migrationshintergrund. 2019 inszenierte sie in Leipzig die Reihe „Szenogramme“. Der vorliegende Roman „Roter Affe“ ist 2020 als ihr erster Roman erschienen. www.kaskabryla.com |
STREERUWITZ, Marlene Jessica, 30. Buch 2020. @book{STREERUWITZ2020b, title = {Jessica, 30.}, author = {Marlene STREERUWITZ}, year = {2020}, date = {2020-08-12}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Jessica,30“, Frankfurt 2010 Das Buch hat drei Kapitel. Jedes Kapitel hat nur einen Satz. Einen unendlichen Satz. Beim Lesen kann man nur schwer Luftholen. Normal holt man beim Punkt – auch wenn man leise liest – Luft. Das fehlt hier. Man wird atemlos. Auch in der Beschreibung im Buchdeckel heißt es „In drei atemlosen Kapiteln folgen wir dem Gedankenmonopol einer jungen Frau“. Heute kann man solche Texte im Labor schon von einem Computer schreiben lassen. Er liest die Gedanken eines Menschen und schreibt sie nieder. So ungefähr ist auch dieses Buch geschrieben. Alles was sich die Proponentin denkt und sieht wird zu Worten. Eine Modeerscheinung? Auch von Erika Pluhar gab es so ein „Ein-Satz-Buch“. Ich glaube bald wird das nicht mehr modern, sondern algorithmisch sein. Von einem Rechner geschrieben. Nur Dialoge – primär zwischen Jessica und ihrem Liebhaber, einem Politiker – verlassen diesen Schreibstil. Die Hauptperson des vorliegenden Romans ist die 30-jährige Jessica. Sie ist eine junge und intelligente Frau. Mit einem Doktoratsstudium und einem Amerikaaufenthalt hinter sich. Sie jobbt in einer Zeitschrift als Freiberufliche. Daneben hat sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Politiker. Diese Beziehung muss daher heimlich geführt werden, was es seelisch nicht so einfach macht. Der Liebhaber ist ein Politiker. Er verbringt Abende mit Jessica. Er kommt aus einer konservativen Partei und hält politisch das Familienbild hoch. Selbst geht er fremd. Jessica kommt auch hinter andere Beziehungen. Sie trennt sich von ihm. Sie fühlt sich von ihm ausgenützt und will sich revanchieren. Sie will ihn öffentlich zum Abdanken als Politiker bringen. Die Autorin verwendet dazu Fakten, die nicht der Realität entsprechen. Dass sich Schriftsteller politisch engagieren ist legitim und wichtig. Hier wurden aber Grenzen überschritten. Selbst einem politischen Gegner sollte man ein Minimum an menschlicher Würde belassen und nicht, wie von Streeruwitz die langjährige Bildungsministerin definiert wird als „primitiv, dass sie alles übernehmen kann, die ebnet jedes Fachgebiet zu einem Volkslied ein, eine Wölfin im Lodenjanker ist die, wo nehmen diese Menschen alle ihre Berechtigung her, diese Frau, die ist dumm und ungebildet, eine sadistische Volksschullehrerin halt, und die hat keine Sekunde das Gefühl, dass sie der Aufgabe vielleicht nicht gewachsen ist …“ (Seite 185) Ich will hier nicht Partei für eine ehemalige Politikerin ergreifen, ABER hier wurde – so wie bei anderen Passagen – die rote Linie überschritten. Auch dass politische Ereignisse direkt angesprochen werden und teilweise auch erfunden und unterstellt sind, geben dem Roman ein Ablaufdatum. Einen Politiker anpatzen hat nur Wirkung, solange dieser aktiv ist. Die Autorin beschreibt negative Moral und benimmt sich selbst gegenüber lebenden und im Roman handelnden Personen unmoralisch. Sie nennt es „Umverteilung“: „imgrund mache ich doch nur eine Art Umverteilung von Moral, ich verschiebe Moral dahin, wo es sie nicht genug gibt.“ (Seite 243) Leider hat sie vergessen auch etwas von dieser Moral sich selbst zuzuschieben. Es werden aber nicht nur Politiker angegriffen, sondern auch Institutionen wie die Kirche. „aber das ist ja das Interessante, das ganze Katholische hat dieses Land mit keinem Moralkompass ausgestattet, das ganze Katholische ist nur in eine diffuse Hegemonialität aufgegangen, wer Recht hat, das ist klar, was richtig ist, das ist diesem Recht unterworfen, und dann ist das Puff auch nicht falsch, wenn es die richtigen Betreten haben..“ (Seite 228). Sie behauptet weiter, dass Politiker für Freudenhausbesuche Partei- und Steuermittel verwenden. Ja selbst den Besuch eines Bischofs im Puff stellt sie als Behauptung auf. Selbst jenem Bombenattentäter, der Roma ermordet hat unterstellt sie, dass er dies im Auftrag der österreichischen Volkspartei gemacht habe. Und Sex muss immer dabei sein. Vielleicht erhoffte sich die Autorin mit diesen Passagen mehr Leser? Vor allem die Männer kommen bei diesen Szenen nicht gut weg und sind die Erpresser und diejenigen, die Vorteile und Genuss haben. Da muss man schon viele negative Erfahrungen haben, um so zu denken. Sie gesteht es auch selbst ein, wenn sie sagt „da kann man über Männer nicht mehr freundlich denken, da kriegt man schon einen Hau auf die aggressivere Seite.“ (Seite 250) Frust zieht sich durch das ganze Buch. Auch Jessica ist mit ihrem Leben unzufrieden, aber die Schuld liegt immer bei den Anderen. Etwa, dass sie keine Fixanstellung in dem Zeitschriftenverlag bekommt, für den sie als freiberufliche Autorin schreibt. Sie meint, sie habe der Chefin des Verlags alle Ideen („die hat mir 1.000 Ideen geklaut“ – Seite 193) für ihre Zeitschrift gegeben. Selbst wurde sie dafür nicht belohnt. Sie fühlt sich als die bessere und nicht erkannte Journalistin. Über ihre Chefin sagt sie: „aber investigativen Journalismus, den kann sie sowieso nicht brauchen, das Spannendste, was sie in ihrem Blatt da bringen kann, ist wenn sich in einer Chanel-Boutique ein Versace-Gürtel findet, das ist das Spannendste, was sie sich vorstellen kann (Seite 211) Das Buch ist sehr schwer zu lesen. Es ist, als wären alle Gedankenflüsse der Proponentin in Worten von einem Rekorder aufgezeichnet und wir Leser müssen das lesen. Die wichtigen und unwichtigen Dinge. Viel Müll und sehr viele Behauptungen, mit denen Menschen verletzt werden. Wenn das das Ziel und die Aufgabe der österreichischen Literatur ist, dann schaut es nicht gut aus für unser Land. Es ist schade, dass eine so begabte Schriftstellerin sich auf solch niedriges Niveau begibt. In vorangegangenen Romanen – wie „Verführungen“ – hat sie sich ganz anders präsentiert. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } STREERUWITZ, Marlene: „Jessica,30“, Frankfurt 2010 Das Buch hat drei Kapitel. Jedes Kapitel hat nur einen Satz. Einen unendlichen Satz. Beim Lesen kann man nur schwer Luftholen. Normal holt man beim Punkt – auch wenn man leise liest – Luft. Das fehlt hier. Man wird atemlos. Auch in der Beschreibung im Buchdeckel heißt es „In drei atemlosen Kapiteln folgen wir dem Gedankenmonopol einer jungen Frau“. Heute kann man solche Texte im Labor schon von einem Computer schreiben lassen. Er liest die Gedanken eines Menschen und schreibt sie nieder. So ungefähr ist auch dieses Buch geschrieben. Alles was sich die Proponentin denkt und sieht wird zu Worten. Eine Modeerscheinung? Auch von Erika Pluhar gab es so ein „Ein-Satz-Buch“. Ich glaube bald wird das nicht mehr modern, sondern algorithmisch sein. Von einem Rechner geschrieben. Nur Dialoge – primär zwischen Jessica und ihrem Liebhaber, einem Politiker – verlassen diesen Schreibstil. Die Hauptperson des vorliegenden Romans ist die 30-jährige Jessica. Sie ist eine junge und intelligente Frau. Mit einem Doktoratsstudium und einem Amerikaaufenthalt hinter sich. Sie jobbt in einer Zeitschrift als Freiberufliche. Daneben hat sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Politiker. Diese Beziehung muss daher heimlich geführt werden, was es seelisch nicht so einfach macht. Der Liebhaber ist ein Politiker. Er verbringt Abende mit Jessica. Er kommt aus einer konservativen Partei und hält politisch das Familienbild hoch. Selbst geht er fremd. Jessica kommt auch hinter andere Beziehungen. Sie trennt sich von ihm. Sie fühlt sich von ihm ausgenützt und will sich revanchieren. Sie will ihn öffentlich zum Abdanken als Politiker bringen. Die Autorin verwendet dazu Fakten, die nicht der Realität entsprechen. Dass sich Schriftsteller politisch engagieren ist legitim und wichtig. Hier wurden aber Grenzen überschritten. Selbst einem politischen Gegner sollte man ein Minimum an menschlicher Würde belassen und nicht, wie von Streeruwitz die langjährige Bildungsministerin definiert wird als „primitiv, dass sie alles übernehmen kann, die ebnet jedes Fachgebiet zu einem Volkslied ein, eine Wölfin im Lodenjanker ist die, wo nehmen diese Menschen alle ihre Berechtigung her, diese Frau, die ist dumm und ungebildet, eine sadistische Volksschullehrerin halt, und die hat keine Sekunde das Gefühl, dass sie der Aufgabe vielleicht nicht gewachsen ist …“ (Seite 185) Ich will hier nicht Partei für eine ehemalige Politikerin ergreifen, ABER hier wurde – so wie bei anderen Passagen – die rote Linie überschritten. Auch dass politische Ereignisse direkt angesprochen werden und teilweise auch erfunden und unterstellt sind, geben dem Roman ein Ablaufdatum. Einen Politiker anpatzen hat nur Wirkung, solange dieser aktiv ist. Die Autorin beschreibt negative Moral und benimmt sich selbst gegenüber lebenden und im Roman handelnden Personen unmoralisch. Sie nennt es „Umverteilung“: „imgrund mache ich doch nur eine Art Umverteilung von Moral, ich verschiebe Moral dahin, wo es sie nicht genug gibt.“ (Seite 243) Leider hat sie vergessen auch etwas von dieser Moral sich selbst zuzuschieben. Es werden aber nicht nur Politiker angegriffen, sondern auch Institutionen wie die Kirche. „aber das ist ja das Interessante, das ganze Katholische hat dieses Land mit keinem Moralkompass ausgestattet, das ganze Katholische ist nur in eine diffuse Hegemonialität aufgegangen, wer Recht hat, das ist klar, was richtig ist, das ist diesem Recht unterworfen, und dann ist das Puff auch nicht falsch, wenn es die richtigen Betreten haben..“ (Seite 228). Sie behauptet weiter, dass Politiker für Freudenhausbesuche Partei- und Steuermittel verwenden. Ja selbst den Besuch eines Bischofs im Puff stellt sie als Behauptung auf. Selbst jenem Bombenattentäter, der Roma ermordet hat unterstellt sie, dass er dies im Auftrag der österreichischen Volkspartei gemacht habe. Und Sex muss immer dabei sein. Vielleicht erhoffte sich die Autorin mit diesen Passagen mehr Leser? Vor allem die Männer kommen bei diesen Szenen nicht gut weg und sind die Erpresser und diejenigen, die Vorteile und Genuss haben. Da muss man schon viele negative Erfahrungen haben, um so zu denken. Sie gesteht es auch selbst ein, wenn sie sagt „da kann man über Männer nicht mehr freundlich denken, da kriegt man schon einen Hau auf die aggressivere Seite.“ (Seite 250) Frust zieht sich durch das ganze Buch. Auch Jessica ist mit ihrem Leben unzufrieden, aber die Schuld liegt immer bei den Anderen. Etwa, dass sie keine Fixanstellung in dem Zeitschriftenverlag bekommt, für den sie als freiberufliche Autorin schreibt. Sie meint, sie habe der Chefin des Verlags alle Ideen („die hat mir 1.000 Ideen geklaut“ – Seite 193) für ihre Zeitschrift gegeben. Selbst wurde sie dafür nicht belohnt. Sie fühlt sich als die bessere und nicht erkannte Journalistin. Über ihre Chefin sagt sie: „aber investigativen Journalismus, den kann sie sowieso nicht brauchen, das Spannendste, was sie in ihrem Blatt da bringen kann, ist wenn sich in einer Chanel-Boutique ein Versace-Gürtel findet, das ist das Spannendste, was sie sich vorstellen kann (Seite 211) Das Buch ist sehr schwer zu lesen. Es ist, als wären alle Gedankenflüsse der Proponentin in Worten von einem Rekorder aufgezeichnet und wir Leser müssen das lesen. Die wichtigen und unwichtigen Dinge. Viel Müll und sehr viele Behauptungen, mit denen Menschen verletzt werden. Wenn das das Ziel und die Aufgabe der österreichischen Literatur ist, dann schaut es nicht gut aus für unser Land. Es ist schade, dass eine so begabte Schriftstellerin sich auf solch niedriges Niveau begibt. In vorangegangenen Romanen – wie „Verführungen“ – hat sie sich ganz anders präsentiert. |
HANDKE, Peter Zdenek Adamec Buch 2020. @book{HANDKE2020c, title = {Zdenek Adamec}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-08-04}, abstract = {HANDKE, Peter: „Zdenek Adamec“, Berlin 2020 Dieses Stück – Handke nennt es „Eine Szene“ – wurde 2020 im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt. Das Wort „Szene“ passte in die Zeit der Corona Pandemie, in der Theaterstücke keine Pausen haben dürfen. So wie in dieser „Szene“. 2003 hat sich ein 18-jähriger Tscheche am Wenzelsplatz in Prag mit Benzin übergossen und angezündet. Es war kein Protest wie einige Jahre vorher gegen die Besetzung durch die Sowjetarmee. Es war auf den ersten Blick eine unbedeutende Zeit. Niemand wusste wogegen er protestiert. Peter Handke greift dieses Ereignis auf, ohne es aber zu direkt zu schildern. Er sucht Gemeinsamkeiten, Dinge, die es überall und von vielen geben kann. Warum hat Zdenek Adamec das getan, das auch andere getan hätten können? Angeblich hat ihn seine Mutter nie alleine gelassen. „… Mutter Adamec, heißt es, (hat) ihren Sohn noch als Fünfzehn-, wenn nicht Sechzehnjährigen an der Hand zur Schule geführt, und zwar bis vor die Schwelle zum Klassenzimmer, wenn nicht bis vor die Schulbank?“ (Seite 31) Als kleines Kind hatte sie ihn einmal beim Beerenpflücken in einen Kochtopf gesetzt und vergessen. Er war – so erzählt Handke – ein sehr guter Schüler, der später zu einem Computerfreak wurde. Er war ein Einzelgänger. Hat diese verfehlte Erziehung zu diesem Selbstmord geführt? Auch diese öffentliche Selbsthinrichtung blieb die eines Einzeltäters. Im Abschiedsbrief, den er „an die ganze Welt“ gerichtet hatte nennt er ‚Geld‘ und ‚Macht‘ als die Erzfeinde der Menschheit. Das Stück wird von sieben Personen gesprochen, wobei Handke in seiner Einführung offen lässt wer die Personen sind und wie sie sind. Sie sollen nur verschieden sein. Gemischt. Jung und Alt. Frauen und Männer. Einheimische und Zugereiste. Inländer und Ausländer. Obwohl der Selbstmord im März passierte lässt es Handke in seinen Regieanweisungen offen welche Jahreszeit in der Aufführung sein soll. Es geht ihm primär um das allgemein Gültige dieses Vorfalls. Literarisch ist es ein brillantes Werk eines Altmeisters der Dichtung. Alle Worte wohl gesetzt. „Es ist eine Zeit für Hauptsätze, und es ist eine Zeit für Nebensätze. Und es ist ein Ort für kurze Sätze, und es ist ein Ort für lange Sätze. Und es ist eine Zeit und ein Ort, und es ist ein Zeitmaß, und es ist ein Ortsmaß für ein Mischen von kurzen und langen Sätzen, für ein Kombinieren und Verschachteln von Haupt- und Nebensätzen.“ (Seite 30) Peter Handke hat mit diesem Stück einen unbedeutenden Selbstmörder auf die Bühne geholt und damit eine Situation unserer Gesellschaft aufgezeigt. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HANDKE, Peter: „Zdenek Adamec“, Berlin 2020 Dieses Stück – Handke nennt es „Eine Szene“ – wurde 2020 im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt. Das Wort „Szene“ passte in die Zeit der Corona Pandemie, in der Theaterstücke keine Pausen haben dürfen. So wie in dieser „Szene“. 2003 hat sich ein 18-jähriger Tscheche am Wenzelsplatz in Prag mit Benzin übergossen und angezündet. Es war kein Protest wie einige Jahre vorher gegen die Besetzung durch die Sowjetarmee. Es war auf den ersten Blick eine unbedeutende Zeit. Niemand wusste wogegen er protestiert. Peter Handke greift dieses Ereignis auf, ohne es aber zu direkt zu schildern. Er sucht Gemeinsamkeiten, Dinge, die es überall und von vielen geben kann. Warum hat Zdenek Adamec das getan, das auch andere getan hätten können? Angeblich hat ihn seine Mutter nie alleine gelassen. „… Mutter Adamec, heißt es, (hat) ihren Sohn noch als Fünfzehn-, wenn nicht Sechzehnjährigen an der Hand zur Schule geführt, und zwar bis vor die Schwelle zum Klassenzimmer, wenn nicht bis vor die Schulbank?“ (Seite 31) Als kleines Kind hatte sie ihn einmal beim Beerenpflücken in einen Kochtopf gesetzt und vergessen. Er war – so erzählt Handke – ein sehr guter Schüler, der später zu einem Computerfreak wurde. Er war ein Einzelgänger. Hat diese verfehlte Erziehung zu diesem Selbstmord geführt? Auch diese öffentliche Selbsthinrichtung blieb die eines Einzeltäters. Im Abschiedsbrief, den er „an die ganze Welt“ gerichtet hatte nennt er ‚Geld‘ und ‚Macht‘ als die Erzfeinde der Menschheit. Das Stück wird von sieben Personen gesprochen, wobei Handke in seiner Einführung offen lässt wer die Personen sind und wie sie sind. Sie sollen nur verschieden sein. Gemischt. Jung und Alt. Frauen und Männer. Einheimische und Zugereiste. Inländer und Ausländer. Obwohl der Selbstmord im März passierte lässt es Handke in seinen Regieanweisungen offen welche Jahreszeit in der Aufführung sein soll. Es geht ihm primär um das allgemein Gültige dieses Vorfalls. Literarisch ist es ein brillantes Werk eines Altmeisters der Dichtung. Alle Worte wohl gesetzt. „Es ist eine Zeit für Hauptsätze, und es ist eine Zeit für Nebensätze. Und es ist ein Ort für kurze Sätze, und es ist ein Ort für lange Sätze. Und es ist eine Zeit und ein Ort, und es ist ein Zeitmaß, und es ist ein Ortsmaß für ein Mischen von kurzen und langen Sätzen, für ein Kombinieren und Verschachteln von Haupt- und Nebensätzen.“ (Seite 30) Peter Handke hat mit diesem Stück einen unbedeutenden Selbstmörder auf die Bühne geholt und damit eine Situation unserer Gesellschaft aufgezeigt. |
VOGT, Werner Leben beschreiben. Über Biografie und Autobiografie Buch 2020. @book{VOGT2020, title = {Leben beschreiben. Über Biografie und Autobiografie}, author = {Werner VOGT}, editor = {Vomtobel-Stiftung}, year = {2020}, date = {2020-08-03}, abstract = {VOGT, Werner: „Leben beschreiben. Über Biografien und Autobiografien“, Zürich 2019 Der Autor beleuchtet die verschiedenen Arten von Biografien. Das Leben sei ein Unikat und solle festgehalten werden. Nicht nur von berühmten Menschen, sondern jede Lebensgeschichte sei erhaltenswert. Einerseits sei das Schreiben von Biografien eine Tradition, andererseits aber auch in Eitelkeit begründet. Für den Leser erzeugt es Neugier. Jeder Biografierte will seriös dargestellt werden. Solange die Geschichte von Lebenden oder über Lebende geschrieben wird ist sie oft geschönt und lässt negative Seiten aus. Dichtung und Wahrheit liegen eng beisammen. Andererseits wird das Leben von Verstorbenen oft auch verklärt wiedergegeben. Autobiografien dagegen sind oft einer psychologischen Therapie entsprungen. Sie würden nach einer Seelenheilung völlig anders aussehen. Prominente machen mit Autobiografien oft enormes Kapital. So etwa die Gattin des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Obama. Sie erhielt alleine für das Schreiben ihrer Biografie einen Vorschuss von 65 Millionen Dollar. Für eine Lesung aus ihrem Buch bekommt sie bis zu 800.000 Dollar. Der Autor bringt dann 5 exemplarische Lebensgeschichten: • Julius Caesar (100-44v.Chr.) Er steht als Beispiel, dass er als Einzelperson verherrlicht wird, so als hätte er keine Menschen um sich gehabt, die ihn zu seinem Ruhm brachten. Er war ein wichtiger Feldherr prägte „die Historie des Römischen Reiches nachhaltig… Caesars Name wurde nach seinem Tod zur Funktionsbezeichnung der römischen Herrscher und lebt im Wort ‚Kaiser‘ oder ‚Zar‘ noch jahrhundertelang weiter, obwohl das Römische Reich schon längst zusammengebrochen ist.“ (Seite 32) Er bewegte in seinen 56 Lebensjahren mehr als andere Politiker und Feldherren. Schon als 25-jähriger schlug er seine erste Schlacht gegen Piraten in Griechenland, die ihn vorher festgenommen hatten. Neben seinen militärischen Erfolgen (auch vielen Niederlagen) war er ein überzeugender und glaubwürdig wirkender Mensch. Er machte nicht nur Geschichte, er schrieb auch über Geschichte und konnte so seine eigene Biografie mit beeinflussen. • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) „Unter Johann Wolfgang Goethes Freunden zirkulierte der Witz, der Dichter sei in einem früheren Leben kein Geringerer als der römische Diktator und Imperator Julius Caesar gewesen.“ (Seite 38) Aber selbst heute – zwei Jahrhunderte später - wirkt er noch als moderner Mensch. Er war ein Leistungsverweigerer. Er verwehrte sich gegen eine traditionelle Berufslaufbahn und blieb ein Alternativer. Von ihm stammt auch die Formulierung „Dichtung und Wahrheit“, die gerade bei Biografien Anwendung findet. Er war ein Frauenheld. Speziell nach seiner Italienreise war er aufgeschlossener. Noch heute sind 14.000 Liebesbriefe an verschiedene Frauen, die er verehrte vorhanden. 1788 begegnet er einer 23-jährigen Fabriksarbeiterin. Er nimmt sie als Hausgehilfin auf und es wird eine 18-jährige wilde Ehe, bis er sie auch ehelicht und als legitime Ehefrau aufnimmt und sie gesellschaftlich zur „Frau Geheimrat“ macht. Die Gesellschaft reagiert auch darauf. Johanna Schopenhauer formulierte es so: „Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben.“ (Seite 42) Goethe war ein genialer Dichter und gerade bei ihm kann man nicht unterscheiden zwischen seinem Leben und seinem Werk. • Winston Churchill (1874-1965) Er war eine Sturzgeburt und gehörte nicht dem Hochadel an, was es ihm erlaubte 1940 Premierminister zu werden. Er war ein Familienmensch (Familie mit 5 Kindern) und der Autor nennt es, er sei „wie ein Kranich“. Churchill prägte nicht nur die Geschichte seines Landes, sonders auch die Europas. Er war ein schlechter Schüler und seine Leistungen reichten nicht für ein Universitätsstudium. So ging er zur Armee, deren Aufnahme er erst im dritten Anlauf schaffte. In mehreren Kriegen – wie im Kubaaufstand und den Burenkriegen - war er aktiv. Letzterer verschaffte ihm Ruhm, weil es ihm gelang aus der Kriegsgefangenschaft zu fliehen. „Churchill packte in sein 90-jähriges Leben so viel wie zehn hart arbeitende Karrierepolitiker – und mehr: Im Telegrammstil sieht dies so aus: - 60 Jahre Member of Parliament - 8 verschiedene Ministerien zwischen 1905 und 1929 - 2 Perioden als Premierminister (1940-1945, 1951 – 1955) - Ein umfangreicheres Oeuvre als William Shakespeare und Charles Dickens zusammen - Literaturnobelpreis (1953) - 600 Ölbilder als Hobbymaler“ (Seite 45) Die Engländer nennen dies „larger than life“. Daneben hatte er immer Appetit, trank und rauchte viel. • Jean Rudolf von Salis (1901-1996) Eine nicht so bekannte Schweizer Persönlichkeit. Ein Adeliger der speziell während des Zweiten Weltkriegs journalistisch die Weltlage kommentierte und sich einen Namen machte. • Marilyn Monroe (1926-1962) Viele Menschen sind nach ihrem Tod nicht mehr präsent. Marilyn Monroe ist es nach kurzem Leben noch lange. 263 Bücher wurden über sie geschrieben. Noch heute offeriert Amazon 10.000 Produkte mit dem Namen Monroe. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen. Ihre Kindheit war „ungewollt, ungeliebt, geschlagen, sexuell missbraucht, ins Waisenhaus abgeschoben – kurzum, Tristesse, wohin man schaut.“ (Seite 53). Als 16-jährige rettete sie sich in eine Ehe und wird zum Model und zur Schauspielerin. Ihre Marke war „Sexbombe“ verquickt mit vielen Männerverhältnissen und Ehen wie mit dem Schriftsteller Arthur Miller. Sie war ihrem erreichten Leben nicht gewachsen und beendete es selbst. Jedes Leben hat einen Beginn und ein Ende. Später beurteilt man Lebensläufe anders. Julius Caesar wird im 21. Jahrhundert anders bewertet als vor 2000 Jahren. Immer stellt sich die Frage „Wieviel Wahrheit ist in einer Autobiografie“. Goethe nannte seine „Dichtung und Wahrheit“. Er nannte dies „das eigentlich Grundwahre“, was nicht auf Fakten beruhen musste. „Eine Biografie „erweckt das Vergangene zum Leben, und dadurch kann sich zeigen, was daran Wahrheit ist.“ (Seite 57) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } VOGT, Werner: „Leben beschreiben. Über Biografien und Autobiografien“, Zürich 2019 Der Autor beleuchtet die verschiedenen Arten von Biografien. Das Leben sei ein Unikat und solle festgehalten werden. Nicht nur von berühmten Menschen, sondern jede Lebensgeschichte sei erhaltenswert. Einerseits sei das Schreiben von Biografien eine Tradition, andererseits aber auch in Eitelkeit begründet. Für den Leser erzeugt es Neugier. Jeder Biografierte will seriös dargestellt werden. Solange die Geschichte von Lebenden oder über Lebende geschrieben wird ist sie oft geschönt und lässt negative Seiten aus. Dichtung und Wahrheit liegen eng beisammen. Andererseits wird das Leben von Verstorbenen oft auch verklärt wiedergegeben. Autobiografien dagegen sind oft einer psychologischen Therapie entsprungen. Sie würden nach einer Seelenheilung völlig anders aussehen. Prominente machen mit Autobiografien oft enormes Kapital. So etwa die Gattin des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Obama. Sie erhielt alleine für das Schreiben ihrer Biografie einen Vorschuss von 65 Millionen Dollar. Für eine Lesung aus ihrem Buch bekommt sie bis zu 800.000 Dollar. Der Autor bringt dann 5 exemplarische Lebensgeschichten: • Julius Caesar (100-44v.Chr.) Er steht als Beispiel, dass er als Einzelperson verherrlicht wird, so als hätte er keine Menschen um sich gehabt, die ihn zu seinem Ruhm brachten. Er war ein wichtiger Feldherr prägte „die Historie des Römischen Reiches nachhaltig… Caesars Name wurde nach seinem Tod zur Funktionsbezeichnung der römischen Herrscher und lebt im Wort ‚Kaiser‘ oder ‚Zar‘ noch jahrhundertelang weiter, obwohl das Römische Reich schon längst zusammengebrochen ist.“ (Seite 32) Er bewegte in seinen 56 Lebensjahren mehr als andere Politiker und Feldherren. Schon als 25-jähriger schlug er seine erste Schlacht gegen Piraten in Griechenland, die ihn vorher festgenommen hatten. Neben seinen militärischen Erfolgen (auch vielen Niederlagen) war er ein überzeugender und glaubwürdig wirkender Mensch. Er machte nicht nur Geschichte, er schrieb auch über Geschichte und konnte so seine eigene Biografie mit beeinflussen. • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) „Unter Johann Wolfgang Goethes Freunden zirkulierte der Witz, der Dichter sei in einem früheren Leben kein Geringerer als der römische Diktator und Imperator Julius Caesar gewesen.“ (Seite 38) Aber selbst heute – zwei Jahrhunderte später - wirkt er noch als moderner Mensch. Er war ein Leistungsverweigerer. Er verwehrte sich gegen eine traditionelle Berufslaufbahn und blieb ein Alternativer. Von ihm stammt auch die Formulierung „Dichtung und Wahrheit“, die gerade bei Biografien Anwendung findet. Er war ein Frauenheld. Speziell nach seiner Italienreise war er aufgeschlossener. Noch heute sind 14.000 Liebesbriefe an verschiedene Frauen, die er verehrte vorhanden. 1788 begegnet er einer 23-jährigen Fabriksarbeiterin. Er nimmt sie als Hausgehilfin auf und es wird eine 18-jährige wilde Ehe, bis er sie auch ehelicht und als legitime Ehefrau aufnimmt und sie gesellschaftlich zur „Frau Geheimrat“ macht. Die Gesellschaft reagiert auch darauf. Johanna Schopenhauer formulierte es so: „Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben.“ (Seite 42) Goethe war ein genialer Dichter und gerade bei ihm kann man nicht unterscheiden zwischen seinem Leben und seinem Werk. • Winston Churchill (1874-1965) Er war eine Sturzgeburt und gehörte nicht dem Hochadel an, was es ihm erlaubte 1940 Premierminister zu werden. Er war ein Familienmensch (Familie mit 5 Kindern) und der Autor nennt es, er sei „wie ein Kranich“. Churchill prägte nicht nur die Geschichte seines Landes, sonders auch die Europas. Er war ein schlechter Schüler und seine Leistungen reichten nicht für ein Universitätsstudium. So ging er zur Armee, deren Aufnahme er erst im dritten Anlauf schaffte. In mehreren Kriegen – wie im Kubaaufstand und den Burenkriegen - war er aktiv. Letzterer verschaffte ihm Ruhm, weil es ihm gelang aus der Kriegsgefangenschaft zu fliehen. „Churchill packte in sein 90-jähriges Leben so viel wie zehn hart arbeitende Karrierepolitiker – und mehr: Im Telegrammstil sieht dies so aus: - 60 Jahre Member of Parliament - 8 verschiedene Ministerien zwischen 1905 und 1929 - 2 Perioden als Premierminister (1940-1945, 1951 – 1955) - Ein umfangreicheres Oeuvre als William Shakespeare und Charles Dickens zusammen - Literaturnobelpreis (1953) - 600 Ölbilder als Hobbymaler“ (Seite 45) Die Engländer nennen dies „larger than life“. Daneben hatte er immer Appetit, trank und rauchte viel. • Jean Rudolf von Salis (1901-1996) Eine nicht so bekannte Schweizer Persönlichkeit. Ein Adeliger der speziell während des Zweiten Weltkriegs journalistisch die Weltlage kommentierte und sich einen Namen machte. • Marilyn Monroe (1926-1962) Viele Menschen sind nach ihrem Tod nicht mehr präsent. Marilyn Monroe ist es nach kurzem Leben noch lange. 263 Bücher wurden über sie geschrieben. Noch heute offeriert Amazon 10.000 Produkte mit dem Namen Monroe. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen. Ihre Kindheit war „ungewollt, ungeliebt, geschlagen, sexuell missbraucht, ins Waisenhaus abgeschoben – kurzum, Tristesse, wohin man schaut.“ (Seite 53). Als 16-jährige rettete sie sich in eine Ehe und wird zum Model und zur Schauspielerin. Ihre Marke war „Sexbombe“ verquickt mit vielen Männerverhältnissen und Ehen wie mit dem Schriftsteller Arthur Miller. Sie war ihrem erreichten Leben nicht gewachsen und beendete es selbst. Jedes Leben hat einen Beginn und ein Ende. Später beurteilt man Lebensläufe anders. Julius Caesar wird im 21. Jahrhundert anders bewertet als vor 2000 Jahren. Immer stellt sich die Frage „Wieviel Wahrheit ist in einer Autobiografie“. Goethe nannte seine „Dichtung und Wahrheit“. Er nannte dies „das eigentlich Grundwahre“, was nicht auf Fakten beruhen musste. „Eine Biografie „erweckt das Vergangene zum Leben, und dadurch kann sich zeigen, was daran Wahrheit ist.“ (Seite 57) |
TURRINI, Peter Ich liebe dieses Land. Stück und Materialien Buch Suhrkamp, 2020. @book{TURRINI2020, title = {Ich liebe dieses Land. Stück und Materialien}, author = {Peter TURRINI}, year = {2020}, date = {2020-08-02}, publisher = {Suhrkamp}, abstract = {TURRINI, Peter: „Ich liebe dieses Land – Stück und Materialien“, Frankfurt 2001 Ein Nigerianischer Flüchtling kam nach Deutschland. Er sprach nur einen Satz in deutscher Sprache: „Ich liebe dieses Land“. Das Stück spielt im ersten Akt in einer Gefängniszelle. Der Nigerianer Beni ist mit Handschellen gefesselt. Eine Putzfrau reinigt die Zelle und versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie selbst ist Polin. Ebenfalls einmal geflüchtet. Ein Arzt untersucht ihn, ob er eventuell im After Rauschgift schmuggelt. Die Putzfrau Janina versucht ihm deutsch beizubringen, spricht aber selbst nur schlecht. Immer wieder kommen polnische Wörter dazwischen. Auch ein Psychologe untersucht Beni. Der zuständige Wachebeamte trinkt in Benis Anwesenheit eine Kiste Bier aus. Er trinkt dabei jede Flasche mit verbundenen Augen und versucht die Marke zu erraten. Als er dann betrunken ist schlägt er Beni nieder. Ein Journalist mit einer Fotografin versucht mit dem Gefangenen einen Bericht zu machen. Das wird ihm nicht leicht gemacht „Nur wenn wir zum Tier werden, zum stummen Vieh, erreichen wir einen gewissen Grad an Menschlichkeit. Erst wenn die Deutschen erfroren im russischen Schnee liegen, wenn ihnen die Wasserwerfer die Sätze aus dem Mund gespült haben, wenn sie zu Tausenden stumm auf den südlichen Stränden liegen und schweigen, weil ihnen die Hitze die Sprache verbrannt hat, haben sie Anmut.“ (Seite 32) Der letzte Besucher im ersten Akt ist der Polizeipräsident mit seiner Frau. Sie sind kostümiert. Kommen von der Love-Parade. Sie sind angeheitert, betrunken. Die Frau fährt Beni in den Hintern. Der wehrt sich und schlägt die Frau nieder. Der Ehemann freut sich. Selbst hätte er sich das nicht getraut. Zum Dank lässt er Beni frei. Der zweite Akt spielt in der Wohnung der Putzfrau. Sie hat ihn aufgenommen und verpflegt ihn. Dann stürmt aber die Polizei die Wohnung. Der Polizeipräsident lässt ihn festnehmen. Im dritten Akt ist er mit zwei Männern in einer Gefängniszelle. Ein kleiner, sehr aktiver Mann und ein Bankbetrüger, der wiederum fast Nichts redet. Der kleine Mann versucht eine Kommunikation Beni. Da hören sie die Putzfrau draußen nach Beni rufen. Das Zellenfenster liegt zu hoch um hinaussehen zu können. In einem Brief an den Verleger definiert Turrini dieses Stück so: „Wenn sie mich fragen, was die Quintessenz meines neuen Stückes ist, dann antworte ich Ihnen auf die einfachste Weise: Alle Ausländer wollen nach Deutschland rein, alle Deutschen wollen aus Deutschland raus.“ (Seite 65) Mehrere Briefe Turrinis ergänzen das Buch. An Claus Peymann, an den Bürgermeister seiner Geburtsstadt Maria Saal, der ihm die Ehrenbürgerschaft geben wollte, aber im Gemeinderat keine Mehrheit bekam und ein Brief an Jörg Haider. Turrini, der ein engagierter Gegner der Freiheitlichen Partei ist, hat diesen Brief sehr höflich, aber auch sehr direkt verfasst. Ein literarisches Stück. Dann noch interessante Interviews und eine in Japan gehaltene Rede der Freundin Turrinis Silke Hassler. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TURRINI, Peter: „Ich liebe dieses Land – Stück und Materialien“, Frankfurt 2001 Ein Nigerianischer Flüchtling kam nach Deutschland. Er sprach nur einen Satz in deutscher Sprache: „Ich liebe dieses Land“. Das Stück spielt im ersten Akt in einer Gefängniszelle. Der Nigerianer Beni ist mit Handschellen gefesselt. Eine Putzfrau reinigt die Zelle und versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie selbst ist Polin. Ebenfalls einmal geflüchtet. Ein Arzt untersucht ihn, ob er eventuell im After Rauschgift schmuggelt. Die Putzfrau Janina versucht ihm deutsch beizubringen, spricht aber selbst nur schlecht. Immer wieder kommen polnische Wörter dazwischen. Auch ein Psychologe untersucht Beni. Der zuständige Wachebeamte trinkt in Benis Anwesenheit eine Kiste Bier aus. Er trinkt dabei jede Flasche mit verbundenen Augen und versucht die Marke zu erraten. Als er dann betrunken ist schlägt er Beni nieder. Ein Journalist mit einer Fotografin versucht mit dem Gefangenen einen Bericht zu machen. Das wird ihm nicht leicht gemacht „Nur wenn wir zum Tier werden, zum stummen Vieh, erreichen wir einen gewissen Grad an Menschlichkeit. Erst wenn die Deutschen erfroren im russischen Schnee liegen, wenn ihnen die Wasserwerfer die Sätze aus dem Mund gespült haben, wenn sie zu Tausenden stumm auf den südlichen Stränden liegen und schweigen, weil ihnen die Hitze die Sprache verbrannt hat, haben sie Anmut.“ (Seite 32) Der letzte Besucher im ersten Akt ist der Polizeipräsident mit seiner Frau. Sie sind kostümiert. Kommen von der Love-Parade. Sie sind angeheitert, betrunken. Die Frau fährt Beni in den Hintern. Der wehrt sich und schlägt die Frau nieder. Der Ehemann freut sich. Selbst hätte er sich das nicht getraut. Zum Dank lässt er Beni frei. Der zweite Akt spielt in der Wohnung der Putzfrau. Sie hat ihn aufgenommen und verpflegt ihn. Dann stürmt aber die Polizei die Wohnung. Der Polizeipräsident lässt ihn festnehmen. Im dritten Akt ist er mit zwei Männern in einer Gefängniszelle. Ein kleiner, sehr aktiver Mann und ein Bankbetrüger, der wiederum fast Nichts redet. Der kleine Mann versucht eine Kommunikation Beni. Da hören sie die Putzfrau draußen nach Beni rufen. Das Zellenfenster liegt zu hoch um hinaussehen zu können. In einem Brief an den Verleger definiert Turrini dieses Stück so: „Wenn sie mich fragen, was die Quintessenz meines neuen Stückes ist, dann antworte ich Ihnen auf die einfachste Weise: Alle Ausländer wollen nach Deutschland rein, alle Deutschen wollen aus Deutschland raus.“ (Seite 65) Mehrere Briefe Turrinis ergänzen das Buch. An Claus Peymann, an den Bürgermeister seiner Geburtsstadt Maria Saal, der ihm die Ehrenbürgerschaft geben wollte, aber im Gemeinderat keine Mehrheit bekam und ein Brief an Jörg Haider. Turrini, der ein engagierter Gegner der Freiheitlichen Partei ist, hat diesen Brief sehr höflich, aber auch sehr direkt verfasst. Ein literarisches Stück. Dann noch interessante Interviews und eine in Japan gehaltene Rede der Freundin Turrinis Silke Hassler. |
IRVING, John Bis ich dich finde Buch 2020. @book{IRVING2020c, title = {Bis ich dich finde}, author = {John IRVING}, year = {2020}, date = {2020-08-01}, abstract = {IRVING, John: „Bis ich dich finde“, Zürich 2007 Ein moderner Casanova des 20./21. Jahrhunderts. Er nennt sich Jack Burns. Irving beschreibt seinen Werdegang von Kindheit bis zum erfolgreichen Schauspieler. Bei über 1000 Seiten muss der Autor schon interessant schreiben, um den Leser bei der Stange zu halten. Viele Themen werden dabei angesprochen, bei denen Sachkenntnis notwendig ist. So etwa beim Tätowieren. Sein Vater „sammelt“ Tattoos auf seinem Körper aus verschiedenen Ländern und deren berühmten Tätowierern. Seine Mutter ergriff diesen Beruf und hielt sich zu Beginn so finanziell – ohne den verschwundenen Kindesvater – über Wasser. Später wird sie mit dieser Arbeit eine anerkannte „Künstlerin“, obwohl sie und ihr Sohn kein einziges Tattoo auf ihren Körpern haben. Als der Bub dann in die Schule geschickt wird und später auch in einem Internat wohnt, wird er Ringer. Auch hier ist viel Sachwissen über diese Sportart verarbeitet. Der Bub Jack hatte schon in der Schule in Laienstücken mitgespielt und macht anschließend eine Schauspielausbildung. Mit Hilfe seiner Freundin Emma – die zweite wichtige Proponentin des Romans – kommt er nach vielen Auftritten bei Sommertheatern ins Filmgeschäft. Dies ist ein Buchabschnitt für Cineasten. Filme und Schauspieler werden besprochen. Der Buchautor John Irving hatte im Jahr 2000 für ein Drehbuch einen Oscar bekommen. Im vorliegenden Buch lässt er seiner Hauptfigur Jack diese Ehre erlangen. Und letztlich zieht sich Sexismus durch das ganze Buch. Die ersten Erlebnisse als Junge und später als erwachsener, attraktiver Mann, der Verhältnisse mit vielen Frauen hatte. Oft mit älteren. Seine Mutter wiederum hat ein lesbisches Verhältnis und wohnt mit dieser Frau wie in einer Ehe zusammen. Die Partnerin ist wohlhabend und ermöglicht so das Studium von Jack und einen gehobenen Lebensstandard seiner Mutter. Zurück zu Emma. Sie ist eine, um einige Jahre ältere Schülerin, die ihn – Jack – aufklärt und dieses sexuelle Verhältnis das ganze Leben aufrechterhält, ohne mit ihm wirkliche sexuelle Beziehung zu haben. Eine Lebensfreundschaft. Emma stirbt als berühmte Drehbuchautorin und vermacht ihrem Freund alle Rechte; ja sie sorgt für seine schriftstellerische Karriere über ihren Tod hinaus vor. Durch Emma hat sich seine Beziehung zur lesbischen und mit Emmas Mutter zusammenlebenden Mutter etwas distanziert. Erst als sie im Sterben lag kümmerte er sich wieder. Nach ihrem Tod begann er wieder nach dem Vater zu suchen. Er fuhr dieselben Städte, die er mit seiner Mutter als kleiner Bub besuchte um den Vater zu finden wieder ab. Hier erfuhr er, dass ihn seine Mutter immer belogen hatte. Sie hatte den Vater erpresst. Sie wollte ihn zurückhaben. Nicht der Vater war der schlechte Mensch, sondern die Mutter. Der Vater galt – so wurde ihm berichtet - ein gläubiger Mensch. Eine nostalgische Fahrt, die aber ohne Erfolg blieb. Erst als sich eine ehemalige Lehrerin bei ihm meldete und ihm mitteilte, dass er eine Schwester habe, die ihn kontaktieren wolle veränderte sich alles. Über sie bekam er den Kontakt zum Vater, der in einer Nervenanstalt in der Schweiz war. Der Vater – ein begeisterter und anerkannter Organist - litt an einer Nervenkrankheit und sein musizieren wurde eingeschränkt und schmerzhaft. Jack selbst hatte schon mehrere Jahre Behandlungen bei einer Psychologin in Kalifornien. Mit dieser einschneidenden Lebensveränderung, die das Auffinden seiner Schwester und seines Vaters brachte, brauchte er keine psychologische Betreuung mehr. Sein Leben kam in normale Bahnen. So wird der Höhepunkt des Buches das Zusammentreffen mit dem Vater, der auch ihn immer gesucht hatte. Alles in allem ist es ein sehr trivialer, frivoler und skurriler Roman. Ich denke, der Autor Johan Irving ist sich selbst dessen bewusst. Er ist eben ein „Erfolgsschriftsteller“, was nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. Im vorliegenden Roman beschreibt er so einen Autor: „Dong McSwiney, ein nicht besonders guter kanadischer Romancier und Drehbuchautor“ (Seite 895). Einige Seiten weiter meint er „das Drehbuch sei der letzte Mist“ (Seite 918). Ich denke, er hat damit auch sein eigenes, dieses Buch gemeint. Oder ist es doch ein gutes Buch? Zumindest von den vielen angerissen Themen sehr umfangreich. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } IRVING, John: „Bis ich dich finde“, Zürich 2007 Ein moderner Casanova des 20./21. Jahrhunderts. Er nennt sich Jack Burns. Irving beschreibt seinen Werdegang von Kindheit bis zum erfolgreichen Schauspieler. Bei über 1000 Seiten muss der Autor schon interessant schreiben, um den Leser bei der Stange zu halten. Viele Themen werden dabei angesprochen, bei denen Sachkenntnis notwendig ist. So etwa beim Tätowieren. Sein Vater „sammelt“ Tattoos auf seinem Körper aus verschiedenen Ländern und deren berühmten Tätowierern. Seine Mutter ergriff diesen Beruf und hielt sich zu Beginn so finanziell – ohne den verschwundenen Kindesvater – über Wasser. Später wird sie mit dieser Arbeit eine anerkannte „Künstlerin“, obwohl sie und ihr Sohn kein einziges Tattoo auf ihren Körpern haben. Als der Bub dann in die Schule geschickt wird und später auch in einem Internat wohnt, wird er Ringer. Auch hier ist viel Sachwissen über diese Sportart verarbeitet. Der Bub Jack hatte schon in der Schule in Laienstücken mitgespielt und macht anschließend eine Schauspielausbildung. Mit Hilfe seiner Freundin Emma – die zweite wichtige Proponentin des Romans – kommt er nach vielen Auftritten bei Sommertheatern ins Filmgeschäft. Dies ist ein Buchabschnitt für Cineasten. Filme und Schauspieler werden besprochen. Der Buchautor John Irving hatte im Jahr 2000 für ein Drehbuch einen Oscar bekommen. Im vorliegenden Buch lässt er seiner Hauptfigur Jack diese Ehre erlangen. Und letztlich zieht sich Sexismus durch das ganze Buch. Die ersten Erlebnisse als Junge und später als erwachsener, attraktiver Mann, der Verhältnisse mit vielen Frauen hatte. Oft mit älteren. Seine Mutter wiederum hat ein lesbisches Verhältnis und wohnt mit dieser Frau wie in einer Ehe zusammen. Die Partnerin ist wohlhabend und ermöglicht so das Studium von Jack und einen gehobenen Lebensstandard seiner Mutter. Zurück zu Emma. Sie ist eine, um einige Jahre ältere Schülerin, die ihn – Jack – aufklärt und dieses sexuelle Verhältnis das ganze Leben aufrechterhält, ohne mit ihm wirkliche sexuelle Beziehung zu haben. Eine Lebensfreundschaft. Emma stirbt als berühmte Drehbuchautorin und vermacht ihrem Freund alle Rechte; ja sie sorgt für seine schriftstellerische Karriere über ihren Tod hinaus vor. Durch Emma hat sich seine Beziehung zur lesbischen und mit Emmas Mutter zusammenlebenden Mutter etwas distanziert. Erst als sie im Sterben lag kümmerte er sich wieder. Nach ihrem Tod begann er wieder nach dem Vater zu suchen. Er fuhr dieselben Städte, die er mit seiner Mutter als kleiner Bub besuchte um den Vater zu finden wieder ab. Hier erfuhr er, dass ihn seine Mutter immer belogen hatte. Sie hatte den Vater erpresst. Sie wollte ihn zurückhaben. Nicht der Vater war der schlechte Mensch, sondern die Mutter. Der Vater galt – so wurde ihm berichtet - ein gläubiger Mensch. Eine nostalgische Fahrt, die aber ohne Erfolg blieb. Erst als sich eine ehemalige Lehrerin bei ihm meldete und ihm mitteilte, dass er eine Schwester habe, die ihn kontaktieren wolle veränderte sich alles. Über sie bekam er den Kontakt zum Vater, der in einer Nervenanstalt in der Schweiz war. Der Vater – ein begeisterter und anerkannter Organist - litt an einer Nervenkrankheit und sein musizieren wurde eingeschränkt und schmerzhaft. Jack selbst hatte schon mehrere Jahre Behandlungen bei einer Psychologin in Kalifornien. Mit dieser einschneidenden Lebensveränderung, die das Auffinden seiner Schwester und seines Vaters brachte, brauchte er keine psychologische Betreuung mehr. Sein Leben kam in normale Bahnen. So wird der Höhepunkt des Buches das Zusammentreffen mit dem Vater, der auch ihn immer gesucht hatte. Alles in allem ist es ein sehr trivialer, frivoler und skurriler Roman. Ich denke, der Autor Johan Irving ist sich selbst dessen bewusst. Er ist eben ein „Erfolgsschriftsteller“, was nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. Im vorliegenden Roman beschreibt er so einen Autor: „Dong McSwiney, ein nicht besonders guter kanadischer Romancier und Drehbuchautor“ (Seite 895). Einige Seiten weiter meint er „das Drehbuch sei der letzte Mist“ (Seite 918). Ich denke, er hat damit auch sein eigenes, dieses Buch gemeint. Oder ist es doch ein gutes Buch? Zumindest von den vielen angerissen Themen sehr umfangreich. |
PALMEN, Connie Du sagst es Buch 2020. @book{PALMEN2020, title = {Du sagst es}, author = {Connie PALMEN}, year = {2020}, date = {2020-07-18}, abstract = {PALMEN, Connie: „Du sagst es“, Zürich 2016 Die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen gibt dem bereits verstorbenen englischen Dichter Ted Hughes mit diesem Roman eine Stimme. Teilweise ist es auch eine Rechtfertigung darüber, dass sich seine amerikanische Frau Sylvia Plath das Leben genommen hatte. Von der Thematik also ein einfach gestrickter Roman: eine Rechtfertigung eines schuldbewussten Mannes. Schriftstellerisch aber großartig. In dieser Hinsicht eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. In jungen Jahren lernen sich die beiden – Sylvia Plath und Ted Hughes – kennen. Sie Amerikanerin, für ein Auslandsstipendium in England weilend, lernt ihren Mann kennen, der schriftstellerisch schon am Weg der Anerkennung ist. Sie als Studentin hatte auch schon viel publiziert, der große Erfolg blieb aber noch aus. Nach relativ kurzer Zeit des Kennens heiraten sie heimlich und weihen die Eltern und Freunde erst später ein. Als Künstler führen sie ein nomadisches Leben; verbringen Jahre in Amerika und dann wieder in England. Immer wieder siedeln sie um. Ihr sorgloses Leben wurde mehr konservativ, als das erste Kind – eine Tochter zur Welt kam. Trotzdem blieb die interne Konkurrenz der beiden um Publizität ringenden Künstler. Die intensive Liebe verband sie aber. Sie waren sich nahe. „… alles was sie sah und fühlte, genauso erfuhr, als sähe und fühlte es selbst. Ihr Schmerz war mein Schmerz, ihre Ängste waren meine Ängste, nur reagierte ich anders darauf.“ (Seite 157) Obwohl er nur wenige Jahre älter war, sah sie ihn ihm einen Vaterersatz. Ihr Vater war ein Familientyrann und starb früh. Zur Mutter hatte sie eine nicht so gute Beziehung und schreckte nicht davor zurück dies auch in ihren Büchern zu beschreiben. Hass und Liebe lagen in der Ehe von Hughs und Plath eng beisammen. Als er wohlgelaunt nach einem erfolgreichen Interview von BBC heimkam war die Eingangstür blockiert. Die eifersüchtige Frau hatte all seine Manuskripte zerrissen. Die Ehe wird – trotz des zweiten Kindes – immer getrübter und letztlich trennten sie sich einmal auf Zeit, um zu sich selbst zu finden. Er meinte, „dass sie ein geniales poetisches Selbst befreit hatte, ungehört, neu, originell, schockierend. Die Glasglocke war gelüpft, der gefolterte Panikvogel konnte singen und ich konnte mich von dem Zwang losmachen, Vater und Gott in einem sein zu müssen.“ (Seite 233) Die als Pause gedachte Trennung entfernte aber mehr. Hughes hatte in London eine Freundin, die für ihn aber nur ein ihn anziehendes Sexobjekt war. Sylvias Hass gegen ihren Mann wurde immer aggressiver. Sie lebte zuerst alleine in ihrem Haus am Land und siedelte dann mit den Kindern nach London, wo auch ihr Mann wohnte. Sie begann wieder viel zu schreiben, ließ aber in vielen Geschichten und Gedichten ihren Hass gegenüber dem verlassenen Mann durchblicken. Sie wollte zwar eine Scheidung, reichte diese aber nie ein. Er hoffte immer noch auf ein Zusammenfinden. Als er eines Tages einen Abschiedsbrief erhielt eilte er umgehend zu ihrem Haus. Die Post war in der Zustellung schneller als sie beim Handeln. Sie zerriss den Brief. Der Selbstmord war vereitelt, aber im Februar 1963 bekam er den Anruf mit dem Satz „Deine Frau ist tot.“ (Seite 253) All die Freunde und Verwandten, die in London eintrafen nahm er nur wage wahr. Er kümmerte sich routiniert um die zwei Kinder und hielt die Nachricht des Todes der Mutter von ihnen fern. Am Grab bat er dann die Trauergäste ihn noch alleine zurück zu lassen. „Um dem Schmerz ein Ende zu machen, sang ich leise die letzte Strophe von ‚Waltzing Matilda‘ für meine Braut und bat sie um Vergebung für alles, was ich selbst falsch gemacht hatte.“ (Seite 266) Es war zwar Selbstmord, aber er kam nicht davon los, dass er Mitschuld habe. Viele gaben ihm auch die Schuld. Gerade in einer Zeit des aufkeimenden Feminismus fanden sich Frauen um ihn zum Mörder zu machen. Die innere Liebe und dieser Hass von außen wurde zu einer Zerreißprobe, der er mit der Aufarbeitung ihrer Texte und deren Veröffentlichung entgegentrat. Nach dem Tod kam er nicht los von ihr. Zwar heiratete er seine Freundin und bekam ein Kind von ihr, es war aber nicht mehr die Liebe wie mit Sylvia. Er bezeichnete sich als „Passant, der jeden Augenblick – ohne Erklärung oder Entschuldigung – entschwinden konnte, war in seiner Ungreifbarkeit der unzertrennliche Ehemann einer toten Geliebten.“ (Seite 273) Als sich diese zweite Frau auf dieselbe Art und Weise wie seine erste Frau – den Kopf in das Backrohr des aufgedrehten Gasherdes steckend – aus dem Leben schied, zerbrach er ein weiteres Stück. Schließlich heiratete er eine Bauerstochter, die keine Ambitionen mit Literatur, Depressionen und Todessehnsüchten hatte. Sie war „eine Frau, die die Kinder und mich rettete, und nicht ich sie.“ (Seite 274) All sein restliches Leben versuchte er Sylvias Tod und diese gescheiterte Beziehung zu ergründen. „In den Jahren nach ihrem Tod und jetzt, da ich mit der Poesie das Loch abzudichten versuche, das ihr Selbstmord in mich geschlagen hat, in einem posthumen Dialog das Gespräch mit ihr führe, das wir nie mehr führen konnten, … kommt mir dieses Bild immer wieder, wie wir dort zum letzten Mal zusammen im karmesinroten Wohnzimmer am Feuer saßen und durch die Glut der Flammen sichtbar wurde, wie unsere Worte verflossen, zu einem Körper, einem Geist, einer sprachlichen Vermählung.“ (Seite 237/238) In seinen letzten 30 Jahren schrieb er Gedichte über Sylvia, die er aber privat hielt. Schon todkrank gab er sie zur Veröffentlichung frei. Diese 88 Gedichte aus „Birthday Letters“ waren auch ein wichtiger Leitfaden für die Autorin Connie Palmen für das vorliegende Buch. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } PALMEN, Connie: „Du sagst es“, Zürich 2016 Die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen gibt dem bereits verstorbenen englischen Dichter Ted Hughes mit diesem Roman eine Stimme. Teilweise ist es auch eine Rechtfertigung darüber, dass sich seine amerikanische Frau Sylvia Plath das Leben genommen hatte. Von der Thematik also ein einfach gestrickter Roman: eine Rechtfertigung eines schuldbewussten Mannes. Schriftstellerisch aber großartig. In dieser Hinsicht eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. In jungen Jahren lernen sich die beiden – Sylvia Plath und Ted Hughes – kennen. Sie Amerikanerin, für ein Auslandsstipendium in England weilend, lernt ihren Mann kennen, der schriftstellerisch schon am Weg der Anerkennung ist. Sie als Studentin hatte auch schon viel publiziert, der große Erfolg blieb aber noch aus. Nach relativ kurzer Zeit des Kennens heiraten sie heimlich und weihen die Eltern und Freunde erst später ein. Als Künstler führen sie ein nomadisches Leben; verbringen Jahre in Amerika und dann wieder in England. Immer wieder siedeln sie um. Ihr sorgloses Leben wurde mehr konservativ, als das erste Kind – eine Tochter zur Welt kam. Trotzdem blieb die interne Konkurrenz der beiden um Publizität ringenden Künstler. Die intensive Liebe verband sie aber. Sie waren sich nahe. „… alles was sie sah und fühlte, genauso erfuhr, als sähe und fühlte es selbst. Ihr Schmerz war mein Schmerz, ihre Ängste waren meine Ängste, nur reagierte ich anders darauf.“ (Seite 157) Obwohl er nur wenige Jahre älter war, sah sie ihn ihm einen Vaterersatz. Ihr Vater war ein Familientyrann und starb früh. Zur Mutter hatte sie eine nicht so gute Beziehung und schreckte nicht davor zurück dies auch in ihren Büchern zu beschreiben. Hass und Liebe lagen in der Ehe von Hughs und Plath eng beisammen. Als er wohlgelaunt nach einem erfolgreichen Interview von BBC heimkam war die Eingangstür blockiert. Die eifersüchtige Frau hatte all seine Manuskripte zerrissen. Die Ehe wird – trotz des zweiten Kindes – immer getrübter und letztlich trennten sie sich einmal auf Zeit, um zu sich selbst zu finden. Er meinte, „dass sie ein geniales poetisches Selbst befreit hatte, ungehört, neu, originell, schockierend. Die Glasglocke war gelüpft, der gefolterte Panikvogel konnte singen und ich konnte mich von dem Zwang losmachen, Vater und Gott in einem sein zu müssen.“ (Seite 233) Die als Pause gedachte Trennung entfernte aber mehr. Hughes hatte in London eine Freundin, die für ihn aber nur ein ihn anziehendes Sexobjekt war. Sylvias Hass gegen ihren Mann wurde immer aggressiver. Sie lebte zuerst alleine in ihrem Haus am Land und siedelte dann mit den Kindern nach London, wo auch ihr Mann wohnte. Sie begann wieder viel zu schreiben, ließ aber in vielen Geschichten und Gedichten ihren Hass gegenüber dem verlassenen Mann durchblicken. Sie wollte zwar eine Scheidung, reichte diese aber nie ein. Er hoffte immer noch auf ein Zusammenfinden. Als er eines Tages einen Abschiedsbrief erhielt eilte er umgehend zu ihrem Haus. Die Post war in der Zustellung schneller als sie beim Handeln. Sie zerriss den Brief. Der Selbstmord war vereitelt, aber im Februar 1963 bekam er den Anruf mit dem Satz „Deine Frau ist tot.“ (Seite 253) All die Freunde und Verwandten, die in London eintrafen nahm er nur wage wahr. Er kümmerte sich routiniert um die zwei Kinder und hielt die Nachricht des Todes der Mutter von ihnen fern. Am Grab bat er dann die Trauergäste ihn noch alleine zurück zu lassen. „Um dem Schmerz ein Ende zu machen, sang ich leise die letzte Strophe von ‚Waltzing Matilda‘ für meine Braut und bat sie um Vergebung für alles, was ich selbst falsch gemacht hatte.“ (Seite 266) Es war zwar Selbstmord, aber er kam nicht davon los, dass er Mitschuld habe. Viele gaben ihm auch die Schuld. Gerade in einer Zeit des aufkeimenden Feminismus fanden sich Frauen um ihn zum Mörder zu machen. Die innere Liebe und dieser Hass von außen wurde zu einer Zerreißprobe, der er mit der Aufarbeitung ihrer Texte und deren Veröffentlichung entgegentrat. Nach dem Tod kam er nicht los von ihr. Zwar heiratete er seine Freundin und bekam ein Kind von ihr, es war aber nicht mehr die Liebe wie mit Sylvia. Er bezeichnete sich als „Passant, der jeden Augenblick – ohne Erklärung oder Entschuldigung – entschwinden konnte, war in seiner Ungreifbarkeit der unzertrennliche Ehemann einer toten Geliebten.“ (Seite 273) Als sich diese zweite Frau auf dieselbe Art und Weise wie seine erste Frau – den Kopf in das Backrohr des aufgedrehten Gasherdes steckend – aus dem Leben schied, zerbrach er ein weiteres Stück. Schließlich heiratete er eine Bauerstochter, die keine Ambitionen mit Literatur, Depressionen und Todessehnsüchten hatte. Sie war „eine Frau, die die Kinder und mich rettete, und nicht ich sie.“ (Seite 274) All sein restliches Leben versuchte er Sylvias Tod und diese gescheiterte Beziehung zu ergründen. „In den Jahren nach ihrem Tod und jetzt, da ich mit der Poesie das Loch abzudichten versuche, das ihr Selbstmord in mich geschlagen hat, in einem posthumen Dialog das Gespräch mit ihr führe, das wir nie mehr führen konnten, … kommt mir dieses Bild immer wieder, wie wir dort zum letzten Mal zusammen im karmesinroten Wohnzimmer am Feuer saßen und durch die Glut der Flammen sichtbar wurde, wie unsere Worte verflossen, zu einem Körper, einem Geist, einer sprachlichen Vermählung.“ (Seite 237/238) In seinen letzten 30 Jahren schrieb er Gedichte über Sylvia, die er aber privat hielt. Schon todkrank gab er sie zur Veröffentlichung frei. Diese 88 Gedichte aus „Birthday Letters“ waren auch ein wichtiger Leitfaden für die Autorin Connie Palmen für das vorliegende Buch. |
BRANDSTETTER, Alois; GAUß, Karl-Markus; Daniel KEHLMANN, ; KÖHLMEIER, Michael; PALM, Kurt; PLUHAR, Erika; RABINOWICH, Julya; ROSEI, Peter; ROSSMANN, Eva; ROTH, Gerhard; RUBINOWITZ, Tex; SCHOLL, Susanne; SCHUTTING, Julian; TROJANOW, Ilija; WEIDENHOLZER, Anna Am Zug. Neue Texte übers Bahnfahren Buch 2020. @book{BRANDSTETTER2020, title = {Am Zug. Neue Texte übers Bahnfahren}, author = {Alois BRANDSTETTER and Karl-Markus GAUß and Daniel KEHLMANN, and Michael KÖHLMEIER and Kurt PALM and Erika PLUHAR and Julya RABINOWICH and Peter ROSEI and Eva ROSSMANN and Gerhard ROTH and Tex RUBINOWITZ and Susanne SCHOLL and Julian SCHUTTING and Ilija TROJANOW and Anna WEIDENHOLZER}, year = {2020}, date = {2020-07-11}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois; GAUß, Karl-Markus; KEHLMANN, Daniel; KÖHLMEIER, Michael; PALM, Kurt; PLUHAR, Erika; RABINOWICH, Julya; ROSEI, Peter; ROSSMANN, Eva; ROTH, Gerhard; RUBINOWITZ, Tex; SCHOLL, Susanne; SCHUTTING, Julian; TROJANOW, Ilija; WEIDENHOLZER, Anna: „Am Zug. Geschichten übers Bahnfahren“, Sankt Pölten, Salzburg, Wien 2014 Hier hat der Residenzverlag unter dem Rahmenthema „Bahnfahren“ 15 zeitgenössische österreichische, oder in Österreich eingebürgerte Autoren vereint. Jede und jeder von ihnen berichtet in einem etwa zehnseitigen Beitrag von einer Bahnfahrt. Oft sind es Auszüge aus anderen Erzählungen oder Romanen oder auch nur eine „Resteverwertung“ von noch unveröffentlichten Manuskripten. Es sind Geschichten von Bahnfahrten aus verschiedensten Weltteilen. Sie sind aber keine Eisenbahn-Expertenberichte. Die Literatur behält die Oberhand und der Zug selbst gibt nur den Rahmen vor. In der heutigen Berichterstattung stehen ja negative Meldungen an oberster Stelle und auch Literaten folgen diesem Modetrend. Angenehm sah ich, dass sich diese Mode in den Beiträgen dieses Buches nicht durchgesetzt hat. Als Beispiel möchte ich die junge Linzer Autorin Anna Weidenholzer zitieren, wenn sie von einem Bahnhof schreibt: „Die Bänke sind schlecht, sie sind früher besser gewesen. Ich spreche nicht gern davon, dass es früher besser gewesen ist, ich komme mit der Gegenwart im Allgemeinen gut zurecht. Man könnte es folgendermaßen ausdrücken: Es ist alles sauberer geworden, es liegt keine Wurst mehr herum, wir haben Lehnen, die uns voneinander trennen, die uns unsere ordnungsgemäßen Sitzbereiche zuweisen. Wir haben Personal, das über unsere Sicherheit wacht. Wir haben ein großes Angebot von Lebensmitteln und sonstigem Bedarf.“ (Seite 80) Oder Kurt Palm meint unter Bezugnahme auf die Geschwindigkeit des Zuges „Die zwanzig Minuten, die man im Railjet auf der Strecke von Wien nach Salzburg „gewinnt“, sind für ein Leben doch vollkommen irrelevant. Was macht man mit dieser Zeit?“ (Seite 152) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } BRANDSTETTER, Alois; GAUß, Karl-Markus; KEHLMANN, Daniel; KÖHLMEIER, Michael; PALM, Kurt; PLUHAR, Erika; RABINOWICH, Julya; ROSEI, Peter; ROSSMANN, Eva; ROTH, Gerhard; RUBINOWITZ, Tex; SCHOLL, Susanne; SCHUTTING, Julian; TROJANOW, Ilija; WEIDENHOLZER, Anna: „Am Zug. Geschichten übers Bahnfahren“, Sankt Pölten, Salzburg, Wien 2014 Hier hat der Residenzverlag unter dem Rahmenthema „Bahnfahren“ 15 zeitgenössische österreichische, oder in Österreich eingebürgerte Autoren vereint. Jede und jeder von ihnen berichtet in einem etwa zehnseitigen Beitrag von einer Bahnfahrt. Oft sind es Auszüge aus anderen Erzählungen oder Romanen oder auch nur eine „Resteverwertung“ von noch unveröffentlichten Manuskripten. Es sind Geschichten von Bahnfahrten aus verschiedensten Weltteilen. Sie sind aber keine Eisenbahn-Expertenberichte. Die Literatur behält die Oberhand und der Zug selbst gibt nur den Rahmen vor. In der heutigen Berichterstattung stehen ja negative Meldungen an oberster Stelle und auch Literaten folgen diesem Modetrend. Angenehm sah ich, dass sich diese Mode in den Beiträgen dieses Buches nicht durchgesetzt hat. Als Beispiel möchte ich die junge Linzer Autorin Anna Weidenholzer zitieren, wenn sie von einem Bahnhof schreibt: „Die Bänke sind schlecht, sie sind früher besser gewesen. Ich spreche nicht gern davon, dass es früher besser gewesen ist, ich komme mit der Gegenwart im Allgemeinen gut zurecht. Man könnte es folgendermaßen ausdrücken: Es ist alles sauberer geworden, es liegt keine Wurst mehr herum, wir haben Lehnen, die uns voneinander trennen, die uns unsere ordnungsgemäßen Sitzbereiche zuweisen. Wir haben Personal, das über unsere Sicherheit wacht. Wir haben ein großes Angebot von Lebensmitteln und sonstigem Bedarf.“ (Seite 80) Oder Kurt Palm meint unter Bezugnahme auf die Geschwindigkeit des Zuges „Die zwanzig Minuten, die man im Railjet auf der Strecke von Wien nach Salzburg „gewinnt“, sind für ein Leben doch vollkommen irrelevant. Was macht man mit dieser Zeit?“ (Seite 152) |
HAUSHOFER, Marlen Bartls Abenteuer Buch 2020. @book{HAUSHOFER2020c, title = {Bartls Abenteuer}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-07-09}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Bartls Abenteuer“, Berlin 2015 Dieses Buch habe ich gekauft, um meine Sammlung aller Haushofer Romane zu vervollständigen und es meinen Enkelkindern vorzulesen. Es geht um das Leben einer Katze. Als ich aber zu lesen begann gefiel es mir. Die Autorin denkt sich – mit menschlichen Instinkten – in das Leben einer Katze hinein. Wie die Katze in einer Familie aufgenommen wird und was sie so im Laufe der Zeit erlebt. Haushofer muss selbst eine Katzenbesitzerin gewesen sein, sonst könnte sie so eine Geschichte nicht schreiben. Das Buch ist demnach kein (nicht nur) Kinderbuch, sondern auch für Erwachsene und im Speziellen für Katzenbesitzer und Katzenliebhaber geschrieben. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HAUSHOFER, Marlen: „Bartls Abenteuer“, Berlin 2015 Dieses Buch habe ich gekauft, um meine Sammlung aller Haushofer Romane zu vervollständigen und es meinen Enkelkindern vorzulesen. Es geht um das Leben einer Katze. Als ich aber zu lesen begann gefiel es mir. Die Autorin denkt sich – mit menschlichen Instinkten – in das Leben einer Katze hinein. Wie die Katze in einer Familie aufgenommen wird und was sie so im Laufe der Zeit erlebt. Haushofer muss selbst eine Katzenbesitzerin gewesen sein, sonst könnte sie so eine Geschichte nicht schreiben. Das Buch ist demnach kein (nicht nur) Kinderbuch, sondern auch für Erwachsene und im Speziellen für Katzenbesitzer und Katzenliebhaber geschrieben. |
STREERUWITZ, Marlene Verführungen Buch 2020. @book{STREERUWITZ2020, title = {Verführungen}, author = {Marlene STREERUWITZ}, year = {2020}, date = {2020-07-06}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Verführungen“, Frankfurt 1996 Eine junge Frau – Helene – erzählt ihr Leben. Jung hat sie geheiratet und hat zwei Kinder. Der Mann hat sie verlassen ohne sie finanziell zu unterstützen. Als Teilzeitkraft verdient sie sich, kommt aber finanziell nicht zurecht. Der Job ist einer sehr machoistischen Umgebung. Den Mann sieht sie mit ihrer besten Freundin. Selbst zweifelt sie an einem Verhältnis mit einem Mann. Sie versucht es mit einem verheirateten und geht mit ihm in ein Stundenhotel. Ein schwedischer Musiker nützt sie aus. In ihrer Verliebtheit sieht sie das nicht. Ihrem Job muss sie nachgehen, weil sie das Geld braucht. Zusätzlich verkauft sie geerbte Schmuckstücke, um das Leben mit den Kindern finanzieren zu können. Sie muss sparen. Auch ihre Eltern sind ihr keine Hilfe. „Am Dienstag hatte sie Kaiserschmarren zum Abendessen gekocht. Sie hatte ein Ei weniger genommen als im Rezept vorgeschrieben. Alles andere hatte sie zu Hause gehabt. Für das Frühstück hatte sie die letzte Packung Haltbarmilch aufgemacht und über die Cornflakes geschüttet. Aber auch die Cornflakes waren zu Ende. Brot, Eier und Schinken waren einzukaufen. Zahnpasta war ausgegangen. Helene hatte die Tube mit dem Messerrücken ausgequetscht, um den Kindern Zahnpasta für ihre Zahnbürsten zu geben. Sie selbst hatte die Zähne mit Salz geputzt.“ (Seite 182) Mit vielen Problemen hat sie als Alleinerzieherin zu kämpfen. Sie wohnt noch in der Wohnung ihres Exmanns, aber gemeinsam mit dessen Mutter, was sehr problembehaftet ist. Obwohl ihre beste Freundin durch Selbstmord stirbt (einmal hatte sie sie gerettet) geht die Geschichte noch ganz gut aus. Zwar kein Happyend, aber sie findet einen Rechtsanwalt, der ihr zu ihrem Recht verhilft und der Exmann zu Zahlungen verpflichtet wird. In dieser Situation kündigt sie ihren unangenehmen Halbtagsjob, meldet sich arbeitslos und beginnt einen Computerkurs, um fehlende Qualifikationen nachzuholen. Generell skizziert die Autorin sehr gut, wie das Leben einer verlassenen Ehefrau als Alleinerziehung aussehen kann. Streeruwitz erzählt sehr detailgenau die Situation dieser Frau. In einem sehr konstruierten Stil mit kurzen Sätzen und Satzteilen. Mit den Stakkato-Sätzen drückt sie die Überfordertheit der Proponentin Helene aus. Ein sehr guter Roman. Sowohl stilistisch als auch thematisch. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } STREERUWITZ, Marlene: „Verführungen“, Frankfurt 1996 Eine junge Frau – Helene – erzählt ihr Leben. Jung hat sie geheiratet und hat zwei Kinder. Der Mann hat sie verlassen ohne sie finanziell zu unterstützen. Als Teilzeitkraft verdient sie sich, kommt aber finanziell nicht zurecht. Der Job ist einer sehr machoistischen Umgebung. Den Mann sieht sie mit ihrer besten Freundin. Selbst zweifelt sie an einem Verhältnis mit einem Mann. Sie versucht es mit einem verheirateten und geht mit ihm in ein Stundenhotel. Ein schwedischer Musiker nützt sie aus. In ihrer Verliebtheit sieht sie das nicht. Ihrem Job muss sie nachgehen, weil sie das Geld braucht. Zusätzlich verkauft sie geerbte Schmuckstücke, um das Leben mit den Kindern finanzieren zu können. Sie muss sparen. Auch ihre Eltern sind ihr keine Hilfe. „Am Dienstag hatte sie Kaiserschmarren zum Abendessen gekocht. Sie hatte ein Ei weniger genommen als im Rezept vorgeschrieben. Alles andere hatte sie zu Hause gehabt. Für das Frühstück hatte sie die letzte Packung Haltbarmilch aufgemacht und über die Cornflakes geschüttet. Aber auch die Cornflakes waren zu Ende. Brot, Eier und Schinken waren einzukaufen. Zahnpasta war ausgegangen. Helene hatte die Tube mit dem Messerrücken ausgequetscht, um den Kindern Zahnpasta für ihre Zahnbürsten zu geben. Sie selbst hatte die Zähne mit Salz geputzt.“ (Seite 182) Mit vielen Problemen hat sie als Alleinerzieherin zu kämpfen. Sie wohnt noch in der Wohnung ihres Exmanns, aber gemeinsam mit dessen Mutter, was sehr problembehaftet ist. Obwohl ihre beste Freundin durch Selbstmord stirbt (einmal hatte sie sie gerettet) geht die Geschichte noch ganz gut aus. Zwar kein Happyend, aber sie findet einen Rechtsanwalt, der ihr zu ihrem Recht verhilft und der Exmann zu Zahlungen verpflichtet wird. In dieser Situation kündigt sie ihren unangenehmen Halbtagsjob, meldet sich arbeitslos und beginnt einen Computerkurs, um fehlende Qualifikationen nachzuholen. Generell skizziert die Autorin sehr gut, wie das Leben einer verlassenen Ehefrau als Alleinerziehung aussehen kann. Streeruwitz erzählt sehr detailgenau die Situation dieser Frau. In einem sehr konstruierten Stil mit kurzen Sätzen und Satzteilen. Mit den Stakkato-Sätzen drückt sie die Überfordertheit der Proponentin Helene aus. Ein sehr guter Roman. Sowohl stilistisch als auch thematisch. |
HAUSHOFER, Marlen Begegnung mit dem Fremden - Erzählungen Buch 2020. @book{HAUSHOFER2020b, title = {Begegnung mit dem Fremden - Erzählungen}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-06-18}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Begegnung mit dem Fremden – Erzählungen“, München 1991 Die Schriftstellerin Haushofer ist erst relativ spät entdeckt worden. Ich bin ja nicht nur ein Leser, sondern auch ein Sammler und so ist es mein Ziel von den bekannten neueren österreichischen Autoren alle Bücher zu besitzen. Dieses von Haushofer habe ich nur mehr antiquarisch bekommen. Es sind Erzählungen aus dem Alltag der Autorin. Sie war eine konservative, bürgerliche Frau. In ihren Gedanken und Schreibarbeiten gab sie sich aber sehr liberal und kritisch. In den vorliegenden Erzählungen gibt sie ein Spiegelbild ihrer Zeit, der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Typisch dafür die Geschichte „Der Sonntagsspaziergang“. Der Familienvater entscheidet nach dem Mittagessen einen gemeinsamen sonntäglichen Spaziergang zu machen. Alle Anderen hatten anderes geplant, aber das Familienoberhaupt – der Patron - bestimmte. Die Geschichte erzählt dann den Ablauf der Wanderung: jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Haushofer hat eine sehr detailgenaue Erzählkunst. Jede Kleinigkeit wird beschrieben. Auch Gedanken. So etwa in der Geschichte „Der Bruder“, in der sie nicht nur ihr (?) Verhältnis zum Bruder, sondern auch ihre nächtlichen Gedanken, in denen sie verstorbene Menschen trifft, ausführlich schildert. Eine Abrechnung mit nicht mehr Lebenden und eine Wiederherstellung der eigenen inneren Balance zu diesen. Realität und Fantasie verschmelzen „Wenn ich mich auf die linke Seite drehe, höre ich mein Herz laut schlagen; rechts kann ich nicht liegen, immer den Rücken zur Wand, immer den Feind im Auge behalten. Auf dem Rücken schläft kein Mensch ohne hässliche Träume. Und ich will nicht träumen, ich will schlafen, mit Leib und Seele, besonders aber mit Seele.“ (Seite 147) Die Erzählungen gehen auch in ihre Jugendzeit zurück, wie etwa in „Der Drache“, in dem sie das Verhalten einer Lehrerin schildert. Den Titel erhielt das vorliegende Buch von der Erzählung „Begegnung mit dem Fremden“. Da kommt wieder ihr eigenes Leben zum Vorschein. Der konservative Ehemann hat Menschen eingeladen, die er dienstlich braucht, die aber ganz anders sind als sie selbst. Es ist eine Belastung für das Ehepaar. Die Gäste trinken und rauchen viel. Die Unterhaltung ist primitiv. Letztlich wirft sie aber der Mann hinaus und verzichtet auf deren Unterstützung. Ein mutiger Schritt, den sie von ihm nicht erwartet hätte. Das Buch ist eine Zeitreise in eine konservative Welt vor fast 100 Jahren. Auch der Schreibstil spiegelt diese Zeit wider. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HAUSHOFER, Marlen: „Begegnung mit dem Fremden – Erzählungen“, München 1991 Die Schriftstellerin Haushofer ist erst relativ spät entdeckt worden. Ich bin ja nicht nur ein Leser, sondern auch ein Sammler und so ist es mein Ziel von den bekannten neueren österreichischen Autoren alle Bücher zu besitzen. Dieses von Haushofer habe ich nur mehr antiquarisch bekommen. Es sind Erzählungen aus dem Alltag der Autorin. Sie war eine konservative, bürgerliche Frau. In ihren Gedanken und Schreibarbeiten gab sie sich aber sehr liberal und kritisch. In den vorliegenden Erzählungen gibt sie ein Spiegelbild ihrer Zeit, der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Typisch dafür die Geschichte „Der Sonntagsspaziergang“. Der Familienvater entscheidet nach dem Mittagessen einen gemeinsamen sonntäglichen Spaziergang zu machen. Alle Anderen hatten anderes geplant, aber das Familienoberhaupt – der Patron - bestimmte. Die Geschichte erzählt dann den Ablauf der Wanderung: jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Haushofer hat eine sehr detailgenaue Erzählkunst. Jede Kleinigkeit wird beschrieben. Auch Gedanken. So etwa in der Geschichte „Der Bruder“, in der sie nicht nur ihr (?) Verhältnis zum Bruder, sondern auch ihre nächtlichen Gedanken, in denen sie verstorbene Menschen trifft, ausführlich schildert. Eine Abrechnung mit nicht mehr Lebenden und eine Wiederherstellung der eigenen inneren Balance zu diesen. Realität und Fantasie verschmelzen „Wenn ich mich auf die linke Seite drehe, höre ich mein Herz laut schlagen; rechts kann ich nicht liegen, immer den Rücken zur Wand, immer den Feind im Auge behalten. Auf dem Rücken schläft kein Mensch ohne hässliche Träume. Und ich will nicht träumen, ich will schlafen, mit Leib und Seele, besonders aber mit Seele.“ (Seite 147) Die Erzählungen gehen auch in ihre Jugendzeit zurück, wie etwa in „Der Drache“, in dem sie das Verhalten einer Lehrerin schildert. Den Titel erhielt das vorliegende Buch von der Erzählung „Begegnung mit dem Fremden“. Da kommt wieder ihr eigenes Leben zum Vorschein. Der konservative Ehemann hat Menschen eingeladen, die er dienstlich braucht, die aber ganz anders sind als sie selbst. Es ist eine Belastung für das Ehepaar. Die Gäste trinken und rauchen viel. Die Unterhaltung ist primitiv. Letztlich wirft sie aber der Mann hinaus und verzichtet auf deren Unterstützung. Ein mutiger Schritt, den sie von ihm nicht erwartet hätte. Das Buch ist eine Zeitreise in eine konservative Welt vor fast 100 Jahren. Auch der Schreibstil spiegelt diese Zeit wider. |
ACHLEITNER, Hubert flüchtig Buch 2020. @book{ACHLEITNER2020, title = {flüchtig}, author = {Hubert ACHLEITNER}, year = {2020}, date = {2020-06-14}, abstract = {ACHLEITNER, Hubert: „flüchtig“, Wien 2020 Einerseits sagt der Autor, er habe für dieses Buch seinen wirklichen Namen genommen, damit man ihn als schon sehr bekannten Sänger nicht bevorteilt. Er will sehen, ob er als Buchautor und Romanschreiber ankommen kann. Andererseits wird in der Vermarktung nie darauf vergessen, dass er Hubert von Goissern ist. Mit diesem Namen ist es eben kein Risiko für den Verlag. Es gibt drei Personen, die sich als Haupthandelnde herausstellen. Da ist einmal Maria, eine schon etwas ältere Bankangestellte, die aus ihrem ehelichen Leben ausbricht, den Job kündigt und abhaut. Ihr Mann Herwig weiß nicht wo sie ist. Er ist Mittelschullehrer und hat sie als junge Lehrerin kennengelernt. Sie ist mit seinem Auto weggefahren. Am Weg lernt sie eine junge Frau (Lisa), die ihre Tochter sein könnte kennen und fährt mit ihr zu Hippieveranstaltungen und dann – um den Sommer zu verlängern – weiter nach Griechenland. Zwar zieht sich als Rahmen die Trennungsgeschichte von Maria und Herwig durch, aber dazwischen siedelt der Autor verschiedenste Themen an, von denen man nicht klar ersieht, wie sie zur Geschichte gehören: • Da ist eine Erzählung und Erklärung über den Berg Athos. • Durch Herwig bekommt der Leser Kontakt mit einem Drogenhändler. • Warum auch eine Diskussion über Österreichs Innenpolitik und den jungen Bundeskanzler im Roman Einzug hält ist gerade nicht literarisch. • Die Neigung des Musikers Hubert von Goisern schlägt mit musikalischen Erklärungn an verschiedenen Stellen zu Buche. Am Nachhaltigsten ist sie der Person Herwig als Musiklehrer zugeschrieben. • Themen wie „Wem gehört die Welt“ wirken wie ein sich in den Roman verirrter Aufsatz. Maria und ihre junge Begleiterin landen nach Saloniki auf einer, dem Berg Athos gegenüberliegenden Insel. Die beiden Frauen trennen sich und Maria bleibt bei einem alten Fischer, mit dem sie auch ausfährt. Hier kommt eine Vorstellung des Berg Athos und eine sehr detaillierte Beschreibung der Bootsfahrt entlang der Küste, wie sie jeder Pilger erlebt. Das Buch ist eine Erzählung. Gegen Ende, mit einem Brief Marias, den sie ihrem zurückgebliebenen Mann schreibt, wird es literarisch. Ein Text mit hohem Tiefgang. Letztlich endet das Buch mit einem Happy End, das aber nicht kitschig ist. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ACHLEITNER, Hubert: „flüchtig“, Wien 2020 Einerseits sagt der Autor, er habe für dieses Buch seinen wirklichen Namen genommen, damit man ihn als schon sehr bekannten Sänger nicht bevorteilt. Er will sehen, ob er als Buchautor und Romanschreiber ankommen kann. Andererseits wird in der Vermarktung nie darauf vergessen, dass er Hubert von Goissern ist. Mit diesem Namen ist es eben kein Risiko für den Verlag. Es gibt drei Personen, die sich als Haupthandelnde herausstellen. Da ist einmal Maria, eine schon etwas ältere Bankangestellte, die aus ihrem ehelichen Leben ausbricht, den Job kündigt und abhaut. Ihr Mann Herwig weiß nicht wo sie ist. Er ist Mittelschullehrer und hat sie als junge Lehrerin kennengelernt. Sie ist mit seinem Auto weggefahren. Am Weg lernt sie eine junge Frau (Lisa), die ihre Tochter sein könnte kennen und fährt mit ihr zu Hippieveranstaltungen und dann – um den Sommer zu verlängern – weiter nach Griechenland. Zwar zieht sich als Rahmen die Trennungsgeschichte von Maria und Herwig durch, aber dazwischen siedelt der Autor verschiedenste Themen an, von denen man nicht klar ersieht, wie sie zur Geschichte gehören: • Da ist eine Erzählung und Erklärung über den Berg Athos. • Durch Herwig bekommt der Leser Kontakt mit einem Drogenhändler. • Warum auch eine Diskussion über Österreichs Innenpolitik und den jungen Bundeskanzler im Roman Einzug hält ist gerade nicht literarisch. • Die Neigung des Musikers Hubert von Goisern schlägt mit musikalischen Erklärungn an verschiedenen Stellen zu Buche. Am Nachhaltigsten ist sie der Person Herwig als Musiklehrer zugeschrieben. • Themen wie „Wem gehört die Welt“ wirken wie ein sich in den Roman verirrter Aufsatz. Maria und ihre junge Begleiterin landen nach Saloniki auf einer, dem Berg Athos gegenüberliegenden Insel. Die beiden Frauen trennen sich und Maria bleibt bei einem alten Fischer, mit dem sie auch ausfährt. Hier kommt eine Vorstellung des Berg Athos und eine sehr detaillierte Beschreibung der Bootsfahrt entlang der Küste, wie sie jeder Pilger erlebt. Das Buch ist eine Erzählung. Gegen Ende, mit einem Brief Marias, den sie ihrem zurückgebliebenen Mann schreibt, wird es literarisch. Ein Text mit hohem Tiefgang. Letztlich endet das Buch mit einem Happy End, das aber nicht kitschig ist. |
KÖHLMEIER, Monika HELFER Michael Rosie und der Urgroßvater Buch 2020. @book{KÖHLMEIER2020, title = {Rosie und der Urgroßvater}, author = {Monika HELFER Michael KÖHLMEIER}, year = {2020}, date = {2020-06-08}, abstract = {HELFER, Monika; KÖHLMEIER, Michael: „Rosie und der Urgroßvater“, München 2013 Ein Dichterehepaar schreibt gemeinsam ein Buch. Das scheint interessant. Mit diesem Zugang habe ich es auch gelesen. Der aus Hohenems stammende Urgroßvater der kleinen Rosie wohnt in New York. Das in Amerika aufgewachsene Kind besucht ein Mal pro Woche ihren Uropa, der ihr dann Geschichten aus seiner alten Heimat Vorarlberg und der Stadt Hohenems erzählt. Das ist der Rahmen des Buches, in den dann verschiedene Geschichten gestellt wurden. Die Gesellschaft der kleinen Stadt wird erzählt, wie Juden und Christen nebeneinander wohnten und wie sie auch friedlich mitsammen auskamen. Das Dichterehepaar entführt den Leser mit den einzelnen Märchen in die Vergangenheit. Es ist kein wirkliches Kinder-Märchenbuch, aber für Erwachsene sind die Erzählungen sehr flach. Interessant wäre, wie dieses Buch entstanden ist. Wer welche Rolle beim Schreiben übernommen hat. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HELFER, Monika; KÖHLMEIER, Michael: „Rosie und der Urgroßvater“, München 2013 Ein Dichterehepaar schreibt gemeinsam ein Buch. Das scheint interessant. Mit diesem Zugang habe ich es auch gelesen. Der aus Hohenems stammende Urgroßvater der kleinen Rosie wohnt in New York. Das in Amerika aufgewachsene Kind besucht ein Mal pro Woche ihren Uropa, der ihr dann Geschichten aus seiner alten Heimat Vorarlberg und der Stadt Hohenems erzählt. Das ist der Rahmen des Buches, in den dann verschiedene Geschichten gestellt wurden. Die Gesellschaft der kleinen Stadt wird erzählt, wie Juden und Christen nebeneinander wohnten und wie sie auch friedlich mitsammen auskamen. Das Dichterehepaar entführt den Leser mit den einzelnen Märchen in die Vergangenheit. Es ist kein wirkliches Kinder-Märchenbuch, aber für Erwachsene sind die Erzählungen sehr flach. Interessant wäre, wie dieses Buch entstanden ist. Wer welche Rolle beim Schreiben übernommen hat. |
HAUSHOFER, Marlen Der gute Bruder Ulrich - Märchen-Trilogie Buch 2020. @book{HAUSHOFER2020, title = {Der gute Bruder Ulrich - Märchen-Trilogie}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-06-05}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Der gute Bruder Ulrich – Märchen-Trilogie“, Innsbruck 2020 Märchen sind Erfindungen, unreale Geschichten. Auch die bekannte österreichische Schriftstellerin Haushofer übte sich darin und präsentierte diese drei Märchen. Sie sind aber irgendwie grausig. Sie zeigen das Böse. Ob dies für Kinder ist? Andererseits soll man den Kindern auch die Realität des Lebens nahe bringen. In der ersten Geschichte – „Das Waldmädchen“ – wird gezeigt, wie ein Mädchen alleine im Wald ohne Eltern und ohne Verwandte aufwächst. Nur ein verwandter Räuber besucht sie jeweils, um bei ihr zu überwintern. Im Frühjahr zieht er wieder auf seine Beutereisen aus und kommt erst im späten Herbst wieder. Um dem Mädchen Abwechslung zu bieten bringt er ihr einen zamen Wolf, der sie beschützt. Ein König findet das Mädchen bei seiner Jagd, findet es schön und nimmt es mit auf sein Schloss, wo er sie heiratet. Eine konträre Welt für die junge Frau. Der König versucht ihr alle Wünsche zu erfüllen. Erst als sie ein Kind bekommen wird sie wieder glücklich. In der zweiten Geschichte gibt eine Nixe ihre Tochter einem reichen Müller, der mit seiner Frau keine eigenen Kinder bekommen kann. Das Ehehpaar blüht mit dem Kind auf. Die Nixe aber holt sich das Kind zurück. Dieses ist aber im Wasser nicht mehr glücklich und letztlich kehrt sie wieder zu ihrer Stiefmutter, der Müllerin zurück. „Der gute Bruder Ulrich“ zeigt, wie man Unzufriedenheit nur schwer stillen kann. Eine Königsfamilie bekam kein Kind und war unglücklich. Als dann die Königin doch einen Sohn gebar war sie sehr glücklich und starb. Der Sohn kam zu einer Amme, die selbst einen Buben hatte. Ein Umsturz vertrieb das Königshaus. Der Prinz konnte aber unerkannt bei der Amme im Wald überleben. Nach Jahren kamen Reiter und suchten den Prinzen, denn die Feinde waren besiegt und der Prinz sollte die Regentschaft übernehmen. Er wurde als König nicht glücklich und versuchte immer wieder Dinge aus seiner Zeit im Wald zu holen. Er fand sich nicht schön und sein Bruder war hübsch. Er bat ihn seine Schönheit zu übergeben, was dieser tat. Auch als der Bruder eine Frau hat verlangte der junge König nach ihr. Bis hin, als ihn der Tod holen wollte bat er seinen Ziehbruder Ulrich für ihn zu sterben, was dieser auch tat. Aber auch das machte ihn nicht glücklich. Letztlich zog er als Bettler verkleidet durch die Lande und starb glücklich am Grab seines Ziehbruders. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HAUSHOFER, Marlen: „Der gute Bruder Ulrich – Märchen-Trilogie“, Innsbruck 2020 Märchen sind Erfindungen, unreale Geschichten. Auch die bekannte österreichische Schriftstellerin Haushofer übte sich darin und präsentierte diese drei Märchen. Sie sind aber irgendwie grausig. Sie zeigen das Böse. Ob dies für Kinder ist? Andererseits soll man den Kindern auch die Realität des Lebens nahe bringen. In der ersten Geschichte – „Das Waldmädchen“ – wird gezeigt, wie ein Mädchen alleine im Wald ohne Eltern und ohne Verwandte aufwächst. Nur ein verwandter Räuber besucht sie jeweils, um bei ihr zu überwintern. Im Frühjahr zieht er wieder auf seine Beutereisen aus und kommt erst im späten Herbst wieder. Um dem Mädchen Abwechslung zu bieten bringt er ihr einen zamen Wolf, der sie beschützt. Ein König findet das Mädchen bei seiner Jagd, findet es schön und nimmt es mit auf sein Schloss, wo er sie heiratet. Eine konträre Welt für die junge Frau. Der König versucht ihr alle Wünsche zu erfüllen. Erst als sie ein Kind bekommen wird sie wieder glücklich. In der zweiten Geschichte gibt eine Nixe ihre Tochter einem reichen Müller, der mit seiner Frau keine eigenen Kinder bekommen kann. Das Ehehpaar blüht mit dem Kind auf. Die Nixe aber holt sich das Kind zurück. Dieses ist aber im Wasser nicht mehr glücklich und letztlich kehrt sie wieder zu ihrer Stiefmutter, der Müllerin zurück. „Der gute Bruder Ulrich“ zeigt, wie man Unzufriedenheit nur schwer stillen kann. Eine Königsfamilie bekam kein Kind und war unglücklich. Als dann die Königin doch einen Sohn gebar war sie sehr glücklich und starb. Der Sohn kam zu einer Amme, die selbst einen Buben hatte. Ein Umsturz vertrieb das Königshaus. Der Prinz konnte aber unerkannt bei der Amme im Wald überleben. Nach Jahren kamen Reiter und suchten den Prinzen, denn die Feinde waren besiegt und der Prinz sollte die Regentschaft übernehmen. Er wurde als König nicht glücklich und versuchte immer wieder Dinge aus seiner Zeit im Wald zu holen. Er fand sich nicht schön und sein Bruder war hübsch. Er bat ihn seine Schönheit zu übergeben, was dieser tat. Auch als der Bruder eine Frau hat verlangte der junge König nach ihr. Bis hin, als ihn der Tod holen wollte bat er seinen Ziehbruder Ulrich für ihn zu sterben, was dieser auch tat. Aber auch das machte ihn nicht glücklich. Letztlich zog er als Bettler verkleidet durch die Lande und starb glücklich am Grab seines Ziehbruders. |
Brezina, Thomas Auch das geht vorbei Buch 2020. @book{Brezina2020, title = {Auch das geht vorbei}, author = {Thomas Brezina}, year = {2020}, date = {2020-05-30}, abstract = {BREZINA, Thomas: „Auch das geht vorbei. Glücklich bleiben in schweren Zeiten“, Wien 2020 Die Corona-Krise hat nicht nur körperliche Gesundheitsauswirkungen, sondern bei vielen Menschen leidet auch die Seele und die Psyche. Der Autor Thomas Brezina ist bekannt als „Schnellschreiber“ in Sachen Ratschlägen zu Sorgen und Angst. So reagierte er auch auf die Corona-Krise, schrieb in drei Tagen ein Buch dazu und verschenkte es letztlich als eBook. Ich denke, es wird auch nach vielen Jahren noch eine gute Dokumentation sein und aufzeigen welche Sorgen manche Menschen hatten. Brezina rät die Situation zu akzeptieren. Jammern und Bedauern kostet nur Energie, die man vielleicht besser für das Immunsystem einsetzt. „Es ist wie es ist“. So solle man sich eine „Nachrichten-Diät“ verordnen. Nicht alle Meldungen ansehen und sich von den Medien in Panik versetzen lassen. Als Beispiel bringt er eine 102jährige Freundin, die ein schweres Leben hinter sich hat, aber auch in dieser Situation positiv denkt. Sie erinnert mich an zwei Freunde von mir. Sie sind zwar noch nicht über 100, aber doch älter als ich – über 90 und über 80. Sie wirken aber wie 40-jährige. Voll Elan. Immer positiv. Immer nach vorne, in die Zukunft schauend. Der eine leitete eine Musikorganisation und organisiert Konzerte und Festivals und der andere leitet sein selbst aufgebautes Firmenimperium und ist daneben ein Forscher, Maler und Philosoph aktiv. Beide immer positiv und aktiv. Meine Vorbilder und geistigen Helfer. Beim Lesen dieses Buches wünschte ich mir, dass die beiden auch über 100 Jahre alt werden. Ein sehr egoistischer Wunsch, weil sie mir als Vorbilder erhalten bleiben. Zurück zu Brezina: Er empfiehlt auch in einer Pandemie, wie es derzeit Corona ist, so oft als möglich zu lächeln. Positive Menschen sind beliebter. Lachenden Menschen begegnet man gerne. Daher: Lächeln, auch wenn es einem nicht danach ist. Es ist ein kleiner Ratgeber in schwierigen Zeiten und so hat er auch Tipps wie diesen: Hinter jeden Buchstaben unseres Alphabets eine positiv erlebte Freude schreiben. Zur Angst meint er: Jeder hat Angst. Man macht sie kleiner, wenn man sie definiert. Etwa: Wovor fürchte ich mich. Im Zuge der COVID19 Pandemie „vor dem Verlust des Jobs“ oder „Vor der Krankheit“. Es wird auf die Probleme der Situation zu Hause während des Shutdowns eingegangen. Dass man die Tage auflockern muss. Humor hilft dem Jammern und der Verzweiflung zu begegnen. Vier Worte sollen alles leichter machen: Auch das geht vorbei. So auch der Buchtitel. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } BREZINA, Thomas: „Auch das geht vorbei. Glücklich bleiben in schweren Zeiten“, Wien 2020 Die Corona-Krise hat nicht nur körperliche Gesundheitsauswirkungen, sondern bei vielen Menschen leidet auch die Seele und die Psyche. Der Autor Thomas Brezina ist bekannt als „Schnellschreiber“ in Sachen Ratschlägen zu Sorgen und Angst. So reagierte er auch auf die Corona-Krise, schrieb in drei Tagen ein Buch dazu und verschenkte es letztlich als eBook. Ich denke, es wird auch nach vielen Jahren noch eine gute Dokumentation sein und aufzeigen welche Sorgen manche Menschen hatten. Brezina rät die Situation zu akzeptieren. Jammern und Bedauern kostet nur Energie, die man vielleicht besser für das Immunsystem einsetzt. „Es ist wie es ist“. So solle man sich eine „Nachrichten-Diät“ verordnen. Nicht alle Meldungen ansehen und sich von den Medien in Panik versetzen lassen. Als Beispiel bringt er eine 102jährige Freundin, die ein schweres Leben hinter sich hat, aber auch in dieser Situation positiv denkt. Sie erinnert mich an zwei Freunde von mir. Sie sind zwar noch nicht über 100, aber doch älter als ich – über 90 und über 80. Sie wirken aber wie 40-jährige. Voll Elan. Immer positiv. Immer nach vorne, in die Zukunft schauend. Der eine leitete eine Musikorganisation und organisiert Konzerte und Festivals und der andere leitet sein selbst aufgebautes Firmenimperium und ist daneben ein Forscher, Maler und Philosoph aktiv. Beide immer positiv und aktiv. Meine Vorbilder und geistigen Helfer. Beim Lesen dieses Buches wünschte ich mir, dass die beiden auch über 100 Jahre alt werden. Ein sehr egoistischer Wunsch, weil sie mir als Vorbilder erhalten bleiben. Zurück zu Brezina: Er empfiehlt auch in einer Pandemie, wie es derzeit Corona ist, so oft als möglich zu lächeln. Positive Menschen sind beliebter. Lachenden Menschen begegnet man gerne. Daher: Lächeln, auch wenn es einem nicht danach ist. Es ist ein kleiner Ratgeber in schwierigen Zeiten und so hat er auch Tipps wie diesen: Hinter jeden Buchstaben unseres Alphabets eine positiv erlebte Freude schreiben. Zur Angst meint er: Jeder hat Angst. Man macht sie kleiner, wenn man sie definiert. Etwa: Wovor fürchte ich mich. Im Zuge der COVID19 Pandemie „vor dem Verlust des Jobs“ oder „Vor der Krankheit“. Es wird auf die Probleme der Situation zu Hause während des Shutdowns eingegangen. Dass man die Tage auflockern muss. Humor hilft dem Jammern und der Verzweiflung zu begegnen. Vier Worte sollen alles leichter machen: Auch das geht vorbei. So auch der Buchtitel. |
ROHR, Richard Reifes Leben. Eine spirituelle Reise Buch 2020. @book{ROHR2020, title = {Reifes Leben. Eine spirituelle Reise}, author = {Richard ROHR}, year = {2020}, date = {2020-05-29}, abstract = {ROHR, Richard: „Reifes Leben. Eine spirituelle Reise“, Freiburg im Breisgau 2012 Ein Franziskaner erklärt den Übergang von der ersten Hälfte des Lebens zur zweiten. Viele Weisheiten werden hier ausgedrückt. So meint er etwa „Wir reifen viel mehr …, wenn wir Fehler machen, als wenn wir alles richtig machen.“ (Seite 25) Er meint sogar, dass „Vollkommenheit der größte Feind“ sei. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht einen „bösen“ und einen „guten“ Chef. Der eine gebe den Angestellten Sicherheit und der andere sage die harte Wahrheit. Es braucht im Leben Gesetze. Um uns aber weiterzuentwickeln müssen wir uns auch gegen Gesetze auflehnen. Er hält wenig von Formeln, Techniken und Ritualen. Dies sei nur das Gefäß, aber nicht der Content. Rohr teilt das menschliche Leben in zwei Hälften. In der ersten gehe es hauptsächlich um Sicherheit, Abgrenzung und Erfolg. Er nennt dies das Gefäß, das man für den zweiten Teil des Lebens aufbaut. Im 2. Lebensabschnitt kann man sich mehr erlauben und Abneigungen gegen Gesetze und Autoritäten aufbauen. Leichtigkeit und Gelassenheit zeichnet diese Generation aus – oder könnte sie auszeichnen. Nicht alle Älteren werden wirklich Ältere. „In diesem Stadium muss ich niemandem mehr beweisen, dass ich der Größte bin, dass meine Gruppe besser ist, dass mein Volk überlegen ist …“ (Seite 163) Regeln übertreten kann man sich im ersten Lebensabschnitt nicht so leicht leisten. Auch Fehler und Rückschläge sind wichtig, um wieder hoch zu kommen und auch diese Erfahrungen sind im zweiten Lebensabschnitt leichter verkraftbar. Das „Kommen“ und „Gehen“ ist in der Natur ein selbstverständlicher Vorgang. Bäume verlieren Blätter und produzieren wieder neue …Liebe und Tod sind auch in der Literatur die wichtigsten Themen. Hat man die erste Hälfte erfolgreich abgehandelt, so braucht man in der zweiten Hälfte nicht nach Erfolg gieren und um Aufmerksamkeit betteln. Das müsse man dann hinter sich haben. Man muss Nichts mehr schützen und verteidigen. „Wir werden mit einem inneren Drang oder Bedürfnis geboren, nach unserem wahren Selbst zu suchen – ob uns das bewusst ist oder nicht.“ (Seite 134) Im fortgeschrittenen Alter ist es leichter dem zu folgen als in jungen Jahren. Als moderner Christ wendet er das auch auf seine eigene Religion an und meint „Nur das wahre Selbst weiß, dass der Himmel schon jetzt da ist und sein Verlust die Hölle bedeutet – jetzt.“ (Seite 142) Der Autor meint auch, dass ohne Ältere die Gesellschaft sozial zugrunde gehen würde. Die Verleugnung des Todes hält aber die Welt am Laufen. Aber die Älteren sind auch noch knapp vor ihrem Tod sehr realistisch. Im englischen heißt das Buch auch „Falling Upward“ – also hinauffallen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ROHR, Richard: „Reifes Leben. Eine spirituelle Reise“, Freiburg im Breisgau 2012 Ein Franziskaner erklärt den Übergang von der ersten Hälfte des Lebens zur zweiten. Viele Weisheiten werden hier ausgedrückt. So meint er etwa „Wir reifen viel mehr …, wenn wir Fehler machen, als wenn wir alles richtig machen.“ (Seite 25) Er meint sogar, dass „Vollkommenheit der größte Feind“ sei. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht einen „bösen“ und einen „guten“ Chef. Der eine gebe den Angestellten Sicherheit und der andere sage die harte Wahrheit. Es braucht im Leben Gesetze. Um uns aber weiterzuentwickeln müssen wir uns auch gegen Gesetze auflehnen. Er hält wenig von Formeln, Techniken und Ritualen. Dies sei nur das Gefäß, aber nicht der Content. Rohr teilt das menschliche Leben in zwei Hälften. In der ersten gehe es hauptsächlich um Sicherheit, Abgrenzung und Erfolg. Er nennt dies das Gefäß, das man für den zweiten Teil des Lebens aufbaut. Im 2. Lebensabschnitt kann man sich mehr erlauben und Abneigungen gegen Gesetze und Autoritäten aufbauen. Leichtigkeit und Gelassenheit zeichnet diese Generation aus – oder könnte sie auszeichnen. Nicht alle Älteren werden wirklich Ältere. „In diesem Stadium muss ich niemandem mehr beweisen, dass ich der Größte bin, dass meine Gruppe besser ist, dass mein Volk überlegen ist …“ (Seite 163) Regeln übertreten kann man sich im ersten Lebensabschnitt nicht so leicht leisten. Auch Fehler und Rückschläge sind wichtig, um wieder hoch zu kommen und auch diese Erfahrungen sind im zweiten Lebensabschnitt leichter verkraftbar. Das „Kommen“ und „Gehen“ ist in der Natur ein selbstverständlicher Vorgang. Bäume verlieren Blätter und produzieren wieder neue …Liebe und Tod sind auch in der Literatur die wichtigsten Themen. Hat man die erste Hälfte erfolgreich abgehandelt, so braucht man in der zweiten Hälfte nicht nach Erfolg gieren und um Aufmerksamkeit betteln. Das müsse man dann hinter sich haben. Man muss Nichts mehr schützen und verteidigen. „Wir werden mit einem inneren Drang oder Bedürfnis geboren, nach unserem wahren Selbst zu suchen – ob uns das bewusst ist oder nicht.“ (Seite 134) Im fortgeschrittenen Alter ist es leichter dem zu folgen als in jungen Jahren. Als moderner Christ wendet er das auch auf seine eigene Religion an und meint „Nur das wahre Selbst weiß, dass der Himmel schon jetzt da ist und sein Verlust die Hölle bedeutet – jetzt.“ (Seite 142) Der Autor meint auch, dass ohne Ältere die Gesellschaft sozial zugrunde gehen würde. Die Verleugnung des Todes hält aber die Welt am Laufen. Aber die Älteren sind auch noch knapp vor ihrem Tod sehr realistisch. Im englischen heißt das Buch auch „Falling Upward“ – also hinauffallen. |
HANDKE, Peter Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere Buch 2020. @book{HANDKE2020b, title = {Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-05-24}, abstract = {HANDKE, Peter: „Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere“, Berlin 2019 Die Handlung bezieht sich auf eine Reise im Umfeld von Paris. Die erzählende Person – der Autor selbst – verlässt sein Haus im Süden von Paris und fährt in eine nördliche Provinz. Detailgenau erzählt er seine Eindrücke. Als würde er mit einer ProCom Kamera reisen. Nur zeichnet er nicht ein Video auf, sondern erzählt und beschreibt das Gesehene. Bei seinen Beobachtungen werden in Personen Dinge hineininterpretiert, so als würde er sie alle kennen. „Eine Frau schlug ihren Hund, den Ersatz für den anderen, welcher, wegen Krebs oder Altersschwäche vor kurzem eingeschläfert worden war.“(Seite202) Zuerst geht er zu Fuß. Dann fährt er mit dem Zug ins Zentrum von Paris und weiter hinaus aufs Land. Irgendwann auf der Reise nimmt der Autor einen Tausch der Proponenten vor. Zuerst erzählt er selbst und nimmt nur Bezug auf die Obstdiebin. Beschreibt sie. Führt sie für den weiteren Teil des Buches ein, denn dann übernimmt sie die Erzählfunktion. Sie geht ein Stück mit einem Pizzaverkäufer. Alles – so scheint es in der Erzählung – ist dem Zufall überlassen. Wann es wo etwas zu essen gibt und wo sie eine Unterkunft finden. Drei Tage dauert die Wanderung, deren Ziel ein Familientreffen ist. In der Stadt, in der der jüngere Bruder arbeitet, treffen sie zusammen: Vater, Mutter, Bruder und sie, die Obstdiebin. Bei einem mittelmäßigen Dichter wäre es ein Reisetagebuch einer dreitägigen Wanderung durch die Provinz nördlich von Paris geworden. Bei Handke ist es ein literarisches Meisterwerk. Er sagt etwa nicht „Es sollte nicht dunkel, nicht Nacht werden“ sondern „Die Schwalben sollten den Fledermäusen nicht Platz machen.“ (Seite 550). Auf den 559 Seiten passieren wenige Handlungen, aber das Erzählerische, die Formulierungen sind Weltklasse. Ein verdienter Nobelpreisträger. Es ist wert ihn zu lesen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HANDKE, Peter: „Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere“, Berlin 2019 Die Handlung bezieht sich auf eine Reise im Umfeld von Paris. Die erzählende Person – der Autor selbst – verlässt sein Haus im Süden von Paris und fährt in eine nördliche Provinz. Detailgenau erzählt er seine Eindrücke. Als würde er mit einer ProCom Kamera reisen. Nur zeichnet er nicht ein Video auf, sondern erzählt und beschreibt das Gesehene. Bei seinen Beobachtungen werden in Personen Dinge hineininterpretiert, so als würde er sie alle kennen. „Eine Frau schlug ihren Hund, den Ersatz für den anderen, welcher, wegen Krebs oder Altersschwäche vor kurzem eingeschläfert worden war.“(Seite202) Zuerst geht er zu Fuß. Dann fährt er mit dem Zug ins Zentrum von Paris und weiter hinaus aufs Land. Irgendwann auf der Reise nimmt der Autor einen Tausch der Proponenten vor. Zuerst erzählt er selbst und nimmt nur Bezug auf die Obstdiebin. Beschreibt sie. Führt sie für den weiteren Teil des Buches ein, denn dann übernimmt sie die Erzählfunktion. Sie geht ein Stück mit einem Pizzaverkäufer. Alles – so scheint es in der Erzählung – ist dem Zufall überlassen. Wann es wo etwas zu essen gibt und wo sie eine Unterkunft finden. Drei Tage dauert die Wanderung, deren Ziel ein Familientreffen ist. In der Stadt, in der der jüngere Bruder arbeitet, treffen sie zusammen: Vater, Mutter, Bruder und sie, die Obstdiebin. Bei einem mittelmäßigen Dichter wäre es ein Reisetagebuch einer dreitägigen Wanderung durch die Provinz nördlich von Paris geworden. Bei Handke ist es ein literarisches Meisterwerk. Er sagt etwa nicht „Es sollte nicht dunkel, nicht Nacht werden“ sondern „Die Schwalben sollten den Fledermäusen nicht Platz machen.“ (Seite 550). Auf den 559 Seiten passieren wenige Handlungen, aber das Erzählerische, die Formulierungen sind Weltklasse. Ein verdienter Nobelpreisträger. Es ist wert ihn zu lesen. |
McCARTHY, Mary Der Zauberkreis Buch 2020. @book{McCARTHY2020, title = {Der Zauberkreis}, author = {Mary McCARTHY}, year = {2020}, date = {2020-05-12}, abstract = {McCARTHY, Mary: „Der Zauberkreis“, Wien 1954 Der Schauplatz dieses Romans ist ein kleiner Ort – New Leeds – an der Ostküste Amerikas. Hier leben Leute, die sich aus der Hektik der Großstädte New York oder Boston aufs Land zurückgezogen haben. Oft hoch gebildete Menschen, die dann einfachen Arbeiten nachgingen oder von ihren Rücklagen lebten. Im Buch hat man den Eindruck, dass alle Menschen ohne Arbeit leben. Ein „Bienenstock von Untätigkeit“ heißt es auf Seite 155. Viele sind Alkoholiker und Hobby-Künstler. Der Autor stellt seinem Leser aber ausgefallene Persönlichkeiten vor. Die Hauptpersonen sind mehrere Ehepaare, die aus verschiedenen Gründen zusammentreffen, Darunter auch geschiedene, die in Gesellschaften wieder ihre getrennten Partner treffen. Dies wird im Roman psychologisch aufgearbeitet. Etwas wie es Martha, die geschieden ist und mit einem netten Mann zusammenwohnt geht, wenn sie ihren getrennten Ehemann trifft. Nach einer Party, bei der sie alleine war und zu viel getrunken hatte bringt sie der Ex-Mann nach Hause und es kommt zu einem Geschlechtsverkehr. Sie wird schwanger und ist sich nicht im Klaren, ob das Kind vom jetzigen Mann ist oder vom Ex-Mann. Verzweifelt sucht sie nach einer Abtreibung. Ein Freund hilft ihr mit Geld und Abtreibungsadresse. Nach Übernahme des Geldes ist sie fröhlich und zuversichtlich alles mit der geplanten Abtreibung wieder ins Lot zu bringen. Auf der Heimfahrt kommt es zu einem Verkehrsunfall und sie stirbt. Sie stirbt mit dem Kind im Bauch. Erst in den letzten 100 Seiten nahm der Roman „Fahrt auf“ und wurde abwechslungsreicher und interessanter. Action kam in die Langatmigkeit des Schreibers. Es ist eine sehr langarmige und detailgenaue Erzählung, die wenig an Spannung besitzt. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } McCARTHY, Mary: „Der Zauberkreis“, Wien 1954 Der Schauplatz dieses Romans ist ein kleiner Ort – New Leeds – an der Ostküste Amerikas. Hier leben Leute, die sich aus der Hektik der Großstädte New York oder Boston aufs Land zurückgezogen haben. Oft hoch gebildete Menschen, die dann einfachen Arbeiten nachgingen oder von ihren Rücklagen lebten. Im Buch hat man den Eindruck, dass alle Menschen ohne Arbeit leben. Ein „Bienenstock von Untätigkeit“ heißt es auf Seite 155. Viele sind Alkoholiker und Hobby-Künstler. Der Autor stellt seinem Leser aber ausgefallene Persönlichkeiten vor. Die Hauptpersonen sind mehrere Ehepaare, die aus verschiedenen Gründen zusammentreffen, Darunter auch geschiedene, die in Gesellschaften wieder ihre getrennten Partner treffen. Dies wird im Roman psychologisch aufgearbeitet. Etwas wie es Martha, die geschieden ist und mit einem netten Mann zusammenwohnt geht, wenn sie ihren getrennten Ehemann trifft. Nach einer Party, bei der sie alleine war und zu viel getrunken hatte bringt sie der Ex-Mann nach Hause und es kommt zu einem Geschlechtsverkehr. Sie wird schwanger und ist sich nicht im Klaren, ob das Kind vom jetzigen Mann ist oder vom Ex-Mann. Verzweifelt sucht sie nach einer Abtreibung. Ein Freund hilft ihr mit Geld und Abtreibungsadresse. Nach Übernahme des Geldes ist sie fröhlich und zuversichtlich alles mit der geplanten Abtreibung wieder ins Lot zu bringen. Auf der Heimfahrt kommt es zu einem Verkehrsunfall und sie stirbt. Sie stirbt mit dem Kind im Bauch. Erst in den letzten 100 Seiten nahm der Roman „Fahrt auf“ und wurde abwechslungsreicher und interessanter. Action kam in die Langatmigkeit des Schreibers. Es ist eine sehr langarmige und detailgenaue Erzählung, die wenig an Spannung besitzt. |
SCHLATTNER, Eginald Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten Buch 2020. @book{SCHLATTNER2020, title = {Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten}, author = {Eginald SCHLATTNER}, editor = {Michaela Nowotnick}, year = {2020}, date = {2020-05-02}, abstract = {SCHLATTNER, Eginald: „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“, herausgegeben von Michaela Nowotnick, Hermannstadt Bonn 2012 Schlatter ist ein anerkannter Schriftsteller der siebenbürgisch sächsischen Minderheit in Rumänien. Die Herausgeberin des vorliegenden Buches hat ihre Doktorarbeit über Schlattner geschrieben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß sie auf einen Koffer mit alten Manuskripten, die teilweise von den Mäusen angefressen waren. Diese Geschichten publizierte sie. Sechs Erzählungen, zu denen sie im zweiten Teil des Buches Erklärungen des Entstehens abgibt. In der ersten Geschichte „Gefährte Rebhuhn“ nimmt Schlattner Bezug auf die Verhältnisse im Ceausescu System. Geschildert an Hand eines Vermessungsbüros, in dem er selbst als Student in den Ferien gearbeitet hat. Hier wird der politische Einfluss aufgezeigt. In der zweiten Erzählung „Gediegenes Erz“ zeigt er, wie die Sudentendeutschen unterdrückt sind und der Proponent – ebenfalls ein Student – seine Altersgenossen dazu aneifert wieder selbstbewusster aufzutreten. Sie organsierten sich wieder in ihren alten Erinnerungen. Eine Musikkapelle, eine Tanzgruppe und andere Organisationen entstehen, in denen sie auf ihre Gesellschaft hinweisen. In der Geschichte kommt es zu einem Fest, an dem auch Rumänen teilnehmen und die Sachsen mit Hochachtung sehen. Diese Geschichte wurde seinerzeit verboten. Schlattner saß im Gefängnis. Das Apfelbett ist eine lustige Geschichte. Ein junger Pfarrer wird mit seiner Frau in ein Dorf versetzt. Er will sehr sachlich und fromm auftreten. Seiner Frau gefällt das Konservative nicht und es kommt am Jahrmarkt zu einem Eklat. Der junge Pfarrer wird blamiert. Sie droht zur Mutter zurückzugehen. In der Nacht findet er seine junge Frau in einem Apfelregal im Keller schlafend und bringt sie zu Bett. Seine böse Predigt gegen die Frau wirft er in den Papierkorb und bereitet eine konservative vor. Dann zwei kleine Geschichten. „Jemand steht im Weg“: auf einer Wanderung im Winter trifft er auf ein weinendes Mädchen und bemüht sich um sie. „Eine Zigarette“ ist die Erzählung einer unbeantworteten Liebe. Der Verliebte irrt durch die Nacht. Eine Zigarette gibt ihm Trost. Die letzte Geschichte gab dem Buch den Namen „Mein Nachbar, der König“. Sie entstand nach der politischen Wende in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und handelt nicht in Rumänien, sondern in Badgastein in Österreich. Ein rumänischer Bischof mit Anhang machte Urlaub in einem Hotel. Da kam es zu einem Zusammentreffen mit einer Frau aus der Schweiz, vom Genfersee. Ihr Nachbar ist der ehemalige König von Rumänien und sie erzählt den drei Rumänen wie er lebt. Diese Erzählung gibt dem Buch nicht nur den Namen, sie ist auch die beste. Alle 6 Geschichten geben Einblick in die Lebensweise der Minderheit der Schlesier in Rumänien. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHLATTNER, Eginald: „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“, herausgegeben von Michaela Nowotnick, Hermannstadt Bonn 2012 Schlatter ist ein anerkannter Schriftsteller der siebenbürgisch sächsischen Minderheit in Rumänien. Die Herausgeberin des vorliegenden Buches hat ihre Doktorarbeit über Schlattner geschrieben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß sie auf einen Koffer mit alten Manuskripten, die teilweise von den Mäusen angefressen waren. Diese Geschichten publizierte sie. Sechs Erzählungen, zu denen sie im zweiten Teil des Buches Erklärungen des Entstehens abgibt. In der ersten Geschichte „Gefährte Rebhuhn“ nimmt Schlattner Bezug auf die Verhältnisse im Ceausescu System. Geschildert an Hand eines Vermessungsbüros, in dem er selbst als Student in den Ferien gearbeitet hat. Hier wird der politische Einfluss aufgezeigt. In der zweiten Erzählung „Gediegenes Erz“ zeigt er, wie die Sudentendeutschen unterdrückt sind und der Proponent – ebenfalls ein Student – seine Altersgenossen dazu aneifert wieder selbstbewusster aufzutreten. Sie organsierten sich wieder in ihren alten Erinnerungen. Eine Musikkapelle, eine Tanzgruppe und andere Organisationen entstehen, in denen sie auf ihre Gesellschaft hinweisen. In der Geschichte kommt es zu einem Fest, an dem auch Rumänen teilnehmen und die Sachsen mit Hochachtung sehen. Diese Geschichte wurde seinerzeit verboten. Schlattner saß im Gefängnis. Das Apfelbett ist eine lustige Geschichte. Ein junger Pfarrer wird mit seiner Frau in ein Dorf versetzt. Er will sehr sachlich und fromm auftreten. Seiner Frau gefällt das Konservative nicht und es kommt am Jahrmarkt zu einem Eklat. Der junge Pfarrer wird blamiert. Sie droht zur Mutter zurückzugehen. In der Nacht findet er seine junge Frau in einem Apfelregal im Keller schlafend und bringt sie zu Bett. Seine böse Predigt gegen die Frau wirft er in den Papierkorb und bereitet eine konservative vor. Dann zwei kleine Geschichten. „Jemand steht im Weg“: auf einer Wanderung im Winter trifft er auf ein weinendes Mädchen und bemüht sich um sie. „Eine Zigarette“ ist die Erzählung einer unbeantworteten Liebe. Der Verliebte irrt durch die Nacht. Eine Zigarette gibt ihm Trost. Die letzte Geschichte gab dem Buch den Namen „Mein Nachbar, der König“. Sie entstand nach der politischen Wende in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und handelt nicht in Rumänien, sondern in Badgastein in Österreich. Ein rumänischer Bischof mit Anhang machte Urlaub in einem Hotel. Da kam es zu einem Zusammentreffen mit einer Frau aus der Schweiz, vom Genfersee. Ihr Nachbar ist der ehemalige König von Rumänien und sie erzählt den drei Rumänen wie er lebt. Diese Erzählung gibt dem Buch nicht nur den Namen, sie ist auch die beste. Alle 6 Geschichten geben Einblick in die Lebensweise der Minderheit der Schlesier in Rumänien. |
Pluhar, Erika Marisa. Geschichte einer Freundschaft Buch insel verlag, 2020. @book{Pluhar2020, title = {Marisa. Geschichte einer Freundschaft}, author = {Erika Pluhar}, year = {2020}, date = {2020-04-27}, publisher = {insel verlag}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Marisa. Geschichte einer Freundschaft“, Berlin 2017 Eine Biografie über die Schauspielerin Marisa Mell. Sie war eine Studienkollegin am Rainhard Seminar in Wien von Erika Pluhar. Die beiden waren ihr ganzes Leben – mit Abständen – verbunden. Einerseits war es nach dem Tod von Marisa ein Anliegen von Erika Pluhar eine Biografie zu schreiben, andererseits ist es sicher schwierig über jemanden, zu dem man eine freundschaftliche und innige Beziehung hat, zu schreiben. Aber auch da kommt für den Leser mehr Emotion durch als von einer sachlichen Abhandlung. Manchmal hat man als Leser auch das Gefühl, Pluhar schreibt angetrieben von schlechtem Gewissen und dass sie viele Dinge für ihre Freundin nicht gemacht hat. Die Autorin der Biografie und Marisa waren zwar Studienkolleginnen und Freundinnen, aber doch verschieden. Die eine, eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und Autorin und die andere hatte ihre Stärke im Film. Jede machte Karriere und trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Erika Pluhar beschreibt des Leben Marisa Mells an Hand von persönlichen Begebenheiten. Bausteine, die das Leben ergeben. Sie scheut aber auch nicht davor zurück manche Dinge kritisch zu sehen. Marisa Mell ist verarmt gestorben. Pluhar war eine der wenigen Personen, die sich um die verarmte, leidende und sterbende Frau gekümmert hat. Sie hat – und das spürt man beim Lesen – selbst gelitten und ist ein Stück des Sterbens mitgegangen. Ein großer Teil des Buches handelt vom Sterbeprozess. Für mich persönlich war es auch ein Erinnern an meinen Freund, der im Buch E. genannt wird und Lebensgefährte Pluhars war. Ich habe mit ihm studiert und auch ein Buch mit ihm herausgegeben. Leider ist er zu früh in seinem späteren Wohnort Venedig gestorben. In diesem Buch stand er für mich wieder auf. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } PLUHAR, Erika: „Marisa. Geschichte einer Freundschaft“, Berlin 2017 Eine Biografie über die Schauspielerin Marisa Mell. Sie war eine Studienkollegin am Rainhard Seminar in Wien von Erika Pluhar. Die beiden waren ihr ganzes Leben – mit Abständen – verbunden. Einerseits war es nach dem Tod von Marisa ein Anliegen von Erika Pluhar eine Biografie zu schreiben, andererseits ist es sicher schwierig über jemanden, zu dem man eine freundschaftliche und innige Beziehung hat, zu schreiben. Aber auch da kommt für den Leser mehr Emotion durch als von einer sachlichen Abhandlung. Manchmal hat man als Leser auch das Gefühl, Pluhar schreibt angetrieben von schlechtem Gewissen und dass sie viele Dinge für ihre Freundin nicht gemacht hat. Die Autorin der Biografie und Marisa waren zwar Studienkolleginnen und Freundinnen, aber doch verschieden. Die eine, eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und Autorin und die andere hatte ihre Stärke im Film. Jede machte Karriere und trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Erika Pluhar beschreibt des Leben Marisa Mells an Hand von persönlichen Begebenheiten. Bausteine, die das Leben ergeben. Sie scheut aber auch nicht davor zurück manche Dinge kritisch zu sehen. Marisa Mell ist verarmt gestorben. Pluhar war eine der wenigen Personen, die sich um die verarmte, leidende und sterbende Frau gekümmert hat. Sie hat – und das spürt man beim Lesen – selbst gelitten und ist ein Stück des Sterbens mitgegangen. Ein großer Teil des Buches handelt vom Sterbeprozess. Für mich persönlich war es auch ein Erinnern an meinen Freund, der im Buch E. genannt wird und Lebensgefährte Pluhars war. Ich habe mit ihm studiert und auch ein Buch mit ihm herausgegeben. Leider ist er zu früh in seinem späteren Wohnort Venedig gestorben. In diesem Buch stand er für mich wieder auf. |
CAMUS, Albert Die Pest Buch 2020. @book{CAMUS2020, title = {Die Pest}, author = {Albert CAMUS}, year = {2020}, date = {2020-04-19}, abstract = {CAMUS, Albert: „Die Pest“, Hamburg 2020 Mit der COVID19 Pandemie erlebt dieser Roman wieder neues Leben. Viele Leute – so auch ich – lesen und hören es und ziehen Rückschlüsse auf die aktuelle Situation. Der Roman spielt in der algerischen Stadt Oran. Es ist die Heimatstadt der Frau des Dichters, weshalb er sie sehr genau beschreiben kann. Auch hat er selbst einige Zeit dort gearbeitet. Die Geschichte beginnt mit einem Rattensterben, das dann im zweiten Schritt auf den Menschen übergreift und die Einwohnerzahl der Stadt täglich reduziert. Camus verwendet den Arzt Dr. Bernard Rieux, der auch die Hauptfigur ist, als den Erzähler. An Hand eines Dutzends von Personen wird der Verlauf dieser Epidemie sehr anschaulich und direkt erzählt. Der Zugang der Kirche wird durch einen Pater dargestellt und jener der Juristen durch einen Richter. Den medizinischen Sektor deckt der erzählende Arzt selbst ab und die Verwaltung spiegelt der Gouverneur wider. Der Roman ist wie ein Drama in 5 Kapitel (Akte) gegliedert. Ich setze Akte in Klammer, weil es den Roman auch als Theaterstück gibt. Der Verlauf der Seuche geht von April (Frühling) bis Jänner (Winter). Im ersten Kapitel sterben die Ratten und die Pest bricht aus. Das zweite Kapitel spielt im Sommer und die Pest wird intensiver. Die Seuche erreicht im Spätsommer – beschrieben im dritten Kapitel – ihren Höhepunkt. Im Herbst, als es kühler wird – 4. Kapitel – sterben weiter Menschen. Ein Serum wurde gefunden und ein die Erkrankungs- und Sterberaten gehen zurück. Im letzten, dem 5. Kapitel, endet die Pest. Die im April begonnene Seuche endete im Jänner des Folgejahres. Die Frage, ob die Pest die Menschen der Stadt verändert haben wird, wird aufgeworfen. Es entsteht ein Dialog zwischen „ja“ und „nein“. Ob sie im Leben der Menschen Spuren hinterlassen wird bleibt offen. Der Roman selbst hat noch einen negativen Nachlauf: auf der einen Seite feiern die Einwohner schon das Ende auf den Straßen und andererseits verliert Dr. Rieux zwei Freunde. Einer stirbt noch als einer der letzten Pestkranken. Sein Hinübergehen wird sehr detailliert beschrieben. Ein anderer wird verrückt und schisst auf die feiernden Menschen. Und letztlich verliert er auch seine eigene Frau, die sich in einer Klinik außerhalb der Stadt befindet. Das Leben der Stadt beginnt aber wieder. Züge und Schiffe fahren wieder aus der Enklave hinaus und kommen herein. Menschen, die Monatelang getrennt waren finden wieder zusammen. Als Zeichen des Endes kommen auch die Ratten wieder hervor. Für manche Menschen kam das Ende der Pest zu schnell. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } CAMUS, Albert: „Die Pest“, Hamburg 2020 Mit der COVID19 Pandemie erlebt dieser Roman wieder neues Leben. Viele Leute – so auch ich – lesen und hören es und ziehen Rückschlüsse auf die aktuelle Situation. Der Roman spielt in der algerischen Stadt Oran. Es ist die Heimatstadt der Frau des Dichters, weshalb er sie sehr genau beschreiben kann. Auch hat er selbst einige Zeit dort gearbeitet. Die Geschichte beginnt mit einem Rattensterben, das dann im zweiten Schritt auf den Menschen übergreift und die Einwohnerzahl der Stadt täglich reduziert. Camus verwendet den Arzt Dr. Bernard Rieux, der auch die Hauptfigur ist, als den Erzähler. An Hand eines Dutzends von Personen wird der Verlauf dieser Epidemie sehr anschaulich und direkt erzählt. Der Zugang der Kirche wird durch einen Pater dargestellt und jener der Juristen durch einen Richter. Den medizinischen Sektor deckt der erzählende Arzt selbst ab und die Verwaltung spiegelt der Gouverneur wider. Der Roman ist wie ein Drama in 5 Kapitel (Akte) gegliedert. Ich setze Akte in Klammer, weil es den Roman auch als Theaterstück gibt. Der Verlauf der Seuche geht von April (Frühling) bis Jänner (Winter). Im ersten Kapitel sterben die Ratten und die Pest bricht aus. Das zweite Kapitel spielt im Sommer und die Pest wird intensiver. Die Seuche erreicht im Spätsommer – beschrieben im dritten Kapitel – ihren Höhepunkt. Im Herbst, als es kühler wird – 4. Kapitel – sterben weiter Menschen. Ein Serum wurde gefunden und ein die Erkrankungs- und Sterberaten gehen zurück. Im letzten, dem 5. Kapitel, endet die Pest. Die im April begonnene Seuche endete im Jänner des Folgejahres. Die Frage, ob die Pest die Menschen der Stadt verändert haben wird, wird aufgeworfen. Es entsteht ein Dialog zwischen „ja“ und „nein“. Ob sie im Leben der Menschen Spuren hinterlassen wird bleibt offen. Der Roman selbst hat noch einen negativen Nachlauf: auf der einen Seite feiern die Einwohner schon das Ende auf den Straßen und andererseits verliert Dr. Rieux zwei Freunde. Einer stirbt noch als einer der letzten Pestkranken. Sein Hinübergehen wird sehr detailliert beschrieben. Ein anderer wird verrückt und schisst auf die feiernden Menschen. Und letztlich verliert er auch seine eigene Frau, die sich in einer Klinik außerhalb der Stadt befindet. Das Leben der Stadt beginnt aber wieder. Züge und Schiffe fahren wieder aus der Enklave hinaus und kommen herein. Menschen, die Monatelang getrennt waren finden wieder zusammen. Als Zeichen des Endes kommen auch die Ratten wieder hervor. Für manche Menschen kam das Ende der Pest zu schnell. |
HENNING, Peter Die Tüchtigen Buch 2020. @book{HENNING2020, title = {Die Tüchtigen}, author = {Peter HENNING}, year = {2020}, date = {2020-04-15}, abstract = {HENNING, Peter: „Die Tüchtigen“, München 2019 Auf Grund einer Verwechslung habe ich diesen Roman gekauft. Erst beim Lesen kam ich dahinter, dass dies nicht „mein“ Dichter ist. Eine einfache Allerweltgeschichte einer oberen Gesellschaftsschicht breitete sich mir aus. Als Nachkriegskind habe ich gelernt alles, was auf den Teller kommt aufzuessen. So habe ich eben auch diesen 670 Seiten starken Roman fertiggelesen und meine Corona-Quarantänezeit vertrieben. Vom Thema ist es aber nicht die richtige Literatur für eine verordnete Abgeschiedenheit. 4 Ehepaare feiern in einem holländischen, am Meer gelegenen Nobelhotel, den 50. Geburtstag einer Frau – Katherina - aus der Runde. Acht Personen sind vier Tage beisammen und lernen sich näher kennen, obwohl sie sich vorher schon Freunde genannt haben, merken sie, wie fremd sie sich sind. Das Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Eines ist jedem der Geburtstagstage gewidmet und das letzte – „Vier Tage später“- zeigt die Situation danach. Die einzelnen Kapitel sind in Unterbereiche gegliedert, in denen Tagebuchartig die einzelnen Probanden die jeweilige Situation widergeben. Bereit bei der Anreise – alle kommen aus Deutschland – werden sie dem Leser vorgestellt. Man lernt verschiedene Menschen kennen. Alle aus einer oberen Mittelschicht. Reiche Leute. Neureich. Viele von ihnen keine Intellektuellen. Reich gewordene Geschäftsleute, die dies auch durch riesige und schnelle Autos zeigen. Da ist Tom der Wertpapierhändler, der während des Hollandaufenthalts knapp einer Pleite entrinnt. Marc, der mit seiner Freundin kam und der – die Ringe bereits im Hosensack – während dieses Aufenthalts sich verloben will. Letztlich geht aber alles in Brüche und er stirbt bei einem Autounfall. Robert, der Mann des Geburt6stagskinds ist Pilot und Frauenheld. Normal erscheint nur das Ehepaar Feline, einer Lehrerin und Stefan, einem nervenkranken selbstständigen Toningenieur. Die Frau ist die starke und betreut ihren Mann Stefan wie ein „Riesenbaby“. Die Beiden halten noch die traditionelle Ehe und Treue hoch, obwohl im Zuge des Buches ein Seitensprung von Feline publik wird. In den vier Tagen finden laufend Beleidigungen und Streits statt. Zu guter Letzt kommt es am vorletzten Tag bei einem Bootsausflug fast zu einem Schiffsunglück, das alle sehr verändert hat. Es wird gestritten, obwohl man ja bei einer Geburtstagsfeier ist. Die doch schon älteren Paare versuchen es auch mit Drogen, die in Holland frei käuflich sind. Aber auch das bringt nur Negatives hervor. Dem Geburtstagskind ging es so, als sei sie am falschen Ort zur falschen Zeit: „Sie hatte plötzlich das Gefühl gehabt, in einem dieser sozialkritischen schwedischen Filme gelandet zu sein, in dem eine Gruppe von Leuten, die eigentlich vorhat, gemeinsam zu feiern, sich Zug um Zug als ein Haufen gestörter Psychofreaks erweist.“ (Seite 239) Wie erwähnt, im letzten Kapitel kommt jede der acht (sieben) Romanfiguren wieder zu Wort und schildern wie ihr Leben nach diesem Geburtstagswochenende aussieht. Diesen „Reigen“ beginnt Ann, die sich immer um ihren Vater sorgte. Während ihrer Abwesenheit verletzte er sich und kam ins Krankenhaus. Jetzt betreut sie ihn, den alten Mann, der sich indirekt auf sein Lebensende vorbereitet. „Ihr Vater wirkte auf sie wie jemand, dessen Leben zwar weiterlief, in dem die Zeit aber zum Stillstand gekommen war. Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war zusammengebrochen, er war buchstäblich aus der Zeit gefallen.“ (Seite 633) Robert, dem Mann von Katherina ergeht es mit dem Vater anders: er hasst ihn. Selbst bei dem Versuch mit ihm gemeinsam seine Vorfahren in Schottland auszuforschen zerstreitet er sich und lässt seinen alten Herrn alleine fliegen. Er zieht es vor die drei geplanten Tage mit dem Vater lieber mit einer Geliebten zu verbringen. Die Ehefrau bereitet aber – ohne dass er es weiß – die Scheidung vor. Sie selbst hat drei Erfolgsbücher am Markt und der Verleger wartet auf das nächste Manuskript. Sie hat aber eine Schreibhemmung. Erst als sie die vergangenen Tage anlässlich ihres Geburtstags überdenkt sieht sie den Stoff für ein neues Buch und nennt es – so wie der Titel des vorliegenden „Die Tüchtigen“. Der Roman enthält viele Fakten und Emotionen. Aber alles im allem blieb es für mich trivial Literatur. Der Autor lässt die Qualität seines Buches der Hauptfigur des Romans, der Schriftstellerin Katherina, auf Seite 194 selbst definieren: „Sie schrieb etwas, das sowohl etwas von der „hohen“ Literatur hatte als auch vom anderen, von den Kritikern ungeliebten großen Bruder, der Unterhaltung.“ }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HENNING, Peter: „Die Tüchtigen“, München 2019 Auf Grund einer Verwechslung habe ich diesen Roman gekauft. Erst beim Lesen kam ich dahinter, dass dies nicht „mein“ Dichter ist. Eine einfache Allerweltgeschichte einer oberen Gesellschaftsschicht breitete sich mir aus. Als Nachkriegskind habe ich gelernt alles, was auf den Teller kommt aufzuessen. So habe ich eben auch diesen 670 Seiten starken Roman fertiggelesen und meine Corona-Quarantänezeit vertrieben. Vom Thema ist es aber nicht die richtige Literatur für eine verordnete Abgeschiedenheit. 4 Ehepaare feiern in einem holländischen, am Meer gelegenen Nobelhotel, den 50. Geburtstag einer Frau – Katherina - aus der Runde. Acht Personen sind vier Tage beisammen und lernen sich näher kennen, obwohl sie sich vorher schon Freunde genannt haben, merken sie, wie fremd sie sich sind. Das Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Eines ist jedem der Geburtstagstage gewidmet und das letzte – „Vier Tage später“- zeigt die Situation danach. Die einzelnen Kapitel sind in Unterbereiche gegliedert, in denen Tagebuchartig die einzelnen Probanden die jeweilige Situation widergeben. Bereit bei der Anreise – alle kommen aus Deutschland – werden sie dem Leser vorgestellt. Man lernt verschiedene Menschen kennen. Alle aus einer oberen Mittelschicht. Reiche Leute. Neureich. Viele von ihnen keine Intellektuellen. Reich gewordene Geschäftsleute, die dies auch durch riesige und schnelle Autos zeigen. Da ist Tom der Wertpapierhändler, der während des Hollandaufenthalts knapp einer Pleite entrinnt. Marc, der mit seiner Freundin kam und der – die Ringe bereits im Hosensack – während dieses Aufenthalts sich verloben will. Letztlich geht aber alles in Brüche und er stirbt bei einem Autounfall. Robert, der Mann des Geburt6stagskinds ist Pilot und Frauenheld. Normal erscheint nur das Ehepaar Feline, einer Lehrerin und Stefan, einem nervenkranken selbstständigen Toningenieur. Die Frau ist die starke und betreut ihren Mann Stefan wie ein „Riesenbaby“. Die Beiden halten noch die traditionelle Ehe und Treue hoch, obwohl im Zuge des Buches ein Seitensprung von Feline publik wird. In den vier Tagen finden laufend Beleidigungen und Streits statt. Zu guter Letzt kommt es am vorletzten Tag bei einem Bootsausflug fast zu einem Schiffsunglück, das alle sehr verändert hat. Es wird gestritten, obwohl man ja bei einer Geburtstagsfeier ist. Die doch schon älteren Paare versuchen es auch mit Drogen, die in Holland frei käuflich sind. Aber auch das bringt nur Negatives hervor. Dem Geburtstagskind ging es so, als sei sie am falschen Ort zur falschen Zeit: „Sie hatte plötzlich das Gefühl gehabt, in einem dieser sozialkritischen schwedischen Filme gelandet zu sein, in dem eine Gruppe von Leuten, die eigentlich vorhat, gemeinsam zu feiern, sich Zug um Zug als ein Haufen gestörter Psychofreaks erweist.“ (Seite 239) Wie erwähnt, im letzten Kapitel kommt jede der acht (sieben) Romanfiguren wieder zu Wort und schildern wie ihr Leben nach diesem Geburtstagswochenende aussieht. Diesen „Reigen“ beginnt Ann, die sich immer um ihren Vater sorgte. Während ihrer Abwesenheit verletzte er sich und kam ins Krankenhaus. Jetzt betreut sie ihn, den alten Mann, der sich indirekt auf sein Lebensende vorbereitet. „Ihr Vater wirkte auf sie wie jemand, dessen Leben zwar weiterlief, in dem die Zeit aber zum Stillstand gekommen war. Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war zusammengebrochen, er war buchstäblich aus der Zeit gefallen.“ (Seite 633) Robert, dem Mann von Katherina ergeht es mit dem Vater anders: er hasst ihn. Selbst bei dem Versuch mit ihm gemeinsam seine Vorfahren in Schottland auszuforschen zerstreitet er sich und lässt seinen alten Herrn alleine fliegen. Er zieht es vor die drei geplanten Tage mit dem Vater lieber mit einer Geliebten zu verbringen. Die Ehefrau bereitet aber – ohne dass er es weiß – die Scheidung vor. Sie selbst hat drei Erfolgsbücher am Markt und der Verleger wartet auf das nächste Manuskript. Sie hat aber eine Schreibhemmung. Erst als sie die vergangenen Tage anlässlich ihres Geburtstags überdenkt sieht sie den Stoff für ein neues Buch und nennt es – so wie der Titel des vorliegenden „Die Tüchtigen“. Der Roman enthält viele Fakten und Emotionen. Aber alles im allem blieb es für mich trivial Literatur. Der Autor lässt die Qualität seines Buches der Hauptfigur des Romans, der Schriftstellerin Katherina, auf Seite 194 selbst definieren: „Sie schrieb etwas, das sowohl etwas von der „hohen“ Literatur hatte als auch vom anderen, von den Kritikern ungeliebten großen Bruder, der Unterhaltung.“ |
NEUMANN, Gunther 2020. @book{NEUMANN2020, title = {Über allem und nichts}, author = {Gunther NEUMANN}, year = {2020}, date = {2020-04-03}, abstract = {NEUMANN, Günther: „Über allem und nichts“, Salzburg Wien 2020 Eine junge Pilotin erzählt aus ihrem Leben. Wie sie als Kind eine Einzelgängerin war, sich an die Sommerferien bei der Großmutter am bayrischen See erinnert. Sie studierte Naturwissenschaften. Wohnte mit einem Freund aus der Mittelschule zusammen. Später dann ihre Karriere von der Flugbegleiterin über die Copilotin zur Flugkapitänin. Ein typisch männlicher Beruf, in dem sie sich behaupten musste. Das private Leben blieb zurück. Freundschaften waren bei diesem Beruf schwierig. Der Dienst bei einer europäischen Billig-Airline verlangt von ihren Mitarbeitern das letzte. Auch Clara verausgabt sich und vernachlässigt ihr privates Leben. Viele Seiten des Buches nimmt das Herauskehren ihres Seelenlebens in Anspruch. Eine Frau, die nicht weiß welchen Mann sie vertrauen, lieben soll. Die nur eines im Sinn hat: Karriere als Pilotin großer Flugzeuge. Der innere Zwist frisst an ihr, verunsichert und destabilisiert sie. Sie hat Angst, dass ihre innere Unausgeglichenheit sichtbar wird und dabei ihre Karriere negativ beeinflussen könnte. Sogar vor den Maschinen und Computern fürchtet sie sich. „Wann wird es soweit sein, dass eine verpflichtende App das unterdrückte Zittern deiner Stimme und Mikrosensoren deinen biometrischen Status online an ein Kontrollzentrum weiterleiten? Dann bist du ein Datenpaket, ein Algorithmus wird mehr über dich wissen als du selbst; du wirst dich in einer Datenwolke auflösen, wirst ersetzt werden, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert, die Maschine wird dich nicht mehr brauchen und selbst fliegen, vielleicht verlässlicher als ein verrückter Copilot, der den Flieger in einen Berg crasht. Aber du bist ja jetzt schon eine Maschinenfrau, denkt sie im Cockpit, lacht noch fahrig, du siehst nicht einmal mehr die Wolkengebilde draußen, denkt sie, bevor ihr entfleischtes Ich im Taumel der aerodynamischen Gaukelei letzte Reste von Körperempfinden verliert.“ (Seite 123) Alles kam bei dieser Frau durcheinander. Nicht nur seelisch, auch körperlich. „Auf jeden Fall hatte sie keine tiefen Eindrücke mehr außer Bauchschmerzen, Hunger, Tag, Nacht, innere Uhr, Raster aus Rhythmen, ihr Stoffwechsel war durcheinander. Auf drei Tage Verstopfung folgte in Santo Domingo Durchfall …“ (Seite 118) Sie war nirgends zu Hause. Immer unterwegs. „Sie war unterwegs und kam nicht vom Fleck.“ (Seite 116) Bei ihren schlaflosen Nächsten denkt sie nach und erzählt dem Leser auch von ihren Großeltern. Der Großmutter die noch an das Deutsche Reich glaubte. Natürlich kommt auch der berühmte Pilot Saint-Exupéry zu Wort: „Liebe sei nicht, einander anzustarren, sondern in die gleiche Richtung zu schauen.“ (Seite 84) Das Problem ihrer Liebesprobleme liegt auch an ihrer technischen Ausrichtung „Zwischen Null und Eins war kein Platz für Gefühlsduselei. Sorgen galten den Turbinengeräuschen, nicht ihr.“ (Seite 20) Sie schaffte es letztlich Kapitänin zu werden. Doch dieser Höhenflug dauerte nicht lange: die Flugfirma ging pleite und sie verlor den Job. Jetzt stürzte sie noch tiefer. Schlaftabletten waren zu schwach um Schlaf zu bieten. Erst als sie sich entschied auf ein Ehe- oder Familienleben zu verzichten und sich dem Beruf des Fliegens zu widmen nahm sie einen Job in Tansania an und sie war seelisch geheilt. Stilistisch ist das Buch in kurzen Sätzen, manchmal nur Stichwörtern geschrieben. Ein Stil, der viel Information in wenig Worten vermittelt. Letztlich lässt sich der Inhalt aber mit zwei Sachbegriffen zusammenfassen: Flugzeugtechnik und Psyche. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } NEUMANN, Günther: „Über allem und nichts“, Salzburg Wien 2020 Eine junge Pilotin erzählt aus ihrem Leben. Wie sie als Kind eine Einzelgängerin war, sich an die Sommerferien bei der Großmutter am bayrischen See erinnert. Sie studierte Naturwissenschaften. Wohnte mit einem Freund aus der Mittelschule zusammen. Später dann ihre Karriere von der Flugbegleiterin über die Copilotin zur Flugkapitänin. Ein typisch männlicher Beruf, in dem sie sich behaupten musste. Das private Leben blieb zurück. Freundschaften waren bei diesem Beruf schwierig. Der Dienst bei einer europäischen Billig-Airline verlangt von ihren Mitarbeitern das letzte. Auch Clara verausgabt sich und vernachlässigt ihr privates Leben. Viele Seiten des Buches nimmt das Herauskehren ihres Seelenlebens in Anspruch. Eine Frau, die nicht weiß welchen Mann sie vertrauen, lieben soll. Die nur eines im Sinn hat: Karriere als Pilotin großer Flugzeuge. Der innere Zwist frisst an ihr, verunsichert und destabilisiert sie. Sie hat Angst, dass ihre innere Unausgeglichenheit sichtbar wird und dabei ihre Karriere negativ beeinflussen könnte. Sogar vor den Maschinen und Computern fürchtet sie sich. „Wann wird es soweit sein, dass eine verpflichtende App das unterdrückte Zittern deiner Stimme und Mikrosensoren deinen biometrischen Status online an ein Kontrollzentrum weiterleiten? Dann bist du ein Datenpaket, ein Algorithmus wird mehr über dich wissen als du selbst; du wirst dich in einer Datenwolke auflösen, wirst ersetzt werden, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert, die Maschine wird dich nicht mehr brauchen und selbst fliegen, vielleicht verlässlicher als ein verrückter Copilot, der den Flieger in einen Berg crasht. Aber du bist ja jetzt schon eine Maschinenfrau, denkt sie im Cockpit, lacht noch fahrig, du siehst nicht einmal mehr die Wolkengebilde draußen, denkt sie, bevor ihr entfleischtes Ich im Taumel der aerodynamischen Gaukelei letzte Reste von Körperempfinden verliert.“ (Seite 123) Alles kam bei dieser Frau durcheinander. Nicht nur seelisch, auch körperlich. „Auf jeden Fall hatte sie keine tiefen Eindrücke mehr außer Bauchschmerzen, Hunger, Tag, Nacht, innere Uhr, Raster aus Rhythmen, ihr Stoffwechsel war durcheinander. Auf drei Tage Verstopfung folgte in Santo Domingo Durchfall …“ (Seite 118) Sie war nirgends zu Hause. Immer unterwegs. „Sie war unterwegs und kam nicht vom Fleck.“ (Seite 116) Bei ihren schlaflosen Nächsten denkt sie nach und erzählt dem Leser auch von ihren Großeltern. Der Großmutter die noch an das Deutsche Reich glaubte. Natürlich kommt auch der berühmte Pilot Saint-Exupéry zu Wort: „Liebe sei nicht, einander anzustarren, sondern in die gleiche Richtung zu schauen.“ (Seite 84) Das Problem ihrer Liebesprobleme liegt auch an ihrer technischen Ausrichtung „Zwischen Null und Eins war kein Platz für Gefühlsduselei. Sorgen galten den Turbinengeräuschen, nicht ihr.“ (Seite 20) Sie schaffte es letztlich Kapitänin zu werden. Doch dieser Höhenflug dauerte nicht lange: die Flugfirma ging pleite und sie verlor den Job. Jetzt stürzte sie noch tiefer. Schlaftabletten waren zu schwach um Schlaf zu bieten. Erst als sie sich entschied auf ein Ehe- oder Familienleben zu verzichten und sich dem Beruf des Fliegens zu widmen nahm sie einen Job in Tansania an und sie war seelisch geheilt. Stilistisch ist das Buch in kurzen Sätzen, manchmal nur Stichwörtern geschrieben. Ein Stil, der viel Information in wenig Worten vermittelt. Letztlich lässt sich der Inhalt aber mit zwei Sachbegriffen zusammenfassen: Flugzeugtechnik und Psyche. |
IRVING, John Laßt die Bären los Buch 2020. @book{IRVING2020b, title = {Laßt die Bären los}, author = {John IRVING}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. |
Irving, John Laßt die Bären los! Buch 2020. @book{Irving2020, title = {Laßt die Bären los!}, author = {John Irving}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. |
WOLF, Viktoria 2020. @book{WOLF2020, title = {König im Tal der Könige}, author = {Viktoria WOLF}, year = {2020}, date = {2020-03-20}, abstract = {WOLF, Viktoria: „König im Tal der Könige“, Frankfurt 1954 In der Quarantäne während des Corona Virus lese ich auch Bücher, die schon lange ungelesen im Regal stehen. Dieses hatte eine besondere Bedeutung, gehörte es doch – so sagt es die Inschrift am ersten Deckblatt – der schon lange verstorbenen Mutter meines Bruders. Die Autorin – eine geborene Deutsche mit jüdischen Eltern – emigrierte und wurde zur Amerikanerin. Auch ihr Name änderte sich durch zwei Eheschließungen. Zuerst hieß sie Wolf und in der zweiten Ehe Wolff. Ihr zweiter Mann meinte, sie könne sich nicht mehr neuvermählen, denn einen Wolf mit drei f gäbe es nicht. Das vorliegende Buch entführt nach Ägypten in die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eine junge Frau – si ist aus Russland über Umwege nach England emigriert – schlägt sich recht und schlecht durch Leben. Ausgelöst durch einen Unfall bekommt sie einen Job als Sekretärin für eine Ausgrabungsexpedition im Tal der Könige in Ägypten. Ihre Situation einer Migrantin definiert sie so, wie es auch heute noch Gültigkeit haben könnte: „Man zählt den Geburtsort, nicht das Gefühl. Wo also werde ich je wieder mitgezählt? Nirgends. Nicht einmal in Moskau, wo ich geboren bin. Auswandern geht rasch, aber Einwandern, das wird wohl niemals, niemals gehen. Fliehen ja; aber aufgenommen werden ...? Immer wieder wird dieses leere Lächeln kommen, dieses Achselzucken des Fremdseins und Nichtverstehgenwollens: „Ausländer“.“ (Seite 114/115) Das Land, in dem sie arbeiten darf – Ägypten -, begeistert sie. Ihr Chef definiert die Ägypter sehr einfach: „Sie konnten nicht glauben, dass das Leben mit dem Tod zu Ende sei. Ihr Totenkult ist eine Apotheose des Optimismus. Sie waren anders als später die Griechen, die ihre Leichen verbrennen ließen. Die Ägypter waren dreidimensionale Menschen. Die Griechen waren zweidimensional.“ (Seite 94) Sie arbeitete in der Wüste. Es war Sommer und Niemand ging da aus oder fuhr in diese heiße Gegend. „Dazu kam, dass dieses Leben in völliger Einsamkeit, ohne Ablenkung, ohne Lärm und ohne fremde Menschen unsere Nerven sensibler machte.“ (Seite 85) Letztlich verliebt sie sich in ihren Chef. Dieser grub bereits mehrere Jahre im Wüstensand um ein Grab zu finden. Für dieses Buch fand er ein sehr bedeutendes. Er wird ein gefeierter Mann in Ägypten. Große Feste werden gegeben. Auch seine Ehefrau, die sich schon mehrere Jahre nicht mehr um ihn kümmert kommt angereist. Das verschlechtert die Stimmung und zeigt die Probleme der jungen Verliebten gegenüber der Ehefrau des Geliebten. Der Freund wurde im Land und in seiner Branche berühmt. Damit kamen auch Neider, die ihm Probleme machten und verleumdeten. Grabbeigaben kommen am Antiquitätenmarkt zum Verkauf. Der Direktor des archäologischen Museums in Kairo beschuldigt das englische Team. Das Grab wurde beraubt. Die Proponentin versteckt sich mit Männern im Arbeitszelt nahe zum Grabeingang und tatsächlich: zwei Polizisten vom Ort stehlen im Auftrag des Direktors des Museums. Es kam zu einer Schießerei, bei der Sonja, die Hauptperson des Romans verletzt wurde und ins Spital nach Kairo kam. Der Roman hat letztlich ein kitschiges Happy End. Die Ehefrau stimmt einer Scheidung zu und das Liebespaar kann heiraten. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WOLF, Viktoria: „König im Tal der Könige“, Frankfurt 1954 In der Quarantäne während des Corona Virus lese ich auch Bücher, die schon lange ungelesen im Regal stehen. Dieses hatte eine besondere Bedeutung, gehörte es doch – so sagt es die Inschrift am ersten Deckblatt – der schon lange verstorbenen Mutter meines Bruders. Die Autorin – eine geborene Deutsche mit jüdischen Eltern – emigrierte und wurde zur Amerikanerin. Auch ihr Name änderte sich durch zwei Eheschließungen. Zuerst hieß sie Wolf und in der zweiten Ehe Wolff. Ihr zweiter Mann meinte, sie könne sich nicht mehr neuvermählen, denn einen Wolf mit drei f gäbe es nicht. Das vorliegende Buch entführt nach Ägypten in die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eine junge Frau – si ist aus Russland über Umwege nach England emigriert – schlägt sich recht und schlecht durch Leben. Ausgelöst durch einen Unfall bekommt sie einen Job als Sekretärin für eine Ausgrabungsexpedition im Tal der Könige in Ägypten. Ihre Situation einer Migrantin definiert sie so, wie es auch heute noch Gültigkeit haben könnte: „Man zählt den Geburtsort, nicht das Gefühl. Wo also werde ich je wieder mitgezählt? Nirgends. Nicht einmal in Moskau, wo ich geboren bin. Auswandern geht rasch, aber Einwandern, das wird wohl niemals, niemals gehen. Fliehen ja; aber aufgenommen werden ...? Immer wieder wird dieses leere Lächeln kommen, dieses Achselzucken des Fremdseins und Nichtverstehgenwollens: „Ausländer“.“ (Seite 114/115) Das Land, in dem sie arbeiten darf – Ägypten -, begeistert sie. Ihr Chef definiert die Ägypter sehr einfach: „Sie konnten nicht glauben, dass das Leben mit dem Tod zu Ende sei. Ihr Totenkult ist eine Apotheose des Optimismus. Sie waren anders als später die Griechen, die ihre Leichen verbrennen ließen. Die Ägypter waren dreidimensionale Menschen. Die Griechen waren zweidimensional.“ (Seite 94) Sie arbeitete in der Wüste. Es war Sommer und Niemand ging da aus oder fuhr in diese heiße Gegend. „Dazu kam, dass dieses Leben in völliger Einsamkeit, ohne Ablenkung, ohne Lärm und ohne fremde Menschen unsere Nerven sensibler machte.“ (Seite 85) Letztlich verliebt sie sich in ihren Chef. Dieser grub bereits mehrere Jahre im Wüstensand um ein Grab zu finden. Für dieses Buch fand er ein sehr bedeutendes. Er wird ein gefeierter Mann in Ägypten. Große Feste werden gegeben. Auch seine Ehefrau, die sich schon mehrere Jahre nicht mehr um ihn kümmert kommt angereist. Das verschlechtert die Stimmung und zeigt die Probleme der jungen Verliebten gegenüber der Ehefrau des Geliebten. Der Freund wurde im Land und in seiner Branche berühmt. Damit kamen auch Neider, die ihm Probleme machten und verleumdeten. Grabbeigaben kommen am Antiquitätenmarkt zum Verkauf. Der Direktor des archäologischen Museums in Kairo beschuldigt das englische Team. Das Grab wurde beraubt. Die Proponentin versteckt sich mit Männern im Arbeitszelt nahe zum Grabeingang und tatsächlich: zwei Polizisten vom Ort stehlen im Auftrag des Direktors des Museums. Es kam zu einer Schießerei, bei der Sonja, die Hauptperson des Romans verletzt wurde und ins Spital nach Kairo kam. Der Roman hat letztlich ein kitschiges Happy End. Die Ehefrau stimmt einer Scheidung zu und das Liebespaar kann heiraten. |
HANDKE, Peter Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte Buch 2020. @book{HANDKE2020, title = {Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-03-16}, abstract = {HANDKE, Peter: „Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte“, Berlin 2020 Bücher liest man, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. Heute macht man dies oft in einem der Internetmedien, aber Bücher haben dieselbe Faszination. Man lebt mit, vom Dichter erfundenen, nicht realen Menschen und erlebt deren Leben. Bei Handke ist es aber mehr ein Genuss der Formulierungen und eine Faszination, die aus seinen Texten kommt. Lesen, nicht um des Inhalts willen, sondern um die Art wie es geschrieben wurde. Ein wahres Genusslesen. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Obwohl er im Content sehr detailgenau berichtet. Wie sich die Vögel verhalten, wenn er an ihnen vorbei geht. Es ist sein erstes Buch nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. Sicher eine gute Sache für den Verlag. Viele Leute werden das Buch kaufen. Aber es ist ein gutes Buch. Wieder kommt die Mutter zu Wort. Eine Journalistin hat sie wegen ihres positiven Auftritts nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland negativ beschrieben. Handke will sie rächen. Das Ziel der Rache kommt aber erst später im Lesen zum Vorschein. Vorher geht es ausschließlich um Aufbruch und Beschreibung der Umgebung seines Wohnorts in der Nähe von Paris. Die Stadt, die hinter den Hügeln, die der Dichter von seinem Fenster aus sehen kann, liegt. „Der höchste der Hügel, gerahmt vom Fensterkreuz zu seinen Füßen, blieb der höchste der Hügel, und der Name, der mir ursprünglich, unwillkürlich, im Spaß, für ihn gekommen war, blieb ihm über die Jahrzehnte, und inzwischen längst bei mir und in mich eingebürgert: „Der Ewige Hügel“, „Der Ewige Hügel von Vélizy“.“ (Seite 35) Vom nahegelegenen Bahnhof kann man in die Stadt fahren. Das Hotel am Bahnhof hat aber seine Funktion verloren. Es hat keine Gäste mehr. Nur Unterstandslose, unter die sich der Dichter mischt bewohnen es noch. „Seit inzwischen unvordenklich langem war das Hotel, samt Bar, des „Voyageurs“, der Reisenden, schräg gegenüber dem Bahnhof, weder Hotel noch Bar mehr. Die dritte und oberste Etage war umgebaut in Ein-Zimmer-Apartments, deren Bewohner man höchstens als ferne Silhouetten zu Gesicht bekam.“ (Seite 26) Als die Bar wieder geöffnet wird, gesellt sich auch der Dichter zu den Besuchern. Im vorliegenden Buch beschreibt er einige der Personen. Vor allem mit dem Hintergrund, sie zu einem Racheakt zu bewegen; quasi als Auftragsmörder für ihn zu agieren. Man erfährt auch Persönliches über den Dichter. Etwa, dass er nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein intensiver Leser ist: „Kein Tag ohne Lesen in einem Buch, Buchstabieren, Entziffern.“ (Seite 60) In den ersten 90 Seiten geht es um „Späte Rache“, die er seiner Mutter schuldet. Er nennt es „verübte Wortschurkerei“ an seiner Mutter. Eine Journalistin hat sie als überzeugte Nazianhängerin hingestellt. Das wollte er, der Dichter rächen und brach zu einem Rachefeldzug auf. Im zweiten Abschnitt, dem „Zweiten Schwert“ spitzt sich das Drama zu. Mit einer Tramway und Bussen fährt er zum Tatort und die Wegstrecke wird detailliert beschrieben. Auch alle Menschen, die ihm begegnen, wie etwa ein pensionierter Richter, werden genau vorgestellt. Kinder in der Tram. Frauen, die ihn anschauen oder ignorieren. Der besagte Richter bestätigt ihn noch in seinem Rachefeldzug mit „Es lebe das Recht!“ (Seite 133) Letztlich landet er in einer Bahnhofsbar. Alle Menschen, die ihm am Weg dorthin begegnet sind finden sich ein (wirklich dichterisch!) Als er dann auf einem Wirtshausfernseher sein Opfer, die besagte Journalistin, sieht, kommt er zu einem Entschluss, denn ich hier nicht verraten will. Bei einem Kriminalroman sagt man auch nicht wer der Täter ist. Der Leser muss es selbst erlesen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HANDKE, Peter: „Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte“, Berlin 2020 Bücher liest man, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. Heute macht man dies oft in einem der Internetmedien, aber Bücher haben dieselbe Faszination. Man lebt mit, vom Dichter erfundenen, nicht realen Menschen und erlebt deren Leben. Bei Handke ist es aber mehr ein Genuss der Formulierungen und eine Faszination, die aus seinen Texten kommt. Lesen, nicht um des Inhalts willen, sondern um die Art wie es geschrieben wurde. Ein wahres Genusslesen. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Obwohl er im Content sehr detailgenau berichtet. Wie sich die Vögel verhalten, wenn er an ihnen vorbei geht. Es ist sein erstes Buch nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. Sicher eine gute Sache für den Verlag. Viele Leute werden das Buch kaufen. Aber es ist ein gutes Buch. Wieder kommt die Mutter zu Wort. Eine Journalistin hat sie wegen ihres positiven Auftritts nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland negativ beschrieben. Handke will sie rächen. Das Ziel der Rache kommt aber erst später im Lesen zum Vorschein. Vorher geht es ausschließlich um Aufbruch und Beschreibung der Umgebung seines Wohnorts in der Nähe von Paris. Die Stadt, die hinter den Hügeln, die der Dichter von seinem Fenster aus sehen kann, liegt. „Der höchste der Hügel, gerahmt vom Fensterkreuz zu seinen Füßen, blieb der höchste der Hügel, und der Name, der mir ursprünglich, unwillkürlich, im Spaß, für ihn gekommen war, blieb ihm über die Jahrzehnte, und inzwischen längst bei mir und in mich eingebürgert: „Der Ewige Hügel“, „Der Ewige Hügel von Vélizy“.“ (Seite 35) Vom nahegelegenen Bahnhof kann man in die Stadt fahren. Das Hotel am Bahnhof hat aber seine Funktion verloren. Es hat keine Gäste mehr. Nur Unterstandslose, unter die sich der Dichter mischt bewohnen es noch. „Seit inzwischen unvordenklich langem war das Hotel, samt Bar, des „Voyageurs“, der Reisenden, schräg gegenüber dem Bahnhof, weder Hotel noch Bar mehr. Die dritte und oberste Etage war umgebaut in Ein-Zimmer-Apartments, deren Bewohner man höchstens als ferne Silhouetten zu Gesicht bekam.“ (Seite 26) Als die Bar wieder geöffnet wird, gesellt sich auch der Dichter zu den Besuchern. Im vorliegenden Buch beschreibt er einige der Personen. Vor allem mit dem Hintergrund, sie zu einem Racheakt zu bewegen; quasi als Auftragsmörder für ihn zu agieren. Man erfährt auch Persönliches über den Dichter. Etwa, dass er nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein intensiver Leser ist: „Kein Tag ohne Lesen in einem Buch, Buchstabieren, Entziffern.“ (Seite 60) In den ersten 90 Seiten geht es um „Späte Rache“, die er seiner Mutter schuldet. Er nennt es „verübte Wortschurkerei“ an seiner Mutter. Eine Journalistin hat sie als überzeugte Nazianhängerin hingestellt. Das wollte er, der Dichter rächen und brach zu einem Rachefeldzug auf. Im zweiten Abschnitt, dem „Zweiten Schwert“ spitzt sich das Drama zu. Mit einer Tramway und Bussen fährt er zum Tatort und die Wegstrecke wird detailliert beschrieben. Auch alle Menschen, die ihm begegnen, wie etwa ein pensionierter Richter, werden genau vorgestellt. Kinder in der Tram. Frauen, die ihn anschauen oder ignorieren. Der besagte Richter bestätigt ihn noch in seinem Rachefeldzug mit „Es lebe das Recht!“ (Seite 133) Letztlich landet er in einer Bahnhofsbar. Alle Menschen, die ihm am Weg dorthin begegnet sind finden sich ein (wirklich dichterisch!) Als er dann auf einem Wirtshausfernseher sein Opfer, die besagte Journalistin, sieht, kommt er zu einem Entschluss, denn ich hier nicht verraten will. Bei einem Kriminalroman sagt man auch nicht wer der Täter ist. Der Leser muss es selbst erlesen. |
TROST, Ernst Prinz Eugen Eine Biographie Buch 2020. @book{TROST2020, title = {Prinz Eugen Eine Biographie}, author = {Ernst TROST}, year = {2020}, date = {2020-03-11}, abstract = {TROST, Ernst: „Prinz Eugen. Eine Biographie“, Wien 1996 Jeder Österreicher hat zwar in der Schule vom Feldherrn Prinz Eugen gelernt, ein ihm gewidmetes Lied gesungen und Touristen besuchen sein Sommerschloss Belvedere in Wien. Dass dieser Mann aber dem Kriegsführen nachging wie ein Arbeiter seinem Job in der Fabrik oder ein Manager seinen Aufgaben in einem Betrieb wird einem in dieser Biografie bewusst gemacht. Prinz Eugen entstammt zwar dem französischen Königshaus, eine Karriere wurde ihm in seiner Heimat aber nicht möglich gemacht, sodass er sich in den Dienst der österreichischen Herrschaft stellte und treuer als vielleicht so mancher Österreicher wurde. Sein ganzes Leben führte er Armeen und Kriege für die Österreicher und mit großem Engagement kämpfte er auch gegen seine eigenen Landsleute, die Franzosen. Der dauerhafte Einsatz im Krieg wird von Ernst Trost sehr prägnant beschrieben: „Seit der Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde fast pausenlos irgendwo gekämpft – vom Mittelmeer und der Iberischen Halbinsel bis in die Weiten Russlands, Heere standen einander in Skandinavien gegenüber, am Rhein, in den Niederlanden, in Frankreich, in Oberitalien, Feldzüge führten nach Ungarn und in die Tiefen des Balkans.“ (Seite 228) „40 Jahre lang hatte er auf den Schlachtfeldern Europas den Bestand der Monarchie gesichert, ihr Gebiet um ein Vielfache vermehrt und ihre Großmachtstellung begründet.“ (Seite 285) Das vorliegende Buch erzählt von den zahlreichen Schlachten, deren Plätze der Autor während des Schreibens besuchte und so die Jetztzeit mit jener des angehenden 18. Jahrhunderts gegenüberstellt. Im ersten Kapitel wird auf den ersten Sieg Prinz Eugens in Zenta 1697 eingegangen. In Österreich musste er sich hochdienen und kämpfte lange Jahre mit dem Aufstellen fehlender, finanzieller Mittel. Seinen großen Namen machte er sich aber mit dem Vertreiben der Türken und namhaften Schlachten gegen sie. Damit veränderte er auch Städte wie Wien, die für ihre Einwohner schon zu klein geworden waren. Die Vertreibung der Türken brachte Frieden und die Möglichkeit außerhalb der Stadtmauern Häuser zu bauen und zu wohnen. Prinz Eugen setzte mit seinem Sommerschloss Belvedere selbst ein Zeichen dafür. Mit seinen Siegen wurde er eine europäische Berühmtheit. Der russische Zar bot ihm nach der Einnahme Polens die Königskrone für Polen an. Er aber lehnte ab und blieb dem österreichischen Kaiser treu. Im hohen Alter, als er nicht mehr an der Front stand, widmete er sich zunehmend seinen Schlössern und seiner Sammlerleidenschaft. Friedlich konnte er sterben. „Am nächsten Morgen als das Klingelzeichen des Prinzen ausblieb und auch sein Husten nicht zu hören war, betrat der Diener das Schlafzimmer. Er fand seinen Herrn, so wie er ihn in der Nacht hatte liegen gesehen. Prinz Eugen von Savoyen war tot, entschlafen, wie das Wort es sagt … Seine Züge strahlten Ruhe aus, sein Leben war widerstandslos, ohne ein Aufbäumen, ohne Schmerzen verbraucht. Ohne letzte Worte und ohne Testament.“ (Seite 331) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TROST, Ernst: „Prinz Eugen. Eine Biographie“, Wien 1996 Jeder Österreicher hat zwar in der Schule vom Feldherrn Prinz Eugen gelernt, ein ihm gewidmetes Lied gesungen und Touristen besuchen sein Sommerschloss Belvedere in Wien. Dass dieser Mann aber dem Kriegsführen nachging wie ein Arbeiter seinem Job in der Fabrik oder ein Manager seinen Aufgaben in einem Betrieb wird einem in dieser Biografie bewusst gemacht. Prinz Eugen entstammt zwar dem französischen Königshaus, eine Karriere wurde ihm in seiner Heimat aber nicht möglich gemacht, sodass er sich in den Dienst der österreichischen Herrschaft stellte und treuer als vielleicht so mancher Österreicher wurde. Sein ganzes Leben führte er Armeen und Kriege für die Österreicher und mit großem Engagement kämpfte er auch gegen seine eigenen Landsleute, die Franzosen. Der dauerhafte Einsatz im Krieg wird von Ernst Trost sehr prägnant beschrieben: „Seit der Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde fast pausenlos irgendwo gekämpft – vom Mittelmeer und der Iberischen Halbinsel bis in die Weiten Russlands, Heere standen einander in Skandinavien gegenüber, am Rhein, in den Niederlanden, in Frankreich, in Oberitalien, Feldzüge führten nach Ungarn und in die Tiefen des Balkans.“ (Seite 228) „40 Jahre lang hatte er auf den Schlachtfeldern Europas den Bestand der Monarchie gesichert, ihr Gebiet um ein Vielfache vermehrt und ihre Großmachtstellung begründet.“ (Seite 285) Das vorliegende Buch erzählt von den zahlreichen Schlachten, deren Plätze der Autor während des Schreibens besuchte und so die Jetztzeit mit jener des angehenden 18. Jahrhunderts gegenüberstellt. Im ersten Kapitel wird auf den ersten Sieg Prinz Eugens in Zenta 1697 eingegangen. In Österreich musste er sich hochdienen und kämpfte lange Jahre mit dem Aufstellen fehlender, finanzieller Mittel. Seinen großen Namen machte er sich aber mit dem Vertreiben der Türken und namhaften Schlachten gegen sie. Damit veränderte er auch Städte wie Wien, die für ihre Einwohner schon zu klein geworden waren. Die Vertreibung der Türken brachte Frieden und die Möglichkeit außerhalb der Stadtmauern Häuser zu bauen und zu wohnen. Prinz Eugen setzte mit seinem Sommerschloss Belvedere selbst ein Zeichen dafür. Mit seinen Siegen wurde er eine europäische Berühmtheit. Der russische Zar bot ihm nach der Einnahme Polens die Königskrone für Polen an. Er aber lehnte ab und blieb dem österreichischen Kaiser treu. Im hohen Alter, als er nicht mehr an der Front stand, widmete er sich zunehmend seinen Schlössern und seiner Sammlerleidenschaft. Friedlich konnte er sterben. „Am nächsten Morgen als das Klingelzeichen des Prinzen ausblieb und auch sein Husten nicht zu hören war, betrat der Diener das Schlafzimmer. Er fand seinen Herrn, so wie er ihn in der Nacht hatte liegen gesehen. Prinz Eugen von Savoyen war tot, entschlafen, wie das Wort es sagt … Seine Züge strahlten Ruhe aus, sein Leben war widerstandslos, ohne ein Aufbäumen, ohne Schmerzen verbraucht. Ohne letzte Worte und ohne Testament.“ (Seite 331) |
SCHUTTING, Julian Blickrichtungen Buch 2020. @book{SCHUTTING2020, title = {Blickrichtungen}, author = {Julian SCHUTTING}, year = {2020}, date = {2020-02-27}, abstract = {SCHUTTING, Julian: „Blickrichtungen“, Sankt Pölten-Salzburg-Wien2013 Schutting fasst in diesem Buch Reisegeschichten zusammen. Sie sind teilweise in einer sonderbaren Form geschrieben und Großbuchstaben werden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Die Reiseberichte führen in verschiedenste Länder und Städte. Meist sind die Berichte aber negativ und stellen die Schlagseiten in den Vordergrund. In Moskau wird ausführlich über die Bettler berichtet und sich über die Bauten des Kremls lustig gemacht. In Sankt Petersburg wird von der Beisetzung der Zarenfamilie berichtet. Obwohl er in der Einleitung negativ über den Massentourismus schreibt, ist er selbst Teilnehmer solcher Gruppen, mit denen er durch Kiew, Moskau Vietnam und Moskau zieht. In Ägypten ist es eine traditionelle Nilkreuzfahrt, wie sie hunderttausende Touristen machen. Trotzdem versucht der Autor SEINE Reise als eine alternative hinzustellen – und wenn es nur um die Erzählung eines ausgebissenen Zahns in einem Fladenbrot geht. Aber auch das sind Dinge, die vielen Touristen passieren können. In Japan ist er überhaupt in einer deutschsprachigen Gruppe und besucht als solche Tempelanlagen und jammert über den Jetlag. Vietnam wird gar in nur einer Woche – inklusive Flügen – bereist. Da kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass man die Eigenheiten des Landes erlebt hat. Im Iran fährt er in einer „Karawane“, bestehend aus Architekten, Fotografen und Literaten, nach Teheran, Schiras, Yasd und Isfahan auf ausgetretenen Touristenpfaden. Irgendwie schließt Schutting hier an den Zeittrend der Tageszeitungen an, für die nur negative Meldungen wichtig sind. So ist auch dieses Buch eine Ansammlung von negativen Erzählungen aus aller Welt. Es ist kein motivierendes Buch für den Leser. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHUTTING, Julian: „Blickrichtungen“, Sankt Pölten-Salzburg-Wien2013 Schutting fasst in diesem Buch Reisegeschichten zusammen. Sie sind teilweise in einer sonderbaren Form geschrieben und Großbuchstaben werden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Die Reiseberichte führen in verschiedenste Länder und Städte. Meist sind die Berichte aber negativ und stellen die Schlagseiten in den Vordergrund. In Moskau wird ausführlich über die Bettler berichtet und sich über die Bauten des Kremls lustig gemacht. In Sankt Petersburg wird von der Beisetzung der Zarenfamilie berichtet. Obwohl er in der Einleitung negativ über den Massentourismus schreibt, ist er selbst Teilnehmer solcher Gruppen, mit denen er durch Kiew, Moskau Vietnam und Moskau zieht. In Ägypten ist es eine traditionelle Nilkreuzfahrt, wie sie hunderttausende Touristen machen. Trotzdem versucht der Autor SEINE Reise als eine alternative hinzustellen – und wenn es nur um die Erzählung eines ausgebissenen Zahns in einem Fladenbrot geht. Aber auch das sind Dinge, die vielen Touristen passieren können. In Japan ist er überhaupt in einer deutschsprachigen Gruppe und besucht als solche Tempelanlagen und jammert über den Jetlag. Vietnam wird gar in nur einer Woche – inklusive Flügen – bereist. Da kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass man die Eigenheiten des Landes erlebt hat. Im Iran fährt er in einer „Karawane“, bestehend aus Architekten, Fotografen und Literaten, nach Teheran, Schiras, Yasd und Isfahan auf ausgetretenen Touristenpfaden. Irgendwie schließt Schutting hier an den Zeittrend der Tageszeitungen an, für die nur negative Meldungen wichtig sind. So ist auch dieses Buch eine Ansammlung von negativen Erzählungen aus aller Welt. Es ist kein motivierendes Buch für den Leser. |
WILDE, Oscar Das Bildnis des Dorian Gray Buch 2020. @book{WILDE2020, title = {Das Bildnis des Dorian Gray}, author = {Oscar WILDE}, year = {2020}, date = {2020-02-24}, abstract = {WILDE, Oscar: „Das Bildnis von Dorian Gray“, München 196? Es ist der einzige Roman des erfolgreichen irischen Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert und er gilt auch als sein Hauptwerk. Die Hauptfigur ist ein schöner junger Mann, der reich ist und nicht altert. Die körperlichen Veränderungen macht ein Portrait von ihm durch, das er dann wegsperrt, um nicht zu sehen, wie die Zeit nach ihm greift. Wilde nennt das Bild auch Spiegelbild der Seele. Der reiche, junge Mann führt ein lasterhaftes Leben. Letztlich ermordet er den Maler des Bildes, das seine Veränderungen aufzeigt. Diese Tat verkraftet er genauso wenig wie den Selbstmord einer jungen Schauspielerin, der er die Heirat versprochen und sie dann verstoßen hatte. Er begeht mit jenem Messer, mit dem er den Maler umgebracht hatte, Selbstmord. Stilistisch ist es ein Werk des 19. Jahrhunderts, das manche Passagen sehr detailreich und verspielt beschreibt. Die Struktur und das Schema des Romans sind aber großartig. Ein Roman der Weltliteratur, den man auch in hundert Jahren noch lesen wird. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WILDE, Oscar: „Das Bildnis von Dorian Gray“, München 196? Es ist der einzige Roman des erfolgreichen irischen Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert und er gilt auch als sein Hauptwerk. Die Hauptfigur ist ein schöner junger Mann, der reich ist und nicht altert. Die körperlichen Veränderungen macht ein Portrait von ihm durch, das er dann wegsperrt, um nicht zu sehen, wie die Zeit nach ihm greift. Wilde nennt das Bild auch Spiegelbild der Seele. Der reiche, junge Mann führt ein lasterhaftes Leben. Letztlich ermordet er den Maler des Bildes, das seine Veränderungen aufzeigt. Diese Tat verkraftet er genauso wenig wie den Selbstmord einer jungen Schauspielerin, der er die Heirat versprochen und sie dann verstoßen hatte. Er begeht mit jenem Messer, mit dem er den Maler umgebracht hatte, Selbstmord. Stilistisch ist es ein Werk des 19. Jahrhunderts, das manche Passagen sehr detailreich und verspielt beschreibt. Die Struktur und das Schema des Romans sind aber großartig. Ein Roman der Weltliteratur, den man auch in hundert Jahren noch lesen wird. |
WINKLER, Josef Der Stadtschreiber von Kalkutta Buch 2020. @book{WINKLER2020, title = {Der Stadtschreiber von Kalkutta}, author = {Josef WINKLER}, year = {2020}, date = {2020-02-21}, abstract = {WINKLER, Josef: „Der Stadtschreiber von Kalkutta“, Berlin 2019 Winkler schildert in diesem Buch seine Eindrücke von der indischen Stadt Kalkutta. Anscheinend einem Stipendium folgend hatte er in der Stadt ein Hotel bezogen. Er wurde personell umsorgt von einem Diener, der vor seiner Zimmertür wartete und einer Fremdenführerin, die ihn begleitet. Meist saß er aber alleine mit seinem Notizbuch, in das er mit einer Füllfeder seine Eindrücke schreibt. Dabei geht es um Erlebnisse am Markt. Den Handel mit Fleisch, Obst und sonstigen Waren. Er beobachtet Menschen und beschreibt sie für den Leser in stakkatoartigen Sätzen. Vieles wiederholt sich. Die einzelnen Kapitel erscheinen wie Tageserzählungen, die meist mit dem Hinweis auf das Aussehen des Notizbuchs enden. Vieles wiederholt sich. In manchen Kapiteln kommen dieselben Personen und dieselben Handlungen vor. Das Buch vermittelt das Gefühl, dass es als Tribut für den Stipendiums-Sponsor geschrieben wurde. Also ein „Abarbeiten“ einer Schuld. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } WINKLER, Josef: „Der Stadtschreiber von Kalkutta“, Berlin 2019 Winkler schildert in diesem Buch seine Eindrücke von der indischen Stadt Kalkutta. Anscheinend einem Stipendium folgend hatte er in der Stadt ein Hotel bezogen. Er wurde personell umsorgt von einem Diener, der vor seiner Zimmertür wartete und einer Fremdenführerin, die ihn begleitet. Meist saß er aber alleine mit seinem Notizbuch, in das er mit einer Füllfeder seine Eindrücke schreibt. Dabei geht es um Erlebnisse am Markt. Den Handel mit Fleisch, Obst und sonstigen Waren. Er beobachtet Menschen und beschreibt sie für den Leser in stakkatoartigen Sätzen. Vieles wiederholt sich. Die einzelnen Kapitel erscheinen wie Tageserzählungen, die meist mit dem Hinweis auf das Aussehen des Notizbuchs enden. Vieles wiederholt sich. In manchen Kapiteln kommen dieselben Personen und dieselben Handlungen vor. Das Buch vermittelt das Gefühl, dass es als Tribut für den Stipendiums-Sponsor geschrieben wurde. Also ein „Abarbeiten“ einer Schuld. |
McEWAN, Ian Maschinen wie ich Buch 2020. @book{McEWAN2020, title = {Maschinen wie ich}, author = {Ian McEWAN}, year = {2020}, date = {2020-02-16}, abstract = {McEWAN, Ian: „Maschinen wie ich“, Zürich 2019 Die ersten Sätze eines Buches sollen einprägsam und stark sein. Diese Theorie habe ich einmal gelesen und Ian McEwan kommt dem sofort nach, wenn er beginnt: „Es war der Hoffnungsschimmer einer religiösen Sehrnsucht, es war der Heilige Gral der Wissenschaft. Unsere höchsten und niedersten Erwartungen wurden geweckt von diesem wahr gewordenen Schöpfungsmythos, diesem ungeheuerlichen Akt der Selbstverliebtheit. … Pathetisch gesagt strebten wir danach, unserer Sterblichkeit zu entrinnen, Gott mit seinem perfekten Ebenbild zu konfrontieren oder gar zu ersetzen. Praktischer gedacht wollten wir eine verbesserte, modernere Version unserer selbst schaffen und die Freuden des Erfindens genießen, das Hochgefühl wahrer Meisterschaft.“ (Seite 9) Im Buch geht es um das Zusammenleben mit einem Roboter, der sehr menschenähnlich ist. Charlie kaufte ihn von einer Erbschaft. Das Verhaltensprofil des neuen Weggefährten muss selbst eingegeben werden. Eine Charakterbeschreibung, die er sich mit seiner Nachbarin, die er verehrt teilt. So entsteht das Verhaltensprofil des Roboters. Der Roboter – ein männlicher, genannt Adam – mischte sich aber zunehmend in sein privates Leben ein. Er verliebt sich in dieselbe Frau wie Charlie, sein Besitzer. Letztlich erweist er sich aber als hilfreich, indem er mit Aktien zu handeln beginnt und das junge Liebespaar reich macht. Der Reichtum zerfließt aber am Ende. Adam, der Robotermensch wird immer selbstständiger und bringt die Geliebte seines Herrn – die er auch selbst verehrt – zur Anzeige, was in einer Kerkerstrafe endet. Das verdiente Geld – Charlie hatte es in bar in der Wohnung aufbewahrt – verschenkt der Roboter an hilfsbedürftige Organisationen und das vor der Hochzeit stehende Paar ist ruiniert. Das Haus, das sie kaufen wollten ist außer Reichweite und die Braut muss nach der Hochzeit ins Gefängnis. Vor Wut zertrümmert Charlie dem Roboter den Kopf und seine Rechnerleistung. Noch im Absterben gesteht er das wahre Ausmaß seiner Aktionen. Einen Buben, den das junge Paar adoptieren wollte bekamen sie nicht, weil die Frau vorbestraft war. Dazwischen wird vom Autor auch Zeitgeschichtliches aus England, wie der Falklandkrieg und die Regierungszeit von Premierministerin Thatcher, werden eingeflochten. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Roboter – Mensch wird großartig abgehandelt. Aber auch die emotionellen Seiten werden angeschlagen und geben dem Buch eine großartige Spannung. Viele abgehandelten Themen regen zum weiteren Nachdenken an. Ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } McEWAN, Ian: „Maschinen wie ich“, Zürich 2019 Die ersten Sätze eines Buches sollen einprägsam und stark sein. Diese Theorie habe ich einmal gelesen und Ian McEwan kommt dem sofort nach, wenn er beginnt: „Es war der Hoffnungsschimmer einer religiösen Sehrnsucht, es war der Heilige Gral der Wissenschaft. Unsere höchsten und niedersten Erwartungen wurden geweckt von diesem wahr gewordenen Schöpfungsmythos, diesem ungeheuerlichen Akt der Selbstverliebtheit. … Pathetisch gesagt strebten wir danach, unserer Sterblichkeit zu entrinnen, Gott mit seinem perfekten Ebenbild zu konfrontieren oder gar zu ersetzen. Praktischer gedacht wollten wir eine verbesserte, modernere Version unserer selbst schaffen und die Freuden des Erfindens genießen, das Hochgefühl wahrer Meisterschaft.“ (Seite 9) Im Buch geht es um das Zusammenleben mit einem Roboter, der sehr menschenähnlich ist. Charlie kaufte ihn von einer Erbschaft. Das Verhaltensprofil des neuen Weggefährten muss selbst eingegeben werden. Eine Charakterbeschreibung, die er sich mit seiner Nachbarin, die er verehrt teilt. So entsteht das Verhaltensprofil des Roboters. Der Roboter – ein männlicher, genannt Adam – mischte sich aber zunehmend in sein privates Leben ein. Er verliebt sich in dieselbe Frau wie Charlie, sein Besitzer. Letztlich erweist er sich aber als hilfreich, indem er mit Aktien zu handeln beginnt und das junge Liebespaar reich macht. Der Reichtum zerfließt aber am Ende. Adam, der Robotermensch wird immer selbstständiger und bringt die Geliebte seines Herrn – die er auch selbst verehrt – zur Anzeige, was in einer Kerkerstrafe endet. Das verdiente Geld – Charlie hatte es in bar in der Wohnung aufbewahrt – verschenkt der Roboter an hilfsbedürftige Organisationen und das vor der Hochzeit stehende Paar ist ruiniert. Das Haus, das sie kaufen wollten ist außer Reichweite und die Braut muss nach der Hochzeit ins Gefängnis. Vor Wut zertrümmert Charlie dem Roboter den Kopf und seine Rechnerleistung. Noch im Absterben gesteht er das wahre Ausmaß seiner Aktionen. Einen Buben, den das junge Paar adoptieren wollte bekamen sie nicht, weil die Frau vorbestraft war. Dazwischen wird vom Autor auch Zeitgeschichtliches aus England, wie der Falklandkrieg und die Regierungszeit von Premierministerin Thatcher, werden eingeflochten. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Roboter – Mensch wird großartig abgehandelt. Aber auch die emotionellen Seiten werden angeschlagen und geben dem Buch eine großartige Spannung. Viele abgehandelten Themen regen zum weiteren Nachdenken an. Ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden. |
SCHNEIDER, Anna-Maria Das Geheimnis der Libellen Buch 2020. @book{SCHNEIDER2020, title = {Das Geheimnis der Libellen}, author = {Anna-Maria SCHNEIDER}, year = {2020}, date = {2020-02-11}, abstract = {SCHNEIDER, Anna-Maria: „Das Geheimnis der Libellen“, Hinterbrühl 2019 Auf den ersten Blick ist es ein Kinderbuch. Schön, für das Niveau von Kleinkindern illustriert. Beim Lesen wird das Thema aber tiefgreifend und beschäftigt sich mit dem Tod und der Zeit danach. Die Autorin greift dabei auf das Beispiel der Libellen zurück. Die Großmutter erklärt einem Mädchen namens Lilli, wie Libellen entstehen, und dass sie ihren Körper abstreifen und als neues Lebewesen weiterleben. Als dann die Großmutter stirbt und ihre Eltern sehr traurig sind, erklärt sie ihnen an Hand der Libellen, dass die Großmutter weiterlebt. So können Kinder Erwachsenen den Weg zeigen. Auch dieses Buch. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SCHNEIDER, Anna-Maria: „Das Geheimnis der Libellen“, Hinterbrühl 2019 Auf den ersten Blick ist es ein Kinderbuch. Schön, für das Niveau von Kleinkindern illustriert. Beim Lesen wird das Thema aber tiefgreifend und beschäftigt sich mit dem Tod und der Zeit danach. Die Autorin greift dabei auf das Beispiel der Libellen zurück. Die Großmutter erklärt einem Mädchen namens Lilli, wie Libellen entstehen, und dass sie ihren Körper abstreifen und als neues Lebewesen weiterleben. Als dann die Großmutter stirbt und ihre Eltern sehr traurig sind, erklärt sie ihnen an Hand der Libellen, dass die Großmutter weiterlebt. So können Kinder Erwachsenen den Weg zeigen. Auch dieses Buch. |
KLAR, Elisabeth Himmelwärts Buch 2020. @book{KLAR2020, title = {Himmelwärts}, author = {Elisabeth KLAR}, year = {2020}, date = {2020-02-05}, abstract = {KLAR, Elisabeth: „Himmelwärts“, Salzburg Wien 2020 Der Roman ist ein Sprachrohr der Andersdenkenden. Derer, die sich um die aktuelle rechte Politik Sorgen machen. Ja, sogar Vergleiche zwischen Brasilien und Österreich werden angestellt. Die Geschichte handelt auch in diesen beiden Ländern. Der Titel „Himmelwärts“ kommt vom Namen einer Bar, in der sich Menschen, die gesucht werden und untertauchen müssen treffen. Ausgefallene Gestalten. Menschen, die in die Haut anderer schlüpfen. Da ist Sylvia, die eine Füchsin war und in einem Menschenhaut geschlüpft ist. Aber am Ende fällt sie wieder in ihre alte Tierhaut zurück. Da ist Jonathan, dem Engelsflügel wachsen, die von der Medizin als Tumore bezeichnet wurden und ihm weggeschnitten, amputiert wurden. Jonathan lebt in Wien und arbeitet für eine NGO. Er übersiedelt nach Brasilien und wird mit den dortigen Problemen konfrontiert: Abholzung des Dschungelwalds, Unterdrückung der Einheimischen, Terror und Kriminalität. Er hat ein Verhältnis mit einem Mann. Homosexualität gab es immer schon und in der Literatur wurde sie nur etwas verhalten wie in Oskar Wildes „Dorian Gray“ angesprochen. Hier kommt das Thema sehr direkt und detailliert auf das Tapet. Es ist eine mythische, fantastische, ja märchenhafte Geschichte, bei der Menschen und Tiere ineinander verschmelzen. Sind denn nicht manche tierischen Eigenschaften auch solche von Menschen? Flüchtlinge und Unterdrückte sind oft Gehetzte wie Tiere … }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KLAR, Elisabeth: „Himmelwärts“, Salzburg Wien 2020 Der Roman ist ein Sprachrohr der Andersdenkenden. Derer, die sich um die aktuelle rechte Politik Sorgen machen. Ja, sogar Vergleiche zwischen Brasilien und Österreich werden angestellt. Die Geschichte handelt auch in diesen beiden Ländern. Der Titel „Himmelwärts“ kommt vom Namen einer Bar, in der sich Menschen, die gesucht werden und untertauchen müssen treffen. Ausgefallene Gestalten. Menschen, die in die Haut anderer schlüpfen. Da ist Sylvia, die eine Füchsin war und in einem Menschenhaut geschlüpft ist. Aber am Ende fällt sie wieder in ihre alte Tierhaut zurück. Da ist Jonathan, dem Engelsflügel wachsen, die von der Medizin als Tumore bezeichnet wurden und ihm weggeschnitten, amputiert wurden. Jonathan lebt in Wien und arbeitet für eine NGO. Er übersiedelt nach Brasilien und wird mit den dortigen Problemen konfrontiert: Abholzung des Dschungelwalds, Unterdrückung der Einheimischen, Terror und Kriminalität. Er hat ein Verhältnis mit einem Mann. Homosexualität gab es immer schon und in der Literatur wurde sie nur etwas verhalten wie in Oskar Wildes „Dorian Gray“ angesprochen. Hier kommt das Thema sehr direkt und detailliert auf das Tapet. Es ist eine mythische, fantastische, ja märchenhafte Geschichte, bei der Menschen und Tiere ineinander verschmelzen. Sind denn nicht manche tierischen Eigenschaften auch solche von Menschen? Flüchtlinge und Unterdrückte sind oft Gehetzte wie Tiere … |
Rainer, NOWAK (Hrsg.) 1945. Der Beginn Booklet 2020. @booklet{Rainer2020, title = {1945. Der Beginn}, editor = {NOWAK Rainer}, year = {2020}, date = {2020-01-31}, abstract = {NOWAK, Rainer (Hg): „1945. Der Beginn. Die Presse“, Wien 2020 Ich bin selbst ein später geborener, der aber doch nicht die Auswirkungen – vor allem wirtschaftliche – des Zweiten Weltkrieges mitbekam. Das vorliegende Buch brachte mir aber mehr Verständnis für meine Eltern und deren Generation. Diese Publikation ist aber auch eine wichtige Aufklärung für junge und jüngere Menschen. Sie werden vielleicht nicht die Texte lesen, aber die Bilder und Fotos sind einprägsam und veranschaulichen, was die Nachkriegsgenerationen aus dem zerbombten Österreich machten. Vielleicht schrecken die heutigen Einwohner unseres Landes doch vor einem Nationalsozialismus und Extrempolitik zurück. Schön habe ich auch empfunden, dass den Frauen der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugeteilt wurde und zuerst über sie und erst später von den Politikern – die bisher im Mittelpunkt standen – berichtet wird. Dieses Heft wäre auch eine sehr gute und wichtige Aufklärungslektüre für Schulen. }, month = {01}, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } NOWAK, Rainer (Hg): „1945. Der Beginn. Die Presse“, Wien 2020 Ich bin selbst ein später geborener, der aber doch nicht die Auswirkungen – vor allem wirtschaftliche – des Zweiten Weltkrieges mitbekam. Das vorliegende Buch brachte mir aber mehr Verständnis für meine Eltern und deren Generation. Diese Publikation ist aber auch eine wichtige Aufklärung für junge und jüngere Menschen. Sie werden vielleicht nicht die Texte lesen, aber die Bilder und Fotos sind einprägsam und veranschaulichen, was die Nachkriegsgenerationen aus dem zerbombten Österreich machten. Vielleicht schrecken die heutigen Einwohner unseres Landes doch vor einem Nationalsozialismus und Extrempolitik zurück. Schön habe ich auch empfunden, dass den Frauen der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugeteilt wurde und zuerst über sie und erst später von den Politikern – die bisher im Mittelpunkt standen – berichtet wird. Dieses Heft wäre auch eine sehr gute und wichtige Aufklärungslektüre für Schulen. |
CEMING Katharina WERLITZ, Jürgen Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften Buch 2020. @book{CEMING2020, title = {Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften}, author = {CEMING, Katharina WERLITZ, Jürgen}, year = {2020}, date = {2020-01-21}, abstract = {CEMING, Katharina; WERLITZ, Jürgen: „Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften“, Wiesbaden 2004 Zu Beginn des Christentums gab es nur das Alte Testament. Die ersten Christen gaben dann Geschichten über Jesus und die Anfänge weiter und verwendeten diese auch in ihren Messfeiern. Mehrere Bistümer waren inzwischen entstanden. Unter der Federführung von Rom kam es dann zu einer Vereinheitlichung der Geschichten (Evangelien). Das Auswahlkriterium dazu war es, nur jene Erzählungen als offiziell gelten zu lassen, die von allen existierenden Bistümern verwendet wurden. So wurden viele ausgeschieden. Ein späteres Konzil bestätigte das dann auch. Dadurch sind ganze Abschnitte des Lebens Jesu ausgeschieden und in Vergessenheit geraten. Unter dem Titel „Apokryphe Schriften“ liegen sie vor und im Buch der beiden Autoren wird deren Hintergrund erklärt und beschrieben und auch die Originale abgedruckt. So hört man etwa vom Leben Maria und ihrer Beziehung zu Joseph und die Jungend Jesu, der da als schwer erziehbares Kind dargestellt wird, das die Eltern den Tempelpriestern zur Erziehung übergeben wurde. Aber auch sie waren nicht erfolgreich und schickten den Jungen zu seinen Eltern wieder zurück. Natürlich sind Nacherzählungen über Jesus, die erst hundert und mehr Jahre nachher entstanden sind kritisch zu sehen, aber sie werden durch dieses Buch wieder in Erinnerung gerufen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } CEMING, Katharina; WERLITZ, Jürgen: „Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften“, Wiesbaden 2004 Zu Beginn des Christentums gab es nur das Alte Testament. Die ersten Christen gaben dann Geschichten über Jesus und die Anfänge weiter und verwendeten diese auch in ihren Messfeiern. Mehrere Bistümer waren inzwischen entstanden. Unter der Federführung von Rom kam es dann zu einer Vereinheitlichung der Geschichten (Evangelien). Das Auswahlkriterium dazu war es, nur jene Erzählungen als offiziell gelten zu lassen, die von allen existierenden Bistümern verwendet wurden. So wurden viele ausgeschieden. Ein späteres Konzil bestätigte das dann auch. Dadurch sind ganze Abschnitte des Lebens Jesu ausgeschieden und in Vergessenheit geraten. Unter dem Titel „Apokryphe Schriften“ liegen sie vor und im Buch der beiden Autoren wird deren Hintergrund erklärt und beschrieben und auch die Originale abgedruckt. So hört man etwa vom Leben Maria und ihrer Beziehung zu Joseph und die Jungend Jesu, der da als schwer erziehbares Kind dargestellt wird, das die Eltern den Tempelpriestern zur Erziehung übergeben wurde. Aber auch sie waren nicht erfolgreich und schickten den Jungen zu seinen Eltern wieder zurück. Natürlich sind Nacherzählungen über Jesus, die erst hundert und mehr Jahre nachher entstanden sind kritisch zu sehen, aber sie werden durch dieses Buch wieder in Erinnerung gerufen. |
RUDIS, Jaroslav 2020. @book{RUDIS2020, title = {Winterbergs letzte Reise}, author = {Jaroslav RUDIS}, year = {2020}, date = {2020-01-19}, abstract = {RUDIS, Jaroslav: „Winterbergs letzte Reise“, München 2019 Ein Pfleger fährt mit einem 99-jährigen Greis mit dem Zug durch Europa. Der alte Mann will nochmals alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits liebt er – so scheint es zu Beginn – ehemalige Schlachtfelder wie Königgrätz und Austerlitz, die er besuchen will. Aber letztlich stellt sich heraus, dass er dem Fluchtweg seiner Geliebten folgen will. Sie war eine Jüdin und musste im Dritten Reich fliehen. Seine Familie goutierte den Umgang mit diesem Mädchen nicht. Er versprach seiner Geliebten ihr zu folgen, was er letztlich nicht tat. Im hohen Alter kommen das Schuldgefühl und die verflossene Liebe zurück. Er sucht die Strecke ab. Als Fortbewegungsmittel verwenden sie ausschließlich die Eisenbahn. Dabei geht es nicht um Reisegeschwindigkeit, wie so oft in der heutigen Zeit: „Alle wollen schnell am Ziel sein, doch wozu? Ich hasse schnelle Züge, ja, ja, am liebsten würde ich nur mit Lokalbahnen reisen.“ (Seite 447) Die befahrenen Strecken sind auch sehr detailliert beschrieben. Jeder Tunnel und jede Brücke werden angeführt. Deshalb kann ich das Buch speziell Eisenbahnfans empfehlen. Aber auch für „normale Reisende“ ist es nicht uninteressant. Allen großen europäischen Eisenbahnpionieren wie Ritter von Ghega wird gedacht. Neben den Eisenbahnen sind es die Krematorien, denen viel Platz gewidmet wird. Selbst Parallelen zwischen den Feuerhallen und der Eisenbahn und den Dampflokomotiven werden hergestellt. Krematorien werden als Fortschritt und modern gegenüber der traditionellen Erdbestattung dargestellt. Erstaunlich ist das ausgezeichnete Geschichts- und Geographiewissen des Autors. Nicht allgemein bekannte Dinge werden aufgezeigt. Ein Geschichtsbuch. Bedingt ist dies auch darin, dass der alte Mann einen Baedeker Reiseführer aus dem angehenden 20. Jahrhundert verwendet. Viele angegebene Hotels existieren nicht mehr. Bahnhöfe sehen anders aus. Und so wird es ein Geschichtsbuch, ein Zurückdrehen der Zeit zum Beginn des 20. Jahrhunderts, aber erlebt im 21. Jahrhundert. Interessant auch der Stil des Autors. Viele Stehsätze wiederholen sich im Buch. Zu Beginn erschien mir das beim Lesen lästig. Zunehmend empfand ich sie aber als nett. Stehsätze wie „Unterbrechen sie mich nicht“, obwohl der Pfleger Nichts gesagt hatte. Oder „Wo bin ich hängengeblieben?“ Typische Redewendungen eines alten Mannes. Trotz seines hohen Alters zeigt er weiterhin Interesse an Frauen und findet sich nicht als „durchsichtig“, wobei er mit diesem Wort meint, dass er von Frauen nicht registriert würde. Der Pfleger, dessen Beruf es ist Menschen so lange zu versorgen bis sie sterben, muss all diese Sterbefälle – er nennt sie „Überfahrten“ seelisch verkraften und sucht Zuflucht im Alkohol. Die Auswirkungen sind: „Mir war schlecht, in meinem Kopf dröhnten Hunderte von Bohrmaschinen und ich musste an meinen Vater denken, der immer sagte, der Kater ist die einzige Sicherheit, die man in Böhmen hat. Die einzige Sicherheit, die uns niemand wegnehmen kann. Das ganze Land kann besetzt sein. Das ganze Land kann wieder frei sein. Wir sollten kämpfen. Wir sollten feiern. Doch wir sind immer verkatert und so machen wir gar nichts. Denn wir sind verkatert, und das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Bier trinken.“ (Seite 191/192) Der ganze Roman wird aus der Sicht des Pflegers dargestellt. Dialoge finden primär zwischen dem alten Mann und seinem Pfleger statt. Ausgenommen sind spontane Treffen auf der Reise und der Kontakt mit der Tochter des zu Pflegenden. Die über 500 Seiten sind eine lange Wegstrecke zum Lesen, aber zunehmend wird man in den Bann gezogen. Immer wieder aufgelockert durch gute Formulierungen. So meint er, dass die Bezeichnung „Donaumonarchie“ für die „Österreichisch-Ungarische Monarchie“ nicht richtig sei, weil es auch andere wichtige Flüsse gegeben hat. Er schlägt daher den Begriff „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“ vor. Das Ziel der Reise sollte Sarajevo sein. Nachdem man nach Sarajevo nicht oder nur schwer mit dem Zug kommt endet die Reise in Zagreb. Die Beiden fahren nach Berlin zurück und von dort an die Ostsee, wo der alte Mann im Krieg Lokomotivführer war und sich der Raketen-Teststation des Dritten Reichs erinnert. Dort endet auch die Reise und wahrscheinlich – direkt wird es nicht angesprochen – das Leben des fast Hundertjährigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } RUDIS, Jaroslav: „Winterbergs letzte Reise“, München 2019 Ein Pfleger fährt mit einem 99-jährigen Greis mit dem Zug durch Europa. Der alte Mann will nochmals alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits liebt er – so scheint es zu Beginn – ehemalige Schlachtfelder wie Königgrätz und Austerlitz, die er besuchen will. Aber letztlich stellt sich heraus, dass er dem Fluchtweg seiner Geliebten folgen will. Sie war eine Jüdin und musste im Dritten Reich fliehen. Seine Familie goutierte den Umgang mit diesem Mädchen nicht. Er versprach seiner Geliebten ihr zu folgen, was er letztlich nicht tat. Im hohen Alter kommen das Schuldgefühl und die verflossene Liebe zurück. Er sucht die Strecke ab. Als Fortbewegungsmittel verwenden sie ausschließlich die Eisenbahn. Dabei geht es nicht um Reisegeschwindigkeit, wie so oft in der heutigen Zeit: „Alle wollen schnell am Ziel sein, doch wozu? Ich hasse schnelle Züge, ja, ja, am liebsten würde ich nur mit Lokalbahnen reisen.“ (Seite 447) Die befahrenen Strecken sind auch sehr detailliert beschrieben. Jeder Tunnel und jede Brücke werden angeführt. Deshalb kann ich das Buch speziell Eisenbahnfans empfehlen. Aber auch für „normale Reisende“ ist es nicht uninteressant. Allen großen europäischen Eisenbahnpionieren wie Ritter von Ghega wird gedacht. Neben den Eisenbahnen sind es die Krematorien, denen viel Platz gewidmet wird. Selbst Parallelen zwischen den Feuerhallen und der Eisenbahn und den Dampflokomotiven werden hergestellt. Krematorien werden als Fortschritt und modern gegenüber der traditionellen Erdbestattung dargestellt. Erstaunlich ist das ausgezeichnete Geschichts- und Geographiewissen des Autors. Nicht allgemein bekannte Dinge werden aufgezeigt. Ein Geschichtsbuch. Bedingt ist dies auch darin, dass der alte Mann einen Baedeker Reiseführer aus dem angehenden 20. Jahrhundert verwendet. Viele angegebene Hotels existieren nicht mehr. Bahnhöfe sehen anders aus. Und so wird es ein Geschichtsbuch, ein Zurückdrehen der Zeit zum Beginn des 20. Jahrhunderts, aber erlebt im 21. Jahrhundert. Interessant auch der Stil des Autors. Viele Stehsätze wiederholen sich im Buch. Zu Beginn erschien mir das beim Lesen lästig. Zunehmend empfand ich sie aber als nett. Stehsätze wie „Unterbrechen sie mich nicht“, obwohl der Pfleger Nichts gesagt hatte. Oder „Wo bin ich hängengeblieben?“ Typische Redewendungen eines alten Mannes. Trotz seines hohen Alters zeigt er weiterhin Interesse an Frauen und findet sich nicht als „durchsichtig“, wobei er mit diesem Wort meint, dass er von Frauen nicht registriert würde. Der Pfleger, dessen Beruf es ist Menschen so lange zu versorgen bis sie sterben, muss all diese Sterbefälle – er nennt sie „Überfahrten“ seelisch verkraften und sucht Zuflucht im Alkohol. Die Auswirkungen sind: „Mir war schlecht, in meinem Kopf dröhnten Hunderte von Bohrmaschinen und ich musste an meinen Vater denken, der immer sagte, der Kater ist die einzige Sicherheit, die man in Böhmen hat. Die einzige Sicherheit, die uns niemand wegnehmen kann. Das ganze Land kann besetzt sein. Das ganze Land kann wieder frei sein. Wir sollten kämpfen. Wir sollten feiern. Doch wir sind immer verkatert und so machen wir gar nichts. Denn wir sind verkatert, und das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Bier trinken.“ (Seite 191/192) Der ganze Roman wird aus der Sicht des Pflegers dargestellt. Dialoge finden primär zwischen dem alten Mann und seinem Pfleger statt. Ausgenommen sind spontane Treffen auf der Reise und der Kontakt mit der Tochter des zu Pflegenden. Die über 500 Seiten sind eine lange Wegstrecke zum Lesen, aber zunehmend wird man in den Bann gezogen. Immer wieder aufgelockert durch gute Formulierungen. So meint er, dass die Bezeichnung „Donaumonarchie“ für die „Österreichisch-Ungarische Monarchie“ nicht richtig sei, weil es auch andere wichtige Flüsse gegeben hat. Er schlägt daher den Begriff „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“ vor. Das Ziel der Reise sollte Sarajevo sein. Nachdem man nach Sarajevo nicht oder nur schwer mit dem Zug kommt endet die Reise in Zagreb. Die Beiden fahren nach Berlin zurück und von dort an die Ostsee, wo der alte Mann im Krieg Lokomotivführer war und sich der Raketen-Teststation des Dritten Reichs erinnert. Dort endet auch die Reise und wahrscheinlich – direkt wird es nicht angesprochen – das Leben des fast Hundertjährigen. |
ARNOLD, Gerfrid Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska Buch 2020. @book{ARNOLD2020, title = {Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska}, author = {ARNOLD, Gerfrid}, year = {2020}, date = {2020-01-05}, abstract = {ARNOLD, Gerfrid: „Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska“, Norderstedt 2017 Stilistisch ist es nicht so gut, aber historisch wertvoll. An Hand einer Frau und deren Familie beziehungsweise Vorfahren wird die Situation während und nach der österreichischen Monarchie in Tschechien aufgezeigt. Ihre Familie war deutschsprechend, wobei man für das tägliche Leben auch tschechisch sprach. Zum Ender Monarchie wurden sie Tschechen. Nach der Besetzung Hitlers wurden sie wieder Deutsch und als solche dann bei Kriegsende von den Tschechen und besetzenden Russen vertrieben. Speziell diese Wochen der Flucht hat Frau Prochaska in einem Kassabuch aufgeschrieben und der Autor des vorliegenden Buches hat diese Texte mit historischen Fakten ergänzt. Vieles über die Familie recherchierte er und das ergab – neben den Aufzeichnung von Frau Prohaska – ein sehr komplettes Bild der damaligen Situation. Tausende haben es erlebt (erlitten). Stellvertretend wird es in diesem Buch an Hand einer Frau wiedergegeben. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ARNOLD, Gerfrid: „Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska“, Norderstedt 2017 Stilistisch ist es nicht so gut, aber historisch wertvoll. An Hand einer Frau und deren Familie beziehungsweise Vorfahren wird die Situation während und nach der österreichischen Monarchie in Tschechien aufgezeigt. Ihre Familie war deutschsprechend, wobei man für das tägliche Leben auch tschechisch sprach. Zum Ender Monarchie wurden sie Tschechen. Nach der Besetzung Hitlers wurden sie wieder Deutsch und als solche dann bei Kriegsende von den Tschechen und besetzenden Russen vertrieben. Speziell diese Wochen der Flucht hat Frau Prochaska in einem Kassabuch aufgeschrieben und der Autor des vorliegenden Buches hat diese Texte mit historischen Fakten ergänzt. Vieles über die Familie recherchierte er und das ergab – neben den Aufzeichnung von Frau Prohaska – ein sehr komplettes Bild der damaligen Situation. Tausende haben es erlebt (erlitten). Stellvertretend wird es in diesem Buch an Hand einer Frau wiedergegeben. |
TOKARCZUK, Olga Unrast Buch 2020. @book{TOKARCZUK2020, title = {Unrast}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2020}, date = {2020-01-03}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Unrast“, Zürich 2019 „Unrast“ – treffender könnte der Titel gar nicht sein. Die Autorin liebt es zu reisen und in diesem Buch schreibt sie kurze, ganz kurze und längere Geschichten über ihre Reiseerlebnisse. Quasi ein geschriebenes Notizbuch. Auf den ersten Seiten glaubt man beim Lesen noch – so wie es am Umschlag angekündigt ist – einen Roman vor sich zu haben. Zunehmend zerfällt aber diese Definition und es wird eine Aneinanderreihung von Geschichten. Manche Erzählungen finden dann erst nach mehreren anderen Stories eine Fortsetzung. In solchen Momenten fragt man sich als Leser, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Auch ihrem Spezialgebiet, der Anatomie widmet sie viel Platz und Geschichten. „Mumifizierer“ kommen zu Wort. So gibt sie auch Briefe wieder, die die Tochter eines schwarzen Dieners von Kaiser Franz I. von Österreich geschrieben hatte. Ihr Vater wurde mumifiziert und in einem Museum ausgestellt. Sie bat den Kaiser um eine katholische Bestattung. „Auch der am niedrigsten gestellte Mensch hat das Recht auf eine Beerdigung, und stellst du nicht, indem du meinen Vater diese versagst, seine Menschlichkeit in Frage?“ (Seite 303) Als Polin und neue Literatur-Nobelpreisträgerin zollt sie mit der Erzählung („Chopins Herz“), wie Chopins Herz von Paris nach Warschau kam ihrer Heimat Rechnung. Aber auch moderne Themen greift sie auf und spricht vom „Netz-Staat“, der – bedingt durch Internet und Telekommunikation – keine Grenzen kennt. Die etwas längeren Geschichten sind luftig geschrieben und angenehm zum Lesen. So etwa wird ein emeritierter Professor mit dem Schwerpunkt der griechischen Antike aus der Sicht seiner 20 Jahre jüngeren Frau beschrieben. Obwohl sie ihren über 80-jährigen immer noch ehrt und auch pflegt meint sie „Männer brauchen Frauen nötiger als Frauen Männer“ (Seite 423) und sie meinte damit nicht, dass ihr Mann sie als Pflegerin braucht. Ganz im Gegenteil: er hat das Gefühl, dass sie ihn braucht. Sehr einfühlsam wird nachgezeichnet, wie der alte Herr noch seine Vorträge meistert und dabei jung wird und um Anerkennung hascht. „Niemand hat uns gelehrt zu altern, dachte sie, wir wissen nicht, wie das ist. Wenn wir jung sind, kommt es uns so vor, als suche diese Krankheit nur andere heim. Wir selber jedoch meinen aus nicht ganz geklärten Gründen, dass wir immer jung bleiben werden. Die Alten behandeln wir, als wären sie selber schuld, als hätten sie sich ihre Beschwerden wie Diabetes oder Sklerose selber eingehandelt. Dabei fallen dieser Krankheit, dem Alter, doch die Unschuldigsten zum Opfer.“ (Seite 443/444) Diese Erzählung sei nur exemplarisch etwas detaillierter beschrieben um die Aussagekraft von Olga Tokarczuk hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Buches bleibt aber die Konservierung von Menschen und Tieren. Noch im vorletzten Kapitel wird sie hier detailliert, indem sie „Schritt für Schritt“ die Konservierung mit Polymeren beschreibt. Als Leser würde ich mir von dem 457 Seiten starken Buch mehr Systematik erwarten und vielleicht die eine oder andere Geschichte ersparen wollen. Weniger wäre mehr und würde dem Ruf der Nobelpreisträgerin besser stehen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „Unrast“, Zürich 2019 „Unrast“ – treffender könnte der Titel gar nicht sein. Die Autorin liebt es zu reisen und in diesem Buch schreibt sie kurze, ganz kurze und längere Geschichten über ihre Reiseerlebnisse. Quasi ein geschriebenes Notizbuch. Auf den ersten Seiten glaubt man beim Lesen noch – so wie es am Umschlag angekündigt ist – einen Roman vor sich zu haben. Zunehmend zerfällt aber diese Definition und es wird eine Aneinanderreihung von Geschichten. Manche Erzählungen finden dann erst nach mehreren anderen Stories eine Fortsetzung. In solchen Momenten fragt man sich als Leser, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Auch ihrem Spezialgebiet, der Anatomie widmet sie viel Platz und Geschichten. „Mumifizierer“ kommen zu Wort. So gibt sie auch Briefe wieder, die die Tochter eines schwarzen Dieners von Kaiser Franz I. von Österreich geschrieben hatte. Ihr Vater wurde mumifiziert und in einem Museum ausgestellt. Sie bat den Kaiser um eine katholische Bestattung. „Auch der am niedrigsten gestellte Mensch hat das Recht auf eine Beerdigung, und stellst du nicht, indem du meinen Vater diese versagst, seine Menschlichkeit in Frage?“ (Seite 303) Als Polin und neue Literatur-Nobelpreisträgerin zollt sie mit der Erzählung („Chopins Herz“), wie Chopins Herz von Paris nach Warschau kam ihrer Heimat Rechnung. Aber auch moderne Themen greift sie auf und spricht vom „Netz-Staat“, der – bedingt durch Internet und Telekommunikation – keine Grenzen kennt. Die etwas längeren Geschichten sind luftig geschrieben und angenehm zum Lesen. So etwa wird ein emeritierter Professor mit dem Schwerpunkt der griechischen Antike aus der Sicht seiner 20 Jahre jüngeren Frau beschrieben. Obwohl sie ihren über 80-jährigen immer noch ehrt und auch pflegt meint sie „Männer brauchen Frauen nötiger als Frauen Männer“ (Seite 423) und sie meinte damit nicht, dass ihr Mann sie als Pflegerin braucht. Ganz im Gegenteil: er hat das Gefühl, dass sie ihn braucht. Sehr einfühlsam wird nachgezeichnet, wie der alte Herr noch seine Vorträge meistert und dabei jung wird und um Anerkennung hascht. „Niemand hat uns gelehrt zu altern, dachte sie, wir wissen nicht, wie das ist. Wenn wir jung sind, kommt es uns so vor, als suche diese Krankheit nur andere heim. Wir selber jedoch meinen aus nicht ganz geklärten Gründen, dass wir immer jung bleiben werden. Die Alten behandeln wir, als wären sie selber schuld, als hätten sie sich ihre Beschwerden wie Diabetes oder Sklerose selber eingehandelt. Dabei fallen dieser Krankheit, dem Alter, doch die Unschuldigsten zum Opfer.“ (Seite 443/444) Diese Erzählung sei nur exemplarisch etwas detaillierter beschrieben um die Aussagekraft von Olga Tokarczuk hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Buches bleibt aber die Konservierung von Menschen und Tieren. Noch im vorletzten Kapitel wird sie hier detailliert, indem sie „Schritt für Schritt“ die Konservierung mit Polymeren beschreibt. Als Leser würde ich mir von dem 457 Seiten starken Buch mehr Systematik erwarten und vielleicht die eine oder andere Geschichte ersparen wollen. Weniger wäre mehr und würde dem Ruf der Nobelpreisträgerin besser stehen. |
2019 |
LOUIS, Edouard Das Ende von Eddy Buch 2019. @book{LOUIS2019, title = {Das Ende von Eddy}, author = {LOUIS, Edouard}, year = {2019}, date = {2019-12-16}, abstract = {LOUIS, Edouard: „Das Ende von Eddy“, Frankfurt 2019 Als der junge Dichter – er ist 1992 geboren – sein Manuskript bei einem Verlag einreichte gab man es ihm zurück, weil das Thema nicht in unser Jahrhundert passt. Ich denke so ähnlich geht es vielen Lesern. Man kann gar nicht glauben, dass es heute noch solche Armut geben kann. Der Autor verarbeitet im ersten Teil – „Picardie“ – seine Jugendzeit. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Vater. Über die Mutter meint er „Sie war keine besonders mütterliche Mutter, sondern eine von jenen, die einfach zu früh Kinder bekommen haben.“ (Seite 54) Sein Vater war Fabriksarbeiter. Die schwere Arbeit machte ihn krank und er viel vom Krankenstand in die Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe ab. Für die fünfköpfige Familie bekam er 700 Euro pro Monat. Ihm selbst blieb der Alkohol und das Fernsehen. Allerdings die Rolle des Mannes, der das Sagen haben muss kam zum Vorschein, als seine Frau arbeiten ging und 1000 Euro in der Altenpflege verdiente. Der Vater meinte dann: 7oo Euro seien für 5 Personen genug, sie müsse nicht arbeiten gehen. Louis – im Buch nennt er sich noch Henry – beschreibt auch seine Beziehung zu Freunden und das sexuelle Erwachen. Sein Bezug zu Buben und das Misslingen eine Beziehung mit Mädchen aufzubauen. Der Leidensweg eines homosexuellen Jugendlichen. Verstärkt noch durch die ärmlichen Verhältnisse. Durch den Besuch einer Mittelschule in einer entfernten Stadt gelingt es ihm auszubrechen. Im „Zweiten Buch“ – „Scheitern und Flucht“ – wird beschrieben, wie es ihm gelingt neue Freundschaften, die seinen Veranlagungen entsprechen, aufzubauen. Er wohnt in einem Internat. Seine Mitschüler kommen aus besseren Gesellschaften und akzeptieren ihn. In der Heimatgemeinde haben ihn alle – weil er schwul war – geschlagen und verspottet. Hier – in der „Ferne“ – hat er die Situation und seine Veranlagung bewältigt. Im Epilog schließt er so das Buch: „“Na Eddy, immer noch so schwul?“ Die anderen lachen. Ich auch.“ (Seite 206) }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } LOUIS, Edouard: „Das Ende von Eddy“, Frankfurt 2019 Als der junge Dichter – er ist 1992 geboren – sein Manuskript bei einem Verlag einreichte gab man es ihm zurück, weil das Thema nicht in unser Jahrhundert passt. Ich denke so ähnlich geht es vielen Lesern. Man kann gar nicht glauben, dass es heute noch solche Armut geben kann. Der Autor verarbeitet im ersten Teil – „Picardie“ – seine Jugendzeit. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Vater. Über die Mutter meint er „Sie war keine besonders mütterliche Mutter, sondern eine von jenen, die einfach zu früh Kinder bekommen haben.“ (Seite 54) Sein Vater war Fabriksarbeiter. Die schwere Arbeit machte ihn krank und er viel vom Krankenstand in die Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe ab. Für die fünfköpfige Familie bekam er 700 Euro pro Monat. Ihm selbst blieb der Alkohol und das Fernsehen. Allerdings die Rolle des Mannes, der das Sagen haben muss kam zum Vorschein, als seine Frau arbeiten ging und 1000 Euro in der Altenpflege verdiente. Der Vater meinte dann: 7oo Euro seien für 5 Personen genug, sie müsse nicht arbeiten gehen. Louis – im Buch nennt er sich noch Henry – beschreibt auch seine Beziehung zu Freunden und das sexuelle Erwachen. Sein Bezug zu Buben und das Misslingen eine Beziehung mit Mädchen aufzubauen. Der Leidensweg eines homosexuellen Jugendlichen. Verstärkt noch durch die ärmlichen Verhältnisse. Durch den Besuch einer Mittelschule in einer entfernten Stadt gelingt es ihm auszubrechen. Im „Zweiten Buch“ – „Scheitern und Flucht“ – wird beschrieben, wie es ihm gelingt neue Freundschaften, die seinen Veranlagungen entsprechen, aufzubauen. Er wohnt in einem Internat. Seine Mitschüler kommen aus besseren Gesellschaften und akzeptieren ihn. In der Heimatgemeinde haben ihn alle – weil er schwul war – geschlagen und verspottet. Hier – in der „Ferne“ – hat er die Situation und seine Veranlagung bewältigt. Im Epilog schließt er so das Buch: „“Na Eddy, immer noch so schwul?“ Die anderen lachen. Ich auch.“ (Seite 206) |
TOKARCZUK, Olga UR und andere Zeiten Buch 2019. @book{TOKARCZUK2019b, title = {UR und andere Zeiten}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-12-09}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „UR und andere Zeiten“, Zürich 2019 Es ist ein Generationsroman. Die Generationen bewegen sich aber nicht nur innerhalb einer Familie, sondern die Autorin zieht in ihre geschichtliche Betrachtung ein kleines Dorf und dessen Einwohner ein. UR heißt der Ort und ist ein fiktives Dorf im Osten Polens. Das Wort „Zeiten“ im Titel bezieht sich in verschiedenen Kapiteln auf einzelne Personen. Es sind teilweise merkwürdige Menschen, die hier beschrieben werden. Kauze, wie ein Graf, der sein Leben dem Spiel widmet und dessen Mitarbeiter nur am Dach des Schlosses seine Zeit verbringt. Es kommen aber auch märchenhafte Figuren wie ein Wassermann oder ein Mann, der wie ein Tier im Wald lebt vor. Generell ist der Roman eine Verwebung von Märchen und historischen Geschichten. Die Erzählung beginnt im Jahr 1914, zeigt die Geschichte Polens an Hand dieses Dorfes und zieht sich durch das 20. Jahrhundert. Die Kapitel an sich sind sehr kurz gehalten, was dem Leser einen eigenen Stil abverlangt. Man muss genauer mitdenken um den Faden verfolgen zu können. Olga Tokarczuk bezeichnet diesen, ihren Roman als ein «metaphysisches Märchen», das von Geburt und Tod, Liebe und Hass, Glück und Leid erzählt. Er ist voll von Mythen und Provokationen, aber auch Grausamkeiten, wie etwa jenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So wie einzelnen Personen Kapiteln im Buch gewidmet sind, findet die Autorin auch Platz für Dinge und philosophische Gedanken. So ein Ding ist etwa die Kaffeemühle, wo sie meint: „Die Menschen meinen, sie lebten intensiver als die Tiere und Pflanzen und erst recht als die Dinge. Die Tiere haben das Gefühl, dass sie intensiver leben als die Pflanzen und Dinge. Die Pflanzen träumen, dass sie intensiver leben als die Dinge. Doch die Dinge überdauern, und in diesem Überdauern ist mehr Leben als in allem anderen.“ (Seite 51) Über das Spiel des Grafen werden verschiedene Varianten erzählt, wie Gott die Welt erschaffen könnte. Grundsätzlich wird da gesagt „Wenn man nicht weiß, „wo“ Gott ist – und solche Fragen stellen die Menschen zuweilen -, muss man all das betrachten, was sich wandelt, was sich in keine Gestalt fügt, was sich auf und ab bewegt und verschwindet: Die Oberfläche des Meeres, den Tanz der Sonnenkorona, die Erdbeben …“ (Seite 141) Gott könnte es, so ist geschrieben, in vier Varianten geben: „Entweder Gott war und ist, oder … es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Oder … es hat Gott gegeben und gibt ihn jetzt nicht mehr. Und … es gibt Gott noch nicht und er wird noch kommen.“ (Seite 166/167) Gewagt äußert sich die Autorin zur Veränderung der Kirche indem sie einen der Proponenten fragen lässt „Wie kann man denn Gott reformieren?“ Ein anderer antwortet: „Das kann man. Die Menschen ändern sich. Die Zeiten ändern sich. Autos, Raumschiffe … Gott kann manchmal, wie soll ich das sagen, etwas anachronistisch erscheinen, und selbst ist er zu groß, zu mächtig und damit gleichzeitig aber auch ein bisschen zu schwach, um sich den menschlichen Vorstellungen anzupassen.“ (Seite 256/257) Die menschliche Seite der Romanfiguren erlebt man bei den älteren Proponenten bis zu deren Tod, was Olga Tokarczuk sehr emotional und hinreißend beschreibt. Als Leser trauert man mit den Nachfahren mit. Dieser Roman erschien in polnischer Sprache 1996 und brachte der Autorin den internationalen Durchbruch, der mit dem Literatur-Nobelpreis für 2018 gekrönt wurde. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „UR und andere Zeiten“, Zürich 2019 Es ist ein Generationsroman. Die Generationen bewegen sich aber nicht nur innerhalb einer Familie, sondern die Autorin zieht in ihre geschichtliche Betrachtung ein kleines Dorf und dessen Einwohner ein. UR heißt der Ort und ist ein fiktives Dorf im Osten Polens. Das Wort „Zeiten“ im Titel bezieht sich in verschiedenen Kapiteln auf einzelne Personen. Es sind teilweise merkwürdige Menschen, die hier beschrieben werden. Kauze, wie ein Graf, der sein Leben dem Spiel widmet und dessen Mitarbeiter nur am Dach des Schlosses seine Zeit verbringt. Es kommen aber auch märchenhafte Figuren wie ein Wassermann oder ein Mann, der wie ein Tier im Wald lebt vor. Generell ist der Roman eine Verwebung von Märchen und historischen Geschichten. Die Erzählung beginnt im Jahr 1914, zeigt die Geschichte Polens an Hand dieses Dorfes und zieht sich durch das 20. Jahrhundert. Die Kapitel an sich sind sehr kurz gehalten, was dem Leser einen eigenen Stil abverlangt. Man muss genauer mitdenken um den Faden verfolgen zu können. Olga Tokarczuk bezeichnet diesen, ihren Roman als ein «metaphysisches Märchen», das von Geburt und Tod, Liebe und Hass, Glück und Leid erzählt. Er ist voll von Mythen und Provokationen, aber auch Grausamkeiten, wie etwa jenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So wie einzelnen Personen Kapiteln im Buch gewidmet sind, findet die Autorin auch Platz für Dinge und philosophische Gedanken. So ein Ding ist etwa die Kaffeemühle, wo sie meint: „Die Menschen meinen, sie lebten intensiver als die Tiere und Pflanzen und erst recht als die Dinge. Die Tiere haben das Gefühl, dass sie intensiver leben als die Pflanzen und Dinge. Die Pflanzen träumen, dass sie intensiver leben als die Dinge. Doch die Dinge überdauern, und in diesem Überdauern ist mehr Leben als in allem anderen.“ (Seite 51) Über das Spiel des Grafen werden verschiedene Varianten erzählt, wie Gott die Welt erschaffen könnte. Grundsätzlich wird da gesagt „Wenn man nicht weiß, „wo“ Gott ist – und solche Fragen stellen die Menschen zuweilen -, muss man all das betrachten, was sich wandelt, was sich in keine Gestalt fügt, was sich auf und ab bewegt und verschwindet: Die Oberfläche des Meeres, den Tanz der Sonnenkorona, die Erdbeben …“ (Seite 141) Gott könnte es, so ist geschrieben, in vier Varianten geben: „Entweder Gott war und ist, oder … es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Oder … es hat Gott gegeben und gibt ihn jetzt nicht mehr. Und … es gibt Gott noch nicht und er wird noch kommen.“ (Seite 166/167) Gewagt äußert sich die Autorin zur Veränderung der Kirche indem sie einen der Proponenten fragen lässt „Wie kann man denn Gott reformieren?“ Ein anderer antwortet: „Das kann man. Die Menschen ändern sich. Die Zeiten ändern sich. Autos, Raumschiffe … Gott kann manchmal, wie soll ich das sagen, etwas anachronistisch erscheinen, und selbst ist er zu groß, zu mächtig und damit gleichzeitig aber auch ein bisschen zu schwach, um sich den menschlichen Vorstellungen anzupassen.“ (Seite 256/257) Die menschliche Seite der Romanfiguren erlebt man bei den älteren Proponenten bis zu deren Tod, was Olga Tokarczuk sehr emotional und hinreißend beschreibt. Als Leser trauert man mit den Nachfahren mit. Dieser Roman erschien in polnischer Sprache 1996 und brachte der Autorin den internationalen Durchbruch, der mit dem Literatur-Nobelpreis für 2018 gekrönt wurde. |
ZULEHNER, Paul M Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell Buch 2019. @book{ZULEHNER2019, title = {Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell}, author = {ZULEHNER, Paul M.}, year = {2019}, date = {2019-12-01}, abstract = {ZULEHNER, Paul M.: „Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell“, Ostfildern 2019 Zulehner war in der katholischen Kirche immer schon ein Vorausdenker oder man kann auch sagen „Revolutionär“. Ich traf ihn bei einer Abendessenseinladung und er schenkte mir nachher dieses Buch. Es geht hier um zwei Ereignisse: Einerseits um die Vorgangsweise von Papst Franziskus zum Thema „verheiratete Priester“ und seiner Amazonaskonferenz und andererseits um ein Modell, wie man neben den traditionellen Priestern Laienpriester installieren könnte. Ein Modell, das sich „Lobinger-Modell“ nennt. Lobinger war ein Bischof in Südafrika. Zulehner hat an diesem Modell mitgearbeitet und sieht – so schreibt er im Buch – eine Überschneidung zwischen den Ideen des Papstes und diesem Modell. Letzterer sagte in einem Interview, dass er sich Laienpriester in entlegenen Gegenden (far far away) vorstellen kann. Die Konservativen in der Kirche riechen da aber bereits die generelle Änderung, denn wenn etwas in der Ferne funktioniert, kann man es auch im Kernland Europa einsetzen. Der Papst hatte die Teilnehmer der Amazonas-Konferenz aber aufgefordert „mutige Vorschläge“ zu machen Lobinger und seine Mitstreiter haben so ein Modell erarbeitet. Sie sehen eine grundlegende Veränderung von der „Dienstleistungskirche“ zu einer, die von den Pfarrteilnehmern selbst organisiert und gestaltet wird. Ein gesellschaftlicher Trend, wie wir ihn heute in vielen Bereichen haben. Man baut Möbel selbst zusammen (IKEA), bucht sein Ticket selbst und zahlt im Supermarkt an einer automatischen Kassa. So wird sich auch die Kirche selbst verwalten und organisieren müssen, wozu aber eine gute Gemeinschaft notwendig ist. Ein weiterer Aspekt, der gesellschaftlich im Kommen ist: Teamarbeit. Die Funktion eines heutigen Priesters soll auf mehrere Personen aufgeteilt werden und freiwillig gemacht werden. Auch Mobilität wird gefragt sein. Solche „Laienpriester“ sollen aus der Gemeinde selbst hervorgehen und vom Volk gewählt sein und nur für eine gewisse Periode das Amt innehaben. Das heißt aber nicht, dass es die traditionellen Priester nicht mehr geben wird. Diese werden weiter bestehen, aber anders organisiert sein. Sie werden in Gemeinschaften leben und größere Gebiete betreuen. Sie unterstehen dem Bischof (Laienpriester nicht). Neben pfarrlichen Aufgaben werden sie auch für die Evaluierung der Laienpriester zuständig sein. Diesen neuen Priestertyp nennt Lobinger „Team of Elders“. Sie sind von einer Gemeinde gewählt und werden praxisorientiert ausgebildet, um den Priesterdienst ausüben zu können. Sie werden geweiht sein und können verheiratet sein. Diese beiden Typen sind ähnlich der orthodoxen Kirche, wo Pfarrer verheiratet sind und Familie haben, aber Bischöfe und Mönche zölibat leben. Interessant auch, dass bei der Definition der „Team of Elders“ keine Geschlechtsangabe steht. Das können demnach Frauen oder Männer sein, wobei Frauen in der heutigen Kirche auch stärker engagiert sind. Ein schöner Spruch zum Schluss: „Wir sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel jetzt zu uns kommt.“ (Seite 40/41) Verwalten werden wir Menschen diesen Himmel aber zunehmend selbst müssen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } ZULEHNER, Paul M.: „Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell“, Ostfildern 2019 Zulehner war in der katholischen Kirche immer schon ein Vorausdenker oder man kann auch sagen „Revolutionär“. Ich traf ihn bei einer Abendessenseinladung und er schenkte mir nachher dieses Buch. Es geht hier um zwei Ereignisse: Einerseits um die Vorgangsweise von Papst Franziskus zum Thema „verheiratete Priester“ und seiner Amazonaskonferenz und andererseits um ein Modell, wie man neben den traditionellen Priestern Laienpriester installieren könnte. Ein Modell, das sich „Lobinger-Modell“ nennt. Lobinger war ein Bischof in Südafrika. Zulehner hat an diesem Modell mitgearbeitet und sieht – so schreibt er im Buch – eine Überschneidung zwischen den Ideen des Papstes und diesem Modell. Letzterer sagte in einem Interview, dass er sich Laienpriester in entlegenen Gegenden (far far away) vorstellen kann. Die Konservativen in der Kirche riechen da aber bereits die generelle Änderung, denn wenn etwas in der Ferne funktioniert, kann man es auch im Kernland Europa einsetzen. Der Papst hatte die Teilnehmer der Amazonas-Konferenz aber aufgefordert „mutige Vorschläge“ zu machen Lobinger und seine Mitstreiter haben so ein Modell erarbeitet. Sie sehen eine grundlegende Veränderung von der „Dienstleistungskirche“ zu einer, die von den Pfarrteilnehmern selbst organisiert und gestaltet wird. Ein gesellschaftlicher Trend, wie wir ihn heute in vielen Bereichen haben. Man baut Möbel selbst zusammen (IKEA), bucht sein Ticket selbst und zahlt im Supermarkt an einer automatischen Kassa. So wird sich auch die Kirche selbst verwalten und organisieren müssen, wozu aber eine gute Gemeinschaft notwendig ist. Ein weiterer Aspekt, der gesellschaftlich im Kommen ist: Teamarbeit. Die Funktion eines heutigen Priesters soll auf mehrere Personen aufgeteilt werden und freiwillig gemacht werden. Auch Mobilität wird gefragt sein. Solche „Laienpriester“ sollen aus der Gemeinde selbst hervorgehen und vom Volk gewählt sein und nur für eine gewisse Periode das Amt innehaben. Das heißt aber nicht, dass es die traditionellen Priester nicht mehr geben wird. Diese werden weiter bestehen, aber anders organisiert sein. Sie werden in Gemeinschaften leben und größere Gebiete betreuen. Sie unterstehen dem Bischof (Laienpriester nicht). Neben pfarrlichen Aufgaben werden sie auch für die Evaluierung der Laienpriester zuständig sein. Diesen neuen Priestertyp nennt Lobinger „Team of Elders“. Sie sind von einer Gemeinde gewählt und werden praxisorientiert ausgebildet, um den Priesterdienst ausüben zu können. Sie werden geweiht sein und können verheiratet sein. Diese beiden Typen sind ähnlich der orthodoxen Kirche, wo Pfarrer verheiratet sind und Familie haben, aber Bischöfe und Mönche zölibat leben. Interessant auch, dass bei der Definition der „Team of Elders“ keine Geschlechtsangabe steht. Das können demnach Frauen oder Männer sein, wobei Frauen in der heutigen Kirche auch stärker engagiert sind. Ein schöner Spruch zum Schluss: „Wir sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel jetzt zu uns kommt.“ (Seite 40/41) Verwalten werden wir Menschen diesen Himmel aber zunehmend selbst müssen. |
TOKARCZUK, Olga Spiel auf vielen Trommeln Buch 2019. @book{TOKARCZUK2019, title = {Spiel auf vielen Trommeln}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-11-28}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Spiel auf vielen Trommeln – Erzählungen“, Berlin 2006 Die frischgebackene Nobelpreisträgerin stellt sich in diesem 2006 erschienen Buch mit Geschichten vor und stellt damit unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnete Erzählerin ist. Sechs werden in diesem Buch vorgestellt. Jede ist ein Lesevergnügen. In der Geschichte „Das Subjekt“ wird ein Dichter vorgestellt, dem ein Spiegelbild gegenübersteht. Ein Double, das anders ist als er selbst und doch viele eigene Eigenschaften widerspiegelt. In der „Eroberung von Jerusalem, Raten 1675“ lässt ein reicher Adeliger in seinem Schloss von Bauern als Schauspieler die Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge nachspielen. Dazu lädt er Gäste ein, die das Schauspiel verfolgen. In „Brado. Die Weihnachtskrippe“ wird einerseits eine kleine Stadt im Sudentenland vorgestellt und andererseits eine riesige Weihnachtskrippe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg ergänzt, geändert und modernisiert wurde, beschrieben, obwohl diese bei einem Unwetter durch Einsturz des Dachs umgekommen war. Sie war schon zu einem riesigen Ungetüm geworden, das zu pflegen und in Betrieb zu halten schwierig wurde. Eine Frau, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs ihren Mann und dann auch ihr Kind verloren hatte, widmete den Rest ihres Lebens dieser Krippe. Sie baut selbst Krippenteile und scheut auch nicht davor zurück in die 2000 Jahre alte Szene der Geburt Jesu zeitgenössische Szenen hinzuzufügen. So kamen auch Kriegsszenen und moderne Begebenheiten in die Krippe. Sie existiert nicht mehr, aber die Dichterin lässt sie in dieser Geschichte wiederaufleben. „Spiel auf vielen Trommeln“ gab diesem Buch den Titel. Eine Frau – sie stellt sich zu Beginn der Geschichte selbst vor und beschreibt ihre Person – zieht in eine Stadt und beschreibt diese. Sie beruft sich auf die Behauptung, dass zwischen Menschen und Orten ein Zusammenhang besteht; dass Städte Menschen beeinflussen. Als Beispiele nennt sie Paris, wo man raffinierter wird und New York, wo Menschen konkreter werden. Sie dürfte aus einem anderssprachigen Land in diese Stadt gezogen sein, denn sie besucht einen Sprachkurs und beschäftigt sich bei dieser Schilderung in einem Diskurs mit dem „Jetzt“. „Daß „jetzt“ nämlich „nie wieder“ heißt. „Jetzt“ heißt, daß das, was ist, in genau demselben Moment aufhört zu existieren, zerbröckelt wie eine morsche Treppenstufe. Es ist ein furchtbarer, erschreckender Begriff, der die ganze grausame Wahrheit enthüllt.“ (Seite 91) Das „Jetzt“ sei ein Privileg des Menschen. „Deshalb habe man die Sprache ersonnen – um die Übertragung von Ereignissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kontrollieren und damit Macht über die Zeit zu haben, um die Zeit anzuhalten, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, in dem man in der vollen Bedeutung sagen kann „ich bin“.“ Die Proponentin dieser Geschichte dürfte vom Land in die Stadt gezogen sein, denn die Verschiedenheit der Menschen beeindruckt sie und verführt sie dazu sich selbst immer wieder unterschiedlich der Stadt zu präsentieren. Einmal als Junge mit einer Baseball Kappe. Ein anderes Mal bucht sie eine Nacht in einem Hotel und gibt sich als Businessman aus. Aber auch als Landstreicherin zieht sie durch die Stadt. Den Titel bekam die Geschichte von einer Romagruppe, die Sommer und Winter in Wägen in der Nähe ihrer Wohnung lebt und speziell am Abend und in den Nächten trommelt. Als Leser werden einem auch die verschiedensten Arten von Trommeln vorgestellt. Man kann sie nicht hören, aber die Erzählerin beschreibt die unterschiedlichen Töne, weil sie letztlich auch selbst zu einer Trommlerin mit dieser Gruppe wird. Hinter dem Titel der Geschichte „Die Glyzinie“ verbirgt sich die Liebschaft der Mutter in den Schwiegersohn. „Ich begehre ihn, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ist daran etwas Schlimmes? Töchter sind doch ein Teil ihrer Mütter und Mütter ein Teil ihrer Töchter – da ist es nicht verwunderlich, wenn das Begehren sie überschwemmt wie ein Fluss bei Hochwasser und jeden Winkel der unteren Regionen ausfüllt.“ (Seite 116) Ein Ausflug in die Politik ist „Die Bohnenweissagung“, in der ein hoher Politiker einen Weissager aufsucht, um seine Zukunft (und deren Gefahren) kennen zu lernen. Alle sechs Geschichten lesen sich sehr gut. Die Autorin zeigt jeweils ein Stück ihres Landes. Jene mit der Großstadt stammt aus der Zeit, in der sie ein Stipendium in Berlin hatte. Berlin ist ihre Vorlage für die beschriebene Stadt. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } TOKARCZUK, Olga: „Spiel auf vielen Trommeln – Erzählungen“, Berlin 2006 Die frischgebackene Nobelpreisträgerin stellt sich in diesem 2006 erschienen Buch mit Geschichten vor und stellt damit unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnete Erzählerin ist. Sechs werden in diesem Buch vorgestellt. Jede ist ein Lesevergnügen. In der Geschichte „Das Subjekt“ wird ein Dichter vorgestellt, dem ein Spiegelbild gegenübersteht. Ein Double, das anders ist als er selbst und doch viele eigene Eigenschaften widerspiegelt. In der „Eroberung von Jerusalem, Raten 1675“ lässt ein reicher Adeliger in seinem Schloss von Bauern als Schauspieler die Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge nachspielen. Dazu lädt er Gäste ein, die das Schauspiel verfolgen. In „Brado. Die Weihnachtskrippe“ wird einerseits eine kleine Stadt im Sudentenland vorgestellt und andererseits eine riesige Weihnachtskrippe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg ergänzt, geändert und modernisiert wurde, beschrieben, obwohl diese bei einem Unwetter durch Einsturz des Dachs umgekommen war. Sie war schon zu einem riesigen Ungetüm geworden, das zu pflegen und in Betrieb zu halten schwierig wurde. Eine Frau, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs ihren Mann und dann auch ihr Kind verloren hatte, widmete den Rest ihres Lebens dieser Krippe. Sie baut selbst Krippenteile und scheut auch nicht davor zurück in die 2000 Jahre alte Szene der Geburt Jesu zeitgenössische Szenen hinzuzufügen. So kamen auch Kriegsszenen und moderne Begebenheiten in die Krippe. Sie existiert nicht mehr, aber die Dichterin lässt sie in dieser Geschichte wiederaufleben. „Spiel auf vielen Trommeln“ gab diesem Buch den Titel. Eine Frau – sie stellt sich zu Beginn der Geschichte selbst vor und beschreibt ihre Person – zieht in eine Stadt und beschreibt diese. Sie beruft sich auf die Behauptung, dass zwischen Menschen und Orten ein Zusammenhang besteht; dass Städte Menschen beeinflussen. Als Beispiele nennt sie Paris, wo man raffinierter wird und New York, wo Menschen konkreter werden. Sie dürfte aus einem anderssprachigen Land in diese Stadt gezogen sein, denn sie besucht einen Sprachkurs und beschäftigt sich bei dieser Schilderung in einem Diskurs mit dem „Jetzt“. „Daß „jetzt“ nämlich „nie wieder“ heißt. „Jetzt“ heißt, daß das, was ist, in genau demselben Moment aufhört zu existieren, zerbröckelt wie eine morsche Treppenstufe. Es ist ein furchtbarer, erschreckender Begriff, der die ganze grausame Wahrheit enthüllt.“ (Seite 91) Das „Jetzt“ sei ein Privileg des Menschen. „Deshalb habe man die Sprache ersonnen – um die Übertragung von Ereignissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kontrollieren und damit Macht über die Zeit zu haben, um die Zeit anzuhalten, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, in dem man in der vollen Bedeutung sagen kann „ich bin“.“ Die Proponentin dieser Geschichte dürfte vom Land in die Stadt gezogen sein, denn die Verschiedenheit der Menschen beeindruckt sie und verführt sie dazu sich selbst immer wieder unterschiedlich der Stadt zu präsentieren. Einmal als Junge mit einer Baseball Kappe. Ein anderes Mal bucht sie eine Nacht in einem Hotel und gibt sich als Businessman aus. Aber auch als Landstreicherin zieht sie durch die Stadt. Den Titel bekam die Geschichte von einer Romagruppe, die Sommer und Winter in Wägen in der Nähe ihrer Wohnung lebt und speziell am Abend und in den Nächten trommelt. Als Leser werden einem auch die verschiedensten Arten von Trommeln vorgestellt. Man kann sie nicht hören, aber die Erzählerin beschreibt die unterschiedlichen Töne, weil sie letztlich auch selbst zu einer Trommlerin mit dieser Gruppe wird. Hinter dem Titel der Geschichte „Die Glyzinie“ verbirgt sich die Liebschaft der Mutter in den Schwiegersohn. „Ich begehre ihn, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ist daran etwas Schlimmes? Töchter sind doch ein Teil ihrer Mütter und Mütter ein Teil ihrer Töchter – da ist es nicht verwunderlich, wenn das Begehren sie überschwemmt wie ein Fluss bei Hochwasser und jeden Winkel der unteren Regionen ausfüllt.“ (Seite 116) Ein Ausflug in die Politik ist „Die Bohnenweissagung“, in der ein hoher Politiker einen Weissager aufsucht, um seine Zukunft (und deren Gefahren) kennen zu lernen. Alle sechs Geschichten lesen sich sehr gut. Die Autorin zeigt jeweils ein Stück ihres Landes. Jene mit der Großstadt stammt aus der Zeit, in der sie ein Stipendium in Berlin hatte. Berlin ist ihre Vorlage für die beschriebene Stadt. |
STÖCKL, Barbara Wofür soll ich dankbar sein? Buch 2019. @book{STÖCKL2019, title = {Wofür soll ich dankbar sein?}, author = {STÖCKL, Barbara}, year = {2019}, date = {2019-11-22}, abstract = {STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen. |
HESSE, Hermann Der Steppenwolf Buch 2019. @book{HESSE2019, title = {Der Steppenwolf}, author = {HESSE, Hermann}, year = {2019}, date = {2019-11-20}, abstract = {HESSE, Hermann: „Der Steppenwolf“, Berlin 2018 Ein Klassiker. Ich, als Leser, bin ein Late Follower. Meine Kinder hatten es schon in der Schule gelesen. Bald wird es auch von den Enkelkindern gelesen werden. Naiv ging ich ans Lesen. Unter dem Titel „Steppenwolf“ erwartete ich eine Geschichte aus dem Wilden Westen oder einen Naturkunderoman. Dass der Steppenwolf ein Mensch, eigentlich ein normaler Mensch ist, in dessen Seele und Denken neben dem Menschsein auch etwas Tierisches wohnt war dann die große Überraschung. Der Autor tut so, als sei die Geschichte nicht (ganz) von ihm geschrieben. In seinem Vorwort meint er, er habe den Text von einem Untermieter seiner Tante gefunden. Sie werden „Harry Hallers Aufzeichnungen“ genannt. Harry Haller ist die Hauptfigur, der Steppenwolf, wie er sich auch selbst bezeichnet. Wie die Mischung von Wolf und Mensch aussieht wird dann in einem „Tractat vom Steppenwolf“ beschrieben. Eine Broschüre, die der Steppenwolf selbst von einem nächtlichen Straßenverkäufer erwirbt. Hierin wird dann sein eigener Charakter beschrieben und erst nach diesem geht es dann auf Seite 87 in den eigentlichen Roman hinein. Obwohl auch hier noch ein kurzer Schwenk: in Gedichtform kommt nochmals eine Beschreibung dieser Mensch-Tier-Kreuzung. Der Roman endet in einem „Magischen Theater“, in dem der Proponent noch verschiedene Szenarien durchleben kann. Allein vom Aufbau her ist dieser Roman schon etwas Besonderes. Der Steppenwolf ist ein einsamer Mensch. Er zieht von einer Unterkunft zur nächsten. Seine Frau hat ihn verlassen. Seine Freundin trifft er nur in großen Abständen. Meist ist er alleine. Der Steppenwolf ist das in „eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (Seite 41) Zusätzlich ist er noch ein Abendmensch, der oft bis tief in den Tag hinein schläft, um dann in der Nacht aktiv zu werden. „Der Morgen war für ihn eine schlimme Tageszeit, die er fürchtete und die ihm niemals Gutes gebracht hat. Nie ist er an irgendeinem Morgen seines Lebens richtig froh gewesen, nie hat er in den Stunden vor Mittag Gutes getan, gute Einfälle gehabt, sich und anderen Freude bereiten können.“ (Seite 60) Essen ist ihm nicht wichtig. „Und alsdann fraß ich ein gutes Stück von der Leber, die man aus dem Leib eines totgeschlagenen Kalbes geschnitten hatte.“ (Seite 45) Der Selbstmordgedanke quält ihn, obwohl er weiß, dass es nicht nur ein Ausweg ist. „Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seel, recht wohl, dass Selbstmord zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, dass es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen zu lassen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Wand.“ (Seite 65) Mit diesem inneren Zwiespalt kämpft der Steppenwolf. Er weiß es dann schon fast sicher, dass er mit der Rasierklinge seinem Leben ein Ende machen wird. Er streunt noch durch die Nacht und wie es das Schicksal will trifft er in einem Gasthaus auf eine junge Frau, die sein Problem erkennt und ihn auf andere Gedanken bringt, ja, die ihn berät und unterstützt, seine Freundin wird. Viele Dinge haben auch heute noch Tagesaktualität, wie etwa die Meinung über die Medien: „Zwei Drittel meiner Landsleute lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahn, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht …“ (Seite 152) Im Traum erscheint dem Steppenwolf auch Goethe und er erklärt ihm, was er falsch macht. Es kommt zu einer Diskussion. Ebenso kommt es mit einem Musiker zu einem Diskurs über Musik. Der intellektuelle und gebildete Steppenwolf will unterscheiden zwischen guter und schlechter Musik. Er will klassifizieren und etwa klassische Musik höherstellen als Schlagermusik. Sein Gesprächspartner meint aber, dass jede Art von Musik ihre Berechtigung hat. Dass zwar Mozart auch in den nächsten Generationen noch gespielt wird und so mancher Schlager schon nach kurzer Zeit vergessen sein wird, „aber das können wir ruhig dem lieben Gott überlassen, er ist gerecht und hat unser aller Lebensdauer in der Hand, auch die jedes Walzers und jedes Foxtrott, er wird sicher das richtige tun.“ (Seite 172) So steckt dieses Buch neben der Handlung um die Leiden des Steppenwolfs auch voll mit Lebensweisheiten. Den Höhepunkt erreicht das Buch im Finale im „Magischen Theater“, das aber „nicht für jedermann“ ist. Seine Freundin Hermine und deren Freund, der Musiker bringen ihn zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis, in dem es in verschiedenen Logen unterschiedliche Szenarien zu erleben gibt. In der „Auf zum Fröhlichen Jagen!“ geht es um Krieg. Mit einem Jugendfreund, einem Theologieprofessor, gelangt er in eine Kriegsszene, wo es nur darum geht andere Menschen zu erschießen. Hesse macht damit bewusst, wie manipulierbar der Mensch ist, auch wenn es unmenschliche Handlungen sind. Das Angebot weiterer Erlebnisszenen ist groß. Der Steppenwolf entscheidet sich für „Anleitung zum Aufbau einer Persönlichkeit“, in der er lernt mit schachfigurenähnlichen Figuren ein persönliches Szenarium aufzustellen. In der Sektion „Wunder der Steppenwolfdressur“ werden ihm zwei Szenarien vorgeführt: einerseits wie sich der Wolf dem Menschen gefügig macht, aber auch, wie sich der Mensch dem Wolf unterordnet. Bei „Alle Mädchen sind dein“ werden ihm alle Liebschaften seines Lebens bewusst gemacht. Und dann der Höhepunkt „Wie man durch Liebe tötet“. Hier findet er seine Henriette mit dem Jazzmusiker nackt nebeneinander liegen. Henriettes Wunsch war es, dass der Steppenwolf sie tötet; ihr Leben beendet, was er an dieser Stelle tut. In einer Diskussion mit dem Musiker beschuldigt ihn der, sein Theater, das sich in der irrealen Welt bewegt mit dem Mord ins Reale geholt zu haben. Mozart tritt als eine Art Richter auf und stellt den Steppenwolf zur Verantwortung. Die letzte Loge heißt „Harrys Hinrichtung“. Hier wird der Steppenwolf vor ein Gericht gebracht und verurteilt. Wird es vollstreckt? Das bleibt offen, den zu Beginn des Theaterbesuchs reichte der Musiker Rauschgift und erst das eröffnet die Vorstellungskraft für die einzelnen Szenarien. Mit Hesses „Steppenwolf“ liegt ein Klassiker der Dichtung vor, der auch noch von vielen kommenden Generationen gelesen wird und an Aktualität nicht verlieren wird. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } HESSE, Hermann: „Der Steppenwolf“, Berlin 2018 Ein Klassiker. Ich, als Leser, bin ein Late Follower. Meine Kinder hatten es schon in der Schule gelesen. Bald wird es auch von den Enkelkindern gelesen werden. Naiv ging ich ans Lesen. Unter dem Titel „Steppenwolf“ erwartete ich eine Geschichte aus dem Wilden Westen oder einen Naturkunderoman. Dass der Steppenwolf ein Mensch, eigentlich ein normaler Mensch ist, in dessen Seele und Denken neben dem Menschsein auch etwas Tierisches wohnt war dann die große Überraschung. Der Autor tut so, als sei die Geschichte nicht (ganz) von ihm geschrieben. In seinem Vorwort meint er, er habe den Text von einem Untermieter seiner Tante gefunden. Sie werden „Harry Hallers Aufzeichnungen“ genannt. Harry Haller ist die Hauptfigur, der Steppenwolf, wie er sich auch selbst bezeichnet. Wie die Mischung von Wolf und Mensch aussieht wird dann in einem „Tractat vom Steppenwolf“ beschrieben. Eine Broschüre, die der Steppenwolf selbst von einem nächtlichen Straßenverkäufer erwirbt. Hierin wird dann sein eigener Charakter beschrieben und erst nach diesem geht es dann auf Seite 87 in den eigentlichen Roman hinein. Obwohl auch hier noch ein kurzer Schwenk: in Gedichtform kommt nochmals eine Beschreibung dieser Mensch-Tier-Kreuzung. Der Roman endet in einem „Magischen Theater“, in dem der Proponent noch verschiedene Szenarien durchleben kann. Allein vom Aufbau her ist dieser Roman schon etwas Besonderes. Der Steppenwolf ist ein einsamer Mensch. Er zieht von einer Unterkunft zur nächsten. Seine Frau hat ihn verlassen. Seine Freundin trifft er nur in großen Abständen. Meist ist er alleine. Der Steppenwolf ist das in „eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (Seite 41) Zusätzlich ist er noch ein Abendmensch, der oft bis tief in den Tag hinein schläft, um dann in der Nacht aktiv zu werden. „Der Morgen war für ihn eine schlimme Tageszeit, die er fürchtete und die ihm niemals Gutes gebracht hat. Nie ist er an irgendeinem Morgen seines Lebens richtig froh gewesen, nie hat er in den Stunden vor Mittag Gutes getan, gute Einfälle gehabt, sich und anderen Freude bereiten können.“ (Seite 60) Essen ist ihm nicht wichtig. „Und alsdann fraß ich ein gutes Stück von der Leber, die man aus dem Leib eines totgeschlagenen Kalbes geschnitten hatte.“ (Seite 45) Der Selbstmordgedanke quält ihn, obwohl er weiß, dass es nicht nur ein Ausweg ist. „Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seel, recht wohl, dass Selbstmord zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, dass es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen zu lassen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Wand.“ (Seite 65) Mit diesem inneren Zwiespalt kämpft der Steppenwolf. Er weiß es dann schon fast sicher, dass er mit der Rasierklinge seinem Leben ein Ende machen wird. Er streunt noch durch die Nacht und wie es das Schicksal will trifft er in einem Gasthaus auf eine junge Frau, die sein Problem erkennt und ihn auf andere Gedanken bringt, ja, die ihn berät und unterstützt, seine Freundin wird. Viele Dinge haben auch heute noch Tagesaktualität, wie etwa die Meinung über die Medien: „Zwei Drittel meiner Landsleute lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahn, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht …“ (Seite 152) Im Traum erscheint dem Steppenwolf auch Goethe und er erklärt ihm, was er falsch macht. Es kommt zu einer Diskussion. Ebenso kommt es mit einem Musiker zu einem Diskurs über Musik. Der intellektuelle und gebildete Steppenwolf will unterscheiden zwischen guter und schlechter Musik. Er will klassifizieren und etwa klassische Musik höherstellen als Schlagermusik. Sein Gesprächspartner meint aber, dass jede Art von Musik ihre Berechtigung hat. Dass zwar Mozart auch in den nächsten Generationen noch gespielt wird und so mancher Schlager schon nach kurzer Zeit vergessen sein wird, „aber das können wir ruhig dem lieben Gott überlassen, er ist gerecht und hat unser aller Lebensdauer in der Hand, auch die jedes Walzers und jedes Foxtrott, er wird sicher das richtige tun.“ (Seite 172) So steckt dieses Buch neben der Handlung um die Leiden des Steppenwolfs auch voll mit Lebensweisheiten. Den Höhepunkt erreicht das Buch im Finale im „Magischen Theater“, das aber „nicht für jedermann“ ist. Seine Freundin Hermine und deren Freund, der Musiker bringen ihn zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis, in dem es in verschiedenen Logen unterschiedliche Szenarien zu erleben gibt. In der „Auf zum Fröhlichen Jagen!“ geht es um Krieg. Mit einem Jugendfreund, einem Theologieprofessor, gelangt er in eine Kriegsszene, wo es nur darum geht andere Menschen zu erschießen. Hesse macht damit bewusst, wie manipulierbar der Mensch ist, auch wenn es unmenschliche Handlungen sind. Das Angebot weiterer Erlebnisszenen ist groß. Der Steppenwolf entscheidet sich für „Anleitung zum Aufbau einer Persönlichkeit“, in der er lernt mit schachfigurenähnlichen Figuren ein persönliches Szenarium aufzustellen. In der Sektion „Wunder der Steppenwolfdressur“ werden ihm zwei Szenarien vorgeführt: einerseits wie sich der Wolf dem Menschen gefügig macht, aber auch, wie sich der Mensch dem Wolf unterordnet. Bei „Alle Mädchen sind dein“ werden ihm alle Liebschaften seines Lebens bewusst gemacht. Und dann der Höhepunkt „Wie man durch Liebe tötet“. Hier findet er seine Henriette mit dem Jazzmusiker nackt nebeneinander liegen. Henriettes Wunsch war es, dass der Steppenwolf sie tötet; ihr Leben beendet, was er an dieser Stelle tut. In einer Diskussion mit dem Musiker beschuldigt ihn der, sein Theater, das sich in der irrealen Welt bewegt mit dem Mord ins Reale geholt zu haben. Mozart tritt als eine Art Richter auf und stellt den Steppenwolf zur Verantwortung. Die letzte Loge heißt „Harrys Hinrichtung“. Hier wird der Steppenwolf vor ein Gericht gebracht und verurteilt. Wird es vollstreckt? Das bleibt offen, den zu Beginn des Theaterbesuchs reichte der Musiker Rauschgift und erst das eröffnet die Vorstellungskraft für die einzelnen Szenarien. Mit Hesses „Steppenwolf“ liegt ein Klassiker der Dichtung vor, der auch noch von vielen kommenden Generationen gelesen wird und an Aktualität nicht verlieren wird. |
SIMMEL, Johannes Mario Meine Mutter darf es nie erfahren! Buch 2019. @book{SIMMEL2019, title = {Meine Mutter darf es nie erfahren!}, author = {SIMMEL, Johannes Mario}, year = {2019}, date = {2019-11-13}, abstract = {SIMMEL, Johannes Mario: „Meine Mutter darf es nie erfahren!“, Wien 1952 Als Erwachsener ein Jugendbuch zu lesen ist schon interessant. Wenn es dann noch aus einer früheren Zeit ist – in dem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg“ – wird es doppelt interessant. Es stammt aus einer anderen Zeit. In der die Menschen noch andere Sorgen hatten. Vom Luxus noch entfernt wird das Schicksal eines Schulbuben erzählt, der ein schlechtes Zeugnis bekommen hatte und sich nicht heimgehen getraut. Seine kranke Mutter würde sich über den negativen Abschluss zu sehr aufregen, und wie ihm erst kurz vorher der behandelte Arzt erklärt hatte, würde das ein Rückfall in ihrer Krankheit bedeuten. Er beschließt daher nicht nach Hause zu gehen. Ein Schulfreund hilft ihm. Es wird zu einer Verfolgungsjagd. Er versteckt sich in einem Kino, wo er am Ende des Films gestellt wird. Ein junger Mann springt für ihn in die Presche und lädt ihn zum Essen ein. Er verhilft ihm zu einer Arbeit, bei der er Geld verdienen kann. Ohne es zu wissen ist er Räubern in die Hände gefallen und wird in einen Einbruch verwickelt. Aber wie man es sich eben nach dem Weltkrieg wünschte, gibt es ein Happy End. Stilistisch könnte man aus heutiger Perspektive sagen „kitschig“. In die Zeit gestellt ist es Leseunterhaltung. Auch vom Stil, der Systematik und Aufmachung. Vor jedem Kapitel stehen kurze Sätze und Schlagwörter, die das anschließende Kapitel vorauseilend definieren. Dies wirkt wie eine Arbeitsskizze des Autors. Tuschzeichnungen illustrieren die Geschehnisse. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } SIMMEL, Johannes Mario: „Meine Mutter darf es nie erfahren!“, Wien 1952 Als Erwachsener ein Jugendbuch zu lesen ist schon interessant. Wenn es dann noch aus einer früheren Zeit ist – in dem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg“ – wird es doppelt interessant. Es stammt aus einer anderen Zeit. In der die Menschen noch andere Sorgen hatten. Vom Luxus noch entfernt wird das Schicksal eines Schulbuben erzählt, der ein schlechtes Zeugnis bekommen hatte und sich nicht heimgehen getraut. Seine kranke Mutter würde sich über den negativen Abschluss zu sehr aufregen, und wie ihm erst kurz vorher der behandelte Arzt erklärt hatte, würde das ein Rückfall in ihrer Krankheit bedeuten. Er beschließt daher nicht nach Hause zu gehen. Ein Schulfreund hilft ihm. Es wird zu einer Verfolgungsjagd. Er versteckt sich in einem Kino, wo er am Ende des Films gestellt wird. Ein junger Mann springt für ihn in die Presche und lädt ihn zum Essen ein. Er verhilft ihm zu einer Arbeit, bei der er Geld verdienen kann. Ohne es zu wissen ist er Räubern in die Hände gefallen und wird in einen Einbruch verwickelt. Aber wie man es sich eben nach dem Weltkrieg wünschte, gibt es ein Happy End. Stilistisch könnte man aus heutiger Perspektive sagen „kitschig“. In die Zeit gestellt ist es Leseunterhaltung. Auch vom Stil, der Systematik und Aufmachung. Vor jedem Kapitel stehen kurze Sätze und Schlagwörter, die das anschließende Kapitel vorauseilend definieren. Dies wirkt wie eine Arbeitsskizze des Autors. Tuschzeichnungen illustrieren die Geschehnisse. |
Fian Antonio Kreidl, Margret Gahse Zsuzsanna "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte" Booklet 2019. @booklet{Fian2019, title = {"Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte"}, author = {Fian, Antonio Kreidl, Margret Gahse, Zsuzsanna}, year = {2019}, date = {2019-11-08}, abstract = {Fian, Antonio; Kreidl, Margret; Gahse, Zsuzsanna: "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte", Wien 2016 Der Kärntner Dichter Fian schreibt über seine schriftstellerischen Arbeiten und Aktivitäten und wie er Kontakt zu Werner Kofler bekam. Oft kam es zur Zusammenarbeit, ja sogar über den Tod Koflers hinaus. In der Erzählung bringt er noch eine Stange Zigaretten für den Verstorbenen in dessen Lieblingsgasthaus. Die Österreicherin Margret Kreidl und die Ungarin Zsuzsanna Gahse stellen vier Gedichte gegenüber. Es beginnt mit einem Wortspiel, das Kreidl "Gemischter Satz" nennt und Gahse "Ein Ansatz?" Ein schönes Wortspiel, das aufzeigt wie wir Redewendungen verwenden ohne mehr darüber nachzudenken, die beiden Dichterinnen wecken den Leser auf. Ähnlich geht es dann weiter mit "Ein gelber Satz" versus "Fortsetzung", "Sätze im Fluss" versus "Gegensatz" und "Krempelsatz" versus "Nachsatz". Eine Broschüre, derEn Inhalt beim Kulturfestival "literatur&wein" im Stift Göttweig 2016 entstanden ist. }, month = {11}, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } Fian, Antonio; Kreidl, Margret; Gahse, Zsuzsanna: "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte", Wien 2016 Der Kärntner Dichter Fian schreibt über seine schriftstellerischen Arbeiten und Aktivitäten und wie er Kontakt zu Werner Kofler bekam. Oft kam es zur Zusammenarbeit, ja sogar über den Tod Koflers hinaus. In der Erzählung bringt er noch eine Stange Zigaretten für den Verstorbenen in dessen Lieblingsgasthaus. Die Österreicherin Margret Kreidl und die Ungarin Zsuzsanna Gahse stellen vier Gedichte gegenüber. Es beginnt mit einem Wortspiel, das Kreidl "Gemischter Satz" nennt und Gahse "Ein Ansatz?" Ein schönes Wortspiel, das aufzeigt wie wir Redewendungen verwenden ohne mehr darüber nachzudenken, die beiden Dichterinnen wecken den Leser auf. Ähnlich geht es dann weiter mit "Ein gelber Satz" versus "Fortsetzung", "Sätze im Fluss" versus "Gegensatz" und "Krempelsatz" versus "Nachsatz". Eine Broschüre, derEn Inhalt beim Kulturfestival "literatur&wein" im Stift Göttweig 2016 entstanden ist. |
BROWDER, Bill Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde Buch 2019. @book{BROWDER2019, title = {Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde}, author = {Bill BROWDER}, year = {2019}, date = {2019-11-07}, abstract = {BROWDER, Bill: „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde“, München 2016 Was ist dieses Buch? Ein Roman? Eine Lebensgeschichte? Ein Wirtschaftsbuch? Was auch immer: es ist spannend wie ein Kriminalroman zu lesen. Ein Amerikaner, der mit jungen Jahren große Geschäfte in Russland macht und in Bedrängnis kommt. Sein Großvater war ein führender amerikanischer kommunistischer Politiker. Bill hatte die Eliteuniversität Stanford im Bereich Business abgeschlossen. Einiges probierte er nach seinem Studium. Letztlich entsann er sich seines Großvaters und wollte nach der politischen Wende im kommunistischen Osten dort aktiv werden. Seine ersten Sporen verdiente er sich in Polen und sah, dass die kommunistischen Betriebe zu günstigen Konditionen privatisiert wurden. Oligarchen bereicherten sich. Er machte sich selbstständig und wurde zum führenden Investor in Russland. Er machte den eingesessenen Oligarchen Konkurrenz. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Er wurde behindert und letztlich verfolgt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen folgten. Er musste das Land verlassen und brachte auch die wichtigsten und gefährdetsten Mitarbeiter nach England in Sicherheit. Einer blieb aus Überzeugung in Russland zurück: sein Anwalt Sergej Magnitski. Er wurde verhaftet und kam in verschiedene Gefängnisse. Man wollte ihm eine Aussage gegen seinen Klienten Browder abpressen. Er fühlte sich als unbescholtener Anwalt sicher und blieb standhaft bei der Wahrheit. Er bezahlte seine Ehrlichkeit mit dem Leben. Grauenvoll kam er in russischen Gefängnissen um. Alles wurde verschwiegen und beschönigt. Letztlich wurden der tote Anwalt und Browder selbst von einem russischen Gericht in Abwesenheit (der eine war ja schon tot) zu langen Kerkerstrafen verurteilt. Da wurde der Millionär Browder zum Menschenrechtsaktivisten. Er kämpfte um die Gerechtigkeit und den Imagegewinn seines ermordeten Anwalts. Er rechtfertig das im Buch so: „Wenn man mich damals an der Stanford Business School gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Leben als Hedgefonds-Manager aufzugeben und Menschenrechtsaktivist zu werden, hätte ich den Fragesteller für verrückt erklärt.“ (Seite 399) Browder ließ keine Gelegenheit ungenützt. Beschäftigte die amerikanische und britische Regierung; machte die Öffentlichkeit mit YouTube Videos auf die Sache aufmerksam. Er riskierte dabei sein Leben, aber er gab nicht auf, bis es zu einer Unterstützung kam. Oft hatte man ihm abgeraten sein Leben zu riskieren. Er aber kämpfte weiter um Gerechtigkeit: „Ich tue das alles zweifellos nicht aus Tapferkeit; ich bin nicht tapferer als andere. Ich empfinde die Angst ebenso quälend, wie es jeder andere Mensch unter diesen Umständen tun würde, aber ich habe festgestellt, dass dieses Gefühl, wie sehr ich mich in bestimmten Situationen auch ängstigen mag, nicht von Dauer ist. Nach einer gewissen Zeit schwächt es sich ab. Wie jeder bestätigen wird, der eine Weile in einem Kriegsgebiet gelebt hat oder einen gefährlichen Job verrichten musste, ist der menschliche Körper nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum Angst zu empfinden. Je mehr Ereignisse dieser Art man erlebt, umso besser kommt man damit zurecht.“ (Seite 397) Seinen Wechsel vom Wirtschaftsbereich zum Menschenrechtsaktivisten verglich er mit einem Schwarzweiß-Fernsehapparat (=Business) und einem Breitband-Farbfernseher (=kämpfen um Menschenrechte). Er sieht als Hauptdrahtzieher Präsident Putin. Wie es auch immer gewesen sein mag: mit der Publizierung dieses Falls haben sich sicher viele in Russland und auch anderen Ländern in ihrer Vorgehensweise geändert. Wie schon gesagt: das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, obwohl es um Realitäten geht. Die detaillierte Schilderung des Autors sind wahrscheinlich nur durch kontinuierliche Aufzeichnung entstanden. Tagebucheintragungen (?) oder ähnliches. An ein eigenes Buch war zu Beginn der Geschäfte in Russland sicher nicht zu denken. Unter dem Titel „Red Notice“ können sich viele Leser nicht wirklich vorstellen, was da dahintersteckt. Dass es ein Auslieferungsbegehren eines Landes über die INTERPOL ist habe ich auch nicht vermutet. Nach dem Autor dieses Buches wurde also international gefahndet. Generell möchte ich festhalten, dass in all diesen Aufzeichnungen das politische, juristische und Menschenrechts-System Russlands angeprangert wird. Wenn alles so war, wie beschrieben ist alles zurecht. Aber darüber hinaus denke ich, dass dieses Buch auch stellvertretend für viele Länder stehen kann. Ob sie sich Diktaturen oder Demokratien nennen. Ob ein ganzes Land oder eine Region. Ungerechtigkeiten rund um den Globus. Und trotzdem muss man optimistisch bleiben und Vorfälle mutig – so wie Browder – aufzeigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } BROWDER, Bill: „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde“, München 2016 Was ist dieses Buch? Ein Roman? Eine Lebensgeschichte? Ein Wirtschaftsbuch? Was auch immer: es ist spannend wie ein Kriminalroman zu lesen. Ein Amerikaner, der mit jungen Jahren große Geschäfte in Russland macht und in Bedrängnis kommt. Sein Großvater war ein führender amerikanischer kommunistischer Politiker. Bill hatte die Eliteuniversität Stanford im Bereich Business abgeschlossen. Einiges probierte er nach seinem Studium. Letztlich entsann er sich seines Großvaters und wollte nach der politischen Wende im kommunistischen Osten dort aktiv werden. Seine ersten Sporen verdiente er sich in Polen und sah, dass die kommunistischen Betriebe zu günstigen Konditionen privatisiert wurden. Oligarchen bereicherten sich. Er machte sich selbstständig und wurde zum führenden Investor in Russland. Er machte den eingesessenen Oligarchen Konkurrenz. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Er wurde behindert und letztlich verfolgt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen folgten. Er musste das Land verlassen und brachte auch die wichtigsten und gefährdetsten Mitarbeiter nach England in Sicherheit. Einer blieb aus Überzeugung in Russland zurück: sein Anwalt Sergej Magnitski. Er wurde verhaftet und kam in verschiedene Gefängnisse. Man wollte ihm eine Aussage gegen seinen Klienten Browder abpressen. Er fühlte sich als unbescholtener Anwalt sicher und blieb standhaft bei der Wahrheit. Er bezahlte seine Ehrlichkeit mit dem Leben. Grauenvoll kam er in russischen Gefängnissen um. Alles wurde verschwiegen und beschönigt. Letztlich wurden der tote Anwalt und Browder selbst von einem russischen Gericht in Abwesenheit (der eine war ja schon tot) zu langen Kerkerstrafen verurteilt. Da wurde der Millionär Browder zum Menschenrechtsaktivisten. Er kämpfte um die Gerechtigkeit und den Imagegewinn seines ermordeten Anwalts. Er rechtfertig das im Buch so: „Wenn man mich damals an der Stanford Business School gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Leben als Hedgefonds-Manager aufzugeben und Menschenrechtsaktivist zu werden, hätte ich den Fragesteller für verrückt erklärt.“ (Seite 399) Browder ließ keine Gelegenheit ungenützt. Beschäftigte die amerikanische und britische Regierung; machte die Öffentlichkeit mit YouTube Videos auf die Sache aufmerksam. Er riskierte dabei sein Leben, aber er gab nicht auf, bis es zu einer Unterstützung kam. Oft hatte man ihm abgeraten sein Leben zu riskieren. Er aber kämpfte weiter um Gerechtigkeit: „Ich tue das alles zweifellos nicht aus Tapferkeit; ich bin nicht tapferer als andere. Ich empfinde die Angst ebenso quälend, wie es jeder andere Mensch unter diesen Umständen tun würde, aber ich habe festgestellt, dass dieses Gefühl, wie sehr ich mich in bestimmten Situationen auch ängstigen mag, nicht von Dauer ist. Nach einer gewissen Zeit schwächt es sich ab. Wie jeder bestätigen wird, der eine Weile in einem Kriegsgebiet gelebt hat oder einen gefährlichen Job verrichten musste, ist der menschliche Körper nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum Angst zu empfinden. Je mehr Ereignisse dieser Art man erlebt, umso besser kommt man damit zurecht.“ (Seite 397) Seinen Wechsel vom Wirtschaftsbereich zum Menschenrechtsaktivisten verglich er mit einem Schwarzweiß-Fernsehapparat (=Business) und einem Breitband-Farbfernseher (=kämpfen um Menschenrechte). Er sieht als Hauptdrahtzieher Präsident Putin. Wie es auch immer gewesen sein mag: mit der Publizierung dieses Falls haben sich sicher viele in Russland und auch anderen Ländern in ihrer Vorgehensweise geändert. Wie schon gesagt: das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, obwohl es um Realitäten geht. Die detaillierte Schilderung des Autors sind wahrscheinlich nur durch kontinuierliche Aufzeichnung entstanden. Tagebucheintragungen (?) oder ähnliches. An ein eigenes Buch war zu Beginn der Geschäfte in Russland sicher nicht zu denken. Unter dem Titel „Red Notice“ können sich viele Leser nicht wirklich vorstellen, was da dahintersteckt. Dass es ein Auslieferungsbegehren eines Landes über die INTERPOL ist habe ich auch nicht vermutet. Nach dem Autor dieses Buches wurde also international gefahndet. Generell möchte ich festhalten, dass in all diesen Aufzeichnungen das politische, juristische und Menschenrechts-System Russlands angeprangert wird. Wenn alles so war, wie beschrieben ist alles zurecht. Aber darüber hinaus denke ich, dass dieses Buch auch stellvertretend für viele Länder stehen kann. Ob sie sich Diktaturen oder Demokratien nennen. Ob ein ganzes Land oder eine Region. Ungerechtigkeiten rund um den Globus. Und trotzdem muss man optimistisch bleiben und Vorfälle mutig – so wie Browder – aufzeigen. |
KEPLINGER, Ludwig Zisterzienser in Österreich Buch 2019. @book{KEPLINGER2019, title = {Zisterzienser in Österreich}, author = {KEPLINGER, Ludwig}, year = {2019}, date = {2019-11-03}, abstract = {KEPLINGER, Ludwig: „Zisterzienser in Österreich“, Salzburg 2004 Ein sehr informatives und schön illustriertes Buch über die österreichischen Zisterzienserklöster. 9 Männerklöster - Heiligenkreuz, Lilienfeld, Rein, Schlierbach, Wilhering, Zwettl, Wettingen-Mehrerau, Stams, Engelszell – und 3 Frauenklöster – Mariastern-Gwiggen, Marienfeld und Marienkron. Aber auch die ehemaligen und aufgelassenen Zisterzienserklöster werden vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Entstehung, Spiritualität und Geschichte der Zisterzienser im Allgemeinen wird auf die Entwicklung und Eigenart der österreichischen Klöster eingegangen. Bild Bildern und ausführlichen Texten wird dann jedes Kloster vorgestellt; dessen Geschichte, aktuelle Situation und künstlerische Betrachtung. Einmal mehr wird hier aufgezeigt, welche schöne Kulturdenkmäler Österreich hat }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } KEPLINGER, Ludwig: „Zisterzienser in Österreich“, Salzburg 2004 Ein sehr informatives und schön illustriertes Buch über die österreichischen Zisterzienserklöster. 9 Männerklöster - Heiligenkreuz, Lilienfeld, Rein, Schlierbach, Wilhering, Zwettl, Wettingen-Mehrerau, Stams, Engelszell – und 3 Frauenklöster – Mariastern-Gwiggen, Marienfeld und Marienkron. Aber auch die ehemaligen und aufgelassenen Zisterzienserklöster werden vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Entstehung, Spiritualität und Geschichte der Zisterzienser im Allgemeinen wird auf die Entwicklung und Eigenart der österreichischen Klöster eingegangen. Bild Bildern und ausführlichen Texten wird dann jedes Kloster vorgestellt; dessen Geschichte, aktuelle Situation und künstlerische Betrachtung. Einmal mehr wird hier aufgezeigt, welche schöne Kulturdenkmäler Österreich hat |
GRANSKY Christine de; DOUER, Alisa; FRERK Evelin ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch Buch 2019. @book{GRANSKY2019, title = {ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch}, author = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin}, year = {2019}, date = {2019-10-27}, abstract = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin: „ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch“, Hamburg 2004 Ich bin ja nicht nur ein Leser von Büchern, sondern auch ein Sammler. Von bestimmten Autoren will ich alle Bücher besitzen, wenngleich ich sie nach meinem Tod einer Universität vererben werde. Aber vollständige Sammlungen haben doch mehr Wert. Wert hat auch dieses Buch und seine frühen Texte von Erika Pluhar. Die am Cover angeführten Autoren sind Fotografinnen. Es ist ja ein Bildband. Dazwischen aber Texte der jüngeren Autorin Pluhar. Etwa Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1983 und „Frühe Texte“ aus dem Jahr 1998. Wunderbar auch die vielen schönen Bilder Erika Pluhars, die ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin: „ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch“, Hamburg 2004 Ich bin ja nicht nur ein Leser von Büchern, sondern auch ein Sammler. Von bestimmten Autoren will ich alle Bücher besitzen, wenngleich ich sie nach meinem Tod einer Universität vererben werde. Aber vollständige Sammlungen haben doch mehr Wert. Wert hat auch dieses Buch und seine frühen Texte von Erika Pluhar. Die am Cover angeführten Autoren sind Fotografinnen. Es ist ja ein Bildband. Dazwischen aber Texte der jüngeren Autorin Pluhar. Etwa Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1983 und „Frühe Texte“ aus dem Jahr 1998. Wunderbar auch die vielen schönen Bilder Erika Pluhars, die ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. |