@book{JELUSICH2021, title = {CAESAR}, author = {Mirko JELUSICH}, year = {2021}, date = {2021-03-06}, abstract = {JELUSICH, Mirko: „Caesar“, Wien 1929 Jelusich war ein engagierter österreichischer Nationalsozialist und damals anerkannter Schriftsteller. Die sowjetische Besatzung stellte ihn mehrmals unter Anklage. Es kam aber zu keiner Verurteilung. Seine Bücher hatten eine hohe Auflage und Beliebtheit bei den Lesern. So ist es interessant im Nachhinein in diese Welt eintauchen zu können. Bei historischen Themen, wie dem über den römischen Imperator, hat so eine politische Ausrichtung aber keine Auswirkung. Aus dieser Zeit bleibt aber der romantisierende, ausgeschmückte und langatmige Romanstil. Umgekehrt ist es aber doch ein Thema, das dem nationalsozialistischen System genehm war: ein Diktator, der Krieg führt … Das Leben Cäsars wird in 72 Kapitel beschrieben. Es sind Momentaufnahmen. Mit diesen Blitzlichtern muss der Leser, wie bei einem Puzzle, alles zusammensetzen. Diese einzelnen Geschichten sind aber sehr detailliert und verständlich beschrieben. Es beginnt mit dem Buben Caius, den seine Mutter sucht. Er rauft unerlaubt mit den Straßenbuben. Der Vater hatte Angst, dass er ein Stubenhocker wird. Schon im nächsten Kapitel tritt dem Leser der Jüngling Caius entgegen. Dieser erlebt den Regenten Sulla und beginnt sich politisch zu engagieren. In einem reichen Kaufmann findet er einen Förderer. In der Politik engagiert er sich als Vermittler zwischen verfeindeten Parteien und bringt sich zunehmend selbst ins Gespräch. Er steht auf der konservativen Seite, obwohl er ein Revolutionär war und ist. „Die Konservativen berufen sich auf ihre Tradition. Tradition ist der Rechtstitel, unter dem sie sich ihre Würden anmaßen, Tradition der Vorwand, unter dem sie sich knechten, Tradition ihr zweites Wort. Jawohl, auch ich bin ein Anhänger der Tradition: ich achte sie, ich ehre sie, ich liebe sie. Aber, das ist ja eben das Unglück, dass die Konservativen keine Tradition haben.“ (Seite 100/101) Er versucht die egozentrische Parteienwirtschaft aufzubrechen und stellt sich gegen etablierte und herrschende Politiker. Die Beschreibung des Lebens wird vom Autor in drei Abschnitte geteilt: • Caius Julius • Caesar • Imperator Im ersten ist die Jugend und das Werden des Mannes Cäsar in Schlaglichtern beschrieben. Cäsar wird durch geschickte, diplomatische Vorbereitung Konsul. Viele Menschen setzen viel Hoffnung ihn in. Er soll die Republik mit ihren sinkenden Werten wieder verbessern. Mehrmals beleuchtet der Autor auch den privaten Bereich. So etwa seine Heirat mit einer um vieles jüngeren Frau, die seine Tochter sein könnte. Sie aber hat Angst vor ihm und verweigert ihm die Hochzeitsnacht. Seine Frau stirbt und später heiratet er wieder eine junge Frau. Mit einer Freundin hat er aber einen Sohn, der ihn am Ende ermorden wird. Nach Ablauf seiner Jahre als Konsul zieht er für das römische Reich in den Krieg, aus dem viele Kriege werden. Hochs und Tiefs durchwandert er. Siege und Niederlagen. Freunde und Feinde begleiten sein Leben. Kriege in Gallien und gegen die Germanen halten ihn mehrere Jahre von der Heimat fern. Im weit entfernten Rom sitzen viele Neider, die ihm Schwierigkeiten machen wollen. Er pariert sie genauso, wie er im Kriegsführen seinen Gegnern Parole bietet. Er kämpft gegen Germanen, fällt zwei Mal in England ein und schlägt sich in Spanien und Ägypten. In Ägypten verliebt er sich in Kleopatra und verbringt zwei Jahre mit ihr. Zwei Jahre, die vielleicht seine schönsten waren und an die er sich oft erinnert. Mit einem Krieg und der Besetzung Alexandrias beendet er seinen Ägyptenaufenthalt. Sein Herz aber bleibt bei Kleopatra. Manche seiner Kriege sind brutal. So lautet etwa ein Befehl: „Alles Leben wird vernichtet, kein Weib, kein Kind geschont – nicht einmal das Vieh auf der Weide. Sengt, brennt, mordet nach Herzenslust! Mit Eisen und Feuer will ich diesen Schandfleck aus dem Angesicht der Erde tilgen!“ (Seite 300) Am Höhepunkt seiner Macht ist er sich derer auch bewusst: „Ich bin der Herr der Welt! Ich! Ich! Wenn es mir beliebt, halte ich den Erdball und hebe ihn zu den Sternen empor; wenn es mir beliebt, lasse ich ihn aus meiner Hand fallen, unbesorgt darum, ob er zerschellt oder nicht! Das hat mich allein zu kümmern und niemanden sonst! Denn von heute an gibt es nur noch einen Willen: Caesars Willen!“ (Seite 400) Am Ende wird der alternde Imperator vorgestellt. Wie er müde und zweifelnd ist. Wie er sieht, dass er zwar Dinge verändert hat, aber diese nicht wirklich angenommen wurden. Letztlich findet er, dass er dem Volk „Freiheit“ gegeben hat. Einen Besucher fragt er, was dieser unter Freiheit versteht. Der antwortet „Tun und lassen können, was man will.“ (Seite 454) Cäsar aber verbessert ihn „Tun und lassen können, was man darf.“ (Seite 455) Cäsar ist im Alter einsam und allein. In schlaflosen Nächten fragt er sich „Was will ich eigentlich?“ So detailgenau manche Szenen des Lebens beschrieben werden, so wenig wird über den Tod und die Ermordung Cäsars durch Brutus erzählt. Dass sein Leben dem Ende zu geht wird anhand eines Alptraums erzählt. Noch einmal zieht sein Leben an ihm vorbei. Er sieht, dass es dem Ende zu geht. Auch seine Frau tritt noch auf und will ihren Gatten vor dem Gang zum Senat warnen. Sie hatte einen Traum, in dem sie ihren Mann am Markt blutend sah und wie sich die Leute ihre Hände in diesem Blut wuschen. }, keywords = {Caesar, Diktator, Imperator, römische Reich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROTH2021, title = {Das doppelköpfige Österreich, Essays, Polemiken, Interviews}, author = {Gerhard ROTH}, year = {2021}, date = {2021-02-26}, abstract = {ROTH, Gerhard: „Das doppelköpfige Österreich, Essays, Polemiken, Interviews“, Frankfurt 1995 Das Buch ist Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen und enthält Essays, Interviews, Briefe und Polemiken des Dichters Gerhard Roth. Primär geht es um anscheinende Schwachstellen Österreichs. Um diese aufzuzeigen ist dem Dichter kein Argument zu schade. So wurde er auch immer wieder als Nestbeschmutzer des Landes bezeichnet. Aber er überzeichnet die Dinge. Jetzt – im Jahr 2021 – mit Abstand zu den Geschehnissen wirkt so manches lächerlich, überzogen und ausschließlich polemisch. So lässt er etwa keine Möglichkeit aus den ehemaligen Bundespräsident Waldheim lächerlich zu machen. Als bekennender Sozialist (obwohl er an anderer Stelle schreibt, er sei ein „Nullgruppler“, also keiner Partei zugehörig) nimmt er primär die rechten Parteien aufs Korn, wenngleich er auch Mängel in der SPÖ sieht. Die Beiträge sind im Buch in sechs Abschnitten zusammengefasst. Unter dem Titel „Antworten auf das österreichische Selbstverständnis“ greift er auf Figuren wie den Herrn Karl oder beschreibt die Situation in Form von Karikaturen. Im Abschnitt „Gespenster, Konflikte und Repliken“ geht Roth direkt in Konfrontation zum Vizekanzler Erhard Busek von der ÖVP. Ein Briefwechsel der beiden wird abgedruckt, bei denen natürlich der Dichter als Initiator, das letzte Wort hat. Aber auch die „eigenen“ sozialistischen Minister werden bloßgestellt. Im Kapitel „Der Schein siegt“ wird Innenminister Löschnak wegen der Abschiebung von kosovarischen Migranten an den Pranger gestellt. Er bezeichnet den Minister als einen „bürokratischen Apparatschik in eigener Angelegenheit (vergleichbar mit einem Lipizzaner, der sich selbst abrichtet)“ (Seite 114) Auch die Kultur Österreichs kommt an den Pranger. Es ist teilweise ein Rundumschlag. Bruno Kreisky und Thomas Bernhard wird ein eigener Abschnitt mit dem Titel „Sonnenkönig und Menschenfeind“ gewidmet. Als Sozialist definiert Roth Kreisky so: „Kreisky war ein kluger, gebildeter – und auch schlauer Mann. Eine Begegnung mit ihm war immer anregend – auch wenn er monologisierte – man blickte nicht zu ihm auf, sondern man mochte ihn.“ (Seite 140) Der Autor hatte sich viel mit Irrenhäusern und Guggings Bewohnern beschäftigt. Dementsprechend auch ein Niederschlag in diesem Anekdoten-Buch. Dem ehemaligen Jugoslawienkrieg wird das Kapitel „Rat Smrt“ gewidmet, wobei man lernt, dass (sowohl auf Serbisch, als auch auf Kroatisch) Rat Krieg heißt und Smrt Tod. Auch für diesen Krieg gibt der Autor Österreich die Schuld. Die Wurzeln für diese Auseinandersetzung seien von der österreichischen Monarchie gelegt worden. Den Abschluss des Buches bilden dann verschiedenste Interviews mit Gerhard Roth. Es ist also eine Selbstdarstellung und ein Wiederholen von bereits in anderen Medien Publiziertem. Ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem eigenen Heimatland. }, keywords = {Kritik, Österreich, Polemik, Politik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GANGHOFER2021, title = {Tarantella}, author = {Ludwig GANGHOFER }, year = {2021}, date = {2021-02-23}, abstract = {GANGHOFER, Ludwig: „Tarantella“, Novelle, Stuttgart 1899 Meine Eltern haben die Bücher Ganghofers mit Leidenschaft gelesen. Daher war es für uns Kinder eine „No Go Literatur“. Erst jetzt im Alter habe ich positive Kritik über Ganghofer gelesen und meine Schwester schenkte mir dieses Buch aus dem Jahr 1899. Eine Novelle, die sich in der Nähe von Neapel abspielt. Die erzählende Person – der Dichter – beschreibt die Region und die Schönheit der Landschaft. Auch sein Kontakt mit den Einheimischen des Dorfes. So lernte er ein bettelndes Mädchen kennen. Er sah sie tanzen. Ihre Mutter war eine berühmte Tänzerin und wurde nach einem Unfall gelähmt. Sie trainierte die Tochter zum typischen Tanz, dem Tarantella. Als in der besten Tanzgruppe ein Streit des Hauptpaares zu einer Trennung führte und die Truppe plötzlich ohne Tänzerin dastand vermittelte der Fremde das Mädchen. Ihr erster Auftritt war ein voller Erfolg. Sie ist dem „Vermittler“ sehr dankbar und prostet ihm zu „Auf eure Gesundheit, Herr! Hundert gesunde Jahre wünsch ich euch … ohne die bösen Tage, die ihr nicht haben wollt!“ (Seite 162) Einer der Künstler der Truppe – Mommino – verliebte sich in sie. Auch sie fühlte sich zu ihm hingezogen und die Tarantella, die sie leidenschaftlich tanzte, widmete sie ihm. Einer der Zuschauer des Abends, ein reicher Ausländer, war begeistert von Nannina, der jungen Tänzerin. Schon während der Vorführung hatte er kräftig applaudiert. Letztlich ging sie mit ihm. Sie fuhren nach Capri. Dort musste sie immer für ihn tanzen. Er beschenkte sie mit Kleidern und gab ihr Geld für die Mutter. Als sie zurück ins Dorf kam, zeigte sie all ihre Erwerbungen Mommino am Hauptplatz, dessen Herz vor Liebe gebrochen war. Nannina trennte sich vom ausländischen Liebhaber. Viel Geld hatte sie von ihm bekommen und alles der Mutter gegeben, die sich neu eingerichtet hatte und sich Dinge leistete, von denen sie lange geträumt hatte. Auch eine Magd stand ihr zur Seite und gegen Bezahlung vertrieb ein Bub die Vögel im Garten, damit sie nicht die Früchte des Hausbesitzers fraßen. Nannina wollte wieder zurück zur Tanzgruppe, aber deren Chef verwehrte es. Nannina suchte Unterstützung beim Erzähler dieser Geschichte. Gemeinsam versuchten sie den Chef der Tanztruppe zu überreden. Ergebnislos. Da tanzte Nannia unaufgefordert. Das Publikum war begeistert. Letztlich sang sie auch noch. Ein Lied vom Tod. Sie hatte es sehr inbrünstig vorgetragen und im Anschluss an die Vorstellung gab es noch einen Streit mit Mommino, der sie aber ablehnte. Dann beging sie Selbstmord. Mommino kündigte seinen Job und ermöglichte durch eine großzügige Spende an die Kirche, dass Nannina als Selbstmörderin ein kirchliches Begräbnis bekam. Letztlich rechnete er noch mit der Mutter ab. Er gab ihr all seine Ersparnisse, damit sie ein schönes Leben führen könne. Im Gegenzug musste sie ihm das Geld des ausländischen Verführers geben. Dieses Geld verbrannte er. Das war – wie er sagte – die halbe Rechnung, denn anschließend ging er ins Hotel, wo sie am Vortag eine Vorführung hatten und ermordete einen Kellner. Als ihn die Polizei abführte sang er ein Liebeslied. Eine sehr romantische Geschichte, die im Ziel der Zeit und in der Ausdrucksform Ganghofers noch emotioneller wirkt. Ich brauchte einige Zeit, um mich in die Art des Buches einzulesen. In die doch verschiedenen Buchstaben, bei denen ein s so ähnlich aussieht wie ein f. Auch die Rechtschreibung ist anders. Ware heißt hier Waare. Die Tat wird noch mit h geschrieben: That. Auch der Stil ist ein anderer als in unserem Jahrhundert. Romantisch und ausgeschmückt werden die Dinge erzählt. Dazu viele Redewendungen und Vergleiche. Als der Maurer Mommino bei Regenwetter, als am Bau nicht gearbeitet wurde, von Zeche zu Zeche eilte sagte er „Da schont man den Sessel zu Hause, aber nicht das Geld im Sack.“ (Seite 278) Nannina bereute, das was sie getan hatte und Ganghofer lässt sie sagen „Denn hätt ichs gewußt … bei meiner ewigen Seele, Seniorr, lieber hätte ich mir das Fleisch aus meinen Armen gebissen und hätt es der Mutter gekocht, wenn ich gewußt hätt, was ich euch anthu … euch und mir!“ (Seite 253) Als das dünne Mädchen in den Kleidern ihrer Vorgängerin stand meinte einer der Tänzer „Sie ist freilich ein Fisch, der nur Gräten hat, aber sie wird schwimmen.“ (Seite 122) Damit meinte er, dass ihr Busen viel kleiner war als jener der Vorgängerin. Als man ihr das Kleid anpasste sagte der Chef der Gruppe „Und jetzt stecken sie das magere Ding hinein! Die wird drin aussehen wie ein Kinderfuß im Schlappschuh der Großmutter!“ (Seite 120/121) Aber, es ist interessant ein 100 Jahre altes Buch zu lesen und zu erfahren, wie man damals formulierte und wie damals der Geschmack der Leser war. Mit über 100 Jahren ist das Buch schon eine Rarität. Ein schöner Einband und geschmackvolle Abbildungen ergänzen den Text. }, keywords = {Liebesaffairen, Neapel, Romantisch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EDELBAUER2021, title = {DAVE}, author = {EDELBAUER, Raphaela}, year = {2021}, date = {2021-02-17}, abstract = {EDELBAUER, Raphaela: „DAVE“, Stuttgart 2021 Frau Edelbauer ist eine neue Generation der Schriftstellerzunft. Schon der letzte Roman war anders als alles bisher oder derzeit Geschriebene. Viel Fantasie. Wunderschöne Formulierungen. Bringt so eine junge Dichterin ein gutes Buch heraus zweifeln die Experten oft, ob ein Folgeroman auf diesem Niveau gelingen kann. Mit DAVE hat Edelbauer noch eine Steigerung geliefert. Ja, sie hat ihre Fantasie und ihre Formulierkunst noch weiter gesteigert. Ich habe das Buch andächtig gelesen. Nicht schnell und zwischendurch. Wenn ich nur ein kleines Zeitfenster zum Lesen hatte, ließ ich das Buch liegen. Ich versuchte es ausgeglichen und entspannt zu lesen, ja zu genießen. DAVE ist ein Roman mit einer neuen Dimension. Er ist mit naturwissenschaftlichem Wissen gespickt. Hier hätte ich eine Anregung für den Verlag: Nicht Jeder hat so viel Naturwissenschaftswissen abrufbar. Ein Anhang mit Erklärungen würde einen Beitrag zum besseren Verstehen bieten. Wobei man aber nicht alles verstehen muss. Man kann sich einfach durch die Geschehnisse treiben lassen. Die Hauptakteure des Romans sind ein Mann namens Syz und ein Computer namens DAVE. Der Planet Erde ist unbewohnbar geworden. In einem riesigen Gebäude haben sich elitäre Menschen – wie in eine Arche Noah – zurückgezogen. Sie entwickeln hier einen Supercomputer, eben DAVE. Tausende Menschen programmieren an ihm. Es soll die erste Künstliche Intelligenz werden, die mit einem eigenen Bewusstsein ausgestattet werden soll. Daneben will man auch die umgebende und zerstörte Welt wieder bewohnbar machen. „Unendliche Intelligenz und die Kapazität“ (Seite 15) soll alle Probleme lösen und so eine friedliche Welt erzeugen. Dieser Computer soll Gott ähnlich werden. „Wir haben vergessen, dass wir aus dem einen großen Bewusstsein kommen, können uns nicht an unsere göttliche Natur erinnern. In Jesus wurde Gott Mensch, in DAVE wird der Mensch wieder allmächtig, und zwar durch unendlich gesteigerte Denkleistung …“ (Seite 44) Edelbauer lässt einem der Proponenten des Romans auch sagen, dass wir Menschen kein Schöpfungsakt eines Gottes sind. „Wenn Gott uns zusammengesetzt hätte, Stück für Stück inklusive jenes unverbrüchlichen Kerns, in dem das Selbstbewusstsein schon angelegt ist und er uns jede unserer Geistesfunktionen planvoll verliehen hätte, dann wäre unser Selbstbewusstsein ja gar nicht unseres, sondern seins. Wir wären nur Extensionen seines Geistes.“ (Seite 362) Mit DAVE soll der IQ gegenüber dem eines Menschen mit 100 um das 1000-fache gesteigert werden. Daneben soll das lineare Zeitdenken ersetzt werden. „Orthogonale Zeit ist ein Gegenkonzept zu unserer linearen – Dick meinte, wie die Rillen einer LP gehe Chronologie im Kreis herum und alles, was schon geschehen sei und noch geschehen werde, sei auf der Platte gleichzeitig vorhanden, selbst wenn sie die Nadel gerade an einer anderen Stelle befände.“ (Seite 166) Eine Theorie, die sich an die Jordankurve anlehnt. Vieles soll gelöst werden „Es geht entweder um Unsterblichkeit oder um eine Uranusexpedition, um Robotik, die Heilung von Krebs, das Ende des Alterns, die Transzendent, die Weltschau, die kognitive Allmacht, das Ende der Menschheit, das Ende der Geschichte oder aber alles davon.“ (Seite 181) Als Kind war Syz am Funktionieren von Lebewesen interessiert. In der Schule sezierte er einen Frosch. Er interessierte sich weniger an der „Mechanik“ der Lebewesen als an deren Gehirn, in dem er Ähnlichkeiten zu einem Computer sah. Syz ist nur ein kleiner Programmierer, der aber Karriere machen will. Letztlich wird er – von einem Algorithmus auserwählt – zum Abbild DAVEs. In vielen Sitzungen versucht man das Empfinden, das Bewusstsein von Syz in den Riesencomputer zu programmieren. DAVE wird Syz. Dieser bekommt aber Zweifel. Philosophische und ethische Überlegungen bringen ihn dazu dieses Projekt zu torpedieren. Er trifft auf Freunde und Menschen, die schon vor ihm sich Gedanken gemacht hatten. Er versucht auszubrechen und verlässt auch die „Arche“, um mit neuen Aufträgen, dieses Projekt zum Scheitern zu bringen, zurückzukehren. Ausgestattet mit dem Programm eines Vorgängers, dem man DAVE nachbauen wollte und der ebenfalls Zweifel bekam, will er in letzter Sekunde dieses unmögliche Projekt stürzen. In diesem Aspekt wird das Buch zu einer Abenteuergeschichte. Mit viel Spannung und Dramatik erzählt Edelbauer ein Finale, wie man es als Leser nicht erwarten würde und wie auch ich, der Rezensent, es nicht verraten will. Jeder soll es sich selbst erlesen. Es wäre sonst so, als würde man in einem Kriminalroman den Täter im Vorhinein bekanntgeben. Auf alle Fälle ist es ein interessantes Buch. Eines, das ich wirklich empfehlen kann. Eines, wie ich es schon lange nicht gelesen habe. }, keywords = {Computer, KI, Neue Welt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{OBAMA2021b, title = {BECOMING. Meine Geschichte}, author = {Michelle OBAMA}, year = {2021}, date = {2021-02-05}, abstract = {OBAMA, Michelle: „Becoming. Meine Geschichte“, München 2018 Eine Frau, die aus bescheidenen Verhältnissen kommt und ganz nach oben gelangt. Die Tochter einfacher Leute. Mitglied einer schwarzen Familie und aufgewachsen in einem nicht sehr angesehenen Bezirk von Chicago. Ihr älterer Bruder ist ihr Mentor und Beschützer. Die Familie gibt ihr Nestwärme. Die Eltern engagieren sich für die Kinder und beide studieren an einer angesehenen Universität. Michelle kommt ganz nach oben. Wird Rechtsanwältin und lernt dabei einen Jus-Studenten kennen, der in ihrer Kanzlei ein Praktikum macht. Sie wird seine Betreuerin und letztlich seine Geliebte und spätere Ehefrau. Sie sind zwei gänzlich verschiedene Typen. Michelle ist ein Familienmensch. Sie ist in der heilen Familie aufgewachsen und sieht darin ihr Ideal. Alles muss genau und geordnet sein. Barack, ihr Mann stammt aus einer geschiedenen Ehe. Den Vater aus Kenia, der Student in Hawaii war, lernt er nicht kennen. Er hatte seine Frau, die Mutter Obamas, verlassen und kehrte nach Afrika zurück. Die Mutter heiratete wieder. Diesmal einen Indonesier. Mehrere Jahre lebte sie mit Barack in Indonesien, schickt den Buben aber dann heim zur Großmutter, wo er zur Schule ging. Auch er schlägt sich im Studium durch, verfolgt aber nicht die Rechtsanwaltslaufbahn, sondern engagiert sich in sozialen Organisationen. Als die beiden zusammenziehen verstärkt sich die Verschiedenheit noch. In der gemeinsamen Wohnung bekommt er dann ein eigenes Zimmer für seine vielen Bücher und dort kann es unaufgeräumt sein. Es wird seine Höhle. Eine Höhle, wie er sie in allen Häusern, die sie bewohnten, bekam. Beide wollten aber eine Familie. Zwei Kinder – Mädchen - kamen zur Welt. Barack und Michelle waren liebevolle Eltern. Obwohl Brack weiter seinen eigenen Interessen nachging. Die Familie war ihm wichtig, aber auch sein soziales und später politisches Engagement brauchte Zeit und Energie. Wie Barack Politiker, Senator und dann Präsident Amerikas wurde schildert Michelle Obama in diesem Buch aus dem Blickwinkel einer Frau. Einer Frau, die sich um die Kinder kümmern muss, die ihre Karriere zu Gunsten des Mannes zurückstecken muss, die viele Tage und Wochen allein mit den Kindern ist. Der Mann ist auf Jagd nach Wählerstimmen, bei Versammlungen oder Sitzungen. Daneben schreibt er noch ein Buch, zu dem er sich für einige Wochen nach Indonesien zurückzieht. Die Ehe kriselt. Sie gehen in eine Eheberatung. Michelle erwartet davon, dass ihr Mann wieder mehr zu Hause sein würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Sie musste ihren Mann akzeptieren, wie er war und selbst einen neuen Lebenssinn finden. Das Buch beginnt mit einem Prolog. Geschrieben im März 2017; also nach der Zeit im Weißen Haus. Die Familie wohnt in einem eigenen Haus in Washington. Sie sind nicht nach Illinois zurückgekehrt. Sie ist wieder allein. Der Mann ist unterwegs. Umtriebig wie vorher. Den Buchtitel „Becoming“ verwendet die Autorin auch für die einzelnen Kapitel des Buches. In „Becoming Me – Ich werden“ erzählt sie von ihrer Kindheit und Jugend. Mit „Becoming Us – Wir werden“ - über ihre Partnerschaft und Entstehung der Ehe mit Barack. „Becoming More – Mehr werden“ -, dann über die Präsidentschaft und deren Probleme. Das Leben im Weißen Haus wird durch diesen Bericht einer breiten Öffentlichkeit anschaulich gemacht. Es ähnelt mehr einem Gefängnis als einem freien, demokratischen Wohnhaus. Überall sind Sicherheitsbeamte. Kein Weg darf allein gemacht werden. Fenster können nicht geöffnet werde. Selten ist man allein. Der Mann ist kein Familienvater mehr, sondern ein 24-Stunden-Beamter. Michelle will nicht nur die lächelnde Gattin des Präsidenten sein. Sie will selbst Aktivitäten voranbringen und engagiert sich für Jugendliche und Kriegsveteranen. Immer wieder versucht sie aus dem Korsett der Rolle der First Lady auszubrechen, aber sie ist es und muss ihre Rolle erfüllen. Beim Lesen spürt man die Veränderungen dieser Frau. Im letzten Kapitel lernt man eine andere Frau kennen als jene in den ersten Abschnitten. Vor allem im Abschnitt, in dem sie ihren Aufenthalt im Weißen Haus schildert, gibt es viele Rechtfertigungen ihres Lebens. Dinge, die in der Öffentlichkeit anders gesehen wurden, als sie sie geplant hatte. Oder eine nachherige Korrektur. Sie verschweigt aber auch keine Fehler, wie sie etwa der englischen Königin die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Eine Rückkehr in ein normales Leben ist nach dem Amt eines amerikanischen Präsidenten nicht möglich. Security Beamte sorgen weiter für die Sicherheit der Familie. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und angenehm zu lesen. Es zeigt den Werdegang einer schwarzen Amerikanerin. Mit welchen Hindernissen diese Menschen noch immer kämpfen müssen. Sie, die es geschafft hat, setzt sich aber für mehr Gerechtigkeit ein; auch wenn dies beim nachfolgenden Präsidenten Trump einen Rückschlag erlitten hat. }, keywords = {Amerika, First Lady, Karriere, Schwarze, USA}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HASSLER2021, title = {Jedem das Seine}, author = {HASSLER, Silke TURRINI, Peter}, year = {2021}, date = {2021-01-24}, abstract = {HASSLER, Silke, TURRINI, Peter: „Jedem das Seine. Ein Volksstück“, Innsbruck Wien 2016 In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurden Gefangene aus verschiedenen Lagern in Richtung Westen getrieben; weg von den anrückenden sowjetischen Militärs. Sie gingen mit der Bezeichnung „Todesmärsche“ in die Geschichte ein. Die beiden Autoren beschäftigte dieses Thema schon länger. Vor allem, weil „diese Greueltaten an Juden geschahen direkt vor den Augen der Menschen und nicht in Konzentrationslagern, von denen angeblich niemand etwas gewusst hat.“ (Seite 102) Sie wählten für die Umsetzung dieses Themas eine Tragikomödie, in der sie die Zuschauer und Leser zuerst zum Lachen bringen, um sie dann am Ende mit den tatsächlichen Schrecknissen zu konfrontieren. Das Stück besteht – so Peter Turrini – aus einer Mischung von Erfundenem und Vorgefundenem. Manche Personen gab es wirklich; andere wurden dazu gedichtet. Das Stück spielt in der Scheune eines Bauern, in der eine Gruppe jüdischer Häftlinge gefangen gehalten wird. Einer von ihnen ist Schauspieler. Er will die triste Stimmung, der zum Tode verurteilten heben und schlägt vor die Operette „Wiener Blut“ aufzuführen. Für die erschöpften und ausgehungerten Menschen ein schier unvorstellbares Unterfangen. Dann tritt eine Magd des Bauernhofs und die Bäuerin auf. Sie bringen den Häftlingen zu essen und beteiligen sich am Einstudieren der Operette. Ein altes Klavier wird hervorgeholt, auf dem ein alter Häftling spielt. Ein Geiger ist unter den Gefangenen und die Magd bringt ihre Gitarre, an der einige Saiten fehlen. Auch die Bäuerin beteiligt sich. Neben einem Suppentopf bringt sie ihre Zither. Der Bauer ist als überzeugter Nationalsozialist beim Volkssturm engagiert. Für ihn ist - als er in den Stadl kommt – die Situation eine Katastrophe. Er ist politisch für die Sache verantwortlich und sieht auch das Risiko, das er und seine Frau eingehen. Heftig opponiert er gegen diese Operettenaufführung. Letztlich überzeugt ihn die Ehefrau und er holt seine Ziehharmonika und spielt mit. Als der Dorfgendarm in den Stadl kommt verteidigt der Bauer die Situation. Es sei sein privater Stadl und da könne er machen, was er wolle. Ein Bub kommt und schreit, dass Hitler gestorben sei. Das bedeute doch, dass der Krieg aus sei. Die Operette wird auszugsweise aufgeführt. Das Stück endet aber anders: „Auf der Rückseite der Bühne erscheint folgender Text: In der Nacht auf den 2. Mai 1945 wurde der Stadel von betrunkenen Nazioffizieren und einigen Dorfbewohnern angezündet. Alle jüdischen Häftlinge sind verbrannt, keiner von ihnen hat überlebt.“ (Seite 67) Silke Hasler argumentiert diesen Schluss so: „Für uns ist der Schluss ganz wichtig, weil er die Realität zeigt, nicht, was wir gerne hätten, sondern was tatsächlich vorgefallen ist.“ (Seite 104) Mit der Magd und der Bäuerin bleibt aber auch ein positiver Aspekt im Raum stehen: „Es gibt Menschen, die helfen, und es gibt Menschen, die sich für das Schicksal anderer nicht interessieren.“ (Turrini, Seite 110) Das Stück wurde von zwei Personen – Hassler und Turrini – geschrieben. Sicher kein einfaches Unterfangen. Turrini sagte dazu „Wir streiten auf Augenhöhe. Anders geht es gar nicht, sonst nimmt man die Argumente des anderen nicht ernst.“ (Seite 105) Die Beiden haben zwar schon lange zusammengearbeitet, aber jeder für sich geschrieben und vom Partner die Anregungen angenommen (oder auch nicht). In diesem Fall musste es aber so sein, dass beide mit einer Formulierung zufrieden waren. Das brachte sicherlich noch eine weitere Qualitätssteigerung; obwohl beide schon auf hohem Niveau schreiben. }, keywords = {Juden, Kriegsende, Todesmarsch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2021, title = {Tod und Teufel}, author = {TURRINI Peter}, year = {2021}, date = {2021-01-23}, abstract = {TURRINI, Peter: „Tod und Teufel“, Wien 1990 Das Stück ist in einem Theaterheft des Burgtheaters aus dem Jahre 1990 abgedruckt. Am Antiquitätenmarkt bekam ich es zum mehrfachen Neupreis. Turrini setzt sich in diesem Theaterstück mit dem Tod und dem Teufel auseinander. Konkret geht er die Sünde suchen. Dabei landet er bei einer arbeitslosen Kassiererin, die ihn in die sexuelle Sünde einführt. Der Pfarrer ist verrückt danach, die Sünde zu finden. Da er auch seine Predigten im Dorf darauf aufbaut schickt der Bischof einen Pater zu ihm. Eigentlich wollte sich der Pfarrer aufhängen, aber nach dem Gespräch steigt er aus der Schlinge. Rudi, ein arbeitsloser junger Mann verlässt das Dorf. Auch der Pfarrer fährt in die Hauptstadt, wo sich ihre Wege mehrmals kreuzen. In der Stadt kommt er zu einem Nachtklub. Der Türsteher bietet ihm verschiedenste Sexutensilien an. Am frühen Morgen trifft er wieder auf Rudi. Diesmal mit der arbeitslosen Kassiererin, die mehrfach wegen Ladendiebstahls vorbestraft ist. Ein junger Journalist will mit ihnen ein Interview machen. Der Pfarrer zieht bei der Kassiererin ein. Die Wohnung hat keine Möbel. Nur einen Kasten. Zum Schlafen Matratzen am Boden und einen Haufen gestohlener Waren. Es gibt keinen elektrischen Strom. Das E-Werk hat die Lieferung eingestellt, weil keine Rechnungen bezahlt wurden. Sie will ihn verführen, um ihm die Sünde zu zeigen. Nach heftigem Alkoholkonsum gelingt es. Währenddessen trifft Rudi eine Schauspiellehrerin. Er möchte zum Film. Er stellt sich als ungeeignet heraus. In einer Werbeagentur findet eine Party mit namhaften Persönlichkeiten statt. Rudi verschaffte sich als Aushilfskellner einen Zugang und so Kontakt zu einem Filmemacher. Mit seiner Pistole nimmt er die Tochter des Medienmannes als Geisel um engagiert zu werden. Ein Waffenhändler findet Gefallen an ihm. Die Tochter kommt zu Rudi zurück und hantiert mit der Pistole. Versehentlich löst sich ein Schuss und sie stirbt. Rudi flüchtet in die Wohnung der Kassiererin. Der Pfarrer will Rudi helfen und dessen Unschuld beweisen und geht zum Waffenhändler. Dort wird dem Kriegsminister gerade ein neues Gewehr vorgeführt. Ein Gewehr, das sich selbst das Ziel sucht, egal wie genau der Schütze zielt. Es wird auf die Pupille eingestellt. In einem Menü kann man wählen welcher Menschentyp erschossen werden soll. Man stellt ein „Araber“ und ein Araber wird getroffen. Alle versuchen sich am Gewehr. Auch der Pfarrer wird gebeten. Letztlich haben sie sieben Menschen ermordet, die von Dienern ins Zimmer gebracht werden, wo dann ein Essen abgehalten wird. Der Pfarrer wird immer verrückter und er verschanzt sich nackt in einem offenen Schließfach am Bahnhof. Die Polizei will ihn festnehmen. Rudi eilt zu Hilfe und zückt seine Pistole. Dabei erschießt er einen der zwei Polizisten. Mit dem Pfarrer flüchtet er in die Wohnung der Kassiererin. Das Haus wird von Polizisten und Scharfschützen umstellt. In einem Gefecht stirbt Rudi. Der Pfarrer nagelt sich an einen Kasten wie ein gekreuzigter Christus. Die Kassiererin flüchtet. Obwohl das Stück streckenweise sehr skurril wirkt, enthält es viel Wahres. Der verrückte Pfarrer sagt etwa „Der Himmel ist auf die Erde gefallen. Es gibt keine Sünde, es gibt keine Vergebung mehr. Die Menschen haben Gott die Sünde abgekauft, er kann ihnen nichts mehr vergeben. Gott ist zu seinen Ebenbildern herabgekommen. Die Säulen des Himmels sind zerbrochen. Der Himmel ist auf die Erde gefallen. Das Himmelreich ist unter uns.“ (Seite 75) }, keywords = {Gott, Pfarrer, Sünde}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CANETTI2021, title = {Das Augenspiel. Lebensgeschichte 1931 - 1937}, author = {CANETTI, Elias}, year = {2021}, date = {2021-01-21}, abstract = {CANETTI, Elias: „Das Augenspiel, Lebensgeschichte 1931-1937“, Frankfurt 2015 Drei autobiografische Bücher hat Canetti geschrieben. „Das Augenspiel“ ist das letzte und zeigt den Schriftsteller, wie er ein etwas selbstbewusster Autor geworden ist. In den Jahren 1931 bis 1937 – auf die sich dieses Buch bezieht – wohnte und wirkte Canetti in Wien. In den vorliegenden Berichten wird Wien als eine kulturell pulsierende Stadt beschrieben. Namhaften Künstler und Persönlichkeiten ist Canetti begegnet und in diesen Erzählungen charakterisiert er sie. „Es gab etliche Menschen in Wien, mit denen ich damals umging, die ich öfters sah, denen ich mich nicht verweigerte, und sie zerfielen in zwei einander entgegengesetzte Gruppen. Die einen, es waren vielleicht sechs oder sieben, bewunderte ich für ihre Arbeit und den Ernst, mit dem sie zu ihr standen.“ (Seite 119) Die anderen waren „die eben das Entgegengesetzte vertraten, die für Geld, Ruhm und Macht zu allem bereit waren. Auch von ihnen war ich fasziniert, allerdings auf ganz andere Weise.“ (Seite 120) Viel Respekt hatte er vor Hermann Broch und wurde letztlich zu seinem Freund. Anna Mahler, die Tochter des Musikers Mahler, war seine Geliebte. Sie, eine Bildhauerin, verließ ihn aber. Die Freundschaft aber blieb bestehen. So machte sie ihn mit dem Bildhauer Wotruba bekannt, der letztlich ein guter Freunde Canettis wurde. Die Mutter Anna Mahlers wird als arrogant und überheblich dargestellt. Sie war es auch, die ihn Canetti keinen würdigen Schwiegersohn und Mann für ihre Tochter sah. Auch nach der Trennung verehrte Canetti Anna: „Die Leuchtkraft des Ruhms, der um Anna lag, war so groß, dass ich nichts Übles von ihr geglaubt hätte.“ (Seite 74) Annas Atelier lag in der Operngasse, gegenüber der Wiener Oper. Viele Künstler kamen bei ihr vorbei und viele von ihnen hat sie in Portrait-Köpfen verewigt. Fritz Wotruba wer ein „harter“ Mensch. So wie er feste Steine bearbeitete war auch sein Umgang mit der Sprache. Er verwendete tiefen Wiener Dialekt. Canetti besuchte ihn oft in seinem Atelier unter den Stadtbahnbögen. Auch bei ihm zu Hause – er wohnte bei der Mutter und kleinen Schwester – war er geladen. Wotrubas Lebensgefährtin war sprachlich das Gegenteil. Sie sprach nur Hochdeutsch und auch nach Jahrzehnten in Wien nahm sie keinen Wiener Akzent an. Verehrung und Respekt brachte Canetti Herrn Dr. Sonne entgegen, dem das zweite Kapitel des Buches gewidmet ist. Seine Freundin Veza war von Dr. Sonne nicht so begeistert und nannte ihn „Siebenmonatskind“, weil „er nicht voll ausgebildet war, dass ihm zu einem kompletten, normalen Menschen etwas fehle.“ (Seite 134) Trotzdem blieb er Canettis Vorbild. 1933 führten ihn dann Reisen nach Straßburg – wo er sich länger aufhielt -, Zürich und Paris. Hitler war inzwischen in Deutschland an die Macht gekommen und Bücher wurden öffentlich verbrannt. Dies brachte Canetti zu einem Werk, in dem er Spiegel verbietet. In Zürich lernte er bei einer Lesung James Joyes kennen und verachten. Die in diesem Buch behandelte Zeitspanne betrifft jene, in der Canetti in Wien wohnte. Mit dem Teil 4 führt er in seinen Wohnbezirk Grinzing ein. Unabhängig von den biografischen Informationen bekommt man einen Einblick in das Leben der Intellektuellen dieser Zeit. So traf er Alban Berg noch wenige Wochen vor dessen Tod im Café. In unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Haus wohnte die Familie des Zeitungsherausgebers Benedikt. Die Familie war ihm anfangs suspekt und unsympathisch. Durch den Kontakt mit der Tochter wird er von der Familie aufgenommen. Man „köderte“ ihn mit einer Einladung, an der auch „das Dreigestirn der Wiener Décadence um die Jahrhundertwende: Schnitzler, Hofmannsthal und Beer-Hofmann“ (Seite 238) teilnahmen. Thomas Mann gab er ein Manuskript für ein Buch zur Begutachtung. Nach vier Jahren bekam er eine Antwort. Grinzing, in dem Stadtteil er wohnte, war und ist das Heurigendorf Wiens. Das hatte auch auf Canetti Einfluss: „In die Heurigen ging ich – von Zeit zu Zeit, nicht häufig – mit Freunden und besonders mit Besuchern, die aus dem Ausland kamen.“ (Seite 258) Die Fahrt mit der Straßenbahn der Nummer 38 in das Stadtzentrum liebte er. „Es war keine lange Strecke, ich befuhr sie von Endstation zu Endstation, keine halbe Stunde lang. Aber die Fahrt hätte auch länger dauern können, es war eine interessante Strecke…“ (Seite 259) Im letzten Abschnitt des Buches wird seine Bekanntschaft mit dem Maler Kokoschka in Prag und der Tod seiner Mutter in Paris beschrieben. Die biografische Beschreibung endet 1937. Wien wurde dann mit dem Anschluss ans Deutsche Reich um all diese Persönlichkeiten, die man im Buch kennenlernt, beraubt. So auch Canetti, der sich nach London absetzte. }, keywords = {Biografie, Canetti, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STREERUWITZ2021, title = {Der Abe3nd nach dem Begräbnis der besten Freundin}, author = {STREERUWITZ, Marlene}, year = {2021}, date = {2021-01-15}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“, Frankfurt 2008 Als ihre beste Freundin starb war sie in Amerika. Sie wollte nicht heimfahren, weil die Freundin sonst das nahende Ende registrieren würde. Das Buch beginnt mit der Heimfahrt vom Begräbnis. Im Auto kommen ihr Gedanken zum Begräbnis. Warum etwa der Mann das Lied „I did it my way“ spielen ließ. Wollte er ihr damit sagen, dass der Krebs durch ihr vieles Rauchen kam; also ihre Schuld? Sie ging nicht zum Leichenschmaus. Dem Schweinsbratenessen und lustig sein wollte sie entgehen und fuhr heim, obwohl sie dort hungrig ankam. Viele Gedanken zum Tod der Freundin. Lilli – so hieß die Freundin – hatte „das Sterben gelernt wie eine Fremdsprache. Sie hat das gemacht wie alles andere auch. Begabt und mit Einsatz.“ (Seite 12) Die Freundin hatte viele Liebhaber. Sie weiß nicht wie viele es waren, hat aber alle im Tagebuch vermerkt. Sie, die Autorin, war ihr Schmiere gestanden. Hat Ausstellungen besucht und einen Bericht geschrieben, während die Andere mit einem Liebhaber in einem Bett lag. Um zu Hause vor dem Ehemann zu rechtfertigen wo sie war, las sie die Zusammenfassung der Freundin über die Ausstellung. Die chauvinistischen Unternehmen der Freundin unterstützte sie, weil sie sich selbst nicht traute auch so etwas zu machen. Die Freundin hatte viele Liebhaber gehabt. Einen hätte „sie den Kindern vorstellen wollen. Mit diesem Mann hatte sie das Gefühl gehabt, sie müsse das alles in Eines zusammenführen. In einen Lebensstrom. In dem hätte der Ehemann dann keinen Platz gehabt.“ (Seite 20) Jetzt war sie „gegangen“. „Voran. Sie hat es hinter sich. Hinter sich gebracht. Und warum man so viel Angst vor etwas hat, was niemand anderer je erfahren wird. Zu ihren vielen Geheimnissen noch dieses eine. Wie war das. Der letzte Gedanke. Das letzte Gefühl. Eine letzte Empfindung. Und wusste sie. Weiß man. Dass es das ist. Und schlief sie wirklich. Oder war sie in das Sterben gelähmt nur ruhig in ihrem Bett.“ (Seite 46) Zwei Jahre und sieben Monate hatte sie gegen den Krebs angekämpft. Großartig der Satz „Sie war so damit beschäftigt, das Sterben ernst zu nehmen, dass sie den Tod übersehen hat.“ (Seite 26) Zwölf Stunden wollte die Autorin an die verstorbene Freundin denken und am Ende der zwölften Stunde steht ein Gedicht, das so endet: mein lieber bruder besuche mich verlorenes kind und nimm mich mit und heim in meiner mutter silbermatte scheibe und zeige mir wo ich ein bleiben find }, keywords = {Begräbnis, Sterben, Tod}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{(Hg)2021, title = {Wunderwelt Ötscher. Kostbares aus Kultur und Natur}, editor = {Kulturregion Niederösterreich (Hg)}, year = {2021}, date = {2021-01-14}, abstract = {Kulturregion Niederösterreich (Hg): „Wunderwelt Ötscher. Kostbares aus Kultur und Natur“, Sankt Pölten 2015 Der Ötscher hat mich immer schon fasziniert. Ich weiß nicht warum. Er steht so mächtig über seinen ihn umgebenden kleineren Bergen und ist weithin sichtbar. Wenn ich von Krems nach Sankt Pölten fahre sehe ich ihn schon. Fährt man die Westautobahn nach begleitet er die Autofahrer. Im Alpenhotel in Gösing, wo ich schon mehrere Urlaube gemacht hatte, steht er schon beim Aufstehen vor dem Hotelfenster. Ein mystischer Berg. Pfarrer Franz Jantsch zählte ihn zu einem Punkt eines magischen Dreiecks. Im vorliegenden Bildband wird er aus verschiedensten Blickwinkeln beschrieben. Da geht es um die Holzfäller der Gegend, die erste Besteigung mit einer sehr interessanten schriftlichen Dokumentation, die Mariazellerbahn und deren Bau und Bräuche der Region. Viele Abbildungen – alte und neue – vermitteln dann noch mehr, als es Worte können. Ein sehr schönes Buch. }, keywords = {Berg, Niederösterreich, Ötscher}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{OBAMA2021, title = {Ein verheißenes Land}, author = {OBAMA, Barack}, year = {2021}, date = {2021-01-12}, abstract = {OBAMA, Barack: „Ein verheißenes Land“, München 2020 Obama ist kein Anfänger beim Schreiben eines Buches. Er tat es schon in Zeiten, in denen er noch nicht so populär war. Er tat es, um Geld zu verdienen. Bei diesem Buch verdient er noch mehr. Das typische Einkommen eines Ex-Politikers. Noch dazu erschien dieses Buch gemeinsam mit einem seiner Frau. Die deutschsprachige Ausgabe stimmte sie aufeinander im Designe ab; ja, der deutsche Verlag verkaufte die beiden Bücher auch im Paket. Um es spannend zu machen beginnt der Autor bei dieser, seiner Selbstbiografie, mit ersten Eindrücken aus dem Präsidentenbüro, aus dem White House. Erst langsam nähert er sich seiner eigenen Geschichte und erzählt aus seinem Elternhaus, woher er kommt (Hawaii), dass sein Vater ein Afrikaner war, den er aber nicht kannte, weil er seine Mutter früh verließ und nach Kenia zurückkehrte. Er wurde von seiner berufstätigen Mutter und hauptsächlich von seiner Großmutter aufgezogen. Dazwischen war er – seine Mutter wurde dorthin versetzt – in Indonesien, wo seine Mutter wieder einen Einheimischen heiratete. Auch diese Ehe ging zu Bruche und die Mutter kehrte mit ihm und seiner Halbschwester wieder nach Hause zur Großmutter zurück. Obama erzählt dann von all seinen Jobs und seiner Familie. Wie er seine Frau kennengelernt hat, wie sie eine Familie gründeten und wie er dann zur Politik kam. Beide – Herr und Frau Obama – haben sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet und gute Positionen erreicht. Barack aber wollte mehr. In einer „Zeit, in der der bloße Gedanke an einen Schwarzen US-Präsidenten genauso abwegig erschienen wäre wie die Vorstellung von einem Schwein, das fliegt.“ (Seite 291) Aber sein Ehrgeiz führte ihn über die Position eines Senators letztlich zum Sieger als Präsidentschaftsanwärter der Demokraten und als solcher auch ins Weiße Haus. Er rechtfertigte dieses sein Ziel damit, dass „wir alle tief in unserem Inneren die Ersten sein und für große Leistungen gefeiert werden wollen.“ (Seite 111) Die Übersiedlung der Familie mit zwei Mädchen war ein tiefer Einschnitt im Leben. Viele Dinge konnten nicht mehr gemacht werden. Im Weißen Haus stand ihnen zwar eine Infrastruktur zur Verfügung, die an ein Märchenschloss erinnerte: mehrere Tausend Quadratmeter Wohnraum, ein Fitnesscenter, ein Pool, ein Tennisplatz, ein Kino, eine Kegelbahn, eine Arztpraxis … ABER sie konnten sich nicht mehr frei bewegen und waren immer überwacht. Ein Lebensabschnitt auf 1000 Seiten geschildert ist schon ein Stück harter Arbeit für den Leser. Viele Details und Namen sind für Europäer nichtssagend und unverständlich. Aber man bekommt ein Gefühl für den Hergang und die Entwicklung des Menschen Barack Obama. Wie es keine leichte Entscheidung für ihn und seine Frau war, dass er in die Politik ging. Zuerst als Senator von Illinois und erst später – als Unbekannter – als Präsidentschaftskandidat. Neu für uns Europäer ist auch der Hergang der Vorwahlen, die innerhalb der eigenen Partei ausgefochten wird. Mit welcher Härte Gleichgesinnte gegeneinander antreten. Wieviel Geld schon für diese interne Auswahl aufgewendet wird. Obama begann mit etwa 200 Mitarbeitern. Am Ende der mehrjährigen Wahlkampagne hatte er mehr als 1000 Mitarbeiter. Bei Themen, wie der Gesundheitsreform gibt Obama in diesem Buch auch eine historische Einführung, wie sich dieses Gebiet in Amerika und international entwickelt hat. Gleich nach Antritt seines Amtes muss er landesinterne Probleme, wie eine Wirtschaftskrise lösen. Die amerikanische Autoindustrie braucht riesige Beträge um vor dem Aus gerettet zu werden. Die Banken müssen unterstützt werden. Hilfeleistungen kamen den Reichen zugute. Alles Aktionen, die er als „sozialistischer“ Kandidat nur schwer mit seiner Überzeugung vereinbaren konnte. Ein soziales Gesundheitssystem – „Obamacare“ – war nur schwer und mit vielen Abstrichen durchzusetzen. Die Benachteiligung der „Nichtweißen Bevölkerung“ war ein anderes Anliegen, das er aus eigener Erfahrung kannte. Bei seinen internationalen Berichten gibt er zu jedem Land einleitend einen Überblick. Hier zeigt sich – trotz der Sympathien dieses Präsidenten – die Überheblichkeit der USA gegenüber dem Rest der Welt. Über europäische Politiker wie Angela Merkel und Sarkozy spricht er etwas abschätzig. Auch stellt er viele Dinge als Erfolg seines Einsatzes dar. So etwa die Bewältigung der europäischen Finanz- und Immobilienkrise mit der Verschuldung Griechenlands. Irgendwie ist es eine „Coca-Cola Politik“, bei der alle Länder so sein müssten, wie es sich Amerika vorstellt. Vieles hatte er sich als Präsident vorgenommen, aber in der Realität musste er Kompromisse eingehen und Abstriche machen. Obama lernte erst im Amt, dass Fakten weniger erfolgreich in der öffentlichen Meinung sind als Emotionen, was ihm als zielgerichteter Realist schwerfiel. Er, der keine Kriege wollte, war dann mehrfach verwickelt: im Irakkrieg, der zehn Milliarden Dollar pro Monat kostete, in Afghanistan, im Libyen, Jemen. Die USA standen im Konflikt zwischen Israel und Palästina auf der Seite Israels. Viele der Sponsoren für den Wahlkampf Obamas kamen aus diesen Wirtschaftskreisen. Er wusste aber, dass da ein Unrecht gegenüber den Palästinensern passierte. Ein innerer Konflikt, den er, jetzt wo er nicht mehr verantwortlicher Präsident ist, öffentlich definiert. Trotz der 1000 Seiten hält der Autor den Leser bei der Sache und baute immer wieder Spannung auf, die zum Weiterlesen animiert. Irgendwie liest sich das Buch wie eine Rechtfertigung des Ex-Präsidenten. Was er weswegen gemacht hat und wie es angenommen wurde. Auch Misslungenes wird angesprochen. Es ging ihm auch um die nachträgliche Auslobung von Erfolgen, die öffentlich nicht gefeiert wurden. In den ersten Jahren der Präsidentschaft Obamas trat der Bauunternehmer Trump durchaus positiv für ihn auf, wenn er sagte „Alles in allem glaube ich, dass er einen sehr guten Job gemacht hat.“ (Seite 935) Als aber dann klar wurde, dass er selbst Präsident werden will, änderte sich sein Ton und er kam – so wie wir es auch dann später während seiner eigenen Präsidentschaft kennengelernt haben – mit Lügen und unwahren Behauptungen. So sagte er zu den Medien, dass nur ein in Amerika geborener Staatsbürger amerikanischer Präsident werden könne. Obama sei kein amerikanischer Staatsbürger. Auf niedrigem Niveau wurden hier Behauptungen aufgestellt, die die Boulevardmedien aufgriffen. Er berichtete, dass die Geburtsurkunde verschwunden sei. „Unser gegenwärtiger Präsident kam aus dem Nichts … Die Personen, die angeblich mit ihm zur Schule gingen, haben ihn dort nie gesehen, sie wissen nicht, wer er ist.“ (Seite 934) Auch seine Aufnahme in die Universität wurde angezweifelt, weil er nur miese Noten in der Schule gehabt habe. Trotz großer Verantwortung musste sich Präsident Obama gegenüber diesen Lügen rechtfertigen. Das Buch gliedert sich in 7 Kapitel, die mit dem Wahlkampf als Senator beginnen und mit einem Kapitel über internationale Konflikte endet. Ganz am Schluss kommt es zur militärischen Operation, in der Osama bin Laden ermordet wird. Viele Menschen sind dem Autor beim Erstellen des Buches beigestanden. In der Danksagung werden über 5 Seiten Namen aufgezählt, die geholfen haben. Das Buch endet – trotz 1000 Seiten Länge – nach zwei Jahren Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das zeigt schon, dass weitere dicke Bücher von Barack Obama erscheinen werden. }, keywords = {Amerikanischer Präsident, Obama, USA}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Gerhards2020, title = {In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume}, author = {Albert Gerhards, Stephan Winter}, editor = {Albert Gerhards, Stephan Winter}, year = {2020}, date = {2020-12-31}, abstract = {GERHARDS, Albert; WINTER, Stephan (Hg): „In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume“, Regensburg 2020 Ich habe eine Biografie des Künstlerfreunds Leo Zogmayer schon im Vorjahr zu seinem 70. Geburtstag erwartet. Aber wie sich mit dem vorliegenden Buch zeigt ist Leo auch in dieser Beziehung anders. Es ist keine Beschreibung seiner Person, sondern seiner Kunst. Schon im Vorwort stellen die beiden Herausgeber klar, dass Leo Zogmayer anders ist. Auf die Frage, wie er an ein neues Werk herangeht sagte er: „Der Dirigent Sergiu Celibidache wurde gefragt, wie er sich vorbereitet, bevor er auf die Bühne geht, um ein Konzert zu dirigieren; und er hat gesagt: `Ich mache mich leer.´ Für wirklich kreatives Agieren ist es nötig, dass ich offen bin und frei bin für etwas, das sich zeigt. Für Intuition, Inspiration, für die Hilfe, die ich da brauche. Das ist aus meiner Sicht `Kreativ´. Nicht was ich schon gut kann. Es geht ums Schauen, Hören – so frei wie möglich.“ (Seite 5) Im ersten Kapitel kommt es zu einem Dialog zwischen Leo Zogmayer und dem Bischof von Innsbruck Hermann Glettler, in dem man viel von Zogmayer s Einstellung zur Kunst und zum Leben generell. Etwa, dass man nur im Jetzt und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft leben kann. Das drückte er auch mit seiner Uhr „Jetzt“ aus. Was immer die Zeiger anzeigen: es ist das Jetzt. Er sieht seine Kunst als Realität. Schon zu Beginn des Studiums hat er sich für eine Akademie entschieden, die nicht im Surrealismus lehrte. Er bevorzugte schon immer die wirkliche Welt und hier sind ihm auch die Pausen wichtig, die Leere. Etwas „schön“ zu bezeichnen findet er nicht als Anerkennung. Für ihn kommt „schön“ von schauen und meint sichtbar machen. Also etwas Reales darstellen. Der Theologe Albert Gerhards geht dann auf die einzelnen sakralen Projekte von Leo Zogmayer ein. Bei all den Projekten „geht es keineswegs um Accessoires, sondern um etwas Umfassendes oder um das Ganze.“ (Seite 26) Für ihn, den Autor dieses Kapitels, ist das 20. Jahrhundert das spannendste in der Geschichte des sakralen Bauens. Es ist schwierig hier in all die einzelnen Projekte einzugehen. Es geht vom Umbau der gotischen Kirche Maria Geburt in Aschaffenburg über die Kirche Sankt Franziskus in Bonn über zwei Projekte in Brüssel Nicht immer sind seine Projekte so geblieben, wie er sie installiert hatte. Die Gemeinschaft des Klosters Karmel Sankt Josef in Innsbruck hat später den Sakralraum wieder umgestaltet. „Der Konvent war offensichtlich anderer Meinung. Ein Jahr nach Fertigstellung wurde schon wieder umgebaut. Anstelle der Stühle baute man ein massives Chorgestühl ein, eine Art Lettner mit Kreuz und Tabernakel in der Mitte teilt nun den Raum, der völlig zugestellt wirkt.“ (Seite 74) Aus vielen Langhauskirchen und Basilikas machte er durch seine Einrichtung Zentralbauten, bei denen das Geschene, der Altar, in der Mitte unter den Gläubigen ist. Seine Räume werden schlicht gestaltet und geben den Kirchenbesuchern Platz um Mystischen und zum Nachdenken ohne abgelenkt zu werden. Das größte Projekt Zogmayers geht auf das Jahr 2013 zurück und ist immer noch nicht umgesetzt. Es ist der Umbau der Sankt Hedwigs Kathedrale in Berlin. Bei einem öffentlichen Wettbewerb hat Zogmayer mit den Architekten Sichau & Walterunter mehrreren hundert eingereichten Vorschlägen den ersten Platz errungen. Und das sehr klar, weil dser zweite Platz nicht vergeben wurde. Dafür der dritte Platz an zwei Bewerber. Leo Zogmayer bringt die Kuppelkirche wieder in eine zentrale Form zurück. Viele Diskussionen mit der Kirchengemeinde und in der Öffentlichkeit verzögern die Umsetzung. Im Kapitel „Wie nach einer langen Reise“ setzt sich der 2018 verstorbene Kardinal Karl Lehmann mit dem Verhältnis von Religion und Kunst auseinander. Zogmayer hat sich viel mit Worten als Kunstinstrument auseinandergesetzt. Dem trägt der Autor Stephan Winter im Kapitel „If you celebrate it, it´s art“ auseinander. „Eine Kunst wie die Leo Zogmayers wirkt in einem Zeitalter wachsender, zunehmend perfider organisierter Abgrenzungs- und Exklusionsmechanismen zwischen Individuen, sozialen Gruppen, Gesellschaften und Kulturen eminent humanisierend.“ (Seite 133) Abschließend muss ich sagen, dass all diese meine Worte nicht ausreichen, um das vorliegende Buch zu beschreiben. Eine Rezension ist ungeeignet Kunst darzustellen. Kunst braucht Bilder. Ein Buch – wie dieses – kann dem gerecht werde. Es bringt Abbildungen, die mehr sagen als viele Worte. Eine textliche Zusammenfassung, wie es eine Rezension sein sollte, kann dies schon gar nicht. }, keywords = {Kircheneinrichtung, Leo Zogmayer, Sakrale Kunst}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RIGLER2020, title = {Diese Komödie ist eine Tragödie. Werk und Leben des Schriftstellers Peter Turrini}, author = {Christine RIGLER}, year = {2020}, date = {2020-12-27}, abstract = {RIGLER, Christine: „Diese Komödie ist eine Tragödie. Werk und Leben des Schriftstellers Peter Turrini“, Innsbruck Wien 2019 Ich glaubte vieles über Peter Turrini zu kennen. Unsere Wege kreuzten sich mehrmals im Leben und ich versuchte kein Theaterstück ungesehen und kein Buch von ihm ungelesen zu lassen. Aber hier habe ich wieder viel Neues gelernt und gelesen. Nun ja, die Autorin – Christine Rigler – ist als Literaturwissenschafterin und Leiterin des Archivs der Zeitgenossen an der Donau-Universität Krems sehr nahe an Peter Turrinis Werken dran, denn sie verwaltet in diesem Archiv auch den Vorlass von Peter Turrini. Noch in meiner Zeit als Vizerektor der Donau-Universität hatte ich Peter Turrini zu einer Lesung nach Krems geholt. Jetzt sind all seine Manuskripte und Werke dort gelandet. So schließt sich der Kreis – die Jordankurve. Die hier vorliegende Biografie ist sehr gut gelungen. Das sage ich, auch wenn ich als Fan von Turrini voreingenommen bin. Die Autorin gliedert sie in acht Kapitel, beginnt aber nicht auf der Zeitachse mit der Geburt und Kindheit des zu Beschreibenden, sondern mit der Geburt seiner Dichterschaft und dem Entstehen seiner ersten Werke. Ende der 60er Jahre begab er sich zu einem typischen Hippieleben auf die griechische Insel Rhodos. Dort erprobte er aber nicht nur die damalige Drogenszene, sondern schrieb auch sein erstes Stück „Rozznjogd“. Schlagartig (deswegen der Vergleich mit einer Geburt) wurde er bekannt und zum Dichter. Das Stück provozierte. Im Programmheft stellte er sich vor: „ich komme aus maria saal in kärnten. Wer bei uns kalbsbraten ißt stößt zweimal, wer schweinsbraten ißt, dreimal auf. Dies brachte mich auf die idee, vom katholizismus zum free jazz zu konvertieren. um dem würgegriff der ländlichen liebenswürdigkeit zu entgehen, ging ich nach wien.“ (Seite 15) Das Stück war ein Schock für die Wiener Theaterwelt, obwohl es Turrini nicht so gewollt hatte: „Nein, ich will das Publikum nicht schockieren, sondern durch den Schock zu einem Denkvorgang anregen.“ (Seite 23) In die Jugend und Kindheit geht die Autorin erst im zweiten Kapitel ein und beschränkt sich nicht nur in der Erzählung von Fakten des zu Biografierenden und dessen Vorfahren, sondern auch welche Eindrücke und Erfahrungen seinen Werdegang als Dichter beeinflussten. So die Familie Lampersberg, die ihm eine andere Welt erschloss. Sein Vater, ein aus Italien stammender Kunsttischler, hatte nie Anschluss an die Dorfgemeinschaft bekommen. Er blieb ein Fremder. Peter definierte es so, dass sein Vater ein italienischer Einwanderer war, „welcher es nie bis an den Stammtisch der Einheimischen schaffte.“ (Seite 215) Darin ist auch begründet, dass es in vielen Stücken den Bezug zu Flüchtlingen und Fremden gibt. Aber auch die Klassengesellschaft findet sich in späteren Werken wieder. Sein Vater gehörte nicht der konservativen Bauernschaft an. Er war dem linken Lager zuzuschreiben. Nach der Hauptschule besucht Peter Turrini die Handelsakademie, deren Fachgebiet ihn absolut nicht interessiert, aber die Eltern in diesem Beruf – vor allem im Bankensektor – eine sichere Einkunftsquelle sahen. Mehr interessierte sich der Schüler Turrini für Projekte wie seine Schülerzeitung, in der er etwa die nationalsozialistischen Lehrer anprangerte und fast aus der Schule geworfen wurde. Er aber gibt nicht auf und schrieb in einer Folgeausgabe „Niemals sind wir jedoch gewillt, in die Fußstapfen demokratischer Leisetreter zu steigen.“ (Seite 58) Peter Turrini hatte immer einige Jahre mit einem bestimmten Wiener Theater intensiver zusammengearbeitet. Dem trägt auch die Autorin dieser Biografie Rechnung, indem sie jeweils ein Kapitel dem Volkstheater (1963-1973), eines dem Burgtheater unter Claus Peymann und letztlich eines dem Theater in der Josefstadt widmet. Zu Beginn muss der junge Schriftsteller auch noch jobben und nimmt die verschiedensten Berufe an. Bei einem, dem italienischen Schreibmaschinenhersteller Olivetti, kreuzten sich unsere Wege. Turrini – er war Schreibmaschinenvertreter - sagte später zu mir „Beim Schreiben der Verkaufsberichte habe ich das Dichten gelernt.“ Turrini war inzwischen mit einer jungen Schauspielerin (Susanne Liebermann) verheiratet und sie trat in seinem Einpersonenstück „Kindsmord“ auf. Mit seinen ersten Stücken – darunter auch „Sauschlachten“ erlangte er Bekanntheit, zweifelte aber an der gesellschaftspolitischen Wirksamkeit des Theaters. Er wandte sich dem Schreiben für Film und Fernsehen zu. Christine Rigler widmet dieser Epoche (1973 – 1980) das vierte Kapitel des Buches. In dieser Phase entstanden die beiden Fernsehserien „Alpensaga“ und „Arbeitersaga“. Als Sympathisant der KPÖ kritisiert er einerseits in der Alpensaga den Bauernstand mit deren politischer Heimat und in der Arbeitersaga auch die sozialistische Partei. Die „Alpensaga“ entstand durch kollektives Schreiben und Zusammenleben mit Wilhelm Pevny und dem Filmregisseur Dieter Berner. Sie gründeten eine Wohngemeinschaft, um dem Konzept der traditionellen Kleinfamilie zu entkommen. Die Zusammenarbeit der Künstler hielt länger als die Wohngemeinschaft. Die Produktion der „Alpensaga“ war mit vielen Stolpersteinen und Schwierigkeiten bestückt. „Es war ein Kulturkampf, den wir uns heute nicht mehr vorstellen können.“ (Seite 115) Enttäuscht kam er 1980 wieder zum Theaterschreiben zurück: „Reumütig stehe ich vor der verlassenen Geliebten Theater und bitte um Gnade.“ (Seite 125) Freunde stellten ihm ein Landhaus im Weinviertel zur Verfügung, wo neue Stücke wie „Josef und Maria“ entstanden. In der Abgeschiedenheit wurde er wieder kreativ. Dazwischen kam es zu einer Amerika- und Russlandreise mit Dichterkollegen wie H.C. Artmann und Helmut Qualtinger. Nach Israel reist er zur Aufführung seines Stücks „Der tollste Tag“. An einen Freund in Amerika schrieb er in der Nachschau, dass ihn die Sowjetunion mehr beeindruckte als Amerika und er die Menschen dort ehrlicher empfand. 1983 schuf sich Turrini einen eigenen Rückzugsort am Rand der Stadt Retz, wo er gemeinsam mit dem Ehepaar Berner, Hilde Berger und Rudi Palla ein Renaissancehaus erwarb. Um der Gemeinschaft beim Schreiben zu entkommen, stellte ihm ein Pater – der spätere Erzbischof von Wien Kardinal Christoph Schönborn eine Zelle im Dominikanerkloster Retz zur Verfügung. Politische Engagements brachten ihn nach Wien: die Protestbewegung gegen den Bau eines Kraftwerks in den Hainburger Donauauen und die Wahl von Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten. Mit Claus Peymann kam die Schaffensperiode am Burgtheater. Obwohl Peymann ein schwieriger „eckiger“ Mensch ist, engagierte sich Turrini für seine Vertragsverlängerung. Peymann kam nach Wien, als sich Turrini dem Film und Fernsehen abwandte. Die Interessen der Beiden trafen sich und brachten viele Stücke hervor. Auch hier blieb die Kritik der konservativen Gesellschaft nicht aus. In diese Phase fiel auch ein Libretto zu einer Oper, die Friedrich Cerha komponierte und die in der Wiener Staatsoper aufgeführt wurde. Nachdem Peymann Wien verlassen hatte suchte auch Turrini eine neue Schaffensstätte und fand sie mit dem neuen Direktor des Theaters an der Josefstadt Herbert Föttinger. Das konservative Vorstadttheater wandelte sich und engagierte sich für zeitgenössische Gegenwartsdramatik. In dieser Zeit trat auch seine langjährige Gefährtin Silke Hassler in sein Leben. Sie ist auch seine Dichterkollegin, mit der gemeinsam viele Stücke und Texte entstanden. „Wir streiten nie über Alltagsfragen. Aber der Silke und mir ist jede Formulierung, die wir noch nicht gut finden, jede Leidenschaftlichkeit wert. Lieber schneide ich mir einen Finger ab, als dass ich einen Satz stehen lasse, von dem ich nicht überzeugt bin.“ (Seite 201) Letztlich kommt in den letzten Seiten des Buches auch das Archiv der Zeitgenossen an der Donau-Universität und deren Leiterin, die die Autorin dieser Biografie ist, zu Wort. Sie beherbergt den Vorlass von Peter Turrini und das war die Basis für das vorliegende Buch. Turrini – jetzt auch Großvater – zog sich vollständig ins Weinviertel und ein eigenes, umgebautes Presshaus zurück. Selbst bei gesundheitlichen Problemen, wie nach einem Herzinfarkt und einer Operation diktierte er noch im Krankenhaus Texte für das Stück „Fremdenzimmer“. Das Buch ist sehr zeitnah und erwähnt auch die Aufführung der Oper „Schuberts Reise nach Atzenbrugg“ im April 2020 in München, zu der Turrini das Libretto schrieb. Aufgehört hat er auch nicht sich politisch zu engagieren und zeigt nicht zu goutierende politische Bewegungen kritisch auf. }, keywords = {Biografie, Turrini}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HEILMANN2020, title = {Die Seidenstrassen-Illusion. Mythen und Realitäten eines eurasischen Superkontinents unter chinesischer Vorherrschaft}, author = {HEILMANN, Sebastian}, year = {2020}, date = {2020-12-22}, abstract = {HEILMANN, Sebastian: „Die Seidenstrassen-Illusion. Mythen und Realitäten eines eurasischen Superkontinents unter chinesischer Vorherrschaft“, Zürich 2020 Der Titel klingt kritisch und typisch europäisches mit dem Hinweis „das böse China“. Der Autor der in der Vontobel Stiftung erschienen Publikation ist aber ein ausgewiesener Chinaexperte. An der Universität Trier hat er einen Lehrstuhl für „Politik und Wirtschaft Chinas“ inne. Von 2013 bis 2018 war er Gründungsrektor eines der angesehensten Chinaforschungsinstitute, dem MERCIS (Mercator Institute for China Studies) in Berlin. Das zog mich an die Studie zu lesen und ich wurde überrascht. Sie ist einerseits kritisch, wägt aber alle Alternativen ab und gibt so einen informativen Überblick über Chinas Expansionspolitik. Es beginnt mit einem historischen Rückblick. China verwendet den Begriff „Seidenstraße“. Dieser wurde 1838 von einem deutschen Geographen geprägt. Chinas Präsident Xi Jinping griff den alten Begriff wieder auf. Erstmals erwähnte er ihn bei einer Rede in Kasachstan. Die alte Handelsstraße – die nie eine durchgehende war – soll mit modernen Mitteln wiederbelebt werden. Der Name verbindet viele Projekte unter einem Umbrella. Von der Definition gibt es mehrere „Seidenstraßen“: • die landbasierte Seidenstraße, • eine maritime Seidenstraße, • eine digitale Seidenstraße und • eine Weltraum-Seidenstraße mit einem chinesischen Satellitennetz. Dabei geht es nicht nur um den Handel und Transport von Gütern, sondern auch um Kooperationen, Förderungen der Wohlfahrt der Staaten entlang der Seidenstraße. Dazu bedient sich China verschiedener Instrumente: ungehinderter Handel, Finanzkooperationen, Vernetzung, Infrastrukturausbau. Dieses Projekt erhielt 2017 durch die Aufnahme in die Parteiverfassung höchste Priorität. Der Studienautor kommt zu dem Schluss, dass es sich primär um eine wirtschaftliche Aktivität handelt. Die außenpolitischen Organisationen Chinas sind nicht beteiligt und das Militär würde nur im Fall von Spannungsfällen zugezogen. Typisch auch die Vorgehensweise für China: das Projekt ist nicht detailliert im Voraus definiert. Dadurch hat es die Möglichkeit laufenden Änderungen angepasst zu werden. Eine Vorgangsweise, wie sie auch innerhalb Chinas oft angewendet wird. Man behält sich Flexibilität in der Hinterhand. Klar ist aber, dass China damit seine Vormachtstellung auf der Welt dokumentieren will. Man will auf Augenhöhe der USA agieren und dies mit einer intensiven Industrie- und Handelspolitik. Daher gibt es viel Gegenpropaganda speziell aus den USA, die von einer Schuldenfalle Chinas spricht. Heilmann kann dem aber nicht folgen, da das Risiko mehr auf chinesischer Seite liegt, weil die Hauptinvestitionen in ärmeren Staaten passiert. Da chinesische Betriebe diese Aktivitäten auch für ihre Geschäfte nützt und ihre interne Situation aufbessert wird der Umweltgedanke vorerst noch unterbelichtet behandelt. China hat landesintern strenge Umweltauflagen verordnet unter denen viele Technologien nicht mehr verwendet werden dürfen. Firmen exportieren diese jetzt in arme Länder. So wie in China selbst Kohlekraftwerke stillgelegt werden, baute man neue in Ländern wie Pakistan. Klar ist aber auch, dass durch eine Hebung des Lebensstandards in Entwicklungsländern die Abgaswerte unserer Erde steigen. Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas, der in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begann ist einzigartig. Dieses Modell versucht man auch auf andere Entwicklungsländer umzulegen. Dabei ist die Umwelt – so wie landesintern –zweite Priorität. China rollt seinen Einflussbereich über Eurasien auf. Dabei geht sie um wirtschaftliche Komplementarität unter Wahrung des gegenseitigen Respekts. Bedingt durch den Konflikt mit den USA kam es zunehmend zu mehr Kooperationen mit Russland. Bei der Uneinigkeit der EU werden individuelle Verträge mit einzelnen Staaten wie Portugal, Griechenland und Italien abgeschlossen. Alles in allem eine sehr ausgewogene und faktenbezogene Darstellung der Situation. }, keywords = {China, Seidenstraße, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROTH2020, title = {Eine Reise in das Innere von Wien. Die Archive des Schweigens}, author = {Gerhard ROTH}, year = {2020}, date = {2020-12-16}, abstract = {ROTH, Gerhard: „Eine Reise in das Innere von Wien. Die Archive des Schweigens“, Frankfurt 2015 Es ist dies der letzte Band des siebenbändigen Zyklus „Die Archive des Schweigens“. Mit viel Recherchearbeit präsentiert der Autor Wien im Untergrund in neun Kapitel. Wien aus einer anderen Perspektive. Unbekannt und „untergründig“. So sind die k.u.k. Hetztheater in Vergessenheit geraten. In Anlehnung an die römischen Gladiatorenspiele wurden hier verschiedene Tiere gegeneinandergehetzt. Die Arena war aber nicht so pompös als im antiken Rom. Lediglich Holzbauten, die im 18. Jahrhundert entstanden und später wieder verschwanden. In der Geschichte „Die zweite Stadt“ geht Roth auf die unterirdischen Gänge Wiens ein, die in manchen Belagerungen, wie den Türkenkriegen, die Stadt gerettet hatten. Heute sind es die weitverzweigten Kanalanlagen, die Wien unterminieren. Roth geht in seinen Schilderungen auch in die Umgebung und berichtet über die Seegrotte, dem unterirdischen See eines ehemaligen Gipsbergwerks in der Hinterbrühl. Den Künstler der psychiatrischen Anstalt Gugging wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Vielen Besuchen waren notwendig, um diese Geschichte zu schreiben. Mit dem Juden Berger wandert Gerhard Roth durch die Wiener Leopoldstadt und lässt sich ehemalige, jüdische Einrichtungen zeigen und erklären. Ein Stadtbezirk, der (fast) verschwunden ist. So weiß Roth zu berichten, dass nur mehr 500 Juden in der Leopoldstadt leben. Während des 3. Reiches waren 100.000 ausgewandert und 60.000 wurden in KZs ermordet. Immer wieder gab es Verbote und Verfolgungen der Juden in Wien, aber immer wieder wurden sie gebraucht und bekamen eingegrenzte Rechte zugesprochen. Manchmal gab es auch innenpolitische Zwiste, wie etwa der Wiener Bürgermeister Karl Lueger judenfeindlich vorging („Wer a Jud ist, bestimm i“) und ihnen Kaiser Franz Josef dagegen freundlich gegenüberstand. In der Reichskristallnacht wurden von den 95 Bethäuser 49 zerstört und heute existieren nur mehr elf. Im Kapitel „Das Graue Haus“ wird man als Leser in die Vorgänge eines Gefängnisses eingeweiht. So erlebt man den Weg der Aufnahme eines Untersuchungssträflings. Aber auch alte Einrichtungen, wie die Köpfmaschine wird beschrieben. Von 1938 bis 1945 wurden noch 1184 Hinrichtungen vorgenommen. „Die Hitlervilla“ ist ein Obdachlosenheim, in dem auch Adolf Hitler während seines jugendlichen Wienaufenthalts wohnte. Heute beherbergt es etwa 400 Männer. Nach vielen Besuchen erzählt Roth die Schicksale einzelner Insassen und deren Leben. Auch die „Aufseher“, deren Job kein leichter ist, kommen zu Wort. Alkohol, Drogen und Raufereien müssen sie schlichten. Im ehemaligen „Narrenturm“, den 1784 Kaiser Josef II zur Unterbringung von abnormen Menschen bauen ließ, befindet sich heute das „Pathologisch-Anatomische Bundesmuseum“. Es beherbergt über 42.000 menschliche, aber auch tierische Präparate. Im Mittelalter galten Missbildungen noch als Wunder. Später wurden sie in Schaubuden vermarktet oder – wie im Dritten Reich – ermordet. Die ausgefallensten Kreaturen werden hier im Museum zur Schau gestellt: Menschen mit drei Köpfen, mehreren Armen, zusammengewachsene Kinder etc. Eine sehr übersichtliche Geschichte des Stephansdom wird auf zirka 50 Seiten geboten. Baugeschichtliches und Theologisches, aber auch Sagen und Überlieferungen werden wiedergegeben. Der umfangreichste Teil des Buches wird dem Heeresgeschichtlichen Museum gewidmet. Gleich zu Beginn erfährt man, dass es als Kaserne und Produktionsstätte für Kriegsmaterial nach der Revolution von 1848 gebaut wurde. Heute beherbergt es ein Kriegsmuseum, wo man vieles über Waffen und Kriege erfahren kann. Dieser Abschnitt vermittelt Informationen auf mehreren Ebenen: • Mit dem Autor erlebt man eine virtuelle Führung durch das Museum. • Er erzählt über die Geschichte Österreichs und ihrer Kriege. • Die Geschichte des Museums selbst wird ebenfalls ausführlich abgehandelt. Also eine mehrfache Information. Einige Beispiele: - Zwischen dem Kaiser und seinem Feldherrn Wallenstein gab es Eifersüchteleien. Der Kaiser setzte ihn ab, musste ihn aber bei neuerlicher Kriegsgefahr wieder in den Dienst rufen. „Als Wallenstein geheime Friedenverhandlungen mit dem Gegner aufnahm, wurde er das zweite Mal abgesetzt, diesmal geächtet und aufgrund einer Verschwörung, die man in Wien gegen ihn anzettelte, am 25.2.1634 zu Eger ermordet.“ (Seite 201) - Im 30-jährigen Krieg überlebten von den 18 Millionen Einwohnern des deutschsprachigen Raums nur 7 Millionen! - Unter Maria Theresia wurde das Heer in Österreich verstaatlicht. Dadurch mussten Unterkünfte (=Kasernen) gebaut werden. Der Sohn Maria Theresias, Josef II, löste das teilweise durch Umwidmung von Klöstern in Kasernen. - In der 23-jährigen Kriegsführung Napoleons starben vier bis fünf Millionen Menschen. Napoleon war der Schwiegersohn des österreichischen Kaisers und gleichzeitig sein Feind, gegen den er Krieg führte. - Kaiser Franz Joseph hatte 51 Titeln. - Im ersten Weltkrieg kämpften auf österreichischer Seite 8 Millionen Soldaten, von denen eine Million „fiel“ und zwei Millionen verwundet wurden. Alleine an der Front in den Dolomiten fielen 500.000 Österreicher und eine Millio0n Italiener. Beachtlich auch die Größe des Museumsareals. 1908 bestand es aus 138 Steinbauten, 93 Baracken. Es beherbergte 18 Fabriken, die Militärprodukte erzeugten. Nach dem Ende der Monarchie überlegte man das Museum den USA zu verkaufen. Letztlich zerstörte man aber die vielen unterirdischen Gänge, die eine Verbindung zur Hofburg und nach Schönbrunn herstellten und führte die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg zivilen Zwecken wie der Post- und Telegraphenverwaltung und den Bundestheatern für Kulissenwerkstätten zu. Ja, es gab sogar Tennisplätze, auf denen ich selbst noch spielte. Über vieles macht sich Roth auch lustig. So bringt er einen Vergleich der exerzierenden Soldaten mit Gruß- und Demutsbewegungen von Vögeln. Das Buch ist kein Roman und auch literarisch nicht so hochstehend, aber es vermittelt viele Informationen, die in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen wurden. }, keywords = {Hitler, Juden, Militär, Stephansdom, unterirdische Plätze, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{INNERHOFER2020, title = {Schöne Tage}, author = {Franz INNERHOFER}, year = {2020}, date = {2020-12-10}, abstract = {INNERHOFER, Franz: „Schöne Tage“, München 2020 In diesem Roman arbeitet der Autor seine eigene Kindheit auf. Als uneheliches Kind kommt der Protagonist Holl zu seinem Vater. Die Mutter kann ihn nicht erhalten, obwohl sein Stiefvater nett zu ihm wäre. Er muss zum Großbauern, dem leiblichen Vater. Der benützt ihn aber als billige Arbeitskraft. Nicht nur das Schicksal des Kindes wird beschrieben, auch die Zustände auf einem Bauernhof Mitte des 20. Jahrhunderts. Der 6-jährige hat Angst vor den Tieren und die ihm angeordnete Arbeit ist ihm eigentlich zu schwer. Nicht nur, dass er von seinem Vater schlechter behandelt wird als seine Halbbrüder, die ehelichen Kinder des Vaters, muss er sich für Prügel noch bedanken. Elf Jahre arbeitet er als Hilfsarbeiter am Bauernhof. Oft darf er nicht in die Schule gehen, weil er arbeiten muss. War er als Kind oft nahe daran sein Leben zu beenden, weil es so elend war, bekam er mit zunehmendem Alter mehr Selbstbewusstsein und widersprach seinem Vater und der Stiefmutter bis er sich letztlich mit 17 Jahren lossagt und eine Lehre als Schmied annimmt. Eine neue Welt öffnet sich für ihn. Man erlebt durch dieses Kind aber auch das Leben am Bauernhof. Welchen Status wer hatte. Dass Knechte und Mägde wie Sklaven behandelt wurden. Als aber ein neuer Knecht als Arbeiter an den Hof kommt, der bei der Gewerkschaft war, gab es mehr Widerstand und Arbeitsbedingungen werden verbessert. Dies brachte auch das Kind Holl aus der Tretmühle des Sklaventums zur Selbstständigkeit. Dieses Buch ist nicht nur ein Roman, sondern auch ein Zeitdokument. }, keywords = {Bauerntum, uneheliches Kind, Versklavung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ELSNER2020, title = {Das chinesische Jahrhundert. Die neue Nummer eins ist anders}, author = {Wolfram ELSNER}, year = {2020}, date = {2020-11-30}, abstract = {ELSNER, Wolfram: „Das chinesische Jahrhundert. Die neue Nummer eins ist anders“, Frankfurt 2020 Gleich in der Einleitung macht der Autor klar, dass er lange kein Interesse an China hatte und auch sehr skeptisch war. „Noch vor etwa 15 Jahren hätte ich keinen Cent auf Chinas Zukunft gewettet.“ (Seite 13) So wie er sich langsam an dieses Thema annäherte und aus westlicher Sicht fast ausschließlich negativen Statement begegnete, führt er den Leser des Buches heran. Er stellte bewusst die negativen Schlagzeilen der europäischen und amerikanischen Zeitungen als Titel einzelnen Abschnitten voran, um diese dann mit Fakten und Zahlen zu hinterlegen. Dabei habe ich viel gelernt, obwohl ich glaubte vieles über China zu wissen, war ich doch in den letzten Jahrzehnten jedes Jahr ein oder mehrmals dort. Bei jedem meiner Besuche hatte ich zwar schon den Eindruck, dass sich vieles geändert hatte. Dass nach einem halben Jahr schon wieder einige neue Hochhäuser standen und der Bau der Metro in „meiner“ Stadt Wuhan in wenigen Jahren durchgezogen wurde. Ein Wiener Studienkollege, der bei den Wiener Stadtbetrieben arbeitet meinte „Da brauchen wir in Europa länger für die Planung, als dort für die Umsetzung des Projekts.“ Aber all meine Eindrücke waren gefühlsmäßig. Dieses Buch untermauerte dieses, mein Gefühl mit Fakten. Auch habe ich daraus gelernt, dass man mit eigenen Erfahrungen, die einige Zeit zurückliegen, vorsichtig sein muss. Sie sind überholt. Wenn Jemand vor Jahren in China war, der glaubt oft, China zu kennen und erzählt seine Erfahrungen weiter. Diese Erfahrungen sind aber meist schon lange überholt und China schaut nach 3 oder 5 Jahren anders aus. Wir westlichen Menschen können uns eine so schnelle Veränderung gar nicht vorstellen. Deswegen empfehle ich dieses Buch und möchte einige Erkenntnis exemplarisch wiedergeben. Es sind durchwegs Fakten. Dies ist auch deswegen wichtig, weil westliche Journalisten generell nur an negativen Meldungen interessiert sind und demnach auch über China (fast) nur Negatives berichten. Das ist schade, weil wir Europäer dadurch wenig über die wirklichen Veränderungen erfahren. Auch ist die Betrachtungsweise aus westlicher Sicht immer so, dass ein Abgleich der Kulturen stattfindet und sich die im Osten denen im Westen angleichen sollen. Aber welche Kultur ist besser? Der Autor bringt sehr sachlich die Situation der Uiguren und Tibeter und damit eine andere Sichtweise als die meisten europäischen und amerikanischen Medien. Aber auch keine propagandistische der Chinesen. Und jetzt einige Fakten, die ich bisher vermisste: • 2017 wurden 1000 Kohlekraftwerke geschlossen. • In 4 Jahren wurden 150 Kohlekraftwerke stillgelegt und durch Gas- und Solarenergie ersetzt. • 400.000 Elektrobusse waren 2019 in Betrieb. • 2017 waren weltweit mehr als die Hälfte der E-Autos in China zugelassen. In großen Städten werden keine Autos mit Verbrennungsmotoren zugelassen. In 2 Jahren wurde 1 Million Diesel-LKWs aus dem Verkehr gezogen. Ab 2050 soll es keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr geben. • 200 – 300 Millionen E-Bikes und 4 Millionen Low-Speed-Elektrofahrzeuge. • China arbeitet an batteriefreien E-Mobilitätskonzepten. Z.B. Induktionsstrom in der Fahrbahn aus Solarenergie. • Stahlkapazität im Umfang von 65 Millionen Tonnen wurde zurückgenommen. • Städte sind fast durchgehend mit WLAN versorgt. 92% aller Einkäufe werden mit dem Mobiltelefon getätigt. • Humanressourcen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften mit 4,7 Millionen Absolventen (USA 600.000). • Zu den Schulden des chinesischen Staates: diese sind durch eigene Bankeinlagen gedeckt. Chinas Zentralbank ist um 50% geringer verschuldet als alle westlichen Industrieländer. Chinesen sparen 45% ihres Arbeitseinkommens. China verschuldet sich bei den eigenen Banken mit eigener chinesischer Währung. China hat keine nennenswerten Schulden bei der Weltbank und IWF. • Ist China verlässlicher Handelspartner? Das Forsa-Institut hat dazu 2019 2000 Führungskräfte befragt, die China verlässlicher als die USA oder Großbritannien einstuften. • Zwischen 2013 und 2016 wurden 13 Millionen nachhaltige, neue Arbeitsplätze geschaffen • Die Chinesen kopieren den Westen? Dazu die Firma Bosch: aus den chinesischen Niederlassungen bekommen wir mehr Innovationen als aus europäischen. • Steuern sind niedrig: 1300 Euro Monatseinkommen = 3%; Spitzensteuersatz ab 14.000 Euro pro Monat = 28%. Steuereinnahmen über Körperschaftssteuern der Unternehmen sind höher als Lohn- und Einkommenssteuereinnahmen. • 2050 = kohlenstofffreie Wirtschaft. 2020 = weltgrößter Erzeuger erneuerbarer Energie. 2022 40% der weltweiten sauberen Energie (WEF). Pariser Klimaziele für 2020 wurden bereits 2017 erreicht. • China ist das streikfreudigste Land der Welt. Streiks zu verschiedensten Themen: Einkommen, Lebensbedingungen, fehlende Innovation in einem Betrieb, etc. • 60% der Bevölkerung soll zukünftig in Städten wohnen. Eine Dezentralisierung von Behörden hat begonnen. • Aufforstung: 4 Millionen Hektar Wald neu pro Jahr. • Erste Null Energie Häuser aus dem 3D Drucker aus recycelten und natürlichen Materialien. • 30 Kategorien von Inhalten sind offiziell im chinesischen Netz verboten. Darunter Pornografie, Gewaltverherrlichung, Kriegsspiele, Rassismus, Nationalismus. Google, Facebook u.a. wurden gesperrt, weil sie diese Verbote nicht umsetzen konnten. Auf Grund der unterschiedlichen Kultur sind auch die Zugänge zu Problemlösungen unterschiedlich. In China wird etwas Neues einmal ohne Regulierung gestartet und dann mit praktischen Erfahrungen reguliert. Im Westen wird vorab reguliert. Generell hat sich die Zensur verändert. Internetplattformen sind voll mit Kritik, die dann von den Behörden aufgearbeitet wird. Im letzten Kapitel versucht der Autor Schlüsse zu ziehen. Warum gelang es in nur 35 Jahren (1978- 2012) China von einem Entwicklungsland zu einer führenden Industrienation zu werden? Was ist China? Kommunismus? Kapitalismus? Diktatur? Sozialistische Marktwirtschaft? Marktwirtschaftlicher Sozialismus? Chinesische Kapitalisten unterliegen den Vorgaben der Politik. Sie müssen sich den nationalen Entwicklungszielen unterordnen. Obwohl die größten und strategisch wichtigsten Unternehmen staatlich sind, werden KMUs wegen ihrer Innovationsfähigkeit gefördert. „Die politischen Vorgaben für die Märkte sind es, die die Märkte in China flexibel, innovativ, funktionsfähig und nützlich machen…“ (Seite 310) Zur Frage der Diktatur meint der Autor, dass „die chinesische Gesellschaft auf Netzwerk-Strukturen beruht, von der Familie über den Clan, die Dorfgemeinschaft, das persönliche berufliche Netzwerk (Guanxi), die älteren arbeitsbezogenen Netzwerke (Shequ), und natürlich darüberliegend die digitalen sozialen Netzwerke, und wie damit eine außergewöhnliche soziale Mobilisierung und politische Partizipation in einwohnerbezogenen, arbeitsplatzbezogenen, sozialpolitischen und eben auch allgemeinen politischen Fragen hervorgebracht und systematisch gefördert wurde.“ (Seite 311) Das Aufrechterhalten der Todesstrafe wird noch mit der konfuzianischen Ethik begründet: „Ein Mörder muss seine Tat mit dem eigenen Leben bezahlen.“ Generell wurde mit dem neuen Punktesystem ein Bestrafungs- und durch Gutpunkteerwerbung Wiedergutmachungssystem eingeführten. Wie kann es weitergehen? Man ist sich bewusst, dass eine Konsumökologie westlichen Stils mit 1,3 Milliarden Menschen nicht möglich ist. Unsere Erde würde das nicht aushalten. Xi Jinping beantwortet das selbst: „Wir wollen kein luxuriöses, verschwenderisches Leben. Wir wollen ein gutes Leben für alle.“ Dem Buchtitel entsprechend endet das letzte Kapitel mit der Definition „Peking muss lernen, in einer Zeit zu führen, in der die USA konfus und paranoid sind. Dazu mag gehören, Angriffe von einigen US-Politikern zu tolerieren, während man heimische Reformen durchführt und den Klimaschutz vorantreibt.“ (Seite 335) Ich habe schon lange kein Buch mehr mit so vielen Innovationen und Ideen gelesen. Dabei waren es keine Zukunftsabsichten, sondern Fakten über das Land China. }, keywords = {China, Weltherrschaft, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KASPER2020, title = {Christsein und die Corona-Krise. Das Leben bezeugen in einer sterblichen Welt. Mit einem Geleitwort von Papst Franziskus}, editor = {KASPER, Walter; AUGUSTIN, George (Hg)}, year = {2020}, date = {2020-11-22}, abstract = {KASPER, Walter; AUGUSTIN, George (Hg): „Christsein und die Corona-Krise. Das Leben bezeugen in einer sterblichen Welt. Mit einem Geleitwort von Papst Franziskus“, Ostfildern 2020 Corona. Da müssen sich alle zu Wort melden und ihre Meinung wiedergeben. Auch Theologen. Hier eine christliche Gruppe. Gott sei Dank nicht zu konservativ. Keine Verschwörungstheorien und Gottesstrafdrohungen. Sachliche Darstellungen, die teilweise auch in anderen Fachbereichen und Wissenschaften verwendet werden könnten. Manche der Autoren nützen die Pandemie um auf die katholischen Messages hinzuweisen und diese durch Corona zu verstärken. Interessant einer – Mark-David Janus aus New York -, der selbst erkrankt war und seine Eindrücke schildert, wie er es erlebt hat. Davon erfährt man ja wenig. Die Regierungen vermitteln uns nur täglich Daten von Verstorbenen, Erkrankten und Hospitalisierten. Wie das aber für den Einzelnen aussieht erfährt man selten. Ich denke, das wäre auch das Effizientere. Wir sind alle Individuen. Und wie wir etwas erleben können, das ist wichtiger als Zahlen, zu denen ohnehin der Bezug fehlt. }, keywords = {Christsein, Corona-Krise, COVID19, Theologie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TURRINI2020d, title = {C´est la vie. Ein Lebens-Lauf}, author = {Peter TURRINI}, year = {2020}, date = {2020-11-20}, abstract = {TURRINI, Peter: „C´est la vie. Ein Lebens-Lauf“, Wien 2014 Eine Autobiografie des Dichters Peter Turrini. Es wäre nicht Turrini, wenn dies nicht nur ein normaler Lebenslauf wäre. Die Lebensbeschreibung setzt sich aus verschiedensten Textsorten zusammen: Texten, Gedichten, Tagebucheintragungen, Briefen und Gesprächen. Dem Untertitel „Lebens-Lauf“ werden seine Tiefs und Hochs des Lebens gerecht. Turrinis Lebensgefährtin Silke Hassler definiert es so: „Ein Begriff, der durchaus mehrdeutig ist, denn es ist nicht nur der Lauf eines Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen, es ist vor allem die Geschwindigkeit, der Höllenritt eines Künstlers zwischen Triumph und Niederlage, Euphorie und Depression, Demütigung und Glücklichsein.“ (Seite 173) Silke Hassler ist nicht nur die Lebensgefährtin und Geliebte Turrinis, sie ist auch eine ausgezeichnete Kennerin des Schriftstellers Turrini. Schon als Schülerin las sie unter der Schulbank Turrinis „Rozznjogd“. In einem Nachwort zum Buch gibt sie eine ebenso geniale Beschreibung des Lebens von Turrini – wenn auch auf andere Art – wieder. Sie legt ihren Schwerpunkt auf die verschiedenen Werke. Sie beschreibt seine Phasen als Dramatiker, Gedichteschreiber, Romanautor und Fernsehfilmautor. „Zehn Jahre lang machte Turrini Fernsehfilme, aber am Ende war er ein Resignierender. Er, der den Menschen schreckliche, aufrüttelnde, traurige und komische Geschichten erzählen wollte, landete mit diesen zwischen Wetternachrichten, Lkw-Staus und Werbung für Fischstäbchen. Die Fernbedienung, dieses Mordinstrument gegen alles Literarische, unterbrach seine Geschichten, zerstückelte sie. Keine Chronologie, keine Biographie, kein Anfang, kein Höhepunkt, kein Finale, war mehr möglich.“ (Seite 168) Reumütig kehrte er zum Theater zurück, weil er da zumindest für ein oder zwei Stunden das Publikum alleine hatte. Er meint auch „Das Schönste am Theater ist, dass man immer wieder alles neu erfinden kann. Am Theater kann man alles behaupten, es muss nur interessant weitergehen. … Im Theater ist alles möglich, besonders das Gegenteil. Es ist keine Ordnung zu bringen.“ (Seite 139) Turrini beschreibt sein Leben von der Geburt weg – deren Uhrzeit nicht gesichert ist – bis zu einem möglichen Tod. Normalerweise kann eine Autobiografie nicht den Tod des Beschriebenen enthalten, weil er sein Leben ja selbst schreibt. Turrini wendet aber den Trick an und beschreibt einen möglichen Tod. So werden die letzten Eindrücke vor dem Aus-der-Weltscheiden beschrieben: „Die einzige Frage, die mich jetzt noch beschäftigt, ist ob ich dem Anlass entsprechend angezogen bin. Ist der Anzug, den ich anhabe, nicht zu salopp für meinen nahenden Tod? Wirkt dieses Hemd nicht etwas zu sportlich? Soll ich die Schuhe ausziehen und ein eleganteres Paar anziehen? Soll ich mich vorher noch rasieren oder gehört das zum Service des Beerdigungsunternehmens? Soll ich vorher noch aufs Klo gehen?“ (Seite 154) Von Kindheitserzählungen, Jugendträumen, ersten Liebeserfahrungen und ersten dichterischen Erfahrungen, die durch einen Komponisten des Dorfes unterstützt wurden, wird ein bunter Bogen über Gelegenheitsarbeiten hin zum Theater gezogen. Die Beschreibung eines Lebens, die kein Anderer besser und origineller hätte schreiben können als er selbst. Man erfährt auch Neues und Privates über Turrini. Trotzdem warnt Silke Hassler den Leser am Schluss: „Aber verfallen sie nicht in den Irrtum, dem Dichter Peter Turrini alles über den Dichter Peter Turrini zu glauben. Seine Sätze sind nicht immer ganz wahr, mitunter übertrieben, oftmals dramatisch, aber eines sind sie ganz gewiss: Sie sind immer wahrhaftig!“ }, keywords = {Autobiografie, Peter Turrini, Silke Hassler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{THALLER2020, title = {Land und Leute. Eine zeitgeschichtliche Photodokumentation über die Gemeinden Großsölk, Kleinsölk und St. Nikolai}, author = {THALLER, Heribert; KOLLER, Sepp}, year = {2020}, date = {2020-11-19}, abstract = {THALLER, Heribert; KOLLER, Sepp: „Land und Leute. Eine zeitgeschichtliche Photodokumentation über die Gemeinden Großsölk, Kleinsölk und St. Nikolai“, Schladming 2003 Eine sehr gute Dokumentation über dieses Tauerntal, das erst sehr spät erschlossen wurde. Ein sehr gutes Geschichtsdokument über die Art, wie die Leute dort lebten und heute leben. Die beiden Autoren haben viel Arbeit im Zusammentragen der vielen Fotografien investiert. Sachlich wurden sie gegliedert nach den Gemeindeteilen Stein an der Enns, Großsölk, Kleinsölk und Sankt Nikolai. In den einzelnen Kapiteln wurde die Forstwirtschaft, der Bauernstand, die Jagd und Fischerei, das Handwerk, das Gewerbe und der Handel und Katastrophen abgehandelt und schön mit Bildern illustriert. Es zeigt auch, dass die Bevölkerung der Sölktäler bereitwillig mitgearbeitet hat und Material zur Verfügung gestellt hat. So entstand dieses schöne Zeitdokument, wo ich auch viele Ahnen und Verwandte finden konnte, ist doch mein Vater 1919 in der Sölk geboren.  }, keywords = {historische Fotografien, Sankt Nikolai, Sölk}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHOLL2020, title = {Die weiße Rose}, author = {Inge SCHOLL}, year = {2020}, date = {2020-11-18}, abstract = {SCHOLL, Inge: „Die weiße Rose“, Frankfurt 2018 Eine Radiosendung („Im Gespräch“ auf Ö1, ORF) mit der Autorin des Buches motivierte mich es nochmals zu lesen. In der Mittelschule bekam ich es von einem Schulkollegen geschenkt. Es hat mich gewundert, dass er es mir schenkte. Wir hatten keine innige Freundschaft. Ich hatte es damals wie ein Abenteuerbuch gelesen. Heute beim „Wiederlesen“ hat es einen gänzlich anderen Eindruck hinterlassen. Eine Gruppe Münchner Studierender baute die Aktion „Weiße Rose“ zum Widerstand gegen die Diktatur Hitlers auf. Sie produzierten Flugblätter und beschrieben Wände mit Parolen gegen das Regime. Sie bezahlten ihre Aktionen mit dem Leben. Inge Scholl, die Schwester zweier Hingerichteter erzählt in diesem Buch den Hergang des Geschehens und die Beweggründe des Engagements ihrer Geschwister. Interessant auch die dem Buch im Anhang beigegebenen Augenzeugenberichte: der Gefängnispfarrer, der sie vor der Hinrichtung noch sprach, ein Verhörbeamter, der mit Hochachtung von den tapferen jungen Menschen spricht, ein Gerichtsreferent, der Verteidigungsanwalt, ein Zellengenosse, ein Kriminalobersekretär der Gestapo (Vernehmungsbeamter) und Freunde der Hingerichteten. Jetzt, wo ich es mit mehr Verständnis gelesen habe, wurde mir auch klar, warum mir mein Klassenkamerad das Buch geschenkt hat. Sein Vater war ein politischer Gefangener aus Griechenland. Er war im Gefängnis Stein eingekerkert. Als die Sowjetarmee näher rückte, wurden im Gefängnis die Sträflinge erschossen. Sie mussten sich am Rand einer ausgehobenen Grube aufstellen und wurden dann so erschossen, dass sie gleich in die Grube fielen. Als der Vater meines Schulkollegen das registrierte, ließ er sich – noch bevor die Maschinengewehrsalve ihn erreichte, in die Grube fallen. Dort lag er dann zwischen Toten. In der Nacht schlich er sich heraus und ging in seiner Sträflingskleidung in die Stadt. Bei einem Haus klopfte er an. Man nahm ihn auf und versteckte ihn. Die Tochter heiratete ihn nach dem Krieg und der Sohn war mein Schulkollege. }, keywords = {Hitlerregime, Widerstand}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Fang2020, title = {Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt}, author = {Fang Fang}, year = {2020}, date = {2020-11-15}, abstract = {FANG, Fang: „Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt“, Hamburg 2020 Die chinesische Schriftstellerin Fang Fang wohnt in Wuhan und hat über die 76 Tage der Sperre der Stadt einen Blog betrieben, den es später auch als Buch gab. Ich habe die deutsche Version gelesen. Das Tagebuch beginnt mit 25. Jänner 2020, also zwei Tage nachdem Wuhan von der Außenwelt abgeriegelt wurde. Obwohl ich durch meine Freunde aus Wuhan laufend informiert wurde, habe ich hier wieder Neues erfahren. Gleich zu Beginn zeigt sie auf, dass durch so eine Aktion das Image einer Stadt national und international negativ beeinflusst wird. Wir in Österreich hatten dies mit dem Schi-Ort Ischgl, wo sich viele beim Apres Ski infiziert hatten und den Virus dann weiterverbreitet hatten. Die Absperrung „hat zur Folge, dass sich das Augenmerk des ganzen Landes auf Wuhan richtet, dass die Stadt abgeriegelt ist und dass Menschen aus Wuhan überall auf Zurückweisungen stoßen.“ (Seite 17) Zu Beginn gab es dieselben Probleme, wie später in anderen Ländern: es gab zu wenig Masken; man unterschätzte die Gefahr; Mediziner waren überfordert; Spitäler überfüllt… ABER: „Ich habe das Gefühl, dass die Not uns zusammenschweißt. … Die Generation der in den Achtzigern Geborenen hat es weiß Gott nicht leicht.“ (Seite 27) Die Jungen waren es, die in Freiwilligengruppen die Versorgung der weggesperrten Haushalte versorgte. Fang erzählt auch viele sehr einfache Dinge, wie etwa, dass ihre Tochter alleine wohnt, aber nicht kochen kann. Sie ging immer auswärts Essen oder ließ sich einladen. Jetzt stand sie vor der Situation selbst zu kochen. „Kurz darauf ruft sie an, um sich von mir Rat zu holen, wie man Chinakohl zubereitet. Meine Tochter hat noch nie am Herd gestanden. … Dass sie jetzt ihre Küche in Betrieb setzt, muss als Fortschritt gelten, man könnte das als einen unerwarteten Ertrag der Situation verbuchen.“ (Seite 30) Erstaunlich, dass sie auch die politische Führung der Provinz kritisiert und deren Fehlinformationen aufzeigt. Andererseits ist sie auch staatsloyal: „Egal wie viele Versäumnisse sich die Regierung zu Beginn hat zuschulden kommen lassen, momentan können wir nichts anderes tun, als ihr zu glauben. Wir sollten zumindest versuchen, ihr Vertrauen zu schenken. Wem sollte man denn sonst in diesen Zeiten vertrauen? Auf wen können wir uns noch stützten?“ (Seite 53) Beim Lesen lernt man auch, dass es nicht nur das diktatorische Verhalten der Regierung ist, sondern, dass auch die Chinesen selbst sehr diszipliniert mit der Situation umgingen und wirklich zu Hause blieben. „Noch immer predige ich Tag für Tag Verwandten und Freunden: nicht vor die Tür gehen, nicht vor die Tür gehen. Nach so vielen Tagen, die wir in unsere vier Wände eingesperrt sind, kommt es auf ein paar Tage auch nicht mehr an. Eintöniges Essen, und wenn schon! Nach dem Ende der Epidemie schlemmen wir uns durch all die Restaurants, von denen wir jetzt träumen. Für uns das Vergnügen, für die Restaurants das Geld.“ (Seite 57) Als der Arzt, der die Krankheit schon vorhergesagt hatte und bestraft wurde, weil er diese Information publik gemacht hatte, starb (er hatte sich bei seiner Arbeit im Krankenhaus angesteckt), gab es eine Aktion, bei der die Einwohner der Stadt alle Lichter ausgeschalten haben und mit Taschenlampen oder Smartphones einen Lichtstrahl gegen den Himmel schickten; zur Erinnerung an den Verstorbenen. Interessant auch aus der Perspektive eines Haushalts zu erfahren, wie die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgte; dass sich Gruppen von Freiwilligen bildeten, die dies organisierten. Die Chinesen – zumindest jene aus der Umgebung der Autorin – verhielten sich äußerst diszipliniert und taten keinen Schritt vor die Haustür. Nur deswegen war es möglich, dass das Virus in der Stadt besiegt werden konnte. Bei allen Fehlern, die zu Beginn gemacht wurden, hat man mit äußerster Disziplin die Stadt wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Davon könnten / sollten die westlichen Länder lernen. Aber das hat nicht (nur) mit der Qualität und Vorgangsweise der Regierungen zu tun, sondern auch mit der Einstellung und Disziplin ihrer Einwohner. Auch die Hilfe von außen: 16 chinesische Provinzen (von der Größe mit europäischen Ländern vergleichbar) haben das Patronat für verschiedene Bezirke der Stadt Wuhan übernommen und dies mit Lebensmitteln und Hilfestellungen versorgt. 40.000 medizinische Mitarbeiter kamen aus anderen Provinzen nach Wuhan zur Hilfeleistung. In Europa und der Europäischen UNION fehlte diese Nachbarschaftshilfe. Vom raschen Bau der Behelfskrankenhäuser wurde weltweit berichtet. Im Tagebuch von Frau Fang erfährt man, dass erstklassige Restaurants (die ja für das normale Publikum geschlossen waren) gekocht haben und viele Patienten besser gegessen haben als zu Hause oder sonst in ihrem Leben. Interessant aber auch, wie engagiert die Zivilgesellschaft agierte. Journalisten zeigten Fehler auf und berichteten teilweise kritisch. Das Buch war vor allem für den Westen von Interesse, weil sich die Leser Informationen über den Lock Down der Stadt Wuhan erwarteten. In China ist es nicht erschienen. Im Gegenteil: es gab viele Anfeindungen. Als ich es fertig gelesen hatte fragte ich mich „War es wert ein Buch zu sein?“ Es sind viele Wiederholungen, wie es eben bei Tagebucheintragungen ist. Viele unwichtige Dinge, die aber der Tagebuchschreiberin im Augenblick wichtig erschienen. Das Schreiben des Tagebuchs war im Zuge der Quarantäne auch ein psychologisch wichtiger Akt. So kam es eben zur unsystematischen Faktenwiedergabe. Je länger der Shutdown andauerte, umso länger wurden die Tagesberichte. Generell ist es kein faktenorientierter sachlicher Bericht über die Situation, sondern eine Eindrucksschilderung einer alleinlebenden Frau, die Informationen über das Internet und Telefon von Bekannten, Freunden und eigenen Internetrecherchen bekommt. Die Berichte sind einerseits sehr Regierungsfreundlich (immerhin war Frau Fang Vorsitzende des Schriftstellerverbands der Provinz Hubei), andererseits aber auch kritisch, wobei sich die Kritik auf Zurufe bezieht. }, keywords = {COVID19, Quarantäne, Sperre, Tagebuch, Wuhan}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2020, title = {Fremdenzimmer. Ein Volksstück}, author = {TURRINI Peter}, year = {2020}, date = {2020-11-09}, abstract = {TURRINI, Peter: „Fremdenzimmer. Ein Volksstück“, Innsbruck Wien 2018 Turrini beschreibt in diesem Stück das Aufeinandertreffen eines syrischen Flüchtlings mit einem älteren Wiener Paar. Er ist frühpensionierter Briefträger und sie eine ehemalige Kellnerin. Sie hatte einen Sohn, der verschollen ist. Wie es eben der Mutterinstinkt in sich hat, hält sie für den verschollenen Sohn immer noch ein Zimmer bereit. Er könnte ja heimkommen. Plötzlich aber steht ein junger Syrier im Raum und ersucht sein Mobiltelefon aufladen zu dürfen. Dier Frau zeigt sich hilfebereit und will ihn aufnehmen. Auch sei das Zimmer des verlorenen Sohnes frei. Der Lebensgefährte zeigt seine Ausländerfeindlichkeit und will das nicht. Es kommt zum Streit der beiden. Das Paar repräsentiert die Stimmung der Österreicher gegenüber den ankommenden Flüchtlingen aus dem Nahen Osten. Zuerst eine Willkommenskultur und dann zunehmend eine Abneigung. Aber auch innerhalb der eigenen Gesellschaft hat sich viel verändert. Herta, die Frau des Stücks, sagt es so: „Überall ist es kalt. Am Gang, bei den Nachbarn, auf der Straße, alle sind fremd zueinander. Wahrscheinlich ist es auf der ganzen Welt so, alles kalt.“ Sie fragt den Flüchtling „Wie ist es dort, wo du herkommst, in deinem Land? Auch kalt? Bei euch ist ja Krieg und das ist ja die kälteste Kälte.“ (Seite 36) So ist auch die Beziehung zu ihrem Mann. Obwohl der Flüchtling kein Deutsch spricht und Herta fast kein Englisch versteht, meint sie zu ihm „Es ist schön, dass ich mit dir ein bissel reden kann. Mit dem Gustl geht das ja schon lange nicht mehr. Streiten ja, reden nein. Und Streiten ist ja kein Reden.“ (Seite 38) Um der Kälte zu entkommen sinniert sie, dass sie nach Griechenland fahren könne, sich dort als Flüchtling verkleiden, alle Dokumente wegwerfen um als Flüchtling ins eigene Land zurückzukehren. Da würde ihr mehr Wärme entgegenschlagen. Die drei Personen erzählen sich dann ihre Lebensgeschichten. Die Frau, die aus Kärnten nach Wien kam und als Kellnerin arbeitete. Der Mann, der eigentlich Tischler gelernt hatte und dann pragmatisierter Briefträger wurde. Weil er die Briefe, deren Adressen er nicht lesen konnte, an Asylanten verteilte wurde er in Frühpension geschickt. Und Samir, der Syrer, erzählt, dass er aus einer reichen Familie, die ein Schmuckgeschäft besitzt, aus Damaskus stammt. Bei einem Bombenangriff kamen seine Mutter und die Geschwister ums Leben. Der Vater gab ihm Schmuckstücke und schickte ihn auf die Reise nach Europa. Er wolle mit seiner eigenen Mutter nachkommen. Samir erzählt seinen Leidensweg der Flucht. Jetzt soll er abgeschoben werden und er wird polizeilich gesucht. Diese Gespräche bringen die drei näher. Als dann die Polizei kommt um ihn abzuholen simulieren sie einen Flug. Gustl, der ein Flugzeugmodellbauer ist, sitzt auf einem Sessel vorne und seine Frau und Samir auf zwei Sesseln hinten. Sie wollen das Land im Flugzeug verlassen, aber die Tür wird von der Polizei aufgebrochen. Hier endet das Stück. Turrini hat mit „Fremdenzimmer“ versucht das Aufeinandertreffen von Fremden und Einheimischen zu beschreiben. Die letztliche Verbundenheit der Drei, des Fremden und der zwei Einheimischen, definiert Turrini in einem Gespräch so: „Wir sind alle Flüchtlinge, wir werden bodenlos, weil wir unser Land verlassen, weil wir unseren Beruf verlieren, weil wir nicht mehr wissen, ob wir den Partner lieben oder nicht, weil unser Selbstwertgefühl schwindet, weil wir zunehmend überflüssig werden. Es gibt keinen sicheren Boden mehr unter unseren Füßen. Insofern haben die drei Hauptfiguren meines Stücks zwar keine gemeinsame Sprache, aber eine große Verlorenheit verbindet sie miteinander.“ (Seite 106/107) }, keywords = {Asyl, Flüchtling, Fremde, Krieg, Syrien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{NUSSBAUMER2020, title = {GLOBO: Eine neue Welt mit 100 Menschen}, author = {Andreas EXENBERGER Stefan NEUNER Josef NUSSBAUMER}, year = {2020}, date = {2020-11-08}, abstract = {EXENBERGER Andreas, NEUNER Stefan, NUSSBAUMER Josef: „GLOBO: Eine neue Welt mit 100 Menschen“, Innsbruck 2020 Um den Studierenden die großen Probleme besser zu veranschaulichen habe ich schon zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts die Welt auf 100 Einwohner heruntergebrochen. Als ich vom Buch GLOBO hörte war es eine Pflichtliteratur für mich und ich muss gestehen, die drei Autoren haben diese Betrachtungsweise noch diffiziler und genauer. Auch zeigen sie die Veränderungen der letzten Jahre auf. 2015 1945 1915 1815 Nordamerika 5 2 1 Lateinamerika 8 2 1 Europa 10 8 7 3 Afrika 16 3 2 1 Asien 61 19 13 10 Summe 100 34 24 14 Auf das Niveau des Dorfes heruntergebrochen werden auch die aktuellen großen Probleme wie die Bevölkerungsexplosion und der Klimawandel thematisiert. Das Soziale ist den Studienautoren ein großes Anliegen und sie legen einen Schwerpunkt hinein. So machen sie dem Leser bewusst, dass die Gesundheitsausgaben in Nordamerika primär privat finanziert wird. In Westeuropa und Ostasien aber öffentlich finanziert wird. Von der Summe der Ausgaben sind riesige Unterschiede. Nur Nordamerika, Europa und Ostasien haben ein annehmbares Niveau. Welche Sprachen werden wo gesprochen, wie ist das Bildungswesen in den verschiedenen Erdteilen, wann heiraten Menschen und wie ist die Wasser- und Energieversorgung Bei einem Vergleich des Wirtschaftswachstums zwischen 1950 und 2010 wird klar ersichtlich, dass Asien der große Gewinner ist und Europa stagniert. Aus der Statistik, die zeigt in welchen Sektoren gearbeitet wird, geht klar hervor, dass der Bereich Landwirtschaft und Industrie stagniert und Dienstleistungen zunehmen. Obwohl die Jahresarbeitszeit sind seit dem 19. Jahrhundert weltweit angenähert hat und überall um 2000 Arbeitsstunden pro Jahr liegt. Dem Sozialen folgend werden Einkommensungleichheiten, CO2 Ausstoß, Klimawandel, Militärausgaben, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter viel Raum gewidmet. Basierend auf diesem Zahlenwerk erarbeiten die Autoren Zukunftsziele, die von Armutsbekämpfung bis Nachhaltigkeit in 17 Forderungspunkten zusammengefasst wird. Im Anhang hat man sich die Mühe gemacht, den 100 repräsentativen Personen ein Gesicht und einen Lebenslauf zu geben. Sie sind in einem Sample definierte Menschen, die so die Gesamtheit der Weltbevölkerung darstellen soll. Ein schwieriges Unterfangen, weil eine Person für 73,5 Millionen Menschen stehen muss. Auf alle Fälle ein interessanter Versuch die Geschehnisse der Welt verständlich zu erklären. }, keywords = {Erde, Gesellschaft, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{TOKARCZUK2020c, title = {Letzte Geschichten}, author = {Olga TOKARCZUK}, year = {2020}, date = {2020-11-03}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Letzte Geschichten“, Zürich 2020 Bedingt durch den im Jahr 2020 vergebenen Literaturnobelpreis werden ihre Werke bekannt gemacht. Schon 2004 entstand dieser Roman in polnischer Sprache. In Deutsch gab es 2006 eine Neuausgabe. 2020 brachte der Kampa Verlag mehrere ihrer Bücher – so wie dieses – in deutscher Sprache auf den Markt. Der Roman gliedert sich in 3 Teile. „Das reine Land“ nennt sich der erste. Er handelt von einer Reiseführerin, die polnische Gruppen nach Wien, Prag und Berlin führt. Eine Rundreise. Das Reisebüro nennt sich „Herz Europas“ oder „The Heart of Europe“. Die Reiseführerin heißt Ida. Auf der Heimfahrt mit einer Reisegruppe aus Wien gibt es noch eine Nächtigung in Polen. Die Reiseleiterin und die Besitzerin des Hotels kennen sich gut. Da Ida noch das Elternhaus – die Eltern sind verstorben und das Haus verkauft – besichtigen will, borgt ihr die Wirtin ihr Auto. Es ist ein verschneiter Winterabend und Ida übersieht eine Kurve und landet im Schnee an einem Baum. Das Auto ist kaputt und sie verwirrt. Zu Fuß schlägt sie sich zu einem alleinstehenden Haus durch. Ein altes Ehepaar wohnt hier und gibt ihr Quartier. Deren Sohn ist Tierarzt und Tiere, die er eigentlich einschläfern müsste bringt er zu den Eltern, wo sie eines natürlichen Todes sterben können. Ida verbringt mehrere Tage und Nächte in dieser Gesellschaft, bis sie sich losreißt und zurück zum kaputten Auto geht. Sie will heimfahren. Beim kaputten Auto, in dem sie die Scheinwerfer nochmals einschaltet endet die Geschichte. „Parka“ ist der zweite Teil und handelt ebenfalls von einem älteren Ehepaar, das in einem einsamen Haus oben auf einem Berg wohnt. Der Mann liegt im Sterben, die Frau pflegt ihn. Als er dann an einem Abend stirbt, legt sie sich gewohnt neben ihm nieder. In der Einsamkeit hatte sie den Bezug zur Zeit verloren. Sie fragt sich „Oder ist es vielleicht Mittwoch? Hab ich nicht ein Blatt zu viel abgerissen? Vielleicht hab ich vergessen, das vorige Blatt abzureißen? Woher soll ich wissen, welcher Tag es ist? Nur den Sonntag kann ich erkennen, dann läuten die Glocken im Tal, und wenn die Luft feucht genug ist, dringt der Klang zu uns herauf, vom Echo zerstückelt.“ (Seite 129) Wie sie so neben dem toten Ehemann liegt philosophiert sie über das Sterben und den Tod. „Wann beginnt ein Mensch zu sterben? Es muss so einen Augenblick im Leben geben, wahrscheinlich ist er kurz und unauffällig, aber geben muss es ihn. Das Erklimmen, die Entwicklung, der Weg hinauf muss einen Höhepunkt erreichen, von dem aus dann der Abrutsch beginnt. … Es muss einen solchen Moment geben, aber wir kennen ihn nicht.“ (Seite 133) Die alte Frau, die Witwe denkt auch über sich selbst nach: „… je älter ich bin, desto mehr liegt hinter mir, und desto weniger tut sich im Jetzt. Wir haben viel Zeit. Die Zukunft verschwindet unmerklich, verweht, schmilzt.“ (Seite 134) Die Vergangenheit zieht nochmals in ihrem Kopf vorbei. Das Ehepaar kam aus einem anderen Teil Polens, der jetzt nicht mehr zu Polen gehört. Grenzen wurden verschoben. „Eines Nachts machte sich die Grenze auf den Weg und fand sich an einem völlig anderen Ort wieder. Und es stellte sich heraus, dass wir auf der falschen Seite waren. Und da der Mensch nicht ohne Grenzen leben kann, mussten wir uns auf die Suche nach ihr machen. Der Mensch braucht grenzen wie die Luft.“ (Seite 139) Sie haben ihr Leben an diesem neuen Ort, einem Haus am Berg, gemeinsam verlebt. Er pflegte den Gemüsegarten und sie kümmerte sich um Tiere. „Das war der zweite Unterschied zwischen mir und Petro: Er war ein Pflanzentyp, ich ein Tiertyp. Und der erste Unterschied war: Er war alt und ich jung.“ (Seite 142) Er war der genaue Mensch und sie hatte den Überblick. „Man konnte sehen, dass er alles zweimal machte, einmal im Kopf, einmal in Wirklichkeit. So lebte er zweimal.“ (Seite 188) Als er gestorben war fragte sie sich „Und wie ist es jetzt – welches Leben ist er gestorben? Das probeweise Leben oder das richtige?“ Sie haben wenig Kontakt zu den Menschen unten im Tal. Als der Mann stirbt war die Straße zugeschneit. Die alte Frau konnte keine Hilfe holen. Mit ihren Füßen tritt sie einen Hilferuf in den Schnee. Es strengte sie an und brauchte mehrere Tage. Tage, an denen sie mit dem toten Mann noch zusammenlebt und in denen viele Erinnerungen hochkommen. Wie sie ein Teil der Sowjetunion wurden und sie ihren Mann, der Pole war, verstecken musste. „Dann saß Petro fünf Monate in einem Verschlag unter dem Stallboden.“ (Seite 171) Dann übersiedelten sie in den polnischen Teil nach Westen. Was sie tragen konnten nahmen sie mit. Es wurde ein Neuanfang. Der dritte Teil titelt sich „Der Magier“. Eine Frau reist mit einem kleinen Buben in Malaysia zu einer entlegenen Insel. Sie schreibt – und hier knüpft dieses Kapitel indirekt an das erste an – an einem alternativen Reiseführer und besucht diese entlegene und abgelegene Insel. Mit einem alten Schiff kommen sie. Bungalows stehen am Hügel. Nur wenige Gäste sind anwesend: japanische Taucher, vier holländische Frauen, ein verliebtes Paar und der, dem Kapitel den Namen gebende Magier. Ein älterer Mann, der in der benachbarten größeren Insel, auf der es luxuriöse Hotels gibt, als Magier aufgetreten ist. Sein Gesundheitszustand erlaubte es nicht mehr seiner Arbeit nachzugehen. Er zog sich auf diese ruhige Insel zurück. Sein Manager stornierte drüben alle bestehenden Verträge. Der Frau ist der Greis unsympathisch. Dem Buben aber gefiel er. Der Magier lernt ihm Zauberkünste und borgt ihm sein Zauberbuch. Letztlich kommt es im Finale zu einem Auftritt der Beiden vor dem kleinen Hotelpublikum. Der Bub ist begeistert. Für den Alten war es aber der letzte Auftritt. Am nächsten Tag wird sein Leichnam abtransportiert. Die Frau verlässt mit dem Buben die Insel. Drei unterschiedliche Frauen werden zwischen den Deckeln dieses Buches vereint. Sie zeigen verschiedene Charaktere aus verschiedenen Kulturen. }, keywords = {Frauen, Geschichten, Malaysia, Polen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KRENEK2020, title = {Die drei Mäntel des Anton K.}, author = {Ernst KRENEK}, year = {2020}, date = {2020-10-27}, abstract = {KRENEK, Ernst: „Die drei Mäntel des Anton K.“, Hürth bei Köln 2020 Der Komponist und Musiker Ernst Krenek zeigt sich hier als Schriftsteller. Er erzählt in dieser Novelle die Probleme, die er hatte, als er von einer Amerikatour wieder nach Österreich zurückkam und Österreich nicht mehr existierte. Österreich zum Ostgau des Deutschen Reiches wurde. So wie es nach einem längeren Auslandsaufenthalt ist, blieb viel Post unbeantwortet liegen und ein eingeschriebener Brief lag am Postamt zur Abholung. Dazu musste er sein Dokument – seinen Reisepass – vorweisen. Der Postbeamte akzeptierte aber den österreichischen Pass nicht mehr. Auch wenn er den Komponisten gut kannte, durfte er ihm auf Grund des nicht gültigen Passes den Brief nicht aushändigen. Herr K. – so nennt der die Figur - wollte nun die Gültigkeit seines Passes testen und fuhr in ein Nachbarland. Das ging problemlos. Als er dann aber wieder zurück in seine Heimat wollte funktionierte es nicht. Sein Heimatland – vormals Österreich – müsse zustimmen, dass er einreisen dürfe. „Die Regierung dieser Wahlheimat verordnete, dass Menschen, die dem Ursprungsland des K. angehörten und Pässe dieses Landes führten, fortan nur noch eingelassen werden sollten, wenn sie von den neuen Herren dieses Ursprungslandes eine schriftliche Erlaubnis erhalten hatten, dass sie in jenes Ursprungsland ungehindert zurückreisen dürften.“ (Seite 32/33) Die Sache wird aber noch komplizierter und zeigt die Verhältnisse in dieser Zeit (1938). Als er in einem Kaffeehaus sitzt wird sein Mantel vertauscht. Er geht mit einem falschen weg. Auch oftmaliges Nachfragen verhilft ihm nicht zum eigenen Mantel, in dem sich wichtige Dokumente für seine Anerkennung befanden. Im „falschen“ Mantel findet er eine Adresse. Sie ist in einem anderen Land und spontan entscheidet er dort hinzufahren. Er hat zwar keinen Namen, aber eine Adresse. Dort trifft er eine zwielichte Frau an. Sie verweist ihn an ein Café in der Stadt, wo er den Mantelträger finden könne. Man erwartet ihn schon und bietet ihm einen gefälschten Pass an. Dabei wäre fast „sein“ Mantel gestohlen worden. Das Café wird von einer Polizeirazzia überfallen. Alle sind geflüchtet. Er blieb als einziger Gast zurück. Die Polizei nahm ihn zu Verhören auf der Wachstube mit. Dort bekommt er einen Referenzbrief, um ihn sein Land zurückreisen zu können. Man gibt ihm auch einen neuen Mantel. Beim Konsulat seines letzten Landes versucht er ein Durchreisevisum zu bekommen, was ihm der Konsul verweigert. Es kommt zu einer langen Diskussion. Letztlich wird er zu einem Arzt geschickt, der feststellen soll, ob er gesundheitlich dazu in der Lage ist. Der Arzt hält ihn für verrückt und schickt ihn weiter zu einem Radiologen. Am Weg dorthin findet er zufällig im Mantel – seinem dritten - ein wichtiges Dokument, das er in seinem Heimatland vorlegen muss. Viele Amtsstuben hatte er schon besucht und sein Heimatland war nicht mehr das, was er sich vorstellte. Er zerreißt das Dokument und wirft es in einen Fluss. Ähnliche Situationen, wie sie Krenek selbst erlebt hatte, wurden in dieser Novelle verarbeitet. Für demokratische Verhältnisse heute unvorstellbar: Jemand fährt auf Dienstreise nach Amerika und als er zurückkommt existiert sein Heimatland rechtlich nicht mehr. Auch der Reisepass ist ungültig geworden. Über viele bürokratische Hürden versucht er wieder in seine Heimat zu kommen, aber auch die „nicht deutschen Vertretungen“ sind nicht behilflich. Selbst die Durchreise durch ein Nicht-Deutsches Land wird nicht erlaubt. Was ist Realität und was ist Erfindung? In der Einleitung des Herausgebers wird sehr schön aufgezeigt, was Krenek in dieser Zeit erlebte und wann er diese Novelle schrieb. Im Buch selbst werden ja keine Städte genannt und auch der Name des Betroffenen ist anonym „K“. Aber dahinter steckt auch eine klare Absicht. Der Autor nimmt Bezug auf Franz Kafka und dessen fragmentarischen Roman „Der Prozess“ und sich selbst. In der Novelle zitiert er Kafka bei einem Gespräch mit einem Konsul „Denn es scheint mir nachgerade, als sei ich in eine Maschinerie geraten, die mich nie mehr loslassen soll und die in beängstigender Weise an die Alpträume jenes Autors erinnert.“ (Seite 20) Krenek kam 1938 von einer Amerikatournee nach Europa zurück. Er reiste auf einem modernen Schiff, der „Normandie“, die erst 1935 in Betrieb gegangen ist. Am 7. März verließ er in Le Havre das luxuriöse Schiff und fuhr über Paris nach Brüssel. In Brüssel erfuhr er von der Annexion Österreichs. Eine Rückkehr nach Österreich war für ihn nicht mehr möglich und er begann Vorbereitungen zu einer Auswanderung in die USA zu treffen. Aber in den folgenden Monaten hatte er noch viele internationale Termine zu absolvieren. Nach Brüssel reiste er nach Amsterdam zur Uraufführung seines zweiten Klavierkonzerts. Von dort ging es nach London. Um aber von England nach Holland zurückzukehren verlangte die niederländische Polizei einen Nachweis, dass Krenek jederzeit nach Österreich (Deutschland) einreisen könne. Er musste in London viele Amtswege gehen um diese Reise antreten zu können. Im Mai fuhr er nach Schweden und auch das neutrale Schweden verlangte eine „deutsche Rückreisebewilligung“. Schwierig war es auch seinen Sommeraufenthalt in der Schweiz zu realisieren. Im Juni 1938 war die Uraufführung seines Bühnenwerks „Karl V“ in Prag. 1934 wurde diese Aufführung an der Wiener Staatsoper durch nationalsozialistische Intrigen verhindert. Krenek wollte bei der Uraufführung in Prag dabei sein. In London ging er mehrmals zur tschechischen Botschaft. Das Ticket für die Fahrt nach Prag war schon gebucht und wurde wieder storniert. Krenek konnte der Uraufführung nicht beiwohnen. Das alles war viel Frust. Frust, den er sich durch Schreiben von der Seele fernhielt. Diese Schreibtheraphie führte zur Novelle der drei Mäntel. Er begann mit dieser Erzählung am 19. Mai 1938 und beendete sie am 7. August. Die Geschichte wurde in Hotelzimmern in Warschau, Helsinki und auf einem schwedischen Schiff von Göteborg nach London geschrieben. Die Realität führt das Ehepaar Krenek aber am 19. August 1938 mit dem Schiff „Ausonia“ von Le Havre nach New York. Als er in New York eintrifft sagt er als gläubiger Mensch „Lieber Gott, gib dass das gut ausgeht.“ Das Ernst Krenek Institut in Krems hat diese Publikation möglich gemacht. Die Novelle „Die drei Mäntel des Anton K.“ liegen sowohl in Englisch, als auch in Deutsch vor. }, keywords = {Deutsches Reich, Ernst Krenek, Imigration, Musik, Nationalsozialismus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Jakob2020, title = {Mit 14 Jahren im KZ – Das Leben des Marcello Martini: Vom Todesmarsch zur Versöhnung. Aus den Erinnerungen des letzten Überlebenden im Konzentrationslager Hinterbrühl}, author = {MITTERHÖFER Jakob}, year = {2020}, date = {2020-10-25}, publisher = {Kral Verlag}, abstract = {MITTERHÖFER, Jakob: „Mit 14 Jahren im KZ – Das Leben des Marcello Martini: Vom Todesmarsch zur Versöhnung. Aus den Erinnerungen des letzten Überlebenden im Konzentrationslager Hinterbrühl“, Mödling 2020 In der Seegrotte, einem Schaubergwerk, wurden ab 1944 Flugzeuge für die Deutsche Armee gefertigt. Ursprünglich in Wiener Neustadt produziert, verlegte man die Fertigung in das unterirdische Bergwerk, um so vor den Bombenangriffen der alliierten Truppen sicher zu sein. Ein See im Bergwerk wurde ausgepumpt und das ergab Werkshallen. Die Firma Henkel bekam für ihre Arbeit KZ-Häftlinge zur Verfügung gestellt. Das Lager befand sich oberhalb des Bergwerks und war eine Außenstelle des KZs Mauthausen. Nachdem im Jahr 1945 die sowjetischen Truppen näher kamen wurde das Lager geräumt. Die nicht gehfähigen Häftlinge ermordet und die anderen zu Fuß nach Mauthausen geschickt. Alle 1000 Meter wurde einer erschossen. Wer nicht mehr mitkam wurde ermordet. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begann ein Mittelschullehrer aus Baden mit seinen Schülern zu recherchieren und die Geschichte aufzuarbeiten. Die Hinterbrühler Bevölkerung wusste „von Nichts“ und war über diese Kampagne nicht sehr erfreut. Der Hinterbrühler Pfarrer Franz Jantsch unterstützte diese Kampagne. Er gründete ein Komitee mit namhaften Persönlichkeiten und Menschen, die ihm behilflich waren. Ich gehörte zu dieser Gruppe. Wir engagierten uns und erwarben jenen Teil des Grundstücks, auf dem sich das Krankenlager und das Massengrab befanden. Mit Spenden und dem Verkauf einer Lithographie des Malers Rudolf Hausner wurde der Ankauf finanziert und damit eine Gedenkstätte geschaffen. Sie wurde mehrmals geschändet, aber inzwischen besucht die Bevölkerung den Ort mehrmals im Jahr, um der Geschehnisse zu gedenken. Zu diesen Gedenkfeiern kam auch ein einstiger Häftling: Marcello Martini aus Italien. Der damalige Pfarrer Pater Jakob Mitterhöfer lernte ihn kennen. Seine Italienischkenntnisse – er studierte in Rom – halfen ihm eine Freundschaft aufzubauen. 2019 verstarb Herr Martini und Pater Jakob begann seine Geschichte aufzuschreiben. Ein wichtiges Zeitzeugnis. Der damals 14-jährige Marcello wurde in der Nähe von Florenz gefangen genommen. Sein Vater war Kommandant einer Untergrundorganisation gegen die deutschen Besatzer. Der Bub Marcello bediente eine Funkstation, die die amerikanischen Truppen informierte. Bei der Gefangennahme der Familie konnte der Vater fliehen. Der Sohn kam ins Konzentrationslager Mauthausen. Später in das Flugzeugwerk Wiener Neustadt und letztlich 1944 in das Untergrundwerk in der Hinterbrühl. Anschaulich werden die Behandlung und das Leben der Häftlinge beschrieben, die Pater Jakob – der Autor des Buches – von Martini noch zu Lebzeiten bekam. Am Ostersonntag, den 1. April 1945 wurde das Lager geräumt und die Häftlinge marschierten in einem 7-tägigen Marsch ohne Verpflegung von der Hinterbrühl bei Mödling nach Mauthausen – über 200 Kilometer. Marcello überlebte das, Dank des solidarischen Zusammenhalts der italienischen Flüchtlinge. Nach der Befreiung durch die Amerikaner dauerte es noch länger, bis der Bub wieder in normales Leben zurückkehren konnte. Traumatisiert brauchte er lange, um das Erlebte zu verkraften und zu verarbeiten. Er wird auf Intervention der Mutter wieder in die Schule aufgenommen, maturiert, studiert und wird ein anerkannter Flugzeugbauer. Er schwieg aber über diese seine Erlebnisse. Seine Schwester überredete ihn später Mauthausen und die Hinterbrühl zu besuchen. Nun begann er über diese Zeit zu reden. Er hielt Vorträge in Schulen und besuchte regelmäßig die KZ-Gedenkstätte in der Hinterbrühl. Als letzten Willen verfügte er, dass ein Teil seiner Asche am Gedenkplatz, den er „Sacrario“ nannte, beigesetzt werde. Die Marktgemeinde Hinterbrühl ernannte ihn posthum zum Ehrenbürger und Pater Jakob Mitterhöfer schrieb dieses Buch. Es ist keine leichte Literatur, aber es ist wichtig, dass diese Geschehnisse nicht vergessen werden. }, keywords = {Gefangene, Hinterbrühl, KZ, SS}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2020c, title = {Überwindung der Blitzangst - Kurzprosa}, author = {Alois BRANDSTETTER}, year = {2020}, date = {2020-10-22}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: „Überwindung der Blitzangst – Kurzprosa“, Frankfurt Berlin Wien 1971 Es ist das erste Buch Brandstetters. Er war knapp über 30 Jahre als er es geschrieben hatte. Ein Entrepreneur. Ein stilistisch anderer Brandstetter als er es heute ist. Progressiv. Modern. In diesem Buch sind 47 Texte zusammengefasst. Es geht meist um das Leben am Land. Um das Leben in seiner oberösterreichischen Umgebung. Ein Zeitzeugnis, wie es damals war. Konservativ und katholisch geprägt. Ausgefallene Geschichten. Es beginnt schon mit einer originellen Beschreibung seines eigenen Lebenslaufes und seinen Erfahrungen im Internat und in der Hauptstadt Linz. Brandstetter wurde im Jahr 1938, als Hitler in Österreich die Macht übernahm, geboren. So widmet er auch Hitler Geschichten in diesem Buch. Etwa eine satirische Verbindung zum Stift Lambach. Später hat er als Kind den Zweiten Weltkrieg und die Bombardierungen miterlebt. In der Kurzgeschichte „Attnang“ erinnert er sich, dass vor allem strategische Orte, wie der Eisenbahnknotenpunkt in Attnang bombardiert wurden. Heute in einer Zeit der Mobilität und Migration sind andersfarbige Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden. Als 1945 die amerikanischen Truppen einmarschierten waren Schwarze – Brandstetter nennt sie der Zeit entsprechend noch „Neger“ - eine Sensation. Der Krieg hinterließ auch Menschen mit Behinderungen. In einer der 47 Geschichten beschreibt er den Nachbarn, der eine Beinprothese hat, die den kleinen Buben interessierte. Den Titel bekam das Buch von der Beschreibung der Angst vor Gewittern. Wie etwa Bauern schwarze Kerzen aufstellten, die vor einem Blitzeinschlag schützen sollten. Vieles ist Zeitgeschichte und wert, dass es festgehalten wurde. }, keywords = {Kurzgeschichten, Leben am Land, Oberösterreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOKARCZUK2020b, title = {Die grünen Kinder - Bizarre Geschichten}, author = {Olga TOKARCZUK}, year = {2020}, date = {2020-10-19}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Die grünen Kinder – Bizarre Geschichten“, Zürich 2020 2019 bekam sie den Literatur-Nobelpreis. 2018 wurde dieses Buch erstmals in polnischer Sprache publiziert. Jetzt gab es auch eine deutsche Übersetzung. Es sind zehn Erzählungen. Die Autorin nennt sie „bizarre Geschichten“. Sie nimmt dabei Bezug auf die ständige Veränderung der Welt. Sowohl auf der Zeitachse, als auch geografisch wird der Leser in ihren Geschichten verführt. Die Geschichte, die dem Buch den Namen „Die grünen Kinder“ gab spielt im 17. Jahrhundert. Ein französischer Gelehrter ist zu Gast beim polnischen König und unternimmt mit diesem Reisen. Auf einer dieser Reisen durch kriegsgeschädigte Gebiete entdecken sie zwei Kinder, die in der Wildnis alleine aufwuchsen. Sie waren grün, wie das Moos des Waldes. Der Franzose verletzte sich und blieb in einem Gutshof mit den Kindern und seinem Diener zurück. Hier konnte er die Kinder untersuchen und studieren. Ein Passagier in einem Transatlantikflug erzählt der Autorin, wie er die Angst vor einem Gespenst, vor dem er sich als Kind immer gefürchtet hatte, erst im Alter überwinden konnte. Im Kapitel „Eingemachtes“ wird ein Mann vorgestellt, der noch mit 50 Jahren alleinstehend bei der Mutter wohnt. Sie wollte ihn loshaben „Alle jungen Vögel verlassen irgendwann ihr Nest, das ist der Lauf der Dinge, die Eltern haben sich ihre Erholung verdient. Überall in der Natur ist das so. Warum quälst du mich? Du solltest schon längst deine Sachen gepackt haben, ausgezogen sein und dein eigenes Leben leben.“ (Seite 49) Als die Mutter stirbt ist er auf sich alleine gestellt. Er durchsucht alles, findet aber keine Erbschaft, nur unzählige Einmachgläser. Von denen ernährt er sich weiter. Geht keiner Arbeit nach. Sitzt vor dem Fernseher mit Bier und den Einmachspeisen. Bis zum Ländermatch Polen gegen England, zu dem er marinierte Pilze aß. Das waren seine letzten. Er verstarb. Da er keine Familie hatte organisierten die Freundinnen der verstorbenen Mutter das Begräbnis. In der Geschichte „Nähte“ geht es um einen Mann, einem Witwer, der alles anders sieht, als es in Realität ist: • Die Socken haben Nähte von den Socken zum Bund hinauf. • Briefmarken sind nicht rechteckig, sondern rund. Das ihm die Zeit immer schneller vergeht erklärt ihm die Nachbarin so: „Das heißt, die Zeit vergeht nicht wirklich schneller, nur hat sich unser Denken abgenutzt, und deshalb begreifen wir die Zeit nicht mehr so wie früher. … Wir sind wie alte Sanduhren, wissen sie mein Lieber? … Da werden die Sandkörner, weil sie so oft schon durchgerieselt sind, ganz rund geschliffen, und dann rinnt der Sand immer schneller durch die Uhr. Alte Sanduhren gehen immer vor. … Genauso ist es mit unserem Nervensystem, es hat sich abgenutzt, es hat sich erschöpft, die Reize laufen hindurch wie durch einen Nudelseiher, deshalb kommt es uns so vor, als würde die Zeit schneller vergehen.“ (Seite 61/62) Ein Besuch: Vier Frauen, sogenannte Egone, bekommen Besuch. Das Verhalten zwischen den Gastgebern, di e ein dreijähriges Kind haben, und zwei Besuchern wird beschrieben. Was allerdings Egone sind kann auch Google nicht herausfinden. Unter dem Titel „Eine wahre Geschichte“ berichtet sie von einem Mediziner, der bei einem internationalen Kongress einen Vortrag hielt. Bis zum Galaempfang am Abend ging er in der Stadt spazieren und sah, wie eine Frau stürzte. Als Arzt kam er ihr zu Hilfe. Niemand half ihm. Als die Polizei kam und ihn blutverschmiert sah, nahmen sie ihn fest. Nach Eintreffen der Rettung ließ man ihn kurz los und er lief davon. Wie ein wildes Tier wurde er verfolgt beziehungsweise musste sich verstecken, kam nicht in sein Hotel hinein …. In der Geschichte („Das Herz“) eines Ehepaares, das jedes Jahr den Winter im Fernen Osten verbringt und dem nordeuropäischen Winter entflieht bekommt der Mann in China ein neues Herz transplantiert. Im Folgejahr fliegen sie wieder nach China und in eine entlegene Gegend. Sie lernen ein Kloster in den Bergen kennen, das ihre Einstellung verändern sollte. Aber nicht wesentlich. Sie wechseln nur von China nach Thailand, um im Frühjahr wieder in die Heimat zurückzukehren. Unter dem Titel „Transfugium“ wird erzählt, wie sich eine Frau in eine andere Welt transferieren lässt. Feierlich sollte es sein. Die Familie – die Eltern, die Halbschwester und ihre Kinder – kommt. Ein Arzt erklärt es. Eine Sciencefiction Geschichte. Olga Tokarczuk vermischt gerne mehrere Geschichten in einer Erzählung. So auch im Bericht „Der Berg der Heiligen“. Den Rahmen gibt eine Psychologin, die mit ihren Computerprogrammen und Untersuchungen an Kindern ein Zukunftsszenarium über die Entwicklung der jeweiligen Testperson abgeben kann. „… mit hoher Wahrscheinlichkeit ließ sich vorhersagen, wie sich ein Mensch entwickeln, in welcher Weise sich seine Persönlichkeit ausformen würde.“ (Seite 151) Ein Schweizer Institut engagierte sie, um eine Gruppe Adoptivkinder zu untersuchen. Sie wohnt in einem Nonnenkloster, in dem eine Mumie eines Heiligen ausgestellt ist. Im 17. Jahrhundert hat ein findiger Papst damit begonnen Menschen aus den Katakomben als Heilige in die Welt zu verkaufen. So kam auch eine Mumie des Heiligen Auxentius in dieses Schweizer Kloster. Detailliert wird dieser „Heiligenhandel“ beschrieben. „Bei „Kalender der menschlichen Feste“ wird über einen Monarchen (?) oder Heiligen(?) berichtet, der stirbt und wieder erwacht. Ein Team von Medizinern betreut ihn. Er ist schon über 300 Jahre alt. Er wurde vor 312 Jahren in der Wüste gefunden. Jährlich wird von seinem Tod und seinem Wiedererwachen im Fernsehen berichtet. Auch gibt es das Gerücht, dass er alle 70 bis 80 Jahre sein Geschlecht ändert. Die Geschichte wird aus der Sicht von Ion, einem Masseur des Heiligen berichtet. Das Land hat seine eigenen Feiertage. In jedem Jahr werden aus dem Volk Auserwählte selektiert, die dann gefeiert und dem Volk vorgestellt werden. Letztlich wird der Heilige gestohlen. Man drapiert eine Puppe und zeigt sie. Im Fernsehen überträgt man seine Erwachung aus dem Vorjahr. Eine Geschichte eines unrealen Landes und doch könnte es in jedem existierenden Land passieren. Keine Geschichte ist wie die andere. Olga Tokarczuk entführt in unterschiedliche Geschichten – bizarre, wie sie es nennt. }, keywords = {Bizarre Geschichten, Nobelpreisträgerin, Polen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Turrini2020c, title = {Gemeinsam ist Alzheimer schöner}, author = {Peter Turrini}, year = {2020}, date = {2020-10-16}, abstract = {TURRINI, Peter: „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“, Innsbruck Wien 2020 Ältere Schriftsteller können oft nicht aufhören mit dem Schreiben, auch wenn es nicht mehr so läuft wie in ihrer besten Zeit. Bei Peter Turrini (entschuldige, dass ich sage „älterer Schriftsteller“) muss man sagen „Bitte hör nicht auf!“ Ein sehr gutes Thema, interessant aufbereitet und sprachlich einmalig formuliert. Die handelnden Personen sind ein älteres Ehepaar im Rollstuhl und zwei Altersheimleiter. Das Ehepaar spielt verschiedene Phasen ihres Lebens. Anschließend fallen sie wieder in ihren Alterszustand zurück und sitzen im Rollstuhl. Im Theaterstück – so die Anleitung – leitet Musik die jeweilige Situation ein. Ich habe es nur als Buch gelesen, die Zusatzinformation ist aber wichtig um sich in die jeweilige Stimmung zu versetzen. Die einzelnen Phasen beginnen mit dem Verliebtsein und führen bis ins hohe Alter. Die Liebe in der Jugend formuliert Turrini etwa mit der Aussage des Mannes so „Weißt du, wie es mir geht? Kaum habe ich das Telefon aufgelegt, würde ich am liebsten gleich wieder anrufen.“ (Seite 13) Oder der folgende Dialog: „Sie: Soll ich zu dir kommen, obwohl es mitten in der Nacht ist? Er. Wann immer du erscheinst, ist Sonnenaufgang. Sie. Sehr romantisch. Ich ziehe mir nur schnell etwas an und bin in einer halben Stunde bei dir. Er: Wenn du es schnell wieder ausziehst, bin ich in einer halben Stunde in dir. Sie: Du weißt, dass es nicht so schnell geht bei mir. Du musst mir vorher die eiskalten Füße anwärmen. Sonst muss ich beim Sex immer daran denken, wann sie endlich warm werden.“ (Seite 14) Ein Wort zu den zwei Heimleitern. Der erste ist ein sehr jovialer, freundlicher Mann, der sich von den Heimbewohnern auch mit Vornamen oder Spitznamen anreden lässt. Er zerbricht an seinem Stil und begeht Selbstmord. Er wird von einem akademischen, sachlichen Manager abgelöst. Eine interessante Charakterdarstellung zweier, so unterschiedlicher Menschen. Das Ehepaar spielt dann eine weitere Rolle ihres Lebens, wo er ein angesehener und reicher Industrieller geworden ist und die Firma seines Vaters übernommen hat. Sie sind reich und haben außereheliche Verhältnisse. Sie leben an der Oberfläche. Ohne Tiefgang. So meint „Er“ über „Sie“ „Vor unseren Gästen bist du immer charmant und herzeigbar. Du kannst wunderbar Konversation machen und dir würde nie ein unflätiges Wort über die Lippen kommen. Obwohl du mich hasst, erweckst du vor anderen den Eindruck, als hätten wir eine äußerst harmonische Ehe.“ (Seite 34) Im Gegenzug sagt „Sie“ über ihn „Du bist für niemanden eine Freude und für niemanden eine Hoffnung, nicht einmal für deinen Sohn. Und der hätte seinen Vater so gerne bewundert. Aber du hast nie Zeit gehabt für ihn, nicht einmal die Zeit, dir seine Bewunderung anzuhören.“ (Seite 35) Als sich die beiden Alten ihre Medikamente gegenseitig aufzählen, lässt der Dichter ihnen ein Theaterstück inszenieren, in dem die einzelnen Medikamente auftreten, so als seien sie historische Theaterfiguren. Da der Sohn die teure Seniorenresidenz nicht mehr zahlt – oder zahlen kann – muss das Ehepaar in ein einfaches, kleines Zimmer übersiedeln. Sie vergessen immer mehr. Sprechen sich oft mit „Sie“ an, ja letztlich verlieben sie sich wieder, ja, er macht ihr einen Heiratsantrag – obwohl sie ja verheiratet sind: „Er: Könnten sie sich vorstellen, mich in absehbarer Zeit zu heiraten? Sie: Warum nicht gleich? Sie könnten ihren Antrag wieder vergessen.“ (Seite 79) Ich habe hier öfter zitiert um einen Eindruck zu vermitteln. So schöne Texte kann man nicht beschreiben, man muss sie selbst hören oder lesen. }, keywords = {Alte Menschen, Alzheimer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STREERUWITZ2020c, title = {Nachwelt.}, author = {Marlene STREERUWITZ}, year = {2020}, date = {2020-10-15}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Nachwelt.“, Frankfurt 2006 Am Cover nennt sich das Buch „Roman“, auf der Innenseite dann „Ein Reisebericht“. Eigentlich ist es ein Tagebuch eines Amerikaaufenthalts. Zehn Tage werden genau beschrieben. Vom 1. bis zum 10. März 1990. Die Protagonistin und Hauptperson des Romans, der Berichterstattung, ist Margarethe. Die Amerikaner nannten sie Margaux. Es dürfte sich um die Autorin selbst handeln. Sie befand sich in Kalifornien, um über Anna Mahler, der Tochter Alma Mahlers und des berühmten Musikers, der Annas Vaters ist, zu schreiben. Stilistisch gehört der Roman zu den früheren Werken von Streeruwitz - es ist ihr zweiter Roman -, in denen sie mit kurzen Sätzen formuliert. In diesem, ihrem „Reisebericht“, werden alle Details festgehalten, auch dass sie „nochmals aufstehen und aufs Klo gehen musste.“ (Seite 94) Vielleicht lag das detaillierte Berichten auch daran, dass sie bei diesem Amerikaaufenthalt oft alleine war. Nur unter Tags hatte sie Treffen mit Leuten, die ihr über Anna Mahler berichteten. Sie rückte mit einem Aufnahmegerät an und hielt alles Gesagte fest. Auch im Buch wird es wiedergegeben, wenn etwa der 88-jährige Witwer über seine Anna berichtet. Er erzählt wie er Anna in Wien kennengelernt hatte. „Zweifelsohne war ich wahnsinnig verliebt in sie. Sie hatte andere Affären. Sie ging damit ganz offen um. Sie war mit Zolnay verheiratet. Aber die Ehe war in Auflösung.“ (Seite 79) Als Hitler in Österreich einmarschierte mussten sie flüchten. Zuerst nach London und dann nach Amerika. Obwohl Anna Klavierspielen lernte, wollte sie – wegen des berühmten Mahler Vater – Nichts mit Musik zu tun haben und wurde Bildhauerin. Ihr Ziel war es „Schönheit herzustellen.“ In Amerika angekommen war sie eine Ausländerin. Die Geschichte wiederholt sich immer wieder. Flüchtlinge im 21. Jahrhundert werden ähnlich behandelt wie die Migranten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anna war von London nach Amerika gekommen. Sie wurde in der Schule wegen ihres englischen Akzents gehänselt. „Sie war eine Ausländerin und eine Jüdin und das Kind eines berühmten Vaters.“ (Seite 84) Alle Mahler Frauen hatten nur Töchter „Alma hatte nur Töchter gehabt. Anna Töchter. Alma, die Enkelin, Töchter. Anna, die Urenkelin, eine Tochter Alma.“ (Seite 33) Neben den Recherchen über Anna Mahler wird auch die Lebensgeschichte der Protagonistin (der Autorin) beschrieben. Ihre in Österreich zurückgebliebene Tochter, der Ex-Ehemann und der Geliebte, der nicht mitkommen wollte oder nicht mitkommen konnte. Hier in Amerika kommt sie auch selbst zum Nachdenken; über sich. So wird es ein Verweben von zwei Geschichten: jene der Autorin, der Erzählerin und jener von Anna Mahler. Auch sind es verschiedene Generationen, die da zu Wort kommen. Eine wirkliche Anna Mahler Biografie wurde es nicht, aber trotzdem kann man aus den Interviews mit Leuten, die Anna Mahler noch selbst erlebt hatten viel Neues erfahren. Einige Auszüge der Personsbeschreibung Anna Mahler: • „Wenn Anna sprach, dann war das ein Vortrag. … Sie wollte für etwas anerkannt werden, was sie gemacht hatte. Sie wollte von der Nachwelt erinnert werden, als jemand, der etwas getan hatte.“ (Seite 137) • „Sie war zart, aber sie war stark wie ein Stier.“ (Seite 138) • „Ich habe Anna nie krank gesehen.“ (Seite 140) • „… und jeder ist gekommen mit Büchern für Autogramme. Aber es waren Bücher über ihren Vater. … das muss sie geärgert und gekränkt haben, … dass die Leute den Ruhm ihres Vaters auf sie übertragen haben.“ (Seite 186/187) • „Aber ihr Herz war jung. Sie war ein junger Mensch. Sie hat auch nie über Krankheit gesprochen. Sie hat sich nie beklagt.“ (Seite 187) • „She was a Weltbürger“ Sie sagte über sich selbst „Nobody should write a sentence about me.“ (Seite 189) • „Sie war eine sehr unerfüllte Person und sie war nicht glücklich mit sich selbst.“ (Seite 247) • „Ja. Anna war wirklich links. Sie lebte Kommunismus.“ (Seite 249) • Sie hatte neben ihren Ehen auch ein Verhältnis mit dem österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg. • Österreich hasste sie. England und Italien liebte sie. • Einer der Ehemänner, Ernst Krenek, sagte der Autorin „Die zweite Symphonie … ist gewidmet der Anna Mahler.“ (Seite 270) • Sie unterrichtete an der UCLA, wurde aber nach einigen Jahren nicht mehr engagiert. „Sie hatte kaum Theorien. Sie war nicht akademisch.“ (Seite 324) Sie war eine Künstlerin, eine Bildhauerin. • „Ich meine, sie ging nie wirklich zur Schule, sie lernte nie richtig schreiben. Sie hielt beim Schreiben die Feder so nach innen wie den Stift beim Zeichnen. ... ihr Schreiben war eine Art unleserlicher Form zu zeichnen. Die Briefe waren interessant anzusehen.“ (Seite 331) Einerseits wollte Anna Mahler von ihrem Vater unterschieden werden, andererseits hat sie trotz 4 Ehen immer den Namen Mahler behalten. Marlene Streeruwitz mischt hier mehrere Geschichten zu einer Melange: • Ihr zehntägiger Aufenthalt in Los Angelos, bei dem sie viel Zeit alleine hat. Zeit zum Nachdenken über ihr eigenes Leben. • Anna Mahler, die sie mit Interviews von Zeitzeugen beschreiben lässt. • Das Leben der Leute, die sie in Amerika trifft und deren Schicksale. • Ihr eigenes Leben und ihre eigenen Probleme. Die großen und die kleinen. Letztlich bleibt es ein Reisetagebuch. Über viele Seiten schildert sie Straßen, die sie gefahren ist. Das erinnert an den Griechen Markaris, der in seinen Romanen auch seitenlang Fahrten in der Stadt Athen schildert. Unwichtigkeiten. }, keywords = {Anna Mahler, Bildhauer, Biografie, Kalifornien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TURRINI2020b, title = {Im Namen der Liebe - Gedichte}, author = {Peter TURRINI}, year = {2020}, date = {2020-10-10}, abstract = {TURRINI, Peter: „Im Namen der Liebe“, Frankfurt 2018 Die erste Version dieses Gedichtbandes erschien 1993. Mit seiner Lebensgefährtin Silke Hassler als Herausgeberin erschien es im Jahr 2005 neu mit neuen Gedichten ergänzt. Die Gedichte spannen einen Bogen von der feurigen Liebe über erste Konflikte, Streit, Trennung und letztlich wieder zum positiven Teil, der Sehnsucht. Die Herausgeberin sagt es sehr schön: „Die Gedichtsammlung beginnt mit der Beschreibung des hingebungsvollen und nicht enden wollenden Glücks einer noch frischen Liebe, erzählt von den ersten Trübungen, steigert sich über den Betrug und die Lüge zur kämpferischen Auseinandersetzung, führt in die Verzweiflung, Zerstörung und den Irrsinn und endet schließlich in der Erschöpfung und Resignation der Liebenden.“ (Seite 125) Als doch positiver Mensch möchte ich ein Gedicht aus dem ersten Abschnitt hier wiedergeben: „Am Ende des Horizontes Brennt ein Feuer. Ich verständige sämtliche Feuerwehren Der Umgebung und eile mit ihnen an den Ort des Brandes. Dort brennt kein Haus. Kein Stadel, kein Strohhaufen. Dort stehst du. Du zeigst auf dein brennendes Herz lächelst und forderst mich auf auch das meine zu entzünden. Ich hätte ja genug Feuerwehren mitgebracht.“ }, keywords = {Gedichte, Liebe, Liebesgedichte, Turrini}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2020b, title = {Lebensreise}, author = {Alois BRANDSTETTER}, year = {2020}, date = {2020-10-08}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: „Lebensreise“, Salzburg Wien 2020 Ich habe einen zweifachen Bezug zu Alois Brandtstetter: • Er war an der Universität Klagenfurt der Chef meines Bruders und • ich hatte ihn zwei Mal zu einer Lesung in meiner Heimatgemeinde, wo ich Kulturveranstaltungen organisierte. Der anerkannte Dichter Alois Brandstetter ist 80 Jahre alt und blickt auf sein Leben zurück. Anekdoten und Erzählung aus Kindheit und Jugend aus seinem oberösterreichischen Geburtsort und Betrachtungen des weiteren Lebens. Den Rahmen gibt er der Erzählung mit einer Reise auf den Spuren seines Namenspatrons Aloysius. Ältere Menschen sind oft mehr vergangenheits- als zukunftsorientiert. Sie erzählen gerne aus „der guten alten Zeit“. So auch der Autor, der seinen achtzigsten Geburtstag hinter sich hatte, als er das Buch schrieb. Auch der Titel „Lebensreise“ sagt schon, dass es eine Rückschau seines Lebens ist. Es sind aneinandergereihte Eindrücke und Erzählungen. Teilweise wirken sie chaotisch und nicht zusammengehörig. Aber mit seinem Namenspatron, dem heiligen Aloisius, bringt er wieder Systematik hinein. Oft sind diese Übergänge aber lange Eselsbrücken. Die heutige Generation ist Google-orientiert. Das heißt es wird nur das nachgeschaut, was man gerade fragen will. Aktiv kommt keine Information aus Google heraus. Dieser Erzählband ist aber wirklich ein erzählendes Werk und man erfährt Dinge, nach denen man nicht gefragt hätte. Brandstetter ist ein bekennender Katholik und viele seiner Erzählungen haben einen religiösen Hintergrund. • Über die Linkskatholiken meinte er, der konservative Autor, dass sie „oft mehr links als katholisch sind.“ (Seite 21) • Was mir bisher noch nicht aufgefallen ist berichtet Brandstetter: „in vielen katholischen Kirchen in Österreich hat die Kirchenleitung etwa den Orthodoxen – den Griechisch-orthodoxen, den Serbisch-orthodoxen oder Russisch-orthodoxen – Benützungsrechte eingeräumt.“ (Seite 53) • Er klärt auch auf, dass katholische Priester bei der Wandlung anstelle von vergorenem Wein, auch Traubensaft verwenden können. Ich kenne zwar keinen Priester, der damit die Messe liest, aber es war interessant zu hören (zu lesen). • Dass der Erzbischof von Paris – Jean-Marie Lustiger – von dem ich während meines Paris-Aufenthalts viele Abendmessen erlebt habe, Jude war und zum katholischen Glauben konvertierte, erfuhr ich hier. • Mein Bruder war Mönch im Benediktinerstift Sankt Paul und so habe ich die Holzschnitte des Mönchs Lobisser kennengelernt. Brandstetter ergänzt dies für mich: „In Sankt Paul war es dann ein hübsches Mädchen, das er portraitierte und auch als Modell in vielen Genrebildern verewigte, mit dem er auch in einer Expositur, einem Atelier des Stiftes, lebte, bis er sie nach seinem Austritt aus dem Orden heiratete.“ (Seite 213) Beim Lobissers-Fall meint er auch „Es gibt wohl doch auch im Falschen das Richtige?“ • Die aktuelle Situation der Kirche bringt er mit seiner Heimatgemeinde: „60 Prozent der Katholiken in Pichl besuchten laut einer Besucherzählung damals, in meiner Jugend, den Gottesdienst, heute sind es angeblich nur noch 5 Prozent.“ (Seite 382) Auch so manche Formulierung bringt den Leser zum Schmunzeln: • „Und über die Metaphysiker dachte Kant, sie seien Denker, die Ochsen melken und ein Sieb darunter halten!“ (Seite 9) • Über Kaiser Maximilian berichtet er, dass dieser testamentarisch festgelegt hatte, dass er nach seinem Tod geschoren werden soll, dass ihm die Zähne gebrochen werden sollen und dass er in seinem Sarg mit Asche und Kalk überschüttet werden soll. Das entspräche dem Sprichwort „in Sack und Asche Buße tun“. • Wenn man den Namen „München“ ausspricht denkt man wenig an den Hintergrund. Brandstetter nennt ihn: er kommt von „bei den Mönchen“. Immer wieder kommt auch der Pädagoge und der Germanist durch, wenn er etwa erklärt, dass das griechische Wort Sarkophag eigentlich „Fleischfresser heißt. Die Leichen werden aufgefressen. Viel Schrulliges wird auch geschildert. Den Abfall König Heinrichs VIII. von Rom vergleicht er mit dem heutigen BREXIT, dem Austritt Englands aus der Europäischen Union. Seine Beziehungen zu vielen österreichischen Dichterkollegen unterlegt er auch mit lustigen Informationen, wie etwa, dass Marlen Haushofer in einem Jahr 286 Fehlstunden in der Schule hatte. „Martin Walser hat den Schriftsteller als einen Menschen definiert, der unzufrieden ist und dem „etwas fehlt.““ (Seite 188) – Brandstetter ist ein Schriftsteller. Der Kreis der Erzählung kommt immer wieder zu Aloysius, dem Heiligen, zurück, endet aber mit der, im Jahr 2020 ausgebrochenen COVID19 Pandemie. Auch das sehr persönlich: er besuchte ein chinesisches Restaurant. Dieses war leer. Er war der einzige Gast. Später erfuhr er, dass es wegen COVID19 gemieden wurde. Er wartete ängstlich zwei Wochen, ob er sich angesteckt habe… }, keywords = {älterer Dichter, Dichter, Kirche, Leben, Rückblick}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{CAESAR2020, title = {Der gallische Krieg}, author = {Gaius Julius CAESAR}, year = {2020}, date = {2020-10-01}, abstract = {CAESAR, Gaius Julius: „Der gallische Krieg“, München 1968(?) Für meine Lateinmatura – ich musste sie nach einem HTL Abschluss und einem geisteswissenschaftlichen Studium nachmachen – las ich das Buch in Latein. Jetzt im Alter „leistete“ ich es mir und las die deutsche Übersetzung. Caesar war nicht nur ein guter und bekannter Herrscher und Feldherr, er war auch Schriftsteller. Im vorliegenden Buch beschreibt er seinen Einsatz als Feldherr im 9 Jahre dauernden Krieg gegen Gallien. Jedem Kriegsjahr widmet er ein Kapitel (er bezeichnete es als „Buch“). Vor Kurzem habe ich eine Biografie Prinz Eugens gelesen und die Schilderung der Schlachten hat sich in den über 1500 Jahren wenig geändert. Der Senat Roms hatte Caesar mit der Eroberung Galliens beauftragt. In diesen Buchbeschreibungen kann man die einzelnen Feldzüge sehr detailliert nachverfolgen. Sie sind aus dem Blickwinkel des Feldherrn und Autors geschrieben; also subjektiv. Gallien bestand aus verschiedensten Stämmen, mit denen Caesar Krieg führen oder verhandeln musste. Die Namen der Stämme sind heute in Vergessenheit geraten. Manche von ihnen waren Verbündete, andere stolze Kämpfer. Gleich im ersten Buch wird beschrieben, wie den Helvetiern ihr Land zu klein geworden war und sie auswanderten um neues Gebiet zu erobern. Caesar stellte sie und trieb sie in ihr angestammtes Gebiet zurück. Basierend auf diesem Erfolg begann er im Folgejahr mit der schrittweisen Eroberung Galliens. Als Vorwand für den ersten Angriff nahm er den Aufstand der Belger. In acht Büchern werden die verschiedensten Kriege, die Caesar gegen die Gallier geschlagen hatte, vom Feldherrn selbst beschrieben. Ausgenommen ist lediglich das achte Buch, das er nicht mehr selbst verfasst hat. Er war schon berühmt und berichtet in seinem letzten Satz „Als meine Erfolge durch meine Berichte in Rom bekannt wurden, wurde ein Dankfest von zwanzig Tagen abgehalten.“ (Seite 186) Als Student musste ich diese Kriegsberichte in Latein lesen. Ob das aber wirklich junge Menschen interessiert? Für eine Militärakademie vielleicht. }, keywords = {Caesar, Gallische Kriege}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{Betriebsges.m.b.H.2020, title = {DONAU, Menschen, Schätze & Kulturen – Eine Reise vom Schwarzen Meer zur Schallaburg}, editor = {Schallaburg Betriebsges.m.b.H.}, year = {2020}, date = {2020-09-30}, abstract = {Schallaburg Betriebsges.m.b.H. (Hg): „DONAU, Menschen, Schätze & Kulturen – Eine Reise vom Schwarzen Meer zur Schallaburg“, Schallaburg 2020 Im Zuge der Jahresausstellung der Schallaburg entstand dieses Buch, das im Zuge von COVID 19 eine stärkere Funktion bekam. Bedingt durch die Pandemievorsorgemaßnahmen hat das Buch über die Ausstellung eine höhere Bedeutung. Der Ausstellungsbesuch kann so zu einem „Homeoffice-Besuch“ werden. In zehn Etappen wird die Donau von ihrer Mündung ins Schwarze Meer bis Melk – dem nächsten Punkt zur Schallaburg – beschrieben. Es wird hier nicht nur eine Reise am Fluss beschrieben, sondern auch die sozialen, historischen und kulturellen Hintergründe. Also mehr als eine Kreuzfahrt. Bei einer schönen Landschaft, wie es das Donautal ist, sind auch die Bilder des Buches wichtig und bedeutsam. Wer also die Ausstellung nicht besuchen konnte, kann hier nachlesen und nacherleben. }, keywords = {Donau, Schifffahrt, Schwarzes Meer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2020, title = {Der letzte Satz}, author = {Robert SEETHALER}, year = {2020}, date = {2020-09-27}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Der letzte Satz“, München 2020 Seethaler stellt den Musiker und Komponisten Gustav Mahler am Ende seines Lebens dar. Es beginnt mit einer Schifffahrt über den Atlantik, bei der über verschiedene Dinge nachdenkt. So erfährt man als Leser, dass Mahler beim Komponieren Anleihen bei Vogelstimmen nahm. Vögel, die er gar nicht kannte und ihnen eigene Namen gab. „Er nannte sie Einsinger, Schwarzhäubchen oder Wilde Dirn.“ (Seite 17) Schöne Gedanken kamen auf, wie etwa sein Bezug zur Tochter und Ehefrau Alma, wenn es heißt „Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann.“ (Seite 19) Er liebte seine Alma, wusste aber nicht, wie es mit ihr aussah. „Sie ist mein Glück. Ich weiß nicht, ob ich sie verdient habe. Du kannst dir die Liebe nicht verdienen.“ (Seite 55) Alma war wesentlich jünger. Er lernte sie bei einem Wiener Gesellschaftsabend kennen. Vier Monate später heirateten sie in der Karlskirche. Nur sieben Personen waren anwesend. Ganz so glücklich war dieses Leben dann doch nicht. Seine Frau verliebte sich in einen Baumeister. Es kam zu Auseinandersetzungen. Mahler litt sehr darunter. Alma blieb aber bei ihm. Nun, für die Ehe blieb bei ihm, dem Workoholiker wenig Zeit. In seiner ersten Saison nach der Hochzeit leitete er 54 Aufführungen und an die hundert Proben. Daneben noch die Administration der Wiener Oper. 1907 demissionierte er in Wien und übersiedelte mit Familie nach New York um für die Metropolitan Opera zu arbeiten. In seiner Verzweiflung, die von ihm geliebte Frau zu verlieren, fuhr er nach Holland um Prof. Sigmund Freud zu treffen. Aber auch der konnte ihm nicht helfen. Nach einem vierstündigen Gespräch attestierte der Arzt Freud „An ihrer Persönlichkeit wurde vielleicht ein bisschen gerüttelt. Ansonsten sind sie putzmunter und vor allem kein kleines Kind mehr.“ (Seite 100) Mit auf der Schiffsreise neben seiner Frau Alma auch die Tochter Anna. Die ältere Tochter war früh gestorben. Auch daran dachte er bei dieser, seiner letzten Überfahrt über den Atlantik. Bei den vielen Fahrten über das Meer nützte er die Zeit, um sich für die bevorstehenden Konzerte vorzubereiten. Seine Frau ließ eine Büste von Rodin in Paris anfertigen. Mahler wollte das nicht und ließ es widerwillig über sich ergehen. Rodin drückte ihm zum Abschied die Hand. Sie erschien Mahler „so hart und trocken, als wäre sie selbst aus Stein gehauen.“ (Seite 40) Mahler plagten verschiedenste Schmerzen, die aber beim Dirigieren verschwunden waren. Zur Musik fand er schon als Kind, als man ihm Holzklötze auf die Klavierpedal schraubte, damit er sie beim Spielen erreichte. Ein Jahr vor seinem Tod dann die Uraufführung der 8. Symphonie in München. Dazu hatte man eine eigene Halle für 4000 Besucher gebaut. Diese Symphonie sollte das Größte werden. Seine Agentur nannte es „die Symphonie der Tausend“. Das Orchester umfasste 180 Musiker, dazu ein Chor mit 500 Sängern und ein Kinderchor mit 350. Eine Münchner Tageszeitung schrieb „Das Werk grenzt nicht nur an Größenwahn. Es will ihn auch übersteigen.“ Er setzt sich gedanklich zunehmend mit dem Tod auseinander. Dämonen erschienen ihm. „Ich hätte noch so viel mehr komponieren können. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade erst angefangen, dabei ist es schon wieder zu Ende. So ist es also mit dem Sterben, dachte er. Stillhalten und warten.“ (Seite 30) Viele Erinnerungen kamen ihm beim Aufenthalt an Deck. Er hatte Fieber. Brach dann auch zusammen und wurde vom Schiffspersonal in die Kabine gebracht. Der Schiffsjunge, der ihn immer bediente tritt im letzten Kapitel des Buches wieder auf. Er arbeitete dann im Hafen als Arbeiter. Beim Besuch einer Gastwirtschaft stößt er auf eine Zeitung, die das Bild Mahlers trägt. Er kann nicht Englisch und bittet den Wirten ihm vorzulesen, worum es geht. Der Wirt berichtet: Mahler war gestorben. „Das Begräbnis fand am zweiundzwanzigsten Mai statt. Es war eine ganze Menge Leute da. Viele Berühmtheiten. Seine Frau war nicht dabei.“ (Seite 124) Robert Seethaler beschreibt die letzten Monate des Künstlers, lässt diesen aber in seine eigene Lebensgeschichte zurückblicken und gibt so dem Leser Einblick von der Kindheit bis zum Tod, wobei der Tod selbst erst durch den Schiffsjungen, der ihn auf der letzten Atlantikquerung betreute, ausgesprochen wird. Das Buch ist keine Biografie. Dazu wäre es zu lückenhaft. Es ist ein Roman, der sich auf ein Zeitfenster beschränkt. }, keywords = {Alma Mahler, Gustav Mahler, klassische Musik, Musik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ANDRUCHOWYTSCH2020, title = {Donau}, author = {ANDRUCHOWYTSCH, Juri; VELIKIC, Dragan; KISS, Noemi; HVORECKY, Michal}, year = {2020}, date = {2020-09-23}, abstract = {ANDRUCHOWYTSCH, Juri; VELIKIC, Dragan; KISS, Noemi; HVORECKY, Michal: „Donau“, Wien 2020 Dieses kleine Buch ist zur Ausstellung „Donau – Menschen, Schätze & Kulturen“ auf der Schallaburg erschienen. Vier Autoren aus Ländern, die an die Donau grenzen haben einen Beitrag geschrieben. Es beginnt mit Andruchowytschs „Die Dekodierung des Flusses“. Ein historischer Beitrag, der Bezug nimmt auf die Besetzung der Tschechoslowakei im Jahr 1968. Der Autor war damals acht Jahre alt, als in seinem Ort Panzer auf Zugwaggons verladen wurden. Die Einwohner dachten an Krieg. Die Panzer wurden aber in die Tschechoslowakei geschickt um das, sich vom Kommunismus lossagende Land und deren Regierung wieder gefügig zu machen. Eine Besetzung durch den Warschauer Pakt. Truppen in der Stärke einer Viertel Million Mann aus der UdSSR, Polen, der DDR, Ungarns und Bulgariens marschierten ein und übernahmen alle wichtigen Einrichtungen. Das Besondere und der Grund, warum dieses Ereignis in einem Buch mit dem Titel „Donau“ vorkommt liegt daran, dass diese militärische Operation „Donau“ genannt wurde. Man wollte den östlichen Teil Europas vom Westen abgrenzen. Die Donau steht dafür, dass sie mehrere Sprachfamilien miteinander vereint: Germanisch, Slawisch, Urgo-Finnisch und Romanisch. Die Donau quert Europa vom Westen nach Osten. Die Militäraktion sollte „Mitteleuropa“ zerstören und eine klare Trennung zwischen „West“ und „Ost“ bringen. Die zweite Geschichte – von Dragan Velikic – mit dem Titel „Die Donau und ich“ stammt aus Belgrader Sicht. Sie beginnt mit dem Untergang des Schiffs „Nis“ im Jahr 1952 (kurz vor der Geburt des Autors) und endet mit einer Fahrt auf der wieder gehobenen, renovierten und mit neuem Namen versehen „Nis“, die jetzt als Ausflugsschiff „Kovin“ heißt. Als Kind war der Autor vom Wasser der Donau fasziniert und dachte, dass ihre Wellen Zeichen einer Schrift seien. Die Wellen schreiben etwas auf, dass dann auf den Grund versinkt und dort archiviert wird. „Es gibt so etwas wie ein Gedächtnis des Wassers. Eine Unzerstörbarkeit des unendlichen Wasserarchivs.“ (Seite 16) Dieser Ansicht hing auch der Fotograf Günter Schön nach, der Wasser einfror und mit dem Elektronenmikroskop fotografierte. Bunte und unterschiedliche Bilder entstanden. Auch für die Autorin Ingrid Bergner lässt in ihrem Roman „Der Rollatormann“ ihren Protagonisten daran glauben, dass Flüsse verschiedene Sprachen sprechen. Da der Autor aus Serbien kommt auch ein serbisches Sprichwort: „Die Donau ist ein Weg ohne Staub“ (Seite 18). Ja, die Donau war in seinem Land Jahrhunderte die Grenze des osmanischen und des Habsburger Reiches. Kulturen, die noch heute ihre Spuren sichtbar machen. Die Ungarin Noemi Kiss erzählt von einem Spaziergang am Silvestertag auf einer Donauinsel. Dabei erinnert sie an die, durch den Kraftwerksbau beim Eisernen Tor, untergegangene Insel Ada Kaleh. Sie war ein (umstrittenes) türkisches Hoheitsgebiet, das noch aus der osmanischen Zeit geblieben ist. Mit ihr ging ein Teil der orientalischen Kultur unter. Sehr schön die Geschichte des Slowaken Michal Hvorecky, der aus der Sicht eines 199 Jahre alten Fisches die Veränderungen der Donau erzählt. „Ich stamme aus dem Schwarzen Meer. Vor einhundertneunzig Jahren bin ich das erste Mal in die Donau gekommen um mich fortzupflanzen, ein starkes Verlangen hat mich hierhergetrieben.“ (Seite 29/30) Bedingt durch den Kraftwerksbau wurde ihm der Weg zwischen Schwarzem Meer und dem Oberlauf der Donau abgeschnitten. Er war zur Zeit der Absperrung in der Wachau und konnte nicht mehr zurück. Als er dann im hohen Alter gefangen und in ein Aquarium gesteckt wird glaubt er, das sei sein Lebensende. Die Wissenschaft aber verwendet ihn dazu, dass er jungen Fischen den Weg zum Schwarzen Meer zeigt. Die Kraftwerke haben jetzt Durchgänge, die auch für ihn neu sind. Neu, wie so vieles: „Viele Stellen an der weiteren Strecke erkannte ich nicht wieder, so sehr hat sich die Natur unter dem Einfluss der steigenden Temperaturen verändert.“ (Seite 41) Jede der Geschichten ist anders. Jede aber ist schön. Leider werden im Buch die Autoren nicht vorgestellt. Zumindest deren Herkunft wäre für das bessere Verstehen der Geschichten von Vorteil. Das tut aber der Qualität der Beiträge keinen Abbruch. Das Buch kann von beiden Seiten gelesen werde: von der einen Seite in Deutsch und von der anderen in der jeweiligen Sprache des Autors. }, keywords = {Donau, Schallaburg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BERGNER2020, title = {Der Rollatormann}, author = {Ingrid BERGNER}, year = {2020}, date = {2020-09-22}, abstract = {BERGNER, Ingrid: „Der Rollatormann“, 2020 Manchmal lese und rezensiere ich ein Buch aus Gefälligkeit. So auch dieses. Aber manchmal – so auch hier – entpuppt es sich als gutes Buch. Also nicht nur eine Gefälligkeit, ein netter Lesegenuss. Es geht um einen älteren Mann, der sich nach einem Krankenhausaufenthalt, den er geschwächt beendet, einen Rollator kauft. Er hat keinen Computer und keinen Internetzugang. Das Krankenhauspersonal hilft ihm bei der Recherche und er wählt ein außerordentliches Sondermodell. Ein „Rollator Ferrari“, auf den er sehr stolz ist und den er wie einen Freund behandelt; Dinge mit ihm bespricht und ihn liebevoll behandelt. Im Laufe der Geschehnisse im Buch lernt man die gesamte Familie des Rollatormannes – genannt Sebastian – kennen. Seine Frau, die eigentlich einen anderen geliebt hatte, den sie aber verließ und letztlich aus Vernunftgründen Sebastian geheiratet hatte. Er aber liebt und verehrt sie, auch wenn die Beziehung nach 40 Jahren verändert ist. Romana – so heißt die Frau – lässt sich von ihm verwöhnen. Er kocht und pflegt sie. Bedingt durch den Krankenhausaufenthalt – dessen Grund der Leser aber nicht erfährt – verändert sich dieser Zugang etwas. Er ist selbst nicht mehr so mobil. Sie haben zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter und die zukünftige Schwiegertochter kümmern sich um das Ehepaar. Mit Hilfe des Rollators kommt für Sebastian etwas Mobilität zurück. Dabei gibt es auch Rückfälle und er muss mehrmals vom Krankenwagen oder Passanten heimgebracht werden. Die Autorin zeigt sehr schön die Gedankenwelt älterer Menschen auf. Wie sie pessimistisch werden und bei vielen Dingen nur das Negative sehen. Manches gefällt ihnen nicht und grantelnd arbeiten sie dagegen. So gefällt Sebastian die neue Nachbarin nicht. Alles Neue kann für ältere Menschen ein Problem werden. Als sie noch einen Hund bekommt, will er den vergiften. Vergiftet wird aber ein anderer: der Hund des Briefträgers. Aber auch die Nachbarin selbst will er weghaben. Sie ist ihm zu rechthaberisch. Schon seine Schwiegermutter – die er anscheinend nicht geliebt hatte – mordete er, indem er Schmierseife auf die Stiegen strich und sie zu Tode stürzte. Dieselbe Methode wendete er bei der Nachbarin an. Letztlich wird der Mord aber nicht aufgedeckt und das Buch endet mit einem multiplen Happy End. Der Witwer übersiedelt nach Neuseeland und findet wieder eine Frau und die Sebastian findet seinen Frieden mit seiner Roxana, wobei der Rollator „Speed Jazz Oskar“ der Dritte im Bunde dieser Familie ist. Der Rollator ist ein wichtiger Partner für Sebastian geworden, was auch seine Frau akzeptiert, wenn sie sagt: „Ich kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Er ist einer unserer treuesten Freunde geworden. Auf ihn ist Verlass. Wir haben ihn nun schon über ein Jahr, obwohl du überhaupt keine Gehhilfe mehr benötigst.“ (Seite 288) }, keywords = {alter Mann, Mörder, Rollator}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JORDAN2020, title = {Der Klang der Stille}, author = {Philippe JORDAN}, year = {2020}, date = {2020-09-16}, abstract = {JORDAN, Philippe: „Der Klang der Stille“, aufgezeichnet von Haide Tenner, Salzburg Wien 2020 Für alle Liebhaber klassischer Musik ein schöner und wichtiger Beitrag. Der junge Dirigent Jordan zeigt aus seiner Sicht sein Engagement und seine Arbeit auf, wobei es sich nicht um eine Biografie, sondern um eine Beschreibung der Arbeit und des Denkens in Bezug auf Musik des Dirigenten Jordan geht. Begonnen wurde das Buch in einer sehr intensiven Periode, als Jordan noch die Doppelfunktion eines musikalischen Leiters einer Oper und eines Symphonieorchesters hatte. Die Corona-Krise und viele Veranstaltungsabsagen brachten aber Zeit dieses Buch fertig zu stellen. Für Philippe Jordan ist Musik ein Blick in eine andere Dimension. „Musik erinnert uns daran, dass es etwas gibt, das man mit dem Verstand nicht begreifen kann und auch nicht erklären kann.“ (Seite 11) Sein Vater war Dirigent und so erlebte er diesen Beruf von Kindheitstagen an. Er lernte früh Klavierspielen und trat schon als Sängerknabe auf. Zu Hause in Zürich wurde neben deutsch auch englisch gesprochen. Die Mutter kam als Flüchtling nach Wien und wuchs in Irland auf. Seine Lehrjahre verbrachte er mit Barenboim und bereits mit 27 Jahren wurde er Chefdirigent der Oper in Graz. Hier lernte er den Umgang mit der Oper, die für ihn „die größte Form der Kunst“ ist. „Wenn in der Oper alles stimmt – Sänger, Dirigent, Orchester, Chor, Regie, Bühnenbild und manchmal auch noch Tanz -, dann ist es für mich die größte Kunstform überhaupt.“ (Seite 61) 2004 dirigierte er erstmals an der Opéra National in Paris und wurde später deren Intendant. Sehr interessant dann der Abschnitt im Buch, in dem er seinen persönlichen Zugang zu den einzelnen Komponisten beschreibt. • „Mozart hat mich von Beginn meiner Laufbahn an begleitet, und ich kann mir ein Leben ohne seine größten Meisterwerke nicht vorstellen. Mozart schrieb für mich die himmlischste, die vollkommenste Musik, die je ein Mensch geschaffen hat.“ (Seite 76) • Puccini: Als junger Dirigent dirigierte er viele italienische Opern. Seine erste war Puccinis Tosca in Ulm. „Ich halte Giacomo Puccini für einen der besten Musikdramatiker und La Boheme für eine der besten Opern, die je geschrieben wurden; eine perfekte Mischung von großartigem Theater, guter Dramaturgie, Melodien voller Schmelz und einer Orchestration, die in ihrer Qualität Wagner und Strauss jederzeit vergleichbar ist.“ (Seite 79/80) • „Richard Strauss ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ (Seite 92) Außer der Frau ohne Schatten hatte er alle Werke dirigiert. Die größte Emotionalität entwickelt Jordan beim Rosenkavalier. • Wagner: In seinen ersten zwei Jahren in Paris setzte er den gesamten Ring-Zyklus um. Für die Entwicklung eines Orchesters sei Wagner sehr wichtig. Der Ring behandelt für Jordan die großen Menschheitsthemen. „Es geht um Politik, um Wirtschaft, um Religion und Erlösung, um Verrat und Treue und um das Weltende. Sogar um Ökologie, um die Frage, wie man die Welt einmal hinterlassen wird, und natürlich um Macht und Liebe.“ (Seite 107) Für einen Dirigenten sei der Ring so etwas wie ein Ritterschlag. Im Zusammenhang mit Wagner meint er „Musik macht uns bewusst, dass es etwas Größeres, etwas Göttliches gibt, etwas Universelles, etwas, das in uns ist.“ (Seite 111) Im Abschnitt über Schubert und dessen Musik gesteht Jordan, dass er früher an eine andere Dimension nach dem Tod glaubte, das aber abgelegt habe. „Es fällt einem schwer zu glauben, dass der Tod eines Menschen so ist wie bei einem Baum, der abgehackt wird und bei dem damit alles zu Ende sein scheint. Je länger ich lebe, desto weniger Grund sehe ich jedoch, daran zu glauben, dass es nach dem Tod noch etwas anderes gibt. Wir können fast bis ans Ende des Universums schauen, betreiben Quantenphysik, Astronomie und Medizin, aber wir wissen immer noch nicht, was nach dem Tod passiert.“ (Seite 149) Aus der Sicht des Dirigenten spricht er auch über Dinge wie Akustik. Dass etwa in Bayreuth die Musik aus dem abgedeckten Orchestergraben über eine Klangschale kommt. Es gibt also für das Publikum keinen direkten Klang. Alles kommt als Reflexion. Das wieder erzeugt eine Verzögerung, die eine Zusammenarbeit zwischen Dirigenten und Sänger extrem schwierig gestaltet. Wagner wird auch das längste Kapitel im Buch gewidmet. Als Jordan in Paris Musikdirektor wurde fand er ein Orchester vor, das primär für die Oper arbeitete. Er führte Konzerte ein und gab damit dem Orchester mehr Selbstbewusstsein. Selbstkritisch sieht er auch seine Entwicklung, wenn er sagt: „Ich glaube, dass viele Dirigenten ihren Beruf in den ersten Jahren vorrangig für sich selbst ausüben, weil man mit Musik einen Teil von sich ausleben kann – ich gehöre jedenfalls dazu. Im Laufe der Zeit ändern sich die Motive – ich gehe schon lange nicht mehr für mich ans Pult, sondern mit dem Gefühl, eine Aufgabe zu haben und anderen etwas zu geben. Das ist eine neue Qualität in meinem Leben.“ (Seite 145) • Schubert: In seiner ersten Saison in Wien führte er einen Schubert Zyklus ein. Schubert sei für ihn am besten mit anderen Komponisten in einem Konzert kombinierbar. „Schubert muss liebevoll musiziert, liebevoll gearbeitet werden, braucht große Qualität im Zusammenspiel der Streicher, in der Homogenität des Klanges, in der Intonation der Holzbläser und in der Phrasierung.“ (Seite 147) • Bach wird heute fast ausschließlich von Barock-Ensembles gespielt. Jordan ist aber der Meinung, dass auch ein Symphonieorchester Bach „schlanker und entschlackter spielen kann“. Eine Freundin sagte ihm „Wenn man Bach hört, hat man das Gefühl, in dieser verrückten Welt wird doch wieder alles gut.“ Er meint, dass speziell in der heutigen Welt von Corona, einem amerikanischen Präsidenten Trump, der Klimaveränderung und vielen Tagesproblemen mit Bachs Musik wieder Zuversicht einkehren kann. „Bach ist und bleibt für uns Musiker unser tägliches Brot.“ (Seite 154) • Beethoven war Jordans zentrales Projekt, als er nach Wien übersiedelte. Er hört bei Beethoven heraus, dass der Komponist selbst Pianist war. Gerade bei Beethoven ist es ihm auch wichtig, den Musikern Bilder zu geben, was ausgedrückt werden soll. So wie Beethoven findet Jordan in der Stille der Natur seine Energie. • Bruckner: Die Annäherung an diesen Komponisten war ein steiniger Weg und auch in diesem Kapitel des Buches hagelt es schon noch Kritik, neben aller Wertschätzung. Bruckners symphonische Musik sei aus dem Orgelspiel heraus entwickelt. Sie sei auch nicht so katholisch und religiös, wie allgemein angenommen wird. Er findet sie eher mystisch und spirituell. In Bruckners Musik stecke viel vom Teufel und nicht nur vom Heiligen. „… in der Achten steigert es sich so, dass man es fast nicht mehr aushält. Man kann die Ewigkeit nicht ansehen, das blendet und brennt, wie wenn man zu lange in die Sonne schaut.“ (Seite 171) • Brahms klingt „immer gut, aber darum geht es nicht, sondern um die Frage, was er uns zu sagen hat.“ (Seite 181) • Schumann: Zum Violinkonzert meint Jordan „Ich bin sicher, dass Schumann an diesem Werk weitergearbeitet hätte, wenn sein Gesundheitszustand es zugelassen hätte und er nicht ins Sanatorium eingeliefert worden wäre. Die schleichende Geisterkrankheit ist aus dem Werk schon zu lesen.“ (Seite 189) Er gesteht aber zu, dass er dieses Werk trotz seiner Problematik mag. „Er instrumentiert ungewohnt, aber nicht schlecht.“ (Seite 190) • Strauss: Österreichische und süddeutsche Orchester spielen Strauss authentischer als andere Orchester. „Der Wiener Klang ist heller, sinnlicher, süßlicher, geschmeidiger und beweglicher.“ (Seite 194) Im Buch kommen nicht nur sachliche Fakten vor, sondern es menschelt auch. So nimmt Jordan im Kapitel „Strauss“ und dessen Don Quixote Bezug auf seine eigene Erfahrung und die der Allgemeinheit, wenn er sagt: „Viele Menschen kämpfen jeden Tag gegen Windmühlen. Meine Windmühlen sind der Opernbetrieb. Das ist ein täglicher Kampf, bei dem man manchmal Sternstunden erlebt, manchmal aber auch für seine Visionen und Ideale kämpfen und oft auch Kompromisse eingehen muss. Jeder hat seine Windmühlen, vielleicht ist mir deswegen Don Quixote näher als das Heldenleben. Don Quixote ist ein Antiheld, der sich mit viel Fantasie, Leidenschaft und Idealismus durch die Welt kämpft. Ich glaube, der junge Richard Strauss wusste das nur zu gut.“ (Seite 195) • Britten: Im Gedenkjahr 2018 (für die Ereignisse 1918 und 1938) dirigierte er Krieg und Frieden, wobei er sich mit Kriegsmusik „immer schwer“ tat. „Immer wenn Rührtrommeln und Trompeten erklingen, wird Musik für mich sehr eindimensional, sehr martialisch.“ (Seite 198) Er lehnt auch jede Form von Gewalt ab und ist froh, dass er nie einen Militärdienst ableisten musste. „Ich kann mir nicht vorstellen, eine Waffe zu benützen, selbst um mich zu verteidigen, hoffe aber, auch nie in diese Situation zu kommen. In Amerika kenne ich Menschen, die mir stolz ihren Waffenschrank zeigen. Darüber kann man nicht diskutieren, das ist eine andere Weltanschauung.“ (Seite 201) • Mahler: Seine Liebe zu Mahler entstand sehr früh, als er als Sängerknabe in der dritten Symphonie das „Bim-Bam“ sang. In der ersten Gymnasiumklasse wurde vom Schulorchester die erste Symphonie aufgeführt, bei der er das Schlagzeug und die Pauke schlug. In Graz dirigierte er dann seine erste Mahler-Symphonie. Seinen Bezug zu Solisten nennt er „ein Geben und Nehmen“, also eine Kooperation, wenngleich zu manchen Musikern mehr Bezug besteht. Primär arbeitet er mit Solisten zusammen, die er als Partner sieht. Mit 35 Jahren wurde er Musikdirektor der Pariser Oper. Anschließend war er sechs Jahre Chefdirigent der Wiener Symphoniker und 2020 kam er wieder nach Wien an die Oper zurück. Er beschreibt die Umstellung von einem Programm-Opernhaus zu einem – wie Wien – Repertoire-Haus. Er plädiert für ein auswendig Spielen, weil er sich da selbst besser zuhören kann. Beim auswendigen Dirigieren kann er schon vorausschauen und Musiker vor ihrem Einsatz direkt anschauen. Zum Komponieren fühlt er sich noch nicht berufen. Er schreibt, aber für sich selbst. „Ich komponiere ausschließlich für mich selbst, es tut mir gut, und ich wünschte, ich hätte mehr Zeit dazu.“ (Seite 233) Unter der Überschrift „Was ist Erfolg?“ sagt er klar, dass dieser mit Qualität zusammenhängt. So sei etwa die siebente Symphonie von Beethoven ein programmierter Erfolg gewesen. Erfolg kann aber auch unterschiedlich gesehen werden. So zeigt er den Zugang zur Musik von amerikanischen und europäischen Sängern auf, die unterschiedliche Akzente und Schwerpunkte für ihre Arbeit setzen. Oft wird gesagt, dass klassische Musik primär für ältere Menschen ist und daher diese Musik aussterben werde. Jordan sieht es einfach: auch die Jungen werden alt und kommen später in Konzerte. In Schallplatten und CDs sieht er keine Konkurrenz zu Konzerten. „Ein Raum kann vibrieren wie ein großer Cellokasten, das schafft klangliche Sensationen, die eine Aufnahme nie erzeugen kann.“ (Seite 241) Obwohl es um Musik geht sagt er im letzten Kapitel, dass Stille das Größte, Schönste und Stärkste für ihn sei. In der Stille sei man am stärksten bei sich selbst. Die Stille sei auch ein wichtiger Faktor in der Musik, die vor allem der Dirigent durch Einsätze erzeugen kann. Ein interessantes Buch, bei dem der Leser hinter den Seelenvorhang eines Dirigenten sehen darf und damit vielleicht so manches Konzert besser versteht. }, keywords = {Dirigent, klassische Musik, Philippe Jordan}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KERN2020, title = {Romy. Ein Leben zwischen zwei Welten}, author = {Isabella Maria KERN}, year = {2020}, date = {2020-09-06}, abstract = {KERN, Isabella Maria: „Romy. Ein Leben zwischen zwei Welten“, Berlin 2020 Das Buch ist kein Roman, sondern ein Sachbericht eines jungen Mannes, der sich – weil zweigeschlechtlich zur Welt gekommen – in eine Frau verändern lässt. Die Autorin zeigt in ihrer Erzählung die psychischen und physischen Probleme, die dieser Mensch dabei hat. Sie – die Autorin – ist sein / ihre Begleiterin in allen Stadien der Umwandlung. Die erzählende Person ist eine Krankenschwester, die diese Situation zum ersten Mal in ihrem Leben hat und diesen Prozess, des Mannes zur Frau, beschreibt. Die Autorin war selbst Krankenpflegerin und kann daher einen detaillierten und realistischen Bericht liefern. Sie gibt auch einen Einblick in ihr persönliches Leben. Wie sie lebt, mit wem sie lebt. Auch fällt das Schreiben dieses Buches mit ihrer beruflichen Veränderung zusammen: sie quittierte den Beruf der Krankenschwester und widmete sich ausschließlich der Schriftstellerei. Sie beklagt aber auch den Einsatz des Computers in der Medizin und Krankenpflege. Einer der Gründe, warum sie den Berufswechsel vornahm. „Aber immer wieder kam ich zu dem Schluss, dass man mit dieser Technik dem Pflegepersonal ein Körnchen Verantwortung nahm, den PatientInnen das Recht auf Sonne verweigerte und dem Kranken die Entscheidung zu läuten, falls die Sonne zu sehr blendete, abnahm.“ (Seite 107) Gemeint waren damit der Einsatz des Computers und die automatisierten Jalousien. Der hier beschriebene Mensch, der vorher Richard und dann Romy hieß, hatte aber mehr psychische als physische Probleme. Dies führte auch zur Operation und völligen Umwandlung in eine Frau. Aber auch das reichte ihr dann nicht. Sie wollte die hübscheste Frau sein und weitere „Schönheitsoperationen“ folgten: das Kiefer wurde verschmälert und Haare wurden verpflanzt. Sie scheute keine Mühe und Geld um fraulicher als Frauen zu sein. Trotz allem wollte sie immer wieder nicht mehr leben und stürzte ihre Umgebung in Besorgnis. Die Autorin begleitete und beschützte sie, wann immer sie konnte. Brachte sie zu Ärzten, fuhr mit, wenn sie in ein Spital musste und besuchte sie in ihrem Haus. Romy versuchte mit vielen Beziehungen zu Männern ihre Fraulichkeit zu bestätigen und hatte eine Unzahl an sexuellen Kontakten. Alles half nicht, um ihre Psyche zu beruhigen. Alleine ihre Arbeit als Krankenpflegerin gab ihr Halt. „Ihr Arbeitsplatz gibt ihr Sicherheit und Stabilität, denn es ist der einzige Ort, an dem sie ihre tief verwurzelte Verzweiflung in Versenkung schiebt, um ihre Kompetenz und Intelligenz hervorzuheben, die in der Tat außergewöhnlich sind.“ (Seite 204) Das Buch endet mit dem Entschluss von Romy zu einer psychiatrischen Rehabilitation in die Schweiz zu fahren. Die Autorin entlässt sie in ihre Selbstständigkeit und bleibt als Schreibende zu Hause. Im Nachsatz des Buches erfährt man als Leser noch, dass „Romy als Krankenschwester auf ein Kreuzfahrtschiff“ (Seite 344) ging. Isabella-Maria Kern überlegt, ob dies der Stoff für ein weiteres Buch werden könnte. }, keywords = {Frau, Geschlechtsumwandlung, Mann, Psyche}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Bryla2020, title = {Roter Affe}, author = {Kaska Bryla}, year = {2020}, date = {2020-08-23}, abstract = {BRYLA, Kaska: „Roter Affe“, Salzburg Wien 2020 Der Name der Autorin ist polnisch. Sie selbst ist in Wien geboren. Aufgewachsen ist sie in Wien und in Warschau. Dieses Leben in zwei Kulturen, in zwei Welten drückt sich auch in ihrem Roman „Roter Affe“ aus. Nicht nur, dass er in Österreich und Polen handelt, werden manche Dialoge nicht übersetzt. In der deutschen Ausgabe des Buches gibt es polnische Sätze, die man als deutschsprachiger Leser nicht versteht, aber auch nicht verstehen muss. Man fühlt, was ausgedrückt werden soll. Es gibt 5 handelnde Personen: Mania und Tomek, Ruth, Zahit und Marina. Sie teilen sich auch das Erzählen im Buch und man liest das Geschehen aus verschiedensten Blickwinkeln. Es beginnt mit Tomek und Mania, die schon als Kinder befreundet sind und gemeinsam aufwachsen, obwohl sie unterschiedlichen Familien angehören. „Auch wenn sie beide in Österreich geboren wurden, hatte Tomek das polnische R im Deutschen behalten – und Mania nicht.“ (Seite 43) Die Mutter hat Polnisch zu schreiben verlernt und Deutsch überhaupt nicht mehr gelernt. „Eine doppelte Analphabetin sei sie geworden.“ (Seite 70) Mania lebt mit einer Freundin zusammen und ist nach ihrem abgeschlossenen Studium Gerichtspsychologin geworden. Sie macht eigenartige Gutachten, nach denen sich mehrere Patienten umbringen. Ihre Freundin, eine Computerhackerin löscht Dinge aus dem Netz, die unangenehm sein könnten. Mania hat auch Flüchtlingen aus Syrien geholfen und einen davon – Zahit – bei ihrem Kindheitsfreund Tomek untergebracht, der mit einem Hund und Tomeks Freundin zusammenwohnt. Tomek hat sich mit seiner Freundin von Wien nach Warschau aufgemacht, wo sie beide (wie Romeo und Julia) ihrem Leben ein Ende bereiten wollen. Mania will ihn retten. Ruth kann die Position des Mobiltelefons feststellen. Der drogensüchtige Syrer will und kann nicht alleine in Wien zurückbleiben und so fahren sie zu dritt mit einem Auto und dem Hund nach Warschau Tomek zu suchen. Eine riskante Reise, weil Zahit keine Aufenthaltsgenehmigung hat und als Drogenhändler polizeilich gesucht wird. In Polen angekommen wird die aktuelle Situation beschrieben: „… kleine, graue Gebäude aus kommunistischen Zeiten standen dicht an dicht mit mafiösen Villen und bewiesen, dass sich im Osten Europas die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart noch nicht aufgelöst hatten, um in die Zukunft des Westens überzugehen.“ (Seite 184) Als politzisch aktive Frau beschreibt die Autorin auch die gesellschaftliche Situation Polen: „Es war das Jahr 2016, ein Jahr nach den Wahlen, die das Land in ein rechtes und ein rechtsextremes Lager gespalten hatten. Im Sommer 2015 … war Tomek nach Warschau gefahren und hatte Interviews geführt. Bei den Älteren herrschte Wut und Angst, bei den Jungen eine stolze Gleichgültigkeit.“ (Seite 185) Tomek und seine Freundin haben inzwischen den Keller eines Abbruchhauses bezogen um ihr Leben zu beenden. Sie erzählen sich Geschichten. Wie es sich für Polen gehört auch eine eines Pianisten, der romantische Musik von Chopin spielt. Aber es werden alle gerettet, obwohl – in Warschau angekommen – die Wiener Suchgruppe einen schweren Autounfall hat. Die Mutter Manias eilt zu Hilfe. Der Hund erlöst Tomek und holt die sich ertränkte Freundin aus einem See. Es wirkt fast wie ein Happy End. Dem ist aber nicht so. Sobald Tomeks Freundin nach langer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen wird, begeht sie Selbstmord. Ruth zieht mit dem Syrier zusammen und Mania fliegt mit einer Sexarbeiterin, die sie in Polen kennengelernt hatte, nach Indien. Sie versucht dort ihren leiblichen Vater zu finden Ihre Begleiterin fragt sie im Flugzeug „`Und was machen wir, wenn wir ihn gefunden haben?´ Mania zögerte. `Darüber habe ich noch nicht nachgedacht´, antwortete sie erstaunt.“ (Seite 227) Kaska Bryla studierte in Wien Volkswirtschaft und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. In Leipzig gründete sie 2015 die Literaturzeitschrift „Autor_innennetzwerk PS-Politisch Schreiben“. Im Monatsmagazin „an.schläge“ arbeitete sie als Redakteurin. 2013 erhielt sie das „STARTStipendium“ und 2018 den Exil Preis für Prosa. Seit 2016 gibt sie Kurse zu kreativem Schreiben in Gefängnissen und für Menschen mit Migrationshintergrund. 2019 inszenierte sie in Leipzig die Reihe „Szenogramme“. Der vorliegende Roman „Roter Affe“ ist 2020 als ihr erster Roman erschienen. www.kaskabryla.com }, keywords = {Böse, Gut, Macht, Polen, Psychologie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STREERUWITZ2020b, title = {Jessica, 30.}, author = {Marlene STREERUWITZ}, year = {2020}, date = {2020-08-12}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Jessica,30“, Frankfurt 2010 Das Buch hat drei Kapitel. Jedes Kapitel hat nur einen Satz. Einen unendlichen Satz. Beim Lesen kann man nur schwer Luftholen. Normal holt man beim Punkt – auch wenn man leise liest – Luft. Das fehlt hier. Man wird atemlos. Auch in der Beschreibung im Buchdeckel heißt es „In drei atemlosen Kapiteln folgen wir dem Gedankenmonopol einer jungen Frau“. Heute kann man solche Texte im Labor schon von einem Computer schreiben lassen. Er liest die Gedanken eines Menschen und schreibt sie nieder. So ungefähr ist auch dieses Buch geschrieben. Alles was sich die Proponentin denkt und sieht wird zu Worten. Eine Modeerscheinung? Auch von Erika Pluhar gab es so ein „Ein-Satz-Buch“. Ich glaube bald wird das nicht mehr modern, sondern algorithmisch sein. Von einem Rechner geschrieben. Nur Dialoge – primär zwischen Jessica und ihrem Liebhaber, einem Politiker – verlassen diesen Schreibstil. Die Hauptperson des vorliegenden Romans ist die 30-jährige Jessica. Sie ist eine junge und intelligente Frau. Mit einem Doktoratsstudium und einem Amerikaaufenthalt hinter sich. Sie jobbt in einer Zeitschrift als Freiberufliche. Daneben hat sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Politiker. Diese Beziehung muss daher heimlich geführt werden, was es seelisch nicht so einfach macht. Der Liebhaber ist ein Politiker. Er verbringt Abende mit Jessica. Er kommt aus einer konservativen Partei und hält politisch das Familienbild hoch. Selbst geht er fremd. Jessica kommt auch hinter andere Beziehungen. Sie trennt sich von ihm. Sie fühlt sich von ihm ausgenützt und will sich revanchieren. Sie will ihn öffentlich zum Abdanken als Politiker bringen. Die Autorin verwendet dazu Fakten, die nicht der Realität entsprechen. Dass sich Schriftsteller politisch engagieren ist legitim und wichtig. Hier wurden aber Grenzen überschritten. Selbst einem politischen Gegner sollte man ein Minimum an menschlicher Würde belassen und nicht, wie von Streeruwitz die langjährige Bildungsministerin definiert wird als „primitiv, dass sie alles übernehmen kann, die ebnet jedes Fachgebiet zu einem Volkslied ein, eine Wölfin im Lodenjanker ist die, wo nehmen diese Menschen alle ihre Berechtigung her, diese Frau, die ist dumm und ungebildet, eine sadistische Volksschullehrerin halt, und die hat keine Sekunde das Gefühl, dass sie der Aufgabe vielleicht nicht gewachsen ist …“ (Seite 185) Ich will hier nicht Partei für eine ehemalige Politikerin ergreifen, ABER hier wurde – so wie bei anderen Passagen – die rote Linie überschritten. Auch dass politische Ereignisse direkt angesprochen werden und teilweise auch erfunden und unterstellt sind, geben dem Roman ein Ablaufdatum. Einen Politiker anpatzen hat nur Wirkung, solange dieser aktiv ist. Die Autorin beschreibt negative Moral und benimmt sich selbst gegenüber lebenden und im Roman handelnden Personen unmoralisch. Sie nennt es „Umverteilung“: „imgrund mache ich doch nur eine Art Umverteilung von Moral, ich verschiebe Moral dahin, wo es sie nicht genug gibt.“ (Seite 243) Leider hat sie vergessen auch etwas von dieser Moral sich selbst zuzuschieben. Es werden aber nicht nur Politiker angegriffen, sondern auch Institutionen wie die Kirche. „aber das ist ja das Interessante, das ganze Katholische hat dieses Land mit keinem Moralkompass ausgestattet, das ganze Katholische ist nur in eine diffuse Hegemonialität aufgegangen, wer Recht hat, das ist klar, was richtig ist, das ist diesem Recht unterworfen, und dann ist das Puff auch nicht falsch, wenn es die richtigen Betreten haben..“ (Seite 228). Sie behauptet weiter, dass Politiker für Freudenhausbesuche Partei- und Steuermittel verwenden. Ja selbst den Besuch eines Bischofs im Puff stellt sie als Behauptung auf. Selbst jenem Bombenattentäter, der Roma ermordet hat unterstellt sie, dass er dies im Auftrag der österreichischen Volkspartei gemacht habe. Und Sex muss immer dabei sein. Vielleicht erhoffte sich die Autorin mit diesen Passagen mehr Leser? Vor allem die Männer kommen bei diesen Szenen nicht gut weg und sind die Erpresser und diejenigen, die Vorteile und Genuss haben. Da muss man schon viele negative Erfahrungen haben, um so zu denken. Sie gesteht es auch selbst ein, wenn sie sagt „da kann man über Männer nicht mehr freundlich denken, da kriegt man schon einen Hau auf die aggressivere Seite.“ (Seite 250) Frust zieht sich durch das ganze Buch. Auch Jessica ist mit ihrem Leben unzufrieden, aber die Schuld liegt immer bei den Anderen. Etwa, dass sie keine Fixanstellung in dem Zeitschriftenverlag bekommt, für den sie als freiberufliche Autorin schreibt. Sie meint, sie habe der Chefin des Verlags alle Ideen („die hat mir 1.000 Ideen geklaut“ – Seite 193) für ihre Zeitschrift gegeben. Selbst wurde sie dafür nicht belohnt. Sie fühlt sich als die bessere und nicht erkannte Journalistin. Über ihre Chefin sagt sie: „aber investigativen Journalismus, den kann sie sowieso nicht brauchen, das Spannendste, was sie in ihrem Blatt da bringen kann, ist wenn sich in einer Chanel-Boutique ein Versace-Gürtel findet, das ist das Spannendste, was sie sich vorstellen kann (Seite 211) Das Buch ist sehr schwer zu lesen. Es ist, als wären alle Gedankenflüsse der Proponentin in Worten von einem Rekorder aufgezeichnet und wir Leser müssen das lesen. Die wichtigen und unwichtigen Dinge. Viel Müll und sehr viele Behauptungen, mit denen Menschen verletzt werden. Wenn das das Ziel und die Aufgabe der österreichischen Literatur ist, dann schaut es nicht gut aus für unser Land. Es ist schade, dass eine so begabte Schriftstellerin sich auf solch niedriges Niveau begibt. In vorangegangenen Romanen – wie „Verführungen“ – hat sie sich ganz anders präsentiert. }, keywords = {Intrigen, Politik, Sex}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HANDKE2020c, title = {Zdenek Adamec}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-08-04}, abstract = {HANDKE, Peter: „Zdenek Adamec“, Berlin 2020 Dieses Stück – Handke nennt es „Eine Szene“ – wurde 2020 im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt. Das Wort „Szene“ passte in die Zeit der Corona Pandemie, in der Theaterstücke keine Pausen haben dürfen. So wie in dieser „Szene“. 2003 hat sich ein 18-jähriger Tscheche am Wenzelsplatz in Prag mit Benzin übergossen und angezündet. Es war kein Protest wie einige Jahre vorher gegen die Besetzung durch die Sowjetarmee. Es war auf den ersten Blick eine unbedeutende Zeit. Niemand wusste wogegen er protestiert. Peter Handke greift dieses Ereignis auf, ohne es aber zu direkt zu schildern. Er sucht Gemeinsamkeiten, Dinge, die es überall und von vielen geben kann. Warum hat Zdenek Adamec das getan, das auch andere getan hätten können? Angeblich hat ihn seine Mutter nie alleine gelassen. „… Mutter Adamec, heißt es, (hat) ihren Sohn noch als Fünfzehn-, wenn nicht Sechzehnjährigen an der Hand zur Schule geführt, und zwar bis vor die Schwelle zum Klassenzimmer, wenn nicht bis vor die Schulbank?“ (Seite 31) Als kleines Kind hatte sie ihn einmal beim Beerenpflücken in einen Kochtopf gesetzt und vergessen. Er war – so erzählt Handke – ein sehr guter Schüler, der später zu einem Computerfreak wurde. Er war ein Einzelgänger. Hat diese verfehlte Erziehung zu diesem Selbstmord geführt? Auch diese öffentliche Selbsthinrichtung blieb die eines Einzeltäters. Im Abschiedsbrief, den er „an die ganze Welt“ gerichtet hatte nennt er ‚Geld‘ und ‚Macht‘ als die Erzfeinde der Menschheit. Das Stück wird von sieben Personen gesprochen, wobei Handke in seiner Einführung offen lässt wer die Personen sind und wie sie sind. Sie sollen nur verschieden sein. Gemischt. Jung und Alt. Frauen und Männer. Einheimische und Zugereiste. Inländer und Ausländer. Obwohl der Selbstmord im März passierte lässt es Handke in seinen Regieanweisungen offen welche Jahreszeit in der Aufführung sein soll. Es geht ihm primär um das allgemein Gültige dieses Vorfalls. Literarisch ist es ein brillantes Werk eines Altmeisters der Dichtung. Alle Worte wohl gesetzt. „Es ist eine Zeit für Hauptsätze, und es ist eine Zeit für Nebensätze. Und es ist ein Ort für kurze Sätze, und es ist ein Ort für lange Sätze. Und es ist eine Zeit und ein Ort, und es ist ein Zeitmaß, und es ist ein Ortsmaß für ein Mischen von kurzen und langen Sätzen, für ein Kombinieren und Verschachteln von Haupt- und Nebensätzen.“ (Seite 30) Peter Handke hat mit diesem Stück einen unbedeutenden Selbstmörder auf die Bühne geholt und damit eine Situation unserer Gesellschaft aufgezeigt. }, keywords = {Protest, Selbstverbrennung, Tschechien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{VOGT2020, title = {Leben beschreiben. Über Biografie und Autobiografie}, author = {Werner VOGT}, editor = {Vomtobel-Stiftung}, year = {2020}, date = {2020-08-03}, abstract = {VOGT, Werner: „Leben beschreiben. Über Biografien und Autobiografien“, Zürich 2019 Der Autor beleuchtet die verschiedenen Arten von Biografien. Das Leben sei ein Unikat und solle festgehalten werden. Nicht nur von berühmten Menschen, sondern jede Lebensgeschichte sei erhaltenswert. Einerseits sei das Schreiben von Biografien eine Tradition, andererseits aber auch in Eitelkeit begründet. Für den Leser erzeugt es Neugier. Jeder Biografierte will seriös dargestellt werden. Solange die Geschichte von Lebenden oder über Lebende geschrieben wird ist sie oft geschönt und lässt negative Seiten aus. Dichtung und Wahrheit liegen eng beisammen. Andererseits wird das Leben von Verstorbenen oft auch verklärt wiedergegeben. Autobiografien dagegen sind oft einer psychologischen Therapie entsprungen. Sie würden nach einer Seelenheilung völlig anders aussehen. Prominente machen mit Autobiografien oft enormes Kapital. So etwa die Gattin des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Obama. Sie erhielt alleine für das Schreiben ihrer Biografie einen Vorschuss von 65 Millionen Dollar. Für eine Lesung aus ihrem Buch bekommt sie bis zu 800.000 Dollar. Der Autor bringt dann 5 exemplarische Lebensgeschichten: • Julius Caesar (100-44v.Chr.) Er steht als Beispiel, dass er als Einzelperson verherrlicht wird, so als hätte er keine Menschen um sich gehabt, die ihn zu seinem Ruhm brachten. Er war ein wichtiger Feldherr prägte „die Historie des Römischen Reiches nachhaltig… Caesars Name wurde nach seinem Tod zur Funktionsbezeichnung der römischen Herrscher und lebt im Wort ‚Kaiser‘ oder ‚Zar‘ noch jahrhundertelang weiter, obwohl das Römische Reich schon längst zusammengebrochen ist.“ (Seite 32) Er bewegte in seinen 56 Lebensjahren mehr als andere Politiker und Feldherren. Schon als 25-jähriger schlug er seine erste Schlacht gegen Piraten in Griechenland, die ihn vorher festgenommen hatten. Neben seinen militärischen Erfolgen (auch vielen Niederlagen) war er ein überzeugender und glaubwürdig wirkender Mensch. Er machte nicht nur Geschichte, er schrieb auch über Geschichte und konnte so seine eigene Biografie mit beeinflussen. • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) „Unter Johann Wolfgang Goethes Freunden zirkulierte der Witz, der Dichter sei in einem früheren Leben kein Geringerer als der römische Diktator und Imperator Julius Caesar gewesen.“ (Seite 38) Aber selbst heute – zwei Jahrhunderte später - wirkt er noch als moderner Mensch. Er war ein Leistungsverweigerer. Er verwehrte sich gegen eine traditionelle Berufslaufbahn und blieb ein Alternativer. Von ihm stammt auch die Formulierung „Dichtung und Wahrheit“, die gerade bei Biografien Anwendung findet. Er war ein Frauenheld. Speziell nach seiner Italienreise war er aufgeschlossener. Noch heute sind 14.000 Liebesbriefe an verschiedene Frauen, die er verehrte vorhanden. 1788 begegnet er einer 23-jährigen Fabriksarbeiterin. Er nimmt sie als Hausgehilfin auf und es wird eine 18-jährige wilde Ehe, bis er sie auch ehelicht und als legitime Ehefrau aufnimmt und sie gesellschaftlich zur „Frau Geheimrat“ macht. Die Gesellschaft reagiert auch darauf. Johanna Schopenhauer formulierte es so: „Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben.“ (Seite 42) Goethe war ein genialer Dichter und gerade bei ihm kann man nicht unterscheiden zwischen seinem Leben und seinem Werk. • Winston Churchill (1874-1965) Er war eine Sturzgeburt und gehörte nicht dem Hochadel an, was es ihm erlaubte 1940 Premierminister zu werden. Er war ein Familienmensch (Familie mit 5 Kindern) und der Autor nennt es, er sei „wie ein Kranich“. Churchill prägte nicht nur die Geschichte seines Landes, sonders auch die Europas. Er war ein schlechter Schüler und seine Leistungen reichten nicht für ein Universitätsstudium. So ging er zur Armee, deren Aufnahme er erst im dritten Anlauf schaffte. In mehreren Kriegen – wie im Kubaaufstand und den Burenkriegen - war er aktiv. Letzterer verschaffte ihm Ruhm, weil es ihm gelang aus der Kriegsgefangenschaft zu fliehen. „Churchill packte in sein 90-jähriges Leben so viel wie zehn hart arbeitende Karrierepolitiker – und mehr: Im Telegrammstil sieht dies so aus: - 60 Jahre Member of Parliament - 8 verschiedene Ministerien zwischen 1905 und 1929 - 2 Perioden als Premierminister (1940-1945, 1951 – 1955) - Ein umfangreicheres Oeuvre als William Shakespeare und Charles Dickens zusammen - Literaturnobelpreis (1953) - 600 Ölbilder als Hobbymaler“ (Seite 45) Die Engländer nennen dies „larger than life“. Daneben hatte er immer Appetit, trank und rauchte viel. • Jean Rudolf von Salis (1901-1996) Eine nicht so bekannte Schweizer Persönlichkeit. Ein Adeliger der speziell während des Zweiten Weltkriegs journalistisch die Weltlage kommentierte und sich einen Namen machte. • Marilyn Monroe (1926-1962) Viele Menschen sind nach ihrem Tod nicht mehr präsent. Marilyn Monroe ist es nach kurzem Leben noch lange. 263 Bücher wurden über sie geschrieben. Noch heute offeriert Amazon 10.000 Produkte mit dem Namen Monroe. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen. Ihre Kindheit war „ungewollt, ungeliebt, geschlagen, sexuell missbraucht, ins Waisenhaus abgeschoben – kurzum, Tristesse, wohin man schaut.“ (Seite 53). Als 16-jährige rettete sie sich in eine Ehe und wird zum Model und zur Schauspielerin. Ihre Marke war „Sexbombe“ verquickt mit vielen Männerverhältnissen und Ehen wie mit dem Schriftsteller Arthur Miller. Sie war ihrem erreichten Leben nicht gewachsen und beendete es selbst. Jedes Leben hat einen Beginn und ein Ende. Später beurteilt man Lebensläufe anders. Julius Caesar wird im 21. Jahrhundert anders bewertet als vor 2000 Jahren. Immer stellt sich die Frage „Wieviel Wahrheit ist in einer Autobiografie“. Goethe nannte seine „Dichtung und Wahrheit“. Er nannte dies „das eigentlich Grundwahre“, was nicht auf Fakten beruhen musste. „Eine Biografie „erweckt das Vergangene zum Leben, und dadurch kann sich zeigen, was daran Wahrheit ist.“ (Seite 57) }, keywords = {Autobiografie, Biografie, Johann Wolfgang von Goethe, Julius Caesar. Winston Churchill, Marilyn Monroe, Rudolf von Salis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TURRINI2020, title = {Ich liebe dieses Land. Stück und Materialien}, author = {Peter TURRINI}, year = {2020}, date = {2020-08-02}, publisher = {Suhrkamp}, abstract = {TURRINI, Peter: „Ich liebe dieses Land – Stück und Materialien“, Frankfurt 2001 Ein Nigerianischer Flüchtling kam nach Deutschland. Er sprach nur einen Satz in deutscher Sprache: „Ich liebe dieses Land“. Das Stück spielt im ersten Akt in einer Gefängniszelle. Der Nigerianer Beni ist mit Handschellen gefesselt. Eine Putzfrau reinigt die Zelle und versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie selbst ist Polin. Ebenfalls einmal geflüchtet. Ein Arzt untersucht ihn, ob er eventuell im After Rauschgift schmuggelt. Die Putzfrau Janina versucht ihm deutsch beizubringen, spricht aber selbst nur schlecht. Immer wieder kommen polnische Wörter dazwischen. Auch ein Psychologe untersucht Beni. Der zuständige Wachebeamte trinkt in Benis Anwesenheit eine Kiste Bier aus. Er trinkt dabei jede Flasche mit verbundenen Augen und versucht die Marke zu erraten. Als er dann betrunken ist schlägt er Beni nieder. Ein Journalist mit einer Fotografin versucht mit dem Gefangenen einen Bericht zu machen. Das wird ihm nicht leicht gemacht „Nur wenn wir zum Tier werden, zum stummen Vieh, erreichen wir einen gewissen Grad an Menschlichkeit. Erst wenn die Deutschen erfroren im russischen Schnee liegen, wenn ihnen die Wasserwerfer die Sätze aus dem Mund gespült haben, wenn sie zu Tausenden stumm auf den südlichen Stränden liegen und schweigen, weil ihnen die Hitze die Sprache verbrannt hat, haben sie Anmut.“ (Seite 32) Der letzte Besucher im ersten Akt ist der Polizeipräsident mit seiner Frau. Sie sind kostümiert. Kommen von der Love-Parade. Sie sind angeheitert, betrunken. Die Frau fährt Beni in den Hintern. Der wehrt sich und schlägt die Frau nieder. Der Ehemann freut sich. Selbst hätte er sich das nicht getraut. Zum Dank lässt er Beni frei. Der zweite Akt spielt in der Wohnung der Putzfrau. Sie hat ihn aufgenommen und verpflegt ihn. Dann stürmt aber die Polizei die Wohnung. Der Polizeipräsident lässt ihn festnehmen. Im dritten Akt ist er mit zwei Männern in einer Gefängniszelle. Ein kleiner, sehr aktiver Mann und ein Bankbetrüger, der wiederum fast Nichts redet. Der kleine Mann versucht eine Kommunikation Beni. Da hören sie die Putzfrau draußen nach Beni rufen. Das Zellenfenster liegt zu hoch um hinaussehen zu können. In einem Brief an den Verleger definiert Turrini dieses Stück so: „Wenn sie mich fragen, was die Quintessenz meines neuen Stückes ist, dann antworte ich Ihnen auf die einfachste Weise: Alle Ausländer wollen nach Deutschland rein, alle Deutschen wollen aus Deutschland raus.“ (Seite 65) Mehrere Briefe Turrinis ergänzen das Buch. An Claus Peymann, an den Bürgermeister seiner Geburtsstadt Maria Saal, der ihm die Ehrenbürgerschaft geben wollte, aber im Gemeinderat keine Mehrheit bekam und ein Brief an Jörg Haider. Turrini, der ein engagierter Gegner der Freiheitlichen Partei ist, hat diesen Brief sehr höflich, aber auch sehr direkt verfasst. Ein literarisches Stück. Dann noch interessante Interviews und eine in Japan gehaltene Rede der Freundin Turrinis Silke Hassler. }, keywords = {Asylwerber, Deutschland, Fremde, Nigeria}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{IRVING2020c, title = {Bis ich dich finde}, author = {John IRVING}, year = {2020}, date = {2020-08-01}, abstract = {IRVING, John: „Bis ich dich finde“, Zürich 2007 Ein moderner Casanova des 20./21. Jahrhunderts. Er nennt sich Jack Burns. Irving beschreibt seinen Werdegang von Kindheit bis zum erfolgreichen Schauspieler. Bei über 1000 Seiten muss der Autor schon interessant schreiben, um den Leser bei der Stange zu halten. Viele Themen werden dabei angesprochen, bei denen Sachkenntnis notwendig ist. So etwa beim Tätowieren. Sein Vater „sammelt“ Tattoos auf seinem Körper aus verschiedenen Ländern und deren berühmten Tätowierern. Seine Mutter ergriff diesen Beruf und hielt sich zu Beginn so finanziell – ohne den verschwundenen Kindesvater – über Wasser. Später wird sie mit dieser Arbeit eine anerkannte „Künstlerin“, obwohl sie und ihr Sohn kein einziges Tattoo auf ihren Körpern haben. Als der Bub dann in die Schule geschickt wird und später auch in einem Internat wohnt, wird er Ringer. Auch hier ist viel Sachwissen über diese Sportart verarbeitet. Der Bub Jack hatte schon in der Schule in Laienstücken mitgespielt und macht anschließend eine Schauspielausbildung. Mit Hilfe seiner Freundin Emma – die zweite wichtige Proponentin des Romans – kommt er nach vielen Auftritten bei Sommertheatern ins Filmgeschäft. Dies ist ein Buchabschnitt für Cineasten. Filme und Schauspieler werden besprochen. Der Buchautor John Irving hatte im Jahr 2000 für ein Drehbuch einen Oscar bekommen. Im vorliegenden Buch lässt er seiner Hauptfigur Jack diese Ehre erlangen. Und letztlich zieht sich Sexismus durch das ganze Buch. Die ersten Erlebnisse als Junge und später als erwachsener, attraktiver Mann, der Verhältnisse mit vielen Frauen hatte. Oft mit älteren. Seine Mutter wiederum hat ein lesbisches Verhältnis und wohnt mit dieser Frau wie in einer Ehe zusammen. Die Partnerin ist wohlhabend und ermöglicht so das Studium von Jack und einen gehobenen Lebensstandard seiner Mutter. Zurück zu Emma. Sie ist eine, um einige Jahre ältere Schülerin, die ihn – Jack – aufklärt und dieses sexuelle Verhältnis das ganze Leben aufrechterhält, ohne mit ihm wirkliche sexuelle Beziehung zu haben. Eine Lebensfreundschaft. Emma stirbt als berühmte Drehbuchautorin und vermacht ihrem Freund alle Rechte; ja sie sorgt für seine schriftstellerische Karriere über ihren Tod hinaus vor. Durch Emma hat sich seine Beziehung zur lesbischen und mit Emmas Mutter zusammenlebenden Mutter etwas distanziert. Erst als sie im Sterben lag kümmerte er sich wieder. Nach ihrem Tod begann er wieder nach dem Vater zu suchen. Er fuhr dieselben Städte, die er mit seiner Mutter als kleiner Bub besuchte um den Vater zu finden wieder ab. Hier erfuhr er, dass ihn seine Mutter immer belogen hatte. Sie hatte den Vater erpresst. Sie wollte ihn zurückhaben. Nicht der Vater war der schlechte Mensch, sondern die Mutter. Der Vater galt – so wurde ihm berichtet - ein gläubiger Mensch. Eine nostalgische Fahrt, die aber ohne Erfolg blieb. Erst als sich eine ehemalige Lehrerin bei ihm meldete und ihm mitteilte, dass er eine Schwester habe, die ihn kontaktieren wolle veränderte sich alles. Über sie bekam er den Kontakt zum Vater, der in einer Nervenanstalt in der Schweiz war. Der Vater – ein begeisterter und anerkannter Organist - litt an einer Nervenkrankheit und sein musizieren wurde eingeschränkt und schmerzhaft. Jack selbst hatte schon mehrere Jahre Behandlungen bei einer Psychologin in Kalifornien. Mit dieser einschneidenden Lebensveränderung, die das Auffinden seiner Schwester und seines Vaters brachte, brauchte er keine psychologische Betreuung mehr. Sein Leben kam in normale Bahnen. So wird der Höhepunkt des Buches das Zusammentreffen mit dem Vater, der auch ihn immer gesucht hatte. Alles in allem ist es ein sehr trivialer, frivoler und skurriler Roman. Ich denke, der Autor Johan Irving ist sich selbst dessen bewusst. Er ist eben ein „Erfolgsschriftsteller“, was nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. Im vorliegenden Roman beschreibt er so einen Autor: „Dong McSwiney, ein nicht besonders guter kanadischer Romancier und Drehbuchautor“ (Seite 895). Einige Seiten weiter meint er „das Drehbuch sei der letzte Mist“ (Seite 918). Ich denke, er hat damit auch sein eigenes, dieses Buch gemeint. Oder ist es doch ein gutes Buch? Zumindest von den vielen angerissen Themen sehr umfangreich. }, keywords = {Einzelkind, Organist, schauspieler, Vater-Beziehung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PALMEN2020, title = {Du sagst es}, author = {Connie PALMEN}, year = {2020}, date = {2020-07-18}, abstract = {PALMEN, Connie: „Du sagst es“, Zürich 2016 Die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen gibt dem bereits verstorbenen englischen Dichter Ted Hughes mit diesem Roman eine Stimme. Teilweise ist es auch eine Rechtfertigung darüber, dass sich seine amerikanische Frau Sylvia Plath das Leben genommen hatte. Von der Thematik also ein einfach gestrickter Roman: eine Rechtfertigung eines schuldbewussten Mannes. Schriftstellerisch aber großartig. In dieser Hinsicht eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. In jungen Jahren lernen sich die beiden – Sylvia Plath und Ted Hughes – kennen. Sie Amerikanerin, für ein Auslandsstipendium in England weilend, lernt ihren Mann kennen, der schriftstellerisch schon am Weg der Anerkennung ist. Sie als Studentin hatte auch schon viel publiziert, der große Erfolg blieb aber noch aus. Nach relativ kurzer Zeit des Kennens heiraten sie heimlich und weihen die Eltern und Freunde erst später ein. Als Künstler führen sie ein nomadisches Leben; verbringen Jahre in Amerika und dann wieder in England. Immer wieder siedeln sie um. Ihr sorgloses Leben wurde mehr konservativ, als das erste Kind – eine Tochter zur Welt kam. Trotzdem blieb die interne Konkurrenz der beiden um Publizität ringenden Künstler. Die intensive Liebe verband sie aber. Sie waren sich nahe. „… alles was sie sah und fühlte, genauso erfuhr, als sähe und fühlte es selbst. Ihr Schmerz war mein Schmerz, ihre Ängste waren meine Ängste, nur reagierte ich anders darauf.“ (Seite 157) Obwohl er nur wenige Jahre älter war, sah sie ihn ihm einen Vaterersatz. Ihr Vater war ein Familientyrann und starb früh. Zur Mutter hatte sie eine nicht so gute Beziehung und schreckte nicht davor zurück dies auch in ihren Büchern zu beschreiben. Hass und Liebe lagen in der Ehe von Hughs und Plath eng beisammen. Als er wohlgelaunt nach einem erfolgreichen Interview von BBC heimkam war die Eingangstür blockiert. Die eifersüchtige Frau hatte all seine Manuskripte zerrissen. Die Ehe wird – trotz des zweiten Kindes – immer getrübter und letztlich trennten sie sich einmal auf Zeit, um zu sich selbst zu finden. Er meinte, „dass sie ein geniales poetisches Selbst befreit hatte, ungehört, neu, originell, schockierend. Die Glasglocke war gelüpft, der gefolterte Panikvogel konnte singen und ich konnte mich von dem Zwang losmachen, Vater und Gott in einem sein zu müssen.“ (Seite 233) Die als Pause gedachte Trennung entfernte aber mehr. Hughes hatte in London eine Freundin, die für ihn aber nur ein ihn anziehendes Sexobjekt war. Sylvias Hass gegen ihren Mann wurde immer aggressiver. Sie lebte zuerst alleine in ihrem Haus am Land und siedelte dann mit den Kindern nach London, wo auch ihr Mann wohnte. Sie begann wieder viel zu schreiben, ließ aber in vielen Geschichten und Gedichten ihren Hass gegenüber dem verlassenen Mann durchblicken. Sie wollte zwar eine Scheidung, reichte diese aber nie ein. Er hoffte immer noch auf ein Zusammenfinden. Als er eines Tages einen Abschiedsbrief erhielt eilte er umgehend zu ihrem Haus. Die Post war in der Zustellung schneller als sie beim Handeln. Sie zerriss den Brief. Der Selbstmord war vereitelt, aber im Februar 1963 bekam er den Anruf mit dem Satz „Deine Frau ist tot.“ (Seite 253) All die Freunde und Verwandten, die in London eintrafen nahm er nur wage wahr. Er kümmerte sich routiniert um die zwei Kinder und hielt die Nachricht des Todes der Mutter von ihnen fern. Am Grab bat er dann die Trauergäste ihn noch alleine zurück zu lassen. „Um dem Schmerz ein Ende zu machen, sang ich leise die letzte Strophe von ‚Waltzing Matilda‘ für meine Braut und bat sie um Vergebung für alles, was ich selbst falsch gemacht hatte.“ (Seite 266) Es war zwar Selbstmord, aber er kam nicht davon los, dass er Mitschuld habe. Viele gaben ihm auch die Schuld. Gerade in einer Zeit des aufkeimenden Feminismus fanden sich Frauen um ihn zum Mörder zu machen. Die innere Liebe und dieser Hass von außen wurde zu einer Zerreißprobe, der er mit der Aufarbeitung ihrer Texte und deren Veröffentlichung entgegentrat. Nach dem Tod kam er nicht los von ihr. Zwar heiratete er seine Freundin und bekam ein Kind von ihr, es war aber nicht mehr die Liebe wie mit Sylvia. Er bezeichnete sich als „Passant, der jeden Augenblick – ohne Erklärung oder Entschuldigung – entschwinden konnte, war in seiner Ungreifbarkeit der unzertrennliche Ehemann einer toten Geliebten.“ (Seite 273) Als sich diese zweite Frau auf dieselbe Art und Weise wie seine erste Frau – den Kopf in das Backrohr des aufgedrehten Gasherdes steckend – aus dem Leben schied, zerbrach er ein weiteres Stück. Schließlich heiratete er eine Bauerstochter, die keine Ambitionen mit Literatur, Depressionen und Todessehnsüchten hatte. Sie war „eine Frau, die die Kinder und mich rettete, und nicht ich sie.“ (Seite 274) All sein restliches Leben versuchte er Sylvias Tod und diese gescheiterte Beziehung zu ergründen. „In den Jahren nach ihrem Tod und jetzt, da ich mit der Poesie das Loch abzudichten versuche, das ihr Selbstmord in mich geschlagen hat, in einem posthumen Dialog das Gespräch mit ihr führe, das wir nie mehr führen konnten, … kommt mir dieses Bild immer wieder, wie wir dort zum letzten Mal zusammen im karmesinroten Wohnzimmer am Feuer saßen und durch die Glut der Flammen sichtbar wurde, wie unsere Worte verflossen, zu einem Körper, einem Geist, einer sprachlichen Vermählung.“ (Seite 237/238) In seinen letzten 30 Jahren schrieb er Gedichte über Sylvia, die er aber privat hielt. Schon todkrank gab er sie zur Veröffentlichung frei. Diese 88 Gedichte aus „Birthday Letters“ waren auch ein wichtiger Leitfaden für die Autorin Connie Palmen für das vorliegende Buch. }, keywords = {Dichter, Ehepaar, Liebe, Selbstmord}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2020, title = {Am Zug. Neue Texte übers Bahnfahren}, author = {Alois BRANDSTETTER and Karl-Markus GAUß and Daniel KEHLMANN, and Michael KÖHLMEIER and Kurt PALM and Erika PLUHAR and Julya RABINOWICH and Peter ROSEI and Eva ROSSMANN and Gerhard ROTH and Tex RUBINOWITZ and Susanne SCHOLL and Julian SCHUTTING and Ilija TROJANOW and Anna WEIDENHOLZER}, year = {2020}, date = {2020-07-11}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois; GAUß, Karl-Markus; KEHLMANN, Daniel; KÖHLMEIER, Michael; PALM, Kurt; PLUHAR, Erika; RABINOWICH, Julya; ROSEI, Peter; ROSSMANN, Eva; ROTH, Gerhard; RUBINOWITZ, Tex; SCHOLL, Susanne; SCHUTTING, Julian; TROJANOW, Ilija; WEIDENHOLZER, Anna: „Am Zug. Geschichten übers Bahnfahren“, Sankt Pölten, Salzburg, Wien 2014 Hier hat der Residenzverlag unter dem Rahmenthema „Bahnfahren“ 15 zeitgenössische österreichische, oder in Österreich eingebürgerte Autoren vereint. Jede und jeder von ihnen berichtet in einem etwa zehnseitigen Beitrag von einer Bahnfahrt. Oft sind es Auszüge aus anderen Erzählungen oder Romanen oder auch nur eine „Resteverwertung“ von noch unveröffentlichten Manuskripten. Es sind Geschichten von Bahnfahrten aus verschiedensten Weltteilen. Sie sind aber keine Eisenbahn-Expertenberichte. Die Literatur behält die Oberhand und der Zug selbst gibt nur den Rahmen vor. In der heutigen Berichterstattung stehen ja negative Meldungen an oberster Stelle und auch Literaten folgen diesem Modetrend. Angenehm sah ich, dass sich diese Mode in den Beiträgen dieses Buches nicht durchgesetzt hat. Als Beispiel möchte ich die junge Linzer Autorin Anna Weidenholzer zitieren, wenn sie von einem Bahnhof schreibt: „Die Bänke sind schlecht, sie sind früher besser gewesen. Ich spreche nicht gern davon, dass es früher besser gewesen ist, ich komme mit der Gegenwart im Allgemeinen gut zurecht. Man könnte es folgendermaßen ausdrücken: Es ist alles sauberer geworden, es liegt keine Wurst mehr herum, wir haben Lehnen, die uns voneinander trennen, die uns unsere ordnungsgemäßen Sitzbereiche zuweisen. Wir haben Personal, das über unsere Sicherheit wacht. Wir haben ein großes Angebot von Lebensmitteln und sonstigem Bedarf.“ (Seite 80) Oder Kurt Palm meint unter Bezugnahme auf die Geschwindigkeit des Zuges „Die zwanzig Minuten, die man im Railjet auf der Strecke von Wien nach Salzburg „gewinnt“, sind für ein Leben doch vollkommen irrelevant. Was macht man mit dieser Zeit?“ (Seite 152) }, keywords = {Bahnfahren, Kurzgeschichten, Zug}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2020c, title = {Bartls Abenteuer}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-07-09}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Bartls Abenteuer“, Berlin 2015 Dieses Buch habe ich gekauft, um meine Sammlung aller Haushofer Romane zu vervollständigen und es meinen Enkelkindern vorzulesen. Es geht um das Leben einer Katze. Als ich aber zu lesen begann gefiel es mir. Die Autorin denkt sich – mit menschlichen Instinkten – in das Leben einer Katze hinein. Wie die Katze in einer Familie aufgenommen wird und was sie so im Laufe der Zeit erlebt. Haushofer muss selbst eine Katzenbesitzerin gewesen sein, sonst könnte sie so eine Geschichte nicht schreiben. Das Buch ist demnach kein (nicht nur) Kinderbuch, sondern auch für Erwachsene und im Speziellen für Katzenbesitzer und Katzenliebhaber geschrieben. }, keywords = {Katzen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STREERUWITZ2020, title = {Verführungen}, author = {Marlene STREERUWITZ}, year = {2020}, date = {2020-07-06}, abstract = {STREERUWITZ, Marlene: „Verführungen“, Frankfurt 1996 Eine junge Frau – Helene – erzählt ihr Leben. Jung hat sie geheiratet und hat zwei Kinder. Der Mann hat sie verlassen ohne sie finanziell zu unterstützen. Als Teilzeitkraft verdient sie sich, kommt aber finanziell nicht zurecht. Der Job ist einer sehr machoistischen Umgebung. Den Mann sieht sie mit ihrer besten Freundin. Selbst zweifelt sie an einem Verhältnis mit einem Mann. Sie versucht es mit einem verheirateten und geht mit ihm in ein Stundenhotel. Ein schwedischer Musiker nützt sie aus. In ihrer Verliebtheit sieht sie das nicht. Ihrem Job muss sie nachgehen, weil sie das Geld braucht. Zusätzlich verkauft sie geerbte Schmuckstücke, um das Leben mit den Kindern finanzieren zu können. Sie muss sparen. Auch ihre Eltern sind ihr keine Hilfe. „Am Dienstag hatte sie Kaiserschmarren zum Abendessen gekocht. Sie hatte ein Ei weniger genommen als im Rezept vorgeschrieben. Alles andere hatte sie zu Hause gehabt. Für das Frühstück hatte sie die letzte Packung Haltbarmilch aufgemacht und über die Cornflakes geschüttet. Aber auch die Cornflakes waren zu Ende. Brot, Eier und Schinken waren einzukaufen. Zahnpasta war ausgegangen. Helene hatte die Tube mit dem Messerrücken ausgequetscht, um den Kindern Zahnpasta für ihre Zahnbürsten zu geben. Sie selbst hatte die Zähne mit Salz geputzt.“ (Seite 182) Mit vielen Problemen hat sie als Alleinerzieherin zu kämpfen. Sie wohnt noch in der Wohnung ihres Exmanns, aber gemeinsam mit dessen Mutter, was sehr problembehaftet ist. Obwohl ihre beste Freundin durch Selbstmord stirbt (einmal hatte sie sie gerettet) geht die Geschichte noch ganz gut aus. Zwar kein Happyend, aber sie findet einen Rechtsanwalt, der ihr zu ihrem Recht verhilft und der Exmann zu Zahlungen verpflichtet wird. In dieser Situation kündigt sie ihren unangenehmen Halbtagsjob, meldet sich arbeitslos und beginnt einen Computerkurs, um fehlende Qualifikationen nachzuholen. Generell skizziert die Autorin sehr gut, wie das Leben einer verlassenen Ehefrau als Alleinerziehung aussehen kann. Streeruwitz erzählt sehr detailgenau die Situation dieser Frau. In einem sehr konstruierten Stil mit kurzen Sätzen und Satzteilen. Mit den Stakkato-Sätzen drückt sie die Überfordertheit der Proponentin Helene aus. Ein sehr guter Roman. Sowohl stilistisch als auch thematisch. }, keywords = {Alleinerzieherin, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2020b, title = {Begegnung mit dem Fremden - Erzählungen}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-06-18}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Begegnung mit dem Fremden – Erzählungen“, München 1991 Die Schriftstellerin Haushofer ist erst relativ spät entdeckt worden. Ich bin ja nicht nur ein Leser, sondern auch ein Sammler und so ist es mein Ziel von den bekannten neueren österreichischen Autoren alle Bücher zu besitzen. Dieses von Haushofer habe ich nur mehr antiquarisch bekommen. Es sind Erzählungen aus dem Alltag der Autorin. Sie war eine konservative, bürgerliche Frau. In ihren Gedanken und Schreibarbeiten gab sie sich aber sehr liberal und kritisch. In den vorliegenden Erzählungen gibt sie ein Spiegelbild ihrer Zeit, der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Typisch dafür die Geschichte „Der Sonntagsspaziergang“. Der Familienvater entscheidet nach dem Mittagessen einen gemeinsamen sonntäglichen Spaziergang zu machen. Alle Anderen hatten anderes geplant, aber das Familienoberhaupt – der Patron - bestimmte. Die Geschichte erzählt dann den Ablauf der Wanderung: jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Haushofer hat eine sehr detailgenaue Erzählkunst. Jede Kleinigkeit wird beschrieben. Auch Gedanken. So etwa in der Geschichte „Der Bruder“, in der sie nicht nur ihr (?) Verhältnis zum Bruder, sondern auch ihre nächtlichen Gedanken, in denen sie verstorbene Menschen trifft, ausführlich schildert. Eine Abrechnung mit nicht mehr Lebenden und eine Wiederherstellung der eigenen inneren Balance zu diesen. Realität und Fantasie verschmelzen „Wenn ich mich auf die linke Seite drehe, höre ich mein Herz laut schlagen; rechts kann ich nicht liegen, immer den Rücken zur Wand, immer den Feind im Auge behalten. Auf dem Rücken schläft kein Mensch ohne hässliche Träume. Und ich will nicht träumen, ich will schlafen, mit Leib und Seele, besonders aber mit Seele.“ (Seite 147) Die Erzählungen gehen auch in ihre Jugendzeit zurück, wie etwa in „Der Drache“, in dem sie das Verhalten einer Lehrerin schildert. Den Titel erhielt das vorliegende Buch von der Erzählung „Begegnung mit dem Fremden“. Da kommt wieder ihr eigenes Leben zum Vorschein. Der konservative Ehemann hat Menschen eingeladen, die er dienstlich braucht, die aber ganz anders sind als sie selbst. Es ist eine Belastung für das Ehepaar. Die Gäste trinken und rauchen viel. Die Unterhaltung ist primitiv. Letztlich wirft sie aber der Mann hinaus und verzichtet auf deren Unterstützung. Ein mutiger Schritt, den sie von ihm nicht erwartet hätte. Das Buch ist eine Zeitreise in eine konservative Welt vor fast 100 Jahren. Auch der Schreibstil spiegelt diese Zeit wider. }, keywords = {20. Jahrhundert, Bürgerlich, Erzählungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ACHLEITNER2020, title = {flüchtig}, author = {Hubert ACHLEITNER}, year = {2020}, date = {2020-06-14}, abstract = {ACHLEITNER, Hubert: „flüchtig“, Wien 2020 Einerseits sagt der Autor, er habe für dieses Buch seinen wirklichen Namen genommen, damit man ihn als schon sehr bekannten Sänger nicht bevorteilt. Er will sehen, ob er als Buchautor und Romanschreiber ankommen kann. Andererseits wird in der Vermarktung nie darauf vergessen, dass er Hubert von Goissern ist. Mit diesem Namen ist es eben kein Risiko für den Verlag. Es gibt drei Personen, die sich als Haupthandelnde herausstellen. Da ist einmal Maria, eine schon etwas ältere Bankangestellte, die aus ihrem ehelichen Leben ausbricht, den Job kündigt und abhaut. Ihr Mann Herwig weiß nicht wo sie ist. Er ist Mittelschullehrer und hat sie als junge Lehrerin kennengelernt. Sie ist mit seinem Auto weggefahren. Am Weg lernt sie eine junge Frau (Lisa), die ihre Tochter sein könnte kennen und fährt mit ihr zu Hippieveranstaltungen und dann – um den Sommer zu verlängern – weiter nach Griechenland. Zwar zieht sich als Rahmen die Trennungsgeschichte von Maria und Herwig durch, aber dazwischen siedelt der Autor verschiedenste Themen an, von denen man nicht klar ersieht, wie sie zur Geschichte gehören: • Da ist eine Erzählung und Erklärung über den Berg Athos. • Durch Herwig bekommt der Leser Kontakt mit einem Drogenhändler. • Warum auch eine Diskussion über Österreichs Innenpolitik und den jungen Bundeskanzler im Roman Einzug hält ist gerade nicht literarisch. • Die Neigung des Musikers Hubert von Goisern schlägt mit musikalischen Erklärungn an verschiedenen Stellen zu Buche. Am Nachhaltigsten ist sie der Person Herwig als Musiklehrer zugeschrieben. • Themen wie „Wem gehört die Welt“ wirken wie ein sich in den Roman verirrter Aufsatz. Maria und ihre junge Begleiterin landen nach Saloniki auf einer, dem Berg Athos gegenüberliegenden Insel. Die beiden Frauen trennen sich und Maria bleibt bei einem alten Fischer, mit dem sie auch ausfährt. Hier kommt eine Vorstellung des Berg Athos und eine sehr detaillierte Beschreibung der Bootsfahrt entlang der Küste, wie sie jeder Pilger erlebt. Das Buch ist eine Erzählung. Gegen Ende, mit einem Brief Marias, den sie ihrem zurückgebliebenen Mann schreibt, wird es literarisch. Ein Text mit hohem Tiefgang. Letztlich endet das Buch mit einem Happy End, das aber nicht kitschig ist. }, keywords = {Athos, Griechenland, Trennung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÖHLMEIER2020, title = {Rosie und der Urgroßvater}, author = {Monika HELFER Michael KÖHLMEIER}, year = {2020}, date = {2020-06-08}, abstract = {HELFER, Monika; KÖHLMEIER, Michael: „Rosie und der Urgroßvater“, München 2013 Ein Dichterehepaar schreibt gemeinsam ein Buch. Das scheint interessant. Mit diesem Zugang habe ich es auch gelesen. Der aus Hohenems stammende Urgroßvater der kleinen Rosie wohnt in New York. Das in Amerika aufgewachsene Kind besucht ein Mal pro Woche ihren Uropa, der ihr dann Geschichten aus seiner alten Heimat Vorarlberg und der Stadt Hohenems erzählt. Das ist der Rahmen des Buches, in den dann verschiedene Geschichten gestellt wurden. Die Gesellschaft der kleinen Stadt wird erzählt, wie Juden und Christen nebeneinander wohnten und wie sie auch friedlich mitsammen auskamen. Das Dichterehepaar entführt den Leser mit den einzelnen Märchen in die Vergangenheit. Es ist kein wirkliches Kinder-Märchenbuch, aber für Erwachsene sind die Erzählungen sehr flach. Interessant wäre, wie dieses Buch entstanden ist. Wer welche Rolle beim Schreiben übernommen hat. }, keywords = {Judentum, New York, Vorarlberg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2020, title = {Der gute Bruder Ulrich - Märchen-Trilogie}, author = {Marlen HAUSHOFER}, year = {2020}, date = {2020-06-05}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Der gute Bruder Ulrich – Märchen-Trilogie“, Innsbruck 2020 Märchen sind Erfindungen, unreale Geschichten. Auch die bekannte österreichische Schriftstellerin Haushofer übte sich darin und präsentierte diese drei Märchen. Sie sind aber irgendwie grausig. Sie zeigen das Böse. Ob dies für Kinder ist? Andererseits soll man den Kindern auch die Realität des Lebens nahe bringen. In der ersten Geschichte – „Das Waldmädchen“ – wird gezeigt, wie ein Mädchen alleine im Wald ohne Eltern und ohne Verwandte aufwächst. Nur ein verwandter Räuber besucht sie jeweils, um bei ihr zu überwintern. Im Frühjahr zieht er wieder auf seine Beutereisen aus und kommt erst im späten Herbst wieder. Um dem Mädchen Abwechslung zu bieten bringt er ihr einen zamen Wolf, der sie beschützt. Ein König findet das Mädchen bei seiner Jagd, findet es schön und nimmt es mit auf sein Schloss, wo er sie heiratet. Eine konträre Welt für die junge Frau. Der König versucht ihr alle Wünsche zu erfüllen. Erst als sie ein Kind bekommen wird sie wieder glücklich. In der zweiten Geschichte gibt eine Nixe ihre Tochter einem reichen Müller, der mit seiner Frau keine eigenen Kinder bekommen kann. Das Ehehpaar blüht mit dem Kind auf. Die Nixe aber holt sich das Kind zurück. Dieses ist aber im Wasser nicht mehr glücklich und letztlich kehrt sie wieder zu ihrer Stiefmutter, der Müllerin zurück. „Der gute Bruder Ulrich“ zeigt, wie man Unzufriedenheit nur schwer stillen kann. Eine Königsfamilie bekam kein Kind und war unglücklich. Als dann die Königin doch einen Sohn gebar war sie sehr glücklich und starb. Der Sohn kam zu einer Amme, die selbst einen Buben hatte. Ein Umsturz vertrieb das Königshaus. Der Prinz konnte aber unerkannt bei der Amme im Wald überleben. Nach Jahren kamen Reiter und suchten den Prinzen, denn die Feinde waren besiegt und der Prinz sollte die Regentschaft übernehmen. Er wurde als König nicht glücklich und versuchte immer wieder Dinge aus seiner Zeit im Wald zu holen. Er fand sich nicht schön und sein Bruder war hübsch. Er bat ihn seine Schönheit zu übergeben, was dieser tat. Auch als der Bruder eine Frau hat verlangte der junge König nach ihr. Bis hin, als ihn der Tod holen wollte bat er seinen Ziehbruder Ulrich für ihn zu sterben, was dieser auch tat. Aber auch das machte ihn nicht glücklich. Letztlich zog er als Bettler verkleidet durch die Lande und starb glücklich am Grab seines Ziehbruders. }, keywords = {Kinderlos, Märchen, Schicksale}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Brezina2020, title = {Auch das geht vorbei}, author = {Thomas Brezina}, year = {2020}, date = {2020-05-30}, abstract = {BREZINA, Thomas: „Auch das geht vorbei. Glücklich bleiben in schweren Zeiten“, Wien 2020 Die Corona-Krise hat nicht nur körperliche Gesundheitsauswirkungen, sondern bei vielen Menschen leidet auch die Seele und die Psyche. Der Autor Thomas Brezina ist bekannt als „Schnellschreiber“ in Sachen Ratschlägen zu Sorgen und Angst. So reagierte er auch auf die Corona-Krise, schrieb in drei Tagen ein Buch dazu und verschenkte es letztlich als eBook. Ich denke, es wird auch nach vielen Jahren noch eine gute Dokumentation sein und aufzeigen welche Sorgen manche Menschen hatten. Brezina rät die Situation zu akzeptieren. Jammern und Bedauern kostet nur Energie, die man vielleicht besser für das Immunsystem einsetzt. „Es ist wie es ist“. So solle man sich eine „Nachrichten-Diät“ verordnen. Nicht alle Meldungen ansehen und sich von den Medien in Panik versetzen lassen. Als Beispiel bringt er eine 102jährige Freundin, die ein schweres Leben hinter sich hat, aber auch in dieser Situation positiv denkt. Sie erinnert mich an zwei Freunde von mir. Sie sind zwar noch nicht über 100, aber doch älter als ich – über 90 und über 80. Sie wirken aber wie 40-jährige. Voll Elan. Immer positiv. Immer nach vorne, in die Zukunft schauend. Der eine leitete eine Musikorganisation und organisiert Konzerte und Festivals und der andere leitet sein selbst aufgebautes Firmenimperium und ist daneben ein Forscher, Maler und Philosoph aktiv. Beide immer positiv und aktiv. Meine Vorbilder und geistigen Helfer. Beim Lesen dieses Buches wünschte ich mir, dass die beiden auch über 100 Jahre alt werden. Ein sehr egoistischer Wunsch, weil sie mir als Vorbilder erhalten bleiben. Zurück zu Brezina: Er empfiehlt auch in einer Pandemie, wie es derzeit Corona ist, so oft als möglich zu lächeln. Positive Menschen sind beliebter. Lachenden Menschen begegnet man gerne. Daher: Lächeln, auch wenn es einem nicht danach ist. Es ist ein kleiner Ratgeber in schwierigen Zeiten und so hat er auch Tipps wie diesen: Hinter jeden Buchstaben unseres Alphabets eine positiv erlebte Freude schreiben. Zur Angst meint er: Jeder hat Angst. Man macht sie kleiner, wenn man sie definiert. Etwa: Wovor fürchte ich mich. Im Zuge der COVID19 Pandemie „vor dem Verlust des Jobs“ oder „Vor der Krankheit“. Es wird auf die Probleme der Situation zu Hause während des Shutdowns eingegangen. Dass man die Tage auflockern muss. Humor hilft dem Jammern und der Verzweiflung zu begegnen. Vier Worte sollen alles leichter machen: Auch das geht vorbei. So auch der Buchtitel. }, keywords = {Krise, Tipps}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROHR2020, title = {Reifes Leben. Eine spirituelle Reise}, author = {Richard ROHR}, year = {2020}, date = {2020-05-29}, abstract = {ROHR, Richard: „Reifes Leben. Eine spirituelle Reise“, Freiburg im Breisgau 2012 Ein Franziskaner erklärt den Übergang von der ersten Hälfte des Lebens zur zweiten. Viele Weisheiten werden hier ausgedrückt. So meint er etwa „Wir reifen viel mehr …, wenn wir Fehler machen, als wenn wir alles richtig machen.“ (Seite 25) Er meint sogar, dass „Vollkommenheit der größte Feind“ sei. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht einen „bösen“ und einen „guten“ Chef. Der eine gebe den Angestellten Sicherheit und der andere sage die harte Wahrheit. Es braucht im Leben Gesetze. Um uns aber weiterzuentwickeln müssen wir uns auch gegen Gesetze auflehnen. Er hält wenig von Formeln, Techniken und Ritualen. Dies sei nur das Gefäß, aber nicht der Content. Rohr teilt das menschliche Leben in zwei Hälften. In der ersten gehe es hauptsächlich um Sicherheit, Abgrenzung und Erfolg. Er nennt dies das Gefäß, das man für den zweiten Teil des Lebens aufbaut. Im 2. Lebensabschnitt kann man sich mehr erlauben und Abneigungen gegen Gesetze und Autoritäten aufbauen. Leichtigkeit und Gelassenheit zeichnet diese Generation aus – oder könnte sie auszeichnen. Nicht alle Älteren werden wirklich Ältere. „In diesem Stadium muss ich niemandem mehr beweisen, dass ich der Größte bin, dass meine Gruppe besser ist, dass mein Volk überlegen ist …“ (Seite 163) Regeln übertreten kann man sich im ersten Lebensabschnitt nicht so leicht leisten. Auch Fehler und Rückschläge sind wichtig, um wieder hoch zu kommen und auch diese Erfahrungen sind im zweiten Lebensabschnitt leichter verkraftbar. Das „Kommen“ und „Gehen“ ist in der Natur ein selbstverständlicher Vorgang. Bäume verlieren Blätter und produzieren wieder neue …Liebe und Tod sind auch in der Literatur die wichtigsten Themen. Hat man die erste Hälfte erfolgreich abgehandelt, so braucht man in der zweiten Hälfte nicht nach Erfolg gieren und um Aufmerksamkeit betteln. Das müsse man dann hinter sich haben. Man muss Nichts mehr schützen und verteidigen. „Wir werden mit einem inneren Drang oder Bedürfnis geboren, nach unserem wahren Selbst zu suchen – ob uns das bewusst ist oder nicht.“ (Seite 134) Im fortgeschrittenen Alter ist es leichter dem zu folgen als in jungen Jahren. Als moderner Christ wendet er das auch auf seine eigene Religion an und meint „Nur das wahre Selbst weiß, dass der Himmel schon jetzt da ist und sein Verlust die Hölle bedeutet – jetzt.“ (Seite 142) Der Autor meint auch, dass ohne Ältere die Gesellschaft sozial zugrunde gehen würde. Die Verleugnung des Todes hält aber die Welt am Laufen. Aber die Älteren sind auch noch knapp vor ihrem Tod sehr realistisch. Im englischen heißt das Buch auch „Falling Upward“ – also hinauffallen. }, keywords = {spirituell, Zweite Lebenshälfte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HANDKE2020b, title = {Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-05-24}, abstract = {HANDKE, Peter: „Die Obstdiebin oder einfache Fahrt ins Landesinnere“, Berlin 2019 Die Handlung bezieht sich auf eine Reise im Umfeld von Paris. Die erzählende Person – der Autor selbst – verlässt sein Haus im Süden von Paris und fährt in eine nördliche Provinz. Detailgenau erzählt er seine Eindrücke. Als würde er mit einer ProCom Kamera reisen. Nur zeichnet er nicht ein Video auf, sondern erzählt und beschreibt das Gesehene. Bei seinen Beobachtungen werden in Personen Dinge hineininterpretiert, so als würde er sie alle kennen. „Eine Frau schlug ihren Hund, den Ersatz für den anderen, welcher, wegen Krebs oder Altersschwäche vor kurzem eingeschläfert worden war.“(Seite202) Zuerst geht er zu Fuß. Dann fährt er mit dem Zug ins Zentrum von Paris und weiter hinaus aufs Land. Irgendwann auf der Reise nimmt der Autor einen Tausch der Proponenten vor. Zuerst erzählt er selbst und nimmt nur Bezug auf die Obstdiebin. Beschreibt sie. Führt sie für den weiteren Teil des Buches ein, denn dann übernimmt sie die Erzählfunktion. Sie geht ein Stück mit einem Pizzaverkäufer. Alles – so scheint es in der Erzählung – ist dem Zufall überlassen. Wann es wo etwas zu essen gibt und wo sie eine Unterkunft finden. Drei Tage dauert die Wanderung, deren Ziel ein Familientreffen ist. In der Stadt, in der der jüngere Bruder arbeitet, treffen sie zusammen: Vater, Mutter, Bruder und sie, die Obstdiebin. Bei einem mittelmäßigen Dichter wäre es ein Reisetagebuch einer dreitägigen Wanderung durch die Provinz nördlich von Paris geworden. Bei Handke ist es ein literarisches Meisterwerk. Er sagt etwa nicht „Es sollte nicht dunkel, nicht Nacht werden“ sondern „Die Schwalben sollten den Fledermäusen nicht Platz machen.“ (Seite 550). Auf den 559 Seiten passieren wenige Handlungen, aber das Erzählerische, die Formulierungen sind Weltklasse. Ein verdienter Nobelpreisträger. Es ist wert ihn zu lesen. }, keywords = {Frankreich, Paris, Wanderreise}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{McCARTHY2020, title = {Der Zauberkreis}, author = {Mary McCARTHY}, year = {2020}, date = {2020-05-12}, abstract = {McCARTHY, Mary: „Der Zauberkreis“, Wien 1954 Der Schauplatz dieses Romans ist ein kleiner Ort – New Leeds – an der Ostküste Amerikas. Hier leben Leute, die sich aus der Hektik der Großstädte New York oder Boston aufs Land zurückgezogen haben. Oft hoch gebildete Menschen, die dann einfachen Arbeiten nachgingen oder von ihren Rücklagen lebten. Im Buch hat man den Eindruck, dass alle Menschen ohne Arbeit leben. Ein „Bienenstock von Untätigkeit“ heißt es auf Seite 155. Viele sind Alkoholiker und Hobby-Künstler. Der Autor stellt seinem Leser aber ausgefallene Persönlichkeiten vor. Die Hauptpersonen sind mehrere Ehepaare, die aus verschiedenen Gründen zusammentreffen, Darunter auch geschiedene, die in Gesellschaften wieder ihre getrennten Partner treffen. Dies wird im Roman psychologisch aufgearbeitet. Etwas wie es Martha, die geschieden ist und mit einem netten Mann zusammenwohnt geht, wenn sie ihren getrennten Ehemann trifft. Nach einer Party, bei der sie alleine war und zu viel getrunken hatte bringt sie der Ex-Mann nach Hause und es kommt zu einem Geschlechtsverkehr. Sie wird schwanger und ist sich nicht im Klaren, ob das Kind vom jetzigen Mann ist oder vom Ex-Mann. Verzweifelt sucht sie nach einer Abtreibung. Ein Freund hilft ihr mit Geld und Abtreibungsadresse. Nach Übernahme des Geldes ist sie fröhlich und zuversichtlich alles mit der geplanten Abtreibung wieder ins Lot zu bringen. Auf der Heimfahrt kommt es zu einem Verkehrsunfall und sie stirbt. Sie stirbt mit dem Kind im Bauch. Erst in den letzten 100 Seiten nahm der Roman „Fahrt auf“ und wurde abwechslungsreicher und interessanter. Action kam in die Langatmigkeit des Schreibers. Es ist eine sehr langarmige und detailgenaue Erzählung, die wenig an Spannung besitzt. }, keywords = {Abtreibung, Beziehungen, Liebesaffairen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHLATTNER2020, title = {Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten}, author = {Eginald SCHLATTNER}, editor = {Michaela Nowotnick}, year = {2020}, date = {2020-05-02}, abstract = {SCHLATTNER, Eginald: „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“, herausgegeben von Michaela Nowotnick, Hermannstadt Bonn 2012 Schlatter ist ein anerkannter Schriftsteller der siebenbürgisch sächsischen Minderheit in Rumänien. Die Herausgeberin des vorliegenden Buches hat ihre Doktorarbeit über Schlattner geschrieben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß sie auf einen Koffer mit alten Manuskripten, die teilweise von den Mäusen angefressen waren. Diese Geschichten publizierte sie. Sechs Erzählungen, zu denen sie im zweiten Teil des Buches Erklärungen des Entstehens abgibt. In der ersten Geschichte „Gefährte Rebhuhn“ nimmt Schlattner Bezug auf die Verhältnisse im Ceausescu System. Geschildert an Hand eines Vermessungsbüros, in dem er selbst als Student in den Ferien gearbeitet hat. Hier wird der politische Einfluss aufgezeigt. In der zweiten Erzählung „Gediegenes Erz“ zeigt er, wie die Sudentendeutschen unterdrückt sind und der Proponent – ebenfalls ein Student – seine Altersgenossen dazu aneifert wieder selbstbewusster aufzutreten. Sie organsierten sich wieder in ihren alten Erinnerungen. Eine Musikkapelle, eine Tanzgruppe und andere Organisationen entstehen, in denen sie auf ihre Gesellschaft hinweisen. In der Geschichte kommt es zu einem Fest, an dem auch Rumänen teilnehmen und die Sachsen mit Hochachtung sehen. Diese Geschichte wurde seinerzeit verboten. Schlattner saß im Gefängnis. Das Apfelbett ist eine lustige Geschichte. Ein junger Pfarrer wird mit seiner Frau in ein Dorf versetzt. Er will sehr sachlich und fromm auftreten. Seiner Frau gefällt das Konservative nicht und es kommt am Jahrmarkt zu einem Eklat. Der junge Pfarrer wird blamiert. Sie droht zur Mutter zurückzugehen. In der Nacht findet er seine junge Frau in einem Apfelregal im Keller schlafend und bringt sie zu Bett. Seine böse Predigt gegen die Frau wirft er in den Papierkorb und bereitet eine konservative vor. Dann zwei kleine Geschichten. „Jemand steht im Weg“: auf einer Wanderung im Winter trifft er auf ein weinendes Mädchen und bemüht sich um sie. „Eine Zigarette“ ist die Erzählung einer unbeantworteten Liebe. Der Verliebte irrt durch die Nacht. Eine Zigarette gibt ihm Trost. Die letzte Geschichte gab dem Buch den Namen „Mein Nachbar, der König“. Sie entstand nach der politischen Wende in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und handelt nicht in Rumänien, sondern in Badgastein in Österreich. Ein rumänischer Bischof mit Anhang machte Urlaub in einem Hotel. Da kam es zu einem Zusammentreffen mit einer Frau aus der Schweiz, vom Genfersee. Ihr Nachbar ist der ehemalige König von Rumänien und sie erzählt den drei Rumänen wie er lebt. Diese Erzählung gibt dem Buch nicht nur den Namen, sie ist auch die beste. Alle 6 Geschichten geben Einblick in die Lebensweise der Minderheit der Schlesier in Rumänien. }, keywords = {Kurzgeschichten, Rumänien, Schlesier}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Pluhar2020, title = {Marisa. Geschichte einer Freundschaft}, author = {Erika Pluhar}, year = {2020}, date = {2020-04-27}, publisher = {insel verlag}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Marisa. Geschichte einer Freundschaft“, Berlin 2017 Eine Biografie über die Schauspielerin Marisa Mell. Sie war eine Studienkollegin am Rainhard Seminar in Wien von Erika Pluhar. Die beiden waren ihr ganzes Leben – mit Abständen – verbunden. Einerseits war es nach dem Tod von Marisa ein Anliegen von Erika Pluhar eine Biografie zu schreiben, andererseits ist es sicher schwierig über jemanden, zu dem man eine freundschaftliche und innige Beziehung hat, zu schreiben. Aber auch da kommt für den Leser mehr Emotion durch als von einer sachlichen Abhandlung. Manchmal hat man als Leser auch das Gefühl, Pluhar schreibt angetrieben von schlechtem Gewissen und dass sie viele Dinge für ihre Freundin nicht gemacht hat. Die Autorin der Biografie und Marisa waren zwar Studienkolleginnen und Freundinnen, aber doch verschieden. Die eine, eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und Autorin und die andere hatte ihre Stärke im Film. Jede machte Karriere und trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Erika Pluhar beschreibt des Leben Marisa Mells an Hand von persönlichen Begebenheiten. Bausteine, die das Leben ergeben. Sie scheut aber auch nicht davor zurück manche Dinge kritisch zu sehen. Marisa Mell ist verarmt gestorben. Pluhar war eine der wenigen Personen, die sich um die verarmte, leidende und sterbende Frau gekümmert hat. Sie hat – und das spürt man beim Lesen – selbst gelitten und ist ein Stück des Sterbens mitgegangen. Ein großer Teil des Buches handelt vom Sterbeprozess. Für mich persönlich war es auch ein Erinnern an meinen Freund, der im Buch E. genannt wird und Lebensgefährte Pluhars war. Ich habe mit ihm studiert und auch ein Buch mit ihm herausgegeben. Leider ist er zu früh in seinem späteren Wohnort Venedig gestorben. In diesem Buch stand er für mich wieder auf. }, keywords = {Biografie, Marisa Mell, Schauspielerin, Sterben}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CAMUS2020, title = {Die Pest}, author = {Albert CAMUS}, year = {2020}, date = {2020-04-19}, abstract = {CAMUS, Albert: „Die Pest“, Hamburg 2020 Mit der COVID19 Pandemie erlebt dieser Roman wieder neues Leben. Viele Leute – so auch ich – lesen und hören es und ziehen Rückschlüsse auf die aktuelle Situation. Der Roman spielt in der algerischen Stadt Oran. Es ist die Heimatstadt der Frau des Dichters, weshalb er sie sehr genau beschreiben kann. Auch hat er selbst einige Zeit dort gearbeitet. Die Geschichte beginnt mit einem Rattensterben, das dann im zweiten Schritt auf den Menschen übergreift und die Einwohnerzahl der Stadt täglich reduziert. Camus verwendet den Arzt Dr. Bernard Rieux, der auch die Hauptfigur ist, als den Erzähler. An Hand eines Dutzends von Personen wird der Verlauf dieser Epidemie sehr anschaulich und direkt erzählt. Der Zugang der Kirche wird durch einen Pater dargestellt und jener der Juristen durch einen Richter. Den medizinischen Sektor deckt der erzählende Arzt selbst ab und die Verwaltung spiegelt der Gouverneur wider. Der Roman ist wie ein Drama in 5 Kapitel (Akte) gegliedert. Ich setze Akte in Klammer, weil es den Roman auch als Theaterstück gibt. Der Verlauf der Seuche geht von April (Frühling) bis Jänner (Winter). Im ersten Kapitel sterben die Ratten und die Pest bricht aus. Das zweite Kapitel spielt im Sommer und die Pest wird intensiver. Die Seuche erreicht im Spätsommer – beschrieben im dritten Kapitel – ihren Höhepunkt. Im Herbst, als es kühler wird – 4. Kapitel – sterben weiter Menschen. Ein Serum wurde gefunden und ein die Erkrankungs- und Sterberaten gehen zurück. Im letzten, dem 5. Kapitel, endet die Pest. Die im April begonnene Seuche endete im Jänner des Folgejahres. Die Frage, ob die Pest die Menschen der Stadt verändert haben wird, wird aufgeworfen. Es entsteht ein Dialog zwischen „ja“ und „nein“. Ob sie im Leben der Menschen Spuren hinterlassen wird bleibt offen. Der Roman selbst hat noch einen negativen Nachlauf: auf der einen Seite feiern die Einwohner schon das Ende auf den Straßen und andererseits verliert Dr. Rieux zwei Freunde. Einer stirbt noch als einer der letzten Pestkranken. Sein Hinübergehen wird sehr detailliert beschrieben. Ein anderer wird verrückt und schisst auf die feiernden Menschen. Und letztlich verliert er auch seine eigene Frau, die sich in einer Klinik außerhalb der Stadt befindet. Das Leben der Stadt beginnt aber wieder. Züge und Schiffe fahren wieder aus der Enklave hinaus und kommen herein. Menschen, die Monatelang getrennt waren finden wieder zusammen. Als Zeichen des Endes kommen auch die Ratten wieder hervor. Für manche Menschen kam das Ende der Pest zu schnell. }, keywords = {Epidemie, Pest, Seuche}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HENNING2020, title = {Die Tüchtigen}, author = {Peter HENNING}, year = {2020}, date = {2020-04-15}, abstract = {HENNING, Peter: „Die Tüchtigen“, München 2019 Auf Grund einer Verwechslung habe ich diesen Roman gekauft. Erst beim Lesen kam ich dahinter, dass dies nicht „mein“ Dichter ist. Eine einfache Allerweltgeschichte einer oberen Gesellschaftsschicht breitete sich mir aus. Als Nachkriegskind habe ich gelernt alles, was auf den Teller kommt aufzuessen. So habe ich eben auch diesen 670 Seiten starken Roman fertiggelesen und meine Corona-Quarantänezeit vertrieben. Vom Thema ist es aber nicht die richtige Literatur für eine verordnete Abgeschiedenheit. 4 Ehepaare feiern in einem holländischen, am Meer gelegenen Nobelhotel, den 50. Geburtstag einer Frau – Katherina - aus der Runde. Acht Personen sind vier Tage beisammen und lernen sich näher kennen, obwohl sie sich vorher schon Freunde genannt haben, merken sie, wie fremd sie sich sind. Das Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Eines ist jedem der Geburtstagstage gewidmet und das letzte – „Vier Tage später“- zeigt die Situation danach. Die einzelnen Kapitel sind in Unterbereiche gegliedert, in denen Tagebuchartig die einzelnen Probanden die jeweilige Situation widergeben. Bereit bei der Anreise – alle kommen aus Deutschland – werden sie dem Leser vorgestellt. Man lernt verschiedene Menschen kennen. Alle aus einer oberen Mittelschicht. Reiche Leute. Neureich. Viele von ihnen keine Intellektuellen. Reich gewordene Geschäftsleute, die dies auch durch riesige und schnelle Autos zeigen. Da ist Tom der Wertpapierhändler, der während des Hollandaufenthalts knapp einer Pleite entrinnt. Marc, der mit seiner Freundin kam und der – die Ringe bereits im Hosensack – während dieses Aufenthalts sich verloben will. Letztlich geht aber alles in Brüche und er stirbt bei einem Autounfall. Robert, der Mann des Geburt6stagskinds ist Pilot und Frauenheld. Normal erscheint nur das Ehepaar Feline, einer Lehrerin und Stefan, einem nervenkranken selbstständigen Toningenieur. Die Frau ist die starke und betreut ihren Mann Stefan wie ein „Riesenbaby“. Die Beiden halten noch die traditionelle Ehe und Treue hoch, obwohl im Zuge des Buches ein Seitensprung von Feline publik wird. In den vier Tagen finden laufend Beleidigungen und Streits statt. Zu guter Letzt kommt es am vorletzten Tag bei einem Bootsausflug fast zu einem Schiffsunglück, das alle sehr verändert hat. Es wird gestritten, obwohl man ja bei einer Geburtstagsfeier ist. Die doch schon älteren Paare versuchen es auch mit Drogen, die in Holland frei käuflich sind. Aber auch das bringt nur Negatives hervor. Dem Geburtstagskind ging es so, als sei sie am falschen Ort zur falschen Zeit: „Sie hatte plötzlich das Gefühl gehabt, in einem dieser sozialkritischen schwedischen Filme gelandet zu sein, in dem eine Gruppe von Leuten, die eigentlich vorhat, gemeinsam zu feiern, sich Zug um Zug als ein Haufen gestörter Psychofreaks erweist.“ (Seite 239) Wie erwähnt, im letzten Kapitel kommt jede der acht (sieben) Romanfiguren wieder zu Wort und schildern wie ihr Leben nach diesem Geburtstagswochenende aussieht. Diesen „Reigen“ beginnt Ann, die sich immer um ihren Vater sorgte. Während ihrer Abwesenheit verletzte er sich und kam ins Krankenhaus. Jetzt betreut sie ihn, den alten Mann, der sich indirekt auf sein Lebensende vorbereitet. „Ihr Vater wirkte auf sie wie jemand, dessen Leben zwar weiterlief, in dem die Zeit aber zum Stillstand gekommen war. Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war zusammengebrochen, er war buchstäblich aus der Zeit gefallen.“ (Seite 633) Robert, dem Mann von Katherina ergeht es mit dem Vater anders: er hasst ihn. Selbst bei dem Versuch mit ihm gemeinsam seine Vorfahren in Schottland auszuforschen zerstreitet er sich und lässt seinen alten Herrn alleine fliegen. Er zieht es vor die drei geplanten Tage mit dem Vater lieber mit einer Geliebten zu verbringen. Die Ehefrau bereitet aber – ohne dass er es weiß – die Scheidung vor. Sie selbst hat drei Erfolgsbücher am Markt und der Verleger wartet auf das nächste Manuskript. Sie hat aber eine Schreibhemmung. Erst als sie die vergangenen Tage anlässlich ihres Geburtstags überdenkt sieht sie den Stoff für ein neues Buch und nennt es – so wie der Titel des vorliegenden „Die Tüchtigen“. Der Roman enthält viele Fakten und Emotionen. Aber alles im allem blieb es für mich trivial Literatur. Der Autor lässt die Qualität seines Buches der Hauptfigur des Romans, der Schriftstellerin Katherina, auf Seite 194 selbst definieren: „Sie schrieb etwas, das sowohl etwas von der „hohen“ Literatur hatte als auch vom anderen, von den Kritikern ungeliebten großen Bruder, der Unterhaltung.“ }, keywords = {Ehepaare, Geburtstagsfeier, Streit}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NEUMANN2020, title = {Über allem und nichts}, author = {Gunther NEUMANN}, year = {2020}, date = {2020-04-03}, abstract = {NEUMANN, Günther: „Über allem und nichts“, Salzburg Wien 2020 Eine junge Pilotin erzählt aus ihrem Leben. Wie sie als Kind eine Einzelgängerin war, sich an die Sommerferien bei der Großmutter am bayrischen See erinnert. Sie studierte Naturwissenschaften. Wohnte mit einem Freund aus der Mittelschule zusammen. Später dann ihre Karriere von der Flugbegleiterin über die Copilotin zur Flugkapitänin. Ein typisch männlicher Beruf, in dem sie sich behaupten musste. Das private Leben blieb zurück. Freundschaften waren bei diesem Beruf schwierig. Der Dienst bei einer europäischen Billig-Airline verlangt von ihren Mitarbeitern das letzte. Auch Clara verausgabt sich und vernachlässigt ihr privates Leben. Viele Seiten des Buches nimmt das Herauskehren ihres Seelenlebens in Anspruch. Eine Frau, die nicht weiß welchen Mann sie vertrauen, lieben soll. Die nur eines im Sinn hat: Karriere als Pilotin großer Flugzeuge. Der innere Zwist frisst an ihr, verunsichert und destabilisiert sie. Sie hat Angst, dass ihre innere Unausgeglichenheit sichtbar wird und dabei ihre Karriere negativ beeinflussen könnte. Sogar vor den Maschinen und Computern fürchtet sie sich. „Wann wird es soweit sein, dass eine verpflichtende App das unterdrückte Zittern deiner Stimme und Mikrosensoren deinen biometrischen Status online an ein Kontrollzentrum weiterleiten? Dann bist du ein Datenpaket, ein Algorithmus wird mehr über dich wissen als du selbst; du wirst dich in einer Datenwolke auflösen, wirst ersetzt werden, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert, die Maschine wird dich nicht mehr brauchen und selbst fliegen, vielleicht verlässlicher als ein verrückter Copilot, der den Flieger in einen Berg crasht. Aber du bist ja jetzt schon eine Maschinenfrau, denkt sie im Cockpit, lacht noch fahrig, du siehst nicht einmal mehr die Wolkengebilde draußen, denkt sie, bevor ihr entfleischtes Ich im Taumel der aerodynamischen Gaukelei letzte Reste von Körperempfinden verliert.“ (Seite 123) Alles kam bei dieser Frau durcheinander. Nicht nur seelisch, auch körperlich. „Auf jeden Fall hatte sie keine tiefen Eindrücke mehr außer Bauchschmerzen, Hunger, Tag, Nacht, innere Uhr, Raster aus Rhythmen, ihr Stoffwechsel war durcheinander. Auf drei Tage Verstopfung folgte in Santo Domingo Durchfall …“ (Seite 118) Sie war nirgends zu Hause. Immer unterwegs. „Sie war unterwegs und kam nicht vom Fleck.“ (Seite 116) Bei ihren schlaflosen Nächsten denkt sie nach und erzählt dem Leser auch von ihren Großeltern. Der Großmutter die noch an das Deutsche Reich glaubte. Natürlich kommt auch der berühmte Pilot Saint-Exupéry zu Wort: „Liebe sei nicht, einander anzustarren, sondern in die gleiche Richtung zu schauen.“ (Seite 84) Das Problem ihrer Liebesprobleme liegt auch an ihrer technischen Ausrichtung „Zwischen Null und Eins war kein Platz für Gefühlsduselei. Sorgen galten den Turbinengeräuschen, nicht ihr.“ (Seite 20) Sie schaffte es letztlich Kapitänin zu werden. Doch dieser Höhenflug dauerte nicht lange: die Flugfirma ging pleite und sie verlor den Job. Jetzt stürzte sie noch tiefer. Schlaftabletten waren zu schwach um Schlaf zu bieten. Erst als sie sich entschied auf ein Ehe- oder Familienleben zu verzichten und sich dem Beruf des Fliegens zu widmen nahm sie einen Job in Tansania an und sie war seelisch geheilt. Stilistisch ist das Buch in kurzen Sätzen, manchmal nur Stichwörtern geschrieben. Ein Stil, der viel Information in wenig Worten vermittelt. Letztlich lässt sich der Inhalt aber mit zwei Sachbegriffen zusammenfassen: Flugzeugtechnik und Psyche. }, keywords = {Airline, Kapitänin, Liebesaffairen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Irving2020, title = {Laßt die Bären los!}, author = {John Irving}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{IRVING2020b, title = {Laßt die Bären los}, author = {John IRVING}, year = {2020}, date = {2020-03-28}, abstract = {IRVING, John: „Laßt die Bären los!“, Zürich 1987 Der Autor verbrachte 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu diesem Buch, seinem ersten Roman hatte. Den Hintergrund dazu verschaffte er sich durch viele Besuche im Tiergarten Schönbrunn und Cafés. Daneben fuhr er viel mit dem Motorrad. Auf diesen persönlichen Erfahrungen baut das vorliegende Buch auf. Der erste Teil des Buches handelt in den 60er Jahren in Wien. Zwei Studenten – einer war bei einer Prüfung durchgefallen – machen sich mit einem Motorrad auf den Weg nach Westen. Mit wenig Geld schlagen sie sich durch. Fischen und grillen die Beute. Stehlen und machen allerhand Unfug. Letztlich bekommen sie in Waidhofen an der Ybbs, wo sie in einem Hotel wohnen Probleme mit der Polizei. Einer von ihnen muss flüchten und fährt mit dem Motorrad nach Wien zurück. Der andere wird zur Zwangsarbeit – dem Transportieren von Bienenstöcken – verpflichtet. Der Freund aus Wien kommt zurück. Die Flucht wird aber zum Verhängnis. Im zweiten Teil – genannt Notizbuch – werden zwei Erzählungen ineinander verschachtelt. Einerseits plant der Motorradfahrende Kumpel die Freilassung von Tieren des Tiergartens Schönbrunn und andererseits erzählt er von seinem Vater, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und sich durch die Kriegsjahre mit verschiedensten Personalien durchschlug und letztlich im zerbombten Wien in einer leerstehenden Wohnung landete. Die Wohnungseigentümer kamen zurück und er wird mit der Tochter verheiratet. Das gemeinsame Produkt: der 1946 geborene Protagonist des Buches. Im Tiergarten verbringt er eine Nacht und fährt dann zurück zu seinem Freund nach Waidhofen, wo er auch sein – im ersten Teil beschriebenes – Lebensende findet. Dieser Teil verschachtelt die Kriegs- und Nachkriegszeit und die „Jetztzeit“ der 60er-Jahre dieser Erzählung. Irgendwie kommen die beiden Zeiten auch zusammen. Im dritten Teil des Buches erzählt sein überlebender Freund das Finale. Wie er nach dem Unfall gesund gepflegt wird und dann mit dem Zimmermädchen flieht. Sie hat das Motorrad sichergestellt und auch das Fahren der Maschine erlernt. Gemeinsam fahren sie quer durchs Land und wohnen im Freien. Ernähren sich von gefangenen Fischen. Als das Geld ausgeht fahren sie nach Wien. Sie verkauft einem Frisör ihren langen Haarzopf und sie sind wieder liquid. Sie fahren aber nicht ans Meer nach Italien – wo er hinwollte – und nicht in die Stadt hinein um einen Job zu suchen und ein gemeinsames Leben zu beginnen – wie sie es wollte -, sondern machen den Plan des verstorbenen Freundes zur Realität. Sie dringen in den Zoo ein, rächen sich an dem Nachtwächter und lassen viele Tiere frei. Es entstand ein unbeschreiblicher Aufstand, der dramatischer nicht beschrieben werden könnte, als es John Irving tut. Die weitere Zukunft des Pärchens, das getrennte Wege geht bleibt offen. Auch ein Happyend könnte möglich sein, wird aber nicht ausgedrückt. Es ist ein großartiger Roman, der in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Nachkriegsjahre und die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führt und einen Teil Österreichs beschreibt. Das Buch ist aber auch eine Art Geschichtsbuch. Interessant nur, dass wir Österreicher uns unsere eigene Geschichte aus dem Krieg und nach dem Krieg von einem Amerikaner – dem Dichter John Irving -, der als Student nur zwei Semester in Wien war - erklären lassen. }, keywords = {Jugoslawien, Österreich, Tiergrten Schönbrunn, Wien, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WOLF2020, title = {König im Tal der Könige}, author = {Viktoria WOLF}, year = {2020}, date = {2020-03-20}, abstract = {WOLF, Viktoria: „König im Tal der Könige“, Frankfurt 1954 In der Quarantäne während des Corona Virus lese ich auch Bücher, die schon lange ungelesen im Regal stehen. Dieses hatte eine besondere Bedeutung, gehörte es doch – so sagt es die Inschrift am ersten Deckblatt – der schon lange verstorbenen Mutter meines Bruders. Die Autorin – eine geborene Deutsche mit jüdischen Eltern – emigrierte und wurde zur Amerikanerin. Auch ihr Name änderte sich durch zwei Eheschließungen. Zuerst hieß sie Wolf und in der zweiten Ehe Wolff. Ihr zweiter Mann meinte, sie könne sich nicht mehr neuvermählen, denn einen Wolf mit drei f gäbe es nicht. Das vorliegende Buch entführt nach Ägypten in die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eine junge Frau – si ist aus Russland über Umwege nach England emigriert – schlägt sich recht und schlecht durch Leben. Ausgelöst durch einen Unfall bekommt sie einen Job als Sekretärin für eine Ausgrabungsexpedition im Tal der Könige in Ägypten. Ihre Situation einer Migrantin definiert sie so, wie es auch heute noch Gültigkeit haben könnte: „Man zählt den Geburtsort, nicht das Gefühl. Wo also werde ich je wieder mitgezählt? Nirgends. Nicht einmal in Moskau, wo ich geboren bin. Auswandern geht rasch, aber Einwandern, das wird wohl niemals, niemals gehen. Fliehen ja; aber aufgenommen werden ...? Immer wieder wird dieses leere Lächeln kommen, dieses Achselzucken des Fremdseins und Nichtverstehgenwollens: „Ausländer“.“ (Seite 114/115) Das Land, in dem sie arbeiten darf – Ägypten -, begeistert sie. Ihr Chef definiert die Ägypter sehr einfach: „Sie konnten nicht glauben, dass das Leben mit dem Tod zu Ende sei. Ihr Totenkult ist eine Apotheose des Optimismus. Sie waren anders als später die Griechen, die ihre Leichen verbrennen ließen. Die Ägypter waren dreidimensionale Menschen. Die Griechen waren zweidimensional.“ (Seite 94) Sie arbeitete in der Wüste. Es war Sommer und Niemand ging da aus oder fuhr in diese heiße Gegend. „Dazu kam, dass dieses Leben in völliger Einsamkeit, ohne Ablenkung, ohne Lärm und ohne fremde Menschen unsere Nerven sensibler machte.“ (Seite 85) Letztlich verliebt sie sich in ihren Chef. Dieser grub bereits mehrere Jahre im Wüstensand um ein Grab zu finden. Für dieses Buch fand er ein sehr bedeutendes. Er wird ein gefeierter Mann in Ägypten. Große Feste werden gegeben. Auch seine Ehefrau, die sich schon mehrere Jahre nicht mehr um ihn kümmert kommt angereist. Das verschlechtert die Stimmung und zeigt die Probleme der jungen Verliebten gegenüber der Ehefrau des Geliebten. Der Freund wurde im Land und in seiner Branche berühmt. Damit kamen auch Neider, die ihm Probleme machten und verleumdeten. Grabbeigaben kommen am Antiquitätenmarkt zum Verkauf. Der Direktor des archäologischen Museums in Kairo beschuldigt das englische Team. Das Grab wurde beraubt. Die Proponentin versteckt sich mit Männern im Arbeitszelt nahe zum Grabeingang und tatsächlich: zwei Polizisten vom Ort stehlen im Auftrag des Direktors des Museums. Es kam zu einer Schießerei, bei der Sonja, die Hauptperson des Romans verletzt wurde und ins Spital nach Kairo kam. Der Roman hat letztlich ein kitschiges Happy End. Die Ehefrau stimmt einer Scheidung zu und das Liebespaar kann heiraten. }, keywords = {Ägypten, Ausgrabungen, Liebesgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HANDKE2020, title = {Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte}, author = {Peter HANDKE}, year = {2020}, date = {2020-03-16}, abstract = {HANDKE, Peter: „Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte“, Berlin 2020 Bücher liest man, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. Heute macht man dies oft in einem der Internetmedien, aber Bücher haben dieselbe Faszination. Man lebt mit, vom Dichter erfundenen, nicht realen Menschen und erlebt deren Leben. Bei Handke ist es aber mehr ein Genuss der Formulierungen und eine Faszination, die aus seinen Texten kommt. Lesen, nicht um des Inhalts willen, sondern um die Art wie es geschrieben wurde. Ein wahres Genusslesen. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Obwohl er im Content sehr detailgenau berichtet. Wie sich die Vögel verhalten, wenn er an ihnen vorbei geht. Es ist sein erstes Buch nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. Sicher eine gute Sache für den Verlag. Viele Leute werden das Buch kaufen. Aber es ist ein gutes Buch. Wieder kommt die Mutter zu Wort. Eine Journalistin hat sie wegen ihres positiven Auftritts nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland negativ beschrieben. Handke will sie rächen. Das Ziel der Rache kommt aber erst später im Lesen zum Vorschein. Vorher geht es ausschließlich um Aufbruch und Beschreibung der Umgebung seines Wohnorts in der Nähe von Paris. Die Stadt, die hinter den Hügeln, die der Dichter von seinem Fenster aus sehen kann, liegt. „Der höchste der Hügel, gerahmt vom Fensterkreuz zu seinen Füßen, blieb der höchste der Hügel, und der Name, der mir ursprünglich, unwillkürlich, im Spaß, für ihn gekommen war, blieb ihm über die Jahrzehnte, und inzwischen längst bei mir und in mich eingebürgert: „Der Ewige Hügel“, „Der Ewige Hügel von Vélizy“.“ (Seite 35) Vom nahegelegenen Bahnhof kann man in die Stadt fahren. Das Hotel am Bahnhof hat aber seine Funktion verloren. Es hat keine Gäste mehr. Nur Unterstandslose, unter die sich der Dichter mischt bewohnen es noch. „Seit inzwischen unvordenklich langem war das Hotel, samt Bar, des „Voyageurs“, der Reisenden, schräg gegenüber dem Bahnhof, weder Hotel noch Bar mehr. Die dritte und oberste Etage war umgebaut in Ein-Zimmer-Apartments, deren Bewohner man höchstens als ferne Silhouetten zu Gesicht bekam.“ (Seite 26) Als die Bar wieder geöffnet wird, gesellt sich auch der Dichter zu den Besuchern. Im vorliegenden Buch beschreibt er einige der Personen. Vor allem mit dem Hintergrund, sie zu einem Racheakt zu bewegen; quasi als Auftragsmörder für ihn zu agieren. Man erfährt auch Persönliches über den Dichter. Etwa, dass er nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein intensiver Leser ist: „Kein Tag ohne Lesen in einem Buch, Buchstabieren, Entziffern.“ (Seite 60) In den ersten 90 Seiten geht es um „Späte Rache“, die er seiner Mutter schuldet. Er nennt es „verübte Wortschurkerei“ an seiner Mutter. Eine Journalistin hat sie als überzeugte Nazianhängerin hingestellt. Das wollte er, der Dichter rächen und brach zu einem Rachefeldzug auf. Im zweiten Abschnitt, dem „Zweiten Schwert“ spitzt sich das Drama zu. Mit einer Tramway und Bussen fährt er zum Tatort und die Wegstrecke wird detailliert beschrieben. Auch alle Menschen, die ihm begegnen, wie etwa ein pensionierter Richter, werden genau vorgestellt. Kinder in der Tram. Frauen, die ihn anschauen oder ignorieren. Der besagte Richter bestätigt ihn noch in seinem Rachefeldzug mit „Es lebe das Recht!“ (Seite 133) Letztlich landet er in einer Bahnhofsbar. Alle Menschen, die ihm am Weg dorthin begegnet sind finden sich ein (wirklich dichterisch!) Als er dann auf einem Wirtshausfernseher sein Opfer, die besagte Journalistin, sieht, kommt er zu einem Entschluss, denn ich hier nicht verraten will. Bei einem Kriminalroman sagt man auch nicht wer der Täter ist. Der Leser muss es selbst erlesen. }, keywords = {Beleidigung, Paris, Rache}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TROST2020, title = {Prinz Eugen Eine Biographie}, author = {Ernst TROST}, year = {2020}, date = {2020-03-11}, abstract = {TROST, Ernst: „Prinz Eugen. Eine Biographie“, Wien 1996 Jeder Österreicher hat zwar in der Schule vom Feldherrn Prinz Eugen gelernt, ein ihm gewidmetes Lied gesungen und Touristen besuchen sein Sommerschloss Belvedere in Wien. Dass dieser Mann aber dem Kriegsführen nachging wie ein Arbeiter seinem Job in der Fabrik oder ein Manager seinen Aufgaben in einem Betrieb wird einem in dieser Biografie bewusst gemacht. Prinz Eugen entstammt zwar dem französischen Königshaus, eine Karriere wurde ihm in seiner Heimat aber nicht möglich gemacht, sodass er sich in den Dienst der österreichischen Herrschaft stellte und treuer als vielleicht so mancher Österreicher wurde. Sein ganzes Leben führte er Armeen und Kriege für die Österreicher und mit großem Engagement kämpfte er auch gegen seine eigenen Landsleute, die Franzosen. Der dauerhafte Einsatz im Krieg wird von Ernst Trost sehr prägnant beschrieben: „Seit der Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde fast pausenlos irgendwo gekämpft – vom Mittelmeer und der Iberischen Halbinsel bis in die Weiten Russlands, Heere standen einander in Skandinavien gegenüber, am Rhein, in den Niederlanden, in Frankreich, in Oberitalien, Feldzüge führten nach Ungarn und in die Tiefen des Balkans.“ (Seite 228) „40 Jahre lang hatte er auf den Schlachtfeldern Europas den Bestand der Monarchie gesichert, ihr Gebiet um ein Vielfache vermehrt und ihre Großmachtstellung begründet.“ (Seite 285) Das vorliegende Buch erzählt von den zahlreichen Schlachten, deren Plätze der Autor während des Schreibens besuchte und so die Jetztzeit mit jener des angehenden 18. Jahrhunderts gegenüberstellt. Im ersten Kapitel wird auf den ersten Sieg Prinz Eugens in Zenta 1697 eingegangen. In Österreich musste er sich hochdienen und kämpfte lange Jahre mit dem Aufstellen fehlender, finanzieller Mittel. Seinen großen Namen machte er sich aber mit dem Vertreiben der Türken und namhaften Schlachten gegen sie. Damit veränderte er auch Städte wie Wien, die für ihre Einwohner schon zu klein geworden waren. Die Vertreibung der Türken brachte Frieden und die Möglichkeit außerhalb der Stadtmauern Häuser zu bauen und zu wohnen. Prinz Eugen setzte mit seinem Sommerschloss Belvedere selbst ein Zeichen dafür. Mit seinen Siegen wurde er eine europäische Berühmtheit. Der russische Zar bot ihm nach der Einnahme Polens die Königskrone für Polen an. Er aber lehnte ab und blieb dem österreichischen Kaiser treu. Im hohen Alter, als er nicht mehr an der Front stand, widmete er sich zunehmend seinen Schlössern und seiner Sammlerleidenschaft. Friedlich konnte er sterben. „Am nächsten Morgen als das Klingelzeichen des Prinzen ausblieb und auch sein Husten nicht zu hören war, betrat der Diener das Schlafzimmer. Er fand seinen Herrn, so wie er ihn in der Nacht hatte liegen gesehen. Prinz Eugen von Savoyen war tot, entschlafen, wie das Wort es sagt … Seine Züge strahlten Ruhe aus, sein Leben war widerstandslos, ohne ein Aufbäumen, ohne Schmerzen verbraucht. Ohne letzte Worte und ohne Testament.“ (Seite 331) }, keywords = {Feldherr, Kriege, Monarchie, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHUTTING2020, title = {Blickrichtungen}, author = {Julian SCHUTTING}, year = {2020}, date = {2020-02-27}, abstract = {SCHUTTING, Julian: „Blickrichtungen“, Sankt Pölten-Salzburg-Wien2013 Schutting fasst in diesem Buch Reisegeschichten zusammen. Sie sind teilweise in einer sonderbaren Form geschrieben und Großbuchstaben werden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Die Reiseberichte führen in verschiedenste Länder und Städte. Meist sind die Berichte aber negativ und stellen die Schlagseiten in den Vordergrund. In Moskau wird ausführlich über die Bettler berichtet und sich über die Bauten des Kremls lustig gemacht. In Sankt Petersburg wird von der Beisetzung der Zarenfamilie berichtet. Obwohl er in der Einleitung negativ über den Massentourismus schreibt, ist er selbst Teilnehmer solcher Gruppen, mit denen er durch Kiew, Moskau Vietnam und Moskau zieht. In Ägypten ist es eine traditionelle Nilkreuzfahrt, wie sie hunderttausende Touristen machen. Trotzdem versucht der Autor SEINE Reise als eine alternative hinzustellen – und wenn es nur um die Erzählung eines ausgebissenen Zahns in einem Fladenbrot geht. Aber auch das sind Dinge, die vielen Touristen passieren können. In Japan ist er überhaupt in einer deutschsprachigen Gruppe und besucht als solche Tempelanlagen und jammert über den Jetlag. Vietnam wird gar in nur einer Woche – inklusive Flügen – bereist. Da kann man ja wohl nicht mehr sagen, dass man die Eigenheiten des Landes erlebt hat. Im Iran fährt er in einer „Karawane“, bestehend aus Architekten, Fotografen und Literaten, nach Teheran, Schiras, Yasd und Isfahan auf ausgetretenen Touristenpfaden. Irgendwie schließt Schutting hier an den Zeittrend der Tageszeitungen an, für die nur negative Meldungen wichtig sind. So ist auch dieses Buch eine Ansammlung von negativen Erzählungen aus aller Welt. Es ist kein motivierendes Buch für den Leser. }, keywords = {Iran, Reiseberichte, Ukraine, Vietnam}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WILDE2020, title = {Das Bildnis des Dorian Gray}, author = {Oscar WILDE}, year = {2020}, date = {2020-02-24}, abstract = {WILDE, Oscar: „Das Bildnis von Dorian Gray“, München 196? Es ist der einzige Roman des erfolgreichen irischen Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert und er gilt auch als sein Hauptwerk. Die Hauptfigur ist ein schöner junger Mann, der reich ist und nicht altert. Die körperlichen Veränderungen macht ein Portrait von ihm durch, das er dann wegsperrt, um nicht zu sehen, wie die Zeit nach ihm greift. Wilde nennt das Bild auch Spiegelbild der Seele. Der reiche, junge Mann führt ein lasterhaftes Leben. Letztlich ermordet er den Maler des Bildes, das seine Veränderungen aufzeigt. Diese Tat verkraftet er genauso wenig wie den Selbstmord einer jungen Schauspielerin, der er die Heirat versprochen und sie dann verstoßen hatte. Er begeht mit jenem Messer, mit dem er den Maler umgebracht hatte, Selbstmord. Stilistisch ist es ein Werk des 19. Jahrhunderts, das manche Passagen sehr detailreich und verspielt beschreibt. Die Struktur und das Schema des Romans sind aber großartig. Ein Roman der Weltliteratur, den man auch in hundert Jahren noch lesen wird. }, keywords = {Homosexuell, Irland, Oscar Wilde}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WINKLER2020, title = {Der Stadtschreiber von Kalkutta}, author = {Josef WINKLER}, year = {2020}, date = {2020-02-21}, abstract = {WINKLER, Josef: „Der Stadtschreiber von Kalkutta“, Berlin 2019 Winkler schildert in diesem Buch seine Eindrücke von der indischen Stadt Kalkutta. Anscheinend einem Stipendium folgend hatte er in der Stadt ein Hotel bezogen. Er wurde personell umsorgt von einem Diener, der vor seiner Zimmertür wartete und einer Fremdenführerin, die ihn begleitet. Meist saß er aber alleine mit seinem Notizbuch, in das er mit einer Füllfeder seine Eindrücke schreibt. Dabei geht es um Erlebnisse am Markt. Den Handel mit Fleisch, Obst und sonstigen Waren. Er beobachtet Menschen und beschreibt sie für den Leser in stakkatoartigen Sätzen. Vieles wiederholt sich. Die einzelnen Kapitel erscheinen wie Tageserzählungen, die meist mit dem Hinweis auf das Aussehen des Notizbuchs enden. Vieles wiederholt sich. In manchen Kapiteln kommen dieselben Personen und dieselben Handlungen vor. Das Buch vermittelt das Gefühl, dass es als Tribut für den Stipendiums-Sponsor geschrieben wurde. Also ein „Abarbeiten“ einer Schuld. }, keywords = {Indien, Kalkutta}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{McEWAN2020, title = {Maschinen wie ich}, author = {Ian McEWAN}, year = {2020}, date = {2020-02-16}, abstract = {McEWAN, Ian: „Maschinen wie ich“, Zürich 2019 Die ersten Sätze eines Buches sollen einprägsam und stark sein. Diese Theorie habe ich einmal gelesen und Ian McEwan kommt dem sofort nach, wenn er beginnt: „Es war der Hoffnungsschimmer einer religiösen Sehrnsucht, es war der Heilige Gral der Wissenschaft. Unsere höchsten und niedersten Erwartungen wurden geweckt von diesem wahr gewordenen Schöpfungsmythos, diesem ungeheuerlichen Akt der Selbstverliebtheit. … Pathetisch gesagt strebten wir danach, unserer Sterblichkeit zu entrinnen, Gott mit seinem perfekten Ebenbild zu konfrontieren oder gar zu ersetzen. Praktischer gedacht wollten wir eine verbesserte, modernere Version unserer selbst schaffen und die Freuden des Erfindens genießen, das Hochgefühl wahrer Meisterschaft.“ (Seite 9) Im Buch geht es um das Zusammenleben mit einem Roboter, der sehr menschenähnlich ist. Charlie kaufte ihn von einer Erbschaft. Das Verhaltensprofil des neuen Weggefährten muss selbst eingegeben werden. Eine Charakterbeschreibung, die er sich mit seiner Nachbarin, die er verehrt teilt. So entsteht das Verhaltensprofil des Roboters. Der Roboter – ein männlicher, genannt Adam – mischte sich aber zunehmend in sein privates Leben ein. Er verliebt sich in dieselbe Frau wie Charlie, sein Besitzer. Letztlich erweist er sich aber als hilfreich, indem er mit Aktien zu handeln beginnt und das junge Liebespaar reich macht. Der Reichtum zerfließt aber am Ende. Adam, der Robotermensch wird immer selbstständiger und bringt die Geliebte seines Herrn – die er auch selbst verehrt – zur Anzeige, was in einer Kerkerstrafe endet. Das verdiente Geld – Charlie hatte es in bar in der Wohnung aufbewahrt – verschenkt der Roboter an hilfsbedürftige Organisationen und das vor der Hochzeit stehende Paar ist ruiniert. Das Haus, das sie kaufen wollten ist außer Reichweite und die Braut muss nach der Hochzeit ins Gefängnis. Vor Wut zertrümmert Charlie dem Roboter den Kopf und seine Rechnerleistung. Noch im Absterben gesteht er das wahre Ausmaß seiner Aktionen. Einen Buben, den das junge Paar adoptieren wollte bekamen sie nicht, weil die Frau vorbestraft war. Dazwischen wird vom Autor auch Zeitgeschichtliches aus England, wie der Falklandkrieg und die Regierungszeit von Premierministerin Thatcher, werden eingeflochten. Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Roboter – Mensch wird großartig abgehandelt. Aber auch die emotionellen Seiten werden angeschlagen und geben dem Buch eine großartige Spannung. Viele abgehandelten Themen regen zum weiteren Nachdenken an. Ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden. }, keywords = {England, Maschinen, Robotrer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHNEIDER2020, title = {Das Geheimnis der Libellen}, author = {Anna-Maria SCHNEIDER}, year = {2020}, date = {2020-02-11}, abstract = {SCHNEIDER, Anna-Maria: „Das Geheimnis der Libellen“, Hinterbrühl 2019 Auf den ersten Blick ist es ein Kinderbuch. Schön, für das Niveau von Kleinkindern illustriert. Beim Lesen wird das Thema aber tiefgreifend und beschäftigt sich mit dem Tod und der Zeit danach. Die Autorin greift dabei auf das Beispiel der Libellen zurück. Die Großmutter erklärt einem Mädchen namens Lilli, wie Libellen entstehen, und dass sie ihren Körper abstreifen und als neues Lebewesen weiterleben. Als dann die Großmutter stirbt und ihre Eltern sehr traurig sind, erklärt sie ihnen an Hand der Libellen, dass die Großmutter weiterlebt. So können Kinder Erwachsenen den Weg zeigen. Auch dieses Buch. }, keywords = {Kinderbuch, Leben nach dem Tod, Tod}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KLAR2020, title = {Himmelwärts}, author = {Elisabeth KLAR}, year = {2020}, date = {2020-02-05}, abstract = {KLAR, Elisabeth: „Himmelwärts“, Salzburg Wien 2020 Der Roman ist ein Sprachrohr der Andersdenkenden. Derer, die sich um die aktuelle rechte Politik Sorgen machen. Ja, sogar Vergleiche zwischen Brasilien und Österreich werden angestellt. Die Geschichte handelt auch in diesen beiden Ländern. Der Titel „Himmelwärts“ kommt vom Namen einer Bar, in der sich Menschen, die gesucht werden und untertauchen müssen treffen. Ausgefallene Gestalten. Menschen, die in die Haut anderer schlüpfen. Da ist Sylvia, die eine Füchsin war und in einem Menschenhaut geschlüpft ist. Aber am Ende fällt sie wieder in ihre alte Tierhaut zurück. Da ist Jonathan, dem Engelsflügel wachsen, die von der Medizin als Tumore bezeichnet wurden und ihm weggeschnitten, amputiert wurden. Jonathan lebt in Wien und arbeitet für eine NGO. Er übersiedelt nach Brasilien und wird mit den dortigen Problemen konfrontiert: Abholzung des Dschungelwalds, Unterdrückung der Einheimischen, Terror und Kriminalität. Er hat ein Verhältnis mit einem Mann. Homosexualität gab es immer schon und in der Literatur wurde sie nur etwas verhalten wie in Oskar Wildes „Dorian Gray“ angesprochen. Hier kommt das Thema sehr direkt und detailliert auf das Tapet. Es ist eine mythische, fantastische, ja märchenhafte Geschichte, bei der Menschen und Tiere ineinander verschmelzen. Sind denn nicht manche tierischen Eigenschaften auch solche von Menschen? Flüchtlinge und Unterdrückte sind oft Gehetzte wie Tiere … }, keywords = {Assylanten, Brasilien, Flüchtlinge, NGO, Österreich, Politik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @booklet{Rainer2020, title = {1945. Der Beginn}, editor = {NOWAK Rainer}, year = {2020}, date = {2020-01-31}, abstract = {NOWAK, Rainer (Hg): „1945. Der Beginn. Die Presse“, Wien 2020 Ich bin selbst ein später geborener, der aber doch nicht die Auswirkungen – vor allem wirtschaftliche – des Zweiten Weltkrieges mitbekam. Das vorliegende Buch brachte mir aber mehr Verständnis für meine Eltern und deren Generation. Diese Publikation ist aber auch eine wichtige Aufklärung für junge und jüngere Menschen. Sie werden vielleicht nicht die Texte lesen, aber die Bilder und Fotos sind einprägsam und veranschaulichen, was die Nachkriegsgenerationen aus dem zerbombten Österreich machten. Vielleicht schrecken die heutigen Einwohner unseres Landes doch vor einem Nationalsozialismus und Extrempolitik zurück. Schön habe ich auch empfunden, dass den Frauen der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugeteilt wurde und zuerst über sie und erst später von den Politikern – die bisher im Mittelpunkt standen – berichtet wird. Dieses Heft wäre auch eine sehr gute und wichtige Aufklärungslektüre für Schulen. }, month = {01}, keywords = {1945, Nachkriegsbericht, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } @book{CEMING2020, title = {Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften}, author = {CEMING, Katharina WERLITZ, Jürgen}, year = {2020}, date = {2020-01-21}, abstract = {CEMING, Katharina; WERLITZ, Jürgen: „Die verbotenen Evangelien – Apokryphe Schriften“, Wiesbaden 2004 Zu Beginn des Christentums gab es nur das Alte Testament. Die ersten Christen gaben dann Geschichten über Jesus und die Anfänge weiter und verwendeten diese auch in ihren Messfeiern. Mehrere Bistümer waren inzwischen entstanden. Unter der Federführung von Rom kam es dann zu einer Vereinheitlichung der Geschichten (Evangelien). Das Auswahlkriterium dazu war es, nur jene Erzählungen als offiziell gelten zu lassen, die von allen existierenden Bistümern verwendet wurden. So wurden viele ausgeschieden. Ein späteres Konzil bestätigte das dann auch. Dadurch sind ganze Abschnitte des Lebens Jesu ausgeschieden und in Vergessenheit geraten. Unter dem Titel „Apokryphe Schriften“ liegen sie vor und im Buch der beiden Autoren wird deren Hintergrund erklärt und beschrieben und auch die Originale abgedruckt. So hört man etwa vom Leben Maria und ihrer Beziehung zu Joseph und die Jungend Jesu, der da als schwer erziehbares Kind dargestellt wird, das die Eltern den Tempelpriestern zur Erziehung übergeben wurde. Aber auch sie waren nicht erfolgreich und schickten den Jungen zu seinen Eltern wieder zurück. Natürlich sind Nacherzählungen über Jesus, die erst hundert und mehr Jahre nachher entstanden sind kritisch zu sehen, aber sie werden durch dieses Buch wieder in Erinnerung gerufen. }, keywords = {Apokryphe Schriften, Evangelien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RUDIS2020, title = {Winterbergs letzte Reise}, author = {Jaroslav RUDIS}, year = {2020}, date = {2020-01-19}, abstract = {RUDIS, Jaroslav: „Winterbergs letzte Reise“, München 2019 Ein Pfleger fährt mit einem 99-jährigen Greis mit dem Zug durch Europa. Der alte Mann will nochmals alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits liebt er – so scheint es zu Beginn – ehemalige Schlachtfelder wie Königgrätz und Austerlitz, die er besuchen will. Aber letztlich stellt sich heraus, dass er dem Fluchtweg seiner Geliebten folgen will. Sie war eine Jüdin und musste im Dritten Reich fliehen. Seine Familie goutierte den Umgang mit diesem Mädchen nicht. Er versprach seiner Geliebten ihr zu folgen, was er letztlich nicht tat. Im hohen Alter kommen das Schuldgefühl und die verflossene Liebe zurück. Er sucht die Strecke ab. Als Fortbewegungsmittel verwenden sie ausschließlich die Eisenbahn. Dabei geht es nicht um Reisegeschwindigkeit, wie so oft in der heutigen Zeit: „Alle wollen schnell am Ziel sein, doch wozu? Ich hasse schnelle Züge, ja, ja, am liebsten würde ich nur mit Lokalbahnen reisen.“ (Seite 447) Die befahrenen Strecken sind auch sehr detailliert beschrieben. Jeder Tunnel und jede Brücke werden angeführt. Deshalb kann ich das Buch speziell Eisenbahnfans empfehlen. Aber auch für „normale Reisende“ ist es nicht uninteressant. Allen großen europäischen Eisenbahnpionieren wie Ritter von Ghega wird gedacht. Neben den Eisenbahnen sind es die Krematorien, denen viel Platz gewidmet wird. Selbst Parallelen zwischen den Feuerhallen und der Eisenbahn und den Dampflokomotiven werden hergestellt. Krematorien werden als Fortschritt und modern gegenüber der traditionellen Erdbestattung dargestellt. Erstaunlich ist das ausgezeichnete Geschichts- und Geographiewissen des Autors. Nicht allgemein bekannte Dinge werden aufgezeigt. Ein Geschichtsbuch. Bedingt ist dies auch darin, dass der alte Mann einen Baedeker Reiseführer aus dem angehenden 20. Jahrhundert verwendet. Viele angegebene Hotels existieren nicht mehr. Bahnhöfe sehen anders aus. Und so wird es ein Geschichtsbuch, ein Zurückdrehen der Zeit zum Beginn des 20. Jahrhunderts, aber erlebt im 21. Jahrhundert. Interessant auch der Stil des Autors. Viele Stehsätze wiederholen sich im Buch. Zu Beginn erschien mir das beim Lesen lästig. Zunehmend empfand ich sie aber als nett. Stehsätze wie „Unterbrechen sie mich nicht“, obwohl der Pfleger Nichts gesagt hatte. Oder „Wo bin ich hängengeblieben?“ Typische Redewendungen eines alten Mannes. Trotz seines hohen Alters zeigt er weiterhin Interesse an Frauen und findet sich nicht als „durchsichtig“, wobei er mit diesem Wort meint, dass er von Frauen nicht registriert würde. Der Pfleger, dessen Beruf es ist Menschen so lange zu versorgen bis sie sterben, muss all diese Sterbefälle – er nennt sie „Überfahrten“ seelisch verkraften und sucht Zuflucht im Alkohol. Die Auswirkungen sind: „Mir war schlecht, in meinem Kopf dröhnten Hunderte von Bohrmaschinen und ich musste an meinen Vater denken, der immer sagte, der Kater ist die einzige Sicherheit, die man in Böhmen hat. Die einzige Sicherheit, die uns niemand wegnehmen kann. Das ganze Land kann besetzt sein. Das ganze Land kann wieder frei sein. Wir sollten kämpfen. Wir sollten feiern. Doch wir sind immer verkatert und so machen wir gar nichts. Denn wir sind verkatert, und das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Bier trinken.“ (Seite 191/192) Der ganze Roman wird aus der Sicht des Pflegers dargestellt. Dialoge finden primär zwischen dem alten Mann und seinem Pfleger statt. Ausgenommen sind spontane Treffen auf der Reise und der Kontakt mit der Tochter des zu Pflegenden. Die über 500 Seiten sind eine lange Wegstrecke zum Lesen, aber zunehmend wird man in den Bann gezogen. Immer wieder aufgelockert durch gute Formulierungen. So meint er, dass die Bezeichnung „Donaumonarchie“ für die „Österreichisch-Ungarische Monarchie“ nicht richtig sei, weil es auch andere wichtige Flüsse gegeben hat. Er schlägt daher den Begriff „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“ vor. Das Ziel der Reise sollte Sarajevo sein. Nachdem man nach Sarajevo nicht oder nur schwer mit dem Zug kommt endet die Reise in Zagreb. Die Beiden fahren nach Berlin zurück und von dort an die Ostsee, wo der alte Mann im Krieg Lokomotivführer war und sich der Raketen-Teststation des Dritten Reichs erinnert. Dort endet auch die Reise und wahrscheinlich – direkt wird es nicht angesprochen – das Leben des fast Hundertjährigen. }, keywords = {Altenpflege, Böhmen, Österreichisch-Ungarische Monarchie, Zugreise}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ARNOLD2020, title = {Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska}, author = {ARNOLD, Gerfrid}, year = {2020}, date = {2020-01-05}, abstract = {ARNOLD, Gerfrid: „Meine Flucht aus Brünn vor Kriegsende 1945. In Memorial der Laura Prohaska“, Norderstedt 2017 Stilistisch ist es nicht so gut, aber historisch wertvoll. An Hand einer Frau und deren Familie beziehungsweise Vorfahren wird die Situation während und nach der österreichischen Monarchie in Tschechien aufgezeigt. Ihre Familie war deutschsprechend, wobei man für das tägliche Leben auch tschechisch sprach. Zum Ender Monarchie wurden sie Tschechen. Nach der Besetzung Hitlers wurden sie wieder Deutsch und als solche dann bei Kriegsende von den Tschechen und besetzenden Russen vertrieben. Speziell diese Wochen der Flucht hat Frau Prochaska in einem Kassabuch aufgeschrieben und der Autor des vorliegenden Buches hat diese Texte mit historischen Fakten ergänzt. Vieles über die Familie recherchierte er und das ergab – neben den Aufzeichnung von Frau Prohaska – ein sehr komplettes Bild der damaligen Situation. Tausende haben es erlebt (erlitten). Stellvertretend wird es in diesem Buch an Hand einer Frau wiedergegeben. }, keywords = {Ende 2. Weltkrieg, Flucht, Tschechien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOKARCZUK2020, title = {Unrast}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2020}, date = {2020-01-03}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Unrast“, Zürich 2019 „Unrast“ – treffender könnte der Titel gar nicht sein. Die Autorin liebt es zu reisen und in diesem Buch schreibt sie kurze, ganz kurze und längere Geschichten über ihre Reiseerlebnisse. Quasi ein geschriebenes Notizbuch. Auf den ersten Seiten glaubt man beim Lesen noch – so wie es am Umschlag angekündigt ist – einen Roman vor sich zu haben. Zunehmend zerfällt aber diese Definition und es wird eine Aneinanderreihung von Geschichten. Manche Erzählungen finden dann erst nach mehreren anderen Stories eine Fortsetzung. In solchen Momenten fragt man sich als Leser, ob nicht weniger mehr gewesen wäre. Auch ihrem Spezialgebiet, der Anatomie widmet sie viel Platz und Geschichten. „Mumifizierer“ kommen zu Wort. So gibt sie auch Briefe wieder, die die Tochter eines schwarzen Dieners von Kaiser Franz I. von Österreich geschrieben hatte. Ihr Vater wurde mumifiziert und in einem Museum ausgestellt. Sie bat den Kaiser um eine katholische Bestattung. „Auch der am niedrigsten gestellte Mensch hat das Recht auf eine Beerdigung, und stellst du nicht, indem du meinen Vater diese versagst, seine Menschlichkeit in Frage?“ (Seite 303) Als Polin und neue Literatur-Nobelpreisträgerin zollt sie mit der Erzählung („Chopins Herz“), wie Chopins Herz von Paris nach Warschau kam ihrer Heimat Rechnung. Aber auch moderne Themen greift sie auf und spricht vom „Netz-Staat“, der – bedingt durch Internet und Telekommunikation – keine Grenzen kennt. Die etwas längeren Geschichten sind luftig geschrieben und angenehm zum Lesen. So etwa wird ein emeritierter Professor mit dem Schwerpunkt der griechischen Antike aus der Sicht seiner 20 Jahre jüngeren Frau beschrieben. Obwohl sie ihren über 80-jährigen immer noch ehrt und auch pflegt meint sie „Männer brauchen Frauen nötiger als Frauen Männer“ (Seite 423) und sie meinte damit nicht, dass ihr Mann sie als Pflegerin braucht. Ganz im Gegenteil: er hat das Gefühl, dass sie ihn braucht. Sehr einfühlsam wird nachgezeichnet, wie der alte Herr noch seine Vorträge meistert und dabei jung wird und um Anerkennung hascht. „Niemand hat uns gelehrt zu altern, dachte sie, wir wissen nicht, wie das ist. Wenn wir jung sind, kommt es uns so vor, als suche diese Krankheit nur andere heim. Wir selber jedoch meinen aus nicht ganz geklärten Gründen, dass wir immer jung bleiben werden. Die Alten behandeln wir, als wären sie selber schuld, als hätten sie sich ihre Beschwerden wie Diabetes oder Sklerose selber eingehandelt. Dabei fallen dieser Krankheit, dem Alter, doch die Unschuldigsten zum Opfer.“ (Seite 443/444) Diese Erzählung sei nur exemplarisch etwas detaillierter beschrieben um die Aussagekraft von Olga Tokarczuk hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Buches bleibt aber die Konservierung von Menschen und Tieren. Noch im vorletzten Kapitel wird sie hier detailliert, indem sie „Schritt für Schritt“ die Konservierung mit Polymeren beschreibt. Als Leser würde ich mir von dem 457 Seiten starken Buch mehr Systematik erwarten und vielleicht die eine oder andere Geschichte ersparen wollen. Weniger wäre mehr und würde dem Ruf der Nobelpreisträgerin besser stehen. }, keywords = {Mumifizierung, Nobelpreisträgerin, Reisegeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LOUIS2019, title = {Das Ende von Eddy}, author = {LOUIS, Edouard}, year = {2019}, date = {2019-12-16}, abstract = {LOUIS, Edouard: „Das Ende von Eddy“, Frankfurt 2019 Als der junge Dichter – er ist 1992 geboren – sein Manuskript bei einem Verlag einreichte gab man es ihm zurück, weil das Thema nicht in unser Jahrhundert passt. Ich denke so ähnlich geht es vielen Lesern. Man kann gar nicht glauben, dass es heute noch solche Armut geben kann. Der Autor verarbeitet im ersten Teil – „Picardie“ – seine Jugendzeit. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Vater. Über die Mutter meint er „Sie war keine besonders mütterliche Mutter, sondern eine von jenen, die einfach zu früh Kinder bekommen haben.“ (Seite 54) Sein Vater war Fabriksarbeiter. Die schwere Arbeit machte ihn krank und er viel vom Krankenstand in die Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe ab. Für die fünfköpfige Familie bekam er 700 Euro pro Monat. Ihm selbst blieb der Alkohol und das Fernsehen. Allerdings die Rolle des Mannes, der das Sagen haben muss kam zum Vorschein, als seine Frau arbeiten ging und 1000 Euro in der Altenpflege verdiente. Der Vater meinte dann: 7oo Euro seien für 5 Personen genug, sie müsse nicht arbeiten gehen. Louis – im Buch nennt er sich noch Henry – beschreibt auch seine Beziehung zu Freunden und das sexuelle Erwachen. Sein Bezug zu Buben und das Misslingen eine Beziehung mit Mädchen aufzubauen. Der Leidensweg eines homosexuellen Jugendlichen. Verstärkt noch durch die ärmlichen Verhältnisse. Durch den Besuch einer Mittelschule in einer entfernten Stadt gelingt es ihm auszubrechen. Im „Zweiten Buch“ – „Scheitern und Flucht“ – wird beschrieben, wie es ihm gelingt neue Freundschaften, die seinen Veranlagungen entsprechen, aufzubauen. Er wohnt in einem Internat. Seine Mitschüler kommen aus besseren Gesellschaften und akzeptieren ihn. In der Heimatgemeinde haben ihn alle – weil er schwul war – geschlagen und verspottet. Hier – in der „Ferne“ – hat er die Situation und seine Veranlagung bewältigt. Im Epilog schließt er so das Buch: „“Na Eddy, immer noch so schwul?“ Die anderen lachen. Ich auch.“ (Seite 206) }, keywords = {arm, Homosexuell, Jugendlicher, Provinz}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOKARCZUK2019b, title = {UR und andere Zeiten}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-12-09}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „UR und andere Zeiten“, Zürich 2019 Es ist ein Generationsroman. Die Generationen bewegen sich aber nicht nur innerhalb einer Familie, sondern die Autorin zieht in ihre geschichtliche Betrachtung ein kleines Dorf und dessen Einwohner ein. UR heißt der Ort und ist ein fiktives Dorf im Osten Polens. Das Wort „Zeiten“ im Titel bezieht sich in verschiedenen Kapiteln auf einzelne Personen. Es sind teilweise merkwürdige Menschen, die hier beschrieben werden. Kauze, wie ein Graf, der sein Leben dem Spiel widmet und dessen Mitarbeiter nur am Dach des Schlosses seine Zeit verbringt. Es kommen aber auch märchenhafte Figuren wie ein Wassermann oder ein Mann, der wie ein Tier im Wald lebt vor. Generell ist der Roman eine Verwebung von Märchen und historischen Geschichten. Die Erzählung beginnt im Jahr 1914, zeigt die Geschichte Polens an Hand dieses Dorfes und zieht sich durch das 20. Jahrhundert. Die Kapitel an sich sind sehr kurz gehalten, was dem Leser einen eigenen Stil abverlangt. Man muss genauer mitdenken um den Faden verfolgen zu können. Olga Tokarczuk bezeichnet diesen, ihren Roman als ein «metaphysisches Märchen», das von Geburt und Tod, Liebe und Hass, Glück und Leid erzählt. Er ist voll von Mythen und Provokationen, aber auch Grausamkeiten, wie etwa jenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So wie einzelnen Personen Kapiteln im Buch gewidmet sind, findet die Autorin auch Platz für Dinge und philosophische Gedanken. So ein Ding ist etwa die Kaffeemühle, wo sie meint: „Die Menschen meinen, sie lebten intensiver als die Tiere und Pflanzen und erst recht als die Dinge. Die Tiere haben das Gefühl, dass sie intensiver leben als die Pflanzen und Dinge. Die Pflanzen träumen, dass sie intensiver leben als die Dinge. Doch die Dinge überdauern, und in diesem Überdauern ist mehr Leben als in allem anderen.“ (Seite 51) Über das Spiel des Grafen werden verschiedene Varianten erzählt, wie Gott die Welt erschaffen könnte. Grundsätzlich wird da gesagt „Wenn man nicht weiß, „wo“ Gott ist – und solche Fragen stellen die Menschen zuweilen -, muss man all das betrachten, was sich wandelt, was sich in keine Gestalt fügt, was sich auf und ab bewegt und verschwindet: Die Oberfläche des Meeres, den Tanz der Sonnenkorona, die Erdbeben …“ (Seite 141) Gott könnte es, so ist geschrieben, in vier Varianten geben: „Entweder Gott war und ist, oder … es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Oder … es hat Gott gegeben und gibt ihn jetzt nicht mehr. Und … es gibt Gott noch nicht und er wird noch kommen.“ (Seite 166/167) Gewagt äußert sich die Autorin zur Veränderung der Kirche indem sie einen der Proponenten fragen lässt „Wie kann man denn Gott reformieren?“ Ein anderer antwortet: „Das kann man. Die Menschen ändern sich. Die Zeiten ändern sich. Autos, Raumschiffe … Gott kann manchmal, wie soll ich das sagen, etwas anachronistisch erscheinen, und selbst ist er zu groß, zu mächtig und damit gleichzeitig aber auch ein bisschen zu schwach, um sich den menschlichen Vorstellungen anzupassen.“ (Seite 256/257) Die menschliche Seite der Romanfiguren erlebt man bei den älteren Proponenten bis zu deren Tod, was Olga Tokarczuk sehr emotional und hinreißend beschreibt. Als Leser trauert man mit den Nachfahren mit. Dieser Roman erschien in polnischer Sprache 1996 und brachte der Autorin den internationalen Durchbruch, der mit dem Literatur-Nobelpreis für 2018 gekrönt wurde. }, keywords = {Geschichte 20. Jahrhundert, Nobelpreis, Polen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ZULEHNER2019, title = {Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell}, author = {ZULEHNER, Paul M.}, year = {2019}, date = {2019-12-01}, abstract = {ZULEHNER, Paul M.: „Naht das Ende des Priestermangels? Ein Lösungsmodell“, Ostfildern 2019 Zulehner war in der katholischen Kirche immer schon ein Vorausdenker oder man kann auch sagen „Revolutionär“. Ich traf ihn bei einer Abendessenseinladung und er schenkte mir nachher dieses Buch. Es geht hier um zwei Ereignisse: Einerseits um die Vorgangsweise von Papst Franziskus zum Thema „verheiratete Priester“ und seiner Amazonaskonferenz und andererseits um ein Modell, wie man neben den traditionellen Priestern Laienpriester installieren könnte. Ein Modell, das sich „Lobinger-Modell“ nennt. Lobinger war ein Bischof in Südafrika. Zulehner hat an diesem Modell mitgearbeitet und sieht – so schreibt er im Buch – eine Überschneidung zwischen den Ideen des Papstes und diesem Modell. Letzterer sagte in einem Interview, dass er sich Laienpriester in entlegenen Gegenden (far far away) vorstellen kann. Die Konservativen in der Kirche riechen da aber bereits die generelle Änderung, denn wenn etwas in der Ferne funktioniert, kann man es auch im Kernland Europa einsetzen. Der Papst hatte die Teilnehmer der Amazonas-Konferenz aber aufgefordert „mutige Vorschläge“ zu machen Lobinger und seine Mitstreiter haben so ein Modell erarbeitet. Sie sehen eine grundlegende Veränderung von der „Dienstleistungskirche“ zu einer, die von den Pfarrteilnehmern selbst organisiert und gestaltet wird. Ein gesellschaftlicher Trend, wie wir ihn heute in vielen Bereichen haben. Man baut Möbel selbst zusammen (IKEA), bucht sein Ticket selbst und zahlt im Supermarkt an einer automatischen Kassa. So wird sich auch die Kirche selbst verwalten und organisieren müssen, wozu aber eine gute Gemeinschaft notwendig ist. Ein weiterer Aspekt, der gesellschaftlich im Kommen ist: Teamarbeit. Die Funktion eines heutigen Priesters soll auf mehrere Personen aufgeteilt werden und freiwillig gemacht werden. Auch Mobilität wird gefragt sein. Solche „Laienpriester“ sollen aus der Gemeinde selbst hervorgehen und vom Volk gewählt sein und nur für eine gewisse Periode das Amt innehaben. Das heißt aber nicht, dass es die traditionellen Priester nicht mehr geben wird. Diese werden weiter bestehen, aber anders organisiert sein. Sie werden in Gemeinschaften leben und größere Gebiete betreuen. Sie unterstehen dem Bischof (Laienpriester nicht). Neben pfarrlichen Aufgaben werden sie auch für die Evaluierung der Laienpriester zuständig sein. Diesen neuen Priestertyp nennt Lobinger „Team of Elders“. Sie sind von einer Gemeinde gewählt und werden praxisorientiert ausgebildet, um den Priesterdienst ausüben zu können. Sie werden geweiht sein und können verheiratet sein. Diese beiden Typen sind ähnlich der orthodoxen Kirche, wo Pfarrer verheiratet sind und Familie haben, aber Bischöfe und Mönche zölibat leben. Interessant auch, dass bei der Definition der „Team of Elders“ keine Geschlechtsangabe steht. Das können demnach Frauen oder Männer sein, wobei Frauen in der heutigen Kirche auch stärker engagiert sind. Ein schöner Spruch zum Schluss: „Wir sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern dass der Himmel jetzt zu uns kommt.“ (Seite 40/41) Verwalten werden wir Menschen diesen Himmel aber zunehmend selbst müssen. }, keywords = {Laienpriester, Lobinger-Modell, Priestermangel, verheiratete Priester}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOKARCZUK2019, title = {Spiel auf vielen Trommeln}, author = {TOKARCZUK, Olga}, year = {2019}, date = {2019-11-28}, abstract = {TOKARCZUK, Olga: „Spiel auf vielen Trommeln – Erzählungen“, Berlin 2006 Die frischgebackene Nobelpreisträgerin stellt sich in diesem 2006 erschienen Buch mit Geschichten vor und stellt damit unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnete Erzählerin ist. Sechs werden in diesem Buch vorgestellt. Jede ist ein Lesevergnügen. In der Geschichte „Das Subjekt“ wird ein Dichter vorgestellt, dem ein Spiegelbild gegenübersteht. Ein Double, das anders ist als er selbst und doch viele eigene Eigenschaften widerspiegelt. In der „Eroberung von Jerusalem, Raten 1675“ lässt ein reicher Adeliger in seinem Schloss von Bauern als Schauspieler die Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge nachspielen. Dazu lädt er Gäste ein, die das Schauspiel verfolgen. In „Brado. Die Weihnachtskrippe“ wird einerseits eine kleine Stadt im Sudentenland vorgestellt und andererseits eine riesige Weihnachtskrippe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg ergänzt, geändert und modernisiert wurde, beschrieben, obwohl diese bei einem Unwetter durch Einsturz des Dachs umgekommen war. Sie war schon zu einem riesigen Ungetüm geworden, das zu pflegen und in Betrieb zu halten schwierig wurde. Eine Frau, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs ihren Mann und dann auch ihr Kind verloren hatte, widmete den Rest ihres Lebens dieser Krippe. Sie baut selbst Krippenteile und scheut auch nicht davor zurück in die 2000 Jahre alte Szene der Geburt Jesu zeitgenössische Szenen hinzuzufügen. So kamen auch Kriegsszenen und moderne Begebenheiten in die Krippe. Sie existiert nicht mehr, aber die Dichterin lässt sie in dieser Geschichte wiederaufleben. „Spiel auf vielen Trommeln“ gab diesem Buch den Titel. Eine Frau – sie stellt sich zu Beginn der Geschichte selbst vor und beschreibt ihre Person – zieht in eine Stadt und beschreibt diese. Sie beruft sich auf die Behauptung, dass zwischen Menschen und Orten ein Zusammenhang besteht; dass Städte Menschen beeinflussen. Als Beispiele nennt sie Paris, wo man raffinierter wird und New York, wo Menschen konkreter werden. Sie dürfte aus einem anderssprachigen Land in diese Stadt gezogen sein, denn sie besucht einen Sprachkurs und beschäftigt sich bei dieser Schilderung in einem Diskurs mit dem „Jetzt“. „Daß „jetzt“ nämlich „nie wieder“ heißt. „Jetzt“ heißt, daß das, was ist, in genau demselben Moment aufhört zu existieren, zerbröckelt wie eine morsche Treppenstufe. Es ist ein furchtbarer, erschreckender Begriff, der die ganze grausame Wahrheit enthüllt.“ (Seite 91) Das „Jetzt“ sei ein Privileg des Menschen. „Deshalb habe man die Sprache ersonnen – um die Übertragung von Ereignissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kontrollieren und damit Macht über die Zeit zu haben, um die Zeit anzuhalten, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, in dem man in der vollen Bedeutung sagen kann „ich bin“.“ Die Proponentin dieser Geschichte dürfte vom Land in die Stadt gezogen sein, denn die Verschiedenheit der Menschen beeindruckt sie und verführt sie dazu sich selbst immer wieder unterschiedlich der Stadt zu präsentieren. Einmal als Junge mit einer Baseball Kappe. Ein anderes Mal bucht sie eine Nacht in einem Hotel und gibt sich als Businessman aus. Aber auch als Landstreicherin zieht sie durch die Stadt. Den Titel bekam die Geschichte von einer Romagruppe, die Sommer und Winter in Wägen in der Nähe ihrer Wohnung lebt und speziell am Abend und in den Nächten trommelt. Als Leser werden einem auch die verschiedensten Arten von Trommeln vorgestellt. Man kann sie nicht hören, aber die Erzählerin beschreibt die unterschiedlichen Töne, weil sie letztlich auch selbst zu einer Trommlerin mit dieser Gruppe wird. Hinter dem Titel der Geschichte „Die Glyzinie“ verbirgt sich die Liebschaft der Mutter in den Schwiegersohn. „Ich begehre ihn, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ist daran etwas Schlimmes? Töchter sind doch ein Teil ihrer Mütter und Mütter ein Teil ihrer Töchter – da ist es nicht verwunderlich, wenn das Begehren sie überschwemmt wie ein Fluss bei Hochwasser und jeden Winkel der unteren Regionen ausfüllt.“ (Seite 116) Ein Ausflug in die Politik ist „Die Bohnenweissagung“, in der ein hoher Politiker einen Weissager aufsucht, um seine Zukunft (und deren Gefahren) kennen zu lernen. Alle sechs Geschichten lesen sich sehr gut. Die Autorin zeigt jeweils ein Stück ihres Landes. Jene mit der Großstadt stammt aus der Zeit, in der sie ein Stipendium in Berlin hatte. Berlin ist ihre Vorlage für die beschriebene Stadt. }, keywords = {Erzählungen, Nobelpreis, Olga, Polen, TOKARCZUK}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STÖCKL2019, title = {Wofür soll ich dankbar sein?}, author = {STÖCKL, Barbara}, year = {2019}, date = {2019-11-22}, abstract = {STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen. }, keywords = {Dank, Psychologie, Religion, Seele}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HESSE2019, title = {Der Steppenwolf}, author = {HESSE, Hermann}, year = {2019}, date = {2019-11-20}, abstract = {HESSE, Hermann: „Der Steppenwolf“, Berlin 2018 Ein Klassiker. Ich, als Leser, bin ein Late Follower. Meine Kinder hatten es schon in der Schule gelesen. Bald wird es auch von den Enkelkindern gelesen werden. Naiv ging ich ans Lesen. Unter dem Titel „Steppenwolf“ erwartete ich eine Geschichte aus dem Wilden Westen oder einen Naturkunderoman. Dass der Steppenwolf ein Mensch, eigentlich ein normaler Mensch ist, in dessen Seele und Denken neben dem Menschsein auch etwas Tierisches wohnt war dann die große Überraschung. Der Autor tut so, als sei die Geschichte nicht (ganz) von ihm geschrieben. In seinem Vorwort meint er, er habe den Text von einem Untermieter seiner Tante gefunden. Sie werden „Harry Hallers Aufzeichnungen“ genannt. Harry Haller ist die Hauptfigur, der Steppenwolf, wie er sich auch selbst bezeichnet. Wie die Mischung von Wolf und Mensch aussieht wird dann in einem „Tractat vom Steppenwolf“ beschrieben. Eine Broschüre, die der Steppenwolf selbst von einem nächtlichen Straßenverkäufer erwirbt. Hierin wird dann sein eigener Charakter beschrieben und erst nach diesem geht es dann auf Seite 87 in den eigentlichen Roman hinein. Obwohl auch hier noch ein kurzer Schwenk: in Gedichtform kommt nochmals eine Beschreibung dieser Mensch-Tier-Kreuzung. Der Roman endet in einem „Magischen Theater“, in dem der Proponent noch verschiedene Szenarien durchleben kann. Allein vom Aufbau her ist dieser Roman schon etwas Besonderes. Der Steppenwolf ist ein einsamer Mensch. Er zieht von einer Unterkunft zur nächsten. Seine Frau hat ihn verlassen. Seine Freundin trifft er nur in großen Abständen. Meist ist er alleine. Der Steppenwolf ist das in „eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (Seite 41) Zusätzlich ist er noch ein Abendmensch, der oft bis tief in den Tag hinein schläft, um dann in der Nacht aktiv zu werden. „Der Morgen war für ihn eine schlimme Tageszeit, die er fürchtete und die ihm niemals Gutes gebracht hat. Nie ist er an irgendeinem Morgen seines Lebens richtig froh gewesen, nie hat er in den Stunden vor Mittag Gutes getan, gute Einfälle gehabt, sich und anderen Freude bereiten können.“ (Seite 60) Essen ist ihm nicht wichtig. „Und alsdann fraß ich ein gutes Stück von der Leber, die man aus dem Leib eines totgeschlagenen Kalbes geschnitten hatte.“ (Seite 45) Der Selbstmordgedanke quält ihn, obwohl er weiß, dass es nicht nur ein Ausweg ist. „Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seel, recht wohl, dass Selbstmord zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, dass es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen zu lassen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Wand.“ (Seite 65) Mit diesem inneren Zwiespalt kämpft der Steppenwolf. Er weiß es dann schon fast sicher, dass er mit der Rasierklinge seinem Leben ein Ende machen wird. Er streunt noch durch die Nacht und wie es das Schicksal will trifft er in einem Gasthaus auf eine junge Frau, die sein Problem erkennt und ihn auf andere Gedanken bringt, ja, die ihn berät und unterstützt, seine Freundin wird. Viele Dinge haben auch heute noch Tagesaktualität, wie etwa die Meinung über die Medien: „Zwei Drittel meiner Landsleute lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahn, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht …“ (Seite 152) Im Traum erscheint dem Steppenwolf auch Goethe und er erklärt ihm, was er falsch macht. Es kommt zu einer Diskussion. Ebenso kommt es mit einem Musiker zu einem Diskurs über Musik. Der intellektuelle und gebildete Steppenwolf will unterscheiden zwischen guter und schlechter Musik. Er will klassifizieren und etwa klassische Musik höherstellen als Schlagermusik. Sein Gesprächspartner meint aber, dass jede Art von Musik ihre Berechtigung hat. Dass zwar Mozart auch in den nächsten Generationen noch gespielt wird und so mancher Schlager schon nach kurzer Zeit vergessen sein wird, „aber das können wir ruhig dem lieben Gott überlassen, er ist gerecht und hat unser aller Lebensdauer in der Hand, auch die jedes Walzers und jedes Foxtrott, er wird sicher das richtige tun.“ (Seite 172) So steckt dieses Buch neben der Handlung um die Leiden des Steppenwolfs auch voll mit Lebensweisheiten. Den Höhepunkt erreicht das Buch im Finale im „Magischen Theater“, das aber „nicht für jedermann“ ist. Seine Freundin Hermine und deren Freund, der Musiker bringen ihn zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis, in dem es in verschiedenen Logen unterschiedliche Szenarien zu erleben gibt. In der „Auf zum Fröhlichen Jagen!“ geht es um Krieg. Mit einem Jugendfreund, einem Theologieprofessor, gelangt er in eine Kriegsszene, wo es nur darum geht andere Menschen zu erschießen. Hesse macht damit bewusst, wie manipulierbar der Mensch ist, auch wenn es unmenschliche Handlungen sind. Das Angebot weiterer Erlebnisszenen ist groß. Der Steppenwolf entscheidet sich für „Anleitung zum Aufbau einer Persönlichkeit“, in der er lernt mit schachfigurenähnlichen Figuren ein persönliches Szenarium aufzustellen. In der Sektion „Wunder der Steppenwolfdressur“ werden ihm zwei Szenarien vorgeführt: einerseits wie sich der Wolf dem Menschen gefügig macht, aber auch, wie sich der Mensch dem Wolf unterordnet. Bei „Alle Mädchen sind dein“ werden ihm alle Liebschaften seines Lebens bewusst gemacht. Und dann der Höhepunkt „Wie man durch Liebe tötet“. Hier findet er seine Henriette mit dem Jazzmusiker nackt nebeneinander liegen. Henriettes Wunsch war es, dass der Steppenwolf sie tötet; ihr Leben beendet, was er an dieser Stelle tut. In einer Diskussion mit dem Musiker beschuldigt ihn der, sein Theater, das sich in der irrealen Welt bewegt mit dem Mord ins Reale geholt zu haben. Mozart tritt als eine Art Richter auf und stellt den Steppenwolf zur Verantwortung. Die letzte Loge heißt „Harrys Hinrichtung“. Hier wird der Steppenwolf vor ein Gericht gebracht und verurteilt. Wird es vollstreckt? Das bleibt offen, den zu Beginn des Theaterbesuchs reichte der Musiker Rauschgift und erst das eröffnet die Vorstellungskraft für die einzelnen Szenarien. Mit Hesses „Steppenwolf“ liegt ein Klassiker der Dichtung vor, der auch noch von vielen kommenden Generationen gelesen wird und an Aktualität nicht verlieren wird. }, keywords = {Charaktrer, Märchen, Selbstmörder}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SIMMEL2019, title = {Meine Mutter darf es nie erfahren!}, author = {SIMMEL, Johannes Mario}, year = {2019}, date = {2019-11-13}, abstract = {SIMMEL, Johannes Mario: „Meine Mutter darf es nie erfahren!“, Wien 1952 Als Erwachsener ein Jugendbuch zu lesen ist schon interessant. Wenn es dann noch aus einer früheren Zeit ist – in dem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg“ – wird es doppelt interessant. Es stammt aus einer anderen Zeit. In der die Menschen noch andere Sorgen hatten. Vom Luxus noch entfernt wird das Schicksal eines Schulbuben erzählt, der ein schlechtes Zeugnis bekommen hatte und sich nicht heimgehen getraut. Seine kranke Mutter würde sich über den negativen Abschluss zu sehr aufregen, und wie ihm erst kurz vorher der behandelte Arzt erklärt hatte, würde das ein Rückfall in ihrer Krankheit bedeuten. Er beschließt daher nicht nach Hause zu gehen. Ein Schulfreund hilft ihm. Es wird zu einer Verfolgungsjagd. Er versteckt sich in einem Kino, wo er am Ende des Films gestellt wird. Ein junger Mann springt für ihn in die Presche und lädt ihn zum Essen ein. Er verhilft ihm zu einer Arbeit, bei der er Geld verdienen kann. Ohne es zu wissen ist er Räubern in die Hände gefallen und wird in einen Einbruch verwickelt. Aber wie man es sich eben nach dem Weltkrieg wünschte, gibt es ein Happy End. Stilistisch könnte man aus heutiger Perspektive sagen „kitschig“. In die Zeit gestellt ist es Leseunterhaltung. Auch vom Stil, der Systematik und Aufmachung. Vor jedem Kapitel stehen kurze Sätze und Schlagwörter, die das anschließende Kapitel vorauseilend definieren. Dies wirkt wie eine Arbeitsskizze des Autors. Tuschzeichnungen illustrieren die Geschehnisse. }, keywords = {Räuber, Schulabschluss, Zeugnis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @booklet{Fian2019, title = {"Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte"}, author = {Fian, Antonio Kreidl, Margret Gahse, Zsuzsanna}, year = {2019}, date = {2019-11-08}, abstract = {Fian, Antonio; Kreidl, Margret; Gahse, Zsuzsanna: "Der Gefängnisdirektor im Rauchersalon. Begegnungen mit Werner Kofler" und "Acht Gedichte", Wien 2016 Der Kärntner Dichter Fian schreibt über seine schriftstellerischen Arbeiten und Aktivitäten und wie er Kontakt zu Werner Kofler bekam. Oft kam es zur Zusammenarbeit, ja sogar über den Tod Koflers hinaus. In der Erzählung bringt er noch eine Stange Zigaretten für den Verstorbenen in dessen Lieblingsgasthaus. Die Österreicherin Margret Kreidl und die Ungarin Zsuzsanna Gahse stellen vier Gedichte gegenüber. Es beginnt mit einem Wortspiel, das Kreidl "Gemischter Satz" nennt und Gahse "Ein Ansatz?" Ein schönes Wortspiel, das aufzeigt wie wir Redewendungen verwenden ohne mehr darüber nachzudenken, die beiden Dichterinnen wecken den Leser auf. Ähnlich geht es dann weiter mit "Ein gelber Satz" versus "Fortsetzung", "Sätze im Fluss" versus "Gegensatz" und "Krempelsatz" versus "Nachsatz". Eine Broschüre, derEn Inhalt beim Kulturfestival "literatur&wein" im Stift Göttweig 2016 entstanden ist. }, month = {11}, keywords = {Dichter, Kofler, Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } @book{BROWDER2019, title = {Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde}, author = {Bill BROWDER}, year = {2019}, date = {2019-11-07}, abstract = {BROWDER, Bill: „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde“, München 2016 Was ist dieses Buch? Ein Roman? Eine Lebensgeschichte? Ein Wirtschaftsbuch? Was auch immer: es ist spannend wie ein Kriminalroman zu lesen. Ein Amerikaner, der mit jungen Jahren große Geschäfte in Russland macht und in Bedrängnis kommt. Sein Großvater war ein führender amerikanischer kommunistischer Politiker. Bill hatte die Eliteuniversität Stanford im Bereich Business abgeschlossen. Einiges probierte er nach seinem Studium. Letztlich entsann er sich seines Großvaters und wollte nach der politischen Wende im kommunistischen Osten dort aktiv werden. Seine ersten Sporen verdiente er sich in Polen und sah, dass die kommunistischen Betriebe zu günstigen Konditionen privatisiert wurden. Oligarchen bereicherten sich. Er machte sich selbstständig und wurde zum führenden Investor in Russland. Er machte den eingesessenen Oligarchen Konkurrenz. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Er wurde behindert und letztlich verfolgt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen folgten. Er musste das Land verlassen und brachte auch die wichtigsten und gefährdetsten Mitarbeiter nach England in Sicherheit. Einer blieb aus Überzeugung in Russland zurück: sein Anwalt Sergej Magnitski. Er wurde verhaftet und kam in verschiedene Gefängnisse. Man wollte ihm eine Aussage gegen seinen Klienten Browder abpressen. Er fühlte sich als unbescholtener Anwalt sicher und blieb standhaft bei der Wahrheit. Er bezahlte seine Ehrlichkeit mit dem Leben. Grauenvoll kam er in russischen Gefängnissen um. Alles wurde verschwiegen und beschönigt. Letztlich wurden der tote Anwalt und Browder selbst von einem russischen Gericht in Abwesenheit (der eine war ja schon tot) zu langen Kerkerstrafen verurteilt. Da wurde der Millionär Browder zum Menschenrechtsaktivisten. Er kämpfte um die Gerechtigkeit und den Imagegewinn seines ermordeten Anwalts. Er rechtfertig das im Buch so: „Wenn man mich damals an der Stanford Business School gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Leben als Hedgefonds-Manager aufzugeben und Menschenrechtsaktivist zu werden, hätte ich den Fragesteller für verrückt erklärt.“ (Seite 399) Browder ließ keine Gelegenheit ungenützt. Beschäftigte die amerikanische und britische Regierung; machte die Öffentlichkeit mit YouTube Videos auf die Sache aufmerksam. Er riskierte dabei sein Leben, aber er gab nicht auf, bis es zu einer Unterstützung kam. Oft hatte man ihm abgeraten sein Leben zu riskieren. Er aber kämpfte weiter um Gerechtigkeit: „Ich tue das alles zweifellos nicht aus Tapferkeit; ich bin nicht tapferer als andere. Ich empfinde die Angst ebenso quälend, wie es jeder andere Mensch unter diesen Umständen tun würde, aber ich habe festgestellt, dass dieses Gefühl, wie sehr ich mich in bestimmten Situationen auch ängstigen mag, nicht von Dauer ist. Nach einer gewissen Zeit schwächt es sich ab. Wie jeder bestätigen wird, der eine Weile in einem Kriegsgebiet gelebt hat oder einen gefährlichen Job verrichten musste, ist der menschliche Körper nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum Angst zu empfinden. Je mehr Ereignisse dieser Art man erlebt, umso besser kommt man damit zurecht.“ (Seite 397) Seinen Wechsel vom Wirtschaftsbereich zum Menschenrechtsaktivisten verglich er mit einem Schwarzweiß-Fernsehapparat (=Business) und einem Breitband-Farbfernseher (=kämpfen um Menschenrechte). Er sieht als Hauptdrahtzieher Präsident Putin. Wie es auch immer gewesen sein mag: mit der Publizierung dieses Falls haben sich sicher viele in Russland und auch anderen Ländern in ihrer Vorgehensweise geändert. Wie schon gesagt: das Buch liest sich wie ein spannender Kriminalroman, obwohl es um Realitäten geht. Die detaillierte Schilderung des Autors sind wahrscheinlich nur durch kontinuierliche Aufzeichnung entstanden. Tagebucheintragungen (?) oder ähnliches. An ein eigenes Buch war zu Beginn der Geschäfte in Russland sicher nicht zu denken. Unter dem Titel „Red Notice“ können sich viele Leser nicht wirklich vorstellen, was da dahintersteckt. Dass es ein Auslieferungsbegehren eines Landes über die INTERPOL ist habe ich auch nicht vermutet. Nach dem Autor dieses Buches wurde also international gefahndet. Generell möchte ich festhalten, dass in all diesen Aufzeichnungen das politische, juristische und Menschenrechts-System Russlands angeprangert wird. Wenn alles so war, wie beschrieben ist alles zurecht. Aber darüber hinaus denke ich, dass dieses Buch auch stellvertretend für viele Länder stehen kann. Ob sie sich Diktaturen oder Demokratien nennen. Ob ein ganzes Land oder eine Region. Ungerechtigkeiten rund um den Globus. Und trotzdem muss man optimistisch bleiben und Vorfälle mutig – so wie Browder – aufzeigen. }, keywords = {Menschenrechte, Russland, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KEPLINGER2019, title = {Zisterzienser in Österreich}, author = {KEPLINGER, Ludwig}, year = {2019}, date = {2019-11-03}, abstract = {KEPLINGER, Ludwig: „Zisterzienser in Österreich“, Salzburg 2004 Ein sehr informatives und schön illustriertes Buch über die österreichischen Zisterzienserklöster. 9 Männerklöster - Heiligenkreuz, Lilienfeld, Rein, Schlierbach, Wilhering, Zwettl, Wettingen-Mehrerau, Stams, Engelszell – und 3 Frauenklöster – Mariastern-Gwiggen, Marienfeld und Marienkron. Aber auch die ehemaligen und aufgelassenen Zisterzienserklöster werden vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Entstehung, Spiritualität und Geschichte der Zisterzienser im Allgemeinen wird auf die Entwicklung und Eigenart der österreichischen Klöster eingegangen. Bild Bildern und ausführlichen Texten wird dann jedes Kloster vorgestellt; dessen Geschichte, aktuelle Situation und künstlerische Betrachtung. Einmal mehr wird hier aufgezeigt, welche schöne Kulturdenkmäler Österreich hat }, keywords = {Österreich, Zisterzienser}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GRANSKY2019, title = {ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch}, author = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin}, year = {2019}, date = {2019-10-27}, abstract = {GRANSKY, Christine de; DOUER, Alisa; FRERK, Evelin: „ERIKA PLUHAR. Ein Bilderbuch“, Hamburg 2004 Ich bin ja nicht nur ein Leser von Büchern, sondern auch ein Sammler. Von bestimmten Autoren will ich alle Bücher besitzen, wenngleich ich sie nach meinem Tod einer Universität vererben werde. Aber vollständige Sammlungen haben doch mehr Wert. Wert hat auch dieses Buch und seine frühen Texte von Erika Pluhar. Die am Cover angeführten Autoren sind Fotografinnen. Es ist ja ein Bildband. Dazwischen aber Texte der jüngeren Autorin Pluhar. Etwa Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1983 und „Frühe Texte“ aus dem Jahr 1998. Wunderbar auch die vielen schönen Bilder Erika Pluhars, die ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. }, keywords = {Bildband, Erika Pluhar, Fotos, frühe Texte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HANDKE2019, title = {Wunschloses Unglück}, author = {HANDKE, Peter}, year = {2019}, date = {2019-10-19}, abstract = {HANDKE, Peter: „Wunschloses Unglück“, Salzburg 1972 Alle Bücher von ihm habe ich gelesen. Jetzt, wo er 2019 den Nobelpreis bekam begann ich wieder. Ich nahm mir zuerst das „Wunschlose Unglück“ vor. So wie viele Dichter handelt er seine Beziehung zur verstorbenen Mutter ab. Wohl für jeden Menschen ist die Mutter eine wichtige Figur im Leben. Will man diese noch beschreiben, dann stößt man auch als ausgezeichneter Dichter und Erzähler an Grenzen. „“Etwas Unnennbares“, heißt es oft in Geschichten, oder: „Etwas Unbeschreibliches“, und ich halte das meistens für faule Ausreden; doch diese Geschichte hat es nun wirklich mit Namenlosem zu tun, mit sprachlosen Schrecksekunden.“ (Seite 47) Die Mutter hatte Selbstmord begangen. Vorher hat sie dem Sohn noch einen Brief geschrieben. Das schmerzt im Herzen und Handke lässt es auch dem Leser dieser Erzählung spüren. Der Titel „Wunschloses Unglück“ wird auf Seite 19 so definiert: „Selten wunschlos und irgendwie glücklich, meistens wunschlos und ein bisschen unglücklich.“ Am Grab entschied er über die Mutter zu schreiben „Auf einmal hatte ich in meiner ohnmächtigen Wut das Bedürfnis, etwas über meine Mutter zu schreiben.“ (Seite 98) Er sieht das Schreiben über seine Mutter als Therapie. „Das Schreiben war nicht, wie ich am Anfang noch glaubte, eine Erinnerung an eine abgeschlossene Periode meines Lebens, sondern nur ein ständiges Gehabe von Erinnerungen in Form von Sätzen, die ein Abstandnehmen bloß behaupteten.“ (Seite 99) Und das ist auch die Stärke Handkes: formen von Sätzen. Ein großartiges Buch, mit dem er selbst aber nicht so zufrieden war, wenn er am Ende sagt „Später werde ich über das alles Genaueres schreiben.“ (Seite 105) }, keywords = {Bewältigung, Mutter, Tod}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Wolfgang2019, title = {Elephant to India. Die Geschichte einer weiten Reise ins Herz Asiens. 3 Abenteurer, 2 Vespas und 1 Ziel: Goa}, author = {PRÖHL Wolfgang}, year = {2019}, date = {2019-10-18}, abstract = {PRÖHL, Wolfgang: „Elephant to India. Die Geschichte einer weiten Reise ins Herz Asiens. 3 Abenteurer, 2 Vespas und 1 Ziel: Goa“, Wien 2019“ Normal sagt man „Das Buch war besser als der Film“, wenn man zuerst ein Buch gelesen hat und später dessen Verfilmung sieht. In diesem Fall ist es umgekehrt. Wir sahen zuerst den Film und im Nachhinein las ich das – vom Autor selbst (noch im Kino) – verkaufte Buch Das Buch war gut, aber der Film war besser. Ein großartiger Film. Da ich aber an solchen Abenteuerreisen interessiert bin, sind mir auch die detaillierten Beschreibungen dieser Reise von Berlin über Wien, Istanbul, Georgien, Aserbaidschan, Tibet, China nach Indien nicht langweilig. Für einen „Normalsterblichen Leser“ wäre dies aber zu langatmig. Ich jedenfalls genieße die 300 Seiten und so manche Fotos erinnern mich wieder an den Film. Es ist ein großformatiges Buch und nur schwer im Bett lesend zu halten. Aber man nimmt das Gewicht in Kauf, um den 3 Österreichern bei ihrer Abenteuerreise zu folgen. Seite für Seite fährt man geistig mit, auch wenn man den Film schon gesehen hat. In den gedruckten 300 Seiten geht es noch mehr in die Tiefe als in 120 Minuten Film. Es ist auch köstlich, wie der Autor und Filmregisseur manche Sachen ausdrückt. Etwa, wenn sie eine vergorene Stutenmilch angeboten bekommen und sie aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern trinken müssen: „Irgendwie würgen wir das Zeug hinunter. Ich stelle mir bei jedem Schluck vor, es ist kalter Kakao – mit dem Erfolg, dass ich seither kalten Kakao überhaupt nicht mehr mag.“ (Seite 198) Glücklich kommt man auch als Leser im Ziel Goa an, um vorher alle Leiden und Freuden durch die asiatischen Länder durchzustehen. Die negativen Erfahrungen mit China kann ich als Leser nicht teilen. Wir sind eben die Gäste eines Landes und haben deren Kultur zu akzeptieren. Ob die besser oder schlechter als unsere in Westeuropa ist? Schwer zu beurteilen. Jedenfalls sind wir nicht der Weltmittelpunkt. Aber ein interessantes und schönes Projekt, in dem man sowohl im Film, als auch im Buch mit leben kann. }, keywords = {Asien, Indien, Reise, Vespa}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROTH2019, title = {Die Rebellion}, author = {ROTH, Joseph}, year = {2019}, date = {2019-10-06}, abstract = {ROTH, Joseph: „Die Rebellion“, Berlin 2015 Das Original ist 1924, also vor bald 100 Jahren erschienen. Trotzdem hat es Nichts an Literarischem eingebüßt. Roth beschreibt einen überzeugten Patrioten. Er verherrlicht die Regierung und sieht als Optimist in allem nur Gutes. Selbst als er im Krieg ein Bein verliert und mit Krücken gehen muss sieht er es positiv. Er bekommt „von der Regierung“ einen Job in Form einer Lizenz zum Spielen mit einer Drehorgel. Auch wurde er mit einem Orden ausgezeichnet, ein Kreuz, das er stolz trägt und dass ihm auch hilft Respekt von Passanten zu bekommen und im Drehorgelgeschäft viele Spenden. Er kann ganz gut leben. Als ihm dann noch das Glück wiederfährt eine Frau, eine Witwe zu finden wird sein Leben noch kompletter. Sie hat ihn erwählt, weil „ein Mann gesetzten Alters, mit einem körperlichen Mangel“ wie ein „Vogel mit bereits gestutztem Gefieder, der leicht zu halten war und keiner aufregenden Disziplin mehr bedurfte.“ (Seite 27) Schlagartig ändert sich das durch eine Konfrontation in der Straßenbahn und ab da geht es bergab. Es kommt zum Streit und zu Handgreiflichkeiten. Die Lizenz wird ihm entzogen. Seine Ehefrau wirft ihn hinaus. Er kommt ins Gefängnis. Wieder frei verschafft ihm ein ehemaliger Zimmerkollege einen Job als Toilettenbetreuer. Er wird krank, verkommt und stirbt letztlich in seiner Toilette. Dabei träumt er ein Rebell zu sein. Er hadert auch mit Gott: „Gegen dich rebelliere ich. Nicht gegen jene. Du bist schuldig, nicht seine Schergen. Hast du Millionen Welten und weißt dir keinen Rat? Wie ohnmächtig ist deine Allmacht! Hast du Milliarden Geschäfte und irrst dich in den einzelnen? Was bist du für ein Gott? Ist deine Grausamkeit Weisheit, die wir nicht verstehen – wie mangelhaft hast du uns geschaffen!“ (Seite 100) Seine Lebenseinstellung hat sich grundlegend geändert. Roth versteht es ausgezeichnet diesen Veränderungsprozess aufzuzeigen. Er lässt im Zuge seines Wandels dem Proponenten sagen „Oder ich war krank im schlafenden Herzen. … Das Herz hält einen langen Schlaf, es tickt und tackt, aber es ist wie tot. Eigene Gedanken dachte mein armer Kopf nicht.“ (Seite 82) }, keywords = {Invalide, Kriegsgeschädigter, Ungerechtigkeit}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSEI2019, title = {Die große Straße. Reiseaufzeichnungen}, author = {ROSEI, Peter}, year = {2019}, date = {2019-10-04}, abstract = {ROSEI, Peter: „Die große Straße. Reiseaufzeichnungen“, Salzburg Wien 2019 Peter Rosei ist und war ein Vielreisender. Die meisten Reisen hat er auch dokumentiert. Das vorliegende Buch gibt diese Reisebeschreibungen aus mehreren Jahrzehnten wieder. Durch die Zeitachse ist es auch ein Historienbuch. Viele Länder sind anders beschrieben, als sie heute sind. Auch wenn der Abstand nur kurz ist, wie etwa bei der ersten Geschichte „China zu verstehen“ aus dem Jahre 2012. Ein Land, das sich schnell verändert und 7 Jahre sind da eine lange Zeit. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil, der sich „Weiter, weiter“ nennt kommt es zu Reisebeschreibungen der letzten Jahre. Der zweite Teil ist Amerika gewidmet und der dritte Teil führt wieder nach Europa. Man könnte das Buch auch als eine „Resteverwertung“ bezeichnen. Alte Geschichten werden wieder aufgewärmt und veröffentlicht. Es ist teilweise schon historisch. In 100, 200 oder mehr Jahren kann es aber eine wichtige historische Dokumentation sein. Es ist ein Buch, das man vielleicht nicht sequentiell von der ersten bis zur letzten Seite liest, sondern einzelne Kapitel herausgreift, für die man als Leser Interesse hat oder selbst dort gewesen ist und wissen möchte, wie das Erlebte ein anderer, in dem Fall ein Dichter, gesehen hat. }, keywords = {International, Reiseberichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Michael2019, title = {Wenn ich Wir sage}, author = {KÖHLMEIER Michael}, year = {2019}, date = {2019-10-03}, abstract = {KÖHLMEIER, Michael: „Wenn ich wir sage“, Wien Salzburg 2019 Der Dichter Köhlmeier betätigt sich als Philosoph, obwohl er es nicht ist. Andererseits formuliert er gut und vielleicht besser als ein wahrer Philosoph und so verständlicher für normale, nichtphilosophische Leser. Immer wieder nimmt er Bezug auf Ralph Waldo Emerson. Da kommt man schon in Versuchung nicht weiterzulesen, sondern sich diesen Emerson zu besorgen und im „Original“ zu lesen. Es wäre nicht der Dichter Köhlmeier, wenn er nicht persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse einfließen lassen würde. So etwa, wie er als kleines Kind wegen einer schweren Krankheit der Mutter ein Jahr von zu Hause weg bei der Großmutter wohnte. Als er dann seinen Vater wiedersah, war der für ein Fremder und gehörte nicht zum „Wir“. Ein gemeinsames „Wir“ erlebte er auch als junger Musiker in einer Band. Vor allem, wenn improvisiert wurde. Orchestermusiker sind für ihn weniger ein „Wir“. Sie spielen die vorgeschriebenen Noten und sind dabei einsam mit dem eigenen „Ich“. Zum „Wir“ zählt er die Familie und Freunde, aber auch Feinde, weil sie in unserem Wir leben. Obwohl wir die positiven Freundschaften lieben: „Wir lassen uns gerne von Freundschaften erzählen, die in Brüderschaft münden und damit quasi-familiär werden.“ (Seite 61) }, keywords = {Familie, Feinde, Freunde, Philosophie, Wir}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Erika2019, title = {Die Stimme erheben}, author = {PLUHAR Erika}, year = {2019}, date = {2019-09-30}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben“, Salzburg Wien 2019 Reden und Zeitungsbeiträge, Essays und Kurzgeschichten aus den Jahren 2002 bis 2019. So etwas kann nur eine anerkannte und berühmte Schriftstellerin herausgeben. Von unbekannten Personen würde man so eine Zusammenstellung nicht lesen wollen. In diesem speziellen Fall ist die Hauptzielgruppe bei den Fans von Erika Pluhar zu suchen. Sie wollen mehr von ihr wissen (obwohl sie es ohnehin wissen). Die in diesem Buch abgedruckten Texte bestätigen nur das Menschenbild, das man von Erika Pluhar, der ehemaligen Schauspielerin, die dann zum Schriftstellertum wechselte und als Sängerin auf der Bühne steht. Politisch ist sie ihrer Einstellung zum Sozialismus treu geblieben, auch wenn die dafür zuständige Partei den Sozialismus verlassen hat. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich politisch auch outet und zu ihrer Ansicht steht, ja diese im praktischen Leben auch anwendet und umsetzt. Das kommt auch bei den vorliegenden Texten zum Ausdruck. Da geht es um „starke Frauen“, um „das Gesehen werden“ und das Offenlegen des eigenen Lebensstils. In einem ihrer Bücher nennt sie sich auch „öffentliche Frau“. Sie hat zwar nie ein traditionell geregeltes Familienleben geführt, ihre Definition im Kapitel „Männergesundheit“ trifft aber ins Schwarze. Sehr schön, wie sie sagt „Männer leben mit ihrem Körper, Frauen in ihrem Körper.“ (Seite 32) Arbeitstiere, Workaholics nennt sie Menschen ohne Gefühle, die vergessen haben, was leben bedeutet. Gefühle gehen mit ihr einher mit Lebensqualität. „Die Macht der Gefühle“ ist nicht nur das tiefgehendste Kapitel des Buches, es ist auch das längste und beruht auf einem Vortrag vor einer pädagogischen Gesellschaft. Sehr persönlich wird sie, wenn sie zum Tod der Schauspielerin Susi Nicoletti oder über Altkanzler Vranitzky, ihrem Studienkollegen und späteren Chef Archim Benning oder dem Dichter John Irving spricht. Sie schreibt auch über die afrikanische Minderheit der Saharauis, die um Selbstständigkeit kämpfen, aber für den Großteil der Welt in Vergessenheit geraten ist. Viele, teilweise tiefgreifende Themen werden angesprochen. Das Buch endet mit einer Dankrede beim Erhalt der ROMY-Auszeichnung für ihr Lebenswerk, wo sie eine persönliche Beziehung zu Romy Schneider herstellt. Kurze Geschichten mit viel Einblick in eine, thematisch sehr breit aufgestellte Schriftstellerin. }, keywords = {Essays, Pluhar, Reden}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Ursula2019, title = {Cello, stromabwärts}, author = {WIEGELE Ursula}, year = {2019}, date = {2019-09-27}, abstract = {WIEGELE, Ursula: „Cello, stromabwärts“, Klagenfurt Wien 2011 Es ist ihr Debütroman. Die Themen Migration und Kunst werden darin vermischt. Die Geschichte handelt in Rumänien, Österreich und Italien. Die Autorin lässt ihre Kenntnisse im Musikwesen durchklingen. So auch der Titel mit „Cello“. Eine der Hauptpersonen spielt Cello. Auch der Sohn beginnt schon früh mit diesem Instrument. Das Wort „stromabwärts“, das im Titel noch vorkommt bezieht sich auf Rumänien und Migranten, die als handelnde Personen im Roman auftreten. Einerseits während des Ceausescu Regimes geflüchtet, andererseits nach der politischen Wende. In einem Wohnhaus kommen sie alle unter ein Dach. Musiker, die von der Hausbesitzerin gefördert werden. Bogdan, ein rumänischer Schauspieler versucht in seinem Beruf Fuß zu fassen, aber der Akzent im Deutschen macht es ihm unmöglich. Er versucht wieder nach Rumänien zurück zu gehen. Ob er dort erfolgreich wird lässt der Roman offen. }, keywords = {Cellop, Kunst, Migration, Musik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Walter2019, title = {„Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“}, author = {GLECKNER Walter}, year = {2019}, date = {2019-09-27}, abstract = {GLECKNER, Walter: „Hinterbrühler Geschichten. Informationen, Raritäten & Kuriositäten“, Hinterbrühl 2018 Die Chronik eines Dorfs südlich von Wien. Sie gibt die Veränderungen der Zeit im ländlichen Raum und auch generell wieder. Der Autor beginnt – so wie es sich für eine Geschichtsdarstellung gehört – in frühen Zeiten. In diesem Fall mit der Hallstattzeit (800 v.Chr.) und springt dann zur Türkenbelagerung und ersten Ansiedlungen. Im kleinen Dorf mit wenigen hundert Einwohnern müssen im napoleonischen Krieg Söldner untergebracht werden. Genauso viel wie es Einwohner gibt. Die Aufzeichnungen aus der früheren Zeit existieren praktisch nicht. Daher die großen Sprünge in der Zeit. Im 19. Jahrhundert beginnt dann die Blütezeit des Dorfs mit Fremdenverkehr. Wiener, Großstädter, die hier Urlaub machen. Noch 1940 ist es ein anderes Dorf als heute. Der Autor zählt die Betriebe auf: 15 Greißler, mehrere Fleischhauer, mehr als ein Dutzend Gasthäuser, zwei Bäcker, 6 Schuster bis hin zum Malermeister, Radiomechaniker, Mechaniker und Hufschmied. 2019 gibt es keine 15 Kaufhäuser, sondern nur mehr zwei. Wie in großen Städten sind sie am Ortsrand angesiedelt. Einer im Westen und einer im Osten. Beides Filialen großer Konzerne. Sie bestimmen die Nahrungsmittelpreise für den Ort. Ein Schicksal, wie es allen Orten in Mitteleuropa widerfuhr. Ortsspezifisch dann die Sehenswürdigkeiten. Auf die beiden Weltkriege und ihre Auswirkungen auf das Dorf wird eingegangen und hier im Speziellen auf das Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Die Häftlinge produzierten hier in den Stollen des Gipsbergwerks Flugzeuge. 16 Persönlichkeiten hat nach Angaben des Chronisten der Ort hervorgebracht. Eine subjektive Darstellung. Es zählt – so wie es in der heutigen Zeit üblich ist – die Popularität. Einem Journalisten wird mehr Text gewidmet als einem anerkannten Musiker und ein berühmter ortsansässiger Mathematiker hat es ins Buch gar nicht geschafft. Auf alle Fälle ein sehr gut aufgearbeitetes Geschichtsbuch der Marktgemeinde Hinterbrühl bei Wien, das in vielen Kapiteln stellvertretend für andere Dörfer und die generelle Entwicklung stehen kann. }, keywords = {Chronik, Dorfentwicklung, Hinterbrühl}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Saint-Exupéry2019, title = {Wind Sand und Sterne}, author = {Saint-Exupéry, Antoine}, year = {2019}, date = {2019-09-19}, abstract = {Saint-Exupéry, Antoine: „Wind Sand und Sterne“, Düsseldorf 1956 Manchmal ist es gut wieder ein älteres Buch zu lesen. Da haben Autoren – wie Exupéry – Aussagen getätigt, die auch heute noch Gültigkeit haben: „Wir denken, dass die Maschine den Menschen erdrückt und zerstört – wohl nur, weil wir noch zu wenig abstand haben, um die Wirkungen einer so plötzlichen Umstellung zu überblicken. Was sind die hundert Jahre des Zeitalters der Maschine gemessen an den zweihunderttausend Jahren der Menschheitsgeschichte? Wir sind erst noch dabei, in dem Lande der tiefen Schächte und der riesigen Kraftwerke heimisch zu werden. Wir sind eben erst in das noch unvollendete Haus eingezogen. Alles hat sich um uns so schnell geändert, die Beziehungen von Mensch zu Mensch wie die Gesetze von Arbeit und Sitte. Sogar unsere geistigen Wertmaßstäbe sind in ihren tiefsten Tiefen erschüttert. Noch bedeuten Worte Trennung, Fernsein, Entfernung, Heimkehr dasselbe wie früher und enthalten doch nicht mehr dieselben Gegebenheiten. Um die Welt von heute zu deuten, gebrauchen wir eine Sprache, die für die Welt von gestern geschaffen wurde. Darum scheint uns auch das Leben der Vergangenheit naturgemäßer zu sein, nur weil es unserer Sprache gemäßer ist. Wir sind junge Wilde und staunen über unsere neuen Spielsachen. Die Wettflüge haben keinen anderen Sinn. Einer steigt am höchsten, einer saust am schnellsten, wir aber wissen schon nicht mehr, warum wir sie steigen und sausen lassen. Für den Augenblick ist das Wettrennen wichtiger als sein Gegenstand. … So haben auch wir im Fortschrittsrausch die Menschen dazu gezwungen, an Eisenbahnen, Werkbauten und Tiefbohrungen Dienst zu tun, und haben darüber ziemlich vergessen, dass alle diese Anlagen nur geschaffen wurden, um den Menschen zu dienen.“ Der Autor war Pionier in der Luftfahrt und darum handelt es sich in diesem Buch, obwohl viel Lebensweisheit hineinverpackt ist. Er beschreibt wie sie früher gefährlich Strecken geflogen sind, wie der Zusammenhalt der Piloten war und wie sie oft den Naturgewalten trotzen mussten. Speziell beeindruckt hatte ihn – und das nimmt einen prominenten Platz im Buch ein – die Wüste und die Oasen. Ein Schlüsselerlebnis für ihn war eine Bruchlandung in der Wüste, ohne zu wissen wo sie waren. Fast wäre er dabei mit seinem Mechaniker gestorben. Er ging an die Grenzen des Menschlichen und wurde – wie durch ein Wunder gerettet. Bei aller Hingabe zur Technik sieht er in seinem Flugzeug keinen „Zweck, sondern ein Werkzeug, ein Gerät nicht anders als der Pflug.“ (Seite 47) In all seiner Technikgläubigkeit stellt der Mensch eine wichtige Rolle dar. Man sollte öfter auf ältere Bücher zurückgreifen um zu erkennen, dass sich der Kern des Denkens nicht verändert hat. }, keywords = {Abenteuer, Flugzeug, Pilot}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GSTREIN2019, title = {Als ich jung war}, author = {Norbert GSTREIN}, year = {2019}, date = {2019-09-14}, abstract = {GSTREIN, Norbert: „Als ich jung war“, München 2019 Vorne im Buch steht „A lot remained to be explaines. Louis L´Amour“ Dieses Motto zieht sich dann durch das Buch. Im ersten Kapitel „Diese Freuden“ geht es – ganz gegen den Titel – um zwei Selbstmorde. Als junger Mann fotografierte der Icherzähler im elterlichen Hotel bei Hochzeiten. Eine Braut stürzte sich noch in der Hochzeitsnacht über eine Felswand in den Tod. War der Fotograf beteiligt? Viele waren an einer Aufklärung interessiert und ebenso viele Meinungen und Verdächtigungen gab es. Auch aus dem benachbarten Nonnenkloster. Der junge Fotograf brach sein Studium ab und ging als Schilehrer nach Amerika. Viele Jahre war er dort. Manche meinten er sei geflüchtet nach dem Selbstmord, der vielleicht keiner war. Der zweite Selbstmord dann in Amerika. Ein Physiker nahm immer wieder Unterrichtsstunden bei ihm und wurde so mit dem Schilehrer freund. Auch er stürzte sich in den Tod. Auf Schiern fuhr er gegen einen Baum. Vorher nahm er den Helm ab und fuhr mit dem vorgestreckten Kopf gegen sein Lebensende. Der Schilehrer wird zum Teilerben und es kam wieder zu Verdächtigungen. Im Kapitel „Die nicht erzählte Geschichte“ greift er auf alte Erfahrungen zurück. Als Schilehrer besuchte er regelmäßig eine Bar in der auch ein Mädchen arbeitete, mit der er eine Beziehung aufbauen wollte. Sie verschwindet eines Tages. War er schuld? Das fragte auch der Bruder des Mädchens. Noch weiter geht der zweite Fall zurück: Wie er als Hochzeitsfotograf eine junge Musikerin in der Nacht geküsst hatte. Nach Jahren will ihm ein Kriminalbeamter daraus ein Delikt drehen, weil das Mädchen nicht 17, sondern erst 13 Jahre alt war. Sie wird später eine berühmte Geigerin und er fährt ihr nach um sie zu sehen. Dieses ist das letzte Kapitel: Sarah Flarer. Das Mädchen hatte ihren Namen geändert. Er sieht sie und fährt dann ziellos nach Süden, wo er in eine Schlägerei kommt und im Spital landet. Dort endet auch das Buch. Etwas wirr und doch geradlinig geschrieben. Ist es wirklich ein Thema für ein Buch? Ist es eine Aufarbeitung der eigenen Jugend. Frauenbeziehungen. Auf alle Fälle zeigt das Buch Ängste, die ein Mann ausstehen kann, wenn er eine vielleicht unerlaubte Beziehung mit einer Frau eingeht. }, keywords = {Jugendliebe, Schilehrer, Selbstmord}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EDELBAUER2019, title = {Das flüssige Land}, author = {EDELBAUER, Raphaela}, year = {2019}, date = {2019-09-08}, abstract = {EDELBAUER, Raphaela: „Das flüssige Land“, Stuttgart 2019 Der erste Roman der Bachmann-Preisträgerin. Die Hauptfigur Ruth des vorliegenden Romans berichtet in der Ich-Form. Ihr wird mitgeteilt, dass ihre Eltern bei einem Unfall umgekommen sind. Sie begibt sich auf die Suche nach dem Geburtstort der Eltern. Sie fährt mit dem Auto los und nächtigt in verschiedenen Orten in einfachen Pensionen oder Gasthäusern. Einmal sogar auf einer öffentlichen Toilette. Systematisch schreibt sie auf, was ihre Eltern von dem Ort, aus dem sie kamen, erzählt hatten. Mit diesen Erinnerungen grenzt sie die Möglichkeiten ein und beginnt ihre Suche, die sie in verschiedenste Gebiete um Wien führt. In den Süden, Westen und Norden. Wobei die Orte selbst egal sind. Das interessante ist es, wie sie diese Suche beschreibt. Letztlich findet sie die kleine Stadt, die nur über einen Waldweg, bei dem ihr Auto kaputt geht erreichbar ist. Eine Stadt mit eigenen Regeln. Eine Baronin wohnt im Schloss über dem Ort und beherrscht alles. Fast alle Häuser gehören ihr. Die Stadt ist von Bergwerksgängen unterminiert und immer wieder bricht etwas ein. Die Gräfin nützt dies und erwirbt viele Bauten. Die Proponentin Ruth hat somit den Ort ihrer Eltern gefunden und muss feststellen, dass diese tief in die Ortgeschehnisse eingebunden waren. Sie bleibt drei Jahre und wird selbst eng mit allem vertraut. Sie forscht über ihre Vorfahren. Dabei stößt sie auf Ungereimtheiten aus der Zeit des Dritten Reichs und will diese aufklären. Viele Menschen sind in den Gängen des sich senkenden Bergwerks verschwunden. Heimlich sammelt sie Dokumente. Offiziell ist sie, die Forscherin von der Gräfin beauftragt ein Mittel zu erfinden, mit dem das Versinken der Stadt aufgehalten werden kann, was ihr auch gelingt. Sie wendet es bei ihrem eigenen Haus – jenem, in dem ihre Eltern und Großeltern gewohnt hatten – an, hält aber die Rezeptur lange geheim, weil auch die Natur damit abstirbt. Dadurch wird aber der Erfolg sichtbar und sie muss ihr Mittel freigeben. Der erste Einsatz dieses „Wundermittels“ soll im Rahmen eines großen touristischen Festes passieren. Ruth steht als Rednerin im Programm und will diese Gelegenheit nützen vor Medien und vielen Besuchern die Missetaten aufzuzeigen. Letztlich entscheidet sie sich aber anders und kehrt in ihr normales Leben an der Universität in die Hauptstadt zurück. Am Ende entsteht starke Dramatik, die dann abrupt mit Ruths Umzug abbricht. Solange es solch gute Nachwuchsautorinnen in Österreich gibt, braucht dem Land nicht bange zu sein um die Literatur. Wobei „Nachwuchs“ bei Raphaela Edelbauer schon nicht mehr zutrifft, denn sie ist da und hat einen großen und klaren Akzent in Österreichs Literaturlandschaft gesetzt. }, keywords = {Bergwerk, versinkende Stadt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CRONIN2019, title = {Kinderarzt Dr. Carroll}, author = {CRONIN, Archibald Joseph}, year = {2019}, date = {2019-08-30}, abstract = {CRONIN, Archibald Joseph.: „Kinderarzt Dr. Caroll“, Wien Hamburg 1969 Der schottische Arzt und Schriftsteller Archibald Joseph Cronin war einer der erfolgreichsten Autoren Englands im 20. Jahrhundert. Er schrieb in einem speziellen Romanrealismus. Als Arzt und Schriftsteller verband er beide Disziplinen. So auch im Roman „Kinderarzt Dr. Carroll“. Ein aus einfachen Verhältnissen stammender Arzt arbeitet sich nach vielen einfachen Jobs durch Fälschungen zu einem Klinikum Arzt in der Schweiz hoch. Aber seine Vergangenheit holt ihn in Form einer ehemaligen Geliebten ein, die ihn erpressen will. Er ist aber ein Frauenverehrer und will keine fixe Bindung eingehen. Letztlich bekehrt er sich aber und kehrt zur ehemaligen Geliebten nach England zurück und kehrt seinem großartigen Job in der Schweiz den Rücken. Cronin schreibt in einem heute nicht mehr üblichen Stil. Das Buch ist aber leicht zu lesen. Die Geschehnisse werden auf der Zeitachse chronologisch aufgehängt und es ist leicht dem Fortgang zu folgen. Seine Formulierungen sind klar, leicht lesbar und schön. }, keywords = {Kinderarzt, Medizin, Schottland, Schweiz}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHOLL2019, title = {Die Damen des Hauses}, author = {SCHOLL, Susanne}, year = {2019}, date = {2019-08-24}, abstract = {SCHOLL, Susanne: „Die Damen des Hauses“, Salzburg Wien 2019 Vier Frauen in einer Wohngemeinschaft. Alle vier in fortgeschrittenem Alter auf deren Leben die Autorin zurückblickt. Ein nettes Buch. Angenehm zum Lesen. Es beginnt mit Ella, der Wohnungsbesitzerin, die verwitwet alleine in einer großen Wohnung lebt. Langsam ziehen drei andere Frauen in der zu großen Wohnung zu. Ella ist das erste Kapitel gewidmet. Da hageln viele Namen auf den Leser herein, deren Hintergrund sich aber im Laufe der weiteren Seiten aufklärt. Aber die Autorin hat wohlüberlegte Systematik in ihrer Erzählung. Zuerst werden die vier Damen vorgestellt. Ella, die Hauptfigur mit der großen Wohnung, Rada eine rumänische Fremdarbeiterin, die in die Runde aufgenommen wurde und diese auch servisiert, Maggie die jüngere Schwester und Luise, die von ihrem Mann verlassen wurde. Nach dieser „Vorstellungsrunde“ kommt das Kapitel „Zusammenleben“ und als Leser erfährt man, wie unterschiedlich diese vier Frauen sind. Diese Unterschiedlichkeit wird im folgenden Kapitel „Diskutieren“ noch vertieft. Hier werden von der Autorin – durch ihre Proponenten – aktuelle Themen wie Migration, Flüchtlinge, Rechtspopulismus und anderes angesprochen. Natürlich schlagen die Meinung und das Engagement der Autorin durch. Letztlich ist es ja auch das Recht und die Pflicht von Schreibenden sich zur öffentlichen Situation zu äußern. Scholl tut es mit den Stimmen ihrer Romanfiguren. Menschen, Frauen im fortgeschrittenen Alter, die sich auch mit dem Sinn des Lebens und letztlich, wie sie es mit Ella, der Hauptperson macht, mit dem Tod, Vergesslichkeit, der Demenz auseinandersetzt. Natürlich wollen alle alt und älter werden, aber Ella sagt „Wenn du nicht alt werden wolltest, hättest du jung sterben müssen.“ (Seite 193) Dies war die Antwort zum Spruch einer Mitbewohnerin, die meinte „Ich will einfach nicht mehr Geburtstag feiern. Wer braucht das schon, sich jedes Jahr daran erinnern, dass man alt wird. Das ist doch nur traurig.“ Aber es bleibt nicht dabei. Mit „Weiterleben“ kommt die nachfolgende Generation zu Wort, die letztlich zeigt, dass die Welt sich weiterdreht. }, keywords = {Alter, Damen, Wohngemeinschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2019, title = {Das Geburtstagsfest}, author = {TASCHLER, W. Judith}, year = {2019}, date = {2019-08-06}, abstract = {TASCHLER, Judith W.: „Das Geburtstagsfest“, München 2019 Um ein Geburtstagsfest eines Architekten rankt sich die Geschichte. Sie führt nach Kambodscha und ist eng mit Österreich verwoben. Verwoben sind auch die einzelnen Kapitel. Sie springen in der Zeitachse und den Orten. Ich sehe solche Strukturen als Erschwerung für den Leser. Es ist oft schwierig den Lesefaden nicht zu verlieren. Warum machen das heutige Dichter? Ich glaube irgendwie ist es eine Modeerscheinung. Zu Beginn empfand ich die Schreibweise etwas holprig. Ich empfehle aber allen Lesern weiterzumachen. Die Geschichte wird zunehmend spannend und am Ende kann man gar nicht aufhören. Das anfangs negativ gesehene Wechseln auf der Zeitachse stellte sich als Erhöhung der Spannung heraus und fesselt; lässt nicht los vom Lesen. Obwohl ich aus den Nachrichten die damaligen Kämpfe in Kambodscha gehört habe, wusste ich doch zu wenig. Das Buch klärt auf … und vor allem gibt es die Gräuel wieder, die dort passierten. Unvorstellbar. Geschickt webt Taschler in die einfache Geschichte einer Geburtstagsparty des 50-jährigen Vaters, der in Österreich verheiratet ist und eine intakte Familie hat, dessen Vergangenheit bei den Roten Khmer ein. Am Ende des Krieges ist er nach Thailand geflüchtet und hat ein ihm bekanntes Mädchen, das schwer krank war mitgetragen und in die Freiheit gebracht. Über seine Zeit in Kambodscha hat er mit der Familie nie geredet. Ein Sohn fand im Internet den Kontakt zu dieser Frau, die er gerettet hatte. Sie lebt in Amerika und der Sohn lädt sie als Überraschung zum Geburtstagsfest des Vaters ein. Daraus wird ein Destaster. Er hat Angst seine negative Vergangenheit als Kindersoldat bei den Roten Khmer wird bekannt. Es kommt zum Streit. Die Autorin vermischt in diesem Buch verschiedene Geschichten: • des kambodschanischen Flüchtlings, der in Österreich eine Familie gründet und erfolgreich wird mit jener • des Soldaten der kommunistischen Roten Khmer, • seiner Kindheit als Sohn eines Fischers, • der Familie der „Schwester“, die der oberen Klasse der kambodschanischen Gesellschaft angehörte und • der Familie, die den Flüchtling mit seiner „Schwester“ (= das von ihm gerettete Mädchen) in Österreich aufgenommen hat. Viel Unheil, viel Leid, viel Gräuel parallel zu einer heilen Welt in Österreich. Im Epilog, der einen eMail Verkehr wiedergibt kommt es letztlich noch zu einem Happy End, in dem der Familienfrieden einkehrt und der Vater seine Vergangenheit aufarbeitet. Mehr sei hier nicht gesagt, nur das eine: Es ist ein großartiges Buch! }, keywords = {Assyl, Kambodscha, Österreich, Rote Khmer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Hans2019, title = {Wer einmal aus dem Blechnapf frißt}, author = {FALLADA Hans}, year = {2019}, date = {2019-07-29}, abstract = {FALLADA, Hans: „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“, Berlin 2018 Fallada entführt den Leser in eine unbekannte Welt, in einer für heutige Menschen unbekannte Zeit. Er erzählt detailgenau das Leben von Strafgefangenen und wie es ihnen während und nach der Entlassung geht. Ein für „normale“ Menschen unvorstellbares Milieu. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben war das Buch während des NS-Regimes verboten. Gleich nach dem Krieg wurde es unverändert wieder aufgelegt. Heute fast 100 Jahre später ist es immer noch interessant zu lesen. Für die Strafentlassenen ist es schwierig wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Die Hauptperson Kufalt ist ein vorbildlicher Strafgefangener. Als er in Freiheit ist will er ein ordentliches Leben führen. Viele Ansätze und Bemühungen hat er, aber die Umwelt wirft ihn immer wieder zurück, bis er aufgibt, kleine Verbrechen begeht und wieder im Kitchen landet. Seine erste Nacht in der Zelle: „Kufalt hat die Decke schön hoch über die Schultern gezogen, im Kittchen ist es angenehm still, er wird großartig schlafen. Fein, wenn man wieder zu Hause ist. Keine Sorgen mehr. Fast, wie man früher nach Hause kam, mit Vater zur Mutter“. Ja, im übernächsten Satz legt er noch eins drauf, wenn es da heißt „Eigentlich noch besser. Hier hat man ganz seine Ruhe. … Schön, so ´ne Ordnung. Wirklich ganz zu Hause.“ Beim Lesen fragt man sich „Woher hat der Autor all die Informationen und die vielen Details, wie es im Zuchthaus zugeht?“ Er ist selbst 5 Monate Sträfling gewesen und im Zuchthaus gesessen. Aber das Dichten und die Formulierungen sind doch von ihm und erlauben es, diese Welt in einem Buch festzuhalten. Auf alle Fälle sind es fast 600 Seiten Spannung. }, keywords = {Gefangener, Strafhaus, Sträfling}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KARAHASAN2019, title = {Tagebuch der Aussiedlung}, author = {KARAHASAN, Dzevad}, year = {2019}, date = {2019-07-06}, abstract = {KARAHASAN, Dzevad: "Tagebuch der Aussiedlung". Klagenfurt Salzburg 1993 Der Bosnier Karahasan hat in diesem Buch Eindrücke aus der Belagerung Sarajevos durch die jugoslawische Armee in den 90er Jahren festgehalten. In vier Teilen: Mit dem Kapitel "Sarajevo - Porträt der inneren Stadt" gibt er einen historischen Abriss. In "Marindvorer Fragmente" wird die Situation der Kriegszeit in Eindrücken aus einem Stadtteil Sarajevos heraus beschrieben. Erste Beschießungen der Stadt, die zwar nicht überraschend aber doch überfallsartig kamen. Als Professor schildert er, wie er mit Studierenden auch während des Kriegszustands arbeitete. Seine Frau hat für eine Hilfsorganisation gearbeitet und da haben Menschen die Hilfe der UNO Organisation UNICEF abgelehnt, weil sie Kleider in serbischen Fabriken kaufte und in Bosnien verteilte. Als ein Mann beim Wasserholen eines natürliche. Todes stirbt wird er beneidet, weil er eben nicht kriegerisch umgekommen ist. Ein Gespräch mit einem Franzosen wird im Kapitel "De la methode" festgehalten. Journalist erwartete ein negatives Gespräch mit dem eingeschlossenen Autor, dieser sah aber vieles vom Leid positiv. Das Hotel Europa (Kapitel " Hotel Europa") wird vom Autor als Zentrum der Stadt angesehen, weil es n der Grenze zwischen dem türkisch muslimischen Teil und dem von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erbaute. Stadtteil liegt. In seiner Interpretation hat es von beiden Kulturen etwas in sich. Den Juden, die vor 500 Jahren erstmals in die Stadt kamen und die während der Belagerung fast alle die Stadt verließen wird ebenfalls ein Abschnitt gewidmet. In der Nachbemerkung erfährt man, warum und wie dieses Buch entstand. }, keywords = {Krieg, Sarajevo}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MAILÄNDER2019, title = {Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie}, author = {MAILÄNDER, Nicholas}, year = {2019}, date = {2019-06-03}, abstract = {MAILÄNDER, Nicholas: „Er ging voraus nach Lhasa. Peter Aufschnaiter. Die Biographie“, Innsbruck Wien 2019 Heinrich Harrer wurde mit seinem Buch „Sieben Jahre Tibet“ weltbekannt. Ohne den bescheidenen und zurückgezogen wirkenden Kollegen (Freunde waren sie nie) Peter Aufschnaiter, wäre die Flucht aus einem britischen Gefängnis in Indien nach Tibet und in die Hauptstadt Lhasa nie gelungen. Diese Biografie nimmt Bezug auf die Lebensgeschichte Aufschnaiters und seine vielen Tagebuchaufzeichnungen. Es ist wissenschaftlich geschrieben und vor allem für Bergsteiger eine tolle Beschreibung von Bergtouren, Gipfelbesteigungen und Wanderungen im Himalaya. Aber es geht auch eine gewisse Spannung beim Lesen nicht verloren. Vor allem die Flucht ist ebenso spannend beschrieben, wie in Harrers Buch. Aufschnaiter hatte immer gearbeitet und kam nie dazu selbst ein Buch zu schreiben. Jetzt nach seinem Tod haben es andere – Mailänder und Kompatscher – gemacht. Aufschnaiter sagte selbst in einem Brief: „Ich weiss, dass es bei früheren Reiseberichten vorgekommen ist, dass zwei Teilnehmer je ein Buch schrieben. In diesem Fall ist es anders, seit Jahren ist das Publikum in verschiedenen Ländern darauf vorbereitet, und was immer für ein Buch als erstes herauskommt, so wird dieses Absatz finden und keine weitere Variante zu dem Thema mehr.“ (Seite 311) Negativ hat sich Aufschnaiter über Harrer aber nur in engstem Kreis geäußert, obwohl dieser bereits auf der Flucht immer wieder egoistisch vorgegangen war. Dieses Buch ist mehr als nur eine Fluchtbeschreibung. Es erzählt den gesamten Werdegang Aufschnaiters, der in Tirol geboren wurde (1899) und dann in München Agraringenieurwesen studierte. Diese Ausbildung half ihm dann später in Tibet, wo er Wasser- und Brückenprojekte realisierte. Als Harrer dann heimkehrte und seiner Berühmtheit als Buchautor nachging blieb Aufschnaiter im Gebiet. Zuerst in Nepal und dann in Indien. Er hat zahlreiche Karten über das Himalaygebiet verfasst und für verschiedene Organisationen Wasser- und Straßenprojekte realisiert. Aufschnaiter war angestellt in Nepal und in Indien und verbrachte so sein ganzes Leben in dieser Region und ging dort auch in Pension. Seine danach gewonnene Zeit verwendete er zu ausgedehnten Wanderungen und Erforschungen und erst jetzt kehrte er jedes Jahr für einige Monate nach Europa zurück. Manchmal absolvierte er eine unruhige und kraftraubende Reisetätigkeit: von Delhi nach Beirut – Damaskus – Jerusalem – Haifa – Athen – Rom – München – Kitzbühl - Zürich – München – Kitzbühl – Hamburg – London – New York – San Francisco – Los Angeles – Las Vegas – Los Angelos – Hawaii – Tokyo – Hongkong – Kalkutta – Kathmandu. So wie bei seinen Bergtouren reizte er auch diese internationalen Reisen aus. In Nepal hat er die nepalesische Staatsbürgerschaft angenommen und die österreichische zurückgegeben. Im Alter bemühte er sich wieder um die österreichische, verwendete seinen Pass aber nie. Alle Visaanträge liefen auf den nepalesischen Pass. Der jahrelange Fluchtweg durch die Eiswelt des Himalayas von Indien bis Lhasa ist für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Aufschnaiter ist dann fast sein ganzes Leben „auf der Flucht“ geblieben und kehrte erst ganz am Ende seines Lebens in seine Heimat Tirol – leider nur ins Krankenhaus nach Innsbruck - zum Sterben zurück. Dort besuchte ihn auch Heinrich Harrer. Er brachte dem Kranken Blumen, die dieser in eine Ecke schmiss und sich vom Besucher wegdrehte. „Vielleicht saß der Stachel noch immer tief, dass Harrer ihm beim Veröffentlichen der gemeinsamen Tibet-Erlebnisse den Rang abgelaufen hatte.“ (Seite 374) Bis zu seinem Tod arbeitete Aufschneider an einem eigenen Buch, aber er erlebte es nicht mehr. Mit der vorliegenden Biografie wird dem jetzt Rechnung getragen. Von Kitzbühl ist er ausgezogen in die weite Welt. Als Toter kam er wieder nach Kitzbühl, wo er begraben ist. }, keywords = {Aufschnaiter, Bergsteiger, Heinrich Harrer, Himalaya, NS, Tirol}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GAUß2019, title = {Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer}, author = {GAUß, Karl-Markus}, year = {2019}, date = {2019-05-29}, abstract = {GAUß, Karl-Markus: „Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“, Wien 2019 Was kann das schon sein? Die Beschreibung eines Zimmers in einem Buch auf 222 Seiten? Nach dem Titel hätte ich das Buch nie gekauft. Während der Literaturtage „literatur & wein“ im Stift Göttweig las Gauß daraus und es gefiel uns. Nachher sprach ich mit dem Dichter und wir fanden unsere beiden Interessen Bücher zu sammeln. Das machte ihn mir sympathisch. So ging ich also beim Lesen mit Gauß auf Reisen durch sein Haus. Immer wieder schweift er ab. Bei einfachen Gegenständen erklärt er, woher sie kommen und warum er sie hat. Aber gerade die Hintergrundgeschichten bringen oft Neues und Interessantes. Die Beschreibung des Hauses bleibt nur der Rahmen (sonst wäre es ja die Geschichte für einen Architekten). Manches – wie Briefe – werden aufgehoben, um sie wieder einmal zu lesen. Der Augenblick kommt aber oft nicht. Was aber sicher kommt ist der Tod: „Das Warten ist die unmerkliche Bewegung des Todes. Immer warten wir auf etwas, auf die Mittagspause, das Wochenende, den Besuch der Kinder, die Beförderung, den Urlaub, das Ende des Urlaubs, die Pensionierung, und darüber werden wir alt und sterben wir.“ (Seite 28) So wandert man als Leser durch das Haus des Autors und „spricht“ mit ihm über viele Dinge, die man vom Titel des Buches nicht erwartet. Gauß ist ein netter und freundlicher Gastgeber und es ist schön von ihm eingeladen zu werden. }, keywords = {Hausbesichtigung, Reisen, Salzburg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Joachim2019, title = {Krems & Stein, Verborgene Schätze einer Stadt}, author = {RÖSSL Joachim}, editor = {RÖSSL Joachim}, year = {2019}, date = {2019-05-22}, abstract = {RÖSSL, Joachim (Hg): „Krems & Stein. Verborgene Schätze einer Stadt“, Wien 2019 Viele Bücher wurden schon über die mittelalterliche Stadt Krems geschrieben. Alleine meine private Bibliothek zählt mehrere Dutzende. Trotzdem ist es dem Herausgeber gelungen Neues aufzuzeigen. Die Stadt bietet nicht enden wollenden Stoff. Das vorliegende Buch beweist es und öffnet private Räume, zu denen man normal keinen Zugang hat. Es werden aber nicht nur die Gebäude gezeigt, sondern auch ihre derzeitigen Bewohner. Ein neuer Zugang. Eine Fachärztin stellt ihre Ordinationsräume mit einer Holzbalkendecke aus dem 16. Jahrhundert vor. Sie sagt zum Standort in der Altstadt: „Ich genieße es täglich, über den Pfarrplatz hierher zur Ordination in der Althangasse zu spazieren. Das fühlt sich jedes Mal ein bisschen wie Urlaub an.“ Ja, in Krems zu wohnen ist wie Urlaub, das kann ich als in der Stadt Aufgewachsener nur bestätigen. Wie gesagt: neben den Gebäuden werden in diesem Buch auch die darin Wohnenden oder Arbeitenden vorgestellt. So zwei starke Frauen: • die Haubenköchin Ulli Amon und • die Geschäftsführerin der Fachhochschule Ulrike Prommer, die das alte Piaristenkloster für ihre Bildungseinrichtung verwendet. Studierende in barocken Hörsälen und alten Kellergewölben. Nicht so schnell, kann eine andere Stadt solche Infrastruktur den Studierenden bieten. Auch Plätze und Geschichte von Verstorbenen werden beschrieben; wie Ludwig von Köchel. Es wird dem Leser nicht nur gezeigt wo er wohnte, sondern auch was er tat. Neben seiner Nummerierung der Mozart-Werke war er ein Universalgelehrter, der sich mit Naturwissenschaften und Musikforschung beschäftigte. Ja selbst als Komponist machte er sich einen Namen. Auch zwei Künstler aus der Jetztzeit zeigen ihre Häuser: • Günter Wolfsberger sein Atelier in der Steiner Altstadt und • Leo Zogmayer sein Wohnhaus unterhalb des Pulverturms. Mit Musik hat Jo Aichinger der Stadt ein neues Image gegeben. Die gotische Minoriten Kirche wurde zum Klangraum, weil er meinte: „Woher kam denn früher die gute Musik? Immer aus sakralen Räumen.“ Viele, im Buch vorgestellte Räume sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Andere wieder nehmen viele beim Besuch nicht wahr, wie etwa das Schuhgeschäft mit einem spätgotischen Gewölbe im Verkaufsraum oder das Fresko von Martin Johann Schmidt in einer Apotheke. Auch der Bürgermeister zeigte sein Büro in einer Renaissance Gewölbehalle. Aber auch die Moderne kommt zu Wort mit einer modernen Villa oberhalb der Altstadt und den Bauten der Donau-Universität und Medizin-Universität. Die Struktur des Buches richtet sich nach den vier Himmelrichtungen und „Norden“, „Süden“, „Osten“ und „Westen“ heißen die Kapitel. Obwohl man sich gleich zu Beginn über diese Einteilung hinwegsetzt und die neue Landesgalerie vorstellt. Aber umgehend kehrt man ins andere Extrem zurück: zum ältesten Gebäude der Stadt, der Gozzo Burg. Es ist ein Buch, das auch jenen, die glauben schon alles über die Stadt zu wissen Neues bietet. Speziell den Einheimischen und jenen – wie Studierenden – die nur kurzfristig hier wohnten, kann es Erinnerungen wecken. Bei all diesen sollte dieses Buch stehen. Dem Verlag würde dies eine Auflage von mehreren Zehntausend bringen. }, keywords = {Krems, Kunst, Menschen, Stein}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FRISCHMUTH2019, title = {Verschüttete Milch}, author = {FRISCHMUTH, Barbara}, year = {2019}, date = {2019-05-19}, abstract = {FRISCHMUTH, Barbara: „Verschüttete Milch“, Berlin 2019 Frischmuth steckte ihre eigene Kindheitsgeschichten in diesen Roman. Eine Aufarbeitung persönlicher Erinnerungen? Ja, aber auch eine Geschichte, wie sie viele Gleichaltrige auch erlebten und so ein historisches Zeitdokument vorfinden. Eine Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Fakten wie etwa, dass von sechs Onkeln drei im Krieg gefallen sind. Die Basis ist einzelne Fotos, um die herum eine Story erzählt wird. Das Buch ist professionell geschrieben, wie es eben von einer erfahrenen und routinierten Schriftstellerin zu erwarten ist. Zwar ist die Geschichte nicht mehr so revolutionär wie ihre „Klosterschule“, aber historisch wertvoll. Zeitweise sind die Geschichten dann doch langatmig. Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert. In allen ist das Mädchen die Hauptfigur. Im ersten Abschnitt – er tituliert „Die Kleine“ – geht es um das Kleinkind und seine ersten Lebenserfahrungen. Die Zeit vom Schulbeginn weg wird ebenfalls in einem Romanabschnitt zusammengefasst. Der dritte und letzte Teil heißt „Juliane“ und er handelt von der Schulzeit des Mädchens. Dieser Abschnitt erinnert an den ersten Roman von Barbara Frischmuth, an die Klosterschule. }, keywords = {Kindheitserzählung, Nachkriegszeit, Salzkammergut}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Dzevad2019, title = {Sara und Serafina}, author = {KARAHASAN Dzevad}, year = {2019}, date = {2019-05-14}, abstract = {KARAHASAN, Dzevad: „Sara und Serafina“, Berlin 2000 Die Geschichte spielt in der Zeit der Belagerung Sarajevos und schildert die Lage der Einwohner zu dieser Zeit. Es geht um die Auswanderung eines Liebespaars aus dem Ghetto Sarajevos nach Kroatien. Die Erzählung rankt sich um einen Mann, einem Hochschullehrer, der vielleicht der Autor selbst ist. Karahasan schildert in sehr schöner Sprache die Ereignisse, die mit vielen Details geschmückt sind. Man wird mit Eigenschaften und Gepflogenheiten Sarajevos während des Krieges vertraut gemacht. Etwa, was ein „Dundjer“ ist: ein „Meister“, der alles reparieren kann und für alle Geräte Ersatzteile lagernd hat. Ein „Kuferalsi“ ist ein Koffermensch; Leute die für einen Job in die Stadt ziehen und etwas aufbauen, um dann wieder weiter zu ziehen. Beim Lesen erfährt man auch, dass Brot für Bosnier sehr wichtig ist. „Demnach behaupte er, ein echter Bosnier zu sein, weil für einen Bosnier das Gefühl satt zu sein, unzertrennlich mit Brot verbunden sei.“ (Seite 151) Der Proponent erzählt von einem Studienaufenthalt in Deutschland, wo es zum Essen kein Brot gab und er daher nie satt wurde. Die handelnden Personen der Geschichte werden dem Leser durch sehr detailgenaue Beschreibung nähergebracht. Wie etwa die Mutter der auswandernden Tochter: „Schon nach drei Minuten wusste ich, dass Sara zu den mutigen Leuten gehörte, die nichts verbergen können, oder mehr noch zu den seltenen, die etwas zu geben haben und gerne geben, sie geben alles Erdenkliche preis, sogar die eigenen Geheimnisse und Ängste, weil sie nichts verschweigen können.“ (Seite 72) Dem Priester, der gefälschte Papiere zur Ausreise besorgt lässt er sagen: „Wenn du etwas tust oder gibst und dabei sündigst, bist du vielleicht ein Trottel, aber doch auch ein Mensch, wenn du hingegen unterlässt, wozu du berufen bist, dann bist du nicht nur ein Sünder, sondern ein Schuft.“ (Seite 115) Obwohl sich das Thema um die Auswanderung eines Liebespaares legt wird doch die Mutter der jungen Frau zur zentralen Figur. Nach der Auswanderung der Tochter nach Kroatien zur Tante und dann weiter nach Neuseeland wird die alleingebliebene Mutter mit ihrer Lebenssituation nicht fertig. Zuerst baut sie in ihrer Schule, wo sie Lehrerin ist ein zentrales Versorgungszentrum für Wasser und Kleidung im Stadtviertel auf. Zwei Öfen lässt sie aufstellen, wo die Einwohner der Umgebung backen und kochen können. Sie steigert ihr soziales Engagement – letztlich wohnt sie auch in der Schule – bis zum Brief der Tochter, in dem diese mitteilt nach Neuseeland zu übersiedeln, was für sie als Mutter ein unerreichbarer Ort wird. Noch am Heimweg entscheidet sie sich, ihrem Leben ein Ende zu nehmen. Sie überlegt, wo sie sich am besten das Leben nehmen könne. Zu Hause? In der Schule? An einem öffentlichen Platz? „Sara hatte immer schon gewusst, dass der Tod ein Höhepunkt der Intimität war, ein Erlebnis und Ereignis, das man nur mit denen teilt, vor denen man nichts verbergen muss. Aber das gab es heute nicht mehr…“ (Seite 175) Deshalb entscheidet sie sich für die öffentliche Austragung und sie spaziert auf einen Platz, an dem Scharfschützen aus den Bergen die Menschen erschießen. Obwohl sie sich in deren Visier begibt wird sie nicht getötet. Sie scheint kein erstrebenswertes Ziel für diese Rebellen zu sein. Letztlich verhaftet sie die Polizei. Der mit der Hauptperson (der Dichter selbst?) befreundete Polizist holt ihn zu Hilfe. Er ist mit Sara, der festgenommenen Frau bekannt und als Hochschullehrer und Psychologe soll er helfen die Frau wieder zu normalisieren und zum Lebenswillen zurück zu bringen. In einem psychologischen Gespräch gelingt es dem Professor auch, die Frau zum Reden zu bringen und sie erklärt, dass eben zwei Menschen in ihr wohnen: Sara und Serafina. Mit Serafina hatte sie immer Probleme. Sie könne die zwei verschiedenen Naturen in ihr nicht vereinen. Der herbeigeholte Hochschullehrer kann sie nicht bekehren. Letztlich wird der Polizist selbst aktiv und fordert sie auf wieder einer Arbeit nachzugehen. Er bietet ihr an, für die 50 Polizisten der Station zu kochen, was sie annimmt und glücklich ist über die neue Herausforderung. Zufrieden verlässt sie die Polizeistation. Der Polizist und sein Freund freuen sich. Wenige Minuten später schlägt in der Nähe eine Granate ein. Sie eilen hinaus. „Direkt vor der Tür ... lag Saras kopfloser Körper. Ich weiß nicht, wo die Granate eingeschlagen hatte und wie es geschehen konnte, dass Kopf und Hals von einem fast unverletzten Körper abgerissen und einfach verschwunden waren, aber genau das war geschehen.“ (Seite 184) Viele Gräuel sind in der Zeit passiert. Wie soll ein Volk wieder zu normalem Leben wieder zurückkehren? Wie sollen einst gegeneinander Kämpfende wieder friedlich zusammenleben? Für den Dichter gibt es kein VERGESSEN: „Man kann noch so viel Mühe und Geld investieren, man kann aus der ganzen Kultur eine Industrie des Vergessens machen, wie es heute geschieht, man kann versuchen, die Erinnerung gering zu schätzen oder zu löschen – ein Vergessen gibt es nicht. Alles, was einmal war, bleibt in Erinnerung. Ich weiß nicht wie und wo, aber irgendwo bleibt es.“ (Seite 30) Sehr schön dann auch der Vergleich zum Vergessen: „Ich bin sicher, dass ein Apfelbaum sich an sein vorjähriges Laub erinnert, jedes Blatt an jedem Zweig. All diese Blätter existieren weiter, und sei es als Mineralien oder als Feuchtigkeit, als Baumaterial für die diesjährigen Blätter oder als Früchte an einem anderen Baum, ich weiß nicht, in welcher Gestalt jetzt die vorjährigen und vorvorjährigen Blätter existieren, ich weiß es nicht, denn ich bin nur ein Mensch, aber ich weiß mit Sicherheit, dass sie existieren, denn ein Aufhören der Existenz ist logisch nicht möglich. Und das heißt, dass auch Vergessen nicht möglich ist, die Erinnerung ist ein Grundattribut des Daseins.“ (Seite 30) }, keywords = {Auswanderung, Krieg, Sarajevo}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2019, title = {Codename Brooklyn. Jüdische Agenten im Feindesland. Die Operation Greenup 1945}, author = {PIRKER Peter}, year = {2019}, date = {2019-04-28}, abstract = {PIRKER, Peter: „Codename Brooklyn. Jüdische Agenten im Feindesland. Die Operation Greenup 1945“, Innsbruck 2019 Ich habe das Buch durch ein Irrtum bekommen. Eigentlich lag es nicht auf meinem derzeitigen Interesse und so legte ich es zu dem Stoß der ungelesenen. Dann gab es aber eine Knappheit an Lesestoff und ich nahm es mir vor und das war gut so. Eine ausgezeichnete Dokumentation einer Zeit, von der wir, die nachkommende Generation zu wenig wissen. Als unsere Eltern darüber redeten, interessierte uns Kinder das nicht und heute, wo es uns interessieren würde leben die Eltern nicht mehr. Der Autor Peter Pirker – ein Experte, ein Historiker – hat für mich in akribischer Genauigkeit das Thema aufgearbeitet. Im Grund fokussiert er sich auf Tirol, ohne aber die Gesamtsituation aus dem Auge zu verlieren und auch in seine Dokumentation einzubeziehen. Wie die Alliierten – und hier vor allem die Amerikaner – mit speziell ausgebildeten Soldaten Einfluss und Informationen aus dem Deutschen Reich bekommen wollen wird in diesem Buch an Hand von drei Proponenten aufgezeigt. Es sind nach Amerika Geflüchtete. Juden und Desserteure der Deutschen Wehrmacht. Peter Pirker beschreibt deren Werdegang von der Jugend, dem Elternhaus bis hin zu ihrer Flucht und dem gefährlichen Einsatz für die Amerikaner. Der transnationale Widerstand wird an Hand von drei Männern beschrieben, deren Interesse es war gegen den militanten Kampf des Nationalsozialismus aufzutreten. Fred Mayer, Hans Wijnberg und Dyno Loewenstein „wuchsen in den 1920-er Jahren in jüdischen Familien in Freiburg, Amsterdam und Berlin auf.“ (Seite 309) Zum Erfolg verhalf ihnen der vom Nationalsozialismus kommende Kriegsgefangene Franz Weber, mit dessen lokalen Wissen sich die Truppe in Tirol zurechtfinden konnte. Der Autor des vorliegenden Buches geht auch nicht (nur) mit vernichtender Kritik gegen ehemalige Nationalsozialisten vor, weil „persönliche Erwartungshaltungen auch Menschen aus oppositionellen Kulturellen und ideologischen Milieus für politische Maßnahmen des NS-Regimes öffneten, diese aber nicht als genuin nationalsozialistische Maßnahmen verstanden wurden, auch wenn sie erst von den Nationalsozialisten durchgeführt wurden.“ (Seite 112) Eine Betrachtungsweise, wie sie vielleicht erst nachkommenden Generationen möglich ist. Kritisiert werden auch so manche Verherrlichungen über die Befreiung Österreichs, wie es etwa Hugo Portisch mit seiner Serie „Österreich II“ machte. Er verschwieg die Verdienste der Einsätze von außen, von Menschen, die sich im Untergrund – wie die drei im Buch beschriebenen Männer – bewegten und ihr Leben für die Befreiung riskierten. Journalisten werden durch ihren Beruf bekannt und populär. Viele von ihnen nützen dann diese Bekanntheit um sich auch auf Fachgebieten zu Wort zu melden, die nicht ihre sind, wie etwa in diesem Fall, in dem der Journalist Portisch Historiker spielt. „Hugo Portisch bevorzugt eine österreichische Version der Befreiung, wahrscheinlich in seiner von den ersten Nachkriegsjahren geprägten Denkweise, die Österreicher mit einer eigenen positiven Geschichte versorgen zu müssen.“ (Seite 119) Es ist aber gut, dass sich auch Experten, wie der Autor des vorliegenden Buches zu Wort melden und professionell Situationen aufzeigen. Durch den Einsatz dieser drei, von außen eingeschleppten Widerstandskämpfern, die Stadt Innsbruck wehrlos den anrückenden amerikanischen Truppen übergeben. „Im Vergleich zu ähnlichen Situationen in anderen Städten in den Resten des Deutschen Reiches war die Anwesenheit des Greenup-Teams in Innsbruck ein entscheidender Faktor der kampflosen Übergabe.“ (Seite 312) Pirker liefert mit dem Buch „Codename Brooklyn“ eine wichtige historische Dokumentation. Hinter dem Titel mit Brooklyn vermutet man ja nicht eine historische Beschreibung Tirols. Das Wort „Brooklyn“ wurde im Funkverkehr der drei Widerstandskämpfer mit den amerikanischen Truppen für „Innsbruck“ verwendet. }, keywords = {Alliierte, Tirol, Widerstand, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STEINDL-RAST2019, title = {Ein guter Tag für dich}, author = {STEINDL-RAST, David}, year = {2019}, date = {2019-04-09}, abstract = {STEINDL-RAST, David: „Ein guter Tag für dich“, Innsbruck Wien Ein Buch mit schönen Fotos und weisen Sprüchen von Pater Steindl-Rast. Es ist aber auch eine Profilierung des Fotografen Peter Umfahrer, der David Steindl-Rast als Zugpferd für seine Bilder macht. Die Texte stammen aus dem Jahre 12006, als die gesprochenen Worte des Benediktiners vom Musiker Gary Malkin untermalt wurden. Dies wurde im Internet millionenfach abgerufen: www.gratfulness.org Das vorliegende Buch ist eine gedruckte Version des erfolgreichen Videos. }, keywords = {Dankbar, guter Tag}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MOLDAN2019, title = {Griechische Spuren in und um Wien}, author = {Bernd MOLDAN}, year = {2019}, date = {2019-04-07}, abstract = {MOLDAN, Bernd: „Griechische Spuren in und um Wien“, Horn Wien 2019 Der Griechenlandliebhaber Moldan erforschte Häuser und Einrichtungen, die mit Griechen zu tun haben, oder die von Griechen geschaffen wurden. Als Fotograf macht er dazu auch eine bildliche Dokumentation. Interessant, dass auch Karajan aus einer griechischen Familie stammt und früher Karagianis hieß. Ein Buch für Insider und Wiener Griechen. Es ist auch dreisprachig – deutsch, griechisch und englisch - umso den Griechen die Wiener Situation näher zu bringen. }, keywords = {Griechenland, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHLINK2019, title = {Liebesfluchten}, author = {SCHLINK, Bernhard}, year = {2019}, date = {2019-03-31}, abstract = {SCHLINK, Bernhard: „Liebesfluchten“, Zürich 2001 Sieben Geschichten, die entweder mit Flucht aus der Liebe oder in die Liebe handeln. „Das Mädchen mit der Eidechse“ – Das Bild zeigt ein Mädchen mit einer Eidechse. Als es der kleine Bub für eine Bildbeschreibung für die Schule verwenden will bringt ihn der Vater davon ab. Das Bild verfolgt ihn sein ganzes Leben. Er nimmt es in seine Studentenwohnung mit. Er forscht nach und muss feststellen, wie sein Vater im Hitlerregime als Richter agiert hat. Wie er Menschen an den Galgen und ins Gefängnis gebracht hat, nur weil sie Juden waren. Ob er sich mit dem Bild dieses jüdischen bekannten Malers bereichert hat? Das Bild und seine Geschichte belasten ihn. Er kann sich von diesem Bann erst befreien, als der das Bild verbrannte. „Der Seitensprung“ – Schlink verwendet das Wort „Liebesfluchten“ anders als man es als Leser erwartet. In dieser Geschichte gibt es zwar einen Seitensprung, aber seine Entstehung und seine Durchführung ist anders als es normal ein Seitensprung ist. Primär geht es um Menschen, die in Ost- und Westdeutschland leben. Ein junger Jurist fährt öfter von West- nach Ost-Berlin und freundet sich dabei mit einem Schachspieler an. Er wird auch eingeladen und lernt die Verhältnisse kennen. Nach dem Fall der Mauer übersiedelt die Familie in den Westen und wird reich und gut situiert. Der Kontakt bleibt bestehen. Bei einem der Besuche des Juristen wurde es spät und er nächtigte bei den Freunden, weil auch viel getrunken wurde. Das Ehepaar stritt im Nebenzimmer. Plötzlich kam die Frau ins Bett des Juristen und verführte ihn. Es war ihm peinlich. War es doch die Frau des Freundes. Als sie zu ihrem Mann zurückgekehrt war ging der Streit weiter und wurde heftiger. Letztlich kam heraus, dass der Ehemann für die ostdeutsche Geheimpolizei gearbeitet hatte und seine Frau und auch den Freund verraten hatte. Er hatte einen „politischen Seitensprung“ gemacht. Die Frau revanchierte sich mit einem „sexuellen Seitensprung“. „Der Andere“ – Die Frau ist gestorben. Er hatte sie geliebt und am Schluss – bis zu ihrem Tod – gepflegt. Eines Tages kam ein Brief an sie. Sie, die gestorben war bekam einen Brief von einem ehemaligen Liebhaber. Er wird eifersüchtig. Er forscht nach und bricht ein Geheimfach im Schreibtisch seiner Frau auf, wo er Liebesbriefe findet. Er beantwortet den letzten Brief und beginnt eine Korrespondenz mit „dem Anderen“. Er tut so, als würde die Frau noch leben. Von der Tochter, die der Mutter am nächsten stand konnte er Nichts in Erfahrung bringen. Sie war und ist ihrem Vater gegenüber abweisend. So fährt er in die Stadt des „Anderen“. Lauert ihm auf. Trifft ihn anonym im Café. Spielt mit ihm Schach. Kommt ihm näher. Parallel schreibt er weiter Briefe und vereinbart ein Treffen. Der „Andere“ will ein Fest zu Ehren seiner Freundin ausrichten. Er hat zu wenig Geld und pumpt den Mann der Freundin – den er aber nicht als solchen erkannt hat – an. Vor dem Fest reist er aber ab. Der „Andere“ entpuppte sich als Hochstapler. Wieder zu Hause ist er unzufrieden und fährt dann doch zum Fest. Ein Fest, das mit seinem Geld ausgerichtet wurde. Der „Andere“ ist ein gewandter Hochstapler. Er hält eine wunderbare Rede auf seine verstorbene Frau. So kann er letztlich zufrieden am Morgen mit dem ersten Zug heimfahren. Er hatte seinen Frieden gefunden. „Zuckererbsen“ – Eine berührende Geschichte. Ein erfolgreicher Architekt führt drei Parallelleben. Einerseits mit seiner Frau, mit der er die klassische Familie mit Kindern in Berlin hat. Sie war ursprünglich seine Mitarbeiterin und er beteiligte sie an seinem Architekturbüro und letztlich heirateten sie. Als ihm das reine Ingenieurwesen, wo er Dachausbauten und Brücken baute, zu langweilig wurde wendete er sich seinem Hobby, dem Malen zu. Auch da wurde er erfolgreich und eine erste Ausstellung fand in Hamburg statt. Letztlich entsteht mit der Galeristin ein Verhältnis und sie bekommt ein Kind von ihm. Mit ihr führt er eine Parallelehe. Dem noch nicht genug beginnt er mit einer Zahnmedizinstudentin ein Verhältnis und lebt zeitweise auch mit der zusammen. Der Stress wird unerträglich groß und er bricht aus. Kauft sich eine Mönchkutte, schmeißt sein nobles Gewand weg und lebt auf Reisen in Klöstern und einfachen Unterkünften. Er fand wieder zu sich selbst. Vor einer Zugfahrt in Italien verfing sich seine Kutte in der Tür des abfahrenden Zuges. Er wurde mitgerissen und blieb schwer verletzt am Bahngleis liegen. Nach langem Krankenhausaufenthalt und Operationen kommt er in ein Rehabilitationsheim nach Deutschland zurück. Er weiß nicht wer dies organisiert hatte. Letztlich wird er nach Monaten entlassen und man bringt ihn in seine Wohnung. Die inzwischen fertige Zahnärztin chauffiert ihn. Seine Wohnung ist behindertengerecht umgebaut – er ist ja zum Rollstuhlfahrer geworden. In der Wohnung erwarten ihn die anderen beiden Frauen: die Ehefrau und die Galeristin. Sie haben ihn inzwischen enteignet und haben eine eigene Firma gegründet, in der sie seine Arbeiten vermarkten. Die drei Frauen revanchieren sich. Er ist praktisch ihr Gefangener und Sklave. „Die Beschneidung“ – In dieser Erzählung werden die Probleme bei Partnerschaften, die aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen zusammengesetzt sind aufgezeigt. Ein deutscher Student verliebt sich in New York in eine junge jüdische Frau. Er wird in die Familie der Freundin eingeführt und bekommt sein Deutschtum und die im Naziregime durchgeführten Judenverfolgungen vorgehalten. Letztlich fährt er mit seiner Freundin nach Hause und zeigt ihr seine Heimat Deutschland. Sie aber sieht in vielem die Handlungsweise der Nazis. Dass Deutschland nach dem Krieg alles wieder aufgebaut hat sieht die junge Frau negativ: „Warum muss alles schon morgen fertig werden und aussehen, als hätte die Stadt keine Geschichte? Als hätte sie keine Wunden und Narben? Warum muss auch noch gleich der Holocaust unter einem Denkmal entsorgt werden?“ (Seite 229) Die Liebe kittet. Der junge Mann lässt sich sogar beschneiden, um so seiner Freundin näher zu sein. Aber alles hilft nicht. Die Unterschiede sind zu groß und er verlässt sie trotz Liebe. Schlink beschäftigt sich hier mit dem heiklen Thema des Verhältnisses der Juden zu den Deutschen. Wie jüdische Amerikaner einen jungen Deutschen, der schon in der zweiten Generation nach dem Krieg lebt Schuldzuweisungen für das Hitlerregime geben. So meint die Freundin etwa „Was du mit dem Holocaust zu tun hast? Du bist Deutscher, das hast du mit dem Holocaust zu tun.“ (Seite 241) „Der Sohn“ – Zwei internationale Beobachter aus Kanada und Deutschland besuchen ein, im Bürgerkrieg befindliches Land. Sie fahren mit Militärbegleitung in eine entlegene Provinz und werden von Rebellen angegriffen. Die Hauptfigur der Geschichte ist der Deutsche. Er denkt in diesen brenzlichen Minuten an seinen Sohn, um den er sich zu wenig gekümmert hat. Bedingt durch Beruf und Scheidung. Vor der Abreise in die Provinz telefoniert er noch aus der Hauptstadt mit dem Sohn, der Arzt in einem Krankenhaus ist. Er wird aus seiner Arbeit gerissen und ans Telefon geholt. Der Vater sagt ihm nur, dass er ihn liebt. Eine wichtige Aussage, weil er einen Tag später beim Angriff der Rebellen stirbt. „Die Frau an der Tankstelle“ – Der Protagonist träumt von einer Frau an einer Tankstelle, bei der er bleibt und sie verführt. Im realen Leben führt er schon eine lange Ehe. Er war in seine Frau sehr verliebt. Die Liebe verlor aber im Laufe der Jahre an Intensität. Das Paar versucht einen neuen Anfang. Die Kinder sind flügge und sie buchen eine längere Amerikareise. Bei einer Tankstelle kommt sein Traum zur Wirklichkeit. Hier beschließt er nicht mehr weiterzufahren und steigt aus; lässt seine Frau alleine weiterfahren. In einem billigen Motel quartiert er sich ein und wartet ein Monat ob die Frau vielleicht doch zurückkehrt. }, keywords = {Deutsche, Juden, Konflikt, Unterschiede}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÖHLER2019, title = {Und dann diese Stille}, author = {KÖHLER, Harriet}, year = {2019}, date = {2019-03-26}, abstract = {KÖHLER, Harriet: „Und dann diese Stille“, München 2012 Eine Warnung vorab: sollten nach einigen Seiten nicht zufrieden sein und das Buch ungelesen weglegen wollen; tun sie es nicht. Es wird mit zunehmender Seitenanzahl besser. Am Anfang geht es um das Sterben einer alten Frau. Der Ehemann sitzt bei ihr am Sterbebett im Krankenhaus. Später kommt der Sohn dazu und der Enkel kommt zu spät. Nur mehr am Begräbnis kann er teilnehmen. Das Verhältnis der drei Männer ist ein angespanntes. Der alte Mann war lange in russischer Kriegsgefangenschaft. Der Sohn – auch schon Pensionist – ist in den Kriegsjahren mit der eben verstorbenen Mutter alleine gewesen. Zu seinem Sohn hatte er, ein kühler Techniker, wenig Bezug. Der Sohn litt darunter, obwohl auch er ein Techniker, wenig Emotionen hat. Alles will und wollte er technisch erklären. Auch Liebe wurde wie eine chemische Formel zerlegt. Erst als er, nach vielen Beziehungen, seine Ruth kennenlernte wusste er was Liebe ist. Sie versucht den Sohn und Vater näher zu bringen. Erst sehr spät zieht bei allen der Friede ein: der Vater pflegt bis zu dessen Tod den Großvater und der Sohn schließt nach dem Tod des Großvaters mit dem eigenen Vater Frieden. }, keywords = {Sterben, Vaterbeziehung, Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Zdenka2019, title = {Ein fesches Dirndl}, author = {BECKER Zdenka}, year = {2019}, date = {2019-03-17}, abstract = {BECKER, Zdenka: „Ein fesches Dirndl“, Meßkirch 2019 Eigentlich hat sie diesen Roman für ihre Enkelkinder geschrieben. Sie hat sich ausgerechnet, dass sie ihnen vielleicht nicht mehr aus ihrem Leben erzählen kann, wenn sie älter sind und dafür Interesse haben. Deswegen hat sie es aufgeschrieben. Ihre Kindheit als Slowakin in Bratislava und am Land bei ihrer Großmutter und dann die Heirat mit ihrem österreichischen Mann und die Übersiedlung nach Österreich. Heute ist Migration ein aktuelles Thema. Sie beschreibt es aus ihrem Blickwinkel, denn auch sie ist migriert. Zwar nicht als Flüchtling und mit einer gefährlichen Reise aber sie war doch eine Fremde hier. Obwohl sich die slowakische und österreichische Kultur näher sind als etwa die, der jetzt ankommenden arabischen Menschen. Auch kam sie auf friedlichem Weg durch Heirat. Damit bekam sie auch sofort die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie konnte zwar nicht die Landessprache deutsch sprechen, hatte aber sofort einen österreichischen Pass. Bei diesen Passagen beginnt man nachzudenken. Von heutigen Migranten verlangt man den Nachweis der deutschen Sprache. Erst dann bekommen sie finanzielle Unterstützung und Arbeit und später dann einen österreichischen Pass. Aber die Sprache ist Voraussetzung. Zdenka Becker hatte es da leichter. Sie hat auch hart an sich gearbeitet um die Sprache nicht nur zu sprechen, sondern sie auch akzentfrei zu sprechen. Sie ärgerte sich, wenn sie gefragt wurde „Woher kommen sie?“ Das wies sie schon als Andere aus. Selbst die Antwort „Sie sprechen aber sehr gut deutsch“ half da nicht hinweg. Sie fühlte sich als zweitklassig. So ist das Buch auch eine Abrechnung und Aufarbeitung ihrer Minderwertigkeitsgefühle aus der Zeit der Integration. Sie fühlte sich immer schlechter behandelt. Ob es in einem Job als Journalistin war, den sie angenommen hatte und wieder verließ, weil sie von den Kollegen nicht akzeptiert wurde oder von der Nachbarschaft, die eben Dialekt und nicht das Hochdeutsch sprachen. Ob es da nicht auch an ihr lag? Solche Gedanken kommen beim Lesen durch. Andererseits ist es ein Buch, das das Leben jener Generation von Österreichern beschreibt, die nach dem Krieg geboren sind, in den 70er Jahren eine Familie gegründet haben und heute auf ihr Leben als Pensionisten zurückschauen. An die Zeit der Hippiegeneration, als man einen alten, bunt bemalten VW-Bus fuhr, wenig Geld hatte, viel Musik hörte, Freundschaften schloss und letztlich ein Heim für die Familie aufbaute und Karriere machte. Ein Spiegelbild für einen Großteil der Österreicher, die in dieser Zeit gelebt haben. Ein Zeitzeugnis. Das macht aber keinen Unterschied für Migranten und immer Dagewesene. Thematisch gibt es im Buch ein Buch mit einem anderen und doch verwandten Thema: das Schicksal von Migranten der heutigen Zeit. Die Autorin arbeitete als Deutschlehrerin für Migranten. Viele ihrer Schüler erzählten ihr ihr persönliches Schicksal. Woher sie kommen. Von ihrer Flucht. Wie es ihnen hier im Westen geht. Einige dieser Geschichten hat sie in diesem Buch integriert und niedergeschrieben. Sie sind ergreifend und ebenso wichtige Zeitzeugnise. Zdenka Becker hat das Manuskript für ihre Kinder geschrieben. Die Lektorin des Verlags wollte es lesen und schlug anschließend vor es als Buch herauszugeben. Zdenka Becker hat damit ein Stück ihres persönlichen Lebens freigegeben für die Öffentlichkeit. Es ist also mehr als ein Roman. Es ist eine Lebensbeichte. Mutig, dass sie sich dazu entschlossen hat. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Zdenka2019b, title = {Ein fesches Dirndl}, author = {BECKER Zdenka}, year = {2019}, date = {2019-03-17}, abstract = {BECKER, Zdenka: „Ein fesches Dirndl“, Meßkirch 2019 Eigentlich hat sie diesen Roman für ihre Enkelkinder geschrieben. Sie hat sich ausgerechnet, dass sie ihnen vielleicht nicht mehr aus ihrem Leben erzählen kann, wenn sie älter sind und dafür Interesse haben. Deswegen hat sie es aufgeschrieben. Ihre Kindheit als Slowakin in Bratislava und am Land bei ihrer Großmutter und dann die Heirat mit ihrem österreichischen Mann und die Übersiedlung nach Österreich. Heute ist Migration ein aktuelles Thema. Sie beschreibt es aus ihrem Blickwinkel, denn auch sie ist migriert. Zwar nicht als Flüchtling und mit einer gefährlichen Reise aber sie war doch eine Fremde hier. Obwohl sich die slowakische und österreichische Kultur näher sind als etwa die, der jetzt ankommenden arabischen Menschen. Auch kam sie auf friedlichem Weg durch Heirat. Damit bekam sie auch sofort die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie konnte zwar nicht die Landessprache deutsch sprechen, hatte aber sofort einen österreichischen Pass. Bei diesen Passagen beginnt man nachzudenken. Von heutigen Migranten verlangt man den Nachweis der deutschen Sprache. Erst dann bekommen sie finanzielle Unterstützung und Arbeit und später dann einen österreichischen Pass. Aber die Sprache ist Voraussetzung. Zdenka Becker hatte es da leichter. Sie hat auch hart an sich gearbeitet um die Sprache nicht nur zu sprechen, sondern sie auch akzentfrei zu sprechen. Sie ärgerte sich, wenn sie gefragt wurde „Woher kommen sie?“ Das wies sie schon als Andere aus. Selbst die Antwort „Sie sprechen aber sehr gut deutsch“ half da nicht hinweg. Sie fühlte sich als zweitklassig. So ist das Buch auch eine Abrechnung und Aufarbeitung ihrer Minderwertigkeitsgefühle aus der Zeit der Integration. Sie fühlte sich immer schlechter behandelt. Ob es in einem Job als Journalistin war, den sie angenommen hatte und wieder verließ, weil sie von den Kollegen nicht akzeptiert wurde oder von der Nachbarschaft, die eben Dialekt und nicht das Hochdeutsch sprachen. Ob es da nicht auch an ihr lag? Solche Gedanken kommen beim Lesen durch. Andererseits ist es ein Buch, das das Leben jener Generation von Österreichern beschreibt, die nach dem Krieg geboren sind, in den 70er Jahren eine Familie gegründet haben und heute auf ihr Leben als Pensionisten zurückschauen. An die Zeit der Hippiegeneration, als man einen alten, bunt bemalten VW-Bus fuhr, wenig Geld hatte, viel Musik hörte, Freundschaften schloss und letztlich ein Heim für die Familie aufbaute und Karriere machte. Ein Spiegelbild für einen Großteil der Österreicher, die in dieser Zeit gelebt haben. Ein Zeitzeugnis. Das macht aber keinen Unterschied für Migranten und immer Dagewesene. Thematisch gibt es im Buch ein Buch mit einem anderen und doch verwandten Thema: das Schicksal von Migranten der heutigen Zeit. Die Autorin arbeitete als Deutschlehrerin für Migranten. Viele ihrer Schüler erzählten ihr ihr persönliches Schicksal. Woher sie kommen. Von ihrer Flucht. Wie es ihnen hier im Westen geht. Einige dieser Geschichten hat sie in diesem Buch integriert und niedergeschrieben. Sie sind ergreifend und ebenso wichtige Zeitzeugnise. Zdenka Becker hat das Manuskript für ihre Kinder geschrieben. Die Lektorin des Verlags wollte es lesen und schlug anschließend vor es als Buch herauszugeben. Zdenka Becker hat damit ein Stück ihres persönlichen Lebens freigegeben für die Öffentlichkeit. Es ist also mehr als ein Roman. Es ist eine Lebensbeichte. Mutig, dass sie sich dazu entschlossen hat. }, keywords = {Migration Integration Slowakei Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FLASAR2019, title = {Herr Kato spielt Familie}, author = {FLASAR, Milena Michiko}, year = {2019}, date = {2019-03-13}, abstract = {FLASAR, Milena Michiko: „Herr Kato spielt Familie“, Berlin 2019 Es ist beeindruckend, wie eine junge Frau – die Autorin – einen älteren Mann, der eben in Pension gegangen ist beschreibt. Seine Probleme und wie er sich um seine Gesundheit sorgt und diverse Ärzte aufsucht, um letztlich enttäuscht zu sein diagnostiziert zu bekommen, dass er gesund ist. Er weiß mit der im Ruhestand gewonnen Zeit noch Nichts anzufangen, bis er auf einem Friedhof eine Schauspielerin kennenlernt, die auf Bestellung verschiedene Rollen für eine andere Menschen spielt. Menschen bestellen sich bei einer Agentur Schauspieler, um für sie die Rolle einer (fehlenden) Familie zu spielen. Etwa eine Hochzeit, bei der nur das Hochzeitspaar echt ist und alle Gäste Schauspieler sind. Herr Kato, die Hauptfigur des Romans, übernimmt die Rolle des Chefs des Bräutigams und muss auch eine Rede halten. Ein anderes Mal muss er sich mit einer geschiedenen Frau treffen, die bedingt durch die Scheidung unter krankhaftem Stress leidet. Herr Kato spielt den geschiedenen Mann, der Erleichterung für die Krankheit bringen soll. Eine Mutter engagiert ihn, um den Großvater für ihre Tochter zu spielen. Der echte Großvater lehnte den Jungen ab. Herr Kato sollte ihn für einige Stunden ersetzen. Aber auch privat wird gespielt. Das Ehepaar Kato hatte sich im Laufe der Jahre auseinandergelebt. Sie haben sich nicht mehr viel zu sagen. Die Kinder sind ausgezogen und flügge; haben selbst Familie. Das ältere Ehepaar ist sich selbst überlassen. Das Haus ist zu groß. Erst ein Herzinfarkt des Mannes lässt sie das Haus gegen eine bequemere Wohnung wechseln. Ich hatte das Gefühl beim Lesen älter geworden zu sein, so sehr hat mich der Text in den alternden Mann hineingezogen. }, keywords = {Pensionist Schauspieler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FALLADA2019, title = {Jeder stirbt für sich allein}, author = {FALLADA, Hans}, year = {2019}, date = {2019-03-08}, abstract = {FALLADA, Hans: „Jeder stirbt für sich alleine“, Berlin 2016 Fallada war während des Naziregimes ein „unerwünschter Autor“ und lebte zurückgezogen. Gleich nach Kriegsende, im Jahr 1946 schrieb er diesen 700seitigen Roman in nur vier Wochen. Eine großartige Erzählung, die auch zeigt, wieviel die Leute damals wussten und wie viele leugneten etwas von KZ oder Misshandlung und Judenverfolgung gewusst zu haben. Fallada schrieb ja unmittelbar nach dem Ende des NS-Regimes alles nieder. Es war noch nicht verklärt. Man kann von einer sachlichen Berichterstattung in Romanform ausgehen. Großartig, wie sich Fallada in die Rolle der handelnden Personen hineindenkt. Wie er die letzten Tage des zum Tode verurteilten Mannes beschreibt. Was dieser denkt, empfindet, wahrnimmt. Stilistisch könnte man es heute vielleicht kitschig nennen, aber der Effekt ist eine, über 700 Seiten nicht abreißende Spannung. Dabei ist das Thema selbst harmlos. Ein Ehepaar, das mit dem Hitlerregime nicht einverstanden ist und ihren Widerstand mit dem Schreiben von Karten kundtut. Karten, die sie heimlich öffentlich ablegen … bis sie erwischt werden. Enttäuschend dann das Ergebnis: die Karten wurden nicht im Untergrund weitergegeben, sondern aus Angst fast alle bei der Polizei abgegeben. Für den Kartenschreiber ist die Erkenntnis, dass er Angst verbreitete neu und er ist froh verurteilt zu werden. Der Kommissar, der ihn „gejagt“ hatte meinte nach der Verhaftung „Haben sie einmal darüber nachgedacht, wieviel Angst und Not sie mit diesen Karten über die Menschen gebracht haben? Die Leute sind ja vor Angst vergangen, manche sind verhaftet worden, und von einem weiß ich bestimmt, dass er wegen dieser Karten Selbstmord verübt hat …“ (Seite 499) Obwohl der Fall gelöst war, war der Kommissar nicht zufrieden. Der Kartenschreiber hatte ihm die Augen geöffnet und er, der Jäger erschoss sich auf seinem Arbeitsplatz. Der Kartenschreiber und seine Frau nehmen die Prozesse heldenhaft entgegen. Sie erklären sich in allem schuldig. Die Ankläger und der Richter sind enttäuscht. Trotzdem versuchen sie die zu Verurteilenden noch zu schikanieren. Ihr Eingeständnis nimmt ihnen vieles an Show in der Verhandlungstaktik. Dramatisch dann auch der Abschnitt des Buches, in dem das Ehepaar – getrennt – auf ihre Hinrichtung wartet. Sie sehen dem tapfer entgegen, obwohl ihnen eine Giftampulle von einem ehemaligen Nachbarn zugespielt wurde, mit der sie ihrem Leben ein Ende setzten hätten können und vielen noch folgenden Schikanen entgehen hätten können. Sie aber gehen tapfer den Weg bis zum Ende. Großartig, wie sich Fallada in die Rolle der dem Tod geweihten Menschen hineinversetzt und diese mit ihren Gedanken zu Papier bringt. Das vorliegende Buch ist eine Originalfassung aus dem Jahr 1946, wie es ursprünglich nicht veröffentlicht wurde. So ist es daher zeitnäher und härter. }, keywords = {Berlin, NS-Regime, zum Tod Verurteilte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LÜSCHER2019, title = {Frühling der Barbaren}, author = {LÜSCHER, Jonas}, year = {2019}, date = {2019-02-20}, abstract = {LÜSCHER, Jonas: „Frühling der Barbaren“, München 2015 Der Autor beschreibt eine reiche englische Gesellschaft mit erfolgreichen jungen Managern. Es wird eine Hochzeit gefeiert. In einem luxuriösen Zelt Camp in der Wüste Tunesien. Einzig die Eltern passen nicht ganz zu dieser jungen ausgeflippten Runde. Sehr gut ist die Gesellschaft mit dem engagierten Koch beschrieben: „Der Koch, ein junger, wilder Kärntner, in Tokyo und Sydney ausgebildet … in einem tunesischen Wüstenresort zu einer englischen Hochzeit, bei der Geld keine Rolle spielte – oder die allergrößte -, auftischen würde. Louisiana-Flusskrebse in Grünteegelee an Dattelcouscous; Baklava von Akazienhonig, Alba-Trüffeln, Stopfleber und tasmanischen Macadamianüssen oder Tafelspitz vom Wagyu-Rind in Süßkartoffelgröstl und ähnliche internationalisierte Späße.“ (Seite 80 und 81) Da bricht plötzlich über Nacht in England das Bankgeschäft zusammen und das britische Pfund verfällt. Die englische Regierung musste den Staatsbankrott ausrufen. Um die Hochzeitstafel in Tunesien zahlen zu können müsste das Paar ihr Haus in England verkaufen. Die Krise schwappt auch auf Tunesien über und alternative Kräfte übernehmen das Ruder. Der reiche Besitzer der Hotelanlage wird eingesperrt und die Tochter versucht den Schaden irgendwie zu überbrücken. Letztlich wird aber auch sie von den Häschern gefasst. Im Titel „Frühling der Barbaren“ wird Bezug genommen auf eine Neuauflage des arabischen Frühlings und dem barbarischen Verhalten der Engländer, die plötzlich ihr ganzes Hab und Gut verloren haben und sich barbarisch gegenüber ihrer Umwelt verhalten: ein Kamel schlachten, Kühltruhen plündern … Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines jungen Schweizer Geschäftsmanns, der sich aus beruflichen Gründen in diesem Camp befindet. Und es ist eine wirkliche Erzählung, denn der Autor wählt die Form der Erzählung so, dass der Schweizer Geschäftsmann, der eben in Tunesien war und das alles miterlebt hatte einem Freund erzählt. Der Mitschnitt dieses Gesprächs ist das Buch. }, keywords = {arabischer Frühling, England, Staatsbankrott, Tunesien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2018b, title = {Gegenüber}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2019}, date = {2019-02-16}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Gegenüber“, MP3-CD, Gelesen von Erika Pluhar und Anna Dangel, Residenz Verlag Salzburg-Wien 2019 Ich bin kein Experte für Hörbücher. Die CD mit dem Buch „Gegenüber“ von Erika Pluhar war eine kleine Novität für mich. Ich hörte es beim Autofahren. Man braucht auch viel Zeit, um diese 11 Kapiteln mit insgesamt 7 ½ Stunden Spielzeit anzuhören. Das Buch hatte ich schon gelesen (wie übrigens alle Bücher von Pluhar). Das vorgelesene Buch war eine Novität für mich und ich hörte wieder neue Dinge heraus. Besonders toll fand ich es, dass die Autorin auf Grund ihrer Professionalität als Schauspielerin das Buch selbst las. Da bekommt man einen noch größeren Tiefgang beim Empfang der Texte. Es geht um eine 80-jährige, alleinlebende Frau, um die sich eine halb so alte Nachbarin liebevoll kümmert. Pluhar zeigt dabei die Diskrepanz der beiden Frauen. Die Alleinlebende will auch lieber alleine sein und fühlt sich bei den Besuchen der Nachbarin zu Beginn in ihrer Freiheit eingeschränkt. Zunehmend genießt sie aber die Obsorge der Jungen. Als dritte Person kommt der angenommen Sohn aus Afrika ins Spiel. Er lebt in Westsahara und arbeitet für die dortige, nicht freie Minderheit. Ein Thema, das auch im Privatleben für Erika Pluhar ein Anliegen ist. }, keywords = {Alt und Jung, einsame Frau, Hör CD}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ALM2019, title = {Ohne Bekenntnis. Wie mit Religion Politik gemacht wird}, author = {ALM, Niko}, year = {2019}, date = {2019-02-13}, abstract = {ALM, Niko: „Ohne Bekenntnis. Wie mit Religion Politik gemacht wird“, Salzburg-Wien 2019 Der Autor outet sich gleich zu Beginn des Buches, dass er ein Atheist ist. Ja in der Einleitung meint er, dass jeder Mensch als Atheist geboren wird und ihm von anderen – wie den Eltern - eine Religion auferlegt wird. Als Achtjähriger habe er am Beispiel Abrahams, der seinen Sohn opfern wollte, erkannt, dass das kein gütiger Gott sein kann und keiner, den er braucht. Warum es Religionen gibt begründet der Autor damit, dass „die Götter alles regeln. Es regnet? Gott weint. Eine Krankheit? Gott straft.“ (Seite 25) Die Menschen halten an Religionen fest, weil sie Trost, Erklärung und Kooperation geben. Trost für Leiden aller Art und auch einer Reduzierung der Angst vor dem Tod. Erklärung all jener Dinge, die nicht erklärbar sind. Sehr nüchtern wird die Situation der Kirchen aufgezeigt: all ihre negativen Aktionen von den Kreuzzügen bis zur Kindermisshandlung und dass die Kirche längst verweltlicht sei. Auch sei es „keine Voraussetzung, an Gott zu glauben, um Mitglied der Kirche zu sein.“ (Seite 37) Natürlich darf in so einem Buch auch nicht das aktuelle Kopftuchverbot der Regierung fehlen, dass er als Einschränkung der menschlichen Freiheit sieht. Auch sei es nur eine Stellvertreterdebatte. Den Religionsunterricht will er ebenfalls abgeschafft wissen, so wie auch in den öffentlichen Gebäuden und Schulen keine Kreuze hängen dürften. Ja selbst auf den Berggipfeln sollten die meisten weg, weil die meisten Berge der Österreichischen Bundesforste gehören und somit dem Staat, der aber neutral agieren solle. Bei der Verquickung von Staat und Religion rechnet er sogar vor, dass der Staat die kirchlichen Organisationen mit Steuergeldern unterstützt. Eine Rechnung die stimmt? Umwegrentabilitäten unberücksichtigt lassend. Auch die Unterstützung von Klosterschulen wird hier mitgerechnet. Und so kommt er auf 4 Milliarden Euro, die der Staat der katholischen Kirche zuschisst. Der Staat dürfe generell keine Religionen ablehnen, das stehe ihm nicht zu. Er müsse neutral sein. Er, der Nicht-Theologe – scheucht auch nicht davor zurück Jesus „potemkinsche“ zu nennen, weil alles an ihm nicht stimme: das Geburtsdatum, viele der in der Bibel aufgezeichneten Punkte, Kreuzigung, Auferstehung und vieles andere in der Biografie von Jesus. Die Aufklärung sei noch nicht zu Ende geführt, solange Religionen im Staat eine Rolle spielen. Es müsse Laizität Einzug halten. Der Staat „verpflichtet sich keinen Religionsgesetzen und Konkordaten, sondern kündigt diese auf. … Nur so kann er Gewissensfreiheit und Weltanschauungsfreiheit garantieren. … Die Menschen haben die Freiheit und das Recht, zu glauben, was sie wollen und das auch frei zu äußern.“ (Seite 242) Bei der Beurteilung dieses Buches versuchte ich so vorzugehen, wie ich eine Diplomarbeit oder Masterthese bewerte: Es ist nicht wichtig, ob man an die aufgestellte These, Behauptung glaubt; sie gut oder schlecht empfindet. Es ist wichtig zu bewerten, ob der Autor das Thema und seine These richtig und gut argumentiert hat. Und so ist es hier. Ich bin kein bekennender Atheist, aber Niko Alm hat zum Nachdenken angeregt, indem er Schwachstellen der religiösen Systeme aufgezeigt hat. }, keywords = {Atheismus, Kirche, Religion, Staat}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KLING2019, title = {Qualityland}, author = {KLING, Marc-Uwe}, year = {2019}, date = {2019-02-03}, abstract = {KLING, Marc-Uwe: „Qualityland“, Berlin 2018 Es ist in neuem Stil eine erneuerte und angepasste Fassung von Georg Orwells 1984. Ich würde den Roman „“2084“ nennen. Oder sind wir schon näher dran. Es ist eine interessante Aufmachung, wie unsere Welt volldigitalisiert aussehen könnte. Einige Szenen: • Ein Mann sitzt mit seiner schwangeren Frau beim Gynäkologen und der fragt, ob sie die Zukunft des Kindes wissen wollen. Nach unserer heutigen Termi9nologie meint das „Welches Geschlecht wird das Baby haben?“ Die Antwort des Arztes im Qualityland: „Es wird wahrscheinlich eine drogensüchtige Sexarbeiterin ohne Kontakt zu ihrer Familie, mit gelegentlich wiederkehrenden Depressionen und einer besonders ausgeprägten Freude an alten romantischen Komödien mit Jennifer Aniston.“ (Seite 195) Der Arzt bot aber gleichzeitig an, viele dieser Fehler gentechnisch reparieren zu können. • Es wird auch zwischen einer schwachen und einer Starken K.I. (Künstlichen Intelligenz) unterschieden. Die starke würde sich selbst immer weiter entwickeln und so allgegenwärtig, allwissend und allmächtig werden. Also gottähnlich. Der kann dann bös- oder gutartig sein. Der Autor zeigt auf, welche Auswirkungen ein gütiger „Gott“ haben könnte: „Stell dir vor, du wärst Architekt, aber jedes Gebäude, das du bauen möchtest, könnte Gott viel schneller, viel billiger und viel besser bauen. Stell dir vor, du bist Dichter, aber jedes Gedicht, das du schreiben möchtest, könnte Gott viel schneller, viel schöner und viel kunstfertiger schreiben. Stell dir vor, du bist Arzt, aber jeden Menschen, den du heilen möchtest, könnte Gott viel schneller, viel schmerzfreier und viel nachhaltiger heilen. …“ (Seite 188) Die Geschichte wird aus zwei Sichtwinkeln beschrieben: Einerseits ein nicht sehr befähigter Sohn eines reichen und erfolgreichen Vaters, der Parlamentarier wurde und der mit einer ebenso wenig intellektuellen Frau verheiratet ist. Andererseits von einem kritischen „Aussteiger“, einem Maschinenvernichter, der gegen die Auswirkungen des vernetzten Systems ankämpft. So werden zwei Sichtweisen auf das verrückte Zukunft Szenario gebracht. Vieles davon kann man sich heute schon vorstellen oder in Ansätzen registrieren. Da der Tod jedes Menschen vorausberechnet werden kann, wusste man, wann die Präsidenten von Qualityland sterben wird und hat für diesen Tag Neuwahlen angesetzt. Die Wahl gewann ein Android, ein Roboter, der aber unmittelbar nachdem er das Amt angetreten hatte von einem Maschinenstürmer zerstört. Nicht nur die grafische Aufmachung des Buches ist alternativ, auch der Schreibstil des Autors ist etwas Neues und Interessantes. Sehr gut zu lesen. }, keywords = {Vernetzte Welt, ZUkunftszenario}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2019, title = {Schreckliche Treue, Gesammelte Erzählungen}, author = {HAUSHOFER, Marlene}, year = {2019}, date = {2019-01-27}, abstract = {HAUSHOFER, Marlene: „Schreckliche Treue, Gesammelte Erzählungen“, Berlin 2015 Spät erst kam sie zu Ruhm. Ihre Bücher wurden erst nachgefragt als sie schon gestorben war. Die vorliegende Erzählsammlung zeigt die Größe dieser Dichterin. Detailgenau beschreibt sie Situationen und als Leser folgt man ihr zufrieden. Alles wirkt friedlich, auch nicht so schöne Situationen. Sie ist nicht nur detailverliebt, sondern auch voller Fantasien. Sei es, wenn sie vom Besucher toter Menschen spricht oder einem Mann, der sich einen Hund nimmt, um an ihm seine Wutauszulassen. Voll Phantasie auch die Aufarbeitung einer abgelehnten Liebe und ein Widerfinden in der Sterbestunde. Auch wenn es um den Tod geht wirkt es nicht traurig, ist einfach emotionell und schön. Manche Geschichten sind Zeitzeugen, wenn sie etwa auf die Kriegszeit zurück gehen oder den Umgang eines diktatorischen Vaters mit seiner Familie aufzeigt. Haushofer wird als eine der ersten Feministinnen verehrt. In ihren Geschichten versteht sie es, den dominierenden Ehemann und die unterwürfige Ehefrau sehr gut darzustellen, ohne kämpferisch aufdringlich zu wirken. Der Leser muss sich seinen Reim daraus selbst machen. So auch bei jener Frau, wo der Ehemann gönnerisch einen Geldschein über den Frühstückstisch schiebt und meint, sie solle sich neue Pantoffel kaufen. Sie aber ersteht ein Myrtenbäumchen, das ihr wichtiger erschien als neue Hausschuhe. In vielen Geschichten geht es um Träume der Proponenten. Wirklich außergewöhnliche Erfindungen, die nur in der Nacht entstehen können. Das kann dann soweit führen – und hier verbindet sie ihre zwei Hauptthemen „Traum“ mit „feministischer Aufklärung“ – dass sich der Ehemann von der, Gruselgeschichten erzählenden Frau scheiden lassen will. Jede Erzählung ist anders und steht für sich. In dem vorliegenden Buch wurden sie zusammengetragen. Zu Lebzeiten der Autorin in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht ergeben sie hier ein Gesamtbild. Im Kapitel „Die Geschichte“ gibt die Autorin auch Einblick mit welchen Schwierigkeiten so manche Erzählung entstand. „Seit vielen Wochen trage ich mich mit der Absicht, eine seriöse Geschichte zu schreiben. Aber immer wieder kommt mir etwas dazwischen …“ (Seite 181) Es ist die fehlende Zeit neben der Hausfrauenarbeit und die Störungen durch die eigenen Kinder. Mit diesen Einflüssen entsteht dann aus einer „seriösen“ Geschichte eine Kriminalerzählung. Die Erzählung „Schreckliche Treue“ gab dem Buch den Titel. Es ist aber eine traurige Geschichte, in der eine Frau in den Kriegswirren ihr Baby verliert und mit einem Mann ein neues Leben mit einer neuen Familie beginnt, ohne aber von den Gedanken des verlorenen Kindes loszukommen. In einer Nachbemerkung erklärt Haushofer, warum sie diese Erzählungen geschrieben hat. „Um mir selber einmal eine Freude zu bereiten.“ (Seite 453) Nach zwei Romanen fühlte sie sich erschöpft und meinte, dass es keine mühsamere Arbeit als Romaneschreiben gäbe. Erzählungen zu schreiben sei dagegen eine Erholung. Aus Sicht des Lesers vermitteln die Erzählungen Erholungen, wenngleich man – bedingt durch die Verschiedenhaftigkeit und Vielfalt – das Buch nicht wie einen Roman durchlesen kann, weil man zwischen den einzelnen Geschichten eine Nachdenkpause braucht, um für das nächste Ereignis aufnahmebereit ist und gegen Verwechslungen aus dem Vorangegangenen gefeit ist. }, keywords = {Erzählungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HACKL2019, title = {Am Seil – Eine Heldengeschichte}, author = {HACKL, Erich}, year = {2019}, date = {2019-01-13}, abstract = {HACKL, Erich: „Am Seil – Eine Heldengeschichte“, Zürich 2018 Der Autor Erich Hackl ist ja ein Experte im Aufarbeiten der Zeit des Naziregimes. Im vorliegenden Buch begleitet er das Leben einer Mutter und Tochter, die untergetaucht sind. Es ist interessant, beim Lesen mitzuerleben, wie es solchen Menschen ergangen ist. Wie sie mit Angst und Entbehrungen leben mussten. Man bekommt aber auch ein Gefühl, welches Risiko jene eingegangen sind, die Leute versteckt haben und damit ihr Leben riskiert haben. Mehr Bezug verschafft es den später Geborenen, indem Hackl die Lebensgeschichten bis in die heutige Zeit herauf beschreibt. Wie der „Beschützer“ bis in die 90er Jahre gelebt hat und was für ein Menschentyp er in der heutigen Zeit war. Ein schöner und wichtiger Beitrag der Zeitgeschichte. }, keywords = {Nationalsozialismus, Wien, Zeitgeschichte, Zeitzeugen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HERRMAN2019, title = {Der Wein des Vergessens}, author = {HERRMAN, Bernhard STREIBEL, Robert}, year = {2019}, date = {2019-01-10}, abstract = {HERRMAN, Bernhard; STREIBEL, Robert: „Der Wein des Vergessens“, Salzburg Wien 2018 Es ist ein großartiges Buch. Die Beschreibung eines Zeitabschnitts über die NS Zeit in Österreich mit Vor- und Nachwirkungen auf Basis von konkreten Personen. Ein Roman – so nennt sich das Buch – wie man ihn nur schwer erfinden könnte. Die Basis lieferte der Nachlass einer Verwandten des Autors Herrman. Einen schalen Beigeschmack hat das Buch aber, auf den ich am Ende dieser Rezension zurückkommen möchte. Nun zum Inhalt: Ein wohlhabender Weinhändler mit Besitzungen in Wien Heiligenstadt, Krems und im Süden Österreichs ist homosexuell und hat einen gesellschaftlich sehr aktiven Freund, der selbst aber wenig vom Geschäft versteht und von ihm abhängig ist. Dafür hat er ausgezeichnete Beziehungen zur gehobenen Gesellschaftsschicht. Der Weinhändler ist Jude und bekommt mit der Übernahme der Nationalsozialisten Probleme. Sein Freund hilft aus. Die Güter werden an ihn verkauft umso vorm Zugriff durch die Nazis gesichert zu sein. Dem war dann nicht so. In Krems wurde von Nationalsozialisten eine Winzergenossenschaft gegründet, die das Kremser Weingut übernehmen wollte und nach langen gerichtlichen Streitigkeiten auch tat. Politisch war die Sache klar, aber rechtlich doch nicht. Obwohl letztlich die Nationalsozialisten gegen den Freund des Juden, der inzwischen ausgewandert war gewonnen hatten. Der Weinhändler selbst schlägt sich über Triest, Frankreich nach Venezuela durch, wo er wieder ein Geschäft aufbaut und erfolgreich wird. Mit Österreich und seinem Freund hat er über viele Jahre jeden Kontakt abgebrochen. Bei Kriegsende flüchtet auch der zurückgebliebene Freund in die amerikanische Zone. Der Verwalter und inzwischen enge Freund führte die Geschäfte weiter. Die Familie des Verwalters – Frau und Tochter - wurde „seine Familie“ und sie nannten ihn auch Vati. Die Enteignung der Weingüter wurde nach dem Krieg wieder gerichtlich aufgenommen. Aber an der Gesinnung hatte sich Nichts geändert. Der jüdische Besitzer hatte zwei Mal Geld für seine Besitzung bekommen. Schätzungen gerichtlicher Gutachter sahen die Zahlungen als realistisch an und der Akt wurde geschlossen. Der Weinhändler kam noch einmal nach Wien, um seinem Freund aus finanzieller Not zu helfen. Er starb reich und alleine in Venezuela. Seine Wiener Besitzungen vererbte er dem Freund, der aber verarmt starb. Ein wirklich gut recherchiertes Buch. Obwohl die Erzählung auf der Zeitachse läuft verliert es nicht an Spannung beim Lesen. Warum man im Vorwort und im Nachsatz negativ über das derzeitige Management der Winzergenossenschaft, einem gut organisierten Betrieb, schreibt ist nicht zu verstehen. Erbsünde gibt es doch nicht mehr? Es sind inzwischen schon zwei Generationen vergangen. Was bezweckten die Autoren mit diesen negativen Statements? Soll das Buch Bestandteil eines gerichtlichen Wiederaufrollens der Übernahme durch die Winzer werden? Müssen Menschen, die achtzig Jahre später leben dafür einstehen was ihre Urgroßeltern gemacht haben? Dieses Buch wäre auch ohne diese Schmutzkübelaktion ein gutes Buch geworden. }, keywords = {Nationalsozialismus, Weinhandel, Winzer Krems}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GLATTAUER2018, title = {Vier Stern Stunden}, author = {GLATTAUER, Daniel}, year = {2018}, date = {2018-12-29}, abstract = {GLATTAUER, Daniel: „Vier Stern stunden (Eine Komödie)“, Wien 2018 Glattauers Bücher waren noch nie sehr voluminös. Dieses ist aber noch schmäler als die vorangegangenen. Durch großzügigen Satz erreicht es etwas über 100 Seiten. Von der Anzahl der Buchstaben und Wörtern sind es aber nur einige Dutzend Seiten. Dementsprechend schnell ist es auch gelesen. Es spielt in einem (ehemaligen) Nobelhotel. Der Juniorchef führt die Tradition des Vaters fort. Die Gäste überaltern. Im Rahmen eines Kulturabends wird ein bekannter Schriftsteller vorgestellt, der mit seiner jungen Freundin angereist war. Eine Verehrerin des Dichters ist die Moderatorin. Nach Ausfall der Lautsprecheranlage, einer Unterbrechung und schwacher Moderatorenleistung wird die Veranstaltung je abgebrochen. Eine ehemalige Freundin des Dichters trat in Burka gekleidet als Störfaktor auf. Letztlich endet es teilweise in betrunkenem Zustand der handelnden Personen in einer Bar und die Paare formieren sich neu. Für den jungen Hotelier steht eine Neuausrichtung seines Betriebes bevor. }, keywords = {Komödie, Schriftsteller}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAWKING2018, title = {Kurze Antworten auf grosse Fragen}, author = {HAWKING, Stephen}, year = {2018}, date = {2018-12-28}, abstract = {HAWKING, Stephen: „Kurze Antworten auf große Fragen“, Stuttgart 2018 Das Buch entstand am Ende seines Lebens. Im Kapitel „Warum wir die großen Fragen stellen“ versteckt sich seine eigene Biografie, wo er bereits auf der ersten Seite meint „Woher kommen wir? Was ist der Sinn und Plan hinter allem? Gibt es jemanden da draußen?“ (Seite 27) und gleichzeitig widerspricht er bereits hier allen bestehenden Anschauungen „Die Schöpfungsgeschichte der Vergangenheit erscheint heute als wenig brauchbar und glaubhaft“ (Seite 27) Der Autor, ein Mensch, der den Tod vor sich sieht resümiert: • „Mein Leben habe ich damit verbracht, in meinem Denken kreuz und quer durch das Universum zu reisen.“ (Seite 27) • „Es war eine wunderbare Zeit, zu leben und in der Theoretischen Physik zu forschen. In den vergangenen 50 Jahren hat sich unser Bild vom Universum erheblich verändert, und ich bin glücklich, wenn ich dazu einen Beitrag geleistet habe.“ (Seite 28) • Dem Tod ins Auge blickend sagt er „Ich weiß nur zu gut, wie kostbar die Zeit ist. Nutzt den Augenblick! Handelt jetzt!“ (Seite 29) „Jetzt wurde jeder neue Tag zum Geschenk, nachdem meine Erwartungen auf null gesunken waren. Ich begann, mich über alles zu freuen, was ich hatte. Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung.“ (Seite 35) In einzelnen Kapiteln stellt er zehn große Fragen und versucht darauf eine Antwort zu geben. Seine zentrale Fragestellung war „Hat das Universum einen Anfang?“ Mit seiner Forschung über die schwarzen Löcher versuchte Hawking Antworten zu finden. Er kritisiert auch, dass Naturwissenschaftler Fragen der Religion beantworten. Er bezweifelt einen Schöpfer und Gott. Im besten Fall kann er akzeptieren, dass GOTT die Verkörperung der Naturgesetze ist. Er prognostiziert auch, dass wir „am Ende dieses Jahrhunderts wissen, was Gott denkt.“ (Seite 53) Gott hat die Gesetze geschaffen, aber die Natur ist selbst entstanden. Er erklärt, dass es vor dem Urknall keine ZEIT gab. Da es keine Zeit gab, kann es auch keinen Gott gegeben haben. „Es gibt wahrscheinlich keinen Himmel und kein Leben nach dem Tod. Ich nehme an, der Glaube an ein Jenseits ist lediglich Wunschdenken“. (Seite 62) „Aber es gibt eine Form, in der wir weiterleben: in unserem Einfluss und in den Genen, die wir an unsere Kinder weitergeben.“ (Seite 63) Hawking verweist auf Aristarch von Samos, einen Philosophen, der 300 v. Chr. schon Mondfinsternis und Sonne als naturwissenschaftliche Erscheinungen erklärte. Neben Einstein war er für Hawking der wichtigste Wissenschaftler. Eine der Fragen lautet „Wie hat alles angefangen?“. Er versucht den Schöpfungsmythos mit naturwissenschaftlichen Fakten zu begegnen und so die Fragen „Warum sind wir hier?“ und „Woher kommen wir?“ zu beantworten. Historisch – und im Buch wird immer wieder Historisches aufgearbeitet – verweist er auf das Buch Mose, wo es heißt, dass der Anfang der Zeit am Abend des 22. Oktober 4004 v.Chr. um 18 Uhr stattfand. Für viele Wissenschaftler und Philosophen war es unvorstellbar, dass das Universum einen Anfang hatte. Auch Aristoteles war „der festen Überzeugung, das Universum gebe es seit aller Ewigkeit“ (Seite 67) Die Größe des Universums sei für den Menschen unvorstellbar – so Hawking. Es gebe Milliarden und Abermilliarden von Galaxien und jede von ihnen enthalte wieder Milliarden und Abermilliarden von Sternen. Und noch heute wächst es weiter. Aber: „Irgendwann beginnt dann die Materie in sich zusammenzustürzen und in einem Big Crunch zu verschmelzen.“ (Seite 88). Ein mögliches Ende des Universums könnte in 20 Milliarden Jahren sein. Alle Sterne werden einmal ausbrennen. Mit der Frage, ob es intelligentes Leben im Universum gebe, wird vor allem der Begriff „intelligentes Leben“ definiert und da beginnt er bereits beim Menschen selbst und seinem „ziemlich dummen“ Benehmen zu zweifeln. Er findet Computerviren durchaus als Lebewesen. Darüber hinaus hat jeder fünfte Stern „einen erdähnlichen Planeten“. Diese sind aber zu weit entfernt für uns. Um sie erreichen zu können, muss man Maschinen ins Universum zur Erforschung schicken. Kein Mensch kann sie lebend erreichen. Aber die Menschheit wird zunehmend auf externes Wissen zugreifen. Im18. Jahrhundert konnte ein Mensch noch die gesamte Literatur lesen. Heute bräuchte ein Mensch zum Lesen aller existierenden Bücher zehntausend Jahre. Der Mensch muss sich demnach spezialisieren. Leider stecken aber immer noch aggressive Triebe in ihm, wie sie die Höhlenmenschen brauchten. Im Zusammenhang mit Atomwaffen nicht ungefährlich. Gentechnische Veränderungen werden Übermenschen entstehen lassen, die mit den „normalen Erdenbürgern“ einen Konflikt entstehen lassen werden. Früher waren die Menschen Katastrophen willkürlich ausgesetzt. Heute kann man zunehmend Vorhersagen treffen. Die Grundsätze der Naturwissenschaft lassen die Zukunft berechenbar machen, aber in der heutigen Praxis sind diese Berechnungen oft noch zu schwierig. Die schwarzen Löcher sind Hawkings Spezialität und dem widmet er sich auch in einem Kapitel mit dem Titel „Was befindet sich in einem schwarzen Loch?“. Schwarze Löcher können Unmengen an Informationen enthalten. Sie können von uns nicht gesehen werden, weil sie, auf Grund ihrer Masse kein Licht austreten lassen. Man kann sie auch nicht erreichen. Von den kleinen schwarzen Löchern würden wir beim Eintritt zu Spaghetti verarbeitet werden und in den großen zu Tode gequetscht. Bei der Frage, ob die Menschheit auf der Erde überleben wird ist Hawking nicht so optimistisch. „Unsere Welt ist politisch offensichtlich instabiler als je zuvor in meiner Erinnerung. Viele Menschen haben das Gefühl, wirtschaftlich und gesellschaftlich abgehängt zu sein. Das hat zur Folge, dass sie sich Populisten – oder zumindest populären Politikern – anschließen, die nur begrenzte Regierungserfahrung haben …die Wahrscheinlichkeit nimmt zu, dass leichtfertige oder böswillige Kräfte eine weltweite Katastrophe auslösen.“ (Seite 173) Beim Phänomen der Erderwärmung geht er sogar so weit, dass er prognostiziert, dass die Erde ein Klima wie jenes auf der Venus bekommen könnte und die Temperatur weit über 250 Grad liegen könnte. Hawking sieht nur einen Ausweg: die Menschheit muss den Weltraum erobern und Menschen müssen die Erde verlassen, sonst werden sie ausgelöscht. Vom Verbot der Genmanipulation hält er weniger. Alleine aus ökonomischen Gründen muss dies erlaubt sein. Diese Verbesserung der geistigen und körperlichen Qualitäten des Menschen wird eine neue Herausforderung werden. Auch in der künstlichen Intelligenz sieht er eine Chance für die Menschen. Schon heute wird jede Generation besser und schlauer als die vorangegangene. Mit Maschinenintelligenz wird das weiter gesteigert. Die Gefahr sieht er darin, dass der Mensch mit seiner Langsamkeit von der Geschwindigkeit der Rechner überholt wird. Dies kann aber mittelfristig mehr Wohlstand und Gleichheit erzeugen. Mit KI könnten Armut und Krankheit endgültig beseitigt werden. Die Versorgung der Megastädte kann nur mit Robotern und deren Logistik bewältigt werden. Bereits 2025 wird es 30 Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern geben. Die Zukunft der Kommunikation wird in Gehirn-Computer-Schnittstellen liegen. Das menschliche Gehirn wird mit dem gesamten Internetwissen erweitert. Im zehnten Kapitel, wie wir unsere Zukunft gestalten sollen, verweist er auf die Notwendigkeit des verstärkten naturwissenschaftlichen und technischen Wissens. Dies sei die Basis für zwei Möglichkeiten die Zukunft zu gestalten: • Erkundung des Weltraums und Auffinden alternativer Planeten zum Leben der Menschen • Einsatz der Künstlichen Intelligenz zur Verbesserung der Welt Stephen Hawking hat es nicht mehr erlebt, dass dieses Buch erschienen ist, wenngleich es das letzte war, das er geschrieben hat. So ist es auch als sein Nachlass zu sehen. Viel alternatives Denken, das auch jeden Leser zum Nachdenken bringen sollte. }, keywords = {Astrologie, Universum, ZUkunft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSA2018, title = {Unverfügbarkeit}, author = {ROSA, Hartmut}, year = {2018}, date = {2018-12-15}, abstract = {ROSA, Hartmut: „Unverfügbarkeit“, Wien Salzburg 2018 Das Buch entstand im Rahmen einer Frühjahrsvorlesung zum Thema „Die Welt in Reichweite. Kritische Reflexionen zum Verhältnis von Resonanz und Verfügbarkeit“ des Literaturhauses Graz. Schon in der Einleitung wird sehr anschaulich mit dem Beispiel eines frühen Schneefalls veranschaulicht, was wir uns untertan machen können und was nicht; was verfügbar und was unverfügbar ist. Speziell durch die im 21. Jahrhundert verstärkten „technischen Möglichkeiten der Digitalisierung und durch die polit-ökonomischen Steigerungs- und Qualitätszwänge des Finanzmarktkapitals und des entfesselten Wettbewerbs“ (Seite 12) glauben wir zunehmend alles verfügbar machen zu können. Diese Steigerungen werden nicht durch den Glauben an Lebensverbesserung, sondern durch die Angst des Verlustes des bereits Erreichten erzeugt. „Es ist nicht die Gier nach mehr, sondern die Angst vor dem Immer-weniger, die das Steigerungsspiel aufrechterhält.“ (Seite 15) Das „Mehr“ interpretiert Rosa als Reichweitenerweiterung. Um etwas Verfügbar zu machen sind vier Elemente notwendig: • Sichtbar Machen • Erreichbar und zugänglich machen • Beherrschbar machen, unter Kontrolle bringen • Nutzbarmachen Verfügbarmachung kehrt aber – so der Autor – ins Gegenteil. Die verfügbar gemachte Welt entzieht sich uns, ja sie bedroht uns. Das Verfügbare erscheint unverfügbar. Ein wesentliches Werk von Hartmut Rosa ist sein Buch über die Resonanz. Im Kapitel IV dieses Buches ist diese, seine Theorie sehr gut zusammengefasst. Resonanz ist ein Beziehungsmodus, der vier Merkmale hat: 1. Moment der Berührung – etwas bewegt, berührt uns 2. Moment der Selbstwirksamkeit – nach der Berührung erfolgt eine Antwort, wie etwa Gänsehaut bei schöner Musik 3. Moment der Anverwandlung – Begegnungen, die uns „zu einem anderen Menschen machen“ 4. Moment der Unverfügbarkeit – etwas lässt uns kalt – berührt uns nicht In weiteren fünf Thesen wird die Verfügbarkeit von Dingen und die Unverfügbarkeit der Erfahrung definiert und letztlich wird das Verfügbarmachen an sechs Stationen des Lebenslaufs aufgezeigt. Von der Geburt, dem Eintritt ins Leben über die Phase der Erziehung, der Lebensplanung und dem Beruf bis hin zum Alter und dem Tod. Im Kapitel VIII wird das Begehren nach dem Unverfügbaren beschrieben und da ringt sich Rosa zu der Aussage hin, „dass es nicht nur nicht gelingt, sondern meines Erachtens auch kaum vorstellbar ist, dass künstliche Intelligenz, dass Roboter begehren können.“ (Seite 118) „Eine komplett verfügbar gemachte Welt wäre nicht nur reizlos, sie wäre auch resonanzlos: Es gäbe in ihr nichts mehr zu begehren.“ (Seite 121) }, keywords = {Unverfügbarkeit, Verfügbarkeit, Weltreicheweite}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{DICKENS2018, title = {Weihnachtserzählungen. Die schönsten Geschichten}, author = {DICKENS, Charles}, year = {2018}, date = {2018-12-13}, abstract = {DICKENS, Charles: „Weihnachtserzählungen. Die schönsten Geschichten“, Wiesbaden 2018 Drei ungewöhnliche Weihnachtsgeschichten wurden in diesem Buch zusammengefasst. Aber nur die erste Geschichte verdient den Übertitel „Weihnachtserzählung“. Die zweite handelt dann vom Jahreswechsel und der dritten fehlt beides. Stilistisch wird man ins 19. Jahrhundert zurückgeführt und genießt die schöne Sprache von Dickens. „Ein Weihnachtslied in Prosa“: Darin wird dem Leser ein alter geiziger Kaufmann vorgestellt, der mit Weihnachten Nichts zu tun haben will. Er, ein alleinstehender Mann, lehnt die Einladung seines einzigen Neffen ab und bleibt auch am Heiligen Abend alleine. Dickens lässt ihm einen Geist erscheinen, der ihn zuerst in tiefen Schlaf versetzt und dann in die Vergangenheit entführt. In eine Zeit, wo er ein armer Bub in einem Internat war, aus dem ihn seine kleine Schwester herausholte. Wie er mehrmals schöne Weihnachten gefeiert hatte, sich aber zunehmend sein Herz verhärtete und er ein geiziger Mensch wurde. Die Rückkehr in die Vergangenheit zeigte ihm, was er falsch gemacht hatte. In der zweiten Geschichte verirrt sich ein alter, armer Mann auf den Kirchturm und er verbringt eine eisige Nacht unter den Glocken. Er sieht Gespenster und träumt Dinge, die in der Geschichte erzählt werden. In der dritten sieht man das Leben einer Familie aus der Sicht eines Heimchens und die Geschichte heißt auch „Das Heimchen am Herd“. Das Heimchen ist eine Grille, die als Haustier gehalten wird. Alle drei Erzählungen haben eigenartige Unterteilungen: die erste – „Ein Weihnachtslied in Prosa“ ist in fünf Strophen gegliedert. Die Geschichte der Glocken in vier Viertel und jene des Heimchens in drei Gezirpe. Es ist zwar einerseits interessant, Literatur aus vergangener Zeit zu lesen, aber vieles können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Der Herausgeber hat die drei Geschichten eben unter „Weihnachten“ vermarktet. Es ist aber ein Etikettenschwindel. }, keywords = {19. Jahrhundert, Weihnachten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSLING2018, title = {Fact Fulness, Wie wir lernen die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist}, author = {ROSLING, Hans}, year = {2018}, date = {2018-12-01}, abstract = {ROSLING, Hans: „Fact Fulness, Wie wir lernen die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“, Berlin 2018 „Zum ersten Mal in der Geschichte liegen Daten zu fast jedem Aspekt der globalen Entwicklung vor. Und dennoch lassen wir uns von unseren dramatischen Instinkten und den Medien, die uns mit diesen ködern, weiterhin zu einer fast hysterischen Weltsicht verleiten.“ (Seite 131) Es werden 10 Instinkte angesprochen, die uns Menschen zu Missinterpretationen verleiten. Die Weltbevölkerung hat das natürliche Gleichgewicht erreicht. Die Zahl der Eltern steigt nicht mehr und diese haben durchschnittlich nur zwei Kinder. Um 1900 hatte die Welt 1 Milliarde Bewohner und im Jahr 2000 6 Milliarden. Die Welt hat bevölkerungstechnisch ihr Gleichgewicht erreicht. Die weitere Steigerung ist nur noch ein Nachklingen. Durch die bessere gesundheitliche Versorgung werden Menschen älter. Im Kapitel "Der Instinkt Angst" wird ausgeführt, dass Angst ein natürlicher Instinkt in einfachen Verhältnissen ist. In der entwickelten Welt ist er aber nicht mehr angebracht. Aber: „Die Medien können der Versuchung nicht widerstehen, unseren Instinkt der Angst zu befeuern. Die größten Schlagzeilen sind oft die, die mehr als eine Art von Angst auslösen." (Seite 133) Die Zahl der, bei Naturkatastrophen Umgekommenen hat sich in den letzten 100 Jahren um das Vierfache reduziert. Die Medien spiegeln aber ein Bild wider, als nehme das zu. Das ist nur eines der vielen Beispiele in diesem Buch, das zeigt, dass wir anders urteilen, als es in der Realität der Fall ist. Das wirtschaftliche Gewicht in Europa und den USA wird nur mehr 20 Prozent ausmachen. Der Schwerpunkt verlagert sich nach Asien, wo auch die höchsten Zuwachsraten sind. Nicht wie intuitiv angenommen in Afrika. Eine mit Zahlen unterlegte Vision ist es auch, dass in 50 Jahren Afrikaner in Europa als Touristen und nicht als Migranten ankommen werden. Von Frauenaktivisten wird nicht zur Kenntnis genommen, dass 50 Prozent der Mädchen einen Zugang zum Schulwesen haben. Genauso viele (in manchen Ländern sogar mehr Mädchen) als Buben. Rosling rechnet mit falschen Statistiken und deren Verwendung ab. Amerika hat international als betrachtet hohe Ausgaben im Gesundheitsbereich, aber keine wirklich hohe Lebenserwartung. Dies liegt am fehlenden Sozialversicherungssystem. Die Reichen leisten sich zu viele Arztbesuche und die Armen zu wenige. CO2 Emissionen sind anders als wir aus den Medien erfahren: Kanada hat doppelt so viele als China. 80% der Menschheit hat Zugang zur Elektrizität. Der Autor sieht aber auch die Probleme der Welt und fasst sie in fünf globalen Risken zusammen: * globale Pandemie - der Ausbruch von sich rasch verbreitenden Seuchen wie es die Spanische Grippe war. * Finanzkollaps - in unserer stark vernetzten Welt viel umfassender * Dritter Weltkrieg - gerade in der heutigen Politik wieder mit viel Risiko behaftet * Klimawandel - trotz Besserungen immer noch eine drohende Gefahr * extreme Armut - sie hat sich zwar von 85% der Weltbevölkerung im Jahre 1800 auf 50% 1966 und 9% 2017 reduziert, aber in manchen Gebieten ist sie noch intensiv Es gäbe - so der Autor - noch eine sechste, die wir noch nicht kennen. Die Anzahl der älteren Menschen nimmt in den hoch entwickelten Ländern nicht mehr zu. Es wird Schweden genannt, wo 20% der Einwohner älter als 65 Jahre sind und in 50 Jahren weiterhin 20% sein werden. Im Anhang werden viele Beispiele von relevanter Entwicklung aufgezeigt. In einem Nachwort erfährt man als Leser, dass der Autor nach Fertigstellung des Manuskripts zu diesem Buch an Krebs gestorben ist. Es war sein zusammengefasstes Lebenswerk, das sein Sohn und dessen Frau weiterführen. }, keywords = {Optimismus, Statistiken, Weltprobleme}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PAUSCH2018, title = {Die Engel bauen schon. 25 Jahre Europakloster Gut Aich}, author = {PAUSCH, Johannes}, editor = {PAUSCH, Johannes}, year = {2018}, date = {2018-11-26}, abstract = {PAUSCH, Johannes: „Die Engel bauen schon. 25 Jahre Europakloster Gut Aich“, Salzburg 2018 Der Abt und Gründer des Europaklosters in Aich bei Sankt Gilgen im Salzkammergut hat dieses Buch – in dem er den größten Teil selbst geschrieben hat – herausgegeben. Die Historikerin Irene Friedrich gibt einen sehr guten geschichtlichen Überblick des ehemaligen Gutshofs Au. Sehr genau wird über die Vorgänge der Jahre vor der Klostergründung eingegangen. Schon vor 5000 Jahren gab es Pilgerwege, die an diesem „starken Platz“ vorbeiführten. Johannes Pausch geht dann im Abschnitt „Geschichten in der Geschichte von Gut Aich“ auf die Gründung, den Aufbau und das Leben im Kloster selbst ein. Viele Wunder waren notwendig, um diese Klostergründung zu ermöglichen. Aber: „Wunder ereignen sich vor allem dann nicht, wenn mein Ich (Ego) nur mein persönliches Anliegen und meine Bedürfnisbefriedigung in den Vordergrund stellt und nicht mein Anliegen unser aller Anliegen ist. Die vielen Wunder im Zusammenhang mit unserer Kirche haben sich nach meiner Meinung deshalb ereignet, weil dies ein heiliger Raum für alle Menschen und nicht nur ein schöner Raum für einen Mönch oder die Mönchsgemeinschaft sein sollte.“ (Seite 54) Da war das Beten zum heiligen Antonius, dass einige Spenden und Beiträge zur Finanzierung des Aufbaus kamen. Pater Johannes, der Benediktiner hatte die Idee einer Klostergründung. Er fand auch Mitstreiter und sie suchten einen geeigneten Platz. Sie dachten ihn nach dem Ende des Kommunismus im Osten zu finden. Angeboten wurde ihnen dann von Franziskanerinnen ein Gutshof in Österreich. Der Abt des bayrischen Klosters, zu dem Johannes gehörte genehmigte ihm die Gründung, gab aber kein Geld und keine Mönche zum Aufbau mit. Er dachte „Johannes werde resigniert ins Mutterkloster zurückkommen.“ Der aber gab nicht auf und ging durch Höhen und Tiefen. Immer wieder halfen ihm Menschen: • Zuerst waren es die Franziskanerinnen, die dieses Gut den engagierten Mönchen schenkten. • Viele Frauen – Pausch nennt sie „nährende Mütter von Gut Aich“ – brachten Beiträge. Seit 5000 Jahren war das Matriarchat in dieser Gegend nicht ausgestorben. Viele Frauen halfen. • Eine Frau war für die Gestaltung der Kirche verantwortlich. • Die Frau einer Baumaterialfirma lieferte alle Materialien zum Aufbau. • Die Ehefrau des deutschen Kanzlers Kohl spendete einen Apostelluster und ihr Mann brachte eine Ikone, die er vom Papst erhielt. • Ein Teppichhändler half bei der Lieferung von Teppichen. • Ein Mann, dem Johannes mit Edelsteinen Hildegards half auf einem blinden Auge wieder sehend zu werden baute die Kirchenorgel. • Männer im Gasthaus spendeten ein altes Turmkreuz. Pater Johannes beschreibt sehr schön „die Geschichten der Geschichte des Klosters „und zeigt auf, was man alles erreichen kann, wenn man ein Ziel und einen Glauben hat. Der Gedanke der „Dankbarkeit“, wie in der Mönch Steindl-Rast in seinen Büchern vertritt lebt in diesem Kloster. Der letzte Beitrag stammt von einem Gast, der aus dieser Sicht das Leben im Kloster beschreibt. Obwohl es sich beim vorliegenden Buch um eine Geschichte der ersten 25 Jahre des Klosters handelt meint dieser Autor „Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, wohl aber grundsätzlich die Gegenwart. Das Europakloster ist deswegen heute … eine der zahlreichen Oasen in der Wüste eines gegenwärtigen allgemeinen Verfalls moralischer Werte und unseres von Intoleranz und Hass, von Gewalt und Kriegen verseuchten Erdballs.“ (Seite 124/125) Nach dem Lesen dieses Buches wusste ich, dass ich nochmals hinfahren muss, um jene Plätze, die ich hier beschrieben bekam selbst zu besichtigen und zu erleben. }, keywords = {Europakloster, Geschichte, Kloster}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STEINDL-RAST2018, title = {Und ich mag mich nicht bewahren. Vom Älterwerden und Reifen}, author = {STEINDL-RAST, David}, year = {2018}, date = {2018-11-22}, abstract = {STEINDL-RAST, David: „Und ich mag mich nicht bewahren. Vom Älterwerden und Reifen“, Innsbruck 2018 Fragen bewegen uns. Fragen machen uns Angst. Eine davon ist die Erkenntnis des Älterwerdens und was danach kommt. Der Mönch Steindl-Rast versucht dazu Antworten und Hilfestellungen zu geben. Eine davon ist es, im JETZT zu leben. „Dieses Jetzt ist uns in jedem Augenblick geschenkt.“ (Seite 6) Leider, so meint er, beschäftigen wir uns meistens mit der Vergangenheit und der Zukunft. Mit dem JETZT könnten wir durch unser ganzes Leben gehen. Der Autor stellt dem Leser dieses Büchleins vier Fragen: • Wonach sehnen wir uns? • Wie kann ich das überstehen? • Woran reifen wir? • Was kann uns trösten? Mit Gedichten seiner zwei Lieblingsdichter – Rainer Maria Rilke und Eichendorff – gibt er Ansätze von Antworten. Das Buch basiert auf der Mitschrift eines Vortrags von David Steindl-Rast in Vorarlberg. }, keywords = {Älterwerden, Angst, Reifen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LEVY2018, title = {Heim schwimmen}, author = {LEVY, Deborah}, year = {2018}, date = {2018-10-31}, abstract = {LEVY, Deborath: „Heim schwimmen“, München 2016 Ein sehr makabrer Titel, wenn man den Ausgang des Romans, den Tod einer Hauptfigur im Schwimmbecken als „heim schwimmen“ bezeichnet; also ein Wegge hen vom Leben im Wasser. Die Geschichte spielt an der Cote d´Azur in der Nähe von Nizza. Eine Familie – er ein anerkannter und erfolgreicher Dichter, sie eine Kriegsberichterstatterin und die Tochter, die mehr am Vater orientiert ist – mieten ein Ferienhaus. Die Tochter einer Putzfrau macht ebenfalls Ferien. Sie wohnte im Haus und müsste nach dem Einziehen der englischen Dichter-Journalistin-Familie ausziehen. Diese tritt ihr aber ein Zimmer ab. Es kommt zu einer Affäre zwischen der jungen Frau und dem Dichter. Sie – Kitty Finch – ist nur wegen ihm an die Cote d´ Azur gekommen. Sie verehrt ihn und es kommt auch zu einer Beziehung. Letztlich wird sie aber durch den Tod des Liebhabers, des Dichters beendet. }, keywords = {Beziehungen, Cote d´Azur, Dichter, Nizza}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LÖW2018, title = {Weltmacht China. Mit einem Vorwort von Hugo Portisch}, author = {LÖW, Raimund, WITT-LÖW, Kerstin}, year = {2018}, date = {2018-10-24}, abstract = {LÖW, Raimund; WITT-LÖW, Kerstin: „Weltmacht China. Mit einem Vorwort von Hugo Portisch“, Salzburg Wien 2018 Seit fast 40 Jahren fahre ich regelmäßig nach China. Nicht zum Urlauben, sondern zum Arbeiten. Dabei – so dachte ich – lernt man ein Land besser kennen. Das vorliegende Buch zeigt mir, dass man immer noch Wissenslücken hat, die die beiden Autoren auffüllen. Zwar besitzen sie keine langjährige Erfahrung; lediglich drei Jahre haben sie in Beijing gewohnt (und die Hauptstadt ist anders als das Land China), aber sie berichten dadurch sehr aktuell und so wie es heute ist. Das Vorwort von Hugo Portisch wirkt aufs Erste als marketingtechnische Aktion um dem Buch mehr Attraktivität zu verleihen. Portisch gibt aber in seinem Vorwort sehr gute Informationen. Er, der schon vor 40 Jahren China bereiste und beschrieb stellt Vergleiche mit heute her und ist aktuell, wie man es von einem 90-jährigen nicht erwarten würde. Löw analysiert die aktuelle Lage aus eigenen Erfahrungen heraus. Dadurch bekommt es Aktualität. Viele Menschen, die vor zehn Jahren in China waren glauben China zu kennen. China aber ändert sich in sehr kurzer Zeit. Kommt man nach einigen Monaten wieder stehen schon wieder neue Wolkenkratzer und man hat Probleme sich zurecht zu finden. Löw bringt Neues aus China. Das macht das Buch auch für „China-Kenner“ interessant. Dem Projekt „Seiden Straße“ gibt er Zahlen und Fakten, aber auch die Hintergründe. Länder bekommen für den Ausbau Kredite. Diese müssen aber zurückgezahlt werden. Die Finanzierung ist kein Marshal Plan, bei der es um Geschenke geht. Können die kreditnehmenden Länder nicht mehr zurückzahlen müssen sie Naturalien geben. Lieferungen von Rohstoffen, Lebensmitteln oder Geräten. Auch kann es zur Enteignung kommen, wie vor Kurzem als ein Land einen Hafen in chinesisches Eigentum übertragen musste. Dass China den Anspruch auf die Weltmachtführung erhebt zeigt sich in fast allen Kapiteln des Buches. Dies führt auch zu einem Konflikt mit den USA, was speziell unter einem Präsidenten wie Donald Trump zu Extremen werden kann. Gebietsansprüche, wie unbewohnte Inseln im Chinesischen Meer sind nur Vorbehalte. In Wahrheit steht die Kontrolle der Seewege dahinter. Auch Themen wie die Behandlung der Minderheiten – Tibeter und Uiguren – werden sehr sachlich analysiert und mögliche Szenarien dargestellt. Die technologische Führerschaft wird mit Zahlen festgemacht: 770 Millionen Internetnutzer; alleine das Werk von Foxconn in Zhengzhou produziert jeden Tag 500.000 iPhones; Leihräder mit eingebautem GPS können via Apps bezogen werden – alleine in der Hauptstadt Beijing sind es über 2 Millionen; zwei von drei Bürgern benützen WeChat – eine Plattform die mehr kann als das im Westen verwendete WhatsApp: man kann damit zahlen wie mit einer Kreditkarte, Taxi bestellen, Fotos tauschen, Nachrichten verschicken, Geld überweisen und vieles mehr. All diese neue Technik wird auch angenommen. „Chinesen überweisen über ihre Smartphones elfmal mehr Geldbeträge als die Amerikaner. Das Online-Geschäftsvolumen in China ist doppelt so groß wie in den USA.“ (Seite 139) Vieles ist nur möglich mit den billiger arbeitenden Wanderarbeitern. Alleine in Beijing mit seinen 23 Millionen Einwohnern sind 8 Millionen Wanderarbeiter. Nicht nur bestehende Städte wachsen und werden ausgebaut. Südlich von Beijing wurde eine neue Stadt nach neuesten Gesichtspunkten gegründet die 2035 (also in 15 Jahren) 5 Millionen Einwohner zählen soll. Aber auch der reichen Chinesen wird gedacht. Sie sind von der kommunistischen Regierung erwünscht und gebraucht. 70% der Wirtschaftsbetriebe sind privat. Nur strategische Unternehmen wie Energie, Telekommunikation und Luftfahrt sind im Staatsbesitz. Sogar in der Vertretung im Volkskongress sitzen sie: „…die 153 Superreichen im Volkskongress“ verfügen „2018 über ein Vermögen von 650 Milliarden Dollar.“ (Seite 33) Einer von ihnen – der Gründer des Internet-Riesen Tencent - ist mit 47 Milliarden Dollar der reichste Chinese. Das vorliegende Buch hat nicht nur ein Vorwort von Hugo Portisch, es ist auch im Stil von Portisch geschrieben: Informativ, interessant, aktuell und leicht lesbar. Rainhard Löw endet mit der These, dass Chinesen demnächst so viel „Gewicht bekommen. Die Welt muss sich darauf einstellen, dass nicht alles so bleiben kann, wie es ist.“ (Seite 251) Die Auszüge aus dem Tagebuch seiner Frau Kerstin sind ergänzend zu den einzelnen Kapitel des Buches. Sie wirken persönlich und hautnah am Geschehen. Sie haben auch das letzte Wort im Buch und beschreiben das Übersiedeln von Beijing in die Heimat Wien. }, keywords = {China, Weltmacht}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JELCIC2018, title = {14 Tage 1918. Die Anfänge der Republik in Tirol in 53 Zeitungsausschnitten}, author = {JELCIC, Ivona; BREIT, Matthias:}, year = {2018}, date = {2018-10-19}, abstract = {JELCIC, Ivona; BREIT, Matthias: „14 Tage 1918. Die Anfänge der Republik in Tirol in 53 Zeitungsausschnitten“, Innsbruck Wien 2018 Wie schon der Titel sagt, wird an Hand von Zeitungsartikeln mit erklärenden Texten ein Situationsbild nach dem Ersten Weltkrieg gezeigt. Tirol steht stellvertretend für andere Gebiete der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Es sind 18 Tage des Monats November. Über Inserate und Zeitungsmeldungen werden die Probleme der damaligen Zeit kurz nach Ende des Krieges und des Zusammenbruchs der Monarchie gezeigt. Da wird etwa an Hand eines Inserats dargestellt, dass es an Rohstoffen für Zahnprothesen fehlte und eine Firma Geld für abgebrochene Zähne und nicht mehr benötigte Zahnprothesen gibt. Amerika war in den Krieg eingetreten und es gab einen Engpass an Kautschuk. Ersatz wird in alten Gummiwaren wie Autoreifen und Gartenschläuchen gesucht. Die Zeitungsausschnitte zeigen aber auch den gesellschaftlichen Unterschied dieser Zeit auf. So bietet ein Inserent für guten Tabak Lebensmittel, an denen es in der Bevölkerung mangelt. Der Krieg war aus und viele heimkehrende Soldaten ziehen von Italien kommend in ihre Heimat. Die Züge sind voll. Manche sitzen außen auf dem Dach der Waggone oder auf der Lokomotive. Viele verunglücken dabei. Etwa jene am Dach bei Tunneldurchfahrten. Frauen die sich mit italienischen Soldaten eingelassen hatten wurden verspottet und beschimpft. Sogar Namen wurden plakatiert. Zeitungsartikel, die mit ergänzenden und erklärenden Texten versehen sind. Das ist eine interessante Darstellung eines Zeitabschnittes. Inwieweit allerdings Zeitungen das wahre Bild der damaligen Zeit liefern weiß man nicht. Nicht alle und jedes kam in die Zeitung. Aber trotzdem ein interessanter Zugang. }, keywords = {Erster Weltkrieg, Tirol, Zeitungsartikel}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2018, title = {Lebenszeichen}, author = {BRANDSTETTER, Alois}, year = {2018}, date = {2018-10-17}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: „Lebenszeichen“, Salzburg Wien 2018 Nach den ersten Seiten Lesens habe ich gedacht „Da sinniert ein alter Mann über sein Leben“. Ist das wert als Buch gedruckt zu werden? Mit zunehmendem Lesen wurde ich aber positiver und fand viel Schönes in den Erzählungen eines, in der Vergangenheit schwelgenden Dichters. Dinge werden so dokumentiert und nicht vergessen. Wie etwa, dass die Mutter von Kardinal König unverheiratet Kaiser hieß und dann einen Mann mit Namen Herzog heiratete. Erst in zweiter Ehe hieß sie König und gab diesen Namen ihrem Sohn, dem späteren Kardinal. In allen 24 Kapiteln nähert sich Brandstetter mit Erkenntnissen seines Berufes als Germanist und Leser verschiedenster Wörterbücher und Lexika. So wie der griechische Krimiautor Markaris sein Lexikon als Ideenbringer beim Lösen von Mordfällen heranzieht. In den einzelnen Kapiteln nimmt der Autor auch Bezug auf seine eigenen Bücher, indem er Leserbriefe zitiert, Fehler korrigiert und Richtigstellungen vornimmt. Es ist das Buch eines älteren (80 Jahre alten) Schriftstellers, der auf sein Leben zurückblickt und dabei feststellen muss, dass ein Schriftsteller mit all seinen Büchern mit dem erfolgreichen ersten verglichen wird. „Alles, was sie später leisten, wird zu ihren Ungunsten mit dem Früheren verglichen, das sie angeblich nicht mehr erreichen.“ (Seite 185) Die alten Schriftsteller „müssen sich schon sehr anstrengen, um mit ihren „Lebenszeichen“ noch wahrgenommen zu werden.“ (Seite 186) Brandstetter rät „sich im Alter nicht zu überschätzen“ (Seite 186). Ob er sich das auch beim vorliegenden Buch gefragt hat?  }, keywords = {älterer Dichter, Lebenserinnerungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHNITZLER2018, title = {Professor Bernhardi}, author = {SCHNITZLER, Arthur}, year = {2018}, date = {2018-10-13}, abstract = {SCHNITZLER, Arthur: „Professor Bernhardi“, Frankfurt 1972 Eine Krankenhausgeschichte, die die Intrigen zwischen den Ärzten aufzeigt. Obwohl das Stück vor über 100 Jahren erschien wirkt es so, als wäre es heute geschrieben worden. Die Art und Weise wie sich Ärzte geben ist unverändert. Der Umgang mit ärztlichen Fehlern ist genauso aktuell wie eine mögliche Sterbehilfe. Hinzu kommt aus dieser Zeit der Konflikt zwischen Kirche und Staat. In diesem Stück ausgetragen zwischen dem Stationsarzt Professor Bernhardi und einem Priester. Letzterer will einer Patientin die letzte Ölung geben. Der Arzt verweigert, weil die Patientin noch Hoffnungen hat. Mit dem Erscheinen des Priesters und seiner letzten Ölung würde man ihr die nehmen. Weil Bernhardi dem Priester den Zugang zur sterbenden Patientin nicht erlaubt, wird er in einem Gerichtsverfahren verurteilt und zwei Wochen eingesperrt. Innerhalb der Ärzteschaft bilden sich zwei Lager: die einen halten das Verhalten ihres Kollegen für richtig und die anderen stellen sich mehr auf die Seite der Kirche, wobei da auch Karriereüberlegungen eine Bedeutung haben. }, keywords = {Ärztekonflikt, Kirche, Krankenhaus, Sterben}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FLASAR2018b, title = {Okaasan. Meine unbekannte Mutter}, author = {FLASAR, Milena Michiko}, year = {2018}, date = {2018-09-26}, abstract = {FLASAR, Milena Michiko: „Okaasan. Meine unbekannte Mutter“, Sankt Pölten Salzburg 2010 Okaasan ist der japanische Name für Mutter. Flasar mit ihrem familiären japanischen Hintergrund beschreibt das Sterben einer Mutter, die aus ihrem Heimatland in eine fremde Stadt geholt wird und bei der Tochter wohnt, die sie pflegt bis es der zu viel wird und sie in einem Altersheim unterbringt. Das Thema „Mutter zieht sich kontinuierlich durch das Buch. In wunderbaren Formulierungen nähert sich die Autorin dem Wort. Schon die Überlegungen zur Geburt: „lch versuche mir vorzustellen, wie brüchig diese Welt einem neugeborenen Kind erscheinen muss. Ich bekomme ein Gefühl für die heimliche Finsternis des Mutterleibes, aus dem herauszukommen eine solche Beschwerlichkeit bedeutet. Ein fertiger Körper wächst aus einem anderen. Es ist ein widerständiger Kampf, an dessen Ende eine maßlose Erschöpfung liegt.“ (Seite 15) Auch mit dem ICH setzt sie sich auseinander: „Wohin geht man, wenn es keinen Ort gibt, an dem es sich heimisch werden lässt? … Man dreht den Spiegel um und geht nach innen.“ (Seite 35) Das Buch teilt sich in zwei Teile. Im ersten setzt sie sich mit dem Ableben der Mutter auseinander. Eine schwierige Aufgabe, wie sie auch selbst sagt: “Wenn man einmal wahrhaftig und ohne die typischen Vorbehalte über den Tod zu sprechen begonnen hat, gehen einem – wie die Kieselsteine – die Wörter aus.“ (Seite 49) Einzelne Abschnitte des aus dem Leben Gehens werden gezeigt. Beginnend mit einem „gewissen Punkt“, den sie „überschritten hatte.“ (Seite 45) Als sie die Mutter in ein Altersheim geben muss, weil sie es zu Hause alleine nicht mehr schaffte sie zu pflegen, vergleicht sie diesen Vorgang sehr schön mit dem Aussetzen einer kleinen Katze. Menschen sterben meist über eine Krankheit. Ein Zustand, den Flasar unverständlich findet: „Ich frage mich, warum ein Großteil der Menschen auf so entsetzliche Art und Weise krank werden muss, bevor er stirbt.“ (Seite 63) Nach dem Tod der Mutter bricht die Tochter im zweiten Abschnitt des Romans zu einer heiligen Stätte in Indien auf um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Auch her spielt das Wort Mutter mit der Göttin Amma eine zentrale Rolle. Hier helfen ihr Menschen zu sich selbst zu finden „Es gibt keine Heilung ohne Erinnerung. Niemand wird sich an ihrer Stelle für sie erinnern können, wenn sie es nicht selber tun.“ (Seite 134) Und hier kommt dann die Erlösung. Als junge Frau wurde sie schwanger. Ihr damaliger Freund wollte das Kind nicht. Sie hatte abgetrieben und ist nie Mutter geworden. Ein Weiser hilft ihr diese innere Schuld zu überwinden: „… das Kind sind sie selbst oder jenes zwanzigjährige Mädchen. Zu ihm zurückzugehen, es in Erinnerung zu behalten, macht sie zu der Mutter, die sie gerne geworden wären.“ (Seite 137) So hat sie ihr „namenloses Kind“ auf die Welt gebracht und ist Mutter geworden. }, keywords = {Göttin, Indien, Japan, Mutter, Tod}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TWAIN2018, title = {Tom Sawyer}, author = {TWAIN, Mark}, year = {2018}, date = {2018-09-25}, abstract = {TWAIN, Mark: „Tom Sawyer“, Berlin 2008 Ein Jugendbuch, dass ich erst jetzt als Erwachsener las. Es ist aber nicht nur für Jugendliche, auch Erwachsenen bietet es Spannung. Eine Bubengeschichte aus Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es bietet mehrere Aspekte: • Das Leben in einem amerikanischen kleinen Ort im 19. Jahrhundert. • Die Abenteuer von Jugendlichen in einer noch nicht so technisierten Welt. • Träume von Jugendlichen. • Erziehungsmethoden des 19. Jahrhunderts. Neben der detaillierten Schilderung des Lebens und der Landschaften bietet es viel Spannung. Spannung, die aus Abenteuern der Jugendlichen entstehen. Letztlich endet es mit der Erkenntnis, das Geld nicht glücklich macht und der arme Huck, nachdem er mit seinem Freund Tom einen riesigen Schatz gefunden hat ist zwar reich, kann mit diesem neuen Leben aber nicht umgehen. „Das Reichsein ist nicht das, was man davon hermacht. Es bedeutet weiter nichts als Sorgen und nochmals Sorgen und Schweiß und nochmals Schweiß und man wünscht sich dauernd, man wär tot.“ (Seite 252) Huck sagt „Mir gefallen die Wälder, der Fluss und die Fässer, und bei denen bleib ich.“ (Seite 253). Er kehrt zu seinem Strawanzerleben wieder zurück, weil er das geordnete bürgerliche Leben nicht aushält. }, keywords = {19. Jahrhundert, Amerika, Jugendabenteuer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{IRVING2018, title = {Erzählungen von der Alhambra}, author = {IRVING, Washington}, year = {2018}, date = {2018-09-21}, abstract = {IRVING, Washington: „Erzählungen von der Alhambra“, München 1999 Irving, ein amerikanischer Diplomat und Reisender kam 1829 nach Granada und wohnte – was heute undenkbar ist – mehrere Monate in der Alhambra. Er schildert im vorliegenden Buch seine Eindrücke und Erfahrungen, erzählt aber auch Reiseeindrücke und Sagen. Sind es einerseits Berichte aus einer anderen Zeit, so haben sich doch die Landschaftsschilderungen nicht verändert. Zwar fährt man heute mit dem Zug oder Auto durch die Gegend und damals ritt man am Pferd, aber das ändert Nichts an dem Erscheinungsbild. Heute noch sind die Hochebenen „ausgedehnte Strecken, die bis zum Horizont, soweit das Auge reicht mit Getreide bebaut sind.“ (Seite 18) Die Hochebene der Mancha, „deren Grenzen eines Menschen Auge nicht ermessen kann, beeindrucken gerade durch diese ihre Nacktheit und ihre Weite und haben etwas von der feierlichen Größe des Ozeans an sich.“ (Seite 19) Auch Granada könnte man heute noch so beschreiben: „Das alte Königreich Granada, an dessen Grenzen wir uns gerade befanden, ist eine der gebirgigsten Gegenden Spaniens. Gewaltige Sierras oder Bergketten, kahle und baumlose Hänge und Kare, aus farbigem Marmor und Granit durchzogen, recken ihre sonnenverbrannten und gedörrten Gipfel in einen ewig tiefblauen Himmel.“ (Seite 22) Neben den ausführlichen Landschaftserzählungen berichtet Irving auch historisches und die Uneinnehmbarkeit der maurischen Festung Alhambra, in der er selbst wohnte. Er saß auf einem der Türme und sah in die wunderbare Landschaft hinaus. Von seinen einheimischen Mitbewohnern erzählt er und gibt so die Lebensgewohnheiten des 19. Jahrhunderts wider, wie auch den Verfall der Alhambra. Ergänzt wird das Buch durch Sagen rund um die arabische Herrschaft in Spanien. Auch fiel ihm – wie auch den heutigen Besuchern – auf, dass der Renaissancepalast von Karl V. nicht in das Ensemble der Alhambra passt und diese überragt und ihren Gesamteindruck zerstört. Für den heutigen Besucher, der sich mit Tausenden Touristen durch die Räume drängen muss ist es nicht mehr vorstellbar, dass eine einzige Frau für die Aufsicht des königlichen Palastes verantwortlich war. Ja mehr noch, die Zimmer im Palast an Reisende vermietete. Schwermütig verabschiedet er sich nach mehreren Monaten aus Granada: „Behüt´dich Gott Granada, mein liebes Granada, nie mehr werde ich dich in diesem Leben wiedersehen …“ (Seite 378) }, keywords = {19. Jahrhundert, Alhambra, Reiseerzählung, Spanien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2018, title = {Anna. Eine Kindheit}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2018}, date = {2018-09-10}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Anna. Eine Kindheit“, Salzburg-Wien 2018 Ein Autobiografischer Roman, in dem Erika Pluhar die Kindheit ihrer Tochter Anna widergibt. Aus der Sicht des Kindes, aber mit dem Wissen der Mutter/Autorin. So gesehen auch eine Selbstreflexion der Zeit als Mutter und jungen Schauspielerin. Im Alter geht sie selbstkritisch an ihre Mutterrolle – der sie bedingt durch den Schauspielberuf – nicht immer nachkam. Pluhar legt – so mein Eindruck – härtere Worte in den Mund der Tochter, als es vom Kind gekommen wäre. Sie selbst geht hart mit sich ins Gericht und sieht sich als vernachlässigende Mutter. Sie ging ihrer Schauspielerei nach und hatte zu wenig Zeit für die Tochter. Ein Leben, eine Biografie, die aus der Sicht einer anderen Person geschrieben ist. Pluhar hat damit auch ihrer leider früh verstorbenen Tochter ein Denkmal gesetzt. Wäre sie eine Bildhauerin würde irgendwo eine große Statue der Tochter Anna von ihr stehen. Aber selbst, wenn man keinen Bezug zu Erika Pluhar hat, ist es eine sehr interessante, leicht lesbare Romangeschichte eines kleinen Mädchens, die man empfehlen kann. }, keywords = {Biografie, Kindheit, Mutter Kind Beziehung, Pluhar}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2018, title = {Drei Grazien}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2018}, date = {2018-09-06}, abstract = {MARKARIS, Petros: „Drei Grazien. Ein Fall für Kostas Charitos“, Zürich 2018 Ein Kostas Kriminalroman. Eigentlich haben sie alle dasselbe Strickmuster. Würde er dieses Buch heute als junger Schriftsteller schreiben würde es wahrscheinlich kein Verlag annehmen. Er aber hat einen Namen, ist bekannt und hat seine „Stammleser“. So wie ich einer bin. Ich habe 16 solcher Bücher und daher auch diesen, seinen neuen Kriminalfall. Neben dem klassischen kriminalistischen Erzählen erlebt man auch die aktuelle Situation in Griechenland. Aus seiner Familie heraus und den, dem „Stammleser“ schon bekannten Mitgliedern. Waren in den ersten Büchern die polizeilichen Handlungen im Vordergrund, so sind es jetzt zunehmend private und gesellschaftliche Berichte. Das Buch beginnt mit dem Urlaub des Kommissars und seiner Frau. Dabei lernten sie drei Frauen kennen, mit denen sie sich befreundeten. Daher auch der Name „Drei Grazien“. Vom Urlaub zurück beginnt ein neuer Fall, bei dem Universitätsprofessoren, die in die Politik gewechselt sind ermordet werden. Ging der Kommissar in den früheren Büchern oft auf eigene Faust und ohne Zustimmung seiner Vorgesetzten vor, so bietet sich ihm jetzt die Chance einer Beförderung, weil sein Chef in Pension ging und er die interimistische Leitung übernahm. Wenn er beweist, dass er das gut macht hätte er die Chance selbst der Chef zu werden. Mit der guten Unterstützung seines neuen Chefs und der Bemühung befördert zu werden löst er den komplizierten Fall, der das Geschehen und die Struktur der griechischen Universitäten widergibt. }, keywords = {Athen, Giechenland, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KERN2018, title = {Augustine in den Schuhen der anderen}, author = {KERN, Isabella Maria}, year = {2018}, date = {2018-09-01}, abstract = {KERN, Isabella Maria: „Augustine. In den Schuhen der anderen“, Berlin 2017 Ein erotischer Beziehungsroman der anderen Art. Die Hauptfigur des Romans – Augustine – hat die Gabe, sich in andere menschliche Körper zu transponieren (die Autorin nennt es Transcorporation), wenn sie die Schuhe der anderen Person anzieht. Augustine nützt dies um in Beziehungen anderer Frauen einzusteigen. Ihr geht es aber nicht um Liebe, sondern um Sex. Obwohl sie die wahre Liebe sucht. Selbst ist sie lange noch Jungfrau und hatte durch dieses „Umsteigen“ in andere Frauenkörper große sexuelle Erfahrung. Eine Frau, die in ihrem normalen Leben scheu und nicht sehr kontaktfreudig ist, wird im Körper anderer hemmungslos. Eine Situation, wie wir sie im Internet heute erleben. Aus der Anonymität des Netzes heraus werden Menschen haltlos. Die Grundkonzeption mit dem märchenhaften Ansatz, dass ein Mensch in den Körper eines anderen schlüpfen kann ist sehr gut. Die Umsetzung schwankt zwischen billigem Groschenroman und anspruchsvollerer Literatur. Auf alle Fälle ungewöhnlich. Der Roman endet etwas kitschig in einem „Happy End“. }, keywords = {Beziehungen, Erotik, Sex, Transcorporation}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2018b, title = {David}, author = {TASCHLER, Judith W.}, year = {2018}, date = {2018-08-22}, abstract = {TASCHLER, W. Judith: „David“, München 2017 Taschler stellt hier Charakterbilder von Jugendlichen vor. Die zentrale Figur ist nicht David, der dem Roman den Titel gab, sondern dessen Mutter und Urgroßmutter. Die Mutter verlor als Kind ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall. Die Großmutter übernahm die Erziehung und verstarb einige Jahre später. Bei einer alten Tante kam sie dann unter, aber diese war bald unfähig ein Kind zu erziehen und Magdalena musste in ein Waisenheim. Als 17-jährige bekam sie ein Kind. Der Vater des Kindes war abgehauen. 8 Monate versuchte sie sich als alleinerziehende Mutter, schaffte es aber nicht und gab das Kind zur Adoption frei. Viel passierte in ihrem Leben und letztlich lernt sie doch noch ihren Sohn kennen. Taschler erzählt sehr realistisch die Szenen der Jugendlichen. In verschiedensten Situationen, wie etwa das Leben in einem Jugendheim oder Jugendliche in der Mittelschule. Auch versucht sie zu analysieren, wie es einem adoptierten Kind seelisch geht; wie es die Beziehung zur Ziehmutter und zur eigenen Mutter sieht. Ein Mosaikstein von Menschenschicksalen, das sich am Ende des Buches zu einem Bild zusammenstellt. }, keywords = {Adoptivkind, Menschenschicksale}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JELUSICH2018, title = {Talleyrand}, author = {JELUSICH, Mirko}, year = {2018}, date = {2018-08-13}, abstract = {JELUSICH, Mirko: „Talleyrand“, Wien 50er oder 60er Jahre ? Das An-die-Macht-Kommen“ Napoleons und die Französische Revolution an Hand der Person des Adeligen Talleyrand. Ein Mann, der die Fäden aus dem Hintergrund zieht. Im ersten Kapitel „Das Consulat“ wird beschrieben, wie er Napoleon zur Macht verhalf. Im zweiten Abschnitt dann das Kaisertum Napoleons und im letzten Kapitel das Königreich Frankreich. Ein historisches Buch, das aber sehr langarmig Situationen aus dieser Zeit beschreibt. Stilistisch nicht mehr der heutigen Zeit entsprechend und auch kein wirkliches „Geschichtsbuch“, weil es Situationen aus dem 20. Jahrhundert betrachtet beschreibt. }, keywords = {französische Revolution, Napoleon, Talleyrand}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2018, title = {bleiben}, author = {TASCHLER, W. Judith}, year = {2018}, date = {2018-08-04}, abstract = {TASCHLER, Judith W.: „bleiben“, München 2017 Die einzelnen Kapitel des Buches tragen einen Vornamen und ein Datum. Zu Beginn ist es schwer zuzuordnen, wer wer ist. Ich traf einen Freund, der mir erzählte den ersten Teil des Buches nochmals gelesen zu haben, um zu verstehen, welche Personen hier abgehandelt wurden. Eine Empfehlung an den Verlag wäre es, vorne oder hinten im Buch eine Liste der Proponenten und ihr Verhältnis zueinander aufzustellen. Taschler erzählt die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln mit Hilfe verschiedener handelnder Personen: • Paul: Aus einer angesehenen und konservativen Rechtsanwaltsfamilie. Sein Berufsleben war vorgezeichnet – auch wenn er kurz rebellierte und eine „nicht standesgemäße“ Frau heiratete, von der er sich aber später scheiden ließ. In seiner Krise mit dem Vater und der geschiedenen Frau fuhr er spontan mit dem Zug nach Rom. Dort ist auch der Ausgangspunkt dieses Romans. Alle vier Personen sitzen im selben Abteil. Paul heiratet später Juliane, übernimmt die Kanzlei seines Vaters und sie leben als konservative Familie. So wie seine Eltern und so wie er es als junger Mann nicht wollte. • Felix: Kommt aus Südtirol. Über ihn erfährt der Erzähler die jüngste Geschichte Südtirols. Wie es nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg an Italien gegeben wurde, obwohl die Bevölkerung ausschließlich deutsch (österreichisch) war. Unter dem Hitlerregime wurden viele ins „Reich“ ausgesiedelt. So auch sein Großvater. Er arbeitete im Stahlwerk in Linz. Das Mädchen – die Mutter von Felix – war unglücklich und überredete den Vater zur Heimkehr nach Südtirol. Dort bauten sie den Bauernhof wieder auf. Vor allem ihre Initiative war es, dass es ein blühender Betrieb mit Gaststube, Gästezimmern und Landwirtschaft wurde. Sie heiratete den Sohn des Gastwirts, der ihr half, aber an den Unabhängigkeitsbewegungen Südtirols teilnahm. Als solches war er beim Schmuggeln von Sprengstoff und sprengen von Strommasten dabei, was ihn ins Gefängnis brachte. Felix verehrte seine Mutter, aber sie starb früh. Felix musste zu Hause helfen. Er aber wollte studieren. Einmal brach er aus und fuhr mit dem Zug nach Rom, wo er im selben Abteil mit den anderen war. Er begann zu studieren, wurde Internetdesigner, blieb ein Single und reiste viel. Mit der verheirateten Juliane hatte er ein Verhältnis. Letztlich starb er an Krebs. Dies ist ein wichtiger Teil des Buches. Ausführlich und detailgenau wird das Sterben berichtet, bei dem Freunde beistehen. • Max: War Koch. Kam aus einfachen Verhältnissen und ist im Heim aufgewachsen. Als er seine ihm unbekannten Halbschwestern kennen lernt (die Mutter gab sie zur Adoption frei), ändert sich sein Leben. Die Adoptiveltern der beiden Mädchen helfen ihm und er wird ein anerkannter Künstler. Mit Felix wohnte er in einer Wohngemeinschaft und gemeinsam fahren sie nach Rom, wo sich diese vier Personen treffen. Max hält den Kontakt mit allen aufrecht. • Juliane: Eine Tiroler Cellospielerin. Sie fühlte sich am Tod ihres Bruders schuld und war traumatisiert. Um das abzubauen fuhr sie mit ihrem Cello nach Italien und aß im selben Abteil mit den drei Männern. Von einem wurde sie die Ehefrau, vom anderen die Liebhaberin. Am Todenbett und beim Begräbnis von Felix sind sie wieder alle beisammen und beschließen eine gemeinsame Reise nach Rom, so wie vor einigen Jahrzehnten. Juliane und Max wandern nochmals den Weg nach Assisi und ihre Ehe bleibt in Liebe bestehen. Juliane sagt sehr realistisch „Ich war verrückt nach Felix, und gleichzeitig war ich mir die ganze Zeit über bewusst, dass ich Paul liebe und brauche, dass ich mich nie von ihm trennen würde. Dass ich zu ihm gehöre, wie das Amen in der Kirche.“ (Seite 160) Max, der Ehemann wollte auch nie Details über die Liebesaffäre wissen. Vielleicht ein Happy End (abgesehen davon, dass Felix sterben musste)? Es ist aber nicht kitschig. Es ist harmonisch. Das ist nur ein Teil der Geschichte. Vieles mehr erfährt man beim Lesen. Großartig, wie sich Taschler mit dem Sterben auseinandersetzt. Wie Felix kämpft zu leben. Deswegen auch der Titel „bleiben“. Nach der Diagnose „Krebs“ will er es nicht wahrhaben. „Meine Krankheit stelle ich mir manchmal als unzählige kleine Krebse vor, unersättliche, die in meinem Körper herumkriechen und naschen wollen, von meinen saftigen roten Organen. … Wollt ihr denn nicht endlich weiterziehen! In meine Speiseröhre hinauf, sammelt euch alle schön auf meiner Zunge, damit ich euch auskotzen kann! Oder wandert ab in meinen Darm, damit ich euch geschlossen auskacken kann!“ (Seite 187) „Ich weiß nur eines. Ich finde das Leben schön. Und die Welt. Ich möchte gerne noch bleiben.“ (Seite 191) Aber auch das Verhältnis wird sehr realistisch und nicht verklärt beschrieben. Die inneren Zweifel und Kämpfe, die so eine Liebschaft auslöst. Einleitend habe ich den Verlag und seine Organisation des Buches kritisiert. Vielleicht hat es aber auch einen Vorteil, wenn sich der Leser die Puzzles erst selbst zusammenfinden muss um am Ende das gesamte Bild zu sehen? }, keywords = {Liebesbeziehung, Sterben, Verhältnis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FRISCHMUTH2018, title = {„Machtnix oder Der Lauf den die Welt nahm"}, author = {FRISCHMUTH, Barbara}, year = {2018}, date = {2018-07-29}, abstract = {FRISCHMUTH, Barbara: „Machtnix oder Der Lauf den die Welt nahm", Salzburg Wien 2018 Jetzt erschienen, aber schon 1993 während des Jugoslawienkrieges geschrieben ist das Thema immer noch aktuell, so wie eben Krieg immer aktuell ist. Zu Beginn dachte ich in ein Kinderbuch geraten zu sein. Ja, es ist ein Kinderbuch für Erwachsene. Versteckt hinter Märchenfiguren sagt Frischmuth das Reale der Welt. Krieg und Zerstörung. Erzählt von einem Kriegskind, das aus dem Lager geflüchtet ist, einer Kröte und anderen Tieren. Sie vereinigen sich und wollen einer Botschaft folgend das Unheil der Welt stoppen und die „Zentrale“, die für all diese Kriege und das Unheil verantwortlich ist auslöschen. Eine Herde Ratten helfen dabei. Sie dringen mit einem Kinderwagen und der U-Bahn in die Zentrale vor, die sich als ein computergesteuertes Kinderhirn erweist. Die Autorin nennt es „Hirnling“. Die bunte Truppe rettet das so missbrauchte Kind und stellt den Strom ab. Menschen fahren wieder mit dem Rad und nicht mit dem Auto und sehen sich gegenseitig wieder mehr. Ob es ein anhaltender Zustand ist wird nicht angenommen. Für kleine Kinder ist es aber nicht geeignet. Mehr für die Erwachsenen. }, keywords = {Märchen, Weltverbesserung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EDELBAUER2018, title = {Entdecker. Eine Poetik}, author = {EDELBAUER, Raphaela}, year = {2018}, date = {2018-07-22}, abstract = {EDELBAUER, Raphaela: „Entdecker. Eine Poetik“, Wien 2017 Ein avantgardistisches, modernes Buch. Ein Wegweiser, ein Richtungsweiser in der Literatur? Beim Ingeborg Bachmann Preis 2018 erzielte sie den Publikumspreis. Das Buch besticht schon in seiner Aufmachung als „anders“. So gibt es kein Vorwort, sondern eine „Gebrauchsanweisung“ an den Leser. Im ersten Abschnitt definiert sie dann in sechs Kategorien (A bis F) die Beschaffenheit von Texten. Texte, die sich nur unter hohem Druck formen können, die durch die Vokalmembrane Phrasen in den Text ziehen lässt, in denen sich unabhängige Segmente zu einem Gemeinsamen verschmelzen oder jene, die „einen sogenannten Kau- oder Sprechmagen; einen Verdauungsapparat, dessen Verarbeitungstätigkeit kurioserweise mit dem Sprechvorgang in eins fällt.“ (Seite 28) Zur zweiten Kategorie wird eine Anweisung zum Erleben desselben gegeben: „Laufen sie eine Runde um den Block, setzen sie sich und ignorieren sie ihren schweren Atem, legen sie einen Finger unter ihre Zunge und sie spüren, wie darunter stumm der Text tobt, der seit ihrer Geburt aus ihrem Mund zu entkommen versucht.“ (Seite 24) Im zweiten Abschnitt, der sich „Mineralien“ nennt, wird ein Mineral mit dem Namen „Dementium“ vorgestellt, das für viele Leiden und Probleme eine Lösung bietet. „Eine phantastische Naturkundesendung“. Der dritte Abschnitt widmet sich der Kartografie und die Autorin meint, dass „die Kartografie … die Entdeckung des Unwesentlichen“ sei. Ihr Fokus zum Wort und Text geht dabei aber nicht verloren. Das Kapitel Gravitation etwa stellt Vergleiche an, was wäre, wenn die Sonne ihre Arbeit aufgeben würde. Wir würden es erst 8 Minuten später sehen können und ins All geschleudert werden. Auch Worte kommen und vergehen. „Das Wort „Chaiselongue“ beispielsweise, ehedem in allen Sprachräumen ausgedehnt, verwitterte und fiel in sich zusammen, während das einstige Kümmerpflänzchen „Computer“ kometenhaft aufstieg und immer voluminöser wurde.“ (Seite 85) Am ausführlichsten widmet sich die Autorin mit der Anatomie. Sie veranschaulicht diese an einem Fantasiegebäude, das sich eine reiche Frau zur Selbstverwirklichung bauen ließ. Die Autorin ist als Journalistin zur Berichterstattung eingeladen und erzählt von diesem Phantasiegebilde, das „Absurdium“ genannt wird. Wie durch einen riesigen Körper mit all seinen Organen wandert sie durch das Haus. Der Besucher wird Extremsituationen ausgesetzt. Vergleiche, wie etwa, man hätte einen Bandwurm, der so groß wie der Darm wird. Er würde dann alle zugeführte Nahrung gleich direkt bei der Speiseröhre übernehmen. Der Mensch selbst müsste verhungern. Völlig geschafft und mit zerrissen Kleidern verlässt sie letztlich das Haus. Im letzten Abschnitt, den sie „Aggregatzustände“ nennt wird man als Leser in ein Forschungsinstitut geführt und man erlebt Experimente mit, bei denen man oft zweifeln muss. So wie man ins Buch mit einer „Gebrauchsanweisung“ eingeführt wird, wird man wieder entlassen: „Die Welt sortiert sich, indem sie sich der Sprache angloeicht. Jetzt darfst du das Buch zuschlagen.“ (Seite 171, die letzte Seite) }, keywords = {Entdecker, Literatur, Modern, Phantasie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GEIßLHOFER2018, title = {Der Kältesee. Die Vermessung der Mischlinge im Banne der Alpenfestung, Brioni und Mussolini & mehr}, author = {GEIßLHOFER, Hans}, year = {2018}, date = {2018-07-21}, abstract = {GEIßLHOFER, Hans: „Der Kältesee. Die Vermessung der Mischlinge im Banne der Alpenfestung, Brioni und Mussolini & mehr“, München 2017 Ich bekam das Buch von Frau Gertrude Eigelsreiter-Jashari (Zentrum für Migrationsforschung) und dachte – dem Titel nach zu schließen – es handle sich um ein wissenschaftliches Werk, bei dem es um den Lunzer See handelt. Das Buch lag mehrere Wochen im Regal der Bücher, die noch nicht gelesen waren. Dann nahm ich es zur Hand und las es in einem Tag aus. Eine Familiengeschichte, in der der Autor die Zeit um den Zweiten Weltkrieg in Bezug auf seine Familie und Verwandtschaft aufgearbeitet hatte. Er zeigte die Bedrohung seiner Familie durch die Nazis auf, was auch stellvertretend für diese Zeit steht. Es sei ihm wichtig „die Mechanismen der Macht und der Bedrohung durch die Nazis am Beispiel der eigenen Familie nun genauer zu durchschauen und als Lehrbeispiel in diesem Buch publik machen zu können. Damit auch unsere Kinder daraus lernen und hoffentlich vor ähnlichen Schicksalen bewahrt werden.“ (Seite 195) Noch dazu handelt es sich um berühmte Persönlichkeiten in der Familie, wie die Dynastien Kupelwieser und Wittgenstein. Die Beschlagnahme der Besitztümer, Erpressung, Verlust von Akten zeigen das rege Leben dieser Familien. Ein Onkel, der eine Insel in der Adria gekauft und zu einem Tourismusgebiet entwickelt wurde, wurde von Mussolini ebenso enterbt, wie seine Familie in Österreich vom Hitler Regime. }, keywords = {Beschlagnahme, Brioni, Familiengeschichte, Lunz am See, NS Regime}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2018, title = {Das Feld}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2018}, date = {2018-07-19}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Das Feld“, München 2018 Nach einem Abenteuerbuch mit 500 Seiten, das sicher nicht schlecht geschrieben war, aber anstrengend zu lesen war tat dieses spritzige Buch sehr gut. Viele Sätze sind ein Genuss beim Lesen. Den Rahmen des Romans gibt ein Friedhof. Die handelnden Personen sind die Verstorbenen. Der Autor beschreibt verschiedenste Charaktere. Sie blicken auf ihr Leben zurück. Nabelschau von Toten. Großartig. Teilweise geben sie Ratschläge an die noch Lebenden und teilweise erzählen sie, was sie anders hätten machen müssen. „Es gibt da nämlich ein paar Dinge, die ich loswerden möchte. Ich wünschte, jemand hätte sie mir gesagt. Vielleicht hätte ich dann manches anders gemacht…. Hätte ich begriffen, dass alles so schnell vorübergeht, hätte ich mir manches erspart. Aber für mich ist alles vorbei, und darum bilde ich mir jetzt ein, ich könnte wenigstens dir etwas ersparen. … Also sage ich dir jetzt einfach ein paar Dinge.“ (Seite 49) Alle Geschichten zusammen ergeben das Bild einer Stadt und deren Einwohner mit all ihren Verschiedenheiten und Eigenheiten. Seethaler hat dieses Milieu gewählt, weil „der Mensch vielleicht erst dann endgültig über sein Leben urteilen konnte, wenn er sein Sterben hinter sich gebracht hatte.“ (Seite 9) Die Geschichten sind aber auch eine Ermahnung an die Leser Nichts aufzuschieben: „Als junger Mann wollte er die Zeit vertreiben, später wollte er sie anhalten, und nun, da er alt war, wünschte er sich nichts sehnlicher, als sie zurückzugewinnen.“ (Seite 11) Vieles wurde im Leben nicht getan und die Toten in ihren Gräbern bereuen es jetzt. Seethaler lässt sie aber sprechen und ihre Versäumnisse an die Lebenden weitergeben. „Geh zu deiner Mutter und lege die Hand an ihre Wange. Bleib einen Moment so. Ich habe das nie gemacht, und das war ein Fehler.“ (Seite 55) Vieles ist ein Spiegelbild für die Menschen, wie etwa die übertriebene Tierliebe. „Ich glaube, ich habe mit dem Kater mehr gesprochen als mit den meisten Menschen.“ (Seite 83) Obwohl nur tote Menschen zu Wort kommen ist es kein trauriges Buch, wenngleich Weisheiten zum Sterben widergegeben werden. „Lange Zeit versuchte ich mir zu sagen, man stirbt nicht, man verlässt nur die Welt. Der Tod ist nur ein Wort. Doch das stimmt nicht.“ (Seite 167) „Die Älteste zu sein ist keine Leistung und kein Gewinn. Es stirbt sich mit hundertfünf genauso wie mit fünfundachtzig oder mit zweiunddreißig, und der Preis für so ein langes Leben ist Einsamkeit. Der Tod bleibt sich für alle gleich. Nur die, die am Grab stehen, wissen das noch nicht.“ (Seite 180) Eine 105-jährige sagt: „Geburtstage waren mir schon längst unwichtig. Nur das Sterben hätte ich gerne mitbekommen. Ich war ja immer so neugierig.“ (Seite 181) Letztlich kann der Autor aber auch nicht sagen, wie das Sterben vor sich geht. Einem der Verstorbenen legt er diese Worte in den Mund: „Als Lebender über den Tod nachdenken. Als Toter vom Leben reden. Was soll das? Die einen verstehen vom anderen nichts. Es gibt Ahnungen. Und es gibt Erinnerungen. Beide können täuschen.“ (Seite 234) Es war sehr locker diesen Roman zu lesen. Als würde man auf einer Wolke von schönen Sätzen schweben. Ich habe das Gefühl, dass Seethaler bei jedem seiner Bücher einen anderen Schreibstil anwendet. In diesem Roman passt er sich beim Schreiben sogar jeder Person an. }, keywords = {Friedhof, Sterben, Tote}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TROJANOW2018, title = {Der Weltensammler}, author = {TROJANOW, Ilija}, year = {2018}, date = {2018-07-16}, abstract = {TROJANOW, Ilija: „Der Weltensammler“, München 2016 Der Autor beschreibt in diesem über 500 Seiten starken Roman einen seltsamen Menschen des 19. Jahrhunderts. Die Handlung konzentriert sich auf drei wesentliche Lebensabschnitte des britischen Offiziers Richard Burton: • Mit 21 Jahren geht er nach Indien und arbeitet für die East Indian Company. • Als einer der ersten „westlichen“ Menschen nimmt er an einer Pilgerfahrt nach Mekka teil. Er gibt sich als Muslim aus und bringt seine Erlebnisse in Buchform heraus, was in islamischen Gesellschaften Bestürzung hervorruft, die wieder für eine Beschreibung der Person Burtons herhalten. • Im dritten Teil des Romans beschreibt Trojanow, wie Burton in gefährlichen Expeditionen versucht die Quellen des Nils und die großen zentralafrikanischen Seen zu finden. Großartig werden hier die Strapazen der abenteuerlichen Reise durch den Busch beschrieben. Burton passt sich immer seiner Umgebung an, indem er die jeweilige Sprache lernt und auch die lokale Religion annimmt. Trojanow beschreibt das Leben dieses exzentrischen Mannes aus der Sicht verschiedener Personen und rückt damit Menschen wie seinen Diener, einen Mitstreiter an der afrikanischen Expedition oder einen Reisebegleiter auf der Pilgerfahrt ins Zentrum des Romans. Aus unterschiedlichen Sichtweisen werden verschiedene Eigenschaft des Proponenten beschrieben. So sah sein Diener ihn als guten Menschen mit einer harten Schale: „… wir sollten uns hüten vor Männern, von denen wir nicht wissen, ob sie eine Mutter haben. Bwana Burton selbst redete manchmal, als sei er ein Mensch ohne Mutter, aber er redete nur so, sein Handeln widersprach seinen Worten, er war ein nachgiebigerer, ein einfühlsamerer Mann als jener, für den er sich ausgab.“ (Seite 433) Das kürzeste Kapitel ist das letzte, das sich „Offenbarung“ nennt und in dem das Sterben Burtons aufgezeigt wird. Er lebte in Triest mit seiner afrikanischen Frau, die er während einer Expedition gekauft hatte und die sehr gläubig wurde. Als solche drängte sie ihn auch zum katholischen Glauben und versuchte ihm eine Erleichterung seines Gewissens durch eine Beichte zu verschaffen, die so skurril ausfällt wie sein ganzes Leben. In diesem Buch steckt sehr viel Recherchearbeit, damit es Kulturen vermitteln kann, die doch sehr gegensätzlich sind. }, keywords = {19. Jahrhundert, Abenteurer, Afrika, Indien, Mekka}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FLASAR2018, title = {Ich nannte ihn Krawatte}, author = {FLASAR, Milena Michiko}, year = {2018}, date = {2018-05-16}, abstract = {FLASAR, Milena Michiko: „Ich nannte ihn Krawatte“, Berlin 2012 Ich hatte die Autorin beim Literaturfestival „literatur & wein“ im Stift Göttweig gehört und war von ihr sehr angetan. Die Art, wie sie ihre Texte vortrug war großartig. Mit sehr viel Emotionen und Gefühl. Richtig intensiv engagiert. Auch die Texte gefielen mir. Deswegen kaufte ich das erste Buch und war wieder begeistert. Eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Autorin hat eine japanische Mutter und diese Geschichte handelt auch in Japan. Dazu werden einige Wörter, die sie verwendet am Ende des Buches erklärt und übersetzt. Es geht um einen jungen Mann, der sich in sein Zimmer eingesperrt hat. „Durch das zugestopfte Schlüsselloch konnte ich das, was draußen war, atmen hören und war erleichtert nicht länger meinen eigenen Atem mit hineinmengen zu müssen.“ (Seite 41) Man nennt solche Menschen in Japan Hikikomori. Seine Eltern stellen ihm das Essen vor die versperrte Zimmertür. Er geht erst ins Bad und holt sein Essen, wenn die Eltern weg sind. So lebte er wie ein Einsiedler mehrere Jahre in seinem Zimmer. Die Eltern sind unglücklich. Haben vieles versucht aber letztlich seinen Willen akzeptiert. Den Nachbarn sagten sie, dass der Sohn im Ausland studiere. „Ich aber habe Glück. Man rechnet nicht mit mir. Man schickt mir keinen Sozialarbeiter vor das Zimmer, der stundenlang auf mich einredet.“ (Seite 44) Irgendwann geht er aus seinem Verließ heraus und in einen Park. Ohne mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Das macht er jetzt jeden Tag. Im gegenüber sitzt ein älterer Mann auf einer Bank. Er kommt am Morgen und geht am Abend. Mit ihm baut er erste Kommunikation auf. Zuerst nur mit Blicken und später sprechen sie; erzählen sich ihre Geschichten. „So wurde aus unserer minimalsten Bekanntschaft eine minimale Freundschaft“ (Seite 32) Der junge Mann berichtet von den Ursachen, dem Schock, warum er sich vom Leben weggesperrt hat. Als Kind war er mit einem Nachbarmädchen befreundet, das aus einer komischen und armen Familie kam. Sie selbst erzählte Dinge mit viel Phantasie. Sie zerstritten sich und in der Mittelschule saß er plötzlich mit ihr wieder in derselben Klasse. Er ignorierte sie. Sie wurde gemobbt. Zwar war sie eine sehr gute Schülerin, aber arm und stinkend. Die Mitschüler trieben sie in den Tod. Sie stürzte sich aus dem Fenster. Der junge Mann bekam schlechte Gefühle, weil er ihr nicht beigestanden war und dies war der Auslöser, dass er sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte und jeden Kontakt mit der Umwelt verweigerte. Der ältere Mann – so kam es in den Gesprächen heraus – hatte seinen Job verloren, traute sich das aber zu Hause seiner Frau nicht zu sagen. Jeden Morgen fuhr er in die Stadt und tat so als ginge er ins Büro. Seine Frau gab ihm immer Mittagessen mit, das er dann im Park aß. Er erzählte dem Jüngeren seine Lebensgeschichte. Von seiner Frau und einem behinderten Sohn. Als er im Büro gekündigt wurde, packte er alle seine privaten Sachen in einen Sack und warf den in den Mülleimer. Das brachte ihm Erleichterung. Irgendwann beschlossen die beiden einsamen Parkbesucher ihr Leben zu ändern und versprachen sich gegenseitig am Abend die Probleme zu lösen. Der junge Mann aß mit den Eltern zu Abend und integrierte sich. Der Ältere wollte seiner Frau gestehen, dass er arbeitslos ist. Der Jüngere erfüllte den Vorsatz, der Ältere kam bei einem Unfall ums Leben. So sagte man es seiner Frau. Der Jüngere ging immer noch in den Park, wusste aber Nichts vom Unfall und wartete auf seinen Freund. Er ging viele Wochen hin. Dann beschloss er zur Adresse des Älteren zu fahren. Dort traf er nur die Frau an und erfuhr vom Tod. Tief betroffen kam er heim. Einige Jahre später traf der den älteren, tot geglaubten Mann. Sie gingen auf einen Drink und erzählten sich alles. Er sei schwer verletzt gewesen und wohne jetzt alleine. Der Junge zog die Erkenntnis, dass er selbst seelisch krank war, aber auch seine Eltern, die unter dem Zustand litten. Obwohl der junge Mann wieder ins Leben zurückgekehrt war, zweifelt er. Er fragte seinen älteren Freund „Denkst du, braucht man uns? Ich meine wie uns, die vom Weg abgewichen, sich entzogen haben. Die keinen Anschluss, keine Ausbildung, keine Arbeit, nichts vorzuweisen, nichts gelernt haben außer dieses: Dass es sich lohnt, am Leben zu sein. Er macht mir Angst, der Gedanke, wir könnten jetzt, da wir es gelernt haben, immer noch lernen, nicht gebraucht werden. Immerhin sind wir gezeichnet. Wir haben einen Makel. Was, wenn man uns das nicht verzeiht?“ (Seite 131) Ein großartiges Buch einer jungen Autorin, von der man hoffentlich noch mehr zum Lesen bekommt und die manchmal in eine andere Kultur entführt. }, keywords = {Arbeitslos, Japan, Schock, Zurückgezogen leben}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GSTREIN2018, title = {Die kommenden Jahre}, author = {GSTREIN, Norbert}, year = {2018}, date = {2018-04-27}, abstract = {GSTREIN, Norbert: „Die kommenden Jahre“, München 2018 Viele Passagen des Buches kannte ich schon. Sie wurden vom Autor selbst im Rahmen von „literatur & wein“ im Stift Göttweig vorgelesen. So musste ich jetzt – wie bei einem Puzzle – die fehlenden Textteile nachlesen und einfügen. Es ist eine Beziehungsgeschichte, die das Flüchtlingsthema einbezieht. Das schlechte Verhältnis eines Ehepaares wird von einem Engagement der Ehefrau im Bereich Migration überschattet. Er ein Naturwissenschaftler – Gletscherexperte – und sie Journalistin und Schriftstellerin sind zwei konträre Menschen, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Das kam zu Spannungen. Sie besitzen ein Wochenendhaus an einem See außerhalb der Stadt, das sie – auf Initiative der Frau – an eine syrische Flüchtlingsfamilie vermieten. Als Journalistin macht sie dieses Engagement auch publik, was zu Anfeindungen und Übergriffen aus der Nachbarschaft kommt. Als die Angelegenheit aber eskaliert steht der Mann wieder zu ihr. Die Szenen spielen in Deutschland, Amerika und Kanada. Das Verhältnis des Ehepaares ist sehr realistisch und gut beschrieben. Dazwischen schlägt auch der nationale Unterschied zwischen Deutschen und Österreichern durch. Sie eine Deutsche und er ein Österreicher. Auch das war ein Teil der unterschiedlichen Ansichten. }, keywords = {Beziehungsgeschichte, Flüchtlinge, Migration}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HOCHGATTERER2018, title = {Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war}, author = {HOCHGATTERER, Paulus}, year = {2018}, date = {2018-04-21}, abstract = {HOCHGATTERER, Paulus: „Der Tag an dem mein Großvater ein Held war“, Wien 2017 Bei einer Lesung im Stift Göttweig zu „literatur & wein“ saß der Autor mit seiner Frau neben mir, bis er selbst auf die Bühne stieg. Er hatte nicht weit, denn wir saßen in der ersten Reihe. Er las aus seinem neuesten Buch, eben diesem hier. Es handelt in den letzten Kriegstagen. Die letzten Kriegshandlungen richten noch Schaden an. Die Stahlwerke in Linz werden bombardiert. Ein Mädchen verliert ihre Familie. Als Vollwaise wird sie bei einem Bauern aufgenommen, die sie aber nicht für voll zurechnungsfähig halten. Die vorliegende Geschichte wird von ihr, dem Mädchen Nelli erzählt. Wie weit alles stimmt weiß man nicht. Eine Tochter des Bauern meint, sie hätte einen Dachschaden und von sich selbst sagt sie, dass sie lügt. Ob also alle Geschichten so gut ausgegangen sind, wie hier erzählt bleibt offen. Beim Luftangriff wird auch ein Flugzeug abgeschossen. Ein sowjetischer Flüchtling findet beim Bauern Unterschlupf. Erst als ein Offizier der Wehrmacht mit zwei seiner Soldaten im Bauernhof erscheint wird es für den Fremden brenzlig. Der Leutnant will ihn nach einem Verhör erschießen. Es kommt aber nicht dazu. Letztlich wird er, der Leutnant selbst von einem Mann des Bauern erschossen. }, keywords = {Bauernhof, Kriegsende, Letzte Kriegshandlungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHLINK2018, title = {Olga}, author = {SCHLINK, Bernhard}, year = {2018}, date = {2018-04-18}, abstract = {SCHLINK, Bernhard: „Olga“, Zürich 2018 Schlink – und das hat er in vielen Büchern bewiesen – ist ein großartiger Erzähler und Schreiber. Auch diese Geschichte einer Frau ist sehr gut gelungen. Aber emotionell noch stärker als die ohnehin schon starken Texte des Autors sind die im 3. Teil widergegebenen Briefe der beschriebenen Frau, die ihrem verschollenen Liebhaber und Vater ihres Kindes schreibt. Das Leben Olgas wird aus drei Blickwinkeln beschrieben: Im ersten Teil eine allgemeine Beschreibung. Im Zweiten Teil aus der Sicht eines Kindes und späteren jungen Mannes, bei dessen Familie Olga als Näherin arbeitet und in ihren fortgeschrittenen Jahren eine enge Beziehung aufbaut. Hier tritt neben Olga der junge Mann als Protagonist auf und im dritten Teil die Briefe Olgas an ihren Geliebten, die sie postlagernd an ein Postamt im Norden schickt. Die Lebensgeschichte Olgas beginnt mit der Liebe zu einem jungen Mann, der einer höheren Gesellschaftsklasse angehört, von der sie nicht akzeptiert wird. Der Geliebte ist ein Abenteurer. Die Beziehung wird zu einer Teilzeitbeziehung. Die Heirat wurde durch die Eltern verweigert, aber die Liebe blieb bestehen. Auch dann noch, als er im nördlichen Eismeer verschollen ist. Sie schreibt ihm immer noch Brief, bis vor ihrem Tod, den sie selbst auf ganz besondere Weise herbeiführt. Der Roman streift auch das Weltgeschehen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die beide Weltkriege und reicht bis in das heutige Deutschland herein. Mit dem Geliebten von Olga wird auch das koloniale Denken des „alten Deutschland“ sichtbar, indem sie ihn – im Dienste und Sinne Deutschlands - in die entlegensten Gebiete treibt. Ein Abenteurer, der nicht mehr heimkommt … }, keywords = {Deutschland, Geschichte einer Frau, Liebe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BACHMANN2018, title = {Meister-Erzählungen}, author = {BACHMANN, Ingeborg}, year = {2018}, date = {2018-04-09}, abstract = {BACHMANN, Ingeborg: „Meister-Erzählungen“, München 1961 Zwölf Erzählungen von Ingeborg Bachmann, die aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts stammen. Ihre ersten Prosaarbeiten. Es sind eigentlich keine normalen Erzählungen, sondern wie der Buchtitel sagt „Meister-Erzählungen“. Geniale Wortspiele und Formulierungen, die auch im Laufe der Zeit nicht an Eindruck und Wert verloren haben. • „Jugend in einer österreichischen Stadt“ Hier wird Klagenfurt beschrieben. Das Klagenfurt ihrer Kindheits- und Jugendjahre. Den Kriegsjahren und was Kinder so bewegte. • „Das dreißigste Jahr“ In dieser Geschichte schlüpft Bachmann in die Figur eines Mannes der 30 Jahre alt wird. Wo er zwar von anderen – vor allem älteren - noch als jung bezeichnet wird, aber bei sich selbst doch eine Veränderung sieht. Dass sie es selbst ist verrät sie mit dem Geburtsdatum des Mannes – Juni – und der Übersiedlung nach Rom, so wie sie selbst. • „Alles“: Ein Kind wird geboren. Das junge Ehepaar verändert ihr Verhalten. Sie entfernen sich geistig. Dem Kind treten sie anders entgegen. Neues wollte man machen und dann wird es so wie bei allen anderen Kindern. Sie wünschten sich – wie wahrscheinlich alle Eltern – ein außergewöhnliches Kind und dann mussten sie feststellen, dass es „nämlich nur ein ganz gewöhnliches Kind“ (Seite 84) wurde. • Die Geschichte „Unter Mördern und Irren“ spielt nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Männerrunde findet sich regelmäßig zu einem Treffen im Gasthaus. Bis in die Morgenstunden trinken und reden sie während ihre Frauen traurig alleine – meist bei den Kindern - zu Hause sind. Sie sind unterschiedlich: ehemalige Nazis und Juden. Und trotzdem fanden sie sich zusammen. „Damals, nach 45, habe ich auch gedacht, die Welt sei geschieden, und für immer, in Gute und Böse, aber die Welt scheidet sich jetzt schon wieder und wieder anders.“ (Seite 107) Da saßen Opfer und Täter beisammen. Bachmann schreibt hier einen weisen Satz: „Man ist nicht auf Lebenszeit ein Opfer“ (Seite 110) und das unmittelbar nach den Vorgängen des Deutschen Reichs. • „Ein Schritt nach Gomorrha“: Eine Beziehungsgeschichte zwischen zwei Frauen. Heute wird über so ein Thema offen geredet. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ein heikles Thema, dem sich Bachmann stellte. • „Ein Wildermuth“: Es geht in dieser Erzählung um „Wahrheit“. Wahrheit in allen Details, dargestellt am Leben eines Richters dessen ganzes Leben von diesem Wort beeinflusst wurde. Sein Großvater hatte an der Fassade des Hauses in einem Spruch „Wahrheit“ gefordert. Sein Vater hat es weitergelebt und den Sohn dazu erzogen. Übertriebene, detaillierte Wahrheitsfindung, die ihn als späteren Richter in den Wahnsinn getrieben hat. • „Undine geht“: Die erste Geschichte des Buches, die aus der Sicht einer Frau erzählt ist, in der sie einen Mann (ihren Mann?) als Ungeheuer beschreibt. Trotzdem findet sie auch positive Eigenschaft beim Mann. • „Simultan“: Bei einem Kongress in Rom lernt eine Dolmetscherin einen Mann kennen, mit dem sie noch einige Tage ans Meer fährt. Beide stammen aus Wien und finden so einen gemeinsamen Hintergrund. • „Probleme Probleme“: Eine junge Frau, die ohne Arbeit ist und in einem Zimmer bei Verwandten wohnt. Die meiste Zeit verbringt sie mit schlafen. Sie hat einen 15 Jahre älteren verheirateten Freund, Ihr einziges Vergnügen ist es zum Frisör zu gehen. In der vorliegenden Geschichte geht auch das Erlebnis Frisör daneben. • „Ihr glücklichen Augen“: Eine Frau, deren Augenkraft nachlässt und immer wieder ihre Brillen verlegt und nicht findet sieht im Verlust des Augenlichts auch etwas Positives: sie muss als die hässlichen und unschönen Dinge nicht sehen. Deswegen nimmt sie oft die Brille nicht mit um davor verschont zu werden, auch wenn sie dadurch so manchen Sturz und Zusammenprall erleidet. Zusätzlich muss sie ansehen, wie sie einen Freund verliert. • Jede Erzählung führt in ein anderes Milieu und das ist die Genialität von Bachmann: sie zieht den Leser in die jeweilige Umgebung hinein. In der Geschichte „Das Gebell“ ist es eine alte, alleinlebende bescheidene Frau, deren Sohn ein berühmter Mediziner geworden ist. Viele Frauen hatte er, aber mit einer jungen, die er geheiratet hatte verstand sich die alte Frau sehr gut und die Beziehung der beiden Frauen ist das Thema der Geschichte. • „Drei Wege zum See“: Die international bekannt gewordene und in Paris lebende Tochter kommt heim zu ihrem Vater nach Kärnten. Es ist ein ausruhen und Nachdenken über ihr Leben, das in dieser Erzählung ihren Niederschlag findet. Jede Geschichte ist anders. Jede erzählt anderes. Jede kommt aus einem anderen Bereich. Ein Buch, dass die Größe von Ingeborg Bachmann wiedergibt und dem Leser ein Lesevergnügen schenkt. }, keywords = {Erzählungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RACHMANOWA2018, title = {Milchfrau in Ottakring, Tagebuch aus den dreißiger Jahren}, author = {RACHMANOWA, Alja}, year = {2018}, date = {2018-03-30}, abstract = {RACHMANOWA, Alja: „Milchfrau in Ottakring, Tagebuch aus den dreißiger Jahren“, Wien 2017 Das Buch war in den Dreißigerjahren ein Welterfolg. Es wurde in über 20 Sprachen übersetzt und hatte hohe Verkaufszahlen. Es ist das Tagebuch einer jungen russischen Frau, die in Russland mit einem österreichischen Kriegsgefangenen verheiratet war. Die Familie – der Österreicher, die Russin und ein dreijähriger Bub – wurden des Landes verwiesen und kamen ohne Hab und Gut in Wien an, wo sie unter ärmlichen Verhältnissen eine neue Existenz aufbauen mussten. Die Frau – eine Akademikern – wurde Geschäftsfrau und betrieb in einem Wiener Außenbezirk eine kleine Lebensmittelhandlung mit deren Einkunft sie die Familie unterhielt. Schreiben war ihr Hobby und sie schrieb in ihrer Muttersprache (russisch) ein Tagebuch, das ihr Mann übersetzte. Mit der Vermarktung dieses Tagebuchs kamen sie aus der Armut heraus. Im Zweiten Weltkrieg wurde ihr Buch verboten und als die sowjetischen Truppen Wien besetzten durfte es wieder nicht verkauft werden. Die Autorin beschreibt in ihren Tagebüchern die täglichen Vorkommnisse in ihrem Geschäft und charakterisiert sehr gut ihre Kunden. So wird der Brand des Justizpalastes aus der Sicht der Vorstadtmenschen geschildert. Als Ausländerin wird ihr aber alles schwer gemacht „Etwas ist für mich ein großes Hindernis: daß ich eine Ausländerin bin. Wäre ich eine „Hiesige“ wäre es sicher viel leichter.“ (Seite 42) Sie wird von vielen Menschen gehasst, weil sie eine Ausländerin ist. „Dieser Haß gegen Menschen, die man gar nicht kennt, dieses Verlangen, anderen ohne jeden leisesten Grund Böses zu tun, setzt mich in tiefstes Erstaunen. Es wird mir geradezu unheimlich, wenn ich sehe, welch furchtbare dunkle Kräfte im Menschen verborgen sind.“ (Seite 42) Menschen fragen sie warum sie überhaupt nach Wien gekommen sei und meinen „Wir haben hier ohnehin genug Arbeitslose. Nur das Brot nehmen sie den Unsrigen weg!“ (Seite 77) Vieles ist so wie in der heutigen Zeit des 21. Jahrhunderts, wo Migranten von vielen Menschen nicht akzeptiert werden. Die Menschen haben sich also nicht weiterentwickelt. Das Tagebuch beginnt mit der Ankunft der Familie im Dezember 1925 in Wien und endet mit der Übersiedlung im Sommer 1927 nach Salzburg, wo ihr Mann einen Job bekommen hat. Die Armut hatte damit ein Ende. Die Milchfrau konnte ihren Job abgeben und das Geschäft wurde mit Gewinn verkauft. Alja Rachmanowa hat uns ein schönes Bild aus ihrer Zeit geliefert. Nicht nur ihr persönliches Leben als Emigrantin, sondern auch eine sehr anschauliche Schilderung der Dreißigerjahre in Wien. }, keywords = {Dreißgerjahre, Emigrant, Milchfrau, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MANNDORFF2018, title = {Biographische Notizen eines bedeutenden Hinterbrühlers: Hofrat Univ.Prof. Dr. Hans Manndorff, Direktor des Museums für Völkerkunde Wien}, author = {MANNDORFF, Elisabeth (Hg)}, year = {2018}, date = {2018-03-25}, abstract = {MANNDORFF, Elisabeth: „Biographische Notizen eines bedeutenden Hinterbrühlers: Hofrat Univ.Prof. Dr. Hans Manndorff, Direktor des Museums für Völkerkunde Wien“, Hinterbrühl 2018 2016 ist Dr. Manndorff verstorben. Seine Frau hat mit Hilfe des ehemaligen Studenten Dr. Jörg Preiß eine Biografie herausgegeben. Die Texte stammen fast ausschließlich vom Beschriebenen und wurden so zusammengetragen, dass sie das Leben wiedergeben. Dr. Manndorff wurde in einer schönen Villa in der Hinterbrühl in unmittelbarer Nähe zur Burg Liechtenstein 1928 geboren. Es war eine angesehene Familie, die dann aber mit dem Deutschen Reich – der Vater verlor seinen Job als Magistratsdirektor der Stadt Waidhofen – und dem Krieg finanziell zu kämpfen hatte. Die Villa wurde bombardiert. Dr. Manndorff durfte wegen der politischen Haltung des Vaters nicht in das nahe gelegene Gymnasium in Mödling gehen, sondern in verschiedene Mittelschulen in Wien. In den letzten Kriegsjahren wurde er noch als Soldat eingezogen. Nach dem Krieg studierte er und war als Ethnologe in verschiedenen Ländern eingesetzt. Viel fuhr er mit dem Rad: nach Rom und auch zu seinem Ferienjob zum Stauwerksbau in Kaprun. Nach Habilitation und vielen Veröffentlichungen wurde er Direktor des Völkerkundemuseums, dessen Ausbau er stark prägte. Die Biografie stellt nicht nur eine interessante Persönlichkeit vor, sondern ist auch ein schönes Geschichtsbuch des 20. Jahrhunderts. }, keywords = {Biografie, Ethnologe, Manndorff, Völkerkundemuseum Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BETSCHON2018, title = {www… In den Echokammern des Internets}, author = {BETSCHON, Stefan}, year = {2018}, date = {2018-03-21}, abstract = {BETSCHON, Stefan: „www… In den Echokammern des Internets“, Schriftenreihe Vontobel Stiftung, Zürich 2018 Eine sehr gute Aufarbeitung und Dokumentation der (noch) kurzen Geschichte des Internets. Akribisch von einem professionellen Journalisten dokumentiert. Er geht weiter zurück als zum weltweit anerkannten „Erfinder“ des World Wide Webs Tim Berners-Lee. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich der Bibliothekar Otlet und La Fontaine mit einem umfassenden Schlagwortkatalog. Sie bekamen dafür den Friedensnobelpreis und schufen mit Karteikarten ein Hypertextsystem. Betschon bezeichnet Otlet „als einen allerersten Erfinder des World Wide Web“ (Seite 35). Dem Leser wird Ted Nelson, der den Begriff „Hypertext“ 1963 erstmals geprägt hatte und Vannevar Bush der 1945 mit dem Aufsatz „As We May Think“ seine „MEMEX“ (Memory Extender), einen Schrank in dem man Informationen mit Kommentaren und Querverweisen speichert vorgestellt. Auch relativ aktuelle Themen wie die Wahl des amerikanischen Präsidenten Trump und der Einfluss des Internets werden abgehandelt. Ob es ein oder mehrere Internets in Zukunft geben wird stellt er in Frage. In einem eigenen Kapitel wird auch die Frage, ob Internet die Menschen vereinsamen lässt besprochen. Es ist eine leicht lesbare, auf 70 Seiten zusammengefasste Geschichte des Internets, dem ein kurzes, aber sehr kompaktes Glossar mit den wichtigsten Begriffen dazu angeschlossen ist. }, keywords = {Geschichte, Internet, World Wide Web, www}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LACZYNSKI2018, title = {Augen auf und durch – Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten}, author = {LACZYNSKI, Michael:}, year = {2018}, date = {2018-03-18}, abstract = {LACZYNSKI, Michael: „Augen auf und durch – Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten“, Salzburg Wien 2018 Der in Wien arbeitende Pole Laczynski macht sich Gedanken über die internationalen Vorgänge und Veränderungen in der Politik. Es ist sehr gut geschrieben zeigt sehr analytisch die politischen Problemfelder auf. Selbst demokratische Länder wie die USA, Polen, Ungarn, Türkei u.a. haben Veränderungen hin zu Diktaturen. „Es ist, als ob die Demokratie eine Flasche wäre, die man zerschlagen kann, um jemanden damit wehzutun.“ (Seite 10) Für den heutigen Wähler ist eine Positionierung schwieriger als in vorangegangenen Generationen: links/rechts oder liberal/konservativ gibt es nicht mehr. Das Internet mischt bei den Veränderungen mit und im Buch wird es der „Maschinenraum des Alltags“ genannt. Journalisten sollten für den Buchautor keine richtigen Antworten liefern, sondern die richtigen Fragen stellen – was sehr oft nicht der Fall ist. Laczynski zeigt den reduzierten Stellenwert der Experten in unserer Gesellschaft auf und versucht verschiedene Lösungsansätze, wie man in unserer Gesellschaft, die von Populisten und Nicht-Experten geprägt ist zurechtkommen kann. Er gibt dabei sogar extreme Empfehlungen, wie das Einnehmen der Rolle eines Trolls, eines Menschen, der gegen alles ist und immer Extremstellungen einnimmt, ab. Er gibt diesem Verhaltensmuster etwas Positives, weil dadurch andere Player beflügelt werden bessere Lösungen zu erarbeiten. Journalisten kommen bei ihm nicht gut weg, weil sie oft Fehlinformanten sind. Trump wird oft als negatives Beispiel hingestellt, wie man mit „Argumentum ad hominem (Beschimpfung) sachliche Diskussionen zerstört. Wirklichkeit und Wahrnehmung liegen oft weit auseinander: Deutsche schätzten den Anteil der Muslime in ihrem Land auf 21 %. Tatsächlich waren es nur 5%. Mit Worten kann man manipulieren. Als Beispiel wird in diesem Buch „Arbeitnehmer“ und „Arbeitgeber“ gebracht. Begriffe, die aus Machtpolitik heraus so verwendet werden, in ihrer Aussagekraft aber umgekehrt sind: die Arbeiter sind diejenigen, die „Arbeit geben“ und die Unternehmer die, die „Arbeit nehmen“. Ähnlich verhält es sich mit „Zuwanderung“ und „Einwanderung“. „Einwanderer“ wollen bleiben. „Zuwanderer“ sind nur Teilzeit anwesend. Das Buch versprach in seiner Ankündigung Lösungen zu unserer „unruhigen Zeit“. Ein Kochbuch gegen die Wirren darf man sich nicht erwarten. Es sind aber kleine Schritte vorgegeben, wie etwa „Jeder einzelne Mensch sollte eine Demokratie sein, das heißt ungezählte pluralistische, einander widersprechende Auffassungen in sich aushalten und austragen.“ (Seite 141) Obwohl im nächsten Satz gleich gesagt wird, dass wir das nicht tun. Aussagen wie, dass ein zufriedener Goldfisch aus dem Aquarium heraus nicht erkennen kann, dass dunkle Wolken am Himmel auftauchen (Seite 162) ist dagegen nicht sehr hilfreich. Ebenso wie „Wir sollten die Augen offen halten und nach dem goldenen Mittelweg zwischen passivem Zynismus und naiver Realitätsverweigerung suchen“. (Seite 171) Das Buch ist populärwissenschaftlich und gut verständlich geschrieben. Eine gute Journalistenarbeit, die sich aber auf wissenschaftliche Studien stützt, was sicher viel Recherche und Vorarbeit beinhaltet. }, keywords = {Digitalisierung, Populismus, Wirtschaftskrise}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KLAUHS2018, title = {HOLL, Bilanz eines rebellischen Lebens}, author = {KLAUHS, Harald}, year = {2018}, date = {2018-03-14}, abstract = {KLAUHS, Harald: „HOLL - Bilanz eines rebellischen Lebens“, Salzburg Wien 2018 Eine Biografie für Insider. Vieles muss man sich ergoogeln um zu erfahren was dahintersteckt. Das beginnt bereits beim Vorwort dessen Autor nicht der Verfasser des vorliegenden Buches ist, sondern Walter Famler . Die Lebensgeschichte von Adolf Holl ist umgeben von den historischen Ereignissen der jeweiligen Zeit. Inwieweit dies vor allem in der Kindheit und Jugend einen Einfluss auf ihn hatte ist zu hinterfragen. Aber der Verfasser der Biografie zeigt damit auf in welchem Umfeld Holl aufgewachsen ist. Nur eingestreut das persönliche Leben. Etwa, dass er ein uneheliches Kind ist. Der Chef seiner Mutter hatte ihn gezeugt und stand aber nicht zur Vaterschaft. Der damaligen Gesellschaft entsprechend inserierte sie „Namensehe gesucht“. Es meldete sich ein Arbeitsloser, der nach der standesamtlichen Hochzeit gleich wieder verschwand und einige Jahre später verstarb. Da die Hochzeit nur standesamtlich und nicht kirchlich war hätte der Sohn als uneheliches Kind gegolten. Um ihm das zu ersparen trat sie vor der Geburt aus der Kirche aus und nachher wieder ein. Der Status von Adolf war gerettet. Als Jugendlicher während des Krieges fand er seinen Zugang zur Kirche. Er ging regelmäßig in die Messe und wurde zum Ministranten. Der jeweilige Pfarrer wurde sein Vaterersatz. Zu Hause wurde er ja von zwei Frauen – seiner Mutter und der Wahltante – aufgezogen. Durch letztere kam er auch regelmäßig zu deren Verwandte aufs Land, was in den Kriegsjahren, als Wien dann bombardiert wurde, ein sicherer Zufluchtsort war. Auch dort knüpfte er den Kontakt zur Kirche und die Entscheidung Pfarrer zu werden reifte. Der Autor der Biografie steigert in gewisser Dramaturgie das Leben des zu Beschreibenden und warum es zum Bruch mit der Amtskirche kam. Immer unterlegt mit den gesellschaftspolitischen Geschehnissen werden die Liebesverhältnisse Holls genauso aufgezeigt wie seine Interpretationen der Heiligen Schrift. Öffentlich und auch im Fernsehen zeigte Holl auf, dass das Zölibat nicht im Interesse des Religionsgründers Jesus war, sondern von der Amtskirche zur Absicherung der Macht und nicht möglichen Vererbung stand. Holl selbst haderte viele Jahre mit seiner eigenen Position zwischen „weltlicher“ und „kirchlicher“ Einstellung. Auch als er schon des Priesteramts enthoben ist bleibt er katholisch und kann sich „wieder ein Hobby namens Beten vorstellen“ (Seite 314) Alle drei Berufe Holls werden in diesem Buch abgehandelt: Priester, Soziologe und Schriftsteller. Kritisch sagt der Autor „Aber wird man, so die bange Frage, seine Bücher in zwanzig, dreißig Jahren und darüber hinaus noch lesen?“ (Seite 321) Die vorliegende Biografie wird sicher so manchen Leser zum einen oder anderen Buch Holls greifen lassen und so eine Multiplikator Funktion übernehmen. Das Leben nach dem Tod erklärt Holl mit einer Analogie zum Computer: „Existiert ein Computerprogramm noch, wenn es keinen Computer mehr gibt, auf dem es läuft? Es gibt etwas, was wir Information nennen und wir so behandeln, als würde es außerhalb eines physischen Körpers existieren. Was heißt Information? Himmel und Erde werden vergehen, aber mein Wort wird nie vergehen, heißt es. Vielleicht ein Hinweis auf das, was Ewigkeit bedeutet.“ (Seite 342) }, keywords = {Adolf Holl, Biografie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BÖLL2018, title = {Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern}, author = {BÖLL, Heinrich}, year = {2018}, date = {2018-02-27}, abstract = {BÖLL, Heinrich: „Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern“, München 1985 Älter werdende Menschen blicken gerne auf ihr Leben zurück. So auch der über 60-jährige Böll. Im vorliegenden Buch beschränkt er seine biografische Erzählung auf die Jahre 1933 bis 1937, wo er sich primär mit dem Auftreten des Nationalsozialismus beschäftigt. Seine Familie war gegen diese politische Richtung und Heinrich war weiter in katholischen Kreisen aktiv. Der Besuch der Mittelschule bewahrte ihn vor der Teilnahme an NS-Jugendorganisationen. Da er keine Unterlagen aus dieser Zeit mehr hatte, wurden alle Erzählungen aus dem Gedächtnis geschrieben. Ob das dann wirklich so war? }, keywords = {1933 - 1937, Biografie, Böll, Deutschland, Nationalsozialismus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BECKER2018, title = {Samy}, author = {BECKER, Zdenka}, year = {2018}, date = {2018-02-25}, abstract = {BECKER, Zdenka: „Samy“, Meßkirch 2018 Zdenka Becker zählt inzwischen zu den großen österreichischen Erzählerinnen, obwohl Deutsch gar nicht ihre Muttersprache ist weiß sie sich ausgezeichnet auszudrücken. Im vorliegenden Roman „Samy“ greift sie auf ihre Wurzeln aus Bratislava zurück und liefert mit den Romanfiguren auch ein Stück Geschichte. Sie zeigt auf, wie sich die ehemals kommunistische Stadt Bratislava und ihre Einwohner verändert haben. Der Protagonist ist ein uneheliches Kind einer Psychologin, das einen indischen Vater hat und daher von den anderen Kindern als Zigeuner gehänselt wird. Die Mutter stammt aus einer überzeugten kommunistischen Familie und ist auch selbst überzeugte Kommunistin. Ihre Liebesaffäre mit einem in Wien wohnenden indischen Universitätsprofessor will sie zu Hause nicht eingestehen und verheimlicht den Vater. Ja, sie informiert ihn auch nicht darüber, dass er Vater geworden ist. Als sich nach der Geburt das Baby als dunkelhäutig herausstellte verstoßen die Eltern ihre Tochter. Die Mutter zieht den Sohn alleine auf. Später heiratet sie einen Kollegen mit selbst zwei Kindern, aber die Ehe hält nicht lange. Der Sohn wird zum Sonderling. Fühlt sich wegen seiner Hautfarbe verfolgt und wird auch verfolgt und verprügelt. Rechtsradikale Gruppen und auch die Polizei behandelt ihn wie einen Unerwünschten. Die Mutter und ihre Freundin – selbst Psychologinnen – versuchen ihm zu helfen, können das Unheil aber nicht aufhalten. Großartig, wie die Autorin den Kampf der Mutter mit ihrem, ihr entgleitenden Sohn beschreibt. Es ist ein großartiger und tragischer Roman, der eine gesellschaftliche Situation beschreibt, wie sie in unserer heutigen Gesellschaft stattfinden kann, was die Mehrheit aber nicht wahrnehmen will. Zdenka Becker wird so zu einer Mahnerin. Ihre großartige Erzählkunst erlaubt es, das Schicksal hautnah an den Leser zu bringen. Meine Rezension ist nur ein blasser Schimmer dessen, was der Roman selbst bietet. }, keywords = {alleinerziehende Mutter, Migrant, Rechtsextreme, Slowakei}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BUSAIDI2018, title = {Memoirs of an Omani Gentleman from Zanzibar}, author = {AL BUSAIDI, Saud Bin Ahmed and JAFFER, Jane}, year = {2018}, date = {2018-02-22}, abstract = {AL BUSAIDI, Saud Bin Ahmed; JAFFER, Jane: „Memoirs of an Omani Gentleman from Zanzibar“, Muscat 2012 Die Bedeutung der omanischen Besitzungen im ostafrikanischen Raum werden am Beispiel einer Biografie sehr anschaulich dargestellt. Vor allem für Leser aus dem Okzident sehr aufschlussreich. Es werden nicht nur geschichtliche Daten und Ereignisse nähergebracht, sondern auch die dort lebenden Menschen, die vielleicht am ersten Blick fremdartig wirken, sich aber als sympathische Menschen entpuppen. Der Autor und Proponent des Buchs ist in Sansibar geboren und erzählt aus dieser seiner Erfahrung heraus die Geschichte seiner Vorfahren, die in verschiedenen ostafrikanischen Ländern dienten und sein eigenes, sehr abwechslungsreiches Leben. Ein wichtiger Mann in der Geschichte des Omans. Die Bedeutung dieser Familie geht aber weiter, wie etwa mit der Tochter, die Ministerin für „Higher Education“ ist. Auch die heikle Situation, dass der Oman in Ostafrika Sklavenhandel betrieb wurde angesprochen, indem der Autor als Student bei einer öffentlichen Diskussion in Oxford den Vergleich des Sklavenhandels von den USA und dem Oman verglich, wobei das Vergehen des Sultanats natürlich vom Umfang her wesentlich kleiner war. Dieser Mann hat sehr viel erlebt. Ist als Omani in Sansibar geboren und dort einen großen Teil seines Lebens gewirkt. Nach der Verselbstständigung des Landes kam er als ehrbarer Mann ins Gefängnis und hat letztlich das Land verlassen. Sein Fluchtweg führte ihn über viele afrikanische Länder, bis er letztendlich in das Land seiner Vorväter, den Oman zurückkehrt, wo er nochmals eine diplomatische Karriere macht. Die Machtübernahme von Sultan Qaboos öffnete die Grenzen für die vielen heimatlos gewordenen Omanis und sie halfen beim Aufbau des Landes – so wie Saud Bin Ahmed Al Busaidi – mit. Ein großartiges Menschenschicksal, das es wert ist in dokumentierter Form als Buch für die Nachwelt erhalten zu bleiben. AL BUSAIDI, Saud Bin Ahmed; JAFFER, Jane: "Memoirs of an Omani Gentleman from Zanzibar", Muscat 2012 The importance of the Omani possessions in the East African region are illustrated very clearly using the example of a biography. Especially for readers from the Occident very enlightening. Not only are historical dates and events brought closer, but also the people living there, who may seem strange at first glance, but who turn out to be very sympathetic people. The author and proponent of the book, born in Zanzibar, tells the story of his ancestors who served in various East African countries and his own very varied life. An important man in the history of Oman. However, the importance of this family continues, as with the daughter, the minister for "Higher Education". The delicate situation that Oman operated slave trade in East Africa was also addressed by the author as a student in a public discussion in Oxford comparing the slave trade of the US and Oman. The offense of the Sultanate was of course much smaller in scope , This man has experienced a lot. Born as Omani in Zanzibar, where he spent much of his life. After the country became independent, he came to prison as an honorable man and ultimately left the country. His escape route took him across many African countries until he finally returned to the land of his forefathers, the Oman, where he again makes a diplomatic career. The seizure of power by Sultan Qaboos opened the borders for the many homeless Omanis and helped to build the country - as did Saud Bin Ahmed Al Busaidi. A great human destiny worth preserving in written form as a book for posterity. }, keywords = {Oman, Sansibar}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER32018, title = {Apanies Reisen}, author = {TASCHLER, Judith W.}, year = {2018}, date = {2018-02-15}, abstract = {TASCHLER, Judith W.: „Apanies Reisen“, Erzählungen, München 2015 In vier Geschichten zeigt Frau Taschler die Qualität ihrer Erzählkunst und zieht den Leser in ihre spannenden Texte hinein. In der ersten wird ein Bogen von einem amerikanischen Besatzungssoldaten, der eine Österreicherin geschwängert hatte bis zu dessen Enkel, der ihn in Amerika aufstöbert gezogen. Eine Geschichte mit Tiefgang, in der dem Leser ein Mörder der Nazi-Zeit gegenübersteht. In der Erzählung „Bis der Tod uns scheidet“ zeigt sie sehr anschaulich die Situation der katholischen Kirche im Umgang mit Geschiedenen, die wieder heiraten wollen auf. Die dritte Geschichte ist sehr phantasiebehaftet. Der Euro wurde abgeschafft. Nationale Währungen wurden wiedereingeführt. Nur ein Teil des alten EU Geldes konnte umgetauscht werden. Der Rest verfiel. Leute begannen Lebensmittel zu hamstern. Geschäfte sperrten zu. Der Sohn aus der Stadt kommt heim zu seinen alten Eltern am Land. Die letzte und vierte Erzählung hat als Proponentin (wenn man das so nennen darf) eine Perlenkette. Die Autorin verwendet ihren Werdegang als Leitfadem durch die 60-seitige Erzählung. Vom Entstehen, wie eine Eingeborene in Australien die Perlen aus dem Meer taucht und anschließend von Haien getötet wird, über ihren Verlobten, einem Aborigines weiter über australische Juweliere zu einem Wiener Adeligen, der die zu einer über einen Meter langen Kette verarbeiteten Perlen seiner Frau schenkt. Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete auch das Ende der Monarchie und Aristokraten verarmen. Die Kette wird aber weitergereicht, bis sie ein Einsiedler, der ein Liebespaar auf einer Wiese beobachtet und die Frau die Kette liegen lässt sie aufnimmt. Man will sie ihm entwenden. Sie zerreißt und er trägt die Perlen mit Hochachtung in seiner Hosentasche. Als er bei einer Arbeit abstürzt und sieht, dass er sterben muss, schluckt er alle Perlen, damit sie Niemandem in die Hände fallen. So wie die Kettenschnur die einzelnen Perlen zusammenhält bringt die Kette erzählerisch Menschenschicksale zusammen. Eine großartige Parabel. Nach verschiedenen erfolgreichen Romanen zeigt Taschler ihre begnadete Erzählkunst. Sehr zur Freude der Leser! }, keywords = {Erzählungen, Perlenkette}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ZWEIG2018, title = {Die Mondscheingasse}, author = {ZWEIG, Stefan}, year = {2018}, date = {2018-02-09}, abstract = {ZWEIG, Stefan: „Die Mondscheingasse“, in „Gesammelte Werke“, Köln 2014, Seite 133-143 Der Autor ist auf der Durchreise in einer Stadt am Meer, wo er mit dem Schiff angekommen war und auf seinen Zug in die Heimat warten musste. Am Abend streunt er durch den Ort und hört eine Frau ein deutsches Lied singen. Er geht dem nach und trifft auf eine Prostituierte in einer Bar. Letztlich stellt sich heraus, dass sie ihrem Mann davongelaufen ist und er will sie wieder heimholen. Sie behandelt ihn verächtlich. Der Autor hat Mitleid mit ihm. Als dieser das merkt bittet er um Hilfe und Vermittlung, sonst würde er seine Frau umbringen. Zweig wendet sich ab und reist weiter, obwohl er den Ehemann mit einem Messer in die Bar gehen sieht. }, keywords = {Ehefrau, Ehestreit, Prostitution}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ZWEIG22018, title = {Episode am Genfer See}, author = {ZWEIG, Stefan}, year = {2018}, date = {2018-02-09}, abstract = {ZWEIG, Stefan: „Episode am Genfer See“, in „Gesammelte Werke“, Köln 2014, Seite 133-143 Ein Fischer entdeckt bei seiner Arbeit am See einen nackten Mann, der auf Holzbrettern am See paddelt. Er nimmt ihn ins Boot. Da er nackt ist deckt er ihn mit seinen Netzen zu. Er versteht auch kein Wort. Im Ort löst das Neugierde aus, bis man einen Einwohner findet, der mehrere Sprachen spricht. Mit Russisch klärt sich dann alles auf: er war ein russischer Soldat, der in Frankreich im Einsatz war und desertiert hatte. Er wollte heim nach Russland. Ein reicher Mann zahlt ihm einen Aufenthalt. Der Russe ist unglücklich, weil er mit niemandem reden kann, da er die Sprache nicht versteht. Das treibt ihn in den Wahnsinn und letztlich findet der Fischer, der ihn gerettet hat als Leiche im See. }, keywords = {Deserteur, Genfer See, Russischer Soldat}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSEI2018, title = {Karst}, author = {ROSEI, Peter}, year = {2018}, date = {2018-02-05}, abstract = {ROSEI, Peter: „KARST“, Salzburg Wien 2018 Der Roman handelt an verschiedenen Schauplätzen: Tatra Gebirge in der Slowakei, Budapest, Triest, Istrien und Wien. Beim Lesen bekommt man auch Lust, diese Orte (auch wenn man sie schon kennt) zu besuchen. Die handelnden Personen sind interessante und sehr unterschiedliche Typen. Da ist eine Hoteldirektors Tochter, die aus dem elterlichen Haus ausbricht. Ein junger Geiger, der diese Tochter heiratet, aber seine Karriereziele nicht erreicht. Ein Wiener Geschäftsmann, der die unglücklich verheiratete von Budapest nach Wien holt. Ein slowenischer junger Mann aus einfachen Verhältnissen, der aus den ärmlichen Verhältnissen seines Elternhauses ausbricht und letztlich Kellner in Venedig in einem Café am Markusplatz wird und ein Wiener Journalist, der aus gutem und reichem Haus stammt und der Star seiner Zeitung ist. Diese Menschen verbinden im Laufe des Romans die einzelnen Regionen, wobei Wien das Zentrum bleibt. Eine Erinnerung an die Österreichisch-Ungarische Monarchie? Sie kommen auch zusammen. Mit einem Kleinbus fahren sie nach Slowenien und einer von ihnen bleibt auf der Strecke. Aber auch die einzige Frau in dieser Geschichte verbindet alle; mit allen Männern hatte sie ein direktes oder indirektes Verhältnis. Das letzte Kapitel nennt sich „Quellcode“ und ist aus dem Roman herausgefallen. Viele Passagen haben keinerlei Bezug zur vorangegangenen Geschichte. }, keywords = {Budapest, Slowenien, Tatra, Triest, Venedig, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GIBRAN2018, title = {Gib deinen Kindern Flügel}, author = {GIBRAN, Khalil}, year = {2018}, date = {2018-02-03}, abstract = {GIBRAN, Khalil: „Gib deinen Kindern Flügel, Liebevolle Weisheiten für Eltern“, München 2013 Khalil Gibran ist ein Maler und Poet aus dem Libanon. Er lebte Ende 19. Und Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war ein Klassiker der Spiritualität. Dieses kleine Buch gibt Auszüge aus seinen Weisheiten, die sich speziell mit dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern beschäftigt. Hier spielt für ihn vor allem Liebe eine wichtige Rolle und er empfiehlt auch loslassen zu können. Kinder seien eigene Menschen und sollen ihr eigenes Leben leben und nicht das, das die Eltern gerne hätten. }, keywords = {Eltern, Kinder, Liebe, Verhältnis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{O´BRIEN2018, title = {Irische Nacht}, author = {O´BRIEN, Hannah}, year = {2018}, date = {2018-01-31}, abstract = {O´BRIEN, Hannah: „Irische Nacht“, München 2017 Ich bin an und für sich kein Krimileser. Irgendwer hat mir aber dieses Buch empfohlen und ich habe es nicht bereut es zu lesen. Es war spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es war auch nicht brutal. Neben der Ermittlung der irischen Mordkommissarin lernt man als Leser viel über Irland und die Bräuche beziehungsweise Eigenheiten seiner Einwohner. Der Mord, der das zentrale Thema des Romans ist, ereignet sich in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November, in der auf einer irischen Insel alle verkleidet gehen. Nicht so wie in Halloween in anderen Ländern, wo man eine Maske trägt, nein, hier sind die Leute unkenntlich verkleidet. Schrittweise wird der Mord – dem, noch andere folgen – aufgeklärt. So wird auch die Spannung über fast 400 Seiten aufrechterhalten. }, keywords = {Irland, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EMOTO2017, title = {Wasser und die Kraft des Gebets}, author = {EMOTO, Masaru}, year = {2018}, date = {2018-01-25}, abstract = {EMOTO, Masaru: „Wasser und die Kraft des Gebets“, Burgrain 2005 Emoto hat die Technik, eingefrorenes Wasser zu fotografieren entdeckt. Er will damit nachweisen, dass Wasser ein Gedächtnis hat. Je nach dem, welchem Umfeld das Wasser ausgesetzt war entstehen verschiedene Bilder. Im vorliegenden Band befasst er sich mit Wasser und Gebet. Er schreibt ein Wort auf eine Etikette, die er auf ein Fläschchen mit Wasser klebt. Im anschließend gemachten Foto des eingefrorenen Wassers will er einen Bezug zum aufgeklebten Wort herstellen. Für mich sind es alles Eiskristalle, wie sie bei Schneeflocken oder Eisblumen entstehen. Die in diesem Buch angestellten Interpretationen sind für mich nicht nachvollziehbar. Es sind alles Eiskristalle. Egal, ob das Wort Hinduismus, Jesus oder Islam draufsteht. }, keywords = {Gebet, Wasserbilder}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HORACZEK2018, title = {Sebastian KURZ. Österreichs neues Wunderkind?}, author = {HORACZEK, Nina; TOTH, Barbara}, year = {2018}, date = {2018-01-24}, abstract = {HORACZEK, Nina; TOTH, Barbara: „Sebastian KURZ. Österreichs neues Wunderkind?“, Salzburg Wien 2017 Zwei Journalistinnen der Zeitschrift Falter beschreiben das Leben und Politikerwerden von Sebastian Kurz. Die Autoren kommen aus einer Zeitschrift, die man eher dem linken Lager als den Konservativen zuordnen würde. Es entstand mit diesem Buch aber nicht eine Schmähschrift über den jungen Bundeskanzler, sondern eine sehr sachliche Lebensbeschreibung. Es wird ein sehr sachlicher und durchgehend positiver Mensch vorgestellt. In ihrer Redaktion konnten sie auch auf Material zugreifen, das sonst nicht zugänglich ist. Sie ziehen aus solchen Papieren Schlüsse, die Vermutungen sind, wie etwa „Kurz wollte an die Macht, was er dann konkret mit ihr anfängt, schien ihm zweitrangig“ (Seite 35). Erst in einem Nachsatz wird die Annahme mit „oder er hielt es nicht schriftlich fest“ abgeschwächt. Ich wollte mit der vorliegenden Biografie mehr über den jungen Bundeskanzler erfahren. Er ist ja, speziell was sein Privatleben betrifft sehr zurückhaltend. Aber auch im Buch ist es limitiert. Ein wichtiger Faktor in seinem Leben scheint aber die Familie zu sein. Seine aus Ungarn stammende Großmutter, eine Bäuerin im Waldviertel und die aufstrebenden und fleißigen Eltern, die ihren Sebastian „auf Augenhöhe“ zu Selbstständigkeit und eigener Meinung erzogen. Im Buch wird es eine „intakte und liebevolle Familie“ genannt. Neben dem Leben des jungen Politikers wird auch das politische Umfeld seiner Zeit beschrieben, um besser verstehen zu können, warum welche Handlungen gesetzt wurden. Seinen Erfolg baute er mit sehr genauer Arbeit auf. Er sammelte ein Team um sich, mit denen er über Jahre einen neuen Weg gesucht hatte und mit neuen Medien machte er sich etwas unabhängig von den klassischen Medien und deren Einfluss. Der traditionellen Volkspartei bot er einen neuen Weg an, bei dem es ihm anscheinend gelungen ist (bis jetzt) Unterstützung zu bekommen. Im Kapitel „Sicherheit“ werden die beiden Autorinnen sehr tendenziös. Sie bewerten die Arbeiten Kurz´s als Verantwortlichen für Integration und als Außenminister immer mit einem ABER. Er erhöhte das Budget für Entwicklungshilfe, ABER die Kosten für Geflüchtete in Österreich waren inkludiert. Er war der Initiator der Schließung der Balkanroute, ABER das funktionierte nur wegen des Deals von Merkel mit der Türkei. Das sind Mutmaßungen „was wäre wenn“. Da spiegelt sich der Zustand des derzeitigen Journalismus wider, der eben ohne negative Fakten nicht leben will. In Folge wird eine Studie über Kurz so dargestellt wird, dass die kleinen Prozentwerte, die aber negativ stärker herausgestrichen werden als die hohen Werte, die für ihn positiv sind. Was mich beim Lesen positiv stimmte und für Österreich eine Hoffnung darstellt ist: „Er hat es gerne harmonisch, er geht in keine Schlachten, die er nicht gewinnen kann, und er will keine verbrannte Erde hinterlassen.“ (Seite 57) Und diese Aussage stammt von kritischen Journalisten. Die österreichische Bevölkerung hätte sich so eine Veränderung der politischen Landschaft verdient. Er ist ein Verwandlungskünstler – so die Autorinnen. Einmal für die Einwanderer und dann für Sicherheit. Viele Rollen sind in ihm angelegt. Manche sehen in ihm den Rechtspopulisten. Sollte aber die Konjunktur anhalten und die Staatskassen gefüllt sein könnte er sich auch seiner christlich-sozialen Tradition besinnen. Aber das sind alles Spekulationen. Das Buch vermittelt die Vergangenheit des Sebastian Kurz. Seine Familie, seine Jugend und seinen Werdegang. Das ist der Zweck so einer Biografie. }, keywords = {Biografie, Bundeskanzler, Kurz}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RUGE2018, title = {„ENTENGANG, Die vergessenen Kinder des 20. Juli 1944 in Habkern}, author = {RUGE, Peter RUGE, Elisabeth}, year = {2018}, date = {2018-01-20}, abstract = {RUGE, Elisabeth und Peter: „ENTENGANG, Die vergessenen Kinder des 20. Juli 1944 in Habkern“, Bad Schussenried 2017 Skeptisch habe ich mit dem Buch zu lesen begonnen, habe ich doch das letzte Buch der Ruges als sehr rechtslastig gesehen. Ähnliches habe ich wieder erwartet und bin nicht sehr optimistisch ans Lesen gegangen. Umso überraschter war ich über die so präzise Aufarbeitung eines Zeitfensters aus dem Dritten Reich. Eine Gruppe, die einen Anschlag auf Hitler verübte, der fehlschlug wurde nicht nur ermordet, sondern auch deren Familien in Sittenhaft genommen. Die beiden Autoren berichten, was mit den Kindern passiert, denen man sogar die Namen veränderte und sie teilweise austauschte und andere Identitäten gab. Hier zeigt sich die journalistische Erfahrung, die hinter der Recherchearbeit für so ein Buch steckt. Heikle Fragen lassen die Autoren einem elfjährigen Buben stellen. Das ist von der Konstruktion des Romans sehr geschickt gemacht, weil Kinder heikle Dinge naiv hinterfragen, andererseits sind die Fragen für ein Kind zu hoch. Wie auch immer: wichtige und gesellschaftspolitisch heikle Fragen kommen so auf den Tisch. Etwa warum die im Dritten Reich enteigneten Widerstandskämpfer nach dem Krieg und in der DDR nach der Wiedervereinigung ihre Besitztümer nicht zurückbekamen. Warum die Sowjets nicht zwischen Nazis und Nazigegner unterschieden. Heikle Probleme, die Elisabeth und Peter Ruge mit diesem Buch wieder in Erinnerung riefen. Die Geschichte des Widerstands gegen das Hitlerregime wird in Romanform aufgearbeitet und zeigt auch die Nachwirkungen in der heutigen Zeit. Letztlich kommen aber doch auch rechtslastige Argumente auf den Tisch. Etwa in der Predigt einer Pfarrerin, die auf das Verbot von Minaretten in der Schweiz eingeht oder in einer Diskussion von Schweizern, die Asylwerber aus dem Mittleren Osten aufnehmen wollen, denen Deutschland als Negativbeispiel vorgeführt wird. Welche Nachteile diese Menschen aus Syrien und Afghanistan den Deutschen brächten. Der Roman zeigt, was aus zwei Kindern eines erhängten Widerstandskämpfers geworden ist und wie sie in der Schweiz wieder zusammenkommen. Wie sie aber auch in der Schweiz unerwünschte Ausländer geblieben sind und einer sich nach Polen, wo seine Frau herkommt zurückziehen will. Die Schweiz als ausländerfeindliches Land? Das passte ins Schema der Autoren. In Summe aber ein interessantes Thema, das dem Leser viele neue Informationen bietet. Eine Aufarbeitung der europäischen Vergangenheit mit hoher Präzision gemacht. }, keywords = {Deutschland, Kinder, Nachkrieg, NS, Schweiz, Widerstand}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SHAFAK2017, title = {Der Geruch des Paradieses}, author = {SHAFAK, Elif}, year = {2018}, date = {2018-01-05}, abstract = {SHAFAK, Elif: „Der Geruch des Paradieses“, Zürich Berlin 2017 Die Hauptperson des Romans ist die türkische Frau Peri. Sie stammt aus Istanbul und studierte in Oxford. Die Kapitel des Buches springen auch auf der Zeitachse zwischen ihrer Jugend in Istanbul, ihrem Studium in Oxford und dem Jahr 2016, wo sie wieder in Istanbul zurück ist, verheiratet ist und Kinder hat. Sie bewegt sich in einer gehobenen Gesellschaft. In Oxford kam sie mit einem Professor in Kontakt, der über Gott lehrte und der ihr Leben veränderte. Die Lehren des Professors handeln über Gott und nicht über Religionen. Er lässt den Studierenden viel Freiheit und bietet ungewöhnliche Unterrichtsmethoden. Sein Liberalismus wird ihm am Ende auch zum Verhängnis. Auch die türkische Studentin – die Hauptperson des Romans – schafft das Leben in Oxford nicht. Sie kehrt ohne Abschluss nach Istanbul zurück und tauchte in ein konservatives Leben ein. Der Roman setzt sich mit den aktuellen Problemen unserer Welt und der des Islams und der Türkei auseinander. Die Geschichte endet abrupt (für den Leser vielleicht zu schnell) mit einem Überfall in Istanbul. Die Autorin lebt in England, liebt aber ihre Heimat und die Stadt Istanbul. „Die Stadt ließ keinen Raum zum Nachdenken und gab den Uhren keine Zeit, um mit dem Tempo der Ereignisse mitzuhalten.“ (Seite 455) }, keywords = {Frauen, Kopftuch, Oxford, Türkei}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHÄTZLE-EDELBAUER2017, title = {Frauenspuren in Mödling II}, author = {SCHÄTZLE-EDELBAUER, Gabriele; UNTERRADER, Sylvia; EDELBAUER, Raphaela; TREITLER, Lena}, year = {2017}, date = {2017-12-23}, abstract = {SCHÄTZLE-EDELBAUER, Gabriele; UNTERRADER, Sylvia; EDELBAUER, Raphaela; TREITLER, Lena: „Frauenspuren in Mödling II“, Mödling 2017 Im Band 2 stellt Frau Dr. Schätzle mit ihrer Tochter und Mitstreiterinnen wieder sechs Mödlinger Frauen vor. Da ist die selig gesprochene Schwester Resituta, eine Krankenschwester des Mödlinger Krankenhauses, die gegen das Naziregime kämpfte und so ihr Leben lassen musste, die Tänzerin Waltraut Eschelmüller und die Japanerin Misuko Coudenhove-Kalergi, die einen österreichischen Adeligen geheiratet hatte und so nach Österreich kam, wo sie nach dem Tod ihres Mannes bei ihrer Tochter in Mödling wohnte. Weiters Paula Schwamberger, bei deren Tochter noch viele Mödlinger Kinder noch tanzen gelernt haben. Ruth Roschanz, eine in Hamburg geborene Österreicherin, die durch einen Sankt Gabrieler Pater nach Mödling kam und später selbst russisch-orthodoxe Nonne wurde. Eine Malerin für expressionistische Bilder und Ikonen. Die in Mödling geborene Maria von Schmedes wurde eine von Konzerten, Radio und Fernsehen bekannte Sängerin. Sechs Frauenbilder, die es wert sind, dass sie die heute in Mödling wohnenden Menschen kennen. Das vorliegende Buch bringt einen Beitrag dazu. }, keywords = {Frauen, Frauenschicksale, Mödling}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ASBRINK2017, title = {1947. Als die Gegenwart begann}, author = {ASBRINK, Elisabeth}, year = {2017}, date = {2017-12-22}, abstract = {ASBRINK, Elisabeth: „1947. Als die Gegenwart begann“, Zürich, Hamburg 2017 Wer einen Roman erwartet wird enttäuscht sein. Es ist ein historischer Bericht des Jahres 1947. Die Monate dieses Jahres stellen die einzelnen Kapitel dar und innerhalb dieser dann – jeweils getitelt mit dem Namen des Landes – Erzählungen aus verschiedenen Ländern und was in diesem Monat dort passierte. Es sind meist weniger bekannte Geschichten, die an sich interessant sind, aber mehr einem Pressearchiv als einem literarischen Werk entsprechen. Einzig die Geschichte eines ungarischen Buben Joszef, der in Deutschland in einem Heim untergekommen ist kommt in mehreren Monaten vor und zeigt, was aus diesem Kind innerhalb des Jahres 1947 geworden ist. Während des Krieges haben viele Kinder ihre Eltern verloren und sind zu Waisen geworden. Die Mutter von Joszef hat ihn alleine durchgebracht und verschaffte ihm einen Platz in einem von der UNO errichteten Jugendlager für jüdische Kinder in Deutschland. Sie sollten später nach Palästina kommen. Im Februar bezieht er seinen Platz im Lager und schon im März kommt die Mutter und stellt ihn vor die Alternative nach Ungarn zurückzukommen, wo sie wieder geheiratet hat oder doch nach Palästina auszuwandern. Eine schwierige Entscheidung für einen Zehnjährigen. Asbrink hat Geschichten ausgewählt, die Auswirkungen für die Zukunft hatten. Sie schreibt so, als würde sie es im Jahr 1947 erzählen und da Prognosen für die Zukunft abgeben. Sie kennt aber heute – 2017 – die Zukunft. Meist beschäftigt sich die Autorin mit negativen Meldungen, so wie es eben beim heutigen Journalismus üblich ist. „Die Zeit ist asymmetrisch. Sie bewegt sich von der Ordnung zur Unordnung und kann unmöglich wiederkehren. Ein Glas, das zu Boden fällt und zersplittert, kann nicht zur eigenen Ganzheit zurückkehren.“ (Seite 234) „Ein Friedhof ist eine umgekehrte Stadt. Menschen unter der Erde statt auf ihr, in Urnen und Asche beschlossen statt in 37 Grad Wärme und Muskelmasse. Die Verwandlung von Sein zu Nichtsein. Wer dort eintritt, um die Erinnerung der Toten zu besuchen, bleibt ein Fremder.“ (Seite 121) Eigentlich ist es ein journalistisches und kein literarisches Werk }, keywords = {1947, Geschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MENASSE2017, title = {Die Hauptstadt}, author = {MENASSE, Robert}, year = {2017}, date = {2017-12-13}, abstract = {MENASSE, Robert: „Die Hauptstadt“, Berlin 2017 Obwohl ich schon viele hundert Bücher rezensiert habe, habe ich Probleme über dieses Buch zu schreiben. Es ist Respekt, der mich daran fast hindert. Ursprünglich dachte ich: Menasse hat schon viel geschrieben, er hat einen guten Namen und jetzt gab man ihm eben den deutschen Buchpreis für sein lebenslanges Schaffen. Aber er bekam den Preis für den (diesen) Roman „Die Hauptstadt“, in dem er die Stadt Brüssel und die Zentrale der Europäischen Union beschreibt. Wie er an dieses heikle Thema „Europäische Union“ herangeht ist für mich als Leser völlig unerwartet. Es ist ein wirklicher Roman, dem aber sicher viel Vorarbeit und Recherche voranging. Der Aufbau ist wie ein Strickwerk mit verschieden färbigen Wollfäden. Mehrere Geschichten werden zu einem Roman zusammengeführt: • Ein ehemaliger Auschwitzhäftling, der seine Brüsseler Wohnung aufgeben muss, weil das Haus abgerissen wird. Er übersiedelt in ein Seniorenheim. • Eine griechisch-Zypriotische EU-Angestellte, die Karriere machen will und ein Direktor, den sie um Unterstützung bittet. • Ein polnischer Agent, der als Geheimpolizist für die katholische Kirche arbeitet. • Ein österreichischer Wirtschaftsprofessor. • Ein belgischer Polizeikommissar. • Ein österreichischer Schweinezüchter und sein Bruder, der in der EU in Brüssel arbeitet. • Ein Schwein, das durch die Straßen von Brüssel läuft. Die gemeinsame Bühne der handelnden Personen ist die Hauptstadt der Europäischen Union: Brüssel, wenngleich viele Handlungen in einzelne EU-Länder wie Polen verlegt werden. Im ersten Eindruck meint man „das kann doch nicht zusammenpassen“, aber dann muss man feststellen, dass es ein geniales Konzept ist die Europäische Union den Lesern näher zu bringen. Ich denke etwa im Referat des österreichischen Wirtschaftsprofessors vor einer Arbeitsgruppe in der EU in Brüssel könnten Politiker etwas lernen. Er gibt Vorschläge, wie man das Image der Europäischen Union wieder verbessern könnte und wagt sich so weit vor, dass er die Gründung einer eigenen EU-Hauptstadt vorschlägt. So absurd es klingen mag: es soll in Auschwitz gebaut werden. Er kritisiert es, dass die Europäische Union im heutigen Status eine Vereinigung von Nationalstaaten ist, aber kein vereintes Europa. „Das 20. Jahrhundert hätte die Transformation der Nationalökonomie des 19. Jahrhunderts in die Menschheitsökonomie des 21. Jahrhunderts sein sollen.“ (Seite 385) Auch im Detail gibt es viele schöne Sätze und Vergleiche, wie etwa den von Wirtschaftswachstum mit eingewachsenen Zehennägeln. Belgien habe nie „besser funktioniert als in der Zeit ohne Regierung“ (Seite 200). Menasse teilt die Beamten der EU-Kommission ein in „Idealisten“, „Eitle“ und „Nicht-Idealisten“. Er zeigt Missstände in einer netten, lesbaren Form auf, ohne ein echter EU-Gegner zu sein. Ein großartiges Buch, das sich noch mehr Preise als den zu Beginn zitierten deutschen Buchpreis verdient. }, keywords = {Auschwitz, Brüssel, Europäische Union}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STASIUK2017, title = {Der Osten}, author = {STASIUK, Andrzej}, year = {2017}, date = {2017-11-27}, abstract = {STASIUK, Andrzej: „Der Osten“, Berlin 2016 Bei der Präsentation des Buches im Rahmen der Europäischen Literaturtage 2017 in Spitz in der Wachau wurde Stasiuk gefragt, wie er seine Texte schreibe. Er fahre ja mit dem Auto und erzähle sehr detailliert. Ob er sich da beim Fahren Notizen mache oder auf Band spreche. Er wiedersprach. Er sei kein Tatsachenberichterstatter. Er schreibe seine Eindrücke und das eben im Nachhinein. Es muss nicht immer der Realität entsprechen. Alles im Leben sei subjektiv. Im vorliegenden Buch trägt er seine Liebe zum Osten offen zur Schau. Wie überhaupt er auch in der kommunistischen Vergangenheit schwelgt, gleichzeitig aber auch das Leben aus dieser Zeit beschreibt. Beim Besuch seiner alten Mutter erinnert er sich. Als Kind und als Jugendlicher hatte er eine antisowjetische Einstellung. Im Alter interessiert er sich dafür und im Fernen Osten Russlands und der Mongolei findet er wieder Situationen wie in seiner Jugend in Polen. Die Mongolei beschreibt er mit großer Hochachtung. Es imponierte ihm, dass die Herrscher ihre Palaste auf einem von vielen Ochsen gezogenen Wagen erbauten und „an der Stelle, wo sein Lager stand, wächst sofort Gras nach, und es ist wieder so, wie es vor hundert, vor tausend Jahren war. Das imponierte mir an diesem Land: die Gegenwart, die bis in die fernste Vergangenheit reichte.“ (Seite 154) Über fast 300 Seiten führt er das alte kommunistische Polen seiner Kindheit mit dem heutigen Leben im Osten Russlands und der Mongolei zusammen. }, keywords = {China, Kommunismus, Mongolei, Polen, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ZWEIG2017, title = {Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau}, author = {ZWEIG, Stefan}, year = {2017}, date = {2017-11-18}, abstract = {ZWEIG, Stefan: „Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau“, in „Stefan Zweig – Gesammelte Werke“, Köln 2014 In einer noblen Villa an der Riviera kommen verschiedene Menschen zusammen. Erst als die Frau eines Mannes mit einem jungen Liebhaber durchbrennt kommt es zu einem Aufruhr. Heftig wird diskutiert, ob dies schicklich sei oder nicht. Ein Mann nimmt Position für die Frau, was – vor allem – die Konservativen in der Runde erzürnt. Eine noble Engländerin versucht den Richter zu spielen. Sie kommt mit dem Verteidiger der abtrünnigen Frau ins Gespräch und letztlich zu einer Lebensbeichte. Sie schildert, wie sie in einem Casino die Spieler beobachtete. Dabei verweist sie darauf, dass man mehr an den Händen als im Gesicht der Besucher sähe. Das Gesicht haben alle professionellen Spieler unter Kontrolle, aber an den Händen erkenne man ihre Gefühle. Ein Spieler fiel ihr besonders auf. Normal sah sie den Menschen nicht ins Gesicht, nur auf die Hände. Bei diesem machte sie eine Ausnahme und musste feststellen, dass er sich auch im Gesicht emotionell sich ausdrückte. Sie war dabei als er alles verloren hatte und das Casino verließ. Ein innerer Trieb sagte ihr, dass sie ihm folgen müsse. Sie will in retten und verliebt sich, obwohl sie das gar nicht will. Sie gibt ihm Geld, damit er heimfahren kann und seine Schulden begleichen kann. Er aber geht ins Casino zurück und verspielt alles. Sie wollte mit ihm mitfahren und wird tief enttäuscht. Als alte Frau erzählt sie diese ihre Geschichte wie eine Beichte, ein Geständnis. Im Alter fühlt sie sich aber dann doch abgebrüht und nimmt die Nachricht, dass sich der junge Mann in Monte Carlo erschossen hat gelassen hin. Innerhalb von 24 Stunden – so auch der Titel des Romans – war diese Frau durch eine Gefühlswelt gegangen, die sie den Rest ihres Lebens beschäftigte. }, keywords = {Liebhaberin, Monte Carlo, Spielsucht}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2017c, title = {Roman ohne U}, author = {TASCHLER, Judith W}, year = {2017}, date = {2017-11-11}, abstract = {Das dritte Buch, das ich von Taschler lese. Es ist wieder ganz anders als die vorangegangenen zwei. Nicht nur thematisch, auch stilistisch. Diesmal verschachtelt sie drei Geschichten: • das Leben eines Müllersohns, • jenes seines Sohnes mit seiner Frau und Kindern und • einem Österreicher, der nach dem Krieg in ein Arbeitslager nach Sibirien kam. Geschickt verwebt sie die drei Geschichten. Den Russlandgefangenen bringt sie ins Buch, indem die Schwiegertochter des Müllers professionell Biografien schreibt und eine davon eben von diesem Heimkehrer aus Sibirien handelt. Interessant auch, wie Taschler oft eine Gegebenheit aus der Sicht verschiedenen Personen beschreibt, ohne dass es zu unliebsamen Wiederholungen kommt. Ein Erlebnis des Ehepaares aus der Sicht der Frau und dann später aus dem Blickwinkel des Mannes. Als Leser muss man sich sehr konzentrieren um in den einzelnen Kapiteln die Zuordnung zu finden. Wie bei einem Puzzle muss man sich das Gesamtbild des Romans erarbeiten. Ich empfehle daher das Buch möglichst in großen Zügen zu lesen. Längere Pausen erschweren das Zurechtfinden. Wenn man das Buch fertig gelesen hat sind alle Puzzlesteine zusammen und ergeben eine Lösung, ein fertiges Bild. Wie die einzelnen Personen dann zusammenwachsen ist aber irgendwie kitschig und unwirklich. Trotzdem ist es ein großartiger und packender Roman. }, keywords = {Arbeitslager, Familiengeschichte, Sibirien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ABUZAHRA2017, title = {Mehr Kopf als Tuch, Muslimische Frauen am Wort}, author = {ABUZAHRA, Amani}, year = {2017}, date = {2017-11-03}, abstract = {Das Buch entstammt dem Projekt mit dem Titel „Sichtbarmachung der Diversität muslimischen weiblichen Lebens“. Sieben Frauen liefern Beiträge aus ihrem muslimischen Leben. In der ersten Geschichte wird Wien als Stadt dargestellt, die den kopftuchtragenden Frauen Anonymität bietet. In einem Gedicht werden alle Stationen der Wiener U-Bahn U3 beschrieben. Die zweite Autorin bezeichnet sich selbst als Europäerin und versteht nicht, dass Leute ihr gegenüber von „wir“ und „ihr“ sprechen, obwohl sie beide im selben Land in Europa geboren sind. Viele Medienberichte stellen Moslemfrauen falsch dar; auch Schulbücher. Leyla Derman erzählt eine Woche aus dem Leben einer muslimischen Familie. Einer ganz normalen Familie mit Vater, Mutter und Kindern, wo die Hausarbeit sogar sehr modern partnerschaftlich geteilt wird, wo auch die Frau Karriere macht. Eine sehr gut geschriebene Geschichte, die den Leser wie durch ein Fenster in das Leben dieser muslimischen Familie blicken lässt. Soufeina Hamed setzt sich mit Stereotypen auseinander und beginnt bei sich selbst: In ihr ist das Bild eines Mannes mit Glatze als rechtsextrem eingeprägt. Ein Vorurteil, so wie viele Christen Muslime als Terroristen einstufen. Sie stellt auch fest, dass man die Gruppe, der man selbst angehört immer positiv darstellt, weil das Positive auch auf sich selbst abfärbt. Sie beklagt mit Beispielen die Medien und ihre negative Berichterstattung über muslimische Frauen. Das schädige auch sie persönlich. Sie versucht sich mit Aufklärung in einer neuen Form: Interkulturelle Kommunikation mit Comics. Für eine andere Autorin ist „Religion“ ein „Lebensweg“. Im arabischen heißt Religion „Din“, was soviel wie Weg bedeutet. Religion ist so ein Teil des täglichen Lebens: was man wie macht. Sie klärt auch auf: das Kopftuch kommt nicht im Koran vor, dafür aber in der Bibel, im 1. Korintherbrief 1.11.6: „Wenn eine Frau kein Kopftuch trägt, soll sie sich doch gleich die Haare abschneiden lassen. Ist es aber für eine Frau eine Schande, sich die Haare abschneiden oder sich kahl scheren zu lassen, dann soll sie sich auch verhüllen“). In einem weiteren Beitrag kommt man zur Erkenntnis, dass beim Thema „die Frau in der Religion“ nicht so viel Unterschied zwischen Katholiken und Muslimen ist. Es ist stark maskulin ausgerichtet, obwohl es im Koran beziehungsweise in der Bibel nicht so ist. Haliemah Mocevic plädiert dafür, dass wir Menschen nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede anerkennen sollten. „Es ist das Glück des Menschen, ein anderer unter Gleichen zu sein.“ (Seite 103) Eine andere Autorin erklärt den „westlichen“ Menschen, dass es kein Kompliment ist, wenn man sagt „Sie sprechen aber gut deutsch“. Nur wenn man ein Kopftuch trägt muss man nicht Fremde sein. Viele Muslime sind bereits hier geboren. Die Autorin der Geschichte „Wie heißt ihr Großvater?“ nimmt die Leserschaft zu einer Reise nach Amman und zur Westbank mit, um aufzuzeigen, dass sie sich dort genauso bewegt und verhält wie in Bielefeld in Deutschland. Die letzte Geschichte versteigt sich zu einer Gegenüberstellung von Femen – protestierenden nackten Ukrainerinnen – und muslimischen Kopftuchträgerinnen. Sie nützte das medienwirksame Auftreten der blankbusigen Blondinen um in einer Gegendemonstration auf die Freiheiten der muslimischen Frauen hinzuweisen. Das Fazit des vorliegenden Buches ist es, dass die Kopftuchdiskussionen primitiv und unnötig sind. Jede Frau kann und soll selbst entscheiden, wie sie sich kleiden will. Kleidung ist unabhängig von Religion und ein Zeichen der Freiheit und nicht der Unterdrückung. }, keywords = {Kopftuch, Muslimische Frauen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2017b, title = {Sommer wie Winter}, author = {TASCHLER, Judith W.}, year = {2017}, date = {2017-10-29}, abstract = {Taschler ist eine sehr wandlungsfähige „Schreiberin“. In jedem Buch verwendet sie einen anderen Stil, eine andere Ausdrucksform. Im vorliegenden Roman sind es nur Protokolle von Therapiegesprächen. Zu Beginn ist es schwierig sich zurecht zu finden und die Zusammenhänge zu erkennen. Man muss als Leser selbst herausfinden wer welche Funktion hat. Wenn man sich diese Schwierigkeit erarbeitet hat, wird es zunehmend spannend und wird in den Sog eines sehr guten Romans gezogen. Letztlich verlässt man das Buch mit der letzten Seite nicht nur mit dem Ergebnis des Romans, sondern auch mit einer sehr guten Geschichte. Ein Waisenkind wächst in einem Tiroler Dorf auf und arbeitet wie ein Knecht am Bauernhof und im Hotel. Der Bub versucht mit zunehmendem Alter seine Mutter zu finden und findet den Vater. Sehr spannend geschrieben! Absolut zu empfehlen. }, keywords = {Therapieprotokolle, Tirol, Waisenkind}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2017b, title = {Das fünfte Jahr}, author = {HAUSHOFER, Marlen}, year = {2017}, date = {2017-10-23}, abstract = {Es war Haushofers erste Buchveröffentlichung im Jahr 1952. Irgendwie erinnert es stilistisch an Rossegger, obwohl der früher lebte und Haushofer doch ganz anders formulierte. Das kleine Mädchen Marili wohnt bei seinen Großeltern. Sie ist ein Waisenkind. Die Mutter ist verstorben und der Vater im Krieg gefallen. Es wird von den Großeltern aufgezogen. Aus der Sicht des kleinen Mädchens wird der Jahresablauf an einem Kleinbauernhof geschildert. Detailgetreu erzählt sie die Arbeiten und Tagesabläufe im bäuerlichen Leben. Da waren noch ein tauber, alter Knecht und eine junge kräftige Magd, die den Großeltern bei der schweren Arbeit halfen. Es werden Dinge erzählt, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Etwa, das Beschützen der Bienen im Herbst: „Im Herbst, als es Abends plötzlich kühl wurde, kam die gefährliche Zeit für die Bienen. Wenn die Sonne sank, stieg eine heimtückische Kälte auf und lähmte ihre Flügel. Marili bekam dann eine neue Aufgabe. Mit einer Zigarettenschachtel lief sie auf die Wiese und die lilablühenden Herbstastern am Gartenzaun und setzte die erstarrten Tiere hinein. Am nächsten Morgen, wenn die Sonne aufs Fensterbrett fiel, öffnete sie die Schachtel und erlebte das Erwachen der Bienen: das erste Regen der Flügel, das Strecken der Beinchen und das vorsichtige Tasten der schlaferstarrten Fühler ….“(Seite 96) Haushofer führt uns Leser mit dieser Erzählung in eine Welt, die es heute nicht mehr gibt. Vielleicht mag es kitschig erscheinen, aber es ist ein historischer Beitrag. }, keywords = {Bauernleben, Waisenkind}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2017b, title = {Wir töten Stella}, author = {HAUSHOFER, Marlen}, year = {2017}, date = {2017-10-22}, abstract = {Zuerst habe ich den Film gesehen und auf Grund des Films das Buch gekauft. Beides war sehr gut. Der Film so einfühlsam wie das Buch. Vieles wird nur angedeutet und nicht ausgesprochen. Das wirkt vornehm und doch weiß der Leser was gemeint ist. Eine Freundin der Hausfrau bringt ihr Kind für einige Monate zu ihr und ihrer Familie. Sie soll in der Stadt studieren. Die Familie – bestehend aus einem Anwalt, einer Schriftstellerin (?) und zwei Kindern nimmt das fremde Mädchen wie einen Eindringling auf. Ungeliebt war sie schon vorher, wo sie von ihrer Mutter in Internate gesteckt wurde. Ungeliebt ist sie auch in der „Leihfamilie“. Sie ist immer einfach und unvorteilhaft angezogen. Die Frau der Familie kauft ihr schöne Kleider, in denen sie mehr fraulich wirkt. Ein Fehler, denn der Ehemann vergreift sich in ihr. Das junge Mädchen zerbricht daran und wirft sich vor ein Auto. Bei diesem Unfall stirbt sie. Die Ehefrau arbeitet die Geschichte auf. Der Rest der Familie ist einige Tage weggefahren. Sie ist alleine zu Hause und hat Zeit und Ruhe um nochmals über den Hergang nachzudenken. Eine sehr einfühlsame Beschreibung der Ereignisse und eine ausgezeichnete Charakterbeschreibung der handelnden Personen. Am Schluss, als schon alles erzählt ist wieder holt sie nochmals auf einer Seite den Hergang. Die vorangegangenen 60 Seiten werden auf einer nochmals erzählt. }, keywords = {Familiendrama, Selbstmord}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2017b, title = {Wir töten Stella}, author = {HAUSHOFER, Marlen}, year = {2017}, date = {2017-10-22}, abstract = {Zuerst habe ich den Film gesehen und auf Grund des Films das Buch gekauft. Beides war sehr gut. Der Film so einfühlsam wie das Buch. Vieles wird nur angedeutet und nicht ausgesprochen. Das wirkt vornehm und doch weiß der Leser was gemeint ist. Eine Freundin der Hausfrau bringt ihr Kind für einige Monate zu ihr und ihrer Familie. Sie soll in der Stadt studieren. Die Familie – bestehend aus einem Anwalt, einer Schriftstellerin (?) und zwei Kindern nimmt das fremde Mädchen wie einen Eindringling auf. Ungeliebt war sie schon vorher, wo sie von ihrer Mutter in Internate gesteckt wurde. Ungeliebt ist sie auch in der „Leihfamilie“. Sie ist immer einfach und unvorteilhaft angezogen. Die Frau der Familie kauft ihr schöne Kleider, in denen sie mehr fraulich wirkt. Ein Fehler, denn der Ehemann vergreift sich in ihr. Das junge Mädchen zerbricht daran und wirft sich vor ein Auto. Bei diesem Unfall stirbt sie. Die Ehefrau arbeitet die Geschichte auf. Der Rest der Familie ist einige Tage weggefahren. Sie ist alleine zu Hause und hat Zeit und Ruhe um nochmals über den Hergang nachzudenken. Eine sehr einfühlsame Beschreibung der Ereignisse und eine ausgezeichnete Charakterbeschreibung der handelnden Personen. Am Schluss, als schon alles erzählt ist wieder holt sie nochmals auf einer Seite den Hergang. 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Jahrhunderts gibt. }, keywords = {Familienszene}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHNITZLER20172, title = {„Abendspaziergang“, in „Der Schleier der Beatrice“}, author = {SCHNITZLER, Arthur}, year = {2017}, date = {2017-10-14}, abstract = {Ein Paar trennt sich. Ein letztes Mal gehen sie noch einmal gemeinsam aus und spazieren durch den Prater. Gegenseitige Vorwürfe, die letztlich den in Eifersucht erbosten Mann davonfahren lässt. }, keywords = {Beziehungsgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHNITZLER20173, title = {„Die Mörderin“, in „Der Schleier der Beatrice“}, author = {SCHNITZLER, Arthur}, year = {2017}, date = {2017-10-14}, abstract = {Ein Einakter. Es dreht sich um die Geliebte eines Oberbauaufsehers bei einem Bergbahnbau. Sie wohnen während des Jobs in einem Gasthaus zusammen. Ein junger Mann wird im Wald ermordet. Es stellt sich heraus, dass es der heimlich Geliebte der Partnerin war und letztlich gesteht der Oberaufseher den Nebenbuhler getötet zu haben. }, keywords = {Liebschaft, Mord}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHNITZLER20174, title = {„Die Gouvernante“, in „Der Schleier der Beatrice“}, author = {SCHNITZLER, Arthur}, year = {2017}, date = {2017-10-14}, abstract = {Schnitzler nennt das Stück im Untertitel „Eine Familienszene“! Die Familie – Vater, Mutter, Sohn und Tochter wollen auf einen Ball gehen. Die Tochter soll unter die Haube kommen. Die Zofe richtet ihre Frisur. Letztlich stellen sich verschiedenste Beziehungen heraus. Ein typischer Schnitzler, bei dem die Paare durcheinander kommen. }, keywords = {Familienszene}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TASCHLER2017, title = {Die Deutschlehrerin}, author = {TASCHLER, Judith W.}, year = {2017}, date = {2017-10-13}, abstract = {TASCHLER, Judith W.: „Die Deutschlehrerin“, Wien 2014 Ein neuer Stil, auch wenn Manches kopiert ist, wie etwa der eMail Schriftverkehr von Daniel Glattauer. Taschler verwendet in diesem Roman verschiedene Erzählstile: die erwähnten eMails, gegenseitige Geschichtenerzählungen der zwei Proponenten, - einem Schriftsteller und einer Deutschlehrerin - erfundene (?) Geschichten und Tatsachenberichte. Dadurch ergeben sich auch Redundanzen und Wiederholungen in den verschiedenen Abschnitten. Das tut aber dem großartigen Roman keinen Abbruch. Es geht um das Leben einer Frau und eines Mannes. Als Studierende lernen sie sich kennen. Sie kommen aus unterschiedlichen Milieus. Er wird Schriftsteller und sie Deutschlehrerin. Viele Jahre leben sie zusammen ohne zu heiraten. Ihr sehnlicher Kinderwunsch wird von ihm nicht erfüllt. Er verlässt sie nach vielen Jahren und heiratet eine reiche Frau. Ihr Sohn wird entführt. Daran zerbricht die Ehe. Durch einen Literaturworkshop an der Schule der Deutschlehrerin kommen die Beiden wieder zusammen. Die Vorbereitungszeit des Treffens wird mit einer eMail Korrespondenz erzählt und als sie dann zusammenkommen in verschachtelten Kapiteln, die die jeweilige Sichtweise ihrer Vergangenheit beschreibt, aber auch die Geschichte ihrer Vorfahren. Ein großartiges Buch, dessen Ausgang ich hier nicht erzählen will. }, keywords = {Beziehung, Deutschlehrerin, Dichter, eMail Schriftverkehr, Kindentführung, Kinderentführung, Literaturworkshop, Schriftsteller}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2017b, title = {Offshore. Ein Fall für Kostas Charitos}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2017}, date = {2017-10-09}, abstract = {MARKARIS, Petros: „Offshore. Ein Fall für Kostas Charitos“, Zürich 2017 Markaris schreibt in seinen Krimis immer nach demselben Muster und doch ist es immer wieder verschieden. Zwar sind es dieselben handelnden Personen, die den Rahmen bieten: die Tochter mit ihrem Mann, seine Ehefrau und ein Freund. Auch die Kollegen und der Chef bleibt derselbe. Daneben gibt er in jedem seiner Krimis einen Situationsbericht Griechenlands. Diesmal ist es die wirtschaftliche Kehrtwende des Landes. Die Entschuldung und der aufkommende Optimismus. Dem wirtschaftlichen Aufschwung setzt er aber mit diesem Roman ein Gegenlicht: ein Teil des Erfolgs kommt aus Schwarzgeld. Die Regierung scheint erfolgreich, aber die neuen Investitionen sind – so Markaris – mit Schwarzgeld finanziert. Neu an diesem Roman ist es auch, dass Kommissar Kostas zu keiner Aufklärung der Mordfälle kommt. Er wird von oberster Stelle dienstfrei gestellt und an der Aufklärung behindert. Die finanziellen Hintermänner sind es dann auch, die ihn wieder zu seinem Job verhelfen. Im Gegenzug muss er ruhig bleiben und nicht weiter ermitteln. Eine sonderbare Rolle für einen erfolgreichen Polizisten wie Kostas. }, keywords = {Griechenland, Krimi, Schwarzgeld}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CRONIN30.0, title = {Später Sieg}, author = {CRONIN, A.rchibald, Joseph}, year = {2017}, date = {2017-09-20}, abstract = {CRONIN, A.J.: „Später Sieg“, Bern 1956 Für einen Groschenroman ist es mit 370 Seiten zu dick. Liebesromanzen und Sentimentalitäten durchziehen das Thema eines jungen Theologiestudenten, der Maler werden möchte. Er verlässt für seinen Wunschtraum das „warme Nest“ des herrschaftlichen Elternhauses und wird vom Vater wegen des abgebrochenen Theologiestudiums verstoßen. Er verfällt in ein armes und hartes Leben. Als Künstler wird er auch nach seiner Rückkehr aus Frankreich und Spanien mit einer Auftragsarbeit verstoßen und sogar wegen Unzüchtigkeit von einem Gericht verurteilt. Er flüchtet und findet mit einer Frau, die er noch aus seiner Theologiestudienzeit kennt ein glückliches und zufriedenes Leben, das allerdings von einem Freund, der ihn berühmt machen möchte zerstört. Krank und arm stirbt er. Von einem französischen Galeristen wird er entdeckt und die Witwe und der gemeinsame Sohn kommen zu einem guten Einkommen. Sehr detailliert beschreibt Cronin die Landschaften und Orte in Spanien, Frankreich und England, wo die Handlungen spielen. Der Protagonist des Romans ist ein Maler. Der Autor Cronin agiert ebenfalls wie ein Maler, allerdings mit Worten. Seine Landschaftsbeschreibungen und Charakterisierungen der handelnden Personen sind Gemälde aus Text. Wie schon im ersten Roman, den ich von ihm las, liebt Cronin Extremsituationen von Menschen. Armut, Leid und Sorgen werden sehr emotionell und hautnah beschrieben. }, keywords = {England, Künstler, Maler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CRONIN2017, title = {Hinter diesen Mauern}, author = {CRONIN, Archibald Joseph}, year = {2017}, date = {2017-08-31}, abstract = {CRONIN, Archibald Joseph: „Hinter diesen Mauern“, Bern 1955 Cronin war noch im 19. Jahrhundert in Schottland geboren. Er war Arzt und Schriftsteller. Viele seiner Romane wurden ein Welterfolg. Ich bekam das hier zu besprechende Buch aus dem Nachlass meines Schwiegervaters. In dieser Generation war es beliebt. Der Stil, in dem es geschrieben ist entspricht vielleicht nicht mehr dem heutigen, aber er ist spannend, leicht lesbar und interessant. Ein Lesevergnügen. Dazu hat der Roman eine anhaltende Spannung, die der Autor mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen 300 Seiten lang aufrechterhält. Es beginnt damit, dass der zwanzigjährige Paul seine Mutter um seine Geburtsurkunde bittet, weil er sie für eine Bewerbung braucht. Dabei kommt heraus, dass sein Vater nicht – wie man ihm erklärt habe – bei einem Unfall umgekommen sei, sondern als Mörder in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Der junge Mann will mehr wissen und macht sich auf die Suche seines Vaters. Er lernt Menschen kennen, die ihn kannten und Beweise seiner Unschuld liefern. Paul will alles aufklären. Die Justiz, die dabei viele falsche Entscheidungen getroffen hatte arbeitet dagegen. Paul wird zum Unterstandslosen, kämpft mit dem Überleben, gibt aber nicht auf. Als er schon fast am Ende ist hilft ihm ein Journalist, der diesen Fall aufgreift. Die Justiz bekommt Druck aus der Bevölkerung und der Fall muss neu aufgerollt werden. Aber der Vater saß bereits 15 Jahre im Gefängnis und hatte sich grundlegend verändert. Aus dem liebevollen Vater wurde ein harter, enttäuschter Mann. Cronin ist ein exzellenter Charakterdarsteller. Er schreibt ausgezeichnete Menschenbilder. Es ist gut, wenn man manchmal auch auf ältere Werke zurückgreift, die an ihrer Qualität Nichts durch die Zeit eingebüßt haben. }, keywords = {England, Unrecht, Verurteilt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COELHO2017g, title = {„Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchströmt – Geschichten und Gedanken“}, author = {COELHO, Paulo}, year = {2017}, date = {2017-08-22}, abstract = {COELHO, Paulo: „Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchströmt – Geschichten und Gedanken“, Zürich 2006 Ist es dem Image eines bekannten und anerkannten Dichters förderlich, wenn er eine Resteverwertung seiner Texte macht. Wenn er Kurzgeschichten in einem Buch zusammenfasst und auch nebulose Dinge wie dem fast entgangenen Verkehrsunfall oder die Probleme bei einem Umbau des Hauses veröffentlicht. Einerseits bekommt man als Leser Hintergrundinformationen zum Dichter – wie etwa wo er wohnt – aber die Texte sind oft nicht auf dem Niveau, wie man sie von seinen Romanen gewohnt ist. Über den Menschen schreibt er im Kapitel „Was am Menschen witzig ist“ (Seite 127): „Sie denken immer verkehrt herum: sie wollen schnell erwachsen werden und sehnen sich später nach der verlorenen Kindheit. Um Geld zu verdienen, setzen sie ihre Gesundheit aufs Spiel, und geben später viel Geld aus, um wieder gesund zu werden. Sie denken so sehr an die Zukunft, dass sie die Gegenwart vernachlässigen. Und am Ende erleben sie weder die Gegenwart noch die Zukunft. Sie leben so, als würden sie nie sterben, und sterben, als hätten sie nie gelebt.“ Und an anderer Stelle (Seite 217) der Vergleich von Melonen mit Tomaten: „Wollen die Tomaten Melonen sein, wären sie lächerlich. Mich wundert sehr, dass so viele Menschen sich bemühen, der zu sein, der sie nicht sind; was ist verlockend daran, lächerlich zu sein?“ }, keywords = {Gedanken, Kurzgeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COELHO2017b, title = {Die Schriften von Accra}, author = {COELHO, Paulo}, year = {2017}, date = {2017-08-10}, abstract = {COELHO, Paulo: „Die Schriften von Accra“, Zürich 2013 Coelho bekam von einem Freund die Abschrift einer 700 Jahre alten Schrift geschenkt. Es sind dies die, von der Kirche nicht offiziell aufgenommen Evangelien. Die Originaltexte stammen aus dem zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt. Coelho lässt dann einem weisen Kopten Fragen der von Kreuzrittern belagerten Stadt Jerusalem Fragen der versammelten Bevölkerung beantworten, die sich mit Weisheit beschäftigen. In Anbetracht dessen, dass die vor den Toren der Stadt stehenden Kreuzritter überlegen sind und die Stadt einnehmen werden fragt eine Frau was zu tun sei. Der Kopte antwortet, dass die Feinde zwar alles vernichten können, aber sie können das Wissen der Einwohner nicht zerstören. Auch die bevorstehende Niederlage beschäftigt die Zuhörer. Der Kopte meint dazu, dass es in der Natur weder Sieg noch Niederlage gibt. Nach jedem Tod gibt es ein Weiterleben und er bringt dazu Beispiele aus der Natur. Besiegt werden heißt nicht gescheitert sein, sondern gestärkt hervorgehen. Viele werden nach der Besetzung der Stadt fliehen müssen und alleine sein. Auch hier gibt der Kopte eine positive Antwort „Denn wer niemals allein ist, kennt sich selbst nicht.“ (Seite 40) Die wichtigsten Dinge im Leben müsse man alleine machen. Das beginnt schon bei der Geburt, die jeder Erdenbürger alleine meistert, bis hin zum Tod, wo man auch alleine ist. Veränderungen nehmen Menschen nicht so leicht vor. Sie gewöhnen sich an das Erarbeitete und scheuen oft das Neue. Wenn das Schicksal in Form eines Engels anklopft wird eine Veränderung schneller angenommen. Beim Schutzengel hinterfragt man noch nach dem „Warum?“. Beim Todesengel verändern wir uns aus Angst sofort. Mit Freude kann die Angst am schnellsten vertrieben werden. Das österreichische Frauenfußballteam hat es bei der Europameisterschaft 2017 bewiesen: mit Freude sind sie weiter gekommen als nur mit Ehrgeiz und Können. Auch wenn der Krieg kurz bevorsteht wird über Themen wie Schönheit gesprochen. Schönheit – so meint der Kopte – muss außen und innen sein. Alles strebt nach Schönheit: die Blumen und auch die Menschen. Es sind Lebensweisheiten, die hier wiedergegeben werden. Lebensweisheiten wie etwa „… ich werde den morgigen Tag erleben, als wäre er der erste …“ (Seite 92) Wenn das Leben so einfach wäre, wie es dieser Kopte bei Coelho vorstellt. Einen Mann plagt etwa die Situation, dass manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht. Die einfache Antwort: „Der Erfolg kommt zu jenen, die keine Zeit damit vergeuden, ihr Tun mit dem anderen zu vergleichen. … es kommt ins Haus dessen, der jeden Tag sagen kann „Ich habe mein Bestes gegeben“.“ (Seite 126) Und Erfolg ist „Wenn man jeden Abend beim Einschlafen mit sich im Reinen ist – das ist Erfolg.“ (Seite 129) Interessant auch die Definition von „Wunder“. Sie seien Verstöße gegen die Gesetze der Natur. Die Zukunft des Menschen aber ist der Tod: „Wir alle wissen, was die Zukunft am Ende für uns bereithält: den Tod.“ (Seite 149) Ergänzend zu den Weisheiten des Kopten geben am Ende Vertreter der drei Religionen – Islam, Katholiken und Juden – eine Stellungnahme ab, die das vorher beschriebene bestätigen. Eine Einigkeit der unterschiedlichen Religionen? Wohl ein Wunschdenken. Obwohl den Zuhörern dieses Kopten der Krieg vor den Stadttoren steht, verabschiedet er sich mit „Geht hin in Frieden“. }, keywords = {Evangelien, Religionen, Weisheiten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ELYTIS2017b, title = {„Die Sonne die Sonnenherrscherin“}, author = {ELYTIS, Odysseas}, year = {2017}, date = {2017-08-05}, abstract = {ELYTIS, Odysseas: „Die Sonne die Sonnenherrscherin“, Berlin 2015 Eine Ausgabe von Gedichten des Nobelpreisträgers Elytis in zweisprachiger – griechisch und deutsch – Ausführung. Erstellte wurde diese Übersetzung zum 100. Geburtstag des Autors von engagierten Griechischschülern einer deutschen Volkshochschule. Schwerpunkte der Gedichte sind die Sonne, die Winde, Frauen und Männer. Dazwischen meldet sich auch der „Erzähler“ zu Wort. Die Sonne und die Winde gehören für den Autor zur mythischen Welt. Die Sonne ist in seinem Heimatland Griechenland ein wichtiger Faktor und er drückt dies so aus: „Von allen Ländern, wie ich sie fand, ist dies mein geliebtes Heimatland!“ (Seite 11) Mit den Winden drückt er auch die Vergänglichkeit der Welt aus, wenn er da über ein junges Mädchen sagt: „Am Montag wächst sie heran Am Dienstag kämpft sie am Ort Am Mittwoch sinkt sie zu Boden Am Donnerstag stirbt sie fort“ (Seite 31) Elytis schrieb die vorliegenden Gedichte während seines Exils in Paris, wo er sich gegen die politische Situation seines Heimatlandes nach dem Staatsstreich von 1967 verwehrt. }, keywords = {Gedichte, Griechenland, Nobelpreisträger}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Alois2017, title = {Die Mühle}, author = {BRANDSTETTER Alois}, year = {2017}, date = {2017-08-04}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: „Die Mühle“, Innsbruck Wien 2010 Ich schätze Brandstetter sehr. Seine bisherigen Bücher hatten etwas Ursprüngliches und dokumentierten das ländliche Leben. Der vorliegende Roman beschäftigt sich mit dem Wasser aus der Sicht eines Müllers. Es ist eine langatmige Geschichte. Sie ermüdet beim Lesen. Die Arbeit eines alternden Schriftstellers, der sich in Details versteigt, zu denen ein aktiver Mensch keine Zeit mehr hat. Ich fand es seitenweise als gestohlene Zeit. Schade, wenn Jemand – egal in welchem Beruf – nicht weiß, wann er aufhören soll. }, keywords = {Mühle, Wasser}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COELHO2017, title = {Die Spionin}, author = {COELHO, Paulo}, year = {2017}, date = {2017-07-31}, abstract = {COELHO, Paulo: „Die Spionin“, Zürich 2017 Coelho ist ein großartiger Erzähler. Im vorliegenden Buch bringt er die Biografie der berüchtigten Tänzerin Mata Hari in einer sehr gut lesbaren Form. In den Anmerkungen am Ende des Buches sagt er, dass es „nicht den Anspruch einer Biographie“ hat. Er hat sich eben die Freiheit genommen eine Geschichte zu erzählen. Es beginnt mit dem Ende; mit der Hinrichtung von Mata Hari in Paris. Das Leben wird dann in Form eines Briefes an ihre Tochter von der „Spionin“ selbst erzählt. Die Schlussfolgerungen zieht dann ihr Anwalt in einem Brief, den er in einer schlaflosen Nacht vor der Hinrichtung seiner Mandantin schreibt. Die Tänzerin Mata Hari war eine Holländerin, die vor der elterlichen Kontrolle flieht und einen Offizier heiratet und mit ihm in den Fernen Osten geht. Sie flüchtet aus dieser furchtbaren Ehe und macht sich als Tänzerin selbstständig und wird weltberühmt. Im Zuge des Ersten Weltkriegs erliegt sie aber ihren Lügengeschichten in denen sie sich auch als Spionin für die Deutschen und Franzosen zu profilieren versucht und wird hingerichtet. Eigentlich war sie gar keine wirkliche Spionin. Sie war aber eine Feministin. „Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich jemand in der Zukunft an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als eine Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos ihren Preis dafür bezahlt hat.“ (Seite 24) Die Geschichte zeigt auch, dass Militärjustiz andere Regeln und Schärfen hat als zivile Gerichte. }, keywords = {Biografie, Mata Hari}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HACKL2017, title = {Drei tränenlose Geschichten}, author = {HACKL, Erich}, year = {2017}, date = {2017-07-19}, abstract = {HACKL, Erich: „Drei tränenlose Geschichten“, Zürich 2014 Erich Hackl hat sich als Autor mit Menschenschicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg einen Namen gemacht. Im vorliegenden Buch geht er darüber hinaus und bezieht auch Regionen wie Lateinamerika mit ein und geht in der Zeitachse bis ins 21. Jahrhundert herauf. Gleich in der ersten der drei Geschichten wird das Schicksal und die Entwicklung einer Wiener jüdischen Unternehmerfamilie aufgezeigt, die nach Brasilien flüchtet und deren nachfolgende Generationen mit den südamerikanischen politischen Verhältnissen in Konflikt kommen. In der zweiten „tränenlosen Geschichte“ beschreibt Hackl einen Fotografen im Konzentrationslager Auschwitz. Er musste im KZ alle neuangekommen Häftlinge fotografieren. In den ruhigeren Zeiten ließen sich die Mitarbeiter des KZs fotografieren. So etwa eine Sekretärin, die sich noch mit nacktem Busen fotografieren ließ bevor sie Selbstmord beging, weil sie die Gräueltaten nicht verkraften konnte. Mehrere Bilder sind nach dem Krieg berühmt geworden: die Hochzeit eines Häftlings und vier Mädchen, die knapp vor dem Hungertod nackt fotografiert wurden. Für den Mediziner Mengele war er abkommandiert um die medizinischen Versuche des Arztes zu dokumentieren. Etwa Liliputaner aus Ungarn Frauen, die gynäkologisch verstümmelt wurden. Ein Offizier wollte die verschiedenen Stadien vor dem Hungertod dokumentiert haben. Mit all diesen Gräuelfotos im Kopf konnte er nach dem Krieg – den er durch Glück überlebte – nicht mehr fotografieren. Wann immer er durch den Sucher eines Fotoapparates schaute sahen ihm die vier fast verhungerten nackten Mädchen entgegen. Einer seiner Mithäftlinge war Österreicher, fühlte sich aber als Pole. Als solcher war er irrtümlich inhaftiert worden. Als man den Fehler feststellte, entschuldigte sich die Lagerleitung und wollte ihn frei lassen. Er aber fühlte sich als Pole und wollte bei den anderen Polen bleiben. Ein anderer Österreicher – Karl Albrecht von Habsburg-Lothringen fühlte sich als Pole und nicht als Österreicher. Nach 1918 wechselte er seine Staatsbürgerschaft und diente in der polnischen Armee. Die deutschen Besatzer verhafteten und enteigneten ihn, weil er seine völkische Abstammung verleugnet hatte. Er überlebte die Gefangenschaft und kehrte 1945 nach Polen zurück, wo er aber nach der kommunistischen Machtübernahme weiter fliehen musste und in Stockholm Zuflucht fand. Die dritte Geschichte in diesem Buch wird einer Kärntner Frau, die mit ihrem Freund als Kommunist tätig ist gewidmet. Das Schicksal führt über verschiedene Arbeitslager und KZs bis sie letztlich fast am Ende der deutschen Hitlerherrschaft erschossen wird. }, keywords = {Brasilien, Kommunistische Partei, Konzentrationslager, Lateinamerika, Widerstand}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHOLL2017, title = {Wachtraum}, author = {SCHOLL, Susanne}, year = {2017}, date = {2017-07-15}, abstract = {SCHOLL, Susanne: „Wachtraum“, Salzburg Wien 2017 Vergangenheitsbewältigung wird von der nachfolgenden Generation betrieben. Die Judenverfolgung wird hier von einer Autorin mit einer sehr persönlichen Familiengeschichte dargestellt. Eine nach dem Krieg Geborene erzählt von ihren jüdischen Großeltern und Eltern, aber auch von ihren Kindern und Enkelkindern. Aus der Position, der nach dem Krieg geborenen Lea wird der Bogen von der Judenverfolgung des Hitlerregimes mit der Flüchtlingswelle des beginnenden 21. Jahrhunderts gezogen. Lea sieht in ihren Kindern, wie sie sich für die ankommenden Asylanten engagieren und sieht dabei ihre Eltern und Großeltern, wie sie flüchten mussten. Lea studierte Geschichte um die Vergangenheit ihrer Großeltern zu erforschen. Durch eine Freundin der Großmutter kommt sie zu einem Dissertationsthema. Eine Frau, die als Kind aus dem Warschauer Ghetto flüchtete, Jahrelang im Wald überlebte, von den sowjetischen Soldaten aufgegriffen wurde, mit einem Gefangenentransport in den Westen kam und sich so bis Israel durchschlug, wo sie den Rest ihres Lebens in einem Kibbuz verbrachte. Das ist eine der vielen Geschichten in diesem Roman. Genauso wird auch das Leben der Eltern auf der Flucht aus Wien, der Emigration in England und ihre Rückkehr nach Österreich erzählt. Mit den eigenen Kindern und ihrer Verschiedenheit setzt sie sich aus der Sicht einer Mutter auseinander, die glaubt alle ihre Kinder gleich behandelt zu haben, gleich erzogen zu haben und trotzdem wurden sie sehr unterschiedlich. Der konservative und emotionell kalte älteste Sohn, der Bankmanager wurde; die Tochter, die schon als kleines Kind wusste, dass sie Ärztin werden will und das auch durchgezogen hat. Im Fach der Unfallchirurgie erzeugt sie einen sehr positiven Zugang zu ihren Patienten. Sie liebt ihren Beruf. Sie engagiert sich in der Flüchtlingsfrage und verzweifelt arbeitet sie letztlich in Afrika. Obwohl Lea dann doch feststellen muss, dass die Kinder schon als Kinder unterschiedlich waren. Der Älteste war sehr von ihr abhängig. Das Mädchen dagegen unkompliziert. „Mimi war ein so einfaches Kind gewesen. Sie ließ Lea schlafen, sie weinte nur ganz selten, wenn ihr der Bauch wehtat oder ein Zahn sich gerade seinen Weg bahnte. Die meiste Zeit lachte sie in die Welt und war guter Dinge.“ (Seite 149) Scholl zieht einen Vergleich zwischen den im Dritten Reich geflüchteten Juden und den heutigen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Afrika. Sachlich zeigt sie aber auch die Unterschiede auf. Juden haben im Zug ihr Land verlassen. England hat sie aufgenommen, weil sie billige und gebrauchte Arbeitskräfte waren. Heutige Flüchtlinge reisen abenteuerlich und lebensgefährlich. In Europa gibt es zu wenig Arbeitsplätze und für Neuangekommenen noch weniger. Es ist schwer für die Europäer zwischen Kriegsflüchtlingen und Terroristen zu unterscheiden. Voreingenommenheit habe da einen Nährboden. Selbst die aufgeschlossene Lea muss da wohl zweifeln, als ihr geliebter jüngster Sohn bei einem Anschlag auf einen Pariser Konzertsaal ums Leben kommt und gleichzeitig ihre Tochter in einen afghanischen Flüchtling verliebt ist. Das Finale (ein großartiges) ist das letzte Kapitel über Lea. Hier gibt sie ihre Überlegungen und Zweifel frei. Was wäre, wenn ihre Großeltern in England nicht aufgenommen worden wären? Sie würde gar nicht existieren. Sie gesteht sich ihre Hilflosigkeit ein. Sie konnte ihren Sohn nicht schützen – oder hat sie ihn durch ihre Gedanken beeinflusst, dass es so kommen musste? Sie zweifelt. „Ich habe keine Worte mehr. Ich habe Angst und bin hilflos.“ (Seite 214) Ein dramatisches Ende. Der Mann zog aus und auch sie verlässt die Wohnung ohne zu wissen wohin. Ich habe alle Bücher von Susanne Scholl gelesen, aber – ohne die vorangegangenen schmälern zu wollen – ist es ihr bester Roman. Er ist sehr tiefgreifend, emotional und doch historisch. Er bringt Verständnis für die nachkommenden Generationen und ruft für die älteren vieles in Erinnerung. Auch ihr Schreibstil ist anders geworden. Sie verwendet kürzere Sätze und drückt dadurch alles sehr prägnant aus. }, keywords = {Generationen, Juden, Migranten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHUH2017, title = {Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst}, author = {SCHUH, Franz}, year = {2017}, date = {2017-07-14}, abstract = {SCHUH, Franz: „Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst“, München 2012 Ein Autor interviewt sich selbst. An sich schon ein interessantes Szenarium. Das Wort „gegen“ sehe ich aber nicht. Der Interviewende interviewt sich selbst und schadet sich dabei nicht. Obwohl negative Dinge zu Tage treten, sind es nur jene, die dem Dichter angenehm sind. Es geht um Gewissen und Religion ebenso wie um den Kontakt zu Verlegern. Er kritisiert nicht sich selbst – wie man dem Titel entnehmen würde – sondern die Kulturszene seines Landes. }, keywords = {Biografie, Interview, Memoiren}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KIM2017, title = {Anatomie einer Nacht}, author = {KIM, Anna}, year = {2017}, date = {2017-06-27}, abstract = {KIM, Anna: „Anatomie einer Nacht“, Berlin 2012 Kim entführt den Leser in eine andere Welt; nach Grönland. Sie zeigt die Natur und die Menschen und deren Wechselwirkung auf. Herbst beginnt im August. Die Kälte dominiert. Im Winter ist es durchgehend dunkel. „Nachts wird Amaraq (so heißt das fiktive Dorf) von einer Schwärze übermalt, so dickflüssig wie unvermischte Farbe, dann existieren weder der Fjord noch die Berge, Täler, Seen oder der Fluss, es gibt bloß eine schwarze Masse, ein Nichts, das sich fleckenweise über der Landschaft verteilt, den Rest bedrängt, aber Lücken zulässt, die es mit abstrakten Elementen, Lichtspielen, Lichtwellen, einem Meer aus Licht, füllt.“ (Seite 24) Wunderbar wird der Kampf der Natur beschrieben; wie sich Eisberge Land erobern und trotzdem sterben müssen. Es sei – so Kim – eine Illusion an so einem Ort, der mit nur drei Farben auskommt – blau, braun und weiß – glücklich zu sein. Die Menschen leben bescheiden. Bescheiden wie auch die Natur Vegetation hervorbringt. Viele – zumindest in diesem Roman – sind arm; leben von der Notstandshilfe oder vom Betteln. Die Behausungen sind einfache Hütten. Man lebt mit dem Minimum. Es „darf ausschließlich das existieren, was für das Überleben absolut notwendig ist: die Mindestanzahl an Einrichtungen und Menschen.“ (Seite 56) Das Überflüssige müsse verschwinden. Trostlos könnte man sagen. Das ist es auch, warum die Selbstmordrate hoch ist. 11 Menschen lässt die Autorin in einer Nacht sterben. Alle Selbstmord. Die letzte – Sarah – „war mit dem Wunsch geboren worden, sich zu töten, für sie war das die natürliche Art zu sterben, alles andere, Tod durch Krankheit, Tod im Alter, war für sie unnatürlich und sinnlos.“ (Seite 293) Neben dem Tod spielt Liebe eine große Rolle in dem dünn besiedelten Land. Liebe ist „ein Zeitvertreib, dem jeder nachgeht, weil die Auswahl an Tätigkeiten, Hobbys, beschränkt ist und man meint, dass Liebe wiederholbar sei.“ (Seite 50) Kim entführt nicht nur in eine für Europäer (obwohl Grönland ja auch Europa ist) andere Welt, auch die Namen der Einwohner sind für uns Festlandleser schwierig. Zu Beginn des Buchs ist eine Liste aller Namen abgedruckt. Das ist sehr hilfreich beim Lesen, um sich immer wieder zurecht zu finden.}, keywords = {Grönland, Selbstmorde}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STEINDL-RAST2017, title = {„Ich bin durch Dich so ich. Lebenswege“}, author = {STEINDL-RAST, David}, editor = {KAUP, Johannes}, year = {2017}, date = {2017-06-09}, abstract = {STEINDL-RAST, David: „Ich bin durch Dich so ich. Lebenswege“, Herausgeber und Interviewer Johannes KAUP, Münsterschwarzach 2016 Zu seinem 90. Geburtstag schreibt der Mönch David seine Lebensgeschichte nieder. Jedem Jahrzehnt widmet er ein Kapitel. An jedes Kapitel führte der ORF Journalist Johannes Kaup ein Interview, das den Texten des Mönchs noch tieferen Einblick gibt. Es ist aber nicht ein Interview mit Fragen und Antworten, sondern ein Dialog und so nennt Kaup auch diese Kapitel. Der um 40 Jahre jüngere Kaup steht an Wissen und Weisheit dem alten Mönch nicht nach. David Steindl-Rast blickt auf ein reichhaltiges Leben zurück und kann auch vieles der Menschheit zurückgeben. Einerseits ist er – so scheint es – immer (oft?) auf die Butterseite des Lebens gefallen. Schon durch seine Geburt und die Besserstellung und später mit vielen Entscheidungen, die ihm das Leben leichter machten. Auch den Krieg überstand er, obwohl er feststellen musste, dass mehr seiner Freunde im Krieg gefallen sind als überlebt haben. Als Optimist sah er auch die harten Kriegsjahre als schön. „Ich glaube, viele Menschen erleben das auch heute noch, wenn sie in Lebensgefahr geraten, dass die Lebendigkeit umso mehr aufflammt. Der Grund scheint mir zu sein, dass man dann ganz in der Gegenwart leben muss.“ (Seite 44) Sein Weg Mönch zu werden war eine Entscheidung zwischen „Entweder Oder“. Lange konnte er sich nicht für eines entscheiden, aber letztlich erkannte er, dass man nur einen Weg gehen kann. In dem Fall: Familie gründen oder Einsiedler werden. Seine Empfehlung ist es im JETZT zu leben, „ganz da zu sein im gegebenen Augenblick.“ (Seite 88) Das Leben im Jetzt hat auch mit dem „Anfängergeist“ zu tun, dass man „jeden Tag so, als ob es der erste Tag wäre“ (Seite 103) erlebt. Er hat andere Religionen studiert, mit Buddhisten und Hindus gelebt und so zu der Erkenntnis gekommen, dass man Verbindendes zwischen Religionen nicht über die Institutionen erreichen kann (sie müssen ihr Bestehen verteidigen und behaupten), sondern durch einzelne Menschen. In der katholischen Religionslehre stünde uns vieles im Weg. Aus Überlieferung werden Dinge gemacht, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, ja ihnen sogar ein Hindernis werden zu glauben. „… Formeln, die nicht mehr passen. Nicht dass es falsch wäre, aber es stammt aus einer Deutungsweise, die uns heute nicht mehr hilft, mit der wir aber viele Assoziationen verbinden, die Furcht erzeugen.“ (Seite 107) Zum Leben nach dem Tod meint er: „Was du jetzt findest wirst du dann gefunden haben, was du jetzt versäumst wirst du dann versäumt haben. … ewige Seligkeit, nur weil die Würmer dich fressen, sei ein Wunschtraum.“ (Seite 191) Vor dem Tod selbst hat er Angst, aber er fürchtet sich nicht. Es sei „eine Tatsache, dass wir nicht wissen, was im Tod auf uns zukommt. Wir wissen es einfach nicht. Wir gehen auf etwas zu, das uns nicht nur unbekannt ist, sondern ganz und gar unvorstellbar.“ Angst hätten wir vor allem, weil „es um den Tod herum sehr häufig Krankheiten, Leiden und Schmerzen gibt.“ (Seite 188) Letztlich kommt er zu dem Schluss, dass der Mensch „nicht am Tode, sondern an ausgereifter Liebe“ (Seite 186) stirbt. Man solle daher im JETZT leben. „Alles ist immer JETZT“. Er war bereits in ein Altersheim eingezogen, als er eine neue Aufgabe fand, eine Website aufbaute und aus dem Seniorenheim auszog. Seine Netzwerkaktivität verbindet „Menschen auf der ganzen Welt, die einander darin unterstützen, dankbar und darum freudig zu leben.“ Seite 161) Steindl-Rast mit seinen 91 Jahren „ist ein Beispiel dafür, dass man zwar an Jahren alt werden kann, aber dabei nicht unbedingt seine geistige Frische verlieren muss.“ (Seite 197) }, keywords = {Lebenswege, Mönch, Steindl-Rast}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KLUGE2017, title = {The Toolbox is You}, author = {KLUGE, Maria DOBNER, Heidemarie LEUTZENDORFF, Veronika}, year = {2017}, date = {2017-06-06}, abstract = {KLUGE, Maria; DOBNER, Heidemarie; LEUTZ§ENDORFF, Veronika: „The Toolbox is You“, Wien 2017 Das Buch gibt Anweisungen und Empfehlung auf den eigenen Körper zu achten. Der Atmen wird ins Zentrum der Betrachtung und der Übungen gestellt. Es ist ein Buch für junge und ältere Menschen. Darüber hinaus ist es wunderbar gestaltet. Ein preisgekröntes Design. }, keywords = {Atem, Körper}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KOEPPEN2017, title = {Jugend}, author = {KOEPPEN, Wolfgang}, year = {2017}, date = {2017-06-01}, abstract = {KOEPPEN, Wolfgang: „Jugend“, Frankfurt 1976 Eines der besten Bücher des 20. Jahrhunderts von Suhrkamp. Koeppen erzählt die Jugendzeit eines Knaben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus ärmlichen Verhältnis von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen kommt er in eine Militärschule. Die Verhältnisse vor und während des Ersten Weltkriegs erzählt aus der Sicht eines Jugendlichen. Ärmliche Zeiten. „…der Tisch … an dem wir saßen, wenn meine Mutter da war und wir etwas zu essen hatten, oder an dem wir nur saßen, wenn wir nichts zu essen hatten.“ (Seite 61) Er berichtet, dass die Mutter den Kasten mit dem Brot versperrte. Er aber öffnete ihn mit einem Behelfsschlüssel „und ich nahm das Brot und biss in das Brot und stopfte das Brot in mich hinein, und es würgte mich, weil meine Mutter weinen würde.“ (Seite 61) Verhältnisse, wie sie die heutige Jugend (Gott sei Dank) nicht mehr kennt und so in Erinnerung behalten wird. Auch wie er seine Jugend selbst sieht: „Ich war jung, aber ich war mich meiner Jugend nicht bewusst. Ich spielte sie nicht aus. Sie hatte keinen Wert. Es fragte auch niemand danach.“ (Seite 127) Der Schreibstil ist für einen heutigen Leser gewöhnungsbedürftig. Manche Sätze gehen über einen ganzen Absatz. Heutige Dichter würden diesen Inhalt in mehreren Sätzen ausdrücken. Man muss sich erst „einlesen“ um konzentriert der Handlung folgen zu können. }, keywords = {20. Jahrhundert, Deutschland, Erster Weltkrieg, Jugend}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @booklet{Rolf2017, title = {Wo Lyrik Zuhause ist 13}, author = {HERMANN Rolf}, year = {2017}, date = {2017-05-30}, abstract = {HERMANN, Rolf: „Wo Lyrik zuhause ist“, Wien 2016 Bei „Literatur & Wein“ im Stift Göttweig hatte ich den jungen Schweizer Dichter kennengelernt. Jetzt habe ich seine Gedichte gelesen, die in diesem Heft in Deutsch und englisch abgedruckt sind. Hermann ist ein ungewöhnlicher Dichter und so sind auch seine Gedichte. In Schweizer Gelassenheit sagt er Sätze wie „und fast unbemerkt reiht sich der Sonntag an den Samstag und mein Atem sich an deinen …“ (Seite 7) Er sieht seine Gedichte als Bedienungsanleitungen „jedes gedicht ist eine bedienungsanleitung“ (Seite 10) }, month = {05}, keywords = {Gedichte, Schweiz}, pubstate = {published}, tppubtype = {booklet} } @book{Bernhard2017, title = {Das ewige Gelübde}, author = {GÖRG Bernhard}, year = {2017}, date = {2017-05-29}, abstract = {GÖRG, Bernhard: „Das ewige Gelübde“, Wien 2016 Der zweite Kriminalroman des ehemaligen ÖVP Obmanns und Kremsers Bernhard Görg. So wie schon sein erster Roman spielt auch dieser in der Wachau. Er bedient sich der aktuellen Kulisse dieses Donauabschnitts und viele Personen – auch wenn sie im Roman andere Namen tragen – sind für Einheimische erkennbar. Auch viele der handelnden Personen sind schon aus dem ersten Roman bekannt, sind aber nicht Voraussetzung um dem vorliegenden zweiten Roman und seiner Handlung folgen zu können. Er steht auch ohne den ersten als selbstständiger Krimi da. Bernhard Görg hat das kriminalistische Denken und das „Auffinden des Mörders“ vielleicht bei seiner Funktion als Landesparteiobmann in der Österreichischen Volkspartei gelernt. Der vorliegende Kriminalfall ist strategisch gut aufgebaut. Die kurzen Kapitel machen das Lesen leicht. }, keywords = {Krimi, Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2017, title = {Die Welt des Herrn Bickford}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2017}, date = {2017-05-23}, abstract = {KURKOW, Andrej: „Die Welt des Herrn Bickford“, Innsbruck Wien 2017 Das neueste Buch von Andrej Kurkow ist nur neu was das Erscheinungsdatum sagt. Es war einer seiner ersten Romane und ich denke auch sein bester. Auch der Autor sieht das so. „Für mich ist es das wichtigste und wertvollste Werk.“ (Seite 6) Vier Jahre hat er daran geschrieben. Ein Märchen für Erwachsene; viel Phantasie hinter der viel Wahrheit, Realität und Kritik steht. Ein Schiff strandet während des Krieges an der Ostküste der Sowjetunion. Der Matrose des Schiffs, das mit Sprengstoff beladen ist wandert quer durch das riesige Land und erlebt unreale Dinge, deren Hintergrund aber real ist. Die Figuren des Romans träumen immer wieder dazwischen, wobei der Traum auch wieder reale Dinge behandelt. Der Held des Buches kommt im Westen in Leningrad an, wird für zwei Jahre ins Gefängnis geworfen und dann anerkennend freigelassen. Die Geschichte endet am Hafen der Stadt. Aus einem großen Atomschiff werden Menschen verschiedenster Berufsgruppen und Maschinen feierlich entladen. Einer Arche Noah gleich werden die wichtigsten Einrichtungen der Sowjetunion an Land gebracht bevor das Wasser stieg und auch der Matrose, der den langen Weg hinter sich hatte kann nur mehr schwimmen. Ein Double von ihm ist aber am Schiff und überlebt so. 400 Seiten Wunderwelt mit versteckter Gesellschaftskritik. Das zentrale Anliegen Kukows war es, mit diesem Buch den „Sowjetmenschen“ zu beschreiben, ohne ihn aber zu bewerten. Weder positiv noch negativ. Hier nur einige schöne Formulierungen: „… denn ein Gespräch im Dunkeln war wie ein Telefonat, bei dem zwei Personen sprachen und unzählige lauschten.“ (Seite 23) „Er fand, dass Stille auf dieser Welt überflüssig war. Wahrscheinlich hat es sie schon gegeben, bevor Gott die Welt erschuf.“ (Seite 80) „Wenn du einem Schössling das Sonnenlicht nimmst und ihn in den Schatten setzt, geht er ein. Er kehrt in die Erde zurück. Wie alles Lebendige in die Erde zurückkehrt, wenn es ausgebrannt und erschöpft ist.“ (Seite 81) „Die Aprikosenkerne, die die Wärme der Erde spürten, schwollen an und füllten sich mit Saft für das zukünftige Leben.“ (Seite 387) Als er mit einem zweiten Mann eine Hütte aus Kisten voll mit Sprengstoff baut reagiert er auf den Einwand „Aber das kann explodieren!“ mit dem Satz „Macht nichts, explodieren kann alles, auch die Erde hier. Die Menschen pfeifen drauf, sie leben trotzdem.“ (Seite 391) }, keywords = {Krieg, Sowjetuniion, Taiga}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HISLOP2017, title = {The Last Dance and other stories}, author = {HISLOP, Victoria}, year = {2017}, date = {2017-05-16}, abstract = {HISLOP, Victoria: „The Last Dance and other Stories“, London 2012 Eine Engländerin, die teilweise in Griechenland lebt und über Griechenland schreibt. Ausländer wissen oft mehr über das Land als die Einheimischen. Im vorliegenden Buch macht sie in kurzen Erzählungen von typisch griechischen Einrichtungen. • Die Geschichte eines Kaffeehauses – Kafenion • Das Leben eines jungen griechisch-orthodoxen Priesters und sein Zugang zu einer Frau aus dem Dorf. • Wie es einer jungen Studentin, die vom Land kommt in Athen geht und wie sie mit den Studentendemonstrationen umgeht. • Eine unverheiratete junge Bäckerstocher, die doch die Liebe spürt. • Ein Greisler in einem typisch griechischen Kiosk und sein Zugang zur eigenen Tochter. • Wie es in einem kretischen Dorf zugeht – während und nach der Tourismussaison. • Vergangenheitsbewältigung: die Nichte entdeckt die politische Vergangenheit ihres Großvaters an Hand einer Auseinandersetzung mit dem Fleischhauer. • Gute Schüler wandern leichter von den Inseln ab als schlechte. Sie gehen zum Studium nach Athen und kommen nicht mehr zurück. Anders eine junge Frau, die als Lehrerin wiederkehrt. • Die Geschichte „The Last Dance“ gibt dem Buch den Titel. Sie zeigt die Hochzeitszeremonie in Griechenland, die Diskrepanz zwischen arm und reich und den Unterschied zwischen Leuten aus Athen und den Inseln. HISLOP, Victoria: "The Last Dance and Other Stories", London 2012 An English woman who lives in Greece and writes about Greece. Foreigners often know more about the country than the locals. In this book, Mrs Hislop makes short accounts of typical Greek institutions. • The history of a coffee house - Kafenion • The life of a young Greek Orthodox priest and his access to a woman from the village. • How a young student who comes from the countryside to Athens and how she deals with student demonstrations. • An unmarried young baker pounder, who feels the first time love. • The owner of a typical Greek kiosk and his access to his own daughter. • How it is in a Cretan village - during and after the tourist season. • Pasting: the niece discovers the political past of her grandfather by means of an argument with the butcher. • Good students migrate more easily from the islands than bad ones. They go to Athens to study and do not come back. Otherwise, a young woman who returns as a teacher. • The story "The Last Dance" gives the book the title. It shows the wedding ceremony in Greece, the discrepancy between rich and poor, and the difference between people from Athens and the islands. }, keywords = {Griechenland, Tradition}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Anna2017, title = {Wenn du wiederkommst}, author = {MITGUTSCH Anna}, year = {2017}, date = {2017-05-10}, abstract = {MIGUTSCH, Anna: „Wenn du wiederkommst“, München 2011 Vom Thema ein trauriges Buch. Es handelt vom Tod des Exmanns, aber es ist so schön und liebevoll abgehandelt, dass man es wieder gerne liest und auch wärmstens empfehlen kann. Diese geschiedene Ehefrau erzählt ihre Eindrücke nach dem Tod auf und das gemeinsame Leben wird so als „Nachlass“ nochmals aufgerollt. Dabei überwiegt das Gute gegenüber dem Schlechten: „Die Gleichung ist ganz einfach: Alles Schlechte passiert, weil er uns verlassen hat, alles Gute geschieht, weil er uns beschützt.“ (Seite 92) In ihren Überlegungen stellt sie auch fest, dass ein „schöner Tod“ wie ihn die Menschen oft nennen, einer ist „den man nicht ahnt, wenn er schon über einem steht, ein aus dem Hinterhalt gezielt geführter Schlag, so präzise, dass dem Opfer keine Zeit mehr für den Gedanken bleibt: Jetzt ist es zu Ende.“ (Seite 67) Dies, so meint sie, unterscheide den Menschen auch vom Tier: „Jedes Tier spürt den herannahenden Tod“ (Seite 67) Was für die Witwe bleibt ist das gemeinsame Kind. „Die Vorstellung, dass wir durch einen Liebesakt der Welt einen Menschen hinzugefügt haben, erscheint mir überwältigend, ebenso unfassbar wie die Welt wieder verlassen zu müssen.“ (Seite 65) Sie ist sich auch nicht im Klaren, was sie von ihrem Mann wirklich wusste oder weiß: „Was habe ich über Jerome gewusst? Nur was er bereit war, mir zu zeigen.“ (Seite 214) „Vor dem Tod verlieren die Wörter ihren Sinn, nur das Schweigen ist angemessen.“ (Seite 14) „Er war dem Leben und seinen Genüssen so zugetan, dass Krankheit und Tod ein Scheitern bedeutete, das er nicht ins Auge fassen wollte, er tat als gäbe es das nicht.“ (Seite 23) Das Buch beginnt mit einem sehr beeindruckenden und starken ersten Kapitel und zerrinnt dann in den folgenden 268 Seiten in Vergangenheitsbewältigung der Witwe. Es umspannt ein ganzes Trauerjahr. Von der letzten Begegnung mit ihrem Ehemann bis zur Einweihung des schwarzen Grabsteins ein Jahr nach dem Begräbnis. Auf Seite 203 nennt sie das Buch „Anatomie der Trauer“, }, keywords = {Trauerjahr, Vergangenheitsbewältigung, Witwe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GEIGER2017, title = {Unter der Drachenwand}, author = {GEIGER, Arno}, year = {2017}, date = {2017-05-08}, abstract = {GEIGER, Arno: „Unter der Drachenwand“, München 2018 Der vorliegende Roman behandelt nur ein Jahr: das Kriegsjahr 1944. Der Autor Geiger erzählte beim Literaturfestival „literatur&wein“ im Stift Göttweig, dass er mehrere Jahre für dieses Buch recherchiert habe, es aber dann in relativ kurzer Zeit in einem Zug geschrieben habe. 1944. Der Krieg scheint dem Ende zu gehen. Trotzdem sind die Menschenschicksale für heute Umstände schwer vorstellbar. Die Hauptfigur ist ein Soldat, der nach seiner Verwundung Heimurlaub zur Genesung bekommt und so fast ein Jahr von der Front entfernt ein friedliches Leben führen kann. Mit den Eltern – vor allem dem Vater – versteht er sich wenig. Die Eltern sehen die politische Situation verklärt. Er hat den Krieg an der Front erlebt und das Sterben bereitet ihm Probleme. Er zieht zu Hause aus und findet ein Zimmer in Mondsee. Mit der Zimmernachbarin – einer verheirateten Frau mit einem kleinen Kind – freundet er sich an und es wird die schönste Zeit seines Lebens. Das Jahr 1944 wird aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben. Neben dem sich kurierenden Soldaten seine Freundin, die aus Deutschland stammt. Aus ihrer Korrespondenz mit ihrer Mutter erfährt man etwas über das Leben in einer zerbombten deutschen Stadt. Die Zimmervermieterin ist eine böse Frau, die mit einem fanatischen Nationaldeutschen verheiratet ist. Sie macht allen das Leben schwer. Ihr Bruder war nach Brasilien ausgewandert und kam zurück um die elterliche Gärtnerei zu führen. Er kommt mit der politischen Situation nicht zurecht und durch seine Aussagen kommt er ins Gefängnis. Wieder frei ändert er sich nicht und muss letztlich bis zum Kriegsende untertauchen. Da ist eine jüdische Familie, die mehrmals den Namen wechseln muss, verarmt, flüchtet und letztlich umkommt. Am Längsten lebt der Mann. Schulkinder aus Wien wurden an den Mondsee verschickt, wo sie unter Aufsicht einer Lehrerin das Schuljahr verbringen. Eine von ihnen kommt in den Bergen um, weil sie ihrer Liebe nachläuft. Das Kriegsjahr 1944 aus verschiedenen Blickwinkeln. Eine sehr komplette Betrachtungsweise. Es ist interessant, dass die Kriegsgeschehnisse vermehrt von der nächsten und übernächsten Generation aufgearbeitet werden. Vielleicht dadurch mit mehr Sachlichkeit, als wenn es die Betroffenen machen. Wie der Autor in einem Nachwort dann sachlich festhält kommt das Liebespaar gut durch den Rest des Krieges, heiratet und bekommt Kinder. Gemäß dem Zitat von Seite 244: „Am Ende ist alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht zu Ende.“ }, keywords = {1944, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Louis2017, title = {BORA, Erzählung - Mit einem historischen Kommentar von Robert Streibel}, author = {MAHRER Louis}, year = {2017}, date = {2017-05-06}, abstract = {MAHRER, Louis: „BORA, Erzählung - Mit einem historischen Kommentar von Robert Streibel“, Weitra 2017 Ich las das Buch zum dritten Mal. Zuerst als Schüler von Louis Mahrer, der mein Deutsch- und Französischlehrer war. Damals war es für uns Buben ein Abenteuerbuch. Später las ich es als schon erwachsener Familienvater und hatte einen anderen Zugang. Da war es schon Vergangenheitsbewältigung; ein für mich neuer Geschichtsabschnitt. Und jetzt – zum 100. Geburtstag des Autors - war es noch mehr beeindruckend als die ersten beiden Male. Die Erzählung hat einen hohen Wahrheitsgehalt, ist es doch schon zwei Jahre nach dem Krieg als Buch erschienen. Vieles noch im Krieg geschrieben. Gefährlich für ihn, wenn diese Manuskripte gefunden worden wären. Alfred (Mahrer selbst) kommt als Soldat nach Jugoslawien, wo er als Funker arbeitet. Die Aufgabe ist das Abhören der feindlichen serbischen Untergrundkämpfer. Er freundet sich mit seinem Kollegen Gerhard an. Bald finden sie gleiche Interessen und unterstützen heimlich die Titotruppen in den Bergen. Sie riskieren dabei viel und der Freund musste letztlich dafür mit dem Leben büßen. Viele Handlungen, die lange verschwiegen wurden, werden hier 1947 schon geschildert. „Abends erzählten ihre Offiziere von den Untaten der Kommunisten, des kroatischen Gesindels, das einen Pfarrer irgendwo zersägt, ein ganzes Nonnenkloster geschändet, alles Vieh fortgetrieben haben sollte. Den Weibern, so sagt man, schnitten sie die Brüste ab und machten Tabaksbeutel daraus und schickten sie nach Moskau als Geschenk für Stalin.“ (Seite 53) Es wird auch von zig-tausenden Hinrichtungen durch die deutschen Truppen berichtet, die ganze Dörfer ausgerottet haben. Die Hauptperson Alfred ist nach Meinung der Tochter von Louis Mahrer sein Freund, der leider umgekommen ist. Er widmete ihm – so Evas Ansicht – so ein Denkmal. Seine eigenen Erfahrungen setzte er in die Gestalt des Freundes. Als Schüler des Autors würde ich ihm – wenn man das System umkehrt – ein „ausgezeichnet“ geben. Im zweiten Teil des Buches liefert Robert Streibl einen historischen Kommentar zum Buch. Er erhärtet die Annahme, dass das Buch sehr wahrheitsgetreu abgefasst ist: „Bereits zwei Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 erschien die Erzählung … Das Büchlein kam im Wachau-Verlag in Krems heraus. Dieser Verlag gehörte zum Faber-Verlag, der angesichts der Verstrickung der Familie Faber im Nationalsozialismus bis 1955 unter kommissarischer Verwaltung stand.“ (Seite 123) Demnach ist diese Erzählung keine erfundene Geschichte. Es wurde 1946/47 geschrieben und Mahrer stand noch unter den frischen Ereignissen seiner Kriegserfahrungen. Wahrheitsgetreu hat er seine Unterstützungen der Titotruppen als deutscher Funker berichtet, bei denen er mit einem Freund eng zusammen gearbeitet hatte. Dieser wurde aber überführt und hat durch eine Aussage ihn – Louis Mahrer – gerettet. Der Freund wurde erschossen und Mahrer litt unter dem Schuldbewusstsein überlebt zu haben. Das Buch Bora war daher ein Denkmal für den Freund. In diesem kommentierenden Teil des Buches erfährt man auch, dass Mahrer eine literarische Karriere im Sinne hatte. Mehrere Gedichte wurden veröffentlicht, ein Theaterstück vom Wiener Volkstheater abgelehnt und unveröffentlichte Manuskripte gefunden. Statt eines Dichters wurde er ein sehr angesehener Lehrer. Er hat 3 Jahrzehnte lang junge Menschen geprägt. Ich habe das in einem Beitrag im Buch zum Ausdruck gebracht: „Auch für Prof. Dr. Johann Günther war der Lehrer Mahrer „einer der wichtigsten Menschen, die mein Leben beeinflusst haben. Er war geachtet, verehrt und respektiert. Nie ein lautes Wort. Seine tiefe Stimme genügte um für Ruhe zu sorgen.“ In Französisch habe er zwar mit speziellen französischen Lehrbüchern unterrichtet, aber „das war einfach zu schwer für uns“. Aus der Sicht von Prof. Günther habe er etwas „fürs Leben gelernt“. „Er erklärte uns den Hintergrund und die Geschichte des Vietnamkrieges. Zu Tagesthemen nahm er Stellung. Wir fragten ihn auch dazu. Teilweise vielleicht, um ihn vom Unterrichten in Deutsch oder Französisch abzuhalten, aber auch, weil wir von ihm verständlich aktuelle Themen erklärt bekamen.“ (Seite 173) Daneben erfährt man auch Privates vom Lehrer Mahrer und seiner Familie. Im letzten Teil des Buches wurden Auszüge aus seinem Tagebuch abgedruckt, von denen ich zwei stellvertretend hier widergeben möchte: „12.11.1943, Vrnjacka Banja Der Riss, der zwischen den wissenden und dumpfen Menschen durch die Welt geht, ist tiefer als der zwischen Nationen, Rassen.“ (Site 198) „18.12.1945 Suche nirgends sonst Gott zu finden als – überall. Aus allem, was du ansiehst, soll er treten und du sollst ihn mit zitternden Händen fassen und in dein Herz tun.“ (Seite 206) Diese letzte Eintragung entstammt seinem Gedankengut, dass Katholizismus und Kommunismus Verwandtschaften haben. }, keywords = {Serbien, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{DEBUREAUX2017, title = {„Die Kunst, andere mit seinen Reiseberichten zu langweilen“, }, author = {DEBUREAUX, Matthias:}, year = {2017}, date = {2017-04-30}, abstract = {DEBUREAUX, Matthias: „Die Kunst, andere mit seinen Reiseberichten zu langweilen“, München 2017 Wahrscheinlich hat jeder „Hobbyreisende“ so etwas. Stolz wird zu Hause an Freunde und Bekannte von den Reiseerlebnissen berichtet. Ob die das hören wollen oder nicht. Meist in zu ausführlicher Form und oft auch übertrieben. Dieses Buch stellt solche Situationen in sehr witziger und lustiger Form dar. Es liest sich wie eine Bedienungsanleitung, eine Anweisung, wie man von seinen Reiseerlebnissen berichten soll; oder besser gesagt, wie es eben nicht sein soll. Es ist so übertreiben geschildert, dass man als Leser merkt, wie man es nicht machen soll, obwohl es vom Autor als Empfehlung dargestellt wird. }, keywords = {Reiseberichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WEIDENHOLZER2017, title = {„Linzer Atlas“, „Wie Wasser sei ein Fluss“}, author = {WEIDENHOLZER, Anna; UTLER, Anja; GRILL, Andrea}, year = {2017}, date = {2017-04-28}, abstract = {WEIDENHOLZER, Anna; UTLER, Anja; GRILL, Andrea: „Linzer Atlas“, „Wie Wasser sei ein Fluss“, Wien 2017 Anna Weitenholzer versucht bei einem Besuch der Veranstaltung „Literatur & Wein“ im Stift Göttweig einen Bezug zur Donau herzustellen. In einem Aufsatz beschreibt sie, dass sie die Donau bei Linz aus ihrer Jugendzeit kennt und jetzt bei Krems damit konfrontiert wird. Für sie ist der Strom eine Verbindung: „Ein aufwachsen an der Donau bedeutet, stundenlang auf Wasser geschaut zu haben, das nicht bleiben möchte, das ständig weiterfließt und ein Versprechen von Nachher in sich trägt“ (Seite 4) Sie springt dann gedanklich nach Ruse in Bulgarien und bis an Donaudelta. Dabei versteigt sie sich in dem Gedanken, dass Donauwasser über das Schwarze Meer auch bis Istanbul kommt. Im zweiten Teil der Broschüre ein Gedicht von Anja Utler, das aber rein physisch nur schwer zu lesen ist. }, keywords = {}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WEIDENHOLZER2017b, title = {„Linzer Atlas“, „Wie Wasser sei ein Fluss“, }, author = {WEIDENHOLZER, Anna; UTLER, Anja; GRILL, Andrea}, year = {2017}, date = {2017-04-28}, abstract = {WEIDENHOLZER, Anna; UTLER, Anja; GRILL, Andrea: „Linzer Atlas“, „Wie Wasser sei ein Fluss“, Wien 2017 Anna Weitenholzer versucht bei einem Besuch der Veranstaltung „Literatur & Wein“ im Stift Göttweig einen Bezug zur Donau herzustellen. In einem Aufsatz beschreibt sie, dass sie die Donau bei Linz aus ihrer Jugendzeit kennt und jetzt bei Krems damit konfrontiert wird. Für sie ist der Strom eine Verbindung: „Ein aufwachsen an der Donau bedeutet, stundenlang auf Wasser geschaut zu haben, das nicht bleiben möchte, das ständig weiterfließt und ein Versprechen von Nachher in sich trägt“ (Seite 4) Sie springt dann gedanklich nach Ruse in Bulgarien und bis an Donaudelta. Dabei versteigt sie sich in dem Gedanken, dass Donauwasser über das Schwarze Meer auch bis Istanbul kommt. Im zweiten Teil der Broschüre ein Gedicht von Anja Utler, das aber rein physisch nur schwer zu lesen ist. }, keywords = {Donau, Literatur, Wein}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÜHN2017, title = {„Mein Industrieviertel, Anthologie“}, author = {KÜHN, Wolfgang}, editor = {KÜHN, Wolfgang}, year = {2017}, date = {2017-04-27}, abstract = {KÜHN, Wolfgang (Hg): „Mein Industrieviertel, Anthologie“, Sankt Pölten 2017 22 Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus dem Industrieviertel des Bundeslandes Niederösterreich (oder solche, die zumindest ein Wochenendhaus ebendort haben) erzählen aus ihrer Heimat. Es kommen alte und junge Autoren zu Wort und bringen so verschiedene Ansichten, Stile und besprechen unterschiedliche Zeitepochen. Es sind nicht die großen Namen der österreichischen Schriftsteller, aber sie sind authentisch und der Leser bekommt so auch neue Namen zum Kennenlernen. Liebevoll wird hier über eine Region erzählt. Eine Fremdenverkehrswerbung, wie sie kein Reisebüro schaffen könnte. Der Name „Industrieviertel“ ist auch für eine Tourismusorganisation schwer zu bewerben. Im 19. Jahrhundert war das ein moderner Name, aber heute hat er einen negativen Beigeschmack. „Viertel unter dem Wienerwald“ würde da schon besser klingen. Vielleicht ist dieses Buch ein Anstoß dazu, den Namen zu ändern. Manche der Geschichten sind sehr detailgenau und primär für Insider, für Leute, die hier wohnen und denen ihre Umgebung näher gebracht wird. Eine Zielgruppe, um die sich wiederum ein Reisebüro oder eine Fremdenverkehrsorganisation nicht kümmert. Übrigens: es gibt auch über die anderen Viertel des Bundeslandes Niederösterreich Anthologien. }, keywords = {Industrieviertel, Niederösterreich, Schriftsteller}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LANGE-MÜLLER2017, title = {Drehtür}, author = {LANGE-MÜLLER, Katja}, year = {2017}, date = {2017-04-21}, abstract = {LANGE-MÜLLER, Katja: „Drehtür“, Köln 2016 Der Roman setzt sich aus vielen Einzelgeschichten zusammen. Die Klammer ist eine Frau, die diese Erlebnisse erzählt und zu einer Gesamtstory verknüpft. Letztlich bleibt es aber eine Sammlung von einzelnen Geschichten, die sich wie die Akte eines Theaterstücks aneinander reihen. Der Bühnenvorhang ist die Drehtür zu einem Flughafengebäude, wo die „Storyfrau“ eine Zigarette nach der anderen raucht und Personen sieht, die sie an solche aus ihrer Vergangenheit erinnert. • So erzählt sie von einem Bruder ihrer Freundin, mit dem sie in einem Kino in New York war. Der Hauptdarsteller dieses Films erinnert sie an einen Mann, der wütend aus dem Flughafengebäude stürmt. • Ihre Geschichten führen an verschiedenste Orte dieser Welt. So erzählt eine aus Hammamet in Tunesien, wo sie mit einem Freund war und kleine Katzen rettete, aber den Freund verlor. • Nach Kalkutta in Indien kommt sie auf Einladung einer Schriftstellerkollegin. • In Ulan Bator beschreibt sie eine italienisch sprechende Krankenschwesterkollegin, die einst eine Nonne war. Interessant auch die Wortspiele, die sie verwendet. Viele deutsche Worte hinterfragt sie nach dem Sinn. „Krankenschwester, das Wort rührt von den Krankenschwestern her, die ja generell Nonnen, also Ordensschwestern gewesen waren …“ (Seite 102) Immer wieder kommt es zu solchen „Wortspielen“. Die Proponentin – sie heißt Asta - kam aus Lateinamerika, wo sie als Krankenschwester gearbeitet hat in ihrer Heimat nach Deutschland zurück. Am Weg ging ihr Koffer verloren und sie wartet jetzt hier dass er nachkommt. Am Ende beschreibt sie sich in Gedanken ihr zukünftiges Leben als pensionierte Krankenschwester. Diese Zukunft erlebt sie aber nicht mehr, weil sie während all der Wartezeit Nichts gegessen und getrunken hat, stirbt sie letztlich in einer Flughafentoilette. }, keywords = {Flughafen, Hilfsorganisation, Krankenschwester, Nicaragua}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Farlane-Barrow2017, title = { „Eine Schale Getreide verändert die Welt. Die hoffnungsvolle Geschichte von Mary´s Meals“}, author = {Mac Farlane-Barrow, Magnus}, year = {2017}, date = {2017-04-16}, abstract = {Mac Farlane-Barrow, Magnus: „Eine Schale Getreide verändert die Welt. Die hoffnungsvolle Geschichte von Mary´s Meals“, Innsbruck Wien 2017 Ein junger schotte aus einer sehr religiösen Familie gibt seinen Job als Lachsfischer aufzugeben und Kindern in Krisengebieten zu helfen. Ausschlaggebend war ein Besuch in Bosnien-Herzegowina. Er begann Spenden zu sammeln und mit einem LKW auf den Balkan zu führen. Später baute er ein Heim für AIDS kranke Kinder in Rumänien auf. Das Buch strahlt eine starke Religiosität aus, ist aber ein Beispiel einer erfolgreichen Hilfsorganisation, die durch Engagement und Vision eines Mannes entstand, der jetzt seine Geschichte und seine Erfahrung in dem vorliegenden Buch zusammenfasst. Aus den ersten amateurhaften Entwicklungshilfeprojekten entwickelte sich eine weltweit agierende Organisation. Nach Bosnien war es Rumänien, dann Afrika und in weiteren Erdteilen. Täglich bekommen heute etwa 1,2 Millionen Kinder ein Mittagessen von dieser Organisation. Der Organisator, Initiator und Chef dieser Organisation hat sein Büro auch heute noch im Schuppen, in dem er begonnen hatte. Ein Buch, das in leicht lesbarer Form eine Entwicklungshilfsorganisation des 21. Jahrhunderts in Krisengebieten beschreibt. Ein Buch, das seine Zielgruppen in Entwicklungshilfe-Interessierten und den Krisengebieten unserer Welt Auseinandersetzenden finden wird. }, keywords = {Entwicklungshilfe, Kinder, Krisengebiete}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GRUBER2017, title = {„Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“}, author = {GRUBER, Sabine}, year = {2017}, date = {2017-04-12}, abstract = {GRUBER, Sabine: „Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“, München 2016 Eine Frau, die aus der Sicht eines Mannes schreibt. Wie sie das kann? Woher das Einfühlungsvermögen? Sabine Gruber liefert uns das Leben eines Kriegsberichterstatters. Eines Pressefotografen. Er hat Brutales zu erzählen und Gruber bringt es ins Gedruckte. Aber auch das Gefühlsleben des Mannes bildet sie ab, als sei sie in seine Seele hineingeschlüpft. Die Welt ist heute voll von Kriegsgebieten. Journalisten und Fotografen werden hingeschickt um zu berichten. Sie riskieren ihr Leben, aber auch ihre Seele. Sabine Gruber greift einen davon heraus: Daldossi ist die Hauptfigur des Buches und erzählt aus Kriegsgebieten im Irak, Afrika, Balkan. Er will aussteigen, schafft es aber nicht. Der Verlust seiner Freundin gab ihm den Rest. Auf der Insel Lampedusa, wo viele Flüchtlingsboote aus Afrika ankommen versucht er Abstand zu bekommen. }, keywords = {Fotograf, Kriege, Kriegsberichterstattung, Lampedusa}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KUCHS2017, title = {Dianas Liste}, author = {KUCHS, Wilhelm}, year = {2017}, date = {2017-03-24}, abstract = {KUEHS, Wilhelm: „Dianas Liste“, Innsbruck Wien 2017 Vergangenheitsbewältigung wird zunehmend von den Folgegenerationen gemacht. So auch der 1972 geborene Autor dieses Romans – Wilhelm Kuehs. Er widmet sich einer Frau, die während des Zweiten Weltkriegs in Kroatien über 10.000 Kinder vor dem Tod gerettet hat. Das Buch gibt auch Einblick in die Vorgänge und Verhältnisse im damaligen Kroatien. Kroatien wurde durch Hitlers Akzeptanz als eigener Staat geführt, wenngleich auch im Hintergrund die Deutsche Wehrmacht und SS mitbestimmten. Die Armee der nationalen Regierung Ustaca agierte unprofessionell und brutal. Ihr Ziel war es die Serbien im kroatischen Staat auszurotten. „.. das Programm des Ustaca-Staates auf den Punkt gebracht … Ein Drittel der Serben müsse man vertreiben, ein Drittel zum katholischen Glauben bekehren und das letzte Drittel töten.“ (Seite 247) Dementsprechend war auch das Vorgehen gegen die serbischen Kinder: • Sie warfen „Säuglinge in die Luft und fingen sie mit ihren Bajonetten wieder auf.“ (Seite 218) • Eine Kugel zum Erschießen war oft zu teuer und man erschlug die Kinder mit einem Hammer. • Um sich selbst umzubringen verteilten sie seucheninfizierte Kinder auf andere Lager, damit auch dort die Kinder von selbst sterben. Auch die katholische Kirche – die eng mit dem neuen kroatischen Staat zusammen gearbeitet hatte – nahm teilweise an den Gräueltaten teil: • „Der ehemalige Franziskanerpater und Ustaca-Seelsorger liebte es, die abgeschnittenen Köpfe seiner Opfer als Spalier vor dem Eingang seiner Villa aufzustellen.“ (Seite 176) • In einem Kloster, wo Kinder interniert waren wurden diese gedemütigt und verängstigt. „Und in der Nacht schlich ein als Teufel verkleideter Priester durch die Räume und schlug mit einer Eisenkette auf die Kinder ein.“ (Seite 165) Frau Diana Budisavljevic, die Zentralfigur des vorliegenden Romans kümmerte sich aber um Kinder. Kranke Kinder, verwahrloste Kinder, Kinder die ihre Eltern verloren hatten. Viele Kinder blieben alleine zurück, weil der kroatische Staat sich verpflichtet hatte bis zu 150.000 Fremdarbeiter jährlich an Deutschland zu liefern. Deutschland brauchte sie für die Kriegsindustrie. Die kroatische Regierung rekrutierte am leichtesten Serben, die man ohnehin im Land nicht haben wollte. Deren Kinder kamen in Lager, wo sie in großer Zahl starben (entsorgt wurden). Diana kämpfte um diese Kinder. Sie startete Hilfsaktionen, holte Kinder aus den Konzentrationslagern und versorgte sie. Selbst war sie zwar Österreicherin (aus Innsbruck), aber ihr Mann – ein Arzt – Serbe. Da er aber aus einer angesehenen Familie kam hatte Diana mehr Akzeptanz, war aber trotzdem von Schikanen nicht befreit. In der Zeit von 1941 bis 1945 hat sie so über 10.000 Kinder gerettet und riesige Geldspenden (3 Millionen Kuna) aufgestellt. Ein wesentlicher Verdienst von ihr war es, dass sie von jedem Kind eine Kartei anlegte, damit es nach dem Krieg von den Eltern wieder gefunden werden konnte. Diana Budisavljevic steht als zentrale Figur des Romans, zeigt aber die generellen Verhältnisse. „Sie ist eine Heldin im besten Sinn. Jede Zeit, aber unsere ganz besonders, braucht solche Vorbilder.“ (Seite 252) Ein schweres Buch. Ein Buch, das wohl Niemanden, der es liest kalt lassen wird. Es schildert Zeiten, wie sie heute wieder mit dem Islamischen Staat auftreten, wie sie sich aber Niemand in Europa wünscht. }, keywords = {Kinder, Konzentrationslager, Koratien, Ustasa, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{AICHINGER2017, title = {Der Gefesselte. Erzählungen 1}, author = {AICHINGER, Ilse}, year = {2017}, date = {2017-03-19}, abstract = {AICHINGER, Ilse: „Der Gefesselte. Erzählungen 1“, Frankfurt 2016 Die erste Geschichte, die dem Band auch den Namen gab, handelt von einem Mann, der überfallen, gefesselt und ausgeraubt wurde. Von der Ohnmacht erwacht schleppte er sich zum nächsten Dorf, wo gerade ein Zirkus lagerte. Er lernte mit den Fesseln umzugehen und sich zu bewegen, ja sogar Akrobatik zu machen. Er blieb beim Zirkus und trat als „der Gefesselte“ auf. Nie legte er seine Fesseln und damit auch seine Kleider ab und wusch sich im Fluss so wie er war. Die Kleider wurden schlechter, aber die Fesseln hielten. Im Herbst wurde es bald zu kalt zum Baden im Fluss. Er dachte an Aufhören. Im Wald stieß er auf einen vom Zirkus entlaufenen Wolf und erlegte ihn mit bloßen Händen. Niemand glaubte ihm das. Das Publikum wollte es sehen und stieß ihn in den Wolfskäfig. Er aber erschoss den Wolf um sich zu retten. Man glaubte ihm nicht. Er lief davon … Die zweite Geschichte: ein Mann im Krieg. Er ist Bote einer Nachricht. Bricht das Siegel auf und liest, dass er erschossen werden soll. Er will den Fahrer, der ihn begleitet erschießen und abhauen wird aber selbst von einer feindlichen Kugel getroffen. Der Fahrer übernimmt das Kuvert mit der Meldung. Der verletzte Soldat glaubt, jetzt werde der andere an seiner Stelle erschossen. Letztlich war es aber nur eine verschlüsselte Meldung. Das Plakat: ein Plakatierer affichiert ein Plakat mit einem Jungen, der zu einem Sommerlager aufruft. Das Plakat spricht und der Junge will sterben, ohne zu wissen was sterben ist. Da reißt sich ein Kind von der Hand der Mutter los und springt auf das Gleis der Stadtbahn und wird überführt. Auch der Junge am Plakat stirbt. Sein Plakat ist schlecht geklebt und reißt sich los. Die vorbeifahrenden Züge zerreißen es. Der Hauslehrer sollte auf das Kind aufpassen, während der Eltern weggingen, wird aber verrückt. Die Eltern kommen noch rechtzeitig heim. Zwei Mädchen leben mit dem Vater alleine. Sie reden über Engel und wer an sie glaubt. Die Jüngere träumt dann von Engeln. Als sie wach wird liegt ihre ältere Schwester tot im Hof. Mit dem Tod geht es in der nächsten Geschichte – „Spiegelgeschichte“ weiter, wo ein Begräbnis wegen Aufwachen des zu Begrabenden abgebrochen wird. In der „Mondgeschichte“ wird die Siegerin des Miss Universum Wettbewerbs mitsamt der Jury zum Mond geschickt, wo eine noch schönere Frau angetroffen wird. „Seegeister“ beschreibt Ilse Aichinger in Form eines Motorbootfahrers, der sein Motorboot nicht abstellen kann. Als der Benzin aus ist fährt es mit dem Wasser des Sees weiter. Eine unendliche Geschichte? Eine Frau kann ihre Sonnenbrille nicht abnehmen … Das sind die Geister des Sees. „Wo ich wohne“: Eine Frau kommt vom Theater heim und ihre Wohnung ist ein Stockwerk tiefer. Bei einem der nächsten Theaterbesuche gar im Keller. Die letzte Geschichte ist eine „Rede unter dem Galgen“. }, keywords = {Erzählungen, Mystisch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HESSE2017, title = {Die Morgenlandfahrt}, author = {HESSE, Hermann}, year = {2017}, date = {2017-03-12}, abstract = {HESSE, Hermann: „Die Morgenlandfahrt“, Berlin 2015 Es ist eine schwärmerische Erzählung einer Phantasiewelt. Oder ist es doch eine reale Welt? Ein Geheimbund. Hesse sagt ja mehrmals, dass er auf Grund eines Gelübdes nicht mehr über die Gemeinschaft sagen darf und das ist dann auch ein Schwerpunkt des Buchs. Er verließ die geheime Bruderschaft, die durch die Lande zog wie moderne Kreuzritter gegen Osten und wurde deswegen zur Rechenschaft gezogen. Man verurteilte ihn, weil er eben den Bund – wenn auch nicht im Detail – beschrieben hat. In der Erzählung streicht er alle Texte dieser Schilderung. Es war also ein Kreuzzug, dem er beiwohnte und den er in diesem Buch erzählt. Von außenstehenden wurde es aber als „Kinderkreuzzug“ gesehen, also nicht ernst genommen; eine Gruppe Verrückter. Es kann aber auch eine reale Welt sein, die er hier beschreibt, allerdings verstärkt und verformt durch die Brille der Phantasie. Wie Hesse auf Seite 52 sagt, hat er das Buch nur für sich selbst geschrieben: „beim Schreiben durfte ich nicht einen Augenblick an andere Leser denken als an mich selber…“ }, keywords = {Geheimbund, Phantasiewelt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOMASZEWSKI2017, title = {Chopin}, author = {TOMASZEWSKI, Mieczyslaw}, year = {2017}, date = {2017-03-09}, abstract = {TOMASZEWSKI, Mieczyslaw: „Chopin“, Warschau 2009 Ein großzügiges großartiges und schönes Großformatbuch. Viele Abbildungen und prägnante Textteile, die das Leben und Schaffen von Chopin beschreiben. Von seiner Jugend- und Kindheit im Kreise der Familie in Polen über seine Wanderjahre, die Zeit in Paris bis hin zu seinen letzten Jahren. Ein wichtiger Teil Chopins Leben ist jener mit George Sand. Sie hat ihn umworben, was in einem 32seitigen Brief gipfelte. Das Buch ist schön gegliedert in einzelne Lebensabschnitte wie etwa jener als Pianist und dann als Komponist. Seine Mobilität kommt zum Ausdruck in Kapiteln wie „Wanderjahre“, „Paris“, „Treffen in Marienbad“, „Mallorca“ und „Nohant“. Im letzten Kapitel „Resonanz“ heißt es „Wie soll man denn über Chopin schreiben und was? Entweder ganze Bände oder nichts.“ (Seite 340/341) Ich denke das vorliegende Buch hat es richtig gemacht: ein würdiges, schönes Buch mit nicht zu ausschweifenden Texten, aber vielen Bildern. }, keywords = {Biografie, Chopin, Musik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ELYTIS2017b, title = { „Oxopetra. Westlich der Trauer“}, author = {ELYTIS, Odysseas}, year = {2017}, date = {2017-02-28}, abstract = {ELYTIS, Odysseas: „Oxopetra. Westlich der Trauer“, Frankfurt 2001 Gedichte kann man nur in kleinen Mengen lesen um sie „verdauen“ zu können. Fremdsprachige und übersetzte Gedichte sind generell in ihrer Aussage limitiert. Man müsste die Ursprungssprache verstehen um auf den wahren Inhalt zu kommen. Im vorliegenden Gedichtband wird dies angeboten: auf den linken Seiten stehen die Gedichte in der ursprünglichen griechischen Sprache und rechts im übersetzten Deutsch. Bei Gedichten kann man keine Inhaltsangabe machen und auch Beurteilungen sind (zumindest für mich) schwierig. Ich beschränke mich daher auf die Wiedergabe von interessanten Passagen: Gott braucht dich: „Weil er dich einmal brauchte hat Gott dir die Lippen vergoldet Welch Wunder du sprichst und deine Hände öffnen sich Daß selbst ein Stein sich sehnt Eckstein neuer Kirche zu werden“ (Seite 15) Die Seele beschützen: „Allein die Seele sie Breitet wie bei Gefahr die Henne über der Brut die Flügel aus“ (Seite 30/31) Über das Sterben: „Ich lebe für dann wenn ich nicht mehr bin Mitternacht in meinem ganzen Leben.“ (Seite 33) Über den Stress der modernen Zeit: „Immerfort näher immerfort höher Jenseits menschlicher Passion und Schuld Noch ein wenig noch ein wenig“ (Seite 49) Kinder haben mehr: „Bemessenen Raum haben die Weisen Und den Kindern gegeben ist derselbe aber Unendlich!“ (Seite 53) }, keywords = {Gedichte, Griechenland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TICHY2017, title = {Hongkong. Die Laune des Drachen}, author = {TICHY, Herbert}, year = {2017}, date = {2017-02-26}, abstract = {TICHY, Herbert: „Hongkong. Die Laune des Drachen“, Wien 1961 Es ist interessant so ein „überholtes“ Buch zu lesen und zu erfahren, wie es vor 50 und mehr Jahren dort war. Vieles sah ich wieder. Vieles hat sich verändert. Vieles ist heute Geschichte, aber interessant zu lesen. Tichy beschreibt die Stadt, die Menschen und deren Geschichte. Er wird auch ausführlich bei der Beschreibung vom Drogen- und Goldhandel. Seine Erzählungen nehmen Bezug auf Gespräche mit Einheimischen, die er getroffen hat. Er macht das Subjektive zum Objektiven. Auf Grund seiner Reiseerfahrungen vergleicht er oft die Sowjetunion und Indien mit China, nimmt aber auch Bezug zu Europa. Was wird sich weltweit durchsetzen: der Kapitalismus Amerikas und Europas oder der Kommunismus der UdSSR und Chinas. Alleine diese beiden kommunistischen Länder gehen schon unterschiedliche Wege und haben sich weiter entfernt als gegenüber dem Kapitalismus. Auf viele der damals gestellten Fragen kann man als heutiger Leser schon selbst eine Antwort geben. Trotzdem ist es interessant von woher sich diese Regionen entwickelt haben. Das Buch gibt Informationen dazu. }, keywords = {China, Hongkong, Indien, UdSSR}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PORTISCH2017b, title = {Aufregenbd war es immer}, author = {PORTISCH, Hugo}, year = {2017}, date = {2017-02-22}, abstract = {PORTISCH, Hugo: „Aufregend war es immer“, Wals 2017 Ein Mann mit bewegtem Leben und noch dazu 90 Jahre alt: da hat man viel zu erzählen. Eine Biografie ist es aber nicht. Er erzählt Schnurren und Geschichten aus seinem Berufsleben (das anscheinend noch nicht endet). Viele Kapitel sind Kurzfassungen seiner früheren Bücher, die manchmal aber nicht mehr zeitgemäß sind. Andererseits – wie etwa beim Kapitel England – zeigt er an Hand der Geschichte auf, dass der BREXIT, der Austritt Englands aus der EU eigentlich immer schon präsent war. Im letzten Kapitel, auf den letzten zehn Seiten des 400 Seiten Buches versucht Portisch sich auch der Zukunft zu widmen und eine Antwort auf die Probleme der Europäischen Union zu geben. Für einen 90-jährigen, dessen Zukunft doch limitiert ist ein sehr respektvoller Ansatz, wenngleich er viele Fragezeichen in seinen Texten verwendet analysiert er die Probleme der heutigen Zeit. Aber trotz allem ein zeitgeschichtlich wichtiges Buch. }, keywords = {Journalismus, Österreich, Zeitgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STRONACH2017, title = {„Franks Welt. Wahrheit, Transparenz und Fairness in Politik und Gesellschaft“}, author = {STRONACH, Frank}, year = {2017}, date = {2017-02-17}, abstract = {STRONACH, Frank: „Franks Welt. Wahrheit, Transparenz und Fairness in Politik und Gesellschaft“, Wien 2012 Frank Stronach ist ein interessanter Mensch. Ein Self Made Man. Interessant wäre es seine Lebensgeschichte, seine Biografie zu lesen. Das bietet aber dieses Buch nicht. Es ist eine gebundene Ausgabe von Kronen Zeitungs Artikeln, die er geschrieben hat und in denen er seine Ansichten mitteilt. }, keywords = {Kolumnen, Stronach, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Nußbaumer2017, title = {Khomeini Revolutionär in Allahs Namen. Biographie}, author = {Nußbaumer, Heinz}, year = {2017}, date = {2017-02-16}, publisher = {Herbig Aktuell}, abstract = {NUßBAUMER, Heinz: „Khomeini. Revolutionär in Allahs Namen – Biographie“, München Berlin 1979 Als das Buch im Jahr 1979 geschrieben wurde, gab es den Lesern Hintergrundinformationen und Erklärungen zu den Tagesereignissen im Iran. Heute – fast 40 Jahre später – ist es ein Geschichtsbuch für jüngere Generationen und jene, die damals zwar die Nachrichten verfolgten, denen aber die Zusatzinformationen nicht so wichtig waren. Sie können mit dem Buch jetzt „nachlernen“ und „nachlesen“, was sie damals versäumt haben. Nußbaumer nennt das Buch im Untertitel „Biographie“. Die Hauptperson ist der Religionsführer Khomeini. Es wird aber auch genauso detailliert – weil es für das Verständnis wichtig ist – die Geschichte des damaligen staatlichen Führers Schah Reza Pahlewi geschildert. Heinz Nußbaumers journalistischer „Ziehvater“ war Hugo Portisch und das merkt man, wenn man das Buch liest. Nicht nur mit genau recherchierten Fakten wartet er auf (was in einer Zeit ohne Internet ein sehr sehr aufwendiger Prozess war), sondern kleidet diese auch in ausgezeichnete und gut les- und verstehbare Formulierungen. }, keywords = {Iran, Khomeini, Machtwechsel, Persien, Schah Reza Pahlewi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÄSTNER2017b, title = {Der kleine Grenzverkehr}, author = {KÄSTNER, Erich}, year = {2017}, date = {2017-02-13}, abstract = {KÄSTNER, Erich: „Der kleine Grenzverkehrt“, München 1988 Ein köstliches Buch mit einem versteckten Reiseführer, der einem die Stadt Salzburg nahebringt. Kästner bringt das Tagebuch eines verschrobenen Freundes, der sich in Salzburg verliebt. Dabei beschreibt er vieles aus der Stadt. Es ist ein Stück im Stück, in dem wieder ein Stück spielt. Also wie die russischen Puppen. Eine steckt in der anderen. Die äußerste Hülle ist das Buch an sich. Dahinter steckt das Tagebuch des Freundes und in diesem kommt – als dritte Puppe – ein Stück vor, das ein Graf schreibt. Er steckt seine ganze Familie in Dienstbotenkleidung und vermietet sein Schloss an eine reiche amerikanische Familie. So kann er dann beschreiben, wie sich Amerikaner in Salzburg verhalten. Aus der Rolle fällt seine Tochter. Sie spielt das Stubenmädchen, verliebt sich aber in der Stadt in den Tagebuchschreiber aus Norddeutschland und bringt ihn letztlich sogar ins elterliche Schloss, wo sie ihn als weiteren „Hotelgast“ unterbringt. Damit kommt eine neue Dramatik in die Geschichte des dichtenden Grafen. Als letztlich die Tochter – das Stubenmädchen – den Job kündigt und mit dem neuen Gast abreist zweifelt der Graf an seinem Werk. Es kommt aber – soviel sei vorab verraten – zu einem Happy End. Salzburg vor dem Anschluss war noch von Deutschland klar getrennt; durch „Schlagbäume und unterschiedliche Briefmarken“ (Seite 7). Als das Buch im Jahr 1938 erschien “waren die beiden Länder gerade „auf ewig“ miteinander verbunden worden. Man hatte nun die gleichen Briefmarken und keinerlei Schranken mehr.“ (Seite 7). Das Buch musste außerhalb Deutschland erscheinen. Die heutige Ausgabe hat zwei Vorworte: eines aus dem Jahr 1938 (beim ersten Erscheinen) und eines 1948. }, keywords = {Liebesgeschichte, Salzburg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKOVIC2017, title = {Superheldinnen}, author = {MARKOVIC, Barbi}, year = {2017}, date = {2017-02-11}, abstract = {MARKOVIC, Barbi: „Superheldinnen“, Salzburg Wien 2016 Österreich wächst auf Grund von Zuwanderern. Sie werden von den einheimischen Österreichern oft nicht zur Kenntnis genommen und von manchen Politikern nur negativ gesehen. Wie es den Menschen geht, wenn sie von einem anderen Land in das unsere kommen, von einer anderen Kultur zur österreichischen wechseln wissen wir nicht. Die junge Autorin Markovic gibt uns Einblick. Selbst aus Belgrad nach Wien gekommen weiß sie es und kann es uns beschreiben. Die Hauptperson ihres Romans trifft sich jede Woche mit zwei Leidensgenossinnen in einem Wiener Café. Sie besprechen ihre Probleme, schreiben eine Kolumne für eine astrologische Zeitung und glauben ihre „Kräfte“ – Blitz und Auslöschung - gegen andere Menschen einsetzen zu können. Sie haben das von älteren Vorfahren in ihrer Heimat gelernt. Jetzt hier im „fremden Land“ wollen sie aus ihrem Pessimismus herauskommen um in einer besseren Welt anzukommen. „Wir kamen aus dem Dreck, aber wir waren nicht gekommen, um ewig von einer schlechten Arbeit zur nächsten zu hetzen. … Wir waren gekommen, um das Leben aus der Werbung zu leben.“ (Seite 156) Aber um aufsteigen zu können sehen sie oft nicht was sie schon erreicht haben „Die Menschen waren gezwungen, unablässig auf dem Laufband der Gesellschaft dahinzutraben, sie hatten keine Zeit, sich umzudrehen und die Früchte ihrer Arbeit zu betrachten“. (Seite 60) Sie „hetzten einem Lebensstandard hinterher, den ihr Einkommen nicht erlaubte.“ (Seite 40) Zu dritt versuchen sie ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Jede bringt Vorteile ein. „Manche Menschen sind schlicht aus besserem Material hergestellt. Sie haben weißere Zähne. Sie werden seltener krank. Mascha hat mir und Direktorka vieles voraus. Sie lief schneller und kletterte höher. In magischen Unternehmungen ging sie einen Schritt weiter.“ (Seite 19) Bei ihren wöchentlichen Treffen im Kaffeehaus hatten sie eine Rollenverteilung innerhalb ihres Freundschaftsdreiecks. Um mit ihren Problemen fertig zu werden sehen sie drei Möglichkeiten: • zu sterben, • den Aufenthaltsort zu wechseln oder • etwas zu verändern. (Seite 8) „Wir bildeten eine stabile freundschaftliche Gemeinschaft, die auf dem besten Weg war, zusammen zu altern.“ (Seite 23) Der menschliche Kontakt wird sozialen Medien vorgezogen. „Ich sagte, Facebook erinnere mich an einen Opportunisten, dessen Einschleimversuche mich anwidern, der jedoch allmählich meinen sozialen Raum erobere und sich zwischen mich und alle Menschen, die ich treffen wollte, stellte.“ (Seite 27) Die drei Frauen wollen von der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sie schaffen es mit einem Casinobesuch. Sie erspielen mit geschenkten Gutscheinen soviel Geld, dass sie den Aufstieg schaffen. Ein Roman mit Happy End. Die Damen kaufen im Supermarkt was sie wollen, sie besuchen Kosmetiksalons, machen Yoga und essen Ziegenmilchjoghurt – nein, sie kaufen es nur weil es schick ist, essen es aber nicht. „Die Veränderung war nicht plötzlich … alles hatte uns zu diesem Punkt geführt. Wir haben gelernt unseren wohlverdienten Platz einzunehmen, auf unseren Körper zu hören und das zu tun, was uns gut tut.“ (Seite 187) Tauben begleiten den Leser und die Hauptakteurin durch das Buch. Sie bringen Unglück. Am Ende bleiben sie aus. Wenn ich ein Buch lese, mache ich mir „Eselsohren“ bei jenen Seiten, wo ich eine schöne Formulierung finde. Bei diesem Buch musste ich mein System ändern. Fast jede Seite hätte ein Eselsohr bekommen. Manchmal hatte ich es schon auf der Seite und hätte ein weiteres auf der Rückseite gebraucht. So habe ich erstmals die „schönen Sätze“ mit Bleistift angestrichen, um sie später wieder zu finden und genussvoll nochmals zu lesen. Ja, das Lesen ist bei diesem Buch ein Genuss. Eine junge Autorin, die zeigt, dass Literatur weiterlebt. }, keywords = {Belgrad, Immigrant, Serbien, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TURRINI2017, title = {Sieben Sekunden Ewigkeit}, author = {TURRINI, Peter}, year = {2017}, date = {2017-02-05}, abstract = {TURRINI, Peter: „Sieben Sekunden Ewigkeit“, Wien 2017 Turrini schreibt nicht Turrini. Bei jedem Stück ist der Stil anders und auch die Themen sind gänzlich verschieden. So auch die Geschichte der Schauspielerin Hedy Lamarr, der „schönsten Frau Hollywoods“. Berühmt wurde sie durch die erste Nacktszene in einem Kinofilm, die sieben Sekunden dauerte. Turrini gab seinem Stück nach dieser damals sensationellen Szene den Titel „Sieben Sekunden“. Es ist aber keine wahre Geschichte der Schauspielerin. Turrini hält sich nicht an den tatsächlichen Lebenslauf. So ist die Schauspielerin in guten Verhältnissen in Wien aufgewachsen, während Turrini sie aus einem ukrainischen Dorf wegen eines Pogroms zu Fuß nach Wien flüchten ließ. Nach dem Film „Rückkehr an meinen Ausgangspunkt“ versteht man diese Vorgangsweise besser. Turrini sagt in diesem Film, dass er nicht Tatsachen widergeben will. Er sei kein Journalist, sondern ein Dichter. Zwar hat er im vorliegenden Buch die Geschichte der Proponentin Lamarr genau studiert, dem Stück aber andere Hintergründe hinterlegt und dadurch das Leben dieser Frau interessanter gemacht als es in Wirklichkeit vielleicht war. Selbst wenn man das Theaterstück gesehen hat ist es wert das Buch „nachzulesen“. Man kann die Formulierungen besser genießen. Wie aus einem armen jüdischen Mädchen, das in Wien von einer Familie aufgenommen wird durch Heirat mit einem reichen Waffenhändler eine angesehene reiche Schauspielerin wird, die aber im Alter verarmt und sich dem Alkohol hingibt. Sie will, dass ihr letzter Freund – ein amerikanischer Polizist – mit ihrer Asche nach Wien fliegt und diese an der Höhenstraße, wo sie seinerzeit nach ihrer Flucht angekommen ist, verstreut. Auch wenn es nicht so war ist es schön so zu lesen. }, keywords = {Film, Hedy Lamarr, Nacktszene, Schauspielerin}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÄSTNER2017, title = {Drei Männer im Schnee}, author = {KÄSTNER, Erich}, year = {2017}, date = {2017-02-04}, abstract = {KÄSTNER, Erich: „Drei Männer im Schnee“, München 2006 Eine klassische Komödie mit Personenverwechslungen, wodurch Dynamik und Spaß entsteht. Ein Millionär, der einmal als Armer auftreten will und als Preisträger eines Preisausschreibens (bei seiner eigenen Firma) in ein Nobelhotel in den Alpen eingeladen wird. Es kommt zu Verwechslungen, die aber alle zu einem Happy End führen. Eine kitschige, aus der Zeit gefallene Komödie. }, keywords = {Alpen, Berlin, Komödie, Millionär}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PORTISCH2017, title = {Was jetzt}, author = {PORTISCH, Hugo}, year = {2017}, date = {2017-01-28}, abstract = {PORTISCH, Hugo: „Was jetzt“, Salzburg 2011 Ein sehr beeindruckendes kleines Buch. Portisch erklärt hier die historische Entstehung der Europäischen Union mit ihren Vorläufern. Wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Amerikaner die europäischen Länder über den Marshallplan zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit gezwungen haben. Wie daraus die Montanunion entstand. Zuerst verwalteten die beiden Kriegsfeinde Frankreich und Deutschland die Stahlindustrie und den Kohleabbau – damals der wichtigste Energieträger. Damit wurde ein weiterer Krieg verhindert, weil ohne diese beiden Zweige eine militärische Aufrüstung nicht möglich war. Da dies sehr gut funktionierte schlossen sich andere Länder, wie die Benelux Staaten und Italien an. Daraus entstand dann der EWR, ein Wirtschaftsbündnis. Europa war noch unter politisch zweigeteiltem Einfluss und die Sowjets erlaubten einigen Ländern keine Teilnahme. Sie schlossen sich dann zur EFTA zusammen, die sich wieder an die EWG anlehnte. Später kam es zur Vereinigung. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus war es kein wirtschaftlicher, sondern ein friedensbildender Akt, dass die osteuropäischen Länder aufgenommen wurden. Aber Portisch erinnert auch an Österreichs Geschichte und die Wirtschaftspleite der 20er und 30er Jahre. Ohne einer finanziellen Unterstützung des Völkerbunds wäre Österreich unregierbar geblieben. Die gewährten Kredite wurden zurückgezahlt. Bis zum Zweiten Weltkrieg und noch nach dem Krieg – bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Auflagen der Kreditgeber waren mit der Situation Griechenlands vergleichbar: Entlassung von 100.000 Staatsbeamten, Einschränkung des Gesundheitswesens, Reduzierung der Schulen, Einführung von Schul- und Studiengeldern, Auflassung von Postämtern, Zusammenlegung der föderalistischen Finanzämter etc. Nach dem Zweiten Weltkrieg half der amerikanische Marshallplan den verarmten europäischen Staaten und das war ein nicht rückzahlbares Geld. Ein Vorgang, den die heute reichen europäischen Länder dem verarmten Griechenland nicht gewähren. Dabei – so Portisch – war der Marshallplan kein Nachteil für die USA. Auch sie profitierten daraus. Die Schuld für die heutige Situation der EU und das Erstarken der nationalistischen Europagegner sieht Portisch im schlechten Informationssystem der Europapolitiker und –beamten. Die Bürger seien schlecht informiert. In unserer globalen Welt sei Europa aber mit einer reinen Währungsunion nicht schlagkräftig genug. Es müsse zu einer Wirtschafts- und Währungsunion kommen. Nur so können die 500 Millionen Europäer gegen die USA und China bestehen oder sogar eine Weltwirtschaftsführung übernehmen. Im Nachwort wird der Autor dann sehr persönlich und berichtet, wie er im Jahr 1946 als Student im Wiener Rathaus im Schutt nach Büchern der Stadtbibliothek suchte. Nur wer 4 Wochen bei der Beseitigung der Bombenschäden mitgearbeitet hatte durfte an der Universität inskribieren. Portisch legt hier ein historisches Dokument vor, anhand dessen man die heutige Gegenwart besser verstehen kann. Es sollte ein Schulbuch werden und für alle Politiker sollte es eine Zwangsliteratur werden. }, keywords = {Europäische Union, Geschichte, Montanunion, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KERN2017, title = {Li. Tote Mädchen machen keinen Sex}, author = {KERN, Isabella Maria}, year = {2017}, date = {2017-01-26}, abstract = {KERN, Isabella Maria: „Li Tote Mädchen machen keinen Sex, Sonnefeld 2016 „Eine Krankenschwester, die sich als Schriftstellerin gibt“. So war meine Herangehensweise an diesen Roman, aber schon nach wenigen Seiten musste ich Abbitte leisten. Ein sehr guter Stil; ein gelungenes Thema; ein Roman, dem man viele Leser und Erfolg wünschen sollte. Ein heikles Thema – die Prostitution von Minderjährigen – wurde sehr einfühlsam beschrieben. Anhand einer menschlichen Geschichte, die sich dann bis Vietnam entspann. Eigentlich ist es ein Kriminalroman, aber die „Unterwelt“ ist eben kriminell. Zwei Morde an Prostituierten und viel Gewalt. Trotzdem endet alles in einem Happy End. Wie in einem Groschenroman? Oder doch, weil die Autorin ein „Gutmensch“ ist? Sie stellt den negativen Dingen immer das Positive, wie die Liebe zwischen zwei Menschen gegenüber. }, keywords = {Krimi, Minderjährige, Prostitution, Vietnam, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HORACZEK2017, title = {Sebastian KURZ. Österreichs neues Wunderkind?}, author = {HORACZEK, Nina; TOTH, Barbara}, year = {2017}, date = {2017-01-24}, abstract = {HORACZEK, Nina; TOTH, Barbara: „Sebastian KURZ. Österreichs neues Wunderkind?“, Salzburg Wien 2017 Zwei Journalistinnen der Zeitschrift Falter beschreiben das Leben und Politikerwerden von Sebastian Kurz. Die Autoren kommen aus einer Zeitschrift, die man eher dem linken Lager als den Konservativen zuordnen würde. Es entstand mit diesem Buch aber nicht eine Schmähschrift über den jungen Bundeskanzler, sondern eine sehr sachliche Lebensbeschreibung. Es wird ein sehr sachlicher und durchgehend positiver Mensch vorgestellt. In ihrer Redaktion konnten sie auch auf Material zugreifen, das sonst nicht zugänglich ist. Sie ziehen aus solchen Papieren Schlüsse, die Vermutungen sind, wie etwa „Kurz wollte an die Macht, was er dann konkret mit ihr anfängt, schien ihm zweitrangig“ (Seite 35). Erst in einem Nachsatz wird die Annahme mit „oder er hielt es nicht schriftlich fest“ abgeschwächt. Ich wollte mit der vorliegenden Biografie mehr über den jungen Bundeskanzler erfahren. Er ist ja, speziell was sein Privatleben betrifft sehr zurückhaltend. Aber auch im Buch ist es limitiert. Ein wichtiger Faktor in seinem Leben scheint aber die Familie zu sein. Seine aus Ungarn stammende Großmutter, eine Bäuerin im Waldviertel und die aufstrebenden und fleißigen Eltern, die ihren Sebastian „auf Augenhöhe“ zu Selbstständigkeit und eigener Meinung erzogen. Im Buch wird es eine „intakte und liebevolle Familie“ genannt. Neben dem Leben des jungen Politikers wird auch das politische Umfeld seiner Zeit beschrieben, um besser verstehen zu können, warum welche Handlungen gesetzt wurden. Seinen Erfolg baute er mit sehr genauer Arbeit auf. Er sammelte ein Team um sich, mit denen er über Jahre einen neuen Weg gesucht hatte und mit neuen Medien machte er sich etwas unabhängig von den klassischen Medien und deren Einfluss. Der traditionellen Volkspartei bot er einen neuen Weg an, bei dem es ihm anscheinend gelungen ist (bis jetzt) Unterstützung zu bekommen. Im Kapitel „Sicherheit“ werden die beiden Autorinnen sehr tendenziös. Sie bewerten die Arbeiten Kurz´s als Verantwortlichen für Integration und als Außenminister immer mit einem ABER. Er erhöhte das Budget für Entwicklungshilfe, ABER die Kosten für Geflüchtete in Österreich waren inkludiert. Er war der Initiator der Schließung der Balkanroute, ABER das funktionierte nur wegen des Deals von Merkel mit der Türkei. Das sind Mutmaßungen „was wäre wenn“. Da spiegelt sich der Zustand des derzeitigen Journalismus wider, der eben ohne negative Fakten nicht leben will. In Folge wird eine Studie über Kurz so dargestellt wird, dass die kleinen Prozentwerte, die aber negativ stärker herausgestrichen werden als die hohen Werte, die für ihn positiv sind. Was mich beim Lesen positiv stimmte und für Österreich eine Hoffnung darstellt ist: „Er hat es gerne harmonisch, er geht in keine Schlachten, die er nicht gewinnen kann, und er will keine verbrannte Erde hinterlassen.“ (Seite 57) Und diese Aussage stammt von kritischen Journalisten. Die österreichische Bevölkerung hätte sich so eine Veränderung der politischen Landschaft verdient. Er ist ein Verwandlungskünstler – so die Autorinnen. Einmal für die Einwanderer und dann für Sicherheit. Viele Rollen sind in ihm angelegt. Manche sehen in ihm den Rechtspopulisten. Sollte aber die Konjunktur anhalten und die Staatskassen gefüllt sein könnte er sich auch seiner christlich-sozialen Tradition besinnen. Aber das sind alles Spekulationen. Das Buch vermittelt die Vergangenheit des Sebastian Kurz. Seine Familie, seine Jugend und seinen Werdegang. Das ist der Zweck so einer Biografie. }, keywords = {Biografie, Bundeskanzler, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FALLADA2017, title = {Kleiner Mann - was nun?}, author = {FALLADA, Hans}, year = {2017}, date = {2017-01-19}, abstract = {FALLADA, Hans: „Kleiner Mann – was nun?“ Hamburg 2014 Eine großartige Erzählung. Ein zeitgenössischer Bericht. Dier Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre und die Auswirkungen aus der Sicht eines „kleinen Mannes“. Eines Verkäufers, der um seine Existenz kämpft. Der seine Frau und ein kleines Kind ernähren muss. Der um sein Gehalt kämpfen muss. Keine Gewerkschaft schützt ihn. Aber die Liebe zu seiner Frau und deren Verständnis und Fürsorge bringt ihn auch durch schlechte Zeiten. Das junge Ehepaar bleibt sich trotz aller existenzieller Probleme zärtlich treu. Ihr Glück tragen sie im Herzen. Das Geld fehlt und sie steigen immer tiefer ab. Der gute Charakter bleibt. Hochachtung. Hochachtung auch vor dem, der das geschrieben hat: Hans Fallada. PS: Störend sind nur die Zwischenüberschriften, die den Inhalt des anstehenden Kapitels vorwegnehmen und so die Spannung beim Lesen. }, keywords = {Berlin, Familie, Glück, Weltwirtschaftskrise}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ELYTIS2017, title = {In the Name of Luminosity and Transparenc}, author = {ELYTIS, Odysseus}, year = {2017}, date = {2017-01-09}, abstract = {ELYTIS, Odysseus: „In the Name of Luminosity and Transparency“, Athen 2016 The Greek poet Odysseus Elytis is a major exponent of romantic modernism in Greece. In 1979 he was awarded the Nobel Prize in Literature. In this small book his speech at the hand over of the nobel prize in Sweden is printed. For Elytis the poetry represents in our society a more analog and emotional world. „poetry is the only place where the power of numbers proves to be nothing.“ (Page 31) He sees our language as a unsimple communication, which can create problems. „But it happens, at times, that it is also an instrument of „magic“.“ (Page 32) A worldwide common language would make a better world. With translation 70 to 80 percent of content get lost. He excuse himselfs, that he writes in Greek language, which is on one hand one of the oldest languages – used the last 2500 years -, but some of his ideas get lost during translation. Words can not change the world „It is not enough to put our dreams into verse. It is too little. It is not enough to politicize our speecvh. It is too much.“ (Page 36/37) Beside the speech of Elytis this book contains an introduction to the poet Elytis by Dimitris Daskalopoulos and a detailled CV. }, keywords = {Dichter, Griechenland, Nobelpreis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HENISCH2017, title = {Suchbild mit Katze}, author = {HENISCH, Peter}, year = {2017}, date = {2017-01-07}, abstract = {HENISCH, Peter: „Suchbild mit Katze“, Wien 2016 Der schon ältere Dichter erzählt aus seiner Kindheit. Um dem Titel des Romans „Suchbild mit Katze“ gerecht zu werden kommt immer wieder eine Katze (eingestreut) vor. Einerseits ist es eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, andererseits ist es auch ein allgemeiner historischer Rückblick für den Leser; Bericht eines Zeitzeugen. Bei manchen seiner Erzählungen ist er sich aber nicht sicher, gesteht das aber ein „Oder habe ich das erst später gesehen? Zumindest erst später wahrgenommen? Vielleicht Deja-vu, also mit dem Gefühl, es schon früher gesehen zu haben … Aber sehen ist eins, und begreifen ist etwas anderes.“ (Seite 107) Diese und ähnliche Formulierungen geben den Anschein, als sei das Manuskript noch auf einer Schreibmaschine oder gar per Hand geschrieben. Später hochkommende Ideen werden dann wie ein Postskript eingebracht. Henisch bringt den Lesern in der Zeit großer Einwanderungen aus den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan in Erinnerung, dass am Ende der Österreichisch Ungarischen Monarchie viele Menschen aus Tschechien, Ungarn und den anderen Kronländern ins Kernland zogen. So auch die Großeltern des Schriftstellers, der seinen Großvater sagen lässt „wenn man zureist, in so eine große Stadt, in der man sich sonst fremd fühlt, dann sucht man zuerst die Nähe der eigenen Leut. Und damals sind ja viele von uns gekommen. Aus Böhmen, aus Mähren und aus der Slowakei. Aber für die Wiener, die schon hier geboren waren und sich deswegen besser vorgekommen sind, war das alles eins: Wir waren die Bem.“ (Seite 186) Wie schon gesagt: eine Katze gibt den Rahmen für den Roman. Es ist eine Geschichte mit Happy End, denn die Katze, die vom Fenstersims abstürzt landet am Rücken der Hausmeisterin und überlebt. Damit habe ich den Schluss vorweggenommen, aber es ist ja kein Kriminalroman, wo man so etwas nicht machen darf. }, keywords = {Kindheit, Nachkriegszeit, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2017, title = {Der Tod des Odysseus}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2017}, date = {2017-01-02}, abstract = {MARKARIS, Petros: „Der Tod des Odysseus“, Zürich 2016 Erfolgsautoren stehen unter „Schreibdruck“ ihrer Verlage. So auch Markaris. Das vorliegende Buch ist kein Kriminalroman, sondern sieben Geschichten auf 214 Seiten. Aber diese Geschichten sind vielleicht sein bisher bestes Werk. Es sind nicht nur Kriminalromanstories, sondern auch soziale Situationsberichte: „Mord an einem Unsterblichen“ spielt in der Dichterszene und das Konkurrenz- und Eifersuchtsdenken der Schreiber. Jeder will in die Akademie aufgenommen werden und einer beseitigt seine Konkurrenten durch Mord. „Auf vertrautem Boden“ beschreibt, wie Türken in Deutschland leben und der Einfluss der türkischen Organisationen in Europa ist. In der Geschichte „Drei Tage“ beschreibt er eben im Zeitfenster von 3 Tagen die Auswirkungen des Zypernkonflikts auf die in Istanbul lebenden Griechen. Ein Tatsachenbericht. In „Die Leiche im Brunnen“ gibt es gar keine echte Leiche, sondern nur eine Filmaufnahme mit lebenden Schauspielern. Die Leiche ist nur eine Stoffpuppe. „Der Tod des Odysseus“: Ein Grieche verlässt Istanbul und arbeitet sein Arbeitsleben in Athen, wo er auch als Fremder behandelt wird, weil eben nicht in Griechenland geboren. Als er in Pension geht, kehrt er nach Istanbul zurück um in einem griechischen Altersheim in der Türkei zu sterben. „Liebe deinen Nächsten“ zeigt wie das Flüchtlingsproblem von Rechtsradikalen behandelt wird. Eine Auseinandersetzung im Rahmen einer Kleiderspendenaktion einer Pfarre, bei der der Pfarrer das Leben lassen musste. Die erste und letzte Geschichte sind dem typischen Markaris und seinen Kriminalromanen gewidmet. Hier agiert sein Kommissar Kostas. Spielt die erste Mordgeschichte im Literaturmilieu, so ist es im letzten Kapitel „Poems and Crimes“ Die Filmbranche. }, keywords = {Athen, Istanbul, Kriminalgeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KEHLMANN2016, title = {Du hättest gehen sollen}, author = {KEHLMANN, Daniel}, year = {2016}, date = {2016-12-27}, abstract = {KEHLMANN, Daniel: „Du hättest gehen sollen“, Hamburg 2016 Eine Beziehungsgeschichte, die im Kehlmann eigenen Stil geschrieben ist. Ein junges Paar mit einem kleinen Kind in einer Ferienwohnung in den Bergen. Ein üblicher Ehestreit. Dazwischen das Kind. Letztlich kommt es zu einer Trennung. Der Ehemann – ein Drehbuchautor - bleibt alleine im Ferienhaus, in dem es von Geistern spukt zurück. }, keywords = {Beziehungsgeschichte, Ehestreit, Trennung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLÖCKINGER2016, title = {„Eine der schönsten und besteingerichteten Tabakfabriken auf dem Kontinent …“, Diplomarbeit, Universität Wien}, author = {PLÖCKINGER, Veronika}, editor = {Universität Wien}, year = {2016}, date = {2016-12-25}, abstract = {PLÖCKINGER, Veronika: „Eine der schönsten und besteingerichteten Tabakfabriken auf dem Kontinent …“, Diplomarbeit, Universität Wien 1996 Nach einer allgemein-wissenschaftlichen Einleitung über die Geschichte der Stadt Stein und das Tabakwesen geht die Autorin auf die besonderen Umstände der Fabrik in Stein ein. Sie beleuchtet da auch den historischen und rechtlichen Hintergrund, wie es zum Tabakmonopol kam. Da die Tabakfabrik in Stein vorbildliche Sozialeinrichtungen hatte, wird auch ein allgemeiner Überblick über die Arbeiterforschung gegeben, um einen Vergleich zu haben beziehungsweise die Behauptung, dass diese Fabrik ihren Arbeiterinnen (die die Mehrzahl stellte) mehr an Sozialleistungen bot zu untermauern. Entscheidend für die Errichtung der Fabrik im Jahre 1850 waren die damals günstige Verkehrslage an der Donau und die Nähe zu Wien. Auch war die Wachaubahn errichtet und bot einen Anschluss für die neue Fabrik. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie entstand das neue Gebäude, das heute die Donau-Universität beherbergt. Die etwa 1000 Beschäftigten hatten – vor allem für die damalige Zeit – besondere Vergünstigungen, die da waren: Wohnungsfürsorge mit eigenem Wohnungsangebot, Naturalversorgung (speziell in schlechten Zeiten eine wichtige Einnahmequelle), Jugendfürsorge, Gesundheitspflege mit eigenem Betriebsarzt und „Arbeiter-Kranken-Institut“, Bildungsinstitutionen, Arbeitszeitbegünstigungen und vieles mehr. Zu den angebotenen Leistungen und deren Qualität wurden von der Autorin ehemalige Arbeiterinnen interviewt. Die Tabakarbeiter hatten eine eigene gewerkschaftlich organisierte Einrichtung, die auch eine eigene Zeitung herausgab („Der Tabakarbeiter“ – obwohl die Mehrzahl der Beschäftigten weiblich war). Der Verkauf von Zigarren – in Stein wurde die sogenannte Virginia hergestellt – ging nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, was letztlich 1991 zur Einstellung der Produktion in Stein führte. Zuerst wurde die Niederösterreichische Landesakademie installiert, die dann in die Donau-Universität übergeführt wurde. }, keywords = {Stein, Tabak, Tabakfabrik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HELLER2016, title = {Das Buch vom Süden}, author = {HELLER, André}, year = {2016}, date = {2016-12-24}, abstract = {HELLER, André: „Das Buch vom Süden“, Wien 2016 André Heller ist ein Träumer und ein Phantast. Seine Shows, Ausstellungen und Museen sind ein Beispiel dafür, dass er ein Querdenker ist. Genauso ist dieses Buch angelegt. Seine Hauptperson – Julian – glaubt auch an Geister und hat die ausgefallensten Träume und anscheinend kommen gerade ihm „ausgefallene Menschen“ unter. Er sammelt auch immer Eindrücke, die nicht Allgemeingut sind. Er vergleicht das mit einem Menschen, der „ein guter Futterverwerter ist“: „Mir geht es ja auch mit freudigen Eindrücken so, ich speichere sie in irgendeinem Winkel meines Wesens und benütze sie in kleinen Portionen als Ursache, später froh zu sein.“ (Seite 266) In diesem Buch gibt er viele seiner Eindrücke, die in ein Raritätenkabinett passen würden wieder. Er behält sie nicht für sich: „Meine Launen muss vor allem ich ertragen.“ (Seite 147) Im Grunde genommen ist es auch ein Geschichtsbuch, in dem Zeitzeugen zu Wort kommen. Der Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien, der mit seiner Familie im Schloss Schönbrunn wohnt und aus der Sicht dieser Familie wird die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg beschrieben. Der Sohn wächst in Wien heran und zieht dann in die Welt hinaus. Zentrales Thema ist auch seine Beziehung zu drei verschiedenen Frauen. Das Buch geht mit Seite 325 zu Ende und der Autor besinnt sich auch an das Ende des Lebens indem er es in einem Wunsch so ausdrückt: „Ich möchte in Würde und ohne Qualen die Jahre nützen können, in denen ich das meiste Wissen besitze und mir die umfangreichste Erfahrung zur Verfügung steht.“ (Seite 324). Denn „die Zeit vergeht ja gar nicht, sondern nur wir vergehen.“ (Seite 218) }, keywords = {Geschichte, Phantast, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HESSE2016, title = {Die Heimkehr}, author = {HESSE, Hermann}, year = {2016}, date = {2016-12-12}, abstract = {HESSE, Hermann: „Die Heimkehr“, Berlin 2014 In leichtem und lockerem, leicht lesbarem Stil beschreibt Hesse das bürgerliche Milieu einer Schwarzwälder Provinzstadt. Der Sohn einer angesehenen Geberfamilie zerstritt sich mit seinem Vater und zieht in die Ferne, wo er ein erfolgreicher Geschäftsmann wird. In Amerika und Russland sammelt er Erfahrung um dann nach vielen Jahren doch wieder in seine Heimatstadt zurück zu kommen. Weil er reich ist wird er von den Bewohner wohlwollend aufgenommen; akzeptiert wird er aber nicht. Er verliebt sich in seine Nachbarin, eine Witwe und wirbt um sie. Wie es ausgeht muss jeder selbst erlesen. }, keywords = {Bürgerlich, Heimkehrer, Schwarzwald}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARTINI2016, title = {Woran glaubt, wer nicht glaubt?}, author = {MARTINI, Carlo Maria ECO, Umberto}, year = {2016}, date = {2016-12-09}, abstract = {MARTINI, Carlo Maria; ECO, Umberto: „Woran glaubt, wer nicht glaubt?“, München 1999 Haben auch Nichtgläubige Werte? Unterscheiden sie zwischen GUT und BÖSE? Oder können das nur Gläubige. Über derartige Grundfragen diskutieren im Rahmen eines Briefwechsels der Mailänder Bischof und der Schriftsteller Umberto Eco. Eine geistreiche Auseinandersetzung, die neue Faktoren aufzeigt. Kardinal König eröffnet den Diskurs mit Bezug auf den Club of Rome – einer nichtchristlichen Organisation -, die aber neben Umweltproblemen eine „steigende Gleichgültigkeit, eine fehlende Orientierung ohne allgemeingültige ethische und religiöse Werte“ (Seite 11) feststellte. Für Eco ist die Entstehung eines Kindes nach der Empfängnis weiterhin ein wichtiges Wunder, das auf unserer Welt passiert. Interessant auch seine Erkenntnis, dass Jemand, der nicht einer bestimmten Glaubensgemeinschaft angehört diese nicht kritisieren darf oder Verbesserungsvorschläge einbringen darf. Wenn Jemand Alkohol trinken will kann er eben nicht dem Islam beitreten und kann dies auch nicht kritisieren. In der katholischen Kirche ist dies etwa die Scheidung. Er fragt aber seinen Kontrahenten, den Bischof von Mailand, warum die Kirche die Frau – wenn sie ihre Tage hat – als unrein bezeichnet, einen homosexuellen, Aidskranken Priester aber als rein. Auch versucht er dem Bischof klarzulegen, dass die Bibel sehr wohl Frauen gleichstellt und diese etwa taufen dürften. Die Amtskirche lehnt das aber ab. Frauen dürfen keine Priester sein, weil sie die männlichen Gläubigen dann erregen würden und sich diese nicht mehr konzentrieren können. Was aber mit den Frauen? Werden die nicht auch von hübschen Priestern abgelenkt? Der Bischof stimmt vielen Argumenten des Dichters zu, schränkt aber ein, dass sich die Kirche auf eine 2000-jährige Tradition beruft. Der Briefwechsel wird umrahmt von einem Vorwort von Kardinal König und einem ergänzenden Diskurs von 2 Politikern, 2 Journalisten und 2 Philosophen. Der Journalist Scalfari meint, „um moralisch zu handeln, brauchen wir uns nur auf den Instinkt zu verlassen“ (Seite112). Montanelli sagt, wenn der Glaube eine Erleuchtung ist, die aber nicht jedem widerfährt, dann sei das eine Ungerechtigkeit. Der Philosoph Severino sieht in der Technik den „Untergang des guten Glaubens“ (Seite 97). Sein Kollege Scalambro bezeichnet Gott einen „menschenmordenden Gott“, in dem „das Gute“ seinen Grund nicht haben kann. Der Diskurs zwischen Eco und dem Mailänder Kardinal bezieht sich auf den Unterschied von Gläubigen und Nichtgläubigen und deren Wertsystem. Der linke Politiker Foa ist nicht überzeugt, dass so eine Unterscheidung zielführend ist, weil „der Gläubige nicht wirklich so sicher ist dass er glaubt“ (Seite 124) und auch beim Nichtgläubigen kann es sein, dass er doch glaubt. Letztlich ist für den Sozialisten Martelli zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen (zumindest in der westlichen Kultur) keine Kluft, sondern ein fließender Übergang. Am Ende versucht Kardinal Martini eine Conclusio zum Thema „Woran glaubt, wer nicht glaubt? „zu finden. Positiv findet er generell eine Diskussion über Ethik. Das habe unsere Gesellschaft nötig. Eine klare Antwort gibt er aber auch im Schlussstatement nicht. Sehr wohl zeigt er aber die Wandlung des Begriffs Gott auf. „Gott wurde als Uhrmacher des Universums gedacht, als allein durch die Macht charakterisiertes Sein, als ungeheurer und allesfressender Leviathan, als Feind des Menschen, als böswilliger Demiurg und dergleichen.“ (Seite 151). Heute ist Gott „ein Gott für den Menschen“, der dem Menschen zur Seite steht. }, keywords = {Ethik, Glaube, Gläubige, Nichtgläubige}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARAI2016, title = {Befreiung}, author = {MARAI, Sandor}, year = {2016}, date = {2016-12-03}, abstract = {MARAI, Sandor: Befreiung, München 2011 Laut Coverangabe ist es ein Roman. Es ist aber auch eine historische Schilderung, wie die Sowjets im Jahr 1945 zu Weihnachten Budapest besetzen/angreifen und die deutschen Truppen vertreiben. Ein Kampf um jeden Häuserblock. Die Zivilbevölkerung muss sich in den Kellern schützen und verstecken. Ein bunt zusammengewürfelter Menschenhaufen aus verschiedensten Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen Interessen. Aus der Sicht einer 23-jährigen Frau werden die Zustände beschrieben. Ihr Vater wird von den Nationalen gesucht. Sie versteckt ihn. Er wurde mit anderen Gesuchten in einem Keller eingemauert. Sie selber versucht im gegenüberliegenden Haus zu überleben. Mit einem gelähmten Mann erwartet sie letztlich die ankommenden Sowjets. Ein junger sibirischer Soldat erscheint im Keller als Befreier, obwohl er sich dann mehr herausnimmt …. Marai hatte das Buch für sich geschrieben. Erst nach seinem Tod wurde das Manuskript gefunden und im Jahr 2000 erstmals veröffentlicht. Es ist gut, dass es geschrieben wurde und dass es der Nachwelt als Zeitdokument erhalten geblieben ist. Die Dinge sollten sich nicht wiederholen. Aber Marai – der sich in diesem Manuskript mit vielen Fragen auseinandersetzte – meint, dass es sich immer wieder wiederholen wird. An das Gute und die Liebe „haben schon viele geglaubt. Alle großen Menschen, die Heiligen und die Dichter, und alle kleinen Menschen, wenn sie in große Schwierigkeiten geraten sind.“ (Seite 136) }, keywords = {Befreiung, Budapest, Sowjets, Ungarn, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WALSER2016, title = {Muttersohn}, author = {WALSER, Martin}, year = {2016}, date = {2016-11-27}, abstract = {WALSER, Martin: „Muttersohn“, Hamburg 2013 Würde da nicht der Name des Autors am Buchdeckel stehen würde man beim Lesen meinen es sei von einem Verrückten geschrieben. Genial oder verrückt – das ist die Frage. Verrückt ist auch die Handlung, die sich teilweise in einem Irrenhaus abspielt. Auch bei den handelnden Personen (nicht nur beim Autor) kann man die Grenze nicht finden: ist der behandelnde Arzt (Psychologe) selbst verrückt oder nur seine Patienten. Oder sind die Patienten manchmal „normaler“ als die Psychiater? Die Themen sind vielfältig: Motorradclub, kirchliche Szenen, Mutterbeziehung, Geburt ohne einen Zeuger, Glauben an Reliquien, die Gefühle eines vor der Pension stehenden Arztes und die Schmähungen seines Nachfolgers, der den Abgang des Alten nicht erwarten kann … Ein Professor beweist, dass die Echtheit einer Reliquie nicht wichtig ist. Er klaut sie und die Prozession findet mit einem Ersatz statt. Die Gläubigen wissen das nicht und verehren die Kopie so wie das Original. Das Ergebnis: Glaube braucht keine Wahrheit. Die Hauptperson – Percy – ist ein Krankenpfleger, der sich durch die Unterstützung des ärztlichen Leiters der Irrenanstalt weiterbildet und ein begnadeter Prediger wird, führt den Leser durch die über 500 Seiten. Er ist derjenige, der Gutes predigt und in der Welt das Gute sieht. Dem entgegen steht ein Motorradclub, dessen Mitglieder das Böse frönen und letztlich den Vertreter des Guten mit einem Genickschuss töten. „Der Hass findet alles hässlich. Die Liebe findet alles schön.“ (Seite 487) }, keywords = {Irrenhaus, Mutter, Sohn}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PICHLER2016, title = {Religionen und Ernährungskultur – dargestellt am Beispiel Judentum, Christentum (römisch-katholisch) und Islam}, author = {PICHLER, Gertraud}, editor = {Masterthese, Donau-Universität Krems}, year = {2016}, date = {2016-11-16}, abstract = {PICHLER, Gertraud: „Religionen und Ernährungskultur – dargestellt am Beispiel Judentum, Christentum (römisch-katholisch) und Islam“, Masterthese zur Erlangung des akademischen Grades „Master of Art (MA)“ im Universitätslehrgang „Interreligiöser Dialog: Begegnung von Juden, Christen und Muslimen“, Donau-Universität Krems, Wien 2016 Die Autorin versucht in der vorliegenden Arbeit die religiösen Speisevorschriften und ihre Ernährungspraxis zu analysieren. Es werden Unterschiede aufgezeigt. Andererseits auch auf das Gemeinsame der drei Religionen, die alle auf Abraham zurückgehen hingewiesen. Die Autorin ist prädestiniert für dieses Thema, kommt sie doch selbst aus dem Nahrungsmittelbereich. Mit ihrem Masterstudium verband sie dies mit den drei Weltreligionen. Kultur und Religion hängen eng zusammen. Esskulturen gehen darauf zurück. Die detailliertesten Essvorschriften haben die Juden. Im Christentum gibt es kaum mehr Speisevorschriften. Gemeinsam in allen drei Religionen ist es, dass zu bestimmten Zeiten gefastet und zu Festen das Essen zum feierlichen Mahl wird. Bestimmte Dinge werden in den einzelnen Religionen nicht gegessen. Der Mensch ist im Grunde genommen ein „Allesfresser“, aber die Religion legt ihm Tabus auf. So werden etwa tote oder kranke Tiere oder Blut nicht gegessen. Viele dieser Verbote haben also hygienische Gründe, die auch auf regionale Verhältnisse Rücksicht nehmen. Im heißen arabischen Raum des Islam werden bestimmte Dinge nicht gegessen. Eines der Ziele der Autorin ist es aber die Gemeinsamkeiten der drei abrahamischen Religionen aufzuzeigen. Alle drei glauben nur an EINEN Gott, auch wenn er bei den Katholiken dreifaltig ist. Um dem Gemeinsamen näher zu kommen widmet Frau Pichler in einem eigenen Kapitel den Vorschlag eines „Interreligiösen Kochens“. So könnten sich die verschiedenen Glaubensrichtungen näher kommen. Beginnend beim Lebensmitteleinkauf über das gemeinsame Kochen und letztlich dem respektvollen Essen, wobei jeder seine Vorschriften einhält. Eine Vision, die Glaubenskriege durch Toleranz ersetzen könnte. Diese Masterthese sollte mit einem Buch einem breiteren Publikum nähergebracht werden. }, keywords = {Christentum, Esskultur, Islam Judentum, Religion}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GROND2016, title = {Draußen in der Wachau - Der etwas andere Reisebegleiter - Band 2}, author = {GROND, Walter}, year = {2016}, date = {2016-11-15}, abstract = {GROND, Walter (Hg): "Draußen in der Wachau - Der etwas andere Reisebegleiter" Band 2, Wien 2012 19 Autoren bringen Geschichten über die Wachau, obwohl nicht jede einen wirklich tiefgreifenden Bezug zum Donautal hat. So etwa die Geschichte des aus Hannover stammenden Fun-Ole Heinrichs über die Stadt Stein. Es ist eine Geschichte, die sich mit Heimat und Fremdsein beschäftigt und unter dem Namen jeder Stadt Unterschlupf finden könnte. Unter "alternativem Reiseführer" erwartet man aber etwas anderes. Der Herausgeber Walter GROND gliedert das Buch in vier Teile: • Orte und Wege. Wanderer geben ihre Eindrücke aus der Wachau wieder • Europäische Literaturtage 2012: ein Rückblick dieses in Spitz an der Donau stattgefundenen Literaturevents. • Literatur & Kulinarik: eine Nachlese von Lese- und Musikabenden in Aggsbach-Dorf und Stein. • Zu Gast in der Wachau: Beiträge in Kooperation mit verschiedenen regionalen Aktivitäten Wie gesagt: der Titel täuscht. Nur wenig von Reisebegleitung und nicht immer ein Wachaubezug. }, keywords = {Literatur, Reisebegleiter, Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WILLMANN2016, title = {Stress - Ein Lebensmittel}, author = {WILLMANN, Urs}, year = {2016}, date = {2016-11-12}, abstract = {WILLMANN, Urs: „STRESS – Ein Lebensmittel“, München 2016 Stress ist in unserer Gesellschaft negativ. Der Autor dieses Buches versucht aufzuzeigen, dass Stress wichtig für unser Leben ist und nicht unbedingt schädlich sein muss. Es ist kein wissenschaftliches Buch. Es ist nach vielen Interview mit Wissenschaftlern von einem Journalisten geschriebenes und dadurch für Laien vielleicht auch leichter lesbar. Stress hilft und half beim Überleben. Die Steinzeitmenschen konnten unter Stress Kräfte aktivieren, die es ihnen erlaubten vor einem Raubtier davonzulaufen. Dieser positive Stress hält aber nur einige Minuten oder Stunden an. „Dieser milde Stress aktiviert die Selbstheilungskräfte in Zellen, Geweben und Organen und hilft Schäden zu beseitigen.“ (Seite 41) In der heute hektischen Welt werden Menschen aber oft einem Langzeitstress ausgesetzt, für den der Körper nicht gebaut ist und daher Schädigungen abbekommt. Das sind Termindruck, schmerzen, Schlafentzug, Streit etc Eustress ist positiv: „Die Aufregung vor dem ersten Kuss oder die Vorfreude auf ein Fußballspiel. Er beflügelt die Gefühle und belebt den Körper, ohne ihm zu schaden.“ (Seite 127) Das Gegenteil ist der Distress: Er wirkt bedrohlich, unangenehm und belastend. Er überfordert den Menschen. „Das kann der Tod eines Angehörigen, eine Trennung, Termindruck oder die laute Musik des Nachbarjungen sein.“ (Seite 127) Stress konzentriert alle Kräfte im Körper auf ein wichtiges Gefahrenerlebnis. So kann man nach einem Autounfall oft das Protokoll nicht schreiben. Alle Gedanken sind mit dem Hergang des Unfalls beschäftigt, aber das Schreiben und Formulieren ist für das Überleben nicht wichtig und wird daher vom Hirn ausgeblendet. Ähnliches passiert Frauen bei der Geburt und nachher beim stillen. Das Baby steht im Vordergrund und alle Konzentration wird ihm gewidmet. Junge Mütter leiden unter „Schwangerschaftsdemenz“. Sie finden ihren Hausschlüssel oder das Handy nicht, aber sie wissen alles über das Baby. Schüler lernen oft in letzter Sekunde und stehen dann unter Stress. Dieser Stress produziert aber Energien, die beim Test oder der Prüfung dann alle Konzentration aufbringen und positiv wirken. Die heutige Gesellschaft – so der Autor – ist der irren Meinung, dass Menschen, die Verantwortung tragen unter chronischem Stress leiden und krank werden. „Die statistischen Zahlen erzählen vom Gegenteil.“ (Seite 245) „Wer Kontrolle ausübt erträgt Belastung leichter.“ (Seite 247) Das sind zwar Menschen, die höherer Belastung ausgesetzt sind, die dies aber besser ertragen. Je niedriger Jemand in der Hierarchie steht, umso mehr negativen Stress muss er ertragen. Willmann bringt in diesem Buch viele praktische Beispiele und lässt reale Menschen zu Wort kommen, die sa etwa sagen: „Ein Haufen Termine interpretiert sie nicht als Belastung, sondern eine Form von Reichtum.“ (Seite 262) In einem Kapitel wird auch die Bedeutung von Sport aufgezeigt. In einer einfachen Formel ausgedrückt heißt das: „Ohne Bewegung bleiben wir nicht dauerhaft gesund.“ (Seite 265) Dabei geht es nicht nur darum den Körper fit zu halten, sondern auch den Geist. „Ein alter Mensch über 70, der sich täglich eine Meile auf eigenen Beinen bewegt, hat ein halb so hohes Demenzrisiko, wie einer, der sich nur 400 Meter bewegt.“ (Seite 268) Zusammenfassend kann dieser Satz stehen: „Stress ist also nicht der Totengräber unserer Gesundheit, im Gegenteil, er rüstet die einzelne Zelle für den Wettstreit der Evolution. Er hilft uns ein Leben lang Gefahren zu trotzen und sogar gegen Ende des Lebens spielt er seine positive Kraft aus, indem er uns frisch hält. Wer sich für Wochen ins Bett legt, fördert umgehend den Muskelschwund. Genauso bauen Menschen geistig ab, wenn sie nicht mehr gefordert werden. Ein gewisses Maß an stress gehört zu einem guten Leben.“ (Seite 282) }, keywords = {Angst, Stress}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TROJANOW2016, title = {Die Welt ist groß und Rettung lauert überall}, author = {TROJANOW, Ilija}, year = {2016}, date = {2016-11-08}, abstract = {TROJANOW, Ilija: „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“, München 2009 Ein Stil, an den man sich beim Lesen erst gewöhnen muss. Wie stark er den Leser aber beeinflusst zeigte mir ein Text, den ich wenig später schrieb und der sehr viel Ähnlichkeit mit Trojanow hatte. Den Rahmen der Geschichte bildet eine Spielhölle in einem kleinen Bergdorf in Bulgarien. Dazwischen erlebt der Leser eine Weltreise über Italien, Deutschland und den USA. Als Fahrzeug dient ein Tandem. Eine Familie – Vater, Mutter und Sohn – verlassen ihr Heimatland Bulgarien, in dem sie nicht mehr leben wollen. Sie flüchten in den „Goldenen Westen“ und landen in einem Asylantenheim in Italien. („Der Exilant wird von der Regierung des Landes, das ihn aufgenommen hat, weil es die Genfer Konvention unterschrieben hat, wenig geliebt.“ Seite 159) Trojanow, der Autor, hat es selbst erlebt, was es heißt als Immigrant nach Europa – in dem Fall nach Italien – kommen. Wie die Menschen aus dem Osten von den „Westlern“ behandelt werden, wie sie selbst das gelobte Land dann sehen. („Und sie hatten sich gewundert, wie sich Menschen von so gut erhaltenen Sachen trennen können.“ Seite 134 – Caritas Shop) Aber die Familie dient sich nach oben und erreicht einfachen Wohlstand in Form einer Wohnung und eines Autos. Ein Auto, das sie dann bei einem Unfall in den Tod führt. Der Bub überlebt, wird dem Leben im Westen aber nicht Herr, bis ihn sein Pate aufsucht, um die Welt und dann nach Haus – nach Bulgarien – führt. „Ich redete über Belanglosigkeiten, was man sagt, wenn es so viel Wichtiges zu erzählen gibt.“ (S. 40) „Ein Gott ist nur wahrhaft mächtig, wenn er Schutz gewährt. Und die Mächtigen auf Erden haben die Pflicht, die Heiligkeit aufrecht zu erhalten, die über den Forderungen nach Rache, Strafe und Entschädigung steht.“ (Seite 124) „Das Asyl, die unverletzliche Zuflucht, ist der letzte Hoffnungsstifter für jene, die jede Aussicht auf Gerechtigkeit verloren haben. Das Asyl verkündet weiterhin: Es gibt ein Leben nach der Niederlage.“ (Seite 125) Eine Beschreibung die in die heutige Welt des „Westens“ passt. Aber diesmal nicht aus dem Mund von Politikern, sondern erzählt von einem, der selbst Assylantragsteller war. }, keywords = {Assyl, Bulgarien, Flucht, Weltreise}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STERMANN2016, title = {6 Österreicher unter den ersten 5 – Roman einer Entpiefkenisierung}, author = {STERMANN, Dirk}, year = {2016}, date = {2016-11-01}, abstract = {STERMANN, Dirk: „6 Österreicher unter den ersten 5 – Roman einer Entpiefkenisierung“, Berlin 2016 Es ist eigentlich kein Roman, so wie es der Titel sagt. Es ist mehr ein Manuskript einer Kabarettaufführung. Einen Aneinanderreihung von Gages and Witzen. Andererseits zeigt es, wie es einem Ausländer in Österreich geht. Auch einem Deutschen, der oft aneckt und es schwer ist sich in Österreich zu integrieren. Stermann revanchiert sich bei den österreichischen Lesern, indem er viele negative Beispiele bringt. Aber als Österreicher lernt man auch ein Stück Geschichte beim Lesen dieses Buches. Letztlich gipfelt der „Roman“ in einem, der Fußballweltmeisterschaft nachgestellten Fußballmatch. Zwei Amateurmannschaften stehen sich gegenüber: Deutsche und Österreicher. Das Happy End: Österreich gewinnt. }, keywords = {Ausländer, Deutschland, Integration, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HAUSHOFER2016, title = {Eine Handvoll Leben}, author = {HAUSHOFER, Marlen}, year = {2016}, date = {2016-10-26}, abstract = {HAUSHOFER, Marlen: „Eine Handvoll Leben“, München 2013 Ein nach dem Zweiten Weltkrieg geschriebener Roman, der 1955 publiziert wurde. Ein historisches Dokument, in dem die Kirche noch eine völlig andere Rolle spielte als heute. Für das kleine Mädchen war Gott ein „großer, mächtiger Gottvater in blauem Mantel mit weißem Bart“ (Seite 73). Eine Frau erzählt ihr Leben. Wie es ihr als Kind ergangen ist. Wie das Leben in einer Klosterschule war. Wie sie verschiedene Ehen einging und letztlich auch ihre Familie und den zweijährigen Sohn verließ. Den Verlauf der Ehen definierte sie (aus der Sicht der Frau) so: „Der Verhärtungs- und Verflachungsprozess hatte eingesetzt, der viele Männer mit den Jahren in einen gutgebügelten Anzug verwandelt mit irgendeinem Kopf drauf“ (Seite 111). Zwanzig Jahre später kehrt sie wieder zurück und kauft das Haus, in dem sie mit einem Ehemann und dem Kind wohnte zurück. Sie blieb unerkannt. Der eigene Sohn verkaufte ihr das Haus und ihre beste Freundin, die ihren Mann heiratete erkannte sie nicht. Sie ist eine abgehärtete Frau geworden: „ … da sie zu lange nicht geweint hatte, fehlte ihr jede Übung darin, und sie gab den Versuch auf.“ (Seite 154) }, keywords = {Frauenrolle, Kirche, Lebensgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KADARE2016, title = {Chronik in Stein}, author = {KADARE, Ismail}, year = {2016}, date = {2016-10-22}, abstract = {KADARE, Ismail: „Chronik in Stein“, Frankfurt 2014 Schon nach dem ersten Kapitel merkt man, welch liebevolle Texte da geschrieben wurden. Eine an den Berghang gebaute Stadt aus Stein. Ein Bub erzählt von den Regentropfen, wie sie sich ihren Weg von den Wolken über die Dächer in die Dachrinne bahnen und dann in der finsteren Zisterne des Hauses landen. Es geht um die albanische Stadt Gjirokastra, deren Steinbauten sich den Berg hinauf „aufschichten“. Aus der Sicht eines kleinen Buben wird die Zeit des Zweiten Weltkriegs in dieser Stadt beschrieben. Wie sich Italiener und Griechen in der Besatzung abwechseln, bis schließlich die Deutschen einziehen. Immer wieder kam es zu Zerstörungen. Der Patriotismus der Albaner wurde aber nicht gebrochen So lässt er einen Derwisch fragen „Wen liebst du mehr, deine Familie oder Albanien?“ (Seite 105)Die Antwort heißt: eine Familie kann man schnell wieder gründen, aber ein Land nicht. Als Flugzeuge fremder Armeen die Stadt bombardierten meint der Bub, der die ganze Geschichte beschreibt, dass ohne Himmel die Flugzeuge nicht fliegen könnten: „dass es vielleicht doch besser für die Erde wäre, überhaupt keinen Himmel zu haben.“ (Seite 109) Der Autor Islaim Kadare ist in dieser Stadt 1936 geboren und beschreibt anschaulich die Hergänge. Die Formulierungen sind großartig. Wie toll muss das erst in der Originalsprache, in Albanisch (das ich leider nicht kann) klingen. Übersetzungen verändern immer und in der Originalsprache kann sich ein Dichter besser ausdrücken. Aber trotzdem ist es ein großartiges Buch. Schön formulierte Texte. Ein Genuss zum Lesen. }, keywords = {Albanien, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FEIYU2016, title = {Sehende Hände}, author = {FEIYU, Bi}, year = {2016}, date = {2016-10-16}, abstract = {FEIYU, Bi: „Sehende Hände“, München 2016 Für einen „westlichen“ Leser kommen drei völlig neue Dinge auf einen zu: • China, • blinde Menschen und ein • Massagesalon. Als nicht chinesisch sprechender Leser merkt man sich die einzelnen Namen schwer und bringt sie leicht durcheinander, aber das macht Nichts. Der Autor entführt in eine neue Welt, in der es egal ist wer wie heißt. Beziehungen zwischen Blinden sind anders als unter Sehenden. Das Verhalten und die Emotionen sehen anders aus. Im Massagesalon haben die Blinden das Sagen; die Sehenden spielen nur eine Nebenrolle. „Die Liebe ist wie eine Ameise. So winzig sie auch ist, mit ihrer Höhle kann sie einen riesigen Deich zum Einsturz bringen.“ (Seite 122) „Wenn ein Blinder sich verliebt, misst er wie alle Verliebtem dem Aussehen seiner Angebeteten große Bedeutung bei“ (Seite 161) Wie der Partner aber aussieht muss er der Beschreibung der Sehenden entnehmen und ist von diesen abhängig. Blinde müssen geduldiger sein als Sehende. Sie müssen sich für alles mehr Zeit nehmen. „Wer ein Ziel hat, dem vergeht die Zeit schnell. Warten ist qualvoll und doch ein Segen, den mit jedem Tag, jeder Stunde rückt das Ziel näher.“ (Seite 142) Das Augenlicht zu verlieren ändert vieles im Leben. Auch im Glauben: „An was glaubt sie? So viel sie auch grübelte, sie wusste nicht, woran sie hätte glauben sollen. … Es ist gut, dass ich an nichts glaube. Dann erlebe ich auch keine Enttäuschung mehr.“ (Seite 136) Alle Geschichten spielen sich im und um das Massagezentrum ab: Liebe, Freundschaft und Eifersucht. Der Autor hat 25 Jahre recherchiert umso das Leben der Blinden nachvollziehen und beschreiben zu können. }, keywords = {Blinde, China, Massagesalon}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÖHLMEIER2016, title = {Das Mädchen mit dem Fingerhut}, author = {KÖHLMEIER, Michael}, year = {2016}, date = {2016-10-11}, abstract = {KÖHLMEIER, Michael: „Das Mädchen mit dem Fingerhut“, München 2016 Thematisch und teilweise stilistisch könnte es auch ein Buch von Robert Seethaler sein. Aber egal von wem auch, für den Leser ist es eine interessante und spannend geschriebene Geschichte. Ein Mädchen, das nicht weiß woher es kommt, das in unsere Wohlstandsgesellschaft geworfen wurde und viele Dinge nicht kennt. So auch nicht die Sprache der sie umgebenden Menschen. Die Geschichte berührt dank des großartigen Erzählers. Wie viele solcher Schicksale gibt es heute in der Zeit der vielen Flüchtlinge um uns, ohne dass wir sie registrieren. Köhlmeier bringt uns ein Beispiel dafür in Buchform. }, keywords = {Flüchtling, Fremde}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR20169, title = {Gegenüber}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-10-08}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Gegenüber“, Salzburg Wien 2016 Die Hauptperson ist eine alte Frau, die ihr Haus verlassen hat und aus Altergründen in eine Mietwohnung gezogen ist. Dort lebt sie sehr isoliert und alleine, bis sie von einer jungen Nachbarin entdeckt wird, die sich mehr und mehr um sie sorgt und aus dem auch eine Freundschaft entsteht. Eine Freundschaft zwischen einer jungen und einer alten Frau. Im Buch bleibt die alte Frau aber die Hauptakteurin. Über sie wird mehr erzählt als über die junge. Die junge stellt nur die Fragen, die dann ausführlich beantwortet werden. Pluhar zeigt hier ein Problem auf, das älter werdende Menschen haben: Kann ich selbstständig und alleine wohnen? Ab wann brauche ich Hilfe und Unterstützung? Die meisten Menschen sehen nicht, dass sie älter und hilfebedürftig werden. Der Körper verändert sich „Mit langsamen Schritten begab sich Henriette zum Badezimmer, sie bewegte sich achtsam und belauschte ihren Körper. Dieser alte Körper, dachte sie, bisher ging das ja so einigermaßen mit ihm, aber heute Nacht hat er mich völlig verunsichert, ich traue ihm noch nicht über den Weg.“ (Seite 45) Immer wieder bäumen sich ältere Menschen auf. So auch die Hauptakteurin dieses Romans, Henriette: „Aber ich will jetzt nicht eine greinende Alte sein, die Vergangenem nachtrauert. Leben heißt Veränderung.“ (Seite 91) Das Ende des Lebens ist wohl das sicherste im Leben: „Da kommen wir auf die Welt, und das einzige, wovon wir bald mit tödlicher Sicherheit wissen, ist das Faktum, dass wir sie irgendwann wieder verlassen müssen.“ (Seite 122) Einer alten, sterbenden Wüstenbewohnerin lässt die Autorin sagen „Wir leben um zu sterben, aber unsere Liebe überdauert den Tod.“ (Seite 167) Alte Menschen denken mehr zurück als nach vorne. Sie überdenken ihr Leben. Henriette, die alte Frau im Roman kommt aus der Filmwelt und liebt erfundene Geschichten mehr als echte: „Ich habe erdachtes, erzähltes, gezeigtes Leben, also Geschichten vom Leben, wohl immer mehr geliebt, als das Leben selbst.“ (Seite 262) Das Buch ist im typischen Pluhar Stil geschrieben. Es hat wenig Handlung, beschäftigt sich aber präzise mit Details. Es emotionalisiert an manchen Passagen den Leser und spricht anhand von handelnden Personen des Romans generelle gesellschaftspolitische Probleme an. So gesehen ist es nicht nur eine erzählte Geschichte sondern auch eine Anregung für Veränderungen in unserer Gesellschaft. }, keywords = {Alleinsein, Alter, Nachbarschaftshilfe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHMID2016, title = { „Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“}, author = {SCHMID, Wilhelm}, year = {2016}, date = {2016-09-11}, abstract = {SCHMID, Wilhelm: „Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“, Berlin 2016 Gelassenheit ist zwar eine Eigenschaft, die in jedem Alter gefragt ist. Der Autor richtet sich aber speziell an ältere Menschen und zeigt einen Weg in zehn Schritten auf. Es ist „Art of Aging statt Anti Aging – eine Kunst des Älterwerdens.“ (Seite 11) In zehn Schritten wird ein Weg aufgezeigt um diesem Lebensabschnitt einen Sinn geben. 1. Gedanken zu den Zeiten des Lebens Es geht darum um sich bewusst zu werden, was eigentlich LEBEN ist. Älter werden ist ein lebenslanger Prozess, der schon im Mutterleib beginnt. Jeder wird älter. „Das Älterwerden ist einem auf den Fersen wie ein Stalker, der sich an kein Distanzgebot hält und dafür nicht einmal belangt wird.“ (Seite 23) 2. Verständnis für die Eigenheiten des Alt- und Älterwerdens Wichtig ist es die Eigenheiten jedes Lebensabschnitts zu kennen. Man weiß bereits viel und kann daher allem viel gelassener begegnen als in jungen Jahren. „In vielerlei Hinsicht durchlaufen wir beim Altwerden die Entwicklung vom Anfang des Lebens noch einmal, allerdings in umgekehrter Richtung.“ (Seite 37) 3. Gewohnheiten, die das Leben leichter machen In der vierten Lebensphase solle man seinen Ort mit seinen Gewohnheiten nicht mehr verlassen. Nicht verpflanzen. 4. Genuss von Lüsten und Glück Bescheidene Lüste sind willkommener als in jüngeren Lebensabschnitten. Man hat mehr Ziele, je weniger Zeit das Leben noch zulässt. Der Blick nach vorne wird durch einen Rückblick verstärkt ersetzt. Sex ist in der heutigen Zeit auch bei älteren Menschen kein Tabu mehr. 5. Umgang mit Schmerzen und Unglück Wir wollen ewige Gesundheit, was aber nicht gibt. Man muss mit Schmerzen und Unglück umzugehen lernen. Die ursprünglich kirchlichen Todsünden sind heute abgeschafft, aber eine neue Todsünde hat sich breit gemacht: die Depression. 6. Berührung, um Nähe zu spüren Auf Berührung sind Menschen ihr ganzes Leben angewiesen. Bei Älteren ist es noch wichtiger, weil sie fühlen und spüren, dass sie noch leben. „Die Berührung ist eine Aufmerksamkeit, ohne die ein Mensch seelisch und schließlich körperlich auszudörren und zu verwelken droht.“ (Seite 69) 7. Liebe und Freundschaft, um in ein Netz eingebunden zu sein „Ein Mensch genügt, um gemeinsam mit ihm dem Leben Sinn zu geben.“ (Seite 81) 8. Besinnung, um heiter und gelassen zu werden „Die Zeit der Fülle und Erfüllung ist gekommen, in der das ganze Leben zu überblicken ist und so kann es bedeutet, gewogen und bewertet werden. Woher komme ich, welchen Weg bin ich gegangen, was habe ich erreicht.“ (Seite 87) Nur vor sich selbst kann sich der Mensch rechtfertigen. 9. Ein Verhältnis zum Tod, um mit ihm leben zu können Der Tod ist das sicherste im Leben. Im Alter muss man aus dem Leben noch etwas machen. Es gibt keine Unsterblichkeit. 10. Gedanken zu einem möglichen Leben nach dem Tod Wie ein Kind auf die Unendlichkeit zu vertrauen kann das Leben erleichtern. „Schon rein körperlich scheint es keinen wirklichen Tod zu geben. Alle Atome und Moleküle gehen früher oder später in andere Atom- und Molekülverbände über, nichts davon wird zu nichts.“ (Seite 109) Wir Menschen haben nur ein einziges Leben und damit umgehen zu können versucht der Autor mit einfachen Regeln. }, keywords = {Alter, Gelassenheit}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HENNING2016, title = {Die Chronik des verpassten Glücks}, author = {HENNING, Peter}, year = {2016}, date = {2016-08-28}, abstract = {HENNING, Peter: „Die Chronik des verpassten Glücks“, München 2015 Henning bindet verschiedene Menschenschicksale wie ein Netz in diesem Buch zusammen. Ereignisse werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln handelnder Personen gezeigt. Das Leben und Schicksal eines Mannes – Pawel – wird, nachdem er schon tot ist, von seinen Hinterbliebenen wieder zum Leben erweckt und wie ein Puzzle zusammengesetzt. Pawel, ein Pole, der nach Deutschland geflüchtet ist wird von seinen polnischen Kindern und seinem deutschen Ziehsohn erforscht. Es geht auch ums Sterben und die sterbende Frau des Ziehsohns sagt: „Ich werde immer bei dir sein, werde da sein. Im Hintergrund. Du wirst es fühlen. Denn diese unsere Liebe ist größer als wir beide und nicht gebunden an Raum und Zeit.“ (Seite 291) Viele der handelnden Personen haben nicht das beste Leben hinter sich: „Man hat nicht die Wahl, ob man verletzt wird. Man hat nur die Wahl, von wem.“ (Seite 289) „Das Schicksal ist ein launischer, unberechenbarer Geist. Es spielt mit Zufällen und dem scheinbar wahllosen Zusammenfallen von Ereignissen, wie es ihm gerade gefällt, gibt sich dabei geizig oder spendabel. Mal zeigt es sich aus unergründlichen Gründen diesem Gewogen, dann wieder ist es jenem gram.“ (Seite 271) Im Titel des Buchs geht es ja um „Glück“ und dieses könne man nur so gut erleben: „Nur wer in Frieden mit seiner Geschichte lebe, sei ein wahrhaft freier Mensch.“ (Seite 218) Das Buch selbst lässt jeden Ausgang offen (oder meint, dass nicht alles aufgeklärt werden muss). „Leben hieß suchen und finden, wieder verlieren und von Neuem such. Und immer so weiter.“ (Seite 428) Im Epilog wird aber faktenorientiert die Tatsache des Pawel erzählt. }, keywords = {Deutschland, Krieg, Polen, SS, Vater}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR20165, title = {Im Schatten der Zeit}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-08-19}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Im Schatten der Zeit“, Wien 2013 Wie macht sie das bloß? Woher hat sie diese detaillierte Information? Das fragte ich mich, als ich dieses großartige Buch beendet hatte. In einem Nachwort verriet sie es auch und ich werde es hier auch nicht sagen. Jeder Leser soll selbst draufkommen und vor allem unbeeinflusst das schöne Buch genießen. Es ist eine Familiengeschichte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts startet. Sie spiegelt die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit wieder. Die Leitfigur ist eine Frau an deren Lebensweg sich das Buch entlang erzählt. Ein historisch wichtiges Buch, weil es sich nicht auf allgemeine Ziffern und Daten bezieht, sondern an Hand von Menschen darstellt, wie diese Zeiten waren. Ein Buch, das man nicht nur jener Generation empfehlen soll, die manche dieser Zeitabschnitte selbst erlebten und hier sehr schön beschrieben bekommen, sondern auch den jüngeren, damit sie wissen, wie es den Generationen vor ihnen ergangen ist. }, keywords = {Erster Weltkrieg, Familiengeschichte, Nachkriegszeit, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ZWEIG2016, title = {Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam}, author = {ZWEIG, Stefan}, year = {2016}, date = {2016-08-07}, abstract = {ZWEIG, Stefan: „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“, Frankfurt 2014 Eine herausragende Persönlichkeit – beschrieben von einem großartigen Dichter. Noch dazu in einer Zeit, wo es ein Internet gab und man nicht Informationen googeln konnte. Trotzdem hat Zweig das Leben und die Werke des Theologen Erasmus zusammengetragen und als Vorbild für Europa hingestellt. Erasmus stammte aus ärmlichen Verhältnissen und wurde Mönch in einem Kloster. Das Klosterleben war ihm zu eng und er fand Weg auszubrechen. Zwar war er sein ganzes Leben Mönch, hat aber nur wenig im Kloster gelebt. Er hat die Welt kennengelernt und war mehr Humanist als Theologe. Er erarbeitete sich seine Position und seine Freiheit schwer. Erst nach seinem 40. Lebensjahr bekam er Anerkennung und wurde verehrt und beschenkt. Er wurde zum Vorbild der Gesellschaft und viele der damaligen berühmten Maler haben ihn auf eine Leinwand gemalt. Als überzeugter und für den Frieden kämpfender Pazifist stellt er auch klar, dass im Krieg fast immer „die ganze Last auf die Unschuldigen, auf das arme Volk“ (Seite 87) fällt. Wie diese Aussage auch in die heutige Zeit passt! Im Rahmen der Europäischen Union gibt der Name Erasmus auch den Titel für ein Studentenprogramm. „Erasmus und die Erasmiker meinen, das Menschliche im Menschen könne nur gesteigert werden vermittels der Bildung und des Buches.“ (Seite 94) Er war ein Vordenker der Idee einer Europäischen Union. Er Gehässigkeiten zwischen den europäischen Völkern verabscheute er und meinte „Die ganze Welt ist ein gemeinsames Vaterland.“ (Seite 85) Eine Friedensidee wie wir sie heute mehr denn je brauchen. Er will und wollte sich nie festlegen und so kam er zwischen die Fronten der Paptisten und Protestanten. In seiner Heimat wurde er angefeindet und so verlässt er die Stadt und zieht nach Basel, wo er in Ruhe rein wissenschaftlich arbeiten kann, aber auch da ereilt ihn die Herausforderung und es kommt zu einem Abschlag mit Martin Luther. Einem Diskurs, dem er nur unwillig folgt. Als er sich dann mit Martin Luther anlegt muss er sich geschlagen geben. Er muss auch Basel verlassen und zieht ins österreichische Freiburg um letztlich zum Sterben nach Basel zurückzukommen. Zweig macht im letzten Kapitel „Das Vermächtnis des Erasmus“ einen Blick in die Zukunft. Noch im Sterbejahr von Erasmus wird in Florenz die Regel von Machiavelli festgeschrieben, die in eine andere Richtung als Erasmus geht – weg vom Friedlichen. Es dauert lange bis wieder friedliebende Menschen kommen: Gandhi oder Tolstoi und in der Zeit nach diesem Buch die Europäische Union, die mit Frieden den Kontinent schützen will. }, keywords = {Friedensstifter, Protestantismus, Theologe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2016e, title = {Matildas Erfindungen}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-07-21}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Matildas Erfindungen“, Berlin 2016 „Matilda ist anders“ heißt es im Cover. Ist sie verrückt? Sie ist eine Grenzgängerin. Sieht Dinge, die andere nicht sehen. Kann sich in Positionen zoomen, die nur Überirdischen möglich sind. Eine Grenzgängerin zwischen realer und unwirklicher Welt. Sind wir das nicht alle? Vor allem, wenn wir teilweise im virtuellen Internet wohnen. Der Ehemann von Matilda kommt mit den Grenzüberschreitungen seiner Frau nicht zurecht. Sie verliebt sich in ihren Psychiater und dessen Frau wird zu ihrer Rivalin, was bis zu extremen Situationen führt, die ich hier aber nicht verraten will. Pluhar ist in dieser ihrer Erzählung sehr detailverliebt. Alles wird genauestens beschrieben und trotzdem bleibt die Spannung bis zur Seite 303 aufrecht. }, keywords = {Grenzgängerin, Liebesbeziehung, Rivalin}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2016e, title = {Jetzt wirds ernst}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2016}, date = {2016-07-13}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Jetzt wird’s ernst“, München 2012 Ich habe bis jetzt alle Seethaler-Bücher gelesen. Immer wieder kommen negative Gestalten vor. Versager. Aber sprachlich ist es ein einmaliger neuer Stil. Im vorliegenden Buch beschreibt er einen jungen Mann, der Schauspieler wird. Seethaler – selbst Schauspieler – kennt dieses Metier sicher gut, setzt es aber in der Person eines Versagers um. Er besitzt Ehrgeiz: „Und hinter seiner hohen, glatten Stirn verbarg sich ein furchtbarer, an fundamentalen Starrsinn grenzender Gerechtigkeitssinn.“ (Seite 34) Innere Unruhe beschreibt er so: „In diesem Moment riss etwas in mir. Es begann in der Herzgegend und breitete sich aus wie ein Haarriss in einer Windschutzscheibe. Ich konnte genau fühlen, wie sich mein Körper in immer kleinere Teile zerlegte, jeden Moment würde ich in einer gläsernen Staubwolke verpuffen. Meine Eingeweide knirschten schon.“ (Seite 125) }, keywords = {Schauspielerkarriere}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2016d, title = {Reich der Verluste}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-07-02}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Reich der Verluste“, Berlin 2014 Mit Erika Pluhar verbinden die meisten Leute immer noch die Schauspielerin. Wäre sie nie Schauspielerin gewesen, würde man von einer bedeutenden österreichischen Schriftstellerin sprechen. Das Buch „Reich der Verluste“ beweist das wieder. Ein Buch, das nur aus Briefen besteht. Aus Briefen, die sich zwei Frauen schreiben und sich gegenseitig ihr Leben erzählen. Zwei gesellschaftlich verschiedene Frauen: eine aus dem „gehobenen“ Stand und eine Hausmeisterin. In den Erzählungen stellt sich aber heraus, dass sie beide aus einfachsten Verhältnissen kommen. Bedingt durch die Aufteilung in Briefe, kann man das Buch auch leicht nach kurzen Lesesabschnitten wieder abbrechen. Also auch für „Wenigleser“ geeignet. Trotzdem bleibt die Spannung bis zur letzten Seite. „Außerdem haben sie einmal zu mir gesagt, dass Älterwerden zum Leben gehört und dass man nicht lebt, wenn man davon nichts wissen will.“ (Seite 19) „Also wenn die Männer die Kinder kriegen müssten, wären wir schon ausgestorben …“ (Seite 55) „… gedacht habe ich schon irgendwas, aber nicht nachgedacht.“ (Seite 107) „Da bin ich aber froh, dass zwischen uns die Luft wieder rein ist. Nicht, dass da was Unsauberes war, so meine ich es nicht, aber es geht oft so schnell, dass sich zwischen Menschen etwas ansammelt, etwas wie Müll, den man vergessen hat rauszutragen …“ (Seite 115) „Warum Falten und mürbe Haut, wovon Frauen sich im Alter entstellt fühlen, bei Männern einfach nicht zählen, werde ich nie begreifen.“ (Site 131) „Sei allem Abschied voran, als läge er hinter Dir.“ (Seite 201) „Der Morgen ist unausweichlich“ (Seite 147) }, keywords = {Briefwechsel}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2016c, title = {Paarweise}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-06-12}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Paarweise“, Berlin 2012 21 Geschichten über Paare und deren Zusammenleben. Konflikte und Liebe. Die Frau, die den Mann im Gefängnis besucht und eine flüchtige Zugbekanntschaft. Beziehungen eines Kinds zu einem Vater, der gar nicht existiert. Kurze und längere Geschichten wechseln sich ab. Dazwischen auch Gedichte. Zum Feiern des Geburtstags meint sie: „Ich kann es nicht leiden, wenn man ein Datum feiert. Wenn man die Zeit zerkleinert, in Stücke schneidet, wie ich das Fleisch da vor mir. Was besagen die Daten und Zeiteinteilungen denn schon. Zahlen! Was bedeuten schon Zahlen. Mir haben sie noch nie eteas bedeutet.“ (Seite 105) }, keywords = {Beziehungen, Paare}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2016b, title = {Er}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-06-05}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Er“, Sankt Pölten – Salzburg 2008 Großartig wie Erika Pluhar als Frau die Charakteristik eines Mannes beschreibt. Für einen Mann als Leser sehr berührend, weil sie immer wieder ins Schwarze trifft. Ein Mann und eine Frau treffen aufeinander. Beide haben Leukämie. Das verbindet sie. Letztlich stellt sich aber heraus, dass es bei ihm nur eine Verwechslung war. Die Verbindung bleibt und wie es weiter geht lässt die Autorin offen. Wunderschön geschrieben. Sie war eben nicht nur eine gute Schauspielerin, sondern sie ist auch eine sehr gute Schriftstellerin. Wir Leser sollten das akzeptieren und nicht immer hinter den Texten die Schauspielerin sehen. }, keywords = {Krankheitsbewältigung, Mann, Verhältnis}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PLUHAR2016, title = {Die Wahl}, author = {PLUHAR, Erika}, year = {2016}, date = {2016-05-31}, abstract = {PLUHAR, Erika: „Die Wahl“, Hamburg 2003 Über ein Jahrzehnt ist vergangen, seitdem dieses Buch geschrieben wurde und es ist – trotz Schnelllebigkeit unserer Zeit – heute genauso gültig (oder war Pluhar ihrer Zeit so viel voraus). Viele hier angesprochene Themen kann man heute gleich sehen. Dass eine Frau sich ums Präsidentenamt bewirbt ist auch eine – zumindest für Österreich – sehr aktuelle Angelegenheit. Die sozialdemokratische Partei Österreichs wäre bei der Präsidentenwahl 2016 mit einer Kandidatin wie Erika Pluhar sicher besser ausgestiegen und die Zeit eine Frau an die Spitze des Staates zu stellen wäre reif. Allerdings ist das rechte politische Lager stärker als je zuvor. Vielleicht bräuchte es gerade deswegen eine Frau auf der anderen Seite der Ideologie. Auch sind heute Entscheidungen schwieriger geworden. Das sagte Pluhar schon 2003: „Es gab vielleicht Zeiten, in denen der demokratische Wahlvorgang einen dazu befähigt hat, das zu wählen, was einem am liebsten war. In denen man in der Lage war, eine Partei lieb – vielleicht sogar am liebsten zu haben. Wenn es sie je gab, sind diese Zeiten jetzt vorbei… Man kann nicht mehr wählen, was einem am liebsten ist – man kann nur wählen, was einem am wenigsten unlieb ist.“ (Seite 122) Politiker haben oft viele Leute um sich, sind aber trotzdem einsam. Pluhar sagt „Trubel macht Einsamkeit nicht wett.“ (Seite 130 Auch der Terrorismus war schon präsent, als wären wir hier in Europa schon im Krieg. So sieht sich die Präsidentschaftskandidatin des Romans veranlasst eine Rede „Wie begegnen wir dem Terrorismus?“ zu halten. Der Rechtsruck der europäischen Parteien ist auch bereits 2003 angesprochen: „Wie würden sie als Bundespräsidentin einem Rechtsruck in diesem Land begegnen?“ (Seite 180) Die Autorin geht im vorliegenden Roman aber soweit, dass auch die Tochter der Kandidatin von einem Schlägertrupp verprügelt wird, weil ihre Mutter für eine sozialistische Partei antritt. Schön ist auch das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter beschrieben. Die Tochter, die nicht das „Kind“ der Mutter ist, sondern ihre Freundin und Beraterin. Wie die Wahl ausgeht lässt die Autorin offen, aber sie gibt einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen eines Wahlkampfteams frei. Vielleicht das beste Buch von Erika Pluhar!? }, keywords = {Parteien, Wahlkampf}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSEI2016, title = {Wien Metropolis}, author = {ROSEI, Peter}, year = {2016}, date = {2016-05-15}, abstract = {ROSEI, Peter: „Wien Metropolis“, Salzburg Wien 2016 Der Inhalt des Buches bietet mehr als sein Titel. Der Titel ist meiner Meinung nach zu kurz gegriffen. Er drückt nicht aus, welcher Inhalt den Leser erwartet. Zu Beginn des Buches glaubt man es mit Kurzgeschichten zu tun zu haben, die sich erst nach und nach zu einer durchgängigen Romangeschichte entwickeln. Zwei Kärntner Buben sind so die Hauptakteure, deren Lebensweg beschrieben wird. Wie sie nach Wien ziehen und in verschiedenen sozialen Schichten untertauchen. Unterschiedliche Charaktere und Menschen aus verschiedensten Milieus treten auf. In der Zeitachse geht es von der Nachkriegszeit bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Eine schöne Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung Österreichs an Hand von Personen. Ein sehr zu empfehlendes Buch. Ein Schriftsteller, der sein Handwerk versteht. Nicht nur im stilistischen, sondern auch im Aufbau der Story. }, keywords = {Geschichte, Nachkriegszeit, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2016d, title = {Die Biene und der Kurt}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2016}, date = {2016-04-29}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Die Biene und der Kurt“, Berlin 2015 Es ist das erste Buch des Autors. Ich habe es umgekehrt gelesen und alle anderen vorher. Daher war ich vom Stil des Schreibers und der Skurilität der Geschichte nicht so überrascht – manche Leute vielleicht geschockt. Aber es ist frischer Wind in der Schriftstellerszene. Solche Sätze formuliert derzeit nur Seethaler. Die Geschichte selbst ist auch sehr ausgefallen und eigenartig. Ein Zwischending zwischen Märchen und Realität, aber doch in einem sehr extremen sozialen Umfeld. Alle kennen die Situation von nicht geliebten Kindern in der Schule. Den Aussenseitern. So ein Mädchen ist die eine Hauptfigur. Sie wird „Biene“ genannt. Im Internat einer katholischen Schule wird sie brutal schikaniert, bis ihr das zu viel wird und sie ausbüchst. Sie kommt dann mit einem älteren Rockmusiker zusammen, der nur mehr auf kleinen Dorfbühnen und in Altersheimen auftritt. Irgendwie finden die beiden zusammen und letztlich wird die Biene ein Teil des Showbusiness. Es passieren die möglichsten und unmöglichsten Dinge, die hier aber nicht zitiert werden sollen, um dem Leser nichts vorweg zu nehmen. Auf alle Fälle sollte man so eine Geschichte gelesen haben, um überhaupt zu wissen, dass es das gibt. }, keywords = {Märchen, Rockmusik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2016c, title = {Der Trafikant}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2016}, date = {2016-04-20}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Der Trafikant“, Zürich Berlin 2015 Es ist ein Stil, wie man ihn bei heutigen Dichtern nicht findet. Vielleicht sogar so wie vor 50 Jahren. Aber er ist schön. Beschreibend. Detailliert. Robert Seethaler geht mit seiner Schreibweise neue Wege. Im Roman „Der Trafikant“ geht er ins Jahr 1938 zurück, einem Jahr mit vielen Änderungen, die er aber auf wenige Personen herunterbricht und so anschaulich macht. Ein Bub aus dem Salzkammergut kommt als Lehrling nach Wien zu einem Trafikanten. Er lernt Sigmund Freud kennen und befreundet sich. Daneben sein erstes Liebeserlebnis mit einer jungen Böhmin. Seethaler erzählt den „Umbruch“ praktisch an Hand von 4 Personen: dem Lehrling Franz aus dem Salzkammergut, seinem Chef, dem Trafikanten, dem Psychotherapeuten Sigmund Freud und der Geliebten von Franz. „Der Professor hingegen war dermaßen klug, dass er sich die Bücher, die er lesen wollte, gleich auch selber schreiben konnte.“ (Seite 127) Zum Altwerden sagt der kleine Franzl als er den Professor so anschaut: „Das Altwerden ist doch eigentlich ein einziges Elend … Was nützte die ganze Gescheitheit, wenn einen die Zeit ja doch irgendwann erwischte?“ (Seite 127) Freud lässt er sagen „Immerhin ist diese Erkenntnis der erste Schritt im steilen Stiegenhaus der Weisheit“. (Seite 130) „Je länger sich die Tage ziehen, desto kürzer kommt einem das Leben vor. … was tun die Leute um sich das Leben zu verlängern und die Tage zu verkürzen? Sie reden. Sie reden, plappern, plaudern und erzählen.“ (Seite 237) }, keywords = {Drittes Reich, Juden, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2016b, title = {Die weiteren Aussichten}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2016}, date = {2016-04-12}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Die weiteren Aussichten“, München 2010 Der Stil und die Qualität sind so gut, wie ich Seethaler in meinem ersten Buch kennengelernt habe. Das Thema ist etwas skurril. Ein behinderter junger Mann, der mit seiner Mutter zusammenlebt und dann eine junge Frau kennenlernt. Der Mutter-Sohn-Konflikt mit einer Freundin im Haus ist nur eine Tangente. Die tiefgreifender ist das Verhalten aller drei Personen, das sehr ausgefallen ist. Der Autor entführt seine Leser in ländliches Gebiet und hier zu einem Tankstellenbetrieb außerhalb des Dorfes. Die handelnden Personen sind sehr ausgefallen und manchmal fast unwirklich. Trotzdem geht die Geschichte märchenhaft grotesk aus. Mehr muss sich jeder Leser selbst herauslesen. }, keywords = {Ländliches, Skuriles}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SUTER2016, title = {Montecristo}, author = {SUTER, Martin}, year = {2016}, date = {2016-04-05}, abstract = {SUTER, Martin: „Montecristo“, Zürich 2015 In der Schweiz sind Banken so groß und wichtig, dass sie nicht Bankrott gehen dürfen, weil sie dann das ganze Land mitziehen würden. Ein Journalist deckt Dinge auf, die normalerweise zu einem Bankrott führen würden. Der Staat – vertreten durch Politiker und wichtige Beamte und Manager – muss das im nationalen Interesse verhindern. Da hilft auch der beste freie Journalist Nichts. Das führt letztlich zu der Frage des erfolgreichen Journalisten „Sie sind also der Meinung, dass es eine kritische Größe gibt, ab der man einen Skandal nicht mehr aufdecken darf?“ (Seite 292) }, keywords = {Banken, Schweiz}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SEETHALER2016, title = {Ein ganzes Leben}, author = {SEETHALER, Robert}, year = {2016}, date = {2016-03-27}, abstract = {SEETHALER, Robert: „Ein ganzes Leben“, München 2016 Ein großartiges Buch! Ein begnadeter Schreiber! Einerseits hat man das Gefühl es sei vor hundert Jahren geschrieben worden, aber dann kommen moderne Dinge wie Pistenraupen und das Leben eines modernes Schiorts vor. Seethaler beschreibt das Leben eines Mannes in einem Bergdorf, der ein schweres Schicksal hatte und doch glücklich war. Seine Liebe zu einer Frau währte nur kurz und er blieb ihr dann treu bis zu seinem Tod. Selbst die Beschreibung des Todes ist großartig formuliert: „Und er lauschte der Stille, als es zu schlagen aufhörte. Geduldig wartete er auf den nächsten Herzschlag. Und als keiner mehr kam, ließ er los und starb.“ (Seite 178) Sein Blick auf das Arbeitslager der Seilbahngesellschaft: „Auch im Lager waren die Lichter bereits ausgegangen und aus den schmalen Eisenrohren stieg der Rauch fast senkrecht in den wolkenverhangenen Abendhimmel. Aus der Entfernung sah es aus, als wären die Wolken mit dünnen Fäden an den Dächern befestigt und hingen wie riesige unförmige Ballons über dem Tal.“ (Seite 73) Beim Begräbnis seiner Frau: „Egger saß auf einem Hocker, krank und starr vor Traurigkeit, und nahm die Beileidskundgebungen entgegen. Er verstand nicht, was die Leute zu ihm sagten, und ihre Hände fühlten sich an wie irgendwelche fremdartigen Dinge, die man ihm reichte.“ (Seite 85) Um mein Statement „ein großartiges Buch“ zu untermauern hier noch einige Sätze als Kostproben: Im Kriegsgefangenenlager in Russland sagt er: „Der Tod gehört zum Leben wie der Schimmel zum Brot“ (Seite 107) „Alles an ihm war krumm und schief. Sein Rücken schien in einem engen Boden der Erde zuzustreben und immer öfter hatte er das Gefühl, seine Wirbelsäule wachse ihm über den Kopf.“ (Seite 164) }, keywords = {Leben, Schiort}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STROHMAIER2016, title = {Kreuzweg der Stunde. Ein Weg, der immer noch begangen wird. Heute. Morgen. Tag für Tag}, author = {STROHMAIER, Otto}, year = {2016}, date = {2016-03-22}, abstract = {STROHMAIER, Otto: „Kreuzweg der Stunde. Ein Weg, der immer noch begangen wird. Heute. Morgen. Tag für Tag.“, Sankt Lambrecht 2015 Der Kreuzweg wird zwei Mal abgehandelt: einmal mit dem Bruder Thomas des Autors. Hier sind längere Erklärungstexte hinzugefügt, die sich auch zum Meditieren eignen. Im zweiten Buchteil Zeichnungen des Bruders Sepp, zu denen Abt Otto nur kurze Sätze der Erklärung gab. Ein sehr besinnliches und in die Vorosterzeit passendes Buch. }, keywords = {Kreuzweg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KERKELING2016, title = {Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg}, author = {KERKELING, Hape}, year = {2016}, date = {2016-03-21}, abstract = {KERKELING, Hape: „Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg“, München - Berlin - Zürich 2016 Ein Mensch, der sich immer in der Öffentlichkeit publizieren muss. So schreibt er über eine Wallfahrt, bei der man zu sich selbst kommen soll. Er aber bringt es in die Öffentlichkeit. Trotzdem ist es wichtig es lesen zu können, wie es einem Pilger so auf einer langen Wanderung geht. Es ist keine Literatur; ein reiner Reisebericht dessen Ablauf durch die Route der Wanderung bestimmt wird. Für alle aber, die sich für so eine Wanderung interessieren sicher ein interessanter Ratgeber und für alle anderen erlaubt es ein Miterleben. }, keywords = {Jakobsweg, Wallfahrt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Dieter2016, title = {Das Geheimnis des perfekten Tages}, author = {NUHR Dieter}, year = {2016}, date = {2016-03-08}, abstract = {NUHR, Dieter: „Das Geheimnis des perfekten Tages“, Köln 2015 Das Buch lässt dem Leser keine Zeit zum Verschnaufen. Schlag auf Schlag folgen Statements, Fakten und gute oft auch lustige Formulierungen. Das Korsett des Buches ist der Ablauf eines Tages. Die einzelnen Kapitel haben Uhrzeiten. In den Zeitabschnitten wird aber mehr eingefüllt als man im größten Expresstempo denken kann. Ein witziges, skuriles und ungewöhnliches Buch. }, keywords = {Komiker}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HÖRTENHUBER2016, title = {OUPS – Der Schlüssel zur Liebe}, author = {HÖRTENHUBER, Kurt}, year = {2016}, date = {2016-02-23}, abstract = {HÖRTENHUBER, Kurt: „OUPS – Der Schlüssel zur Liebe“, Ried 2015 Ein kleines Bücherl mit netten Illustrationen, das über Liebe spricht. OUPS ist ein Außerirdischer, der von seinem fernen Planten der Liebe berichtet. Trivial, aber doch irgendwie nicht unrichtig. Was Liebe sein kann und wie sie aus verschiedenen Generationen betrachtet ist. }, keywords = {Außerirdischer, Liebe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Ingeborg2016, title = {Im Fadenkreuz der Macht. Das außergewöhnliche Leben der Margarete Ottillinger}, author = {SCHÖDL Ingeborg}, year = {2016}, date = {2016-02-22}, abstract = {SCHÖDL, Ingeborg: „Im Fadenkreuz der Macht. Das außergewöhnliche Leben der Margarete Ottillinger“, Wien 2015 Hier wird ein Leben beschrieben, wie es sich Menschen von heute nicht mehr vorstellen können. Auch für mich war es schwer beeindruckend, waren es doch meine ersten Lebensjahre, die für diese Frau die Hölle in Sibirien bedeuteten. Eine zielstrebige und ehrgeizige Frau, die in kürzester Zeit ihr Studium schaffte und dann rasch im Staatsdienst zur Sektionschefin aufstieg. Ihr Leben änderte sich, als sie mit ihrem Minister aus der amerikanischen Besatzungszone kommend von Sowjets verhaftet wird. Nach langen Verhören kommt sie in verschiedene Gefängnisse in Russland und entgeht mehrmals knapp dem Tod. Als es 1955 in Österreich hieß „Österreich ist frei“ bedeutete es auch für die hunderten Gefangenen Österreich in der Sowjetunion die Möglichkeit der Heimkehr. Ottillinger hatte sich nicht kleinkriegen lassen. Sie kämpfte sich in der veränderten österreichischen Gesellschaft wieder zurück und wurde Vorstandsdirektorin der OMV. Daneben engagierte sie sich im kirchlichen Bereich, wollte ein Kloster bauen aus dem letztlich nur die Kirche übrig blieb. Die Dreifaltigkeitskirche des Bildhauers Wotruba in Wien. Selbst ging sie dann, nachdem sie durch politische Machtspiele in Pension gehen musste um einer anderen Frau den Sessel frei zu machen, ins Kloster. Es ist würdig so einer Persönlichkeit ein Mahnmal in Form einer Biografie zu widmen. Dem Leser werden viele Seiten sehr nahe gehen und ihn oder sie vielleicht sogar zum Weinen bringen. Eine andere Welt, die wir heute Gott sei Dank nicht mehr kennen. }, keywords = {Entführung, Nachkriegszeit, UdSSR}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RUGE2016, title = {Macht Wechsel – In Deutschland nicht nur über Veränderungen reden, sondern handeln – aber wie?}, author = {RUGE, Elisabeth und Peter}, year = {2016}, date = {2016-02-20}, abstract = {RUGE, Elisabeth und Peter: „Macht Wechsel – In Deutschland nicht nur über Veränderungen reden, sondern handeln – aber wie?“, Hamburg 2016 Beim Lesen wurde mir nicht klar, ob es sich um eine rechtsradikale Literatur handelt, oder ob die Autoren nur aufrütteln wollen und das Thema sachlich aufzeigen wollen. Ist die Situation in Deutschland schon so fortgeschritten, wie im Buch beschrieben oder ist es literarisch überhöht? Im Grunde ist es ein sachlich, journalistisch aufgearbeitetes Thema, das in Romanform auch leicht und gut lesbar ist. Je weiter ich in das Buch hineinlas, umso überzeugter wurde ich über seine Rechtslastigkeit. Einerseits wird lexikalisch - oder heute muss man besser "Wikipedianisch" sagen - Geschichte eingestreut und das Buch so gestreckt, andererseits wird aber auch (fast) alles an der derzeitigen Politik schlecht gemacht und kritisiert. Aus österreichischer Sicht ist die einzige Politikerin Europas mit Profil die deutsche Kanzlerin und hier wird - Gott sei Dank nur in einem Buch mit niedriger Auflage - das Flaggschiff kaputtgemacht. Alternativen werden hier nicht aufgezeigt und vergessen wird, dass es Nichts Fehlerloses gibt. Dinge wie "eine Bank habe kein Geld mehr, weil sie so viele Zahlungen an Flüchtlinge hat" kann ja wohl nur als Witz oder schlechte Managementverantwortung der Banker betrachtet werden und hat absolut Nichts mit der Politik zu tun. Das Lufthansapersonal zerstört mit endlosen Streiks die eigene Firma. Die Autoren machen auch dafür die Politik verantwortlich, obwohl die Airline eine private ist. Politiker sind ja keine Sündenböcke für Fehler der Anderen. Jeder Mensch muss Verantwortung übernehmen. Auch die Lufthansamitarbeiter und allen voran deren Betriebsrat. Auf Seite 260 lässt man eine Araberin mit Burka ins Wasser gehen und redet negativ über deren Sauberkeit. Sind Europäer wirklich reinlichere? Am Ende wird es wieder Märchen, indem die deutsche Kanzlerin entführt wird und in Berlin eine Alternativregierung aufgestellt wird. Schade finde ich nur, dass zwei so begnadete Journalisten, die so ausgezeichnet schreiben und formulieren solch unrealistische und hetzerische Texte schreiben. Aber so ist es auch in der Literatur. Begnadete Dichter schreiben oft über Themen, die schlecht sind. }, keywords = {Flüchtlinge, Rechtsextrimismus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JohGun2, title = {Warten auf Gianni Eine Liebesgeschichte in sieben Jahren}, author = {Susanne SCHOLL}, editor = {Residenz Verlag}, isbn = {9783701716678 }, year = {2016}, date = {2016-02-15}, abstract = {Ein ungewohntes Thema, das da von Susanne Scholl kommt. Ihre bisherigen Bücher stammten immer aus der Ex-Sowjetunion und waren eher Sachbücher als Romane. Jetzt verlegt sie die Handlung nach Italien und erzählt eine Beziehungsgeschichte. Auch der Stil ist nicht, wie von anderen Literaten. Das Buch hat zwar Abschnitte – eben die sieben Jahre, die schon im Untertitel erwähnt sind – aber keine Kapitel. Die einzelnen Abschnitte sind oft nur drei Zeilen lang. Man muss sich einlesen in diese Struktur, kommt aber dann ganz gut zurecht. Die Geschichte zieht sich über sieben Jahre. Sieben Jahre Liebesbeziehung, deren Ergebnis auf Seite 209 steht. Man muss es sich aber selbst erlesen. Es wird hier nicht verraten. }, keywords = {Liebesgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ORESKES2016, title = {the Collapse of Western Civilization – A View from the future}, author = {ORESKES, Naomi; CONWAY, Erik M}, year = {2016}, date = {2016-02-13}, abstract = {ORESKES, Naomi; CONWAY, Erik M.: „the Collapse of Western Civilization – A View from the future“, New York 2014 Die Autoren beschreiben das Ende der „westlichen Welt“, das dann von 1540 bis 2093 gedauert hat. Kulturen sind im Laufe der Geschichte immer wieder zerfallen: das römische, das byzantinische und das Inkareich. Der Zerfall der „westlichen Welt“ ist aber unterschiedlich, denn hier könnten die Gesellschaften den Zerfall verhindern. „knowledge did not translate into power“ (Seite 2) Das Fehlverhalten lag – so die Autoren – im Positivismus und Fundamentalismus der Märkte. Hunderte Milliarden wurden in Klimaforschung investiert, aber die Macht etwas zu ändern war nicht in Händen der Wissenschaft, sondern in jener der Märkte und Politiker. Oreskes ist Professor für die Geschichte der Wissenschaft in Havard und zeichnet dieses nicht gerade beruhigende Zukunftsbild unserer Erde und unserer Gesellschaft. Vielleicht ist es ein Beitrag zu einem Weckruf. }, keywords = {Weltuntergang}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HENISCH2015, title = {Mortimer & Miss Molly}, author = {HENISCH, Peter}, year = {2016}, date = {2016-01-29}, address = {München}, abstract = {Nach den ersten Seiten dachte ich mir „Was soll das werden? Da beschreibt einer in der Jetztzeit einen Vorgang aus dem Zweiten Weltkrieg. Was soll das schon werden?“ Aber der Autor packte mich bald und das Lesen wurde immer spannender. Er verschachtelte zwei Geschichten, zwei Paare in einem Buch. Einerseits das Paar aus dem Zweiten Weltkrieg – ein abgeschossener amerikanischer Kampfflieger mit einer in Italien wohnenden Engländerin, die ihn vor den deutschen Soldaten versteckte – und andererseits ein junges Paar, das sich während eines Seminars verliebte. Die Jungen recherchieren die Geschichte des alten Ehepaares. Diese Recherche zieht sich über die 319 Seiten des Buches. Die historische Geschichte bleibt durchgängig, die des jungen Ehepaares unterzieht sich vielen Veränderungen, die aber wieder zusammen führen. Mehr sei hier nicht verraten. (Hinterbrühl Vandans, 29.01.2016) }, keywords = {Liebesgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HENISCH2016, title = {Mortimer & Miss Molly}, author = {HENISCH, Peter}, year = {2016}, date = {2016-01-29}, abstract = {HENISCH, Peter: „Mortimer & Miss Molly“, München 2015 Nach den ersten Seiten dachte ich mir „Was soll das werden? Da beschreibt einer in der Jetztzeit einen Vorgang aus dem Zweiten Weltkrieg. Was soll das schon werden?“ Aber der Autor packte mich bald und das Lesen wurde immer spannender. Er verschachtelte zwei Geschichten, zwei Paare in einem Buch. Einerseits das Paar aus dem Zweiten Weltkrieg – ein abgeschossener amerikanischer Kampfflieger mit einer in Italien wohnenden Engländerin, die ihn vor den deutschen Soldaten versteckte – und andererseits ein junges Paar, das sich während eines Seminars verliebte. Die Jungen recherchieren die Geschichte des alten Ehepaares. Diese Recherche zieht sich über die 319 Seiten des Buches. Die historische Geschichte bleibt durchgängig, die des jungen Ehepaares unterzieht sich vielen Veränderungen, die aber wieder zusammen führen. Mehr sei hier nicht verraten. (Hinterbrühl Vandans, 29.01.2016) }, keywords = {Italien, peter, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{begegnen“(Hg)2016, title = {Dem Alter begegnen – Eine Initiative zur Neudefinition von Altwerden}, editor = {Verein „Mariazeller Gespräch – Dem Alter begegnen“ (Hg)}, year = {2016}, date = {2016-01-28}, abstract = {Eine Gruppe unabhängiger Personen, die sich mit dem Thema der alternden Generationen beschäftigt und versucht Vorschläge und Ansätze zu bieten. In vier Schwerpunkten wird das Thema abgearbeitet. Jetzt liegen die Ergebnisse der zweiten Etappe vor. In diesem Band ist das Motto „Unterwegs sein“. Dieses Thema wurde in 7 Arbeitsgruppen mit Experten aufgearbeitet: Natur, Gesellschaft, Kunst&Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Geist& Spiritualität. Diese unabhängige Initiative setzt sich ab von Überlegungen der Politik (die sich vor der entstehenden Kostenlawine fürchtet), der Werbung (die alte Menschen als Zielgruppe sehen und sie verklärt darstellt) und der Wirtschaft, die sich von älteren ArbeitnehmerInnen gerne trennt. Neben dem Inhalt ist auch die Entstehung etwas Besonderes. Neben den 7 Referenten wurden 49 Multiplikatoren aus verschiedensten Bereichen, unterschiedlicher Generationen eingeladen. Nach den Impulsreferaten wurden in World Cafes (7 Teilnehmer pro Tisch x 7 Themen/Tische) in 7 Runden die Thesen und Fragen weiterbearbeitet, sodass jeder „Teilhaber“ (das Wort Teilnehmer würde dem Konzept nicht gerecht werden!) an jedem Tisch, zu jedem Thema etwas beitragen konnte. Das vorliegende Buch wurde so von etwa 50 Autoren geschrieben: 7 Fachreferenten und 49 Teilhabern. Die Organisatoren fassten dann alles zusammen, dass es zwischen die beiden Deckel des Buches passte. Ein interessantes und aktuelles Thema mit innovativer Aufarbeitung. (Hinterbrühl, 28.01.2016) }, keywords = {Alter}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{Bernhard2016, title = {Liebe Grüsse aus der Wachau}, author = {GÖRG Bernhard}, year = {2016}, date = {2016-01-21}, abstract = {Sehr gut geschrieben. Ich bin zwar kein Krimileser, aber bei diesem Buch hat mir der Aufbau sehr gut gefallen. Der Krimi bietet Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Speziell als Kremser oder Wachauer erlebt man die Gegend sehr intensiv. Viele der Figuren glaubt man zu kennen. Zumindest sind sie an das kleinbürgerliche der Provinz angepasst. (Hinterbrühl, 21.01.2016) }, keywords = {Krimi, Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{DÜBGEN2015, title = {Strom}, author = {DÜBGEN, Hannah}, year = {2016}, date = {2016-01-12}, abstract = {Zu Beginn kann man sich schwer vorstellen, wie diese unterschiedlichen Geschichten zu einem Roman zusammenfinden werden: • eine japanische Pianistin in Paris, • zwei Dokumentarfilmerinnen aus Berlin, • ein brasilianischer Zoologe mit einer jüdischen Frau in Israel und • ein Amerikaner bei einer amerikanischen Investmentbank in Tokio. Die Autorin entführt in Gegenden, die man vielleicht nicht kennt, aber schnell miterlebt und mitfühlen kann. Wenn sie etwa das Passieren der Grenze zwischen Israel und Palästina beschreibt, oder wie sich Manager einer Investmentbank verhalten. Auch über das Musikgeschehen ist sie sehr versiert. Zwischenzeitlich fragt man sich als Leser „Woher weiß sie all diese unterschiedlichen Milieus?“ „Wie ist sie imstande so verschiedene Dinge zu beschreiben?“ Die Proponenten des Buches kommen abwechselnd in Kapiteln zu Wort. Jedes dieser Kapitel ist sehr interessant und schön geschrieben. Aber als Leser konnte man sich lange nicht vorstellen, wie das zu einer gemeinsamen Geschichte wird. Im letzten, dem 20. Kapitel wird es. Alle handelnden Personen sind im selben Konzert in Jerusalem, in dem die japanische Pianistin spielt. Was mir als Chopinverehrer gefiel war, dass Chopin oft im Buch vorkommt. Der lange verstorbene Komponist kommt so unter jungen Menschen wieder zu einem Revival. (Hinterbrühl, 12.01.2016) }, keywords = {Global, International}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{Graham2016, title = {Der dritte Mann}, author = {GREEN Graham}, year = {2016}, date = {2016-01-02}, abstract = {Oft kennt man ein Buch und sieht nachher erst den Film und ist enttäuscht. In diesem Fall ist es der Film, der für mich sehr gut und bekannt ist und erst nach vielen Jahren las ich das Buch. Es ist aber ein neues Erlebnis das Buch zu lesen. Es ist mindestens so spannend und interessant als der Film, wenngleich die schwarz-weiß Aufnahmen des Films die gelesenen Eindrücke überlagern und illustrieren. Die Stadt Wien in der Nachkriegszeit unter vierfacher Besatzung wird von Green sehr anschaulich beschrieben und von der Geschichte des dritten Manns überlagert. Eine typische Nachkriegssituation, in der Mangel herrscht und der Schwarzmarkt blüht. In der Romangeschichte allerdings mit Penicillin. (Retz, 02.01.2016) }, keywords = {Nachkriegszeit, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{Marlene2015, title = {Himmel, der nirgendwo endet}, author = {HAUSHOFER Marlene}, year = {2015}, date = {2015-12-31}, abstract = {Die Autorin beschreibt die Sicht der Welt aus der Sicht eines kleinen Mädchens. So beschreibt sie ihre Eifersucht, als sie einen kleinen Bruder bekommt und dieser bevorzugt behandelt wird. Wir alle kennen das, aber hier wird es aus der Sicht des Kindes beschrieben. Haushofer lasst das Mädchen Meta vom Alter mit 2 1/2 Jahren bis zur Mittelschulzeit, in der sie ins Internat kommt erzählen. Die Welt aus der Sicht des heranwachsenden Mädchens. Ihre Konflikte mit der Mutter und die Liebe und Verehrung zum Vater. Auch wozu man Geld braucht überlegt sie. Ihre Verwandten sieht sie aus einem anderen Blickwinkel als die Erwachsenen. (Retz, 31.12.2015) }, keywords = {Nachkriegsgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{GSTREIN2015, title = {Einer}, author = {GSTREIN, Norbert}, year = {2015}, date = {2015-11-25}, abstract = {Es ist das erste Buch des Österreichers Gstrein. Er stammt aus den Bergen und erzählt seine erste Geschichte aus den Bergen. Aus einem Wintersportort am Arlberg. Er erzählt das Leben dort im Dorf durch einen jungen Mann, der aber selbst nie zu Wort kommt. Stilistisch erinnerte es mich an frühe Werke von Peter Handke. (Hinterbrühl, 25.11.2015) }, keywords = {Arlberg, Landleben}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @article{Karin2015, title = {Ein Paar zwei Kulturen. So gelingt die Liebe in einer globalisierten Welt}, author = {SCHREINER Karin}, year = {2015}, date = {2015-11-11}, abstract = {SCHREINER, Karin: "", Munderfing 2015 In einer Einleitung wird aufgezeigt, warum sich das Problem der interkulturellen Partnerschaft heute stärker stellt als in früheren Generationen. Europa ist in einem demografischen Wandel, unsere Gesellschaft wird vielfältiger, die sozialen Rollen ändern sich, die „klassische Ehe“ beziehungsweise das „Muss“ des Heiratens ist vorbei, die Partnerwahl hat sich verändert (Menschen suchen sich ihre Partner selbst aus und es wird nicht vom Clan und der Familie vorgegeben) und die Religion spielt heute weniger Rolle, sodass auch religiöse Mischehen öfter entstehen. Theorie wird durch Praxis untermauert. Paare aus unterschiedlichen Ländern treffen Aussagen, die dann theoretisch erklärt werden, warum das so ist. Die im letzten Kapitel aufgezeigten „Tipps und Übungen für interkulturelle und interreligiöse Paare“ sind auch für Partner, die aus demselben Kulturkreis stammen anwendbar. (Hinterbrühl, 18.11.2015) }, keywords = {Interkulturell, Partnerschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{KURKOW2015, title = {Der Milchmann in der Nacht}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2015}, date = {2015-11-11}, abstract = {Zu Beginn treten sehr unterschiedliche Personen auf, sodass man sich als Leser nur schwer vorstellen kann, wie die zusammen passen sollen. Langsamen finden sie aber zueinander, auch wenn sie aus ganz unterschiedlichen Milieus kommen. Ob es typisch für die Ukraine ist, dass bei jeder Gelegenheit harter Alkohol getrunken wird oder ob es eine Marotte des Dichters ist? Auch scheint es bei den heutigen Erfolgsdichtern üblich zu sein ihre Städte zu beschreiben. In detaillierter Form mit Straßennamen. Eine Stadtführung im Roman verpackt. Über 500 Seiten, die Entspannung bringen, aber keine hochwertige Literatur. Ein Märchenerzähler der Moderne. In der korrupten Welt der Ukraine scheint manchmal auch so etwas wie Happy End möglich – auch wenn es in einer russischen Stadt stattfindet. (Salzburg - Hinterbrühl, 11.11.2015) }, keywords = {Krimi, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Luise2015, title = {Jan Lobel aus Warschau}, author = {RINSER Luise}, year = {2015}, date = {2015-10-30}, abstract = {Carl Zuckmayer ist am Buchumschlag zitiert: „Die stärkste Prosadichtung, die ich überhaupt seit Kriegsende aus Deutschland in die Hand bekam“. Es ist ein Nachkriegsroman. Eine Geschichte, die sicher tausende Male vorgekommen ist und ein Schicksal darstellt, wie es nach einem Krieg passieren kann: Der Mann ist im Krieg. Die Frau führt den Betrieb alleine weiter. In den letzten Wochen werden Strafgefangene und KZler verlegt, weil die Front näher rückt. Aus so einem Zug gelingt es einem polnischen Juden auszubrechen und die Frau nimmt ihn auf. Sie versteckt ihn und pflegt ihn gesund. Vielleicht noch mehr als das, aber noblerweise ist es im Roman nicht angesprochen. Aber alle wissen es (oder wollen es wissen). Im Dorf wird geredet und die Hausbewohner schweigen wissend. Und dann kommt der Mann heim. Zwei Männer im Haushalt. Einer zieht die Konsequenzen. Aber wer, das muss sich der Leser selbst erlesen. (Hinterbrühl, 31.10.2015) }, keywords = {Deutschland, Kriegsende}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TROJANOW2015, title = {Der überflüssige Mensch}, author = {TROJANOW, Ilija}, year = {2015}, date = {2015-10-26}, abstract = {Der Autor setzt sich in kurzen Geschichten mit der Überbevölkerung auseinander. Historisch betrachtet er etwa das Verhalten von Schiffbrüchigen, die wie Kannibalen über die Schwächeren herfallen oder wie es Berechnungen gab, die aufzeigten welche Länder „zu viele Menschen an Bord“ hätten. Die Reichen kommen bei einer Reduzierung nie in Frage. Gesellschaftspolitisch wird diskutiert, wie man verhindert, dass sich die Armen weiter vermehren. Er zeichnet ein Zukunftsszenario, indem „die Herrschaft des Kapitals nur noch durch den Einsatz von Gewalt (also außerökonomischen Zwang) aufrechtzuerhalten sein wird.“ (Seite 71). Man kann nur hoffen, dass er nicht Recht hat, aber als Warner kann er vielleicht eine Änderung bewirken. (Hinterbrühl, 26.10.2015) }, keywords = {Überbevölkerung, ZUkunft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HARATISCHWILI2015, title = {Das achte Leben (für Brilka)}, author = {HARATISCHWILI, Nino}, year = {2015}, date = {2015-10-21}, abstract = {Auf der fünfstelligen Sterneskala würde ich diesem Buch gerne sechs Sterne geben. Das geht nicht. Die andere Variante wäre es, dass ich viele der bisherigen Buchbewertungen um einen Stern zurückstufe, um diesem Buch den ihm gebührenden Stellenwert verleihen kann. 1300 Seiten sind sicher keine schnelle Lesekost, ich kann aber versichern, dass die Autorin nicht locker lässt und den Leser, die Leserin festhält und zum Weiterlesen fast zwingt. Eine Familiengeschichte, die über mehrere Generationen geht und die sich auf ein Land konzentriert – Georgien -, das wir Mitteleuropäer wenig bis gar nicht kennen. Ein Geschichtsunterricht in angenehmer Leseform. Geografisch strecken sich die Erzählungen aber auch auf die ehemalige UdSSR mit dem Schwerpunkt Moskau und Sankt Petersburg, Deutschland, Prag und England. Es ist so ein großartiges Buch, wie ich es nicht beschreiben kann. Ich verwende die Worte der Autorin, die da sagte „Er erzählte klar als müsste sie noch vier weitere Ohren haben, ein zweites oder drittes Gehirn, um das alles zu begreifen, aufzunehmen, einordnen zu können.“ (Seite 1027) Die Geschichte beginnt um 1900 in Georgien und zieht sich über sechs Generationen einer angesehenen georgischen Familie bis Berlin im Jahr 2006 hin. Aber das ist es nicht. Eine Familiengeschichte könnten auch andere schreiben. So wie sie Nino Haratischwili schreibt ist es etwas Besonderes. Nicht nur eine Geschichte. (Hinterbrühl-Sizilien, 21.10.2015) }, keywords = {Georgien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JAMPOLSKY2015, title = {Verzeihen ist die größte Heilung}, author = {JAMPOLSKY, Gerald G}, year = {2015}, date = {2015-10-14}, abstract = {Eigentlich habe ich das Buch nicht für mich gekauft. Dann habe ich es doch gelesen und daraus gelernt. Der Autor ist Arzt. Man könnte in ihm auch einen Sektierer finden. Trotzdem gibt er Tipps, wie man sich aus der inneren Pein des Nicht-Verzeihens lösen kann. Zumindest macht er dem Leser bewusst, dass man durch Verzeihen sich selbst in eine bessere Position bringt. Seelisch und körperlich. Sein Ziel ist es, den Leser in inneren Frieden zu bringen. Wie in einem Kochbuch lässt er aufschreiben, wem man verzeihen könnte und wem nicht. Aus verschiedenen Kreisen: der Familie, den Lebenspartnern, Gedanken und Gefühlen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, aus höherer Gewalt und Unfällen. Der Autor illustriert dann mit Beispielen aus seiner Praxis die Vorgangsweise um es letztlich jedem selbst zu überlassen sich von belastenden Gedanken zu „befreien“. (Catania, 14.10.2015) }, keywords = {verzeihen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2015, title = {Zurück auf Start. Ein Fall für Kostas Charitos}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2015}, date = {2015-09-28}, abstract = {Die einen setzen sich am Abend vor den Fernseher und lassen sich berieseln. Andere lesen Bücher wie dieses. Es ist einfach zu lesen und hat auch eine bestimmte Spannung. Die Kapitel sind meist unter zehn Seiten, sodass man einzelne Abschnitte auch bei geringer Leseleistung abwickeln kann. Der bald 80-jährige Markaris hält bei seinen Romanen das Lesemuster ein und die handelnden Personen sind schon bekannt. Auch der Ablauf ist immer derselbe. Neu in diesem Band ist es, dass er die Situation Griechenlands in der Wirtschaftskrise schildert. Heruntergebrochen auf einzelne Menschen und deren Verhalten. Es ist auch eine Warnung, dass es bei schlechter Wirtschaftslage zu mehr Verbrechen kommen kann. (Hinterbrühl Krems, 28.09.2015) }, keywords = {Griechenland, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2015, title = {Aluigis Abbild}, author = {BRANDSTETTER, Alois}, year = {2015}, date = {2015-09-19}, abstract = {Brandstetter hat seinen Weg als Schriftsteller, wie er noch den „Briefträger“ und andere Romane geschrieben hat verlassen. Mit dem neuen vorliegenden Roman tritt er uns halb als Professor einer Universität und halb als Romanschriftsteller entgegen. Er ist ein anderer Schreiber geworden, als er bisher war. Das bedeutet auch ein anderes Publikum. Im vorliegenden Buch widmet er sich der Zeit um Rubens, und wie Künstler damals mit ihren Auftraggebern verkehrten. Die Mutter eines seliggesprochenen Sohnes, der in jungen Jahren verstarb soll in einer eigenen Kapelle verewigt werden. Rubens ist der Wunschmaler, der aber absagt und seinen jungen Schüler van Dyck schickt, der aber nie ankommt … (Hinterbrühl - Krems, 19.09.2015) }, keywords = {Roman, Rubens}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARAI2015, title = {Die Gräfin von Parma}, author = {MARAI, Sandor}, year = {2015}, date = {2015-09-14}, abstract = {Nachdem ich bisher fast alles von Sandor Marai gelesen habe dachte ich bei diesem Buch „Das kann nicht von ihm sein“. Es kam mir wie eine Fälschung eines Verlags vor, der eben unter dem Namen so einen Roman herausgibt, der stilistisch nicht zu Marai passt. Er (?) beschreibt hier eine Geschichte, die vor seiner Zeit in einem Gebiet spielt, das nicht seines ist. Ein Mann aus Venedig, der wegen schlechter Lebensführung ins Gefängnis kommt und dem es gelingt zu flüchten und der versucht an sein früheres Leben anzuknüpfen. Er war ein Weiberheld, ohne dass er selbst aktiv war: „dass er im Zweikampf der Liebe stets der Übervorteilte, der Ausgeplünderte und das Opfer war.“ (Seite 102) Er war niemals „der Wählende, sondern stets der Erwählte“ (Seite 102) Die Frau, die ihn wirklich liebt und verehrt erobert er nicht. Als Vorlage diente dem Dichter Casanova. (Hinterbrühl Hamburg, 14.09.2015) }, keywords = {Parma, Roman, Venedig}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2015, title = {Jimi Hendrix live in Lemberg}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2015}, date = {2015-09-02}, abstract = {Wenn mein kleiner Neffe unwahre Geschichten erzählt und ich ihn ermahne meint er „Das ist nur im Märchen so und im Märchen kann alles sein.“ So ein Märchenerzähler ist Kurkow. („Der Mythos ist immer wichtiger als die Wahrheit.“ Seite 400) Er bringt Geschichten aus Lemberg, die man nie erwarten würde und die in eine unreale Welt führen. In eine Welt, wo es nach Meerwasser riecht, wo es gar kein Meer gibt und wo auch Seemöwen fliegen. In diesem Buch endet seine Geschichte aber relativ primitiv. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass er das Ende rasch und primitiv herbeiführte. „Die Vergangenheit häuft sich an, während die Gegenwart einen Augenblick verweilt und dann genau dorthin, in die Vergangenheit, davonsickert.“ (Seite 62) „Manche Städte gibt es nur, damit jemand davon träumen kann, dort hinzukommen. Das Träumen ist manchmal wichtiger als das Hinfahren …“ (Seite 66) (Hinterbrühl, 02.09.2015) }, keywords = {Jimi Hendrix, Lemberg, Roman, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Milo2015, title = {Der letzte Sonntag - Bericht über das Attentat in Sarajewo}, author = {DOR Milo}, year = {2015}, date = {2015-08-25}, abstract = {Der Hergang des Attentats, das dann den Ersten Weltkrieg auslöste ist aus Geschichtsbüchern hinlänglich bekannt. Milo Dor macht daraus eine literarische Geschichte, die viele Hintergründe aufzeigt, die historische Berichte oft verschweigen. Der Untersuchungsrichter Pfeffer steht als zentrale Figur da. Aus seiner Sicht und seiner Arbeitsmethode als Untersuchungsrichter stehen manche Dinge und Hergänge in einem anderen Licht. Der Schutz des Thronfolgers war nicht ausreichend, weil er mit seiner Frau fuhr, die keine aristokratisch standesgemäße Ehefrau war und daher weniger Schutz beansprucht. Wäre er allein gefahren, hätte man ihm ausreichendes Militär zur Seite gestellt. Die Anordnungen aus Wien waren darauf angelegt den Fall so darzustellen, dass er einen Grund zu einer Kriegserklärung geben kann. Auch wenn man die Geschichte schon kennt wird sie doch aus einem neuen Gesichtspunkt heraus aufgerollt und man sieht vieles aus einem anderen Gesichtspunkt. Der Untersuchungsrichter fand beim besten Willen keine Beteiligung der serbischen Regierung am Attentat, aber die Politik stufte es so ein und es kam zum Krieg, zum Ersten Weltkrieg. Der genaue Richter hatte versagt. Er wurde nicht gehört. Er wollte nicht gehört werden. Sein Freund formulierte es so: „Das Attentat war nicht die Ursache, sondern nur der Anlass dieses Krieges.“ „Ich glaube, dass der Krieg ausgebrochen wäre – vielleicht nicht heute, aber morgen oder übermorgen -, auch wenn diese Burschen nicht hier in Sarajewo Bomben geworfen und geschossen hätten.“ (Seite 288) Das Übel lag in der fehlenden Föderalisierung der Monarchie. „Es ist eine Tatsache, dass die Deutschstämmigen, oder, wenn du willst, die Deutschsprechenden nur etwa fünfundzwanzig Prozent der Gesamtbevölkerung unseres Reiches ausmachen. Selbst wenn wir die sechzehn Prozent, die von Ungarn gestellt werden, dazu rechnen, macht das weniger aus als der Anteil der Slawen. Nach der letzten Volkszählung beträgt er fünfundvierzig Prozent.“ (Seite 184) (Gaming, Hinterbrühl, 25.08.2015) }, keywords = {Erster Weltkrieg, Sarajevo, Serbien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{Franziskus2014, title = {Gott ist unsere Hoffnung - Worte, die Mut machen}, author = {Papst Franziskus}, editor = {Reinhard Abeln}, year = {2015}, date = {2015-08-13}, abstract = {Eine Zitatensammlung des Papstes. Solche Bücher sind aus meiner Sicht unproblematisch, obwohl sie einzelne Sätze aus dem Zusammenhang reißen und so Dinge darstellen, die vielleicht gar nicht so gesagt sind. Die Zitate sind in einzelnen Kapiteln wie „Der Durst nach dem Absoluten“ oder „Am Ende der Zeiten“ zusammengefasst. (Hinterbrühl , 13.08.2015) }, keywords = {Gott, Papst}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{KEEGAN2015, title = {Das Gegenteil von Einsamkeit}, author = {KEEGAN, Marina}, year = {2015}, date = {2015-08-12}, abstract = {Die Yale Studentin Marina Keegan wollte Schriftstellerin werden. Sie schrieb viel und war zu sich selbst sehr kritisch. Wenige Tage nach ihrem Studienabschluss starb sie bei einem Autounfall. Ihre Professorin stellte Geschichten von ihr für dieses Buch zusammen. Die erste Geschichte „Das Gegenteil von Einsamkeit“ wurde im Internet mit 2 Millionen Klicks zur Sensation, wie auch dieses Buch. „Wir haben kein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit, aber wenn es eins gäbe, könnte ich sagen, genau das will ich im Leben“ (Seite 17) Mit ihren 21 Jahren spricht sie Dinge an, die älteren Menschen nicht einfallen würden. Sie hatte noch eine große Zukunft: „Aber eins wollen wir feststellen: Die besten Jahre unsers Lebens liegen nicht hinter uns. Sie gehören uns und werden sich fortsetzen.“ (Seite 28). Etwas ungewöhnlich für eine junge Frau, wie sie den Tod eines Freundes beschreibt und dabei mit der Ex-Freundin ihres Freundes – also ihrer Vorgängerin – umging. Mit den Augen einer 21-jährigen beschreibt sie ihre Eltern und wie sie miteinander umgehen und wie sich geändert hatten. Ebenso großartige finde ich es, wie sich eine so junge Frau in die Person einer 70-jährigen Frau hineindenkt und deren Besuche bei einem jungen attraktiven Mann beschreibt. Die Geschichten sind sehr vielfältig und gerade in dieser Verschiedenheit liegt die Stärke. Schade dass diese Frau nicht weiter für uns Leser schreiben kann … „Jede Generation hält sich für besonders – meine Großeltern wegen ihrer Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, meine Eltern wegen ihrer Discos und dem Mond. Wir haben das Internet, Millionen und Milliarden Türen, die wir öffnen und schließen können, um uns in Profilen und digitalen Sammelalben darzustellen.“ (Seite 177) „Manchmal überlege ich, wie es wohl wäre, wenn wir Frieden hätten. Wenn der ganze Planet super nachhaltig wäre, überall Windmühlen, solargetäfelte Dächer, saubere Straßen.“ (Seite 280) Schade, dass diese Gedanken nicht weiter gedacht werden. (Hinterbrühl , 12.08.2015) }, keywords = {Einsamkeit, Tod}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{Sandor2015, title = {Die vier Jahreszeiten}, author = {MARAI Sandor}, year = {2015}, date = {2015-08-07}, abstract = {1937 entstand dieses Buch. Jedem Monat des Jahres sind verschiedene Bettgeschichten gewidmet. Sie zeigen die Arbeitsweise des Dichters. Gleichzeitig ist es aber auch eine „Restverwertung“ von geschriebenen Kurzgeschichten, die einem jeweiligen Monat des Jahres zugeordnet werden und so ein Buch ergeben. Einzig die Übergänge sind speziell für dieses Buch geschrieben. Zu Beginn jeden Monats steht eine Geschichte, die wirklich auf den Monat Bezug nimmt. (Hinterbrühl , 07.08.2015) }, keywords = {Vier Jahreszeiten}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{HOLZNER2015, title = {Feuerberg und Tigerholz. Erzählungen aus Indonesien}, author = {HOLZNER, Brigitte M}, year = {2015}, date = {2015-07-29}, abstract = {Viele Jahre ist die Psychologin und Entwiclungssoziologin in verschiedensten Ländern in der Entwicklungshilfe tätig. So hat sie auch viele Jahre in Indonesien verbracht. In einem Schreibseminar hat sie der Dichter Julian Schutting dazu motiviert ihre Geschichten aufzuschreiben und in einem Buch zu veröffentlichen. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis. In Kurzgeschichten werden uns Sex Szenen und Begebenheiten aus Indonesien geschildert. Teilweise sehr persönlich und teilweise sehr systematisch. (Hinterbrühl , 29.07.2015) }, keywords = {Indonesien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHOLL15.0, title = {Wachtraum}, author = {SCHOLL, Susanne}, year = {2015}, date = {2015-07-20}, abstract = {SCHOLL, Susanne: „Wachtraum“, Salzburg Wien 2017 Vergangenheitsbewältigung wird von der nachfolgenden Generation betrieben. Die Judenverfolgung wird hier von einer Autorin mit einer sehr persönlichen Familiengeschichte dargestellt. Eine nach dem Krieg Geborene erzählt von ihren jüdischen Großeltern und Eltern, aber auch von ihren Kindern und Enkelkindern. Aus der Position, der nach dem Krieg geborenen Lea wird der Bogen von der Judenverfolgung des Hitlerregimes mit der Flüchtlingswelle des beginnenden 21. Jahrhunderts gezogen. Lea sieht in ihren Kindern, wie sie sich für die ankommenden Asylanten engagieren und sieht dabei ihre Eltern und Großeltern, wie sie flüchten mussten. Lea studierte Geschichte um die Vergangenheit ihrer Großeltern zu erforschen. Durch eine Freundin der Großmutter kommt sie zu einem Dissertationsthema. Eine Frau, die als Kind aus dem Warschauer Ghetto flüchtete, Jahrelang im Wald überlebte, von den sowjetischen Soldaten aufgegriffen wurde, mit einem Gefangenentransport in den Westen kam und sich so bis Israel durchschlug, wo sie den Rest ihres Lebens in einem Kibbuz verbrachte. Das ist eine der vielen Geschichten in diesem Roman. Genauso wird auch das Leben der Eltern auf der Flucht aus Wien, der Emigration in England und ihre Rückkehr nach Österreich erzählt. Mit den eigenen Kindern und ihrer Verschiedenheit setzt sie sich aus der Sicht einer Mutter auseinander, die glaubt alle ihre Kinder gleich behandelt zu haben, gleich erzogen zu haben und trotzdem wurden sie sehr unterschiedlich. Der konservative und emotionell kalte älteste Sohn, der Bankmanager wurde; die Tochter, die schon als kleines Kind wusste, dass sie Ärztin werden will und das auch durchgezogen hat. Im Fach der Unfallchirurgie erzeugt sie einen sehr positiven Zugang zu ihren Patienten. Sie liebt ihren Beruf. Sie engagiert sich in der Flüchtlingsfrage und verzweifelt arbeitet sie letztlich in Afrika. Obwohl Lea dann doch feststellen muss, dass die Kinder schon als Kinder unterschiedlich waren. Der Älteste war sehr von ihr abhängig. Das Mädchen dagegen unkompliziert. „Mimi war ein so einfaches Kind gewesen. Sie ließ Lea schlafen, sie weinte nur ganz selten, wenn ihr der Bauch wehtat oder ein Zahn sich gerade seinen Weg bahnte. Die meiste Zeit lachte sie in die Welt und war guter Dinge.“ (Seite 149) Scholl zieht einen Vergleich zwischen den im Dritten Reich geflüchteten Juden und den heutigen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Afrika. Sachlich zeigt sie aber auch die Unterschiede auf. Juden haben im Zug ihr Land verlassen. England hat sie aufgenommen, weil sie billige und gebrauchte Arbeitskräfte waren. Heutige Flüchtlinge reisen abenteuerlich und lebensgefährlich. In Europa gibt es zu wenig Arbeitsplätze und für Neuangekommenen noch weniger. Es ist schwer für die Europäer zwischen Kriegsflüchtlingen und Terroristen zu unterscheiden. Voreingenommenheit habe da einen Nährboden. Selbst die aufgeschlossene Lea muss da wohl zweifeln, als ihr geliebter jüngster Sohn bei einem Anschlag auf einen Pariser Konzertsaal ums Leben kommt und gleichzeitig ihre Tochter in einen afghanischen Flüchtling verliebt ist. Das Finale (ein großartiges) ist das letzte Kapitel über Lea. Hier gibt sie ihre Überlegungen und Zweifel frei. Was wäre, wenn ihre Großeltern in England nicht aufgenommen worden wären? Sie würde gar nicht existieren. Sie gesteht sich ihre Hilflosigkeit ein. Sie konnte ihren Sohn nicht schützen – oder hat sie ihn durch ihre Gedanken beeinflusst, dass es so kommen musste? Sie zweifelt. „Ich habe keine Worte mehr. Ich habe Angst und bin hilflos.“ (Seite 214) Ein dramatisches Ende. Der Mann zog aus und auch sie verlässt die Wohnung ohne zu wissen wohin. Ich habe alle Bücher von Susanne Scholl gelesen, aber – ohne die vorangegangenen schmälern zu wollen – ist es ihr bester Roman. Er ist sehr tiefgreifend, emotional und doch historisch. Er bringt Verständnis für die nachkommenden Generationen und ruft für die älteren vieles in Erinnerung. Auch ihr Schreibstil ist anders geworden. Sie verwendet kürzere Sätze und drückt dadurch alles sehr prägnant aus. }, keywords = {Generationen, Juden, Migranten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GLATTAUER2014, title = {Geschenkt}, author = {GLATTAUER, Daniel}, year = {2015}, date = {2015-07-19}, abstract = {Ein Erfolgsautor steht unter Druck nach einem Erfolg einen weiteren zu setzen. Glattauer ist Journalist und schreibt laufend. Er muss immer (jeden Tag?) eine Story in der Zeitung schreiben, die gefällt und die als „gut“ gewertet wird. So gesehen ist er trainiert im Schreiben von „Erfolgsbüchern“. Auf alle Fälle sind seine Geschichten – und auch dieses Buch – köstlich zu lesen. Immer wieder muss man über Formulierungen schmunzeln. Das Geschriebene stimmt den Leser positiv. Glattauer schreibt auch aus seinem Job heraus. Die Hauptperson ist ein Journalist und es ist auch beschrieben, wie er zu seinen Stories kommt. Die einzelnen Kapitel des Buches sind den jeweiligen Berichten des Journalisten zugeordnet. Das Buch hat ein Happy End, ohne dass es direkt angesprochen wird. Ein sehr entspannendes Buch. Gut zum Lesen. Eine richtige Urlaubslektüre. (Wuhan Beijing Hinterbrühl, 19.07.2015) }, keywords = {Journalist, Kurzgeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARTSCHINI2015, title = {GlücksFälle}, author = {MARTSCHINI, Elisabeth}, year = {2015}, date = {2015-07-09}, abstract = {Die 1981 geborene Autorin ist eine echte Überraschung. Sie schreibt, als wäre sie älter. Sie passt sich jedem Alter im Buch an. Pensionisten beschreibt sie, als wäre sie selbst eine Pensionistin, Schüler als wäre sie selbst eine Schülerin und Lehrer als wäre sie selbst eine Lehrerin. Eine rote Vespa ist der durchgängige Verbindungsfaden, durch den man den Lehrer der Besitzerin des Fahrzeuges, ein Pensionistenehepaar, einen lokalen Geschäftsmann, eine Erbin aus Salzburg und andere bunt schillernde Personen kennenlernt. Die Autorin schildert sehr detailgenau, was ich liebte, weil es brilliant formuliert war. Was ich gut verstehe ist, warum sie so viele ihrer Romanakteure sterben lässt. Ich finde es passend und die Morde oder Selbstmorde passieren sehr spontan. Zusammenfassend würde ich sagen „Stark begonnen. Wirklich nett und schön zu lesen, aber schwach geschlossen. Mit primitiven Todesfällen.“ Trotz allem aber lesenwert. Eine Autorin, von der man hoffentlich noch mehr zum Lesen bekommt. Noch ein Wort zum Produzenten des Buches: Die graue Schrift ist zwar grafisch sehr schön, aber schlecht zu lesen. Sie ist schwach und braucht viel Licht um alle Buchstaben zu sehen. (Beijing Wuhan, 09.07.2015) }, keywords = {Roman, Vespa}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROTH2015, title = {Hiob}, author = {ROTH, Joseph}, year = {2015}, date = {2015-06-07}, abstract = {: "Hiob", München 2014 Vor fast 100 Jahren geschrieben. Ein anderer Stil, aber trotzdem angenehm und schön zum Lesen. Eine Welt, die heute nicht mehr existiert und die exotisch auf heutige Menschen wirkt. Aber es ist ein lesenswertes Buch. Großartig geschrieben und beeindruckend im Aufbau. Das Buch hat zwei Teile. Im ersten wird die Geschichte der Familie eines armen, aber gläubigen Juden in Ostgallizien erzählt. Er verdient sein Geld durch Liebesdienste. Die Familie bleibt aber arm. Ein Sohn wandert nach Amerika aus und im zweiten Teil wird die Familie nachgeholt. Das behinderte Kind bleibt zurück und der dritte Sohn ist zur Armee eingerückt ohne dass die Familie weiß wo er ist. So kommt der arme Jude in New York zu seinem reichen Sohn und erlebt ein neues Leben, bis dieser im Ersten Weltkrieg, wo er sich freiwillig gemeldet hatte, umkommt. Die Tochter wird verrückt und kommt ins Irrenhaus. Die Ehefrau des Juden stirbt und er selbst zieht sich zurück und verliert seinen Glauben. Als Bettler und Aushilfskraft verdient er sich durchs Leben bis eines Tages sein behinderter Sohn als musikalische Wunderkind auftaucht … Ein großes Buch. (Hinterbrühl - Saloniki, 07.06.2015) }, keywords = {Amerika, Hiob, Ostgallizien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WOHNOUT2015, title = {Leopold Figl und das Jahr 1945. Von der Todeszelle auf den Ballhausplatz}, author = {WOHNOUT, Helmut}, year = {2015}, date = {2015-05-27}, abstract = {Dieses Buch ist wichtig für die nachfolgenden Generationen. Junge Menschen können sich gar nicht vorstellen, unter welchen Umständen Verfolgte während des Dritten Reiches lebten. Historisch ist auch der Wideraufbau des Landes. Ein Geschichtsbuch am Beispiel von Leopold Figl, einer starken Persönlichkeit. Es ist keine Biografie, sondern nur ein Zeitfenster, das das Jahr 1945 betrifft. Frisch von der Todeszelle entlassen, weil die sowjetische Armee sich näherte war Figl wenige Tage später schon aktiv um eine österreichische Regierung aufzubauen. Er integrierte mit Hindernissen die westlichen, von den anderen Armeen besetzten Bundesländer. Auch ging es ihm nicht um eine parteipolitische Arbeit alleine. Von Anbeginn inkludierte er die anderen Parteien. Heute ist es unvorstellbar, was die Politiker dieser Zeit leisteten. Einerseits ausgemergelt vom Konzentrationslager mussten alle Organisationen auf neue Füße gestellt werden. Dann mit den anderen Parteien kooperiert werden und letztlich die wahren Machthaber, die Besatzungsmächte von der geplanten Vorgangsweise überzeugt werden, sodass sie zustimmten. Dieses Buch ist ein gutes Zeitzeugnis. Auch wenn es nur ein Jahr ist, so war es ein für das Land Österreich entscheidendes Jahr. (Fertöd Hinterbrühl, 27.05.2015) }, keywords = {Leopold Figl, Österreich, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Arno2015, title = {Selbstporträt mit Flusspferd}, author = {GEIGER Arno}, year = {2015}, date = {2015-05-18}, abstract = {Ein Erfolgsschriftsteller wie Arno Geiger muss weiter produzieren. Er ist seinen Verlagen verpflichtet. Nun, schreiben und formulieren kann er. Da braucht es nur noch eine Geschichte an Hand der er sein Können zeigen kann. Etwas Ausgefallenes wie ein Nilpferd – in diesem Fall sogar ein Zwergflusspferd – gab den Rahmen. Auf 300 Seiten ergeben so das Zwergflusspferd, zwei Studenten, der Professor und die Tochter des Professors eine Geschichte die gar nicht nett zum Lesen ist. (Hinterbrühl , 18.05.2015) }, keywords = {Nilpferd, Roman}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NIETZSCHE2015, title = {Der Antichrist}, author = {NIETZSCHE, Friedrich}, year = {2015}, date = {2015-03-24}, abstract = {Dieses Buch kann man nur in „kleinen Portionen“ lesen, um den Inhalt auch verarbeiten zu können. Es sei nur für jene Leser – so schreibt Nitzsche im Vorwort – die seinen Zarathustra verstehen. In 62 nummerierten Paragraphen rechnet er mit der Kirche ab, wobei ich das nicht nur negativ sehe. Kritik hat auch Positives. Sie zeigt Schwächen auf. Das Gute setzt er mit Macht gleich. Glück ist es, wenn die Macht wächst. Das Christentum sei eine Partei der Schwachen. Es sei eine Religion des Mitleidens und mache so ihre Mitglieder depressiv. Das Buch ist sehr aggressiv geschrieben. Es ist keine faktenorientierte Kritik. Es ist sehr emotional. Dem „Theologen-Instinkte mache ich den Krieg … Wer Theologen-Blut im Leibe hat, steht von vornherein zu allen Dingen schief und unehrlich.“ (Seite 12) Auch zieht er gegen das Deutsche und im speziellen den deutschen Philosophen Kant her: „Das man den kategorischen Imperativ Kants nicht als lebensgefährlich empfunden hat!“ (Seite 14) „Kant wurde zum Idiot. – Und das war ein Zeitgenosse Goethes!“ (Seite 15) Es werden auch Vergleiche zu anderen Religionen – zu den Buddisten und den Juden – hergestellt. (Hinterbruehl, 24.03.2015) }, keywords = {Antichrist, Christentum}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BERG2015, title = {Der Tag, als meine Frau einen Mann fand}, author = {BERG, Sibylle}, year = {2015}, date = {2015-03-12}, abstract = {Etwas viel Sex. Mehr als in einem realen durchschnittlichen Leben. Aber es ist ein sehr gutes und für unsere Zeit wichtiges Buch. Es zeigt das Zusammenleben in einer Zeit, wo Menschen älter werden. Wo Ehepaare viele Jahrzehnte zusammenleben. Wie es ist, wenn das Eheleben zur Gewohnheit wird. Wenn das Zusammenleben Routine wird. Die Autorin zeigt die Probleme am Ehepaar Rasmus und Chloe auf, die schon zwanzig Jahre verheiratet sind. „Sie ist bei mir, wenn ich krank bin, arbeitslos, verzweifelt, ich will neben ihr aufwachen und einschlafen.“ (Seite 75) Sie aber findet einen anderen Mann. Einen jüngeren. Sie glaubt es sei Liebe, aber es ist Sex, der neben dem eintönigen Eheleben alternativ scheint. Aber vielleicht ist sich die Autorin als Frau näher und gibt diese Rolle des Ausbrechens in weibliche Hände. „Paare in Scheidung werden von allen gemieden, als hätten sie eine ansteckende Krankheit.“ (Seite 145) Aber auch der Mann macht sich Gedanken über Alternativen: „Dieses Konzept der Ehe darf man doch mal überdenken, oder? Was spricht dagegen, dass die Person, mit der ich nicht verwandt bin, ein wenig Spaß hat? Gehört sie mir, weil wir ein Papier unterschrieben haben? (Seite 172) Ein Übel kommt selten alleine. Der Ehemann Rasmus muss neben der Frau, die er an einen Liebhaber verliert auch seinen Job als Regisseur in Afrika aufgeben und selbst zu Hause in Europa verliert er seine Funktion an einem Theater. Er sieht sich als erfolglos. (Teneriffa - Hinterbrühl, 12.03.2015) }, keywords = {Ehe, Ehepaar, Scheidung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @phdthesis{Brigitte2015, title = {Pfarrer Franz Jantsch. Verankerung von Judentum und Holocaustgedenken in Gemeindepastoral und theologische Reflexion", eine Seminararbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Unive}, author = {Hafner Brigitte}, year = {2015}, date = {2015-03-01}, abstract = {Nachdem ich alles über und von Franz Jantsch lese, habe ich auch diese Arbeit gelesen. Sie fokusiert sich auf die Verbindung dieses Pfarrers auf das Judentum und die katholische Kirche beziehungsweise auf den Holocoust. Im zweiten Punkt kommt vor allem sein persönliches Leben und sein Umgang mit dem Deutschen Reich und in dieser Zeitspanne zum Tragen. Zum Judentum hat er viele Beziehungen hergestellt und keine Berührungsängste gezeigt. Sei es in der Liturgie als auch in sakralen Bauten. (Hinterbrühl , 01.03.2015) }, keywords = {Franz Jantsch, Holocoust, Judentum, Katholische Kirche}, pubstate = {published}, tppubtype = {phdthesis} } @article{Anna2015, title = {Der sichtbare Feind. Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit}, author = {KIM Anna}, year = {2015}, date = {2015-02-28}, abstract = {In diesem Buch tritt einem eine andere Autorin Kim gegenüber als in ihren erfolgreichen Romanen. Sie beschäftigt sich in diesem Buch sehr kritisch mit den Umständen der heutigen Gesellschaft. Welchen Einfluss Internet hat. Sie bespricht Zustände, denen sich viele Leser nicht bewusst sind. In der „errechneten Gegenwart“ stellt die Autorin klar, dass man eine ältere Erzählung nicht einfach in die Zeit des 21. Jahrhunderts stellen kann. Neue Technologien etwa erlauben es nicht, dass jemand verloren geht. „In der digitalen Welt sind Zufälle Regeln unterworfen“. Auf Plattformen und virtuellen Orten gibt es keine Zufälle. Die Auseinandersetzung mit dem Internet ist eine neue Sichtweise. Etwa, wenn die Autorin sagt, dass Internet gleichschaltet. „Alles was aus der Reihe tanzt gefährdet das System“ (Seite 15) Die anscheinende Vielfalt unserer Gesellschaft ist durch das Internet „keine pluralistische, sondern eine mediokre: Es zählt der Durchschnitt“ (Seite 18) Der zweite Teil – „Der sichtbare Feind I“ geht in der Geschichte zurück und erzählt von einer österreichischen Kommunistin, die als Spionin arbeitete und ins „normale Leben“ zurückkehrte. Der dritte Teil des Buches nennt sich „Der sichtbare Feind II“ und hier setzt sie sich mit ihrer eigenen Geschichte und der Integration in Europa auseinander. Als einer, der selbst im Ausland mit Familie gelebt hat kann ich nachvollziehen, wie die Eltern die lokale Sprache von den Kindern gelernt haben. Kim beschäftigt sich da auch mit dem Verhältnis ihrer zwei Sprachen und zwei Kulturen: koreanisch und österreichisch. Interessante Erkenntnisse für die Migrationswissenschaft (Hinterbrühl , 28.02.2015) }, keywords = {Feinde, Korea, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{TOLSTOI2015, title = {Der Leinwandmesser}, author = {TOLSTOI, Leo N}, year = {2015}, date = {2015-02-28}, abstract = {Ein altes Pferd erzählt den anderen Pferden in einem russischen Gestüt seine Lebensgeschichte. Ein Außenseiter weil er gefleckt ist gewann ein Rennen und wurde dadurch geächtet. Vom erfolgreichen Traber über den Ackergaul kam es zum Pferdeschinder. Ja selbst mit dem Tod des Pferdes endet die Geschichte Tolstoi noch nicht. Bis die Wölfe die Reste des Fleisches verzehrt hatten und ein Bauer die übriggebliebenen Knochen wegträgt dauert es. Dazwischen auch ein Stück russische Aristokratie, wie der Besitzer des Gestüts – ein Neureicher – Besuch bekommt und mit seinen Pferden prahlt. (Hinterbrühl , 18.02.2015) }, keywords = {Pferd, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CECHOV2015, title = {Freiheit von Gewalt und Lüge. Gedanken über Aufklärung, Fortschritt, Kunst, Liebe, Müssiggang und Politik}, author = {CECHOV, Anton}, year = {2015}, date = {2015-02-22}, abstract = {Peter Urban hat Geschichten und Statement von Cechov in einer Reihe von A bis Z zusammengestellt. Unter „Dichten und Trachten“ gibt er ein Statement und eine Kritik zu verschiedenen Dichtern ab.Goncarovs „Oblomov“ zerreisst er förmlich in der Luft und nennt diGeliebte der Hauptfigur Ilja „erfunden und an den Haaren herbeigezogen.“ (Seite 21). Zur Hauptfigur des Romans meint er überhaupt, „dass es sich nicht lohnte seinetwegen ein ganzes Buch zu schreiben.“ (Seite 21). Bei Gogol sagt er wieder „Er ist der größte russische Schriftsteller.“ (Seite 22) Zu Einladungen meint er „Und vor Freude darüber, dass die Gäste endlich gingen, sagte die Frau des Hauses: Bleiben sie doch noch ein wenig.“ (Seite 33) Man könnte noch viel hier zitieren. Es geht von „Alte Männer“ bis „Zynismus“, aber ich denke der Zweck des Buches ist es eben Zitate zu lesen und die will ich hier nicht vorenthalten. Cechov selbst hätte so einem Buch sicher nicht zugestimmt, weil Zitate aus dem Zusammenhang gerissen sind und einen anderen Inhalt vermitteln können, als es gewollt ist. (Hinterbrühl , 22.02.2015) }, keywords = {Cechov, Liebe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Thomas2015, title = {UTOPIA}, author = {MORUS Thomas}, year = {2015}, date = {2015-02-20}, abstract = {Das beste Buch, das ich in meinem Leben gelesen habe ! Das Buch wurde 1516 geschrieben. Es ist ein literarisches Werk, aber gleichzeitig eine Sozialkritik und ein Gedankenexperiment. Es hat zwei Teile. Der erste ist ein realistischer, in dem ein Gesandter sich von Rafael berichten lässt. Schnell geht es aber vom Realen ins Fiktive, in den zweiten Teil über. Das ist eine Erzählung über die Insel und den Staat Utopia, wo der Berichterstatter einige Jahre gelebt hat. In einer Zeit, in der es viele Berichte von Abenteurern aus unbekannten Gegenden gab wurde diese erfundene Geschichte von den Lesern auch als real genommen. Rafael erzählt im Monolog vom Staat Utopia. Über die Geografie (die ursprüngliche Halbinsel wurde mit einem Kanal vom Festland getrennt), Bildung. Ethik, Ehe, Familie, Religion, Kriegspolitik etc. … ein umfassendes Staatsportrait. Die Sozialkritik kommt schon im ersten Teil, wo er über Diebe und Bettler in England berichtet, die ständig zunehmen, obwohl darauf die Todesstrafe steht. Die Schuld gibt er den Großgrundbesitzern, die die kleinen Bauern in die Städte treiben, wo sie betteln und stehlen müssen um zu überleben. Er meint auch, dass der Mensch nicht von Natur aus böse ist, sondern die Gesellschaft macht ihn so. Das Buch wurde ursprünglich in griechischer und lateinischer Sprache publiziert. Morus wollte es nicht in Englisch. (Dürnstein, 20.02.2015) }, keywords = {Demokratie, Staat, Utopia}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BANKL2015, title = {Im Rücken steckt das Messer. Geschichten aus der Gerichtsmedizin}, author = {BANKL, Hans}, year = {2015}, date = {2015-02-14}, abstract = {Ein Buch für Experten? Für Ärzte und Gerichtsmediziner? Ist es zu seicht für diese Zielgruppe? Für Laien ist es zu viel. Wenngleich es eine Einführung in die Geschichte der Gerichtsmedizin gibt. Kriminalromane sind derzeit sehr gefragt. Vielleicht kann dieses Buch eine Begleitliteratur für Krimifans sein. Hier erfahren sie medizinische Hintergrund- und Zusatzinformationen. Der Autor bewegt sich aber nicht nur in seinem Fachgebiet der Gerichtsmedizin und der Untersuchung von Leichen. So zeigt er in einem eigenen Kapitel „Neues vom Geschlechtsverkehr“ Luststeigerungsmöglichkeiten auf. Er beschäftigt sich mit dem Übergang vom Hier- ins Jenseits, mit dem Selbstmord und Fehlern von Ärzten. (Hinterbrühl , 14.02.2015) }, keywords = {Gerichtsmedizin}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GONTSCHAROW2015, title = {Oblomow}, author = {GONTSCHAROW, Iwan A}, year = {2015}, date = {2015-02-10}, abstract = {Er ist nicht so bekannt wie Puschkin und Gogol. Seine Kollegen schätzten ihn aber. Er zählt zu den Großen der russischen Literatur. Mit „Oblomow“ stellt er einen Mann dar, der sich durch Faulheit und Lustlosigkeit auszeichnet. Dieser Charakter wird großartig beschrieben, wie jede Person, die in diesem Roman auftritt ausführlich beschrieben wird. Der Körper, das Verhalten und der Charakter. „Olga ging mit etwas vorgeneigtem Kopf, der sich graziös und edel auf ihrem dünnen, stolzen Hals wiegte, sie bewegte sich mit dem ganzen Körper gleichmäßig und schritt leicht, fast gewichtslos dahin.“ (Seite 256) Sein Freund versucht ihn aus der lethargischen Rolle heraus zu holen: „Die Arbeit ist Abbild, Inhalt, Wesen und Ziel des Lebens, wenigstens meines Lebens. Sieh, du hast die Arbeit aus deinem Leben verjagt: und was ist daraus geworden? Ich will versuchen dich aufzurichten, vielleicht zum letzten Mal.“ (Seite 243) „Du scheinst sogar zum Leben zu faul zu sein.“ (Seite 226) Auch die Art des Lebens wird detailgenau beschrieben. Wie etwa der Umgang mit Krankheiten. Etwa gegen Verletzungen „wurden erprobte Heilmittel angewandt: die getroffene Stelle rieb man mit Flußschwamm oder Hahnenfuß ein, dem Verletzten gab man Weihwasser zu trinken oder besprach ihn und alles verging.“ (Seite 176) Bei Kohlegasvergiftungen – di oft vorkamen – legte man „sich Gurken auf den Kopf und band ein Handtuch darüber; der andere stopfte sich Moosbeeren in die Ohren und roch an Meerrettich, der dritte ging im bloßen Hemd in die Kälte hinaus, der vierte wälzte sich einfach ohnmächtig auf dem Fußboden.“ (Seite 177) Veränderungen von der einen zur anderen Generation gab es nicht: „Die Norm des Lebens war fertig und ihnen von den Eltern übergeben worden, die sie ihrerseits, ebenfalls fertig, vom Großvater erhalten hatten, und der Großvater wieder vom Urgroßvater, und zwar mit dem Vermächtnis, sie in unversehrtem Zustand … zu hüten.“ (Seite 161) Kurze Zeit hat der unglückliche Mensch auch Glück und eine wunderbare Frau verliebt sich in ihn. Er kann das aber nicht meistern und verliert sie wieder. Sein bester Freund heiratet sie. Er begnügt sich mit seiner Haushälterin. Letztlich scheidet er aus dem Leben, so wie er gelebt hat: „…die ewige Ruhe, die ewige Stille und das träge Dahinkriechen von einem Tag zum anderen hatten die Maschine seines Lebens dennoch leise zum Stillstand gebracht.“ (Seite 644) Es ist ein langatmiger Stil, wie ihn heutige Dichter nicht mehr verwenden und wozu der Leser des 21. Jahrhunderts keine Zeit mehr hat. Trotzdem geht die Spannung auf den über 600 Seiten nicht verloren, wenngleich auch wenig Faktisches passiert. (Hinterbrühl - Bela, 10.02.2015) }, keywords = {Roman, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MAURIE2015, title = {Spätestens in Venedig}, author = {MAURIE, Daphne Du}, year = {2015}, date = {2015-01-30}, abstract = {4 Erzählungen in einem Buch. Die Stadt Venedig gibt die Bühne dafür her. In der ersten Geschichte „Dreh dich nicht um“ begegnet ein englisches Urlauberpaar Zwillingen, von denen eine Hellseherin ist und Unheil ankündigt; Unheil, das mit Tod endet. Nur die erste Geschichte spielt in Venedig. Sie gab dem Buch den Titel. Die zweite handelt in Kreta in der ein junger englischer Lehrer und Hobbymaler einen Mord aufklärt ohne ihn zu veröffentlichen. Die dritte Geschichte führt nach Irland, wo sich die Tochter eines verstorbenen Marinekapitäns auf die Suche nach einem Kollegen und Freund des Vaters macht. Sie kommt damit in den Konflikt zwischen Nord- und Südengland. Die letzte Geschichte würde ich als Science Fiction einstufen. In einem Versuchslabor wird versucht die Energie gestorbener Menschen zu speichern und weiter zu verwenden. Die vier Geschichten sind so unterschiedlich wie man sie sich gar nicht vorstellen kann und trotzdem sind sie aus der Feder einer Dichterin. Daphne du Maurie ist eine begnadete Erzählerin und es ist angenehm und schön ihren Geschichten zu folgen. (Venedig Hinterbrühl, 30.01.2015) }, keywords = {England, Erzählungen, Irland, Kreta, Venedig}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NÖSTLINGER2015, title = {Das Leben ist am schwersten zwei Tage vor dem ersten}, author = {NÖSTLINGER, Christine}, year = {2015}, date = {2015-01-28}, abstract = {Nöstlinger erzählt Hausfrauengeschichten. Sie klingen lustig, haben aber viel Realität im Inhalt. Langfristig halten sie das Leben der Berufsgruppe Hausfrauen im 20. und 21. Jahrhundert fest. Demnach ein Geschichtsbuch, das leicht zu lesen ist. Die meisten Geschichten sind nur 1 ½ Seiten lang und man kann sie dazwischen lesen. Auch wenn man länger nicht liest verliert man „den Faden“ nicht. Die Thematik ist aber nicht jedermanns (Mann?) Sache. (Hinterbrühl , 28.01.2015) }, keywords = {Hausfrau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{MANKELL2015, title = {Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt}, author = {MANKELL, Henning}, year = {2015}, date = {2015-01-23}, abstract = {Tief beeindruckt beendet man das Buch. Im ersten Teil beschäftigt sich der Profi Mankell mit dem Problemkreis AIDS und Afrika. Er besuchte AIDS Kranke, redet über den Tod und wie man ihm ins Auge sieht. Im zweiten Teil kommt eine AIDS kranke Lehrerin selbst zu Wort. Eltern, die noch kleine Kinder haben und dem Tod verschrieben sind wollen ihren Kindern etwas weitergeben und schreiben sogenannte „Memoriebücher“. Sie beschreiben ihren Kindern sich selbst, ihre Verwandten und geben ihnen Ratschläge fürs Leben. Wenn sie einmal älter sind und lesen können, dann lernen sie so ihre verstorbenen Eltern kennen. Ein ergreifender Leseabschnitt. Einfach geschrieben. Literarisch nicht hochwertig, aber emotional sehr tief greifend. Wie naive Maler. „Eltern schreiben in sogenannten Memory Books handschriftlich ihre Familiengeschichte nieder, damit den Kindern eine Erinnerung bleibt. Die Kinder werden behutsam darauf vorbereitet, dass ihre Eltern sterben werden.“ (Seite 94) „An einem Abend in Kampala dachte ich lange darüber nach, was eigentlich die Erinnerung an einen Menschen ausmacht. Ich dachte natürlich an mich selbst. Was sollen die Menschen von mir in Erinnerung behalten? Was soll lieber verborgen bleiben? Habe ich Geheimnisse, die ich mit ins Grab nehmen werde? Wie kann ich Erinnerungsbilder der Menschen beeinflussen?“ (Seite 40) (Wien Hinterbrühl, 23.01.2015) }, keywords = {Afrika, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{HARRER2015, title = {Nahöstlicher Irrgarten - Analysen abseits des Mainstreams}, author = {HARRER, Gudrun}, year = {2015}, date = {2015-01-16}, abstract = {Eine Analyse des nahöstlichen Problems von einer Expertin, die nicht in der Gegend lebt und aus der Ferne die Situation sieht. Sie sieht in ihrem Nachteil nicht vor Ort zu sein den Vorteil „wie ein Feldherr alter Zeiten auf einem Hügel … die Schlacht zu überblicken.“ (Seite 7). Er weiß zwar keine Details, hat aber einen Überblick. Und so muss man auch dieses Buch sehen, das historisch und politisch gut analysiert, wenngleich speziell im Historischen die Systematik fehlt. Man könnte auch sagen ein „journalistisches, unsystematisches Lehrbuch“. In letzten Teil des Buches bringt die Autorin die Erkenntnisse ihrer Dissertation über das irakische Atomprogramm. Ebenfalls in einem journalistischen Stil. Diese Kapitel bringen das Buch aber zu keinem erkennbaren Schlussstatement. Es bleibt bei einzelnen, unzusammenhängenden Statements und historischen Fakten, (Hinterbrühl , 16.01.2015) }, keywords = {Konflikt, Mittlerer Osten, Naher Osten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WALCHER2015, title = {Scheiß auf Kunst}, author = {WALCHER, Heinrich}, year = {2015}, date = {2015-01-12}, abstract = {Der Maler und Musiker Walcher zeigt, dass er auch schreiben kann. Nicht schlecht sogar. Zwei Männer treffen sich im Museum und diskutieren über Kunst. Sehr spritzig geschrieben. Lustige Passagen. Auch kritisch. „Ich habe ja immer noch den Wahn, mich auf das Körpergewicht des Jahres 1972 zurückfasten zu müssen.“ (Seite 10) „Wir sind eben doch brave Spießbürger, die ihre Kinder in die Schule gebracht haben, ihre Winterreifen rechtzeitig gewechselt haben, die Steuervorauszahlungen pünktlich eingehalten haben, die Verrücktheiten haben wir nur in Gedanken vollbracht.“ (Seite 30) Im Schreiben stellt er aber auch den Konnex zum Malen her. „Von der Malerei, der Kunst der Schreib- und wahrscheinlich auch Denkfaulen, bin ich in die Kunst der Staffeleiverschiebfaulen, der Rahmenbespannfaulen, der Ölfarbenreibfaulen, der Balsamterpentinabstinenten übergewechselt.“ (Seite 20) „Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er in die Kirche geht, irrt. Man wird ja auch kein Auto, weil man in der Garage steht.“ (Seite 104) Diesen Satz von Albert Schweitzer wendet er auf die Kunst an und mein „Deshalb, weil etwas im Museum ausgestellt ist, muss es noch lange nicht Kunst sein.“ (Seite 104) „Wie ein völlig Unbedarfter möchte ich gar nicht wissen, dass es so etwas wie Kunst überhaupt gibt. Malerei wäre nur mehr verstrichene Farbe, Gesang nur Menschenstimmen, Musik bestünde nur aus auf Instrumenten produzierten Tönen, Literatur ist nur Geschriebenes und Plastiken sind geformtes Material.“ (Seite 61) (Hinterbrühl , 12.01.2015) }, keywords = {Kunst, Österreich, Politik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{Martin2015, title = {Die Inszenierung}, author = {WALSER Martin}, year = {2015}, date = {2015-01-05}, abstract = {Der alte Dichter widmet sich wieder dem Thema Liebe. Ein Thema, das man von jungen Autoren erwartet. Auch die männliche Zentralfigur ist alt. Ein Regiseur liegt nach einem Schlaganfall im Spital. Er verliebt sich in die Nachtschwester. Er liebt aber auch seine Frau und da dazwischen bewegen sich seine Gedanken. Letztlich inszeniert er einen Selbstmord. Er klagt die beiden Frauen in einem Stück, das er im Krankenzimmer spielt beim Gerichtshof der Liebe an. Er erschießt sich aber nicht wirklich. Bis zum Schluss spielt er Theater. „Das Realitätsprinzip ist außer Kraft gesetzt. Die Illusion hat die Herrschaft übernommen und lässt sich durch nichts mehr bremsen.“ (Seite 38) Über die jüngere Nachtschwester meint die Ehefrau „.. da sie ja nicht dich liebt, sondern das, was sie für deinen Ruhm hält …“ (seite 63) „Ihm selber, ließ er noch wissen, sei nie ein Doppelleben gelungen. Ein einfaches Leben allerdings auch nicht.“ (Seite 135/136) „In meinen Träumen ist es nie hell. Nie scheint da die Sonne.“ (Seite 146) „Ich? Wer ist das noch? Bin ich per Du mit mir? Nein. Ich bin nicht mehr per Du mit mir. Ich muss mich behandeln, wie ich mich noch nie behandelt habe.“ (Seite 170) „Nur was wehtut, wird Geschichte. Nur was wehgetan hat, ist Geschichte geworden.“ (Seite 173) (Hinterbruehl, 05.01.2016) }, keywords = {Alter, Liebesgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{SCHLINK2014, title = {Die Frau auf der Treppe}, author = {SCHLINK, Bernhard}, year = {2015}, date = {2015-01-04}, abstract = {Im Alter beginnen Menschen über ihr Leben nachzudenken. Zurück zu blicken. So auch Dichter. Schlink macht in diesem Roman einen Rückblick auf das Leben in jungen Jahren. Auf eine Geliebte, die er im Alter weder aufsucht. Er spricht sich auch auf den erlaubten Selbstmord aus, dass jeder Mensch selbst entscheiden soll, wann und wie er aus dem Leben scheidet. Die Finanzierung der alternden Gesellschaft will er so lösen, dass jeder nur drei Jahre als Pensionist leben darf; egal wie alt er ist. Er beschreibt die Vergangenheit. „Ändern lässt sich an der Vergangenheit nichts mehr. … Vielleicht hat jedes Schlechtes ein Gutes. Aber vielleicht ist jedes Schlechte auch nur schlecht.“ (Seite 69) „Ich klage nicht darüber, dass ich alt bin. Ich neide der Jugend nicht, dass sie das Leben noch vor sich hat, ich will es nicht nochmals vor mir haben. Aber ich neide ihr, dass die Vergangenheit, die hinter ihr liegt, kurz ist. Wenn wir jung sind, können wir unsere Vergangenheit überschauen. Wir können ihr einen Sinn geben, auch wenn es immer wieder ein anderer ist. Wenn ich jetzt auf die Vergangenheit zurückschaue, weiß ich nicht, was Last und was Geschenk war, ob der Erfolg den Preis wert war …“ (Seite 55) Auf alle Fälle ist Schlink ein begnadeter Erzähler. Man folgt seiner Geschichte mit Interesse und Vergnügen. „Die Frau auf der Treppe“ zähle ich zu seinen besten Romanen. (Hinterbrühl, 04.01.2015) }, keywords = {Roman, Rückblick}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NUHR2015, title = {Das Geheimnis des perfekten Tages}, author = {NUHR, Dieter}, year = {2015}, date = {2015-01-01}, abstract = {NUHR, Dieter: „Das Geheimnis des perfekten Tages“, Köln 2015 Das Buch lässt dem Leser keine Zeit zum Verschnaufen. Schlag auf Schlag folgen Statements, Fakten und gute oft auch lustige Formulierungen. Das Korsett des Buches ist der Ablauf eines Tages. Die einzelnen Kapitel haben Uhrzeiten. In den Zeitabschnitten wird aber mehr eingefüllt als man im größten Expresstempo denken kann. Ein witziges, skuriles und ungewöhnliches Buch. }, keywords = {Komiker}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Thomas2014, title = {Der Tod in Venedig}, author = {MANN Thomas}, year = {2014}, date = {2014-12-29}, abstract = {Die Hauptfigur Aschenbach hatte „niemals den Müßiggang, niemals die sorglose Fahrlässigkeit der Jugend gekannt.“ (Seite 20) Es war nicht das Talent und das Können, das ihn trieb – es fehlte – sondern das „Durchhalten“. Aschenbach ist ein berühmter Schriftsteller, ein Witwer, der Urlaub in Venedig in einem Hotel am Lido macht. Er beobachtet und verliebt sich in einen Jungen polnischen Burschen, ohne mit ihm aber direkt in Kontakt zu treten. Die Cholera kam auch über Venedig und letztlich stirbt der Schriftsteller ohne mit seinem Geliebten direkten Kontakt gehabt zu haben. Eine Novelle, die Homosexualität behandelt. Erschienen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine gewagte Geschichte. (Hinterbrühl , 28.12.2014) }, keywords = {Homosexualität, Venedig}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Eugen2014, title = {Österreichs Spuren in Venedig - Mit Beiträgen von Antonio A. Rizzoli und Miguel Herz-Kestranek}, author = {SEMRAU Eugen}, year = {2014}, date = {2014-12-26}, abstract = {60 Jahre war Venedig von Österreich besetzt. Der in Venedig wohnende Österreicher Eugen Semrau geht dem nach und zeigt dem Leser, wo noch welche Spuren zu finden sind. Für Venedig bedeutete dies einen Neubeginn. Die selbstständige Republik war nicht mehr zeitgemäß und brauchte eine Neuausrichtung. Die österreichisch-ungarische Monarchie gab Wegweiser. Normale Reiseführer beschreiben Venedig wie „eine begehbare Ansichtskarte“ (Seite 18), Semrau geht den Dingen aber auf den Grund. Freund Semrau fasst das Österreichengagement in Venedig so zusammen: „Die Österreicher haben in den etwa sechzig Jahren ihrer Herrschaft zweifellos viel für die Stadt getan, was in den meisten Darstellungen vor allem italienischer Historiker nicht ausreichend anerkannt wird. Sie haben Venedig vor dem vollständigen Verfall gerettet. Brücken gebaut, Straßen angelegt, die Verbindung zum Festland hergestellt. Palazzi und Kirchen restauriert. Kunstschätze zurückgeholt und die Wirtschaft wiederbelebt. Die Spuren der österreichischen Herrschaft über Venedig sind auch heute noch aufzufinden – an Gebäuden, Monumenten, einzelnen Kunstwerken und in der Gastronomie, nicht aber in der Mentalität der Venezianer.“ (Seite 147). (Hinterbrühl , 26.12.2014) }, keywords = {Venedig}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HÜNERMANN2014, title = {Vater Kolping. Ein Lebensbild des Gesellenvaters}, author = {HÜNERMANN, Wilhelm}, year = {2014}, date = {2014-12-24}, abstract = {Eine Biografie des Gründers der Kolpinghausorganisation. Sie wurde hundert Jahre später geschrieben und ist für uns zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon wieder in einem unüblichen Stil geschrieben. Trotzdem gibt es das Leben des einer großen Idee verfallenen Menschen wieder, der aus einer armen Familie stammt und nach seinen Schusterlehrjahren das Theologiestudium begann um später ein sozialer Pfarrer zu werden. Er widmete sein Leben den Handwerksgesellen. Ihre Wanderjahre waren schrecklich. Wie Aussätzige wurden sie behandelt und fanden nur schlechtestes Quartier. Er gründete einen Verein um dieses Übel zu beseitigen. So entstand im Laufe seines Lebens ein Netzwerk, das noch heute besteht. (Hinterbrühl, 24.12.2014) }, keywords = {Kolping}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Joachim2014, title = {Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneuronen}, author = {BAUER Joachim}, year = {2014}, date = {2014-12-15}, abstract = {Viele Reaktion unseres Gegenübers ahmen wir nach. Joachim Bauer beweist uns dieses Verhalten an Hand der Spiegelneuronen. Natürlich ist die Titelformulierung „Ich fühle, was du fühlst“ übertrieben und reißerisch, aber das Buch zeigt doch Einiges zum Verhalten in der Kommunikation auf. (Hinterbrühl , 15.12.2014) }, keywords = {Intuitive Kommunikation, Spiegelneuronen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COELHO2014, title = {Untreue}, author = {COELHO, Paulo}, year = {2014}, date = {2014-12-11}, abstract = {Einer jungen, 30-jährigen Frau fehlt Nichts an Glück. Sie hat Familie, zwei Kinder, einen sie liebenden Mann und einen angesehenen Job. Trotzdem ist sie irgendwie unzufrieden und lässt sich in ein Verhältnis mit einem Jugendfreund ein. Coelho als Erzähler schlüpft hier in eine Frauenrolle. Gleichzeitig projiziert er Probleme von älteren Männern – wie er selbst einer ist – in die Gestalt einer jungen Frau. Erzählerisch ist das Buch großartig, aber die Körper der darstellenden Personen passen nicht zu deren Seelenleben. Eine junge Frau mit 30 Jahren hat andere Probleme, als die dargestellten. Die sexuellen Passagen sind reißerisch und typisch für einen Erfolgsautor; sie sind aber entbehrlich. (Hinterbrühl , 11.12.2014) }, keywords = {Seelenleben, Untreue}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EBNER-ESCHENBACH2014, title = {Lotti, die Uhrmacherin, Unsühnbar}, author = {EBNER-ESCHENBACH, Maria von}, year = {2014}, date = {2014-12-03}, abstract = {"Unsühnbar" im Sammelband "Lotti, die Uhrmacherin, Unsühnbar", Über Maria von Ebner-Eschenbach braucht man nicht mehr viel zu sagen. Sie ist eine renommierte und anerkannte Autorin. Der Residenzverlag versucht diese Frau, die einen festen Platz in der Literaturgeschichte hat unter zeitgemäßen Bezügen jüngeren Generationen zugänglich zu machen. In einer vierbändigen Leseausgabe werden thematische Aspekte ausgearbeitet und in den Mittelpunkt gestellt. Im vorliegenden Band 2 geht es um zwei Frauenschicksale. Lebensschicksale, die sehr unterschiedlich sind: • Lotti, die Uhrmacherin ist das positive Bild mit geglücktem Leben und einer weiblichen Karriere. • „Unsühnbar“ zeigt das Scheitern einer Frau aus der Oberschicht. Sie scheiterte an den Moralvorstellungen der damaligen Zeit. „Unsühnbar“ ist ein ganz anderer Roman als die „Uhrmacherin“. Er handelt im aristokratischen Niveau. Für uns Menschen des 21. Jahrhunderts schwerer vorstellbar. Die zentrale Figur ist eine Frau, die von ihrem Vater verheiratet wird. Nicht sie darf ihren Geliebten ehelichen, sondern der Vater bestimmt wer der Auserwählte ist. Was in so einer Frau vorgeht wird hier beschrieben Wie sie weiter den Kontakt zum Geliebten sucht und von ihm auch ein Kind bekommt. Der Roman geht hin bis zum Tod des Ehemanns, des Kindes und letztlich stirbt sie selbst. (Wuhan Hongkong Hinterbrühl, 03.12.2014) }, keywords = {Frauenschicksal, Unsühnbar}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EBNER-ESCHENBACH2014b, title = {Lotti, die Uhrmacherin", in einem Sammelband mit "Unsühnbar"}, author = {EBNER-ESCHENBACH, Maria von}, year = {2014}, date = {2014-11-13}, abstract = {Es ist gut, dass so eine schöne Geschichte wieder eine Auferstehung erlebt. Das 19. Jahrhundert ist auch im 21. Jahrhundert noch interessant und schön zu lesen. Eine Liebesgeschichte, die aber kein kitschiger Liebesroman ist. Die bereits verlobte Frau trennt sich. Eine Frau, die selbstständig genug ist um ihrem kommenden Ehemann abzusagen. Ja später hilft sie ihm in seiner neuen Beziehung, bleibt aber im Hintergrund um letztendlich – und auch das Happy End ist nicht kitschig – ihren Halbbruder zu heiraten. (Hinterbrühl Seitenstetten Wuhan, 13.11.2014) }, keywords = {Liebesroman}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MUNRO2014, title = {Tanz der seeligen Geister}, author = {MUNRO, Alice}, year = {2014}, date = {2014-11-04}, abstract = {Manche Kritiker nennen sie die „größte Erzählerin des 20. Jahrhunderts“. Sie ist wirklich eine großartige Erzählerin. So wie die russischen Klassiker das 19. Jahrhundert Russlands uns nahe bringen, erfährt man von Munro das ländliche Amerika des 20. Jahrhunderts. 15 Kurzgeschichten mit dem Titel der letzten Geschichte „Tanz der seligen Geister“ hat 1968 den Grundstein ihrer Bekanntheit gesetzt, der 2013 zum Literaturnobelpreis führte. 15 Erzählungen aus der Kindheit eines amerikanischen Landmädchens, das in den letzten Geschichten als Erwachsene Frau und Mutter in die Welt ihrer Kindheit zurückkehrt. Letztlich lässt sie auch die Klavierabende und das Vorspielen vor der Musiklehrerin und den Eltern wieder auferstehen, nur dass die Klavierlehrerin älter und ihr Schüler weniger geworden sind. Eine Tristesse, die aber trotzdem schön beschrieben ist. (Hinterbrühl , 04.11.2014) }, keywords = {Amerika, Erzählungen, Geister}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FELDER2014, title = {Reich und arm}, author = {FELDER, Franz Michael}, year = {2014}, date = {2014-10-27}, abstract = {Ein Zeitzeuge aus ländlichem Raum, aus dem Bregenzerwald, der uns heute im 21. Jahrhundert beschreibt, wie sie dort im 19. Jahrhundert gelebt hatten. Sorgen gab es immer schon, auch wenn die Vernetzung der Menschen noch nicht so dicht war wie heute und die Reisetätigkeit eingeschränkt war, waren die Menschen doch unterwegs. Erst eine Ausstellung im Jahr 2014 ließ Felder wieder erstehen und seine wichtigsten Werke wurden verlegt. Sie lassen den Leser in eine Vergangenheitswelt eintauchen, in der einerseits vieles ist wie heute, andererseits es aber noch eine ganz andere Welt ist. (Krems, Oslo, Hinterbrühl, 27.10.2014) }, keywords = {19.Jahrhundert, Bregenzerwald, Ländlicher Raum, Vorarlberg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GOGOL2014, title = {Die toten Seelen}, author = {GOGOL, Nikolai}, year = {2014}, date = {2014-10-18}, abstract = {Das Thema dieses Buches stammt eigentlich von Puschkin. Puschkin war mit Gogol befreundet. 1841 schloss Gogol das Thema in Rom ab. Die Moskauer Zensurbehörde lehnte den Druck ab. Die Hauptperson ist der Mann Tschittshikov, ein umtriebiger und schlitzohriger Mensch, der tote Seelen kauft umso reich zu werden. Immer wieder hat er Rückfälle. Mit Disziplin rafft er sich immer wieder auf und beginnt. Er sitzt schon im Kerker und wird wieder befreit um neu beginnen zu können. Trotz der zentralen Figur des Tschitschikow ist es nicht nur ein Roman über ihn; es wird das Leben am Land und viele Gutsbesitzer beschrieben. Ich liebe die ausführlichen und detaillierten Erzählungen der russischen Dichter des 19. Jahrhunderts. Sie geben eine Zeit wieder, die es nicht mehr gibt. (Hinterbruehl - Wien, 18.10.2014) }, keywords = {Russland, Seelen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Erhard2014, title = {Lebensbilder}, author = {BUSEK Erhard}, year = {2014}, date = {2014-09-27}, abstract = {Schon im Vorwort kommt die immer schillernde und intellektuelle Person Busek zum Vorschein. Er kündigt nicht eine Biografie an, sondern ein Geschichtsbuch anhand seiner Erfahrungen und seiner Person. Ältere Leute reden aber gerne darüber wie gut alles früher war. Manchmal verfällt Busek auch in dieses Muster. Andererseits ist es der intellektuelle und erfahrene Mensch, der sein Wissen weitergeben möchte. Immer hat er sich mit Alternativen zu Wort gemeldet und so auch in diesem Buch. Schriftstellerisch interessant sind die eingeflochtenen Personen, die teilweise anonym sind und dann wieder konkrete lebende Menschen sind, denen er noch Ratschläge, Entschuldigungen oder Feststellungen schickt. Mit einigen Personen „rechnet er ab“. Sein Vorbild Mauthe hat das in seinem letzten Buch nicht gemacht. Vielleicht ist es manchmal besser Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen. Andererseits ist es vielleicht für die Nachwelt und die „Geschichte“ (wie es Busek auch im Vorwort nennt) wichtig. In diesem Sinne ist es wirklich ein „Geschichtsbuch“, das aber viele menschliche Momente zeigt, wie etwa den Seelenzustand nach Abberufung von einem hohen Posten (Parteiobmann). Das macht den geradlinigen und technokratischen Humanisten Busek wieder menschlich. (Hinterbrühl , 27.09.2014) }, keywords = {Biografie, Busek}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Elisabeth2014, title = {Pegasus (Lass dir Märchen erzählen)}, author = {KOTAUCZEK Elisabeth}, year = {2014}, date = {2014-09-19}, abstract = {KOTAUCZEK, Elisabeth: "Pegasus (Lass dir Märchen erzählen)", Kitzbühl 2014 Kindermärchen und deren Inhalt sind Voraussetzung. Sie werden in neues Licht gerückt. Ein Pferd, das fliegen kann wandert durch einen Märchenwald und trifft die verschiedenen bekannten Märchenfiguren. Sie werden aber anders dargestellt. Beim Rotkäppchen gehen der Wolf und die Großmutter eine Beziehung ein. Lustig erzählt.“Rotes Käppchen! Rotes Käppchen! Bring der Oma doch ein Häppchen ! Nimm dein Körbchen und geh bald -, Essen auf Rädern funktioniert nicht im Wald.“ (Seite 24) Bei der Wanderung durch den Märchenwald trifft das geflügelte Pferd auf viele Märchenfiguren, die sich auch verändern, wie etwa das Rumpelstilzchen, das in zwei Teile zerfällt und so als Alice und Bob weiter existiert. Ein witziges Buch, das es mit Musik von Kurt Schmid auch auf CD gibt. (Krems, 19.09.2014) }, keywords = {Märchen, Pegasus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KOMAREK2014, title = {Österreich von innen: Wachau}, author = {KOMAREK, Alfred}, year = {2014}, date = {2014-09-18}, abstract = {KOMAREK, Alfred: "Österreich von innen: Wachau", Innsbruck Wien 2013 Als einer, der in der Wachau geboren wurde und der hier als Kind aufgewachsen ist, bin ich natürlich voreingenommen. Der aus dem Salzkammergut kommende Komarek hat die Region aber sehr gut und schön beschrieben. Kein allgemeiner Tourismusführer, sondern von „innen heraus“ – wie schon der Titel sagt. Er sprach mit eingesessenen „Einwohnern“ und gab so auch Unbekanntes weiter. Er beginnt mit Geschichten, die 2500 Jahre zurück liegen und stellt Kämpfer vor, die den Bau von Kraftwerken verhinderten. Aber auch Grundsätzliches bringt er zur Diskussion: Warum hat sich die Donau der Mühe unterzogen und sich durch das harte Granitgestein des Waldviertels und des Dunkelsteiner Walds gefräst und hat nicht den leichteren Weg über Sankt Pölten genommen? Wir wissen es nicht. (Hinterbrühl Krems, 18.09.2014) }, keywords = {Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2014, title = {Die Globalisten}, author = {ROSEI Peter}, year = {2014}, date = {2014-09-08}, abstract = {ROSEI, Peter: "Die Globalisten“, St.Pölten Salzburg Wien 2014 Ein für die heutige Gesellschaft und die heutigen Menschen sehr wichtiges und oft undurchschaubares Thema. Rosei bringt es in einer einfach lesbaren Geschichte nahe. Aber vielleicht ist der Titel doch etwas zu hoch gegriffen. Eine Gaunerkomödie, die zwischen Wien, Košice, Budapest, München, dem Grundlsee und Paris spielt ist vielleicht doch noch nicht die große globale Welt. Es ist aber eine gut und leicht zu lesende Geschichte. Ein Erfolgsroman, wie ihn globale Businessmänner brauchen und wollen. Etwas Sex, etwas Kriminelles und viel Geld. Eine lesenswerte Geschichte, die professionell geschrieben ist. Das „Globale“ auf einen kleinen Nenner gebracht. (Hinterbruehl, 08.09.2014) }, keywords = {Bunsiness, Global, Manager}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{WINKLER2014, title = {König, Hofnarr und Volk - Einbildungsroman}, author = {WINKLER, Andrea}, year = {2014}, date = {2014-09-04}, abstract = {WINKLER, Andrea: "König, Hofnarr und Volk - Einbildungsroman", Wien 2013 Im Untertitel heißt es „Einbildungsroman“ und das ist es. Die flankierende Handlung zu den Einbildungen bildet eine Studentin zu Beginn ihres Universitätsstudiums und ihr Zugang und Umgang mit zwei Lehrenden und zwei Mitstudierenden. Sie studiert – und auch das ist Erfindung – am „Institut für Gedankenkunde und Verstehen.“ Alles sei schon gedacht worden und nichts, was wir aufzeichnen würden, würde nicht früher oder später schon dagewesen sein…“ (Seite 28) Viele Texte streben nach Sehnsucht, denn „Als letzte muss die Sehnsucht sterben, und ich nach ihr, lange, lange nach ihr.“ (Seite 79) Das Buch endet ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, was besser ist im Leben: die Rolle des Königs, des Hofnarren oder des Volkes. (Rhodos, 04.09.2014) }, keywords = {Einbildungsroman}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{Bernhard2014, title = {Vergangenheitsschuld. Beiträge zu einem deutschen Thema}, author = {SCHLINK Bernhard}, year = {2014}, date = {2014-08-30}, abstract = {SCHLINK, Bernhard: "Vergangenheitsschuld. Beiträge zu einem deutschen Thema", Zürich 2007 Wer sich einen seiner spannnenden Romane erwartet wird enttäuscht. Dieses Buch ist mehr ein wissenschaftliches, ein juridisches Werk. Hier tritt Schlink nicht als Dichter, sondern als Jurist, als Universitätsprofessor auf. Es geht um die Schuld der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Es geht um die Anwendung des Rechts. Kann man Leute, die während des Krieges nach geltendem Gesetz gehandelt haben nach dem Krieg mit dem neuen Gesetz verurteilen? Sind die Kinder der Täter des Krieges schuldig? Gibt es eine Sippenhaftung? Manche Schuld kann nicht ein Gericht, sondern nur der Psychiater behandeln. Die Deutschen haben einen speziellen Zugang zur Vergangenheitsbewältigung. Die Amerikaner haben nach dem Südstaatenkrieg Niemanden verurteilt. Fast alle Ostblockstaaten sind gegen ehemalige Kommunisten rechtlich nicht vorgegangen. Deutschland gegenüber so manchen DDR Bürgern sehr wohl. Sie sind gründlicher. Sowohl im Schlechten bei der Vernichtung der Juden, als auch in der Aufarbeitung der Schuld. Schlink meint, dass das Recht „nicht das vergangene, sondern nur das gegenwärtige und zukünftige Leben gestalten und in Ordnung bringen Kann“ (Seite 81) Mit einer Geschichte aus seiner Kindheit erklärt er den Sinn des „Vergebens“ und „Versöhnens“. Seine Großmutter sagte, wenn man sich bei der Person, bei der man sich verschuldigt hat nicht entschuldigt hat, kann man Gott auch nicht um Vergebung bitten. „Eine Versöhnung braucht mindestens zwei Beteiligte.“ (Seite 179) (Rhodos, 30.08.2014) }, keywords = {DDR, Schuld, Sippenhaft, Verganenheit}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{KURKOW2014, title = {Herbstfeuer}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2014}, date = {2014-08-25}, abstract = {KURKOW, Andrej: "Herbstfeuer", Zürich 2007 Ein Buch mit Kurzgeschichten. Die erste gibt dem Band den Titel. Die Erzählungen bringen dem Leser die ukrainischen Verhältnisse nahe, gleichzeitig kommt aber auch das Skurrile von Kurkow nicht zu kurz. So verbrennt etwa im Herbstlaub auch der Ehemann. Unter dem Titel „Weihnachtsüberraschungen“ schenkt die junge Ehefrau ihrem Mann den Zeugungsakt des ersten Kindes. Einem, von einer Operation in Deutschland heimkehrenden Ukrainer will man die eingepflanzte Leber wieder wegnehmen, weil sie von einem entführten Ukrainer stammt. Insgesamt sind es acht verschiedene Erzählungen, die in eine andere Welt entführen (Hinterbruehl, 25.08.2014) }, keywords = {Krimi, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Daniel2014, title = {Die Wunderübung}, author = {GLATTAUER Daniel}, year = {2014}, date = {2014-08-21}, abstract = {GLATTAUER, Daniel: "Die Wunderübung", Wien 2014 Ein zerstrittenes Ehepaar sitzt beim Psychotherapeuten zur Paartherapie. Sie streiten vor ihm. Sie beschimpfen sich. Der Berater hat die Sache oft nicht im Griff. Letztlich flüchtet er sich in eine Pause. Nach der Pause sieht er verstört aus und letztlich stellt sich heraus, dass ihn seine Frau verlassen hat. Sie hatte ihm in der Pause ein Abschieds SMS geschickt. Nun dreht sich die Handlung und das zerstrittene Paar wird zum Vermittler und Berater. Das Ehepaar verlässt die Praxis und der Berater ruft seine Frau an. In diesem Telefonat stellt sich heraus, dass die „Trennung“ nur ein Spiel und ein Teil der Therapie war. (Hinterbrühl , 21.08.2014) }, keywords = {Ehe, Paartherapie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2014, title = {Die Reise nach Fatima}, author = {JANTSCH Franz}, year = {2014}, date = {2014-08-19}, abstract = {JANTSCH, Franz: "Die Reise nach Fatima", Graz Wien Altötting 1952 Eine Reisebeschreibung einer Fahrt mit dem Auto von Wien nach Fatima Anfang der 50er Jahre. Ein europäisches Abenteuer, wie man es sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr vorstellen kann. Die Wegbeschreibungen und Erlebnisse sind schön und anschaulich beschrieben: „Vor uns sank die Sonne mit allem Pomp, den sie manchmal dabei aufwendet, und wir sahen sie blutrot hinter den Dunst des Horizonts tauchen.“ (Seite 49/50) Im Grunde genommen ist es aber eine Reportage einer Wallfahrt. Ja mehr noch, Jantsch schildert den Besuch eines Vertreters des Papstes in Fatima zu dem eine Million Pilger kamen. (Gaming Hinterbrühl, 19.08.2014) }, keywords = {Fatima, Wallfahrt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2014, title = {Ich komme aus Jerusalem}, author = {JANTSCH Franz}, year = {2014}, date = {2014-08-13}, abstract = {JANTSCH, Franz: "Ich komme aus Jerusalem", Graz Wien Köln 1954 Der verstorbene Altpfarrer der Hinterbrühl hat in diesem Buch seine zweite Israelreise beschrieben. Neben einer sehr angenehm lesbaren Form der Reise und der einzelnen Besichtigungen gibt er auch Hintergrundinformationen über die politische Lage und das Leben in den 50er Jahren. Daneben natürlich auch die Verweise auf die Bibel und die einzelnen Stellen der Religionsgeschichte. Das Buch ist vor über einem halben Jahrhundert geschrieben worden und doch lässt es die einzelnen Ort vor den Augen des Lesers auferstehen. Daneben ist auch die historische Veränderung mancher Dinge interessant. Die geschichtlichen Kapitel geben auch einen schönen Überblick über die Entwicklung. So gesehen ist das Buch auch heute noch aktuell. (Hinterbrühl, 13.08.2014) }, keywords = {Israel, Religionsgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GAGE2014, title = {Eleni}, author = {GAGE, Nicholas}, year = {2014}, date = {2014-08-09}, abstract = {GAGE, Nicholas: "Eleni", München 2005 Wenn Autoren über ihre Mütter schreiben sind das immer starke Bücher. Nicholas Gage war noch ein kleiner Bub, als er die Kämpfe des Zweiten Weltkrieges und die späteren Bürgerkriege miterlebte. Sein Vater war in Amerika um Geld zu verdienen. Die Mutter – Eleni – musste sich alleine mit den fünf Kindern durchbringen. Ein für uns Mitteleuropäer unvorstellbares Stück Geschichte tut sich auf. In Griechenland war der Krieg auch 1945 noch nicht zu Ende. Man kämpfte intern weiter. Der Autor meint: „… war ich zu der Überzeugung gelangt, dass es wichtig sei, von ihrem Schicksal zu berichten – nicht nur für meine Schwestern und mich, sondern auch für meine griechischen Landsleute, vor allem die der Nachkriegsgeneration, die dadurch vielleicht Dinge über den Bürgerkrieg erfahren würden, von denen sie nichts wussten.“ (Seite 484) (Flachau Hinterbrühl, 09.08.2014) }, keywords = {Amerika, Griechenland, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FELDER2014, title = {Aus meinem Leben}, author = {FELDER, Franz Michael}, year = {2014}, date = {2014-07-30}, abstract = {FELDER, Franz Michael: "Aus meinem Leben", Konstanz 2013 Was Peter Rossegger für die Steiermark war ist Felderer für Vorarlberg. Er beschreibt das bäuerliche Leben im Bregenzerwald im 19. Jahrhundert. Wie er aufgewachsen ist. Wie er das erste Mal mit dem Vater zur Kirche ging. Wie er seine Braut kennengelernt und geheiratet hat. Er war aber kein gewöhnlicher Bauer. Er war ein schreibender Bauer. Alles wurde in einem Tagebuch festgehalten. Später verfasste er seine Biografie. Das vorliegende Buch „Aus meinem Leben“ befasst sich mit der Zeit seiner Kindheit bis zu seiner Heirat. Man wird auch mit bregenzerwäldlerischen Worten und Formulierungen konfrontiert, die man ohen Erklärung nicht verstehen würde. So etwa das Wort „auf den Strich gehen“: „Wohl fast jeder Bregenzerwälder an meinem Platz hätte das Heimgehen der Fremden, ja wohl auch das Zubettgehen der Hausbewohner abgewartet und wäre dann wenigstens bis Mitternacht bei dem Mädchen auf dem Strich geblieben.“ (Seite 230) Leider wurde Felder nur 30 Jahre alt, sonst wäre uns, der Nachwelt, mehr erhalten geblieben. (Flachau, 30.07.2014) }, keywords = {Bregenzerwald, Landleben, Vorarlberg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TEGETTHOFF2014, title = {Sagen aus Niederösterreich}, author = {TEGETTHOFF, Folke; KIRCHMAYR, Jakob}, year = {2014}, date = {2014-07-03}, abstract = {TEGETTHOFF, Folke; KIRCHMAYR, Jakob: "Sagen aus Niederösterreich", Innsbruck Wien 2014 Die Autoren rücken alte Sagen in den Blickwinkel des 21. Jahrhunderts. Sie verändern zwar nicht den Inhalt und die Aussage der alten Geschichte , aber sie lassen sie aus einer anderen Perspektive erscheinen; nehmen ihnen das märchenhafte und stellen sie mir auf den Boden der Realität. Die Geschichten sind geografisch nach den vier niederösterreichischen Vierteln geordnet, sodass jeder niederösterreichische Leser Sagen aus "seinem" Gebiet rasch findet. (Hinterbruehl, 03.07.2014) }, keywords = {Niederösterreich, Sagen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Matthias2014, title = {Glauben. Wie geht das? Wege zur Fülle des Lebens}, author = {BECK Matthias}, year = {2014}, date = {2014-06-27}, abstract = {BECK, Matthias: "Glauben. Wie geht das? Wege zur Fülle des Lebens", Wien Graz Klagenfurt 2013 Der Titel des Buches ist schlecht gewählt. Er vermittelt ein theologisches Buch. Es ist aber mehr als das. Es ist ein Buch über den Inhalt und den Sinn des Lebens, das über das Religiöse hinausgeht. Es ist ein Buch für Gläubige und Nichtgläubige. Wie kleine Kinder Fragen „Warum?“ „Wozu?“ „Weshalb?“, hinterfragt Beck alle großen Dinge des Lebens. „Muss die Frage an Gott heute anders gestellt werden als in der Vergangenheit?“ (Seite 9) Er kommt zu zeitgemäßen und anschaulichen Antworten. Ich will hier nur einige herausgreifen, der Leser findet aber ein Feuerwerk an Lösungsansätzen und muss daher das Buch selbst lesen. Dies hier sind nur „Lesehäppchen“, die vielleicht animieren sich in dieses Buch einzulassen. • Der Mensch kommt ganz nackt zur Welt. Er ist nicht gefragt worden, ob er leben will. .. Er muss dieses Leben leben, ob er will oder nicht. Er kann sich das Leben nehmen. Mancher tut dies, weil er mit ihm nicht zurechtkommt. Die meisten Menschen nehmen das Leben aber an. Zunächst hat der Mensch keine Wahl. Er wird ins Leben hineingeworfen … Der junge Mensch ist hilflos auf andere Menschen angewiesen. Er kommt viel zu früh auf die Welt. Er ist eine physiologische Frühgeburt. … er müsste auf Grund seiner Komplexität etwa zwei Jahre im Mutterbauch heranreifen, um einigermaßen „fertig“ für die Geburt zu sein.“ (Seite 18) • „ … hat das Denken der Menschen immer schon versucht, das Unerklärliche zu erklären. Der Mensch strebt von Natur aus nach Erkenntnis … Der Mensch will verstehen, wie die Welt funktioniert … Aber über diese Naturbeherrschung hinaus will er sein Denken und Fühlen auch ausdrücken in Musik, Wort, Bild, Skulptur und Gebäuden. Er schafft Kultur. Er denkt nach über den Tod, er wird mit Fragen konfrontiert, die er nicht lösen kann … Das Nichtwissen wird mit jedem Wissen größer.“ (Seite 34) Früher – so sagt Beck – haben die Menschen dem Unerklärlichen Götternamen gegeben und so viele Götter gehabt. Die Juden hatten einen Gott, durften seinen Namen aber nicht aussprechen und sich kein Bild von ihm machen. Mit Jesus kam der „menschliche Gott“. Eine revolutionäre Änderung. Gott war Mensch und Gott ist im Menschen. • Der für viele Menschen unverständliche „dreifaltige Gott“ wird simpel erklärt. Der Geist ist in uns und in Gott. • „Der Glaube ist etwas ganz Alltägliches. Er hat mit Vertrauen zu tun. Ich glaube dir, dass du mich nicht betrügst. .. Der Mensch muss dem Arzt vertrauen, dass er richtig handelt, … dem Automechaniker, dass er die Räder richtig montiert.“ (Seite 84) Und so geht es auch beim Glauben an Gott. „Der Mensch braucht einen Ort absoluten Vertrauens“ (Seite 88) • Der Heilige Geist ist nicht nur Bindeglied zwischen dem göttlichen Vater und dem göttlichen Sohn, sondern auch Bindeglied zwischen Gott und Mensch. Er wirkt im Innersten des Menschen und in der Welt.“ (Seite 100) • „Es geht im Christentum nicht darum, allgemeine Gesetze ins konkrete Leben umzusetzen und ein „tugendhaftes“ Leben zu führen, es geht auch nicht um die Unterscheidung von gut und böse, sondern um jene von gut und besser. … Es geht um eine Beziehungsethik.“ (Seite 112) Allerdings gelingt es dem Menschen nicht immer, das als richtig Erkannte auch umzusetzen.“ (Seite 117) • Über die Sakramente sagt er: „Die Sakramente enthalten in je unterschiedlicher Weise Lebenswahrheiten. Sie sind Symbole für das, was sich im Leben ereignet.“ (Seite 120) • „Der Mensch wird hineingeboren in einen Verstrickungszusammenhang, für den er selbst nicht verantwortlich ist, der aber sein Leben betrifft. Sein „Wollen-Können“ ist angeschlagen. Er kann aus eigener Kraft nicht wollen können, was er im Tiefsten will. Er will das Gute tun und tut doch das Böse.“ (Seite 152) • Zur Beichte, in der Gott verzeiht bringt er den Vergleich aus dem Leben: „Wenn ich jemanden verletzt habe oder ihm unrecht getan habe und ich mich bei ihm entschuldigen möchte, dann kommt die Beziehung nur dann wieder in Gang, wenn er mir verzeiht. Tut er das nicht, bleibt die Beziehung gestört. … Der Schuldiggewordene ist darauf angewiesen, dass der andere ihm verzeiht.“ (Seite 174) • „Die Möglichkeit, sein Leben zu ändern, besteht ständig. Zwar ist oft äußerlich nichts mehr zu ändern … aber innere Veränderungen sind immer möglich.“ (Seite 222) Beck stellt die Sakramente in ein zeitgerechtes und heutiges Licht. Ein wichtiger Beitrag zur Aktualisierung des Christentums und der Religion an sich. (Hinterbrühl , 27.06.2014) }, keywords = {Glaube}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JohGun1, title = {The Collapse of Western Civilization - A View from the future}, author = {Naomi ORESKES and Erik M. CONWAY}, editor = {Columbia University Press }, isbn = {978-0-231-53795-7}, year = {2014}, date = {2014-06-24}, abstract = {Die Autoren beschreiben das Ende der westlichen Welt, das dann von 1540 bis 2093 gedauert hat. Kulturen sind im Laufe der Geschichte immer wieder zerfallen: das römische, das byzantinische und das Inkareich. Der Zerfall der westlichen Welt ist aber unterschiedlich, denn hier könnten die Gesellschaften den Zerfall verhindern. Das Fehlverhalten lag so die Autorenim Positivismus und Fundamentalismus der Märkte. Hunderte Milliarden wurden in Klimaforschung investiert, aber die Macht etwas zu ändern war nicht in Händen der Wissenschaft, sondern in jener der Märkte und Politiker. Oreskes ist Professor für die Geschichte der Wissenschaft in Havard und zeichnet dieses nicht gerade beruhigende Zukunftsbild unserer Erde und unserer Gesellschaft. Vielleicht ist es ein Beitrag zu einem Weckruf. }, keywords = {Collapse, Western Civilization}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RYBARSKY2014, title = {33 Arten eine Katze zu lieben}, author = {RYBARSKY, Ruth}, year = {2014}, date = {2014-06-22}, abstract = {RYBARSKY, Ruth (Hg): "33 Arten eine Katze zu lieben", Sankt Pölten Salzburg 2010 Marken kann man nach Ländern sammeln oder nach Motiven wie Blumen oder Tieren. Bei Büchern ist es so, dass die meisten nach Dichtern betrachtet werden. So wie die Blumenmarken gibt es seltener Motivbücher. Das vorliegende Katzenbuch ist so eines. Namhafte Dichter legen hier Katzengeschichten vor. Alles österreichische Dichter. Alfred Komarek, Armin Thurnherr, Eva Rossmann, Michael Köhlmeier und viele mehr. In Summe sind es 33 Dichter und 33 Geschichten. Daher auch der Titel „33 Arten eine Katze zu lieben“. Manfred Deix liefert Zeichnungen von Katzen. Vera Rossmann lässt einer Katze selbst ihre Abenteuer erzählen. Armin Thurnherr zeigt die Liebe zwischen einem Hund und einer Katze auf. Eine der Autorinnen behauptet sogar, dass ihre Katze raucht. (Hinterbruehl, 22.06.2014) }, keywords = {Katze}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NÖSTLINGER2014, title = {Glück ist was für Augenblicke. Erinnerungen}, author = {NÖSTLINGER, Christine}, year = {2014}, date = {2014-06-12}, abstract = {NÖSTLINGER, Christine: "Glück ist was für Augenblicke. Erinnerungen", St.Pölten Salzburg Wien 2014 Es ist schön und wichtig, dass eine so gute Schreiberin ihre Vergangenheit und damit ein Zeitzeugenbild festhält. Dinge die sie beschreibt stehen stellvertretend für viele und sind lebende Geschichte. Etwa wenn sie schreibt, dass sie 1943 als Privilegierte Fließwasser in die Wohnung bekamen – allerdings nur kaltes. Sie beschreibt ihr ganzes Leben. Nicht aufdringlich. Bescheiden und schön. Ein Buch, das man gerne liest. Bei Büchern wird oft angegeben für welches Alter es geeignet ist (vor allem für eine Jugendbuchautorin wie Nöstlinger ist das wichtig). Zu diesem Buch würde ich sagen: von 8 bis Ende des Lebens. Jeder Generation kann sich hier ein Stück Geschichte und eine interessante Biografie herauslesen. (Hinterbrühl, 12.06.2014) }, keywords = {Glück, Zeitzeugen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Tim2014, title = {Die Kunst stillzusitzen. Ein Skeptiker auf der Suche nach Gesundheit und Heilung}, author = {PARKS Tim}, year = {2014}, date = {2014-06-09}, abstract = {PARKS, Tim: "Die Kunst stillzusitzen. Ein Skeptiker auf der Suche nach Gesundheit und Heilung", München 2012 Auf 362 Seiten geht es nur um das männliche Geschlechtsorgan. Und hier weniger um Sex als um das Pinkeln. Nur Urinieren und Pinkeln. Als Leser muss man selbst öfter aufs Klo gehen, wenn man liest, dass der Autor 6 x pro Nacht aufstehen muss. Man kann dabei selbst krank werden. Er verwendet uns Leser zu seiner Selbsttherapie. Er beschreibt alle Varianten und Möglichkeiten, die er ausprobiert hat um seinem Unterleibsleiden beizukommen. Ich bin ein Leser, der jedes Buch zu Ende liest, auch wenn es ihm nicht gefällt. Auch hier habe ich mich bis zur letzten Seite durchkämpfen müssen. Lesevergnügen war es keines, obwohl die Schreibqualität des Dichters hoch ist, sonst hätte auch ich es nicht geschafft an der Seit362 anzukommen. Das Buch hat ein Happy End, wie ein kitschiger Liebesroman: der Autor wird nicht operiert und trotzdem von seinen Schmerzen geheilt, indem er seine Seele behandelt. Lieber würde ich einen Roman von diesem Dichter lesen, als so eine Selbstanalyse. (Hinterbrühl , 09.06.2014) }, keywords = {Gesundheit, Skeptiker}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Barbara2014, title = {Ida, die Pferde und Ob}, author = {FRISCHMUTH Barbara}, year = {2014}, date = {2014-05-29}, abstract = {FRISCHMUTH, Barbara: "Ida, die Pferde und Ob", Wien 1988 Da dachte ich, ich habe alle Bücher von Barbara Frischmuth gelesen und dann finde ich dieses Buch im oberen Zimmer des Hauses. Ein Buch, das sie schon 1972 geschrieben hat. Ein Jugendbuch? Sicher auch für Erwachsene. Es handelt von einem Reitstall. Ein Mädchen aus der Stadt besucht den Onkel am Land. Ein ehemaliger Trabrennfahrer, der sich jetzt der Zucht und der Betreuung von Pferden widmet. Die Autorin weiß von diesem Metier Bescheid, hat sie doch selbst viele Jahre mit einem Mann und ihrem Sohn auf so einem Reitanwesen gewohnt. (Hinterbrühl , 29.05.2014) }, keywords = {Pferde, Reitstall}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Andrea2014, title = {Hanna und ich}, author = {WINKLER Andrea}, year = {2014}, date = {2014-05-27}, abstract = {WINKLER, Andrea: "Hanna und ich", Graz Wien 2008 Es ist nicht einfach zu lesen. Schwierige und „volle“ Texte. Man liest es nicht wie einen Roman. Die Wörter laufen nicht. Man muss sie einzeln aufheben und sich so manchen Satz erst im Kopf zergehen lassen. Die Sätze sind schwer aufzunehmen, wie die Dichterin selbst sagt. „aber kaum, dass ein Satz den Weg zu mir fand, stellte ihm der nächste ein Bein, kaum, dass ein Satz gant den Weg zu mir hätte finden können, sank er erschöpft zu Boden, und der ihm folgte, lief über ihn hinweg, als ob es ihn nie gegeben hätte, als ob er mir gar nichts sagen wollte.“ (Seite 65) „Die Tage verschwinden einzeln im Abfluss, die Tage sind eine schwere, zähe Masse, die sich auf dich legt, wenn du nicht rechtzeitig die Knie anwinkelst und die Beine anziehst, weg vom Boden…“ (Seite 56) Wie interessant wäre es doch manchmal Zeit zu überspringen. Der Dichterin kann es in unseren Köpfen: „Ich werde für Hanna und mich den Wecker auf heute in fünfzig Jahren stellen …“ (Seite 68) (Hinterbrühl , 27.05.2014) }, keywords = {Roman}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KOTAUCZEK2014, title = {Die Kunt des Spazierschwebens}, author = {KOTAUCZEK, Peter}, year = {2014}, date = {2014-05-23}, abstract = {KOTAUCZEK, Peter: "Die Kunst des Spazierschwebens", Wien 2014 In diesem Bildband beschreibt der Autor die kurze Geschichte des Spazierschwebens und wie er diese Geräte in Verbindung mit Kunst sieht. Es ist eine kt befindlichen Geräte und auch eine Evaluierung. Da Kotauczek aber auch Künstler und Maler ist, sind die Bilder schön anzuschauen. Ein technisches Buch, das Lifestyle und künstlerische Gestaltung bietet. (Hinterbruehl, 23.05.2014) }, keywords = {Spazierschweber}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GSTREIN2014, title = {Eine Ahnung vom Anfang}, author = {GSTREIN, Norbert}, year = {2014}, date = {2014-05-22}, abstract = {GSTREIN, Norbert: "Eine Ahnung vom Anfang", München 2013 Ein Lehrer rechtfertig sein Verhältnis zu einem Schüler. So könnte man vereinfacht den Inhalt dieses Buches definieren. Bombendrohungen werden einem ehemaligen Schüler zugeschrieben. Der Lehrer ein homosexuelles Verhältnis zu Schülern. Langatmig wird eine etwas verworrene Geschichte erzählt. (Hinterbrühl, 22.05.2014) }, keywords = {Homosexualität, Lehrer, Schüler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GLAVINIC2014, title = {Carl Haffners Liebe zum Unentschieden}, author = {GLAVINIC, Thomas}, year = {2014}, date = {2014-05-07}, abstract = {GLAVINIC, Thomas: "Carl Haffners Liebe zum Unentschieden", München 2012 Es ist eine großartige Leistung, Schachspiel so spannend zu erzählen. Ein großes Buch. Das Beste von Glavinic und eines der besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ein Wiener Schachspieler aus armen Verhältnissen, der eigentlich Weltmeister war, es aber nicht sein wollte … Mehr will ich zu diesem Buch nicht sagen. Das muss man selbst gelesen haben. (Beijing - Mariazell - Hinterbrühl, 07.05.2014) }, keywords = {Schach}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RIEGER2014, title = {Kunst, die verbindet}, author = {RIEGER, Hannah}, year = {2014}, date = {2014-04-19}, abstract = {RIEGER, Hannah: "Kunst, die verbindet", Wien 2014 Wie in einem Expertensalon versammelt Hannah Rieger neben sich Liebhaber von Art Brut. Sehr persönlich geben die Sammler und Sammlerinnen. Einblick in die Art, wie sie mit dieser Kunst leben. Eine neue Art der Darstellung von Kunstwerken. ? (Hinterbrühl , 19.04.2014) }, keywords = {Art Brut}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{M.2014, title = {Sankt Altmann. Bischof von Passau. Leben und Wirken}, author = {LECHNOR Gregor M.}, year = {2014}, date = {2014-04-17}, abstract = {LECHNER, Gregor M: "Sankt Altmann. Bischof von Passau. Leben und Wirken", Göttweig 1991 Pater Gregor zeigt das Leben des Gründers von Stift Göttweig ungeschminkt auf. Der Bis Hof von Passau wurde er zwar heilig gesprochen, aber vieles in seinem Leben entsprach nicht dieser Heiligkeit. Er hat als Bischof lange "regiert" und ist in die Zeit des Investiturstreits, in der es um die Vorherrschaft ging, dem Einfluss des Papstes und des Kaisers. Altmann stand auf der Seite des Papstes. Ein interessanter Zeitabschnitt am Beispiel des Bischofs Altmanns. (Hinterbrühl , 17.04.2014) }, keywords = {Göttweig}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PETROWSKAJA2014, title = {Vielleicht Esther}, author = {PETROWSKAJA, Katja}, year = {2014}, date = {2014-04-16}, abstract = {PETROWSKAJA, Katja: "Vielleicht Esther", Berlin 2014 Aufarbeitung der Vergangenheit durch die dritte Generation danach. Aufarbeitung der Vergangenheit aus einem Teil Europas, mit dem wir Westeuropäer uns nicht beschäftigt haben. Die Ukrainerin, die in Estland und Moskau studierte und jetzt in Berlin wohnt beschreibt das Leben ihrer Vorfahren, die aus Polen stammen, in der Ukraine wohnten und dann während des Krieges in verschiedenste Teile der Sowjetunion verschlagen wurden. Es ist aber nicht nur eine Familiengeschichte, die die allgemeine Geschichte wiederspiegelt. Es ist auch ein wunderbar geschriebenes Buch. Ein sehr schöner Schreibstil, für den die Autorin sehr berechtigt 2013 den Ingeborg Bachmann Preis erhielt. (Hinterbrühl , 16.04.2014) }, keywords = {Estland, Familiengeschichte, Sowjetunion, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{HACKER2014, title = {Eine Dorfgeschichte}, author = {HACKER, Katherina}, year = {2014}, date = {2014-04-13}, abstract = {HACKER, Katherina: "Eine Dorfgeschichte", Frankfurt 2011 Ich habe die Dichterin aus dem Buch lesen gehört. Es war im Stift Göttweig. Es hat mir gefallen, was sie las. Geschichten aus einem Dorf. Ein Dorf, wie es überall in Europa sein könnte. Es war ein Dorf in ihrer Heimat, in Deutschland. Die Geschichten wurden aus der Sicht einer Städterin, die die Ferien am Land, im Landhaus verbringt geschrieben. Sie ziehen sich über vier Generationen: von den Großeltern über die Eltern zu den eigenen Kindern. Als ich das Buch selbst las wirkte es nicht mehr so originell, wie ich es empfunden hatte, als die Autorin selbst daraus las. (Göttweig - Hinterbrühl, 13.04.2014) }, keywords = {Deutschland, Dorf, Generationen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2014, title = {Wir fahren nach Lourdes}, author = {JANTSCH Franz}, year = {2014}, date = {2014-04-09}, abstract = {JANTSCH, Franz: "Wir fahren nach Lourdes", Graz 1952 Dieses Buch ist zwar über 60 Jahre alt, aber immer noch aktuelle, auch wenn es in Lourdes inzwischen schon anders aussieht. Franz Jantsch beschreibt sehr kritisch die Situation, als das Wunder in Lourdes geschah. Dass es damals nicht „in“ war gläubig zu sein. Ein Wunder also in einer Zeit, wo man dies nicht erwarten würde. „Als Bernadette aufwuchs war nur mehr das einfache Volk gläubig“ (Seite 16) Er beschreibt das Leben der Bernadette und die Pilgerstätte. Das Buch hat zwei Zielgruppen als Leser: • „Es soll für die einen Vorbereitung auf die Reise sein …“, • „… soll für andere eine Erinnerung sein nach der Pilgerfahrt.“ • „Den vielen aber, die weder in Lourdes waren noch je hinfahren können, will das Buch einfach von Lourdes erzählen…“ (Seite 13) Mir, der vor einigen Jahren dort war, kam wieder vieles in Erinnerung, auch wenn heute die Anlage anders aussieht als in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Geist ist aber derselbe geblieben. (Hinterbrühl , 09.04.2014) }, keywords = {Lourdes, Wallfahrt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MÁRAI2014, title = {Die Schwester}, author = {MÁRAI, Sándor}, year = {2014}, date = {2014-04-07}, abstract = {MÁRAI, Sándor: "Die Schwester", München Zürich 2013 Ich denke, das ist eines der besten Bücher von Márai. Ein Buch im Buch. Zuerst beschreibt er ein Hotel in den rumänischen Bergen zur Weihnachtszeit während des Zweiten Weltkriegs. Durch Schlechtwetter sind die Gäste ans Haus gebunden. Er beschreibt die verschieden Charaktere, die hier unter einem Dach wohnen. Ein Liebespaar begeht am Heiligen Abend Selbstmord. Aber darauf zielt das Buch gar nicht ab. Einer der Gäste ist ein berühmter Pianist, der nicht mehr auftritt. Márai - oder die Person, die als Erzähler im Buch auftritt - erkennt ihn und versucht an ihn heran zu kommen. Es kommt aber nur zu einem Gespräch, dann verlässt der Pianist ohne Vorankündigung das Hotel. Nach Jahren liest man, dass er in der Schweiz gestorben ist und wenig später wird der Autor verständigt, dass er ein Manuskript des Pianisten geerbt habe. Er fühlt sich verpflichtet es zu veröffentlichen. Und das ist das Buch im Buch. Der Leidensweg eines kranken Pianisten. Großartig beschrieben. Irgendwie erinnerte es mich an Hemingways „Der alte Mann und das Meer“, nur dass der Pianist nicht mit einem Hai, sondern seinem eigenen Leben kämpft. (Timisoara - Hinterbrühl, 07.04.2014) }, keywords = {Liebespaar, Pianist, Rumänien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOPITZ2014, title = {Wach-Hauer Gschichten}, author = {TOPITZ, Walter}, year = {2014}, date = {2014-03-30}, abstract = {TOPITZ, Walter: "Wach-Hauer Gschichten", Krems 1983 Ich habe das Bücherl bei einem Weinhauer, wo ich anlässlich eines Kongresses in Dürnstein nächtigte bekommen. Es ist keine hochwertige Literatur. 30 Geschichten aus der Dürnsteiner und Rossatzer Gegend. Es sind aber Geschichten, die Zeitzeugen sind. Etwa, wie der damalige Bundeskanzler Julius Raab zählt, wie er bei den Staatsvertragsverhandlungen mit den Russen mit Wodka um die Wette trinken musste. Wie die Russen 1945 in der Wachau ankommen und sie die Bevölkerung empfängt. D Pfarrer Strecke Ihnen die Hand entgegen und die Soldaten nahmen seine Uhr ab. Österreich war befreit und der Pfarrer wurde von seiner Uhr befreit. Wie sich der erste Wachauer der neuen Weinkultur (Hochkultur) des Lenz Moser anschloss und seine Weingärten umstellte. Diese und andere Geschichten zeigen die Lebensweise der Wachau Weinbauern. Geschichten als Beitrag zur Geschichte. (Hinterbrühl , 30.03.2014) }, keywords = {Dürnstein, Rossatz, Russen, Wachau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Edward2014, title = {How much is enough? Money and the Good Life}, author = {SKIDELSKY Robert; SKIDELSKY Edward}, year = {2014}, date = {2014-03-29}, abstract = {SKIDELSKY Robert; SKIDELSKY Edward: "How much is enough? Money and the Good Life", London 2012 Father and son have written a book. At a conference in Dürnstein I could hear these theses from fathers voice. This gave the impetus to read the book. For interesting pages of a book I always make a dog-ear in the page. In this book, I would have almost all of the pages with such a "dog- ear" provided. The very first sentence: „Nothing is enough fort he man to whom enough is too little.“ Capitalism has brought on one hand, an improvement of the human condition, but at the same time reinforced greed, envy and avarice . Our Western culture - influenced by religion - but has different principles and sees avarice is a vice. The "western world" is so well developed that it would be sufficient that only 15 hours per week is worked and everyone would be still satisfied . You would not get less money. "...The material conditions of the good life already exist, at least in the affluent parts of the world , but that the blind pursuit of growth puts it continually out od reach.“ (Page 13) The income has risen continuously in recent decades, but the happiness of the people has not kept pace. The rich have become even richer. "in the 1970 the pay of a top American CEO was under 30 times that of the average worker; today it is 263 times." (Page 30) The authors confront questions such as "What is wealth for? How much money do we need to lead a good life?" (Page 5) The authors are not compliant with the classic environmentalists to make the growth responsible for climate change. They even think that "It might rather require us to persevere with growth, so as to finance the technologies needed to mitigate ist consequences.“ (Page 124) It is in this book not only criticized but also delivered approaches. (Hinterbrühl , 29.03.2014) }, keywords = {gutes Leben, Kapitalismus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Edward2014, title = {Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens}, author = {SKIDELSKY Robert; SKIDELSKY Edward}, year = {2014}, date = {2014-03-29}, abstract = {SKIDELSKY Robert; SKIDELSKY Edward: Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens, München 2013 Vater und Sohn haben ein Buch geschrieben. Bei einer Konferenz in Dürnstein habe ich den Vater gehört, wie er diese Thesen vorgetragen hat. Das gab den Anstoß das Buch zu lesen. Bei interessanten Stellen eines Buches mache ich immer ein Eselsohr in die betreffende Seite. Bei diesem Buch hätte ich fast alle Seiten mit so einem „Eselsohr“ versehen. Schon der erste Satz: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“. Der Kapitalismus hat zwar einerseits eine Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen gebracht, gleichzeitig aber Gier, Neid und Geiz verstärkt. Unsere abendländische Kultur – geprägt durch Religion – hat aber andere Grundsätze und sieht in Geiz ein Laster. Die „westliche Welt“ ist so weit entwickelt, dass es genügen würde, dass nur mehr 15 Stunden pro Woche gearbeitet wird und alle wären immer noch zufrieden. Man würde nicht weniger Geld bekommen. „… die materiellen Bedingungen für ein gutes Leben … existieren bereits, zumindest im reichen Teil der Welt, dass aber die blinde Jagd nach Wachstum es uns permanent vorenthält.“ (Seite 27) Das Einkommen ist in den letzten Jahrzehnten permanent gestiegen, aber die Glückseligkeit der Menschen hat damit nicht Schritt gehalten. Die Reichen sind noch reicher geworden. „1970 verdiente ein amerikanischer Spitzenmanager knapp das 30-Fache eines durchschnittlichen Arbeitnehmers, heute ist es das 263-Fache.“ (Seite 48) Die Autoren konfrontieren mit Fragen wie „Wozu ist Reichtum da? Wieviel Geld brauchen wir, um ein gutes Leben zu führen?“ (Seite 15) Die Autoren sind nicht konform mit den klassischen Umweltschützern, die Wachstum für den Klimawandel verantwortlich machen. Sie meinen sogar „dass wir weiter nach Wachstum streben (sollen), damit wir die erforderlichen Technologien finanzieren können, um die Folgen der Erwärmung zu lindern.“ (Seite 171) Es wird in diesem Buch aber nicht nur kritisiert, sondern auch Ansätze geliefert. Etwa die „Basisgüter“: 1. Basisgüter sind universell, das heißt, sie gehören zu einem guten Leben an sich. (Seite 204) 2. Basisgüter sind final, das heißt, sie sind gut an sich und nicht nur als Mittel zu etwas anderem, das gut ist. (Seite 206) 3. Basisgüter sind sui generis, … sie sind nicht Bestandteil anderer guter Dinge. (Seite 206) 4. Basisgüter sind für jedermann unverzichtbar … sie nicht zu haben, wird als schwerer Verlust oder Nachteil angesehen. (Seite 206) Sie definieren auch „gute Dinge“: 1. Gesundheit (=vollständige Funktion des Körpers) 2. Sicherheit 3. Respekt 4. Persönlichkeit 5. Harmonie 6. Freundschaft 7. Muße Wenn man diese Basisgüter verwirklicht – so die Autoren – hat man ein gutes Leben. Vater und Sohn treten auch für ein Grundeinkommen ein, „das der Staat jedem vollen Mitglied oder akkreditierten Residenten einer Gesellschaft bezahlt, unabhängig davon, ob er oder sie einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen wünscht, oder reich oder arm ist …“ (Seite 266) Für ein besseres Leben muss auch der Konsumdruck vermindert werden. „Weil wir vor allem arbeiten, damit wir konsumieren können, ist die Reduzierung des Konsumdrucks ein wichtiges Mittel, den Zwang zur Arbeit zu vermindern.“ (Seite 273) Da Werbung den Konsumdruck anheizt, schlagen die Autoren eine Regulierung der Werbung vor. Am Ende stellt man dem Leser frei, selbst zu entscheiden, was er von den gemachten Vorschlägen hält. Wichtig sei aber, „Die wirkliche Verschwendung mit der wir heute konfrontiert sind, ist nicht die Verschwendung von Geld, sondern die Verschwendung von Möglichkeiten von Menschen.“ (Seite 295) (Hinterbrühl , 29.03.2014) }, keywords = {Umweltschutz, Wachstum, Wirtschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{STEFFEN2014, title = {Wege zum Himmel mit Joachim F. Angerer}, author = {STEFFEN, Peter; ANGERER, Joachim}, year = {2014}, date = {2014-03-17}, abstract = {STEFFEN, Peter; ANGERER, Joachim: "Wege zum Himmel mit Joachim F. Angerer", Graz 2014 Eine Biografie? Eine Autografie? Die Grenzen sind schwimmend. Eine Rechtfertigungsschrift? Ein schöner Bildband? Alle diese Bezeichnungen treffen zu. Es ist gut, dass ein großartiger Mensch wie Abt Joachim Angerer seiner Nachwelt (wobei wir uns noch lange nicht als Nachwelt bezeichnen wollen und hoffen und wünschen, dass er noch lange lebt) sagt (aufschreibt) warum er was so und nicht anders gemacht hat. Wo er missverstanden, missinterpretiert und falsch kommentiert wurde. Eine Aufklärung für die Nachwelt. Interessant auch zu lesen woher er kam und wo er heute steht. Immer wieder klingt der "normale" Mensch durch. Das macht ihn sympathisch. Nicht abgehoben, sondern bodennah, menschlich und doch mehr als der Durchschnitt. Es ist auch ein schön bebildertes Buch. Jeder der ihn kennt - und das sind sehr viele - sollte dieses Buch zu Hause haben. (Hinterbrühl , 17.03.2014) }, keywords = {Angerer, Biografie}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{binMaktoum2014, title = {My Vision. Challenges in the Race for Excellence}, author = {Mohammed bin Rashid Al Maktoum}, year = {2014}, date = {2014-03-14}, abstract = {Mohammed bin Rashid Al Maktoum: "My Vision. Challenges in the Race for Excellence", Dubai 2012 Im Zuge einer Studienreise kaufte ich mir dieses Buch in Dubai. Also jenem Ort, an dem es geschrieben wurde. Dubai ist eine fantastische Stadt. Ihr Leader schreibt jetzt über Vision. Das muss man gelesen haben. Es ist aber der Text eines Politikers, wie er irgendwo auf der Welt in irgendeinem anderen Land leben könnte. In einem unterscheidet sich aber Dubai. Die Stadt ist gelebte Globalisierung mit internationalem Handel. War es eine Stadt die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von Perlenfischern lebte, so brach dieses Geschäft durch japanische Zuchtperlen ein. Man suchte nach Alternativen. Der Versuch Öl zu finden scheiterte noch in den 30er Jahren. Man baute auf Goldhandel. Erst in den 60er Jahren stieß man auf Öl. Inzwischen hat man sich aber auf den internationalen Handel festgelegt und positioniert. Der Autor und Premierminister erzählt auch von der Vergangenheit der Araber. Dass Arabisch die „Lingua Franka“ war; dass Arabien führend in der Medizin und Mathematik war und wir westlichen Kulturen noch heute ihre Ziffern, die arabischen Ziffern verwenden. Al Maktoum verwendet das Wort „Pionier“ für eine gesicherte Zukunft. In Internetzeiten – so meint er – verbreiten sich Ideen noch schneller (in Lichtgeschwindigkeit) und man muss noch schneller sein als früher. Er bringt den Vergleich zwischen einer Gazelle und einem Löwen: „With each new day in Africa, a gazelle wackes up knowing he must outrun the fastes lion or perish. At the same time, a lion stirs and stretches, knowing he must outrun the fastes gazelle or starve. It is no different fort he human race. Whether you consider yourself a gazelle or a lion, you simply have to run faster than others to survive.“ (Seite 12) Unverständlich ist mir aber, warum er dem Frieden ein eigenes Kapitel widmet (Peace, Seite 188) und dann gegen die Nachbarstaaten einen Zaun mit Stacheldraht aufstellt. Für den Autor ist nichts unmöglich: „Overcoming the impossible“ (Seite 164). Persönlich meint er „If a man can smile to himself, it will be easy for him to smile at others.“ (Seite 147) Die Vision wird auch in Targets, in Ziele umgesetzt: • Steigerung des Bruttonationalprodukts um 100% • 100% mehr individuelles Einkommen der emiratischen Einwohner • 70% mehr Produktion • Steigerung des Flugverkehrs von 24,7 Millionen Passagieren auf 70 Millionen. (Der neue Flughafen soll 120 Millionen Passagiere handeln können.) Nicht klar geht aber hervor in welchem Zeitraum das passieren soll. Auf alle Fälle ein Buch eines Leaders, der sein Land liebt, auch wenn es sehr propagandistisch und populärwissenschaftliche geschrieben ist. (Dubai - Hinterbrühl, 14.03.2014) }, keywords = {Dubai, Vision}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOLSTAJA2014, title = {Eine Frage der Schuld}, author = {TOLSTAJA, Sofja}, year = {2014}, date = {2014-02-19}, abstract = {TOLSTAJA, Sofja: "Eine Frage der Schuld", München 2010 Eine Freundin empfahl mir dieses Buch und es war eine sehr gute Empfehlung. Die um vieles jüngere Frau von Tolstoi war ursprünglich auch Dichterin, musste sich nach der Heirat aber dem großen Dichter unterordnen. Umso erfreulicher ist es, dass einige Romane von ihr existieren, wie etwa dieser, der zeigt welch großes Talent sie war. Leider ist nicht viel von ihr erhalten, weil sie vor ihrer Hochzeit mit Tolstoi alles von ihr Geschriebene – auch ihre Tagebücher – verbrannte. Ich glaube heute ist der Unterschrift von weiblichen und männlichen Schriftstellern nicht so groß als vor hundert und mehr Jahren. Man fühlt an der Art, wie die Texte geschrieben sind, dass das von einer Frau stammt. Das Buch baut auch den Ablauf der Liebesbeziehung eines Ehepaares sehr schön auf. Von der großen ersten Liebe mit all den später kommenden Wellen der Enttäuschung und des Versuchs wieder zu beginnen. Der Verlauf der Beziehung zwischen Eheleuten wird bis zum Tod der Frau beschrieben. Im Anhang des Buches findet sich eine Autobiografie der Frau Tolstois. Interessant das Leben einer Frau im Russland des 19. Jahrhunderts zu lesen. Die Vorgeschichte ihrer Eltern und Großeltern und wie sie selbst Zugang zur Universität bekam. Sie beschreibt wie sie durch Bücher von Feuerbach und Büchner zum Materialismus fand, den aber wieder verließ, weil ihr die orthodoxe Kirche und ihr Glaube fehlten. Auch in den späten Jahren ihrer Ehe, als ihr Mann von der Kirchenlehre abfiel und sogar exkommuniziert wurde, blieb sie dem orthodoxen Glauben treu. Auch ihr Zugang zur Literatur wird angesprochen: „Ich lernte eher schlecht, beschäftigte mich immer ausschließlich mit dem, was ich liebte. So begeisterte ich mich besonders für die russische Literatur und las damals sehr viel …“ (Seite 223) Sie war eigentlich eine Generation jünger als ihr Mann. Ihre Mutter war mit Tolstoi befreundet und er war nur 2 Jahre jünger als die Mutter. Sie hat ihre Arbeit ihrem Mann untergeordnet: „Von den ersten Tagen an war ich meinem Mann Helferin sowohl in Wirtschaftsdingen als auch bei der Abschrift seiner Werke.“ (Seite 227/228) In ihrem Tagebuch schrieb sie dazu: „Das Bewusstsein, einem Genie und großem Menschen zu dienen, gab mir Kraft zu allem“. (Seite 231) Neben der intensiven Arbeit mit ihrem Mann bekam sie 13 (lebende) Kinder, von denen sie 10 selbst stillte. Neben Hauslehrern unterrichtete das Ehepaar die Kinder selbst. In diesem Buch werden zwei Aspekte geliefert: • Man erfährt durch diese Biografie der Ehefrau sehr viel über ihren Mann Tolstoi. • Der Roman „Eine Frage der Schuld“ ist ein Spiegelbild des eigenen Lebens und insofern auch eine Biografie. Tolstoi wurde krank und die Familie übersiedelte für fast ein Jahr an die Krim. Es brachte aber keine Besserung und man ging aufs Landgut zurück. Tolstoi, der sich mehr und mehr von seiner Frau (geistig) entfernte, verließ sie letztendlich auch. Als er starb und sie nachfuhr, wurde sie nicht mehr zu ihm gelassen. (Hinterbrühl , 19.02.2014) }, keywords = {Tolstoi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2014, title = {Mariazell. Das Heiligtum der Gnadenmutter Österreichs}, author = {JANTSCH Franz}, year = {2014}, date = {2014-02-15}, abstract = {JANTSCH, Franz: "Mariazell. Das Heiligtum der Gnadenmutter Österreichs", Graz Wien Altötting 1952 Dieses Buch des Hinterbrühler Altpfarrers Franz Jantsch ist im Jahr 1952 erschienen, aber immer noch aktuell. Sehr leicht und schön leserlich bringt er Mariazell dem Leser näher. Mit Themen wie „Wer ist Maria“, „Warum wallfahrten?“. Er beschreibt die Kirche selbst, die umliegenden Bauten und die Stadt Mariazell selbst. Maria bezeichnet er als die zweite Eva: „… wie durch die erste Eva die Sünde und der Tod in die Welt gekommen sind, so ist durch die zweite Eva, die heilige Maria nämlich, das Leben und das Heil auf die Erde gekommen.“ (Seite 13) Durch ihn erfährt man die Geschichte und die Entstehung des Wallfahrtsortes. „Die Ausweglosigkeit und Verfahrenheit ist so richtig der Ausdruck unserer Gegenwart. Die Politiker wissen keinen Rat, die Wissenschaftler wissen kein Rezept. Die Philosophen sind am Ende ihrer Weisheit. … Bleibt nur noch, dass wir es wieder mit Religion versuchen, jener Religion, die Europa schon seit Jahrhunderten beiseite gestellt hat.“ (Seite 59) Oft wurde Mariazell und die Kirche niedergebrannt: Türken, Franzosen, … Im 19. Jahrhundert kamen hunderttausende Pilger nach Mariazell. Einmal lasen 1200 Priester aus vierzig Ländern die Messe. Heute hat der Wallfahrtsort Mariazell wieder an Anziehungskraft gewonnen und nachdem man dieses Buch gelesen hat will man hinfahren und alles detaillierter ansehen. (Wien Hinterbrühl, 15.02.2014) }, keywords = {Mariazell}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PALM2014, title = {Bad Fucking}, author = {PALM, Kurt}, year = {2014}, date = {2014-02-14}, abstract = {PALM, Kurt: "Bad Fucking", Hamburg 2012 Einer der erfolgreichen österreichischen Autoren. Den sollte man doch gelesen haben. Ich habe es getan. Sehr flache Literatur. Manchmal ganz lustig. Typisch österreichisch. Gleitet oft ins Primitive ab. Ein fiktives Alpendorf in Österreich und die primitiven Ereignisse dort. Eine Cheerleadergruppe macht ihr Trainingslager in diesem Dorf, in dem es kein Mobiltelefon und kein Internet gibt. Viele skurrile Dinge passieren: ein Einsiedler stirbt in seiner Höhle; ein Gendarm sagt das Eintreffen von Aalen voraus … Das Buch ist auch nur für Österreicher verständlich. Lokale Ereignisse und Personen wurden dargestellt. Im Grunde genommen ist es aber ein sehr primitives Buch, für das es sicher auch ein Lesepublikum gibt, das aber nicht mein Geschmack ist. (Hinterbrühl - Wien, 14.02.2014) }, keywords = {Alpendorf, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHOLL2014, title = {Emma schweigt}, author = {Susanne SCHOLL}, year = {2014}, date = {2014-02-10}, abstract = {SCHOLL, Susanne: "Emma schweigt", St.Pölten Salzburg Wien 2014 Zu Beginn ist es nicht einfach sich mit den vielen Namen zurecht zu finden. Erst nach einigen Kapiteln kennt man die einzelnen Familienmitglieder der Großmutter Emma. Susanne Scholl verwebt hier zwei Welten, zwei Geschichten: • einerseits eine Wiener Patchwork Familie, wo der geschiedene Sohn mit einer um vieles jüngeren Türkin zusammenzieht ohne sie zu heiraten und • der Rest einer in Tschetschenien verfolgten Familie – Mutter und Sohn – die nach Österreich geflüchtet ist und hier als Asylanten Schutz suchen. Diese so unterschiedlichen Familien finden in Wien zusammen. „Niemand hier in diesem reichen, satten Land weiß, wie das ist.“ (Seite 119) sagt die Tschetschenin in Wien. Die Autorin – eine ausgewiesene Tschetschenien Kennerin – beschreibt sehr gut die Situation in diesem Land an Hand von Familien. In einer Zeit, wo auch nicht Krieg ist und trotzdem Leute entführt und ermordet werden. Es ist gut, dass Scholl dieses Wissen an uns, die deutschsprechenden Menschen mit ihrem Buch weitergibt. Andererseits zeigt sie aber auch die Denkweise der Österreicher gegenüber Fremden auf. Wirklich zwei extreme Welten, die hier zusammen kommen. Jeder Österreicher, jede Österreicherin sollte das lesen und der Fremdenhass hätte ein Ende. Ein sehr gutes Buch, das ich auch allen empfehle. (Hinterbrühl , 10.02.2014) }, keywords = {Fremde, Patchwork Familie, Tschetschenien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MORRISON2014, title = {Menschenkind}, author = {MORRISON, Toni}, year = {2014}, date = {2014-02-08}, abstract = {MORRISON, Toni: "Menschenkind", Hamburg 2007 Die Vereinigten Staaten sind im 19. Jahrhundert geteilt in die Südstaaten mit Sklaven und die Nordstaaten ohne Sklaven. Viele Schwarze versuchen die Flucht in den Norden und riskieren ihr Leben. Toni Morris erzählt so ein Schicksal an Hand Sethe, einer Frau, die auf der Flucht ihren Mann und ein Kind verliert. Sie hat zwar die Freiheit erreicht, aber der Geist des toten Kindes lässt ihr keine Ruhe. Zukunft: „Für Sethe bestand die Zukunft darin, die Vergangenheit fernzuhalten.“ (Seite 72) Über die Schuld: „Sethe schaute ihn unverwandt und ruhig an, schon jetzt bereit, einen Mann, der etwas brauchte oder in Schwierigkeiten war, zu akzeptieren, freizusprechen oder zu entschuldigen. Stimmte schon im Voraus zu, sagte, in Ordnung, schon gut, weil sie nicht glaubte, dass irgendein Mann – auf die Dauer – dem gewachsen war. Und was auch der Grund dafür wäre, es war in Ordnung. Keine Schuld. Niemandes Schuld.“ (Seite 192) Bezug zur Natur: „In Nächten, wenn der Himmel, geschwächt vom Gewicht seiner eigenen Sterne, ihm nahe kam, zwang er sich dazu, es nicht zu lieben.“ (Seite 388/389) Über die Liebe zu einer Frau: „Sie ist meiner Seele gut. Sie sammelt mich zusammen, Mann. Die Stücke aus denen ich bestehe, die sammelt sie zusammen und gibt sie mir in der richtigen Reihenfolge zurück. So was ist gut, weißt du, wenn du eine Frau hast, die deiner Seele gut tut.“ (Seite 395) Für diesen Roman wurde Toni Morrison 1988 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet und 1993 erhielt sie den Nobelpreis. Die „New York Times“ hat den Roman „Menschenkind“ zum besten amerikanischen Roman der letzten 25 Jahre gewählt. (Hinterbrühl , 08.02.2014) }, keywords = {Amerika, Südstaaten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{S.2014, title = {Die Erzählungen}, author = {PUSCHKIN Alexander S.}, year = {2014}, date = {2014-01-31}, abstract = {PUSCHKIN, Alexander S.: "Die Erzählungen", Düsseldorf Zürich 1996 Der wunderbare Erzähler Puschkin bringt dem Leser die Zeit unter der Zarenherrschaft nahe. Die erste Geschichte „Der Mohr Peters des Großen“ zeigt den alternativen König Peter und seinen freigekauften Neger, den er an die Tochter eines konservativen russischen Adeligen verheiratet. In diesen „Erzählungen“ wird man in eine andere Zeit und eine Welt entführt: • Das Duell, das einen komischen Verlauf nahm. • Die Braut die den falschen Mann heiratete. • Das Leben eines Sargtischlers und eines Postmeisters. • Ein italienischer Improvisator versucht in Russland mehr verdienen zu können. • etc Literatur kann anschaulich geschilderte Geschichte liefern. Puschkin zeigt uns im 21. Jahrhundert das 19. Jahrhundert und wie Leute – meist aristokratische Russen – lebten. „Man muss wissen, dass Kinder damals anders erzogen wurden als heutzutage. Als ich fünf Jahre alt geworden war, wurde ich dem ersten Stallknecht anvertraut, der wegen seines musterhaften Lebenswandels – er trank nämlich nicht – zu meinem Erzieher bestellt worden war. Unter seiner Aufsicht hatte ich mit zwölf Jahren Lesen und Schreiben gelernt…“ (Seite 251/252) Die Großgrundbesitzer hatten auch am Land ein sehr ausschweifendes Leben. Gesellschaft und Jagd waren der Zeitvertreib und weniger die Arbeit. So hatte so ein Großgrundbesitzer 500 Jagdhunde auf seinem Gut (Seite 158) Bevor Napoleon Russland eroberte waren die Russen auf ihr Land nicht sehr stolz: „Die jungen Leute sprachen von allem Russischen mit Verachtung und Gleichgültigkeit und prophezeiten Russland ein ähnliches Schicksal wie den Rheinbundesstaaten. … Erst der Einmarsch der Franzosen .. brachte sie zur Besinnung.“ (Seite 143) (Hinterbrühl , 31.01.2014) }, keywords = {Großgrundbeseitzer, Russland, Zar}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RITSOS2014, title = {Monovassia}, author = {RITSOS, Jannis}, year = {2014}, date = {2014-01-22}, abstract = {RITSOS, Jannis: "Monovassia", Frankfurt 2009 Es ist ein Gedichtband. Gedichte sind schwer zu übersetzen. Ritsos ist einer der besten Dichter Griechenlands im 20. Jahrhundert. Er war überzeugter Kommunist und während der Militärdiktatur (1967-1974) war er eingesperrt oder unter Hausarrest. Als er dann frei kam nützte er die gewonnene Möglichkeit des Reisens. Er wohnte in Samos und fuhr in seine Geburtsstadt Monovassia. Die Stadt hatte früher eine seestrategische Bedeutung und wurde auch das zweite Gibraltar genannt. Heute ist es bedeutungslos geworden. Die Stadt war aber auch die letzte, die von den Türken erobert wurde und sie war wieder die erste griechische die vom Türkenjoch befreit wurde. Ritsos schrieb die Gedichte dieses Buches über seine Heimatstadt Monovassia. Seine Ankunft auf der Insel beschreibt er so: „Deine Kinderjahre haben auf dich gewartet …“ (Seite 19) „Wir haben vieles gelesen, vieles nicht behalten. Danach haben wir das Gelernte verlernt …“ (Seite 55) Und immer wieder die Vergangenheit: „Auch er gehört zu deinem Erbe: der Stolz im Verfall.“ (Seite 63) „Ich verschließe früh die Haustür. Die Augen kann ich nicht verschließen.“ (Seite 74) Das Buch ist zweisprachig. Auf der linken Seite griechisch und auf der rechten deutsch. Man müsste beide Sprachen können um den Tiefgang der Gedichte voll zu verstehen. (Gösing, 22.01.2014) }, keywords = {Gedichte, Griechenland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KEHLMANN2014, title = {F}, author = {KEHLMANN, Daniel}, year = {2014}, date = {2014-01-21}, abstract = {KEHLMANN, Daniel: "F", Hamburg 2013 Qualität und Quantität sind zwei unterschiedliche Dinge. Marketing und Vermarktung ist wichtiger geworden als Qualität. In riesigen Stößen lag dieses Buch in den Buchhandlungen. Aber ist es wirklich so gut? Eine Allerweltgeschichte. Ein Banker, der schräge Geschäfte tätigt. Ein Familienvater, der seine Kinder und die Frau verlässt. Es ist die Schilderung des Lebens von drei Brüdern. Zwillingen und einem Halbbruder. Einer ist Pfarrer, einer Künstler und einer Banker. (Gösing, 21.01.2014) }, keywords = {Allerweltgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2014, title = {Die Brautfahrt und andere heitere Erzählungen}, author = {JANTSCH Franz}, year = {2014}, date = {2014-01-17}, abstract = {JANTSCH, Franz: "Die Brautfahrt und andere heitere Erzählungen", Wien Eines, der über 30 Bücher des verstorbenen Altpfarrers der Hinterbrühl. Ich bekam es von einer Freundin und kopierte es. Ich machte es auch als eBook verfügbar. 17, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Kurzgeschichten. Der Stil entspricht der Zeit, zeigt aber, welch aufmerksamer Beobachter Franz war. Die erste Geschichte – die längste des Buches – gab auch den Covertitel her und beschreibt, wie er einem Freund half seine Geliebte zu finden und später auch zu heiraten. Köstlich auch die Geschichte „Amalek und Rachel“. Hinter den beiden Namen stehen Katzen. Ein Kater und eine Katze. Der Autor beschreibt auch das unterschiedliche Verhalten eines Katers zu einer Katze und wie die Menschen Tiere oft sehen. „Die Tiere gehen so zwischen uns Menschen durch, mildern den Anprall, lenken uns ab, verklären manche Situation und bringen gelöste Heiterkeit.“ (Seite 84) Auch wenn wir heute nicht mehr genau wissen, wann dieses Buch geschrieben wurde – irgendwann nach dem Krieg – so ist es doch köstlich zu lesen und spiegelt auch die Nachkriegsverhältnisse wider. Der Autor Jantsch, der 1909 geboren ist erzählt im zweiten Teil Geschichten, die ihm sein Pate erzählte, die in der Zeit also noch weiter zurück reichen. Die elektronische Version ist verfügbar unter: http://www.bookrix.com/search;keywords:Die%20Brautfahrt,searchoption:all.html (Hinterbrühl , 17.01.2014) }, keywords = {Franz Jantsch, Kurzgeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MORRISON2014, title = {Sehr blaue Augen}, author = {MORRISON, Toni}, year = {2014}, date = {2014-01-12}, abstract = {MORRISON, Toni: "Sehr blaue Augen", Hamburg 2008 Toni Morrison bekam nicht unbegründet den Nobelpreis. Ein wunderbarer Stil. Ein Vergnügen ihre Texte zu lesen. Mit dem Buch der „Sehr blauen Augen“ verführt sie vor allem uns Europäer in eine andere Welt; in die Welt der Schwarzen, die in der Welt der Weißen leben müssen. Sie spricht heikle Themen an: ein Mann, dessen Frau ihn verließ verliebt sich in kleine Mädchen. Er rechtfertigt das mit der Bibel: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“ (Seite 202) Ein Vater schwängert seine eigene Tochter. Die Menschen wünschen sich, dass das Baby nicht überlebt. „Wenige Menschen können den Namen ihrer Heimatstadt mit so listiger Zärtlichkeit aussprechen. Vielleicht weil sie keine Heimatstadt haben, nur einen Ort, wo sie geboren sind.“ (Seite 92) „Gewisse Männer beobachten sie unauffällig und wissen, dass man, wenn man ein solches Mädchen im Hause hat, auf weichgekochtes .. und mit einem schweren Eisen glattgebügelten Lacken schlafen wird.“ (Seite 94) In der Folge wird die ideale Ehefrau beschrieben. „Und die Jahre falteten sich zusammen wie Taschentücher.“ (Seite 224) „Liebe ist um nichts besser als der Liebende. … Es gibt kein Geschenk für den Geliebten. Allein der Liebende besitzt sein Liebesgeschenk.“ (Seite 225) (Hinterbrühl , 12.01.2014) }, keywords = {Nobelpreis, Schwarze, Weiße}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JONASSON2014, title = {Die Analphabetin, die rechnen konnte}, author = {JONASSON, Jonas}, year = {2014}, date = {2014-01-09}, abstract = {JONASSON, Jonas: "Die Analphabetin, die rechnen konnte", München 2013 Nach seinem ersten Welterfolg, „Der 100 Jährige, der aus dem Fenster stieg“ musste ja ein weiterer Roman kommen. Er ist genauso verrückt wie der erste und manchmal fühlte ich mich beim Lesen verschaukelt, so dumm sind manche Sachen. Die Geschichte beginnt in Südafrika und endet in Schweden, wobei auch der israelische Geheimdienst und ein chinesischer Präsident eine Rolle spielen. Es sind fast alle handelnden Personen etwas „schräg“ oder verrückt. Ales zusammen kann man zwar nicht ein Märchen nennen, aber es ist eine irreale Welt, obwohl unter den handelnden Personen auch aktive Politiker und Könige aus dem realen Leben sind. (Hinterbrühl , 09.01.2014) }, keywords = {Israel, Schweden, Südafrika}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2013, title = {Ein Freund des Verblichenen}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2013}, date = {2013-12-29}, abstract = {KURKOW, Andrej: "Ein Freund des Verblichenen", Zürich 2001 Die Ehe von Tolja hatte sich auseinander gelebt. Seine Frau hat einen Freund. Durch Zufall trifft er einen ehemaligen Schulkollegen, der ihm einen Killer vermittelt, der den Nebenbuhler beseitigen soll. Tolja gibt aber sich selbst als der Freund der Frau aus. Fotografiert sich selbst und macht einen Treffpunkt aus, wo ihn der Profikiller töten soll. Die letzten Stunden denkt er über sein Leben nach und überlegt, was er alles noch erledigen solle. Als er dann im vereinbarten Café sitzt und auf seinen Tod wartet, beschließt die Besitzerin das Lokal frühzeitig zu schließen und er verfehlt seinen Mörder. Der Auftragskiller wollte aber seine Arbeit erledigen und Tolja wollte nicht mehr sterben. Er griff zur Gegenwehr und bestellte selbst einen Killer, der seinen Auftragskiller umbrachte. Letztendlich endete Tolja – wie in einem kitschigen Roman – als Ehemann der Witwe. Ein sehr witziges und gut geschriebenes Buch. Traurig und komisch und schön geschrieben. „Der Herbst ließ sich Zeit mit seinem Kommen. Oder die Natur hatte zu wenig Geld für die roten und gelben Farben, als ahme sie die leidvolle finanzielle Lage des Landes nach.“ (Seite 10) (Hinterbrühl , 29.12.2013) }, keywords = {Auftragskiller, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHÜNEMANN2013, title = {Kornblumenblau. Ein Fall für Milena Lukin}, author = {SCHÜNEMANN, Christian; VOLIC, Jelena}, year = {2013}, date = {2013-12-26}, abstract = {SCHÜNEMANN, Christian; VOLIC, Jelena: "Kornblumenblau. Ein Fall für Milena Lukin", Zürich 2013 Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch eine Radiosendung im Programm OE1 des Österreichischen Rundfunks, in dem der Journalist Kerbler die serbische Germanistin Jelena Volic interviewte. Frau Volic ist Professorin in Belgrad und lebt teilweise in Berlin. Sie ist Serbin mit einem deutschen Reisepass. So auch die Hauptfigur dieses Romans, die Milena heißt. Eine Mitarbeiterin eines Forschungsinstituts in Belgrad. Mit einem befreundeten Rechtsanwalt eruiert sie, ob zwei serbische Gardesoldaten wirklich Selbstmord verübten oder ermordet wurden. Im Zuge der Aufklärungsarbeit kommt auch der oberste Chef dieser Einheit ums Leben. Letztendlich weißt sie nach, dass alle ermordet wurden. Es waren Nationalisten im Untergrund. Das Buch ist eine gute Aufarbeitung der Vergangenheit Serbiens. Offen wird über alles geschrieben. Wichtig für die Zukunft des Landes. Deswegen sehe ich diesen Roman als wichtigen zeitgeschichtlichen Beitrag. Auch stilistisch sehr gut geschrieben und leicht zu lesen. (Hinterbrühl , 26.12.2013) }, keywords = {Belgrad, Berlin, Serbien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{DAMMEL2013, title = {Weihnachtskatzen}, author = {DAMMEL, Gesine }, year = {2013}, date = {2013-12-23}, abstract = {DAMMEL, Gesine (ausgewählt): "Weihnachtskatzen", Berlin 2012 Elf Katzengeschichten, die ideal zum Lesen in der Vorweihnachtszeit sind. Bei angezündeten Kerzen am Adventkranz war es stimmungsvoll daraus zu lesen. Die Geschichten sind nicht kitschig. Etwa die Erzählung die Geschichte von Detlef Bluhm mit dem Titel „Bruder Medarus“, die ins Mittelalter eines Klosters führt oder Erika Pluhars Katze, die in Zeiten, wo es ihr wirtschaftlich nicht so gut ging mit einer Katze zusammen wohnte und auch diese „durchbringen musste“. (Hinterbrühl , 23.12.2013) }, keywords = {Katzen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{RANSMAYR2013, title = {Der Wolfsjäger. Drei polnische Duette}, author = {RANSMAYR, Christoph; POLLAK, Martin}, year = {2013}, date = {2013-12-20}, abstract = {RANSMAYR, Christoph; POLLAK, Martin: "Der Wolfsjäger. Drei polnische Duette", Frankfurt 2011 Die beiden Schriftsteller schrieben im Duett drei polnische Geschichten. In der ersten, die dem Buch den Namen gibt, wandern sie durch ein Grenzgebiet zur Ukraine und nehmen auch Bezug auf die Zeitgeschichte. Hier endete der Zweite Weltkrieg einige Jahre verspätet. Ukrainer und Polen kämpften um Gebiete. Das schriftstellernde Duett beschreibt die Auswirkungen bis heute. Da Ukrainer von Polen ausgewiesen wurden mussten sie sich verstecken. So einen versteckten Wolfsjäger spürten sie auf und beschreiben seine Lebensgeschichte, wie er sich durchschlug … Die zweite Geschichte beschäftigt sich mit einem österreichischen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg in Polen von deutschen Soldaten hingerichtet wurde. Offiziell wurde der Mutter in Wien von der Wehrmacht mitgeteilt „Otto Schimek wurde von der Wehrmacht hingerichtet, weil er sich weigerte, auf die polnische Bevölkerung zu schießen.“ Seine Schwester setzte sich ein und machte aus ihm einen Märtyrer. Sogar Kardinal König besuchte neben tausenden Polen das Grab des hingerichteten Soldaten. Wie die beiden Autoren aber aufzeigen, sehen nicht alle Zeitzeugen die sie befragten den Fall so verklärend … Die dritte Geschichte zeigt auf, das noch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts Juden aus Polen ausgewiesen und vertrieben wurden. So auch die in dieser Geschichte beschriebene Familie. Sie fühlten sich als Polen und wollten in Polen bleiben, aber man vertrieb sie. Praktisch mussten sie „darum bitten, aus der polnischen Staatsbürgerschaft entlassen zu werden.“ (Seite 63) 1968 verließen sie Polen mit dem Ziel Australien. In Wien blieben sie hängen. (Hinterbrühl , 20.12.2013) }, keywords = {Polen, Ukraine, Wolfsjäger}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GAYFORD2013, title = {Mann mit blauem Schal. Ich saß für Lucian Freud. Ein Tagebuch}, author = {GAYFORD, Martin}, year = {2013}, date = {2013-12-18}, abstract = {GAYFORD, Martin: "Mann mit blauem Schal. Ich saß für Lucian Freud. Ein Tagebuch", Bern 2011 Der Kunsthistoriker Gayford wurde von Lucian Freud portraitiert und beschreibt die Monate des Modellsitzens in einem Tagebuch. So wird ein Künstler in einer anderen Form dargestellt. Auch wenn Freud an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitete, konzentrierte er sich auf das eine, an dem er gerade malte. Die anderen drehte er um und lehnte sie an die Wand, damit sie ihn nicht beeinflussten. Beim Portraitieren spielt das Umfeld eine große Rolle und es geht nicht nur um die bildliche Darstellung. Die darzustellende Person muss vom Maler ganzheitlich erfasst werden, weswegen er sich mit ihr während des Malens auch unterhält. „Zuerst dachte ich, das Modellsitzen sei ähnlich, wie ein Besuch beim Frisör; doch dann entpuppte es sich als eine intensivere Erfahrung-„ (Seite 42) Freud bezieht auch Stellung zu seinen Konkurrenten. Die Unterscheidung zwischen Matisse und Picasso zieht er so, dass er Picasso als einen Überraschungsmaler bezeichnet, was er nicht so liebe. Matisse sei da der bessere. Auf 242 Seiten werden die vielen, sich über mehr als 7 Monate hinziehenden Sitzungen und die dabei geführten Gespräch. In einem Nachtrag wird auch auf Ausstellungen des Bildes Bezug genommen. Ein neuer Zugang zum Maler Freud und seiner Art zu malen. (Hinterbrühl , 18.12.2013) }, keywords = {Lucian Freud, Tagebuch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EL-GAWHARY2013, title = {Frauenpower auf Arabisch. Jenseits von Klischee und Kopftuchdebatte}, author = {EL-GAWHARY, Karim}, year = {2013}, date = {2013-12-12}, abstract = {EL-GAWHARY, Karim: "Frauenpower auf Arabisch. Jenseits von Klischee und Kopftuchdebatte", Wien 2013 Der deutschsprachige Journalist hat eine deutsche Mutter und einen ägyptishen Vater. Er wurde – familär bedingt – zu einem Vermittler der beiden Kulturen Okzitent und Orient. Im vorliegenden Buch zeigt er auf, dass arabische Frauen nicht nach dem Äußeren . wie etwa dem Kopftuch – gemessen werden dürfen. Dass starke Persönlichkeiten hinter einer Frau, die einen Fernlaster steuert, einer Taxifahrerin, einer sich selbst in die Luft sprengenden Palästinenserin, einer Gewerkschaftsgründerin oder einer für Gerechtigkeit kämpfenden Anwältin steckt. Jedes der 24 Kapitel ist einer dieser starken Frauen gewidmet. (Hinterbrühl, 12.12.2013) }, keywords = {Arabien, Frauen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TODENHÖFER2013, title = {Du sollst nicht töten. Mein Traum vom Frieden}, author = {TODENHÖFER, Jürgen}, year = {2013}, date = {2013-12-06}, abstract = {TODENHÖFER, Jürgen: "Du sollst nicht töten. Mein Traum vom Frieden", München 2013 Eine Freundin und Kollegin aus der Schweiz hat mir dieses Buch nahegelegt. Schon vor einigen Monaten hat sie mir vom selben Autor eines empfohlen ("Teile dein Glück ... und du veränderst die Welt!"). In meiner Buchbesprechung sagte ich dann „Schade um jede Minute des Lesens“. Nicht sehr begeistert machte mich daher ans Lesen dieses Buches und wurde sehr angenehm überrascht: ein tolles und ungewöhnliches Buch. Der Autor war lange Zeit Politiker in Deutschland. Immer kämpfte er gegen den Krieg. Selbst hatte er keine Angst und wagte sich in gefährliche Kriegsgebiete vor um dann zu Hause zu berichten wie es wirklich ist. Meist sind es nur unwahre Vorwände, die den Krieg gerecht fertigen. Lügen von Politikern. Todenhöfer spezialisiert sich in diesem Buch auf islamische Länder, wo Krieg herrscht: Irak, Libyen, Ägypten. Scharf geht er mit den amerikanischen Politikern ins Gericht und deren Kriegslügen um sich zu rechtfertigen. Amerika – so rechnet er vor – hat mehr Terroristen als die islamische Welt zusammen. (Seite 115) Die Bibel hat kriegerische Berichte als der Koran. (Seite 117) In einem Interview mit einem kanadischen Söldner zeigt er „die Lust des Tötens“ auf. Krieg – ein Thema, das man als normaler zivilisierter Mensch verdrängt wird hier dargestellt. Der Autor hat die arabische Revolution in vielen Ländern miterlebt: „Die Jahre 2011 bis 2013 waren für mich ein wilder Reigen. Ägypten, Libyen, Syrien, Marokko, Tunesien, Afghanistan, Iran. Jedes dieser Länder hatte ich nicht nur einmal, sondern mehrfach besucht.“ (Seite 231) Den Bürgerkrieg in Syrien nennt er „auf zweiter Ebene“ als eine Auseinandersetzung zwischen USA und Russland. Russland würde mit Syrien seinen einzigen Marinestützpunkt im Mittelmeer verlieren. „Dass die USA und große Teile des Westens in Syrien inzwischen an der Seite von Al-Qaida kämpfen, können sie öffentlich schlecht zugeben.“ (Seite 311) „Iran habe seit 150 Jahren kein einziges Land angegriffen, während die USA allein seit dem Zweiten Weltkrieg über 20 Länder bombardiert hatten.“ (Seite 345) Ein sehr alternatives, aus einem anderen Blickwinkel als die Massenmedien die arabischen Ländern betrachtendes Buch. (Wuhan-HInterbrühl, 06.12.2013) }, keywords = {Arabien, Krieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Dietmar2013, title = {Alle Wege führen nach Wien. Abenteuer eines Literaturtouristen}, author = {GRIESER Dietmar}, year = {2013}, date = {2013-11-26}, abstract = {GRIESER, Dietmar: "Alle Wege führen nach Wien. Abenteuer eines Literaturtouristen" München 1999 Dieses Buch könnte eine Anleitung für junge Autoren (oder solche deren Verkauf nicht erfolgreich ist) sein, wie sie ihre Werke besser an den Mann bringen. Dass es eine harte Arbeit ist und man viele Lesungen an verschiedensten Orten abhalten muss um seine Leser und in erster Linie Käufer zu finden. Diese „Buchverkaufsanleitung“ ist aber heiter geschrieben und so auch von „normalem“, „nicht schreibendem“ Publikum zu lesen. Dichterlesungen sind auch für den Veranstalter billig und Grieser zitiert: „Wir sind das billigste Programm, das es gibt. Für uns braucht es nicht einmal ein Klavier.“ (Seite 35) Andererseits verkörpert Grieser den alten Schlag der Dichter. So wie Peter Turrini – der ja noch jünger als Grieser ist – schreibt er noch auf einer mechanischen Schreibmaschine und lehnt Neuerungen wie Computer oder Email ab. Da steht er nicht mehr mit beiden Beinen in dieser Welt. So klingen auch seine Geschichten und speziell dieses Buch ist der Rückblick eines älter werdenden Mannes, der sich an seine Jugend erinnert und vieles schön machen will. (Wuhan, 26.11.2013) }, keywords = {Literaturtouristen, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BREITNER2013, title = {Being Social. Einfluss von Social Media auf Unternehmenskultur, Kommunikation und auf die Arbeitsplätze der Zukunft}, author = {BREITNER, Anneliese; GATTEREDER, Michael; GIESSWEIN, Martin-Hannes}, year = {2013}, date = {2013-11-09}, abstract = {BREITNER, Anneliese; GATTEREDER, Michael; GIESSWEIN, Martin-Hannes: "Being Social. Einfluss von Social Media auf Unternehmenskultur, Kommunikation und auf die Arbeitsplätze der Zukunft", Wien 2013 Ein Buch, das sich mit dem Einfluss von Social Media auf die Unternehmenskultur widmet. Zugrunde gelegt wurde eine Studie, in der österreichische Manager und Fachexperten befragt wurden. Speziell ging es um die interne Nutzung in Unternehmen von Social Media. Die Kommunikation wurde durch Social media noch komplexer und die Unternehmenskultur veränderte sich. Darauf müssen Manager und Personalexperten Rücksicht nehmen. Arbeitsplätze wurden noch mobiler als sie schon waren. • „Aus unternehmerischer Sicht hat die Nutzung von Social Media unbedingt botschafts- und ergebnisorientiert sein.“ (Seite 10) • „Obwohl Menschen nach Interaktion und nach sozialer Vernetzung suchen, nutzen Unternehmen in Österreich dieses Potenzial noch kaum. 44% nutzen keine Social Media-Tools für Mitarbeiter. 28% setzen bereits auf Social Media-Tools für Mitarbeiter“ (Seite 29) • „Wir brauchen ein Bewusstsein dafür, dass wir über das Internet einen parallelen Kulturraum geschaffen haben, der seinen eigenen Regeln folgt.“ (Seite 84) Zum Thema „Büro der Zukunft“ steht in diesem Buch das österreichische Headquater von Microsoft. 2011 hatte man die Büros für zwei Monate geschlossen und mit einem neuen Konzept einen Neuanfang gemacht. Die Ergebnisse werden hier vorgestellt. (Wien Hinterbrühl, 09.11.2013) }, keywords = {Österreich, Social Media, Unternehmenskultur}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Karin2013, title = {Würde Respekt Ehre. Werte als Schlüssel zum Verständnis anderer Kulturen}, author = {SCHREINER Karin}, year = {2013}, date = {2013-11-05}, abstract = {SCHREINER, Karin: "Würde Respekt Ehre. Werte als Schlüssel zum Verständnis anderer Kulturen", Bern 2013 Es ist ein Buch, das dem Leser die Standarddefinitionen des interkulturellen Zusammenlebens näher bringt. Worte wie „Werte“, „Kulturen“, „Ehre“, „Scham“, „Harmonie“, „Zeit“ und viele andere werden erklärt und interpretiert und ihr Stellenwert den einzelnen Regionen und Kulturen zugeordnet. Mit dem Wissen dieses Buches kann man sich die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern erleichtern. (Hinterbrühl, 05.11.2013) }, keywords = {Ehre, Interkulturell, Kultur, Scham, Zeit}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COUPLAND2013, title = {Generation X. Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur}, author = {COUPLAND, Douglas}, year = {2013}, date = {2013-11-04}, abstract = {COUPLAND, Douglas: "Generation X. Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur", München 1991 Ein schon älteres „Kultbuch“, das ich erst jetzt lese, wo ich eine Vorlesung über „"Cultural difference Management" und "International Business Negotiation" vorbereite. Ein Buch, das mit praktischen Lebensbeispielen die Theorie der „Generation X“ veranschaulicht. Ein interessanter Stil. Interessant zu lesen, wenngleich es schon Geschichte ist. Interessant auch die Definitionen, die als Randanmerkungen im Buch zu finden sind: • Emotional Ketchup Burst: Das Aufstauen von Meinungen und Emotionen, bis sie irgendwann explosionsartig alle gleichzeitig ausbrechen und Arbeitgeber und Freunde schockieren und verwirren. (Seite 36) • Bleeding Ponytall: Ein älterer, gut etablierter Geschäftsmann aus der Baby-Boomer-Generation, der sich nach der Hippie- oder unetablierten Zeit zurücksehnt. (Seite 36) • Sick Building Migration: Die Neigung jüngerer Angestellter, Jobs an ungesunden Arbeitsplätzen, die vom Gebäudeverseuchungssyndrom betroffen sind, zu meiden oder zu verlassen. (Seite 40) • Recurving: Einen Job verlassen, um einen anderen aufzunehmen, der zwar niedriger dotiert ist, es dafür aber ermöglicht, sich wieder einem Lernprozess zu ergeben. (Seite 40) • Overboarding: Das Überkompensieren von Zukunftsängsten, indem man sich Hals über Kopf auf einen Job oder einen Lebensstil stürzt, der ganz augenscheinlich nichts mit früheren Interessen im Leben zu tun hat. (Seite 44) • Ethnomagnetism: Die Neigung junger Leute, in gefühlsbetonter, ungezwungener Umgebung mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenzuleben. (Seite 44) • Mid-Twenties Breakdown: Eine Periode geistigen Kollapses im Alter zwischen zwanzig und dreißig, oftmals ausgelöst durch die Unfähigkeit, außerhalb der Uni oder einer durchstrukturierten Umgebung zu funktionieren, gekoppelt an die Erkenntnis des wesentlichen Alleinseins in der Welt. (Seite 45) • Successophabia: Die Angst davor, dass man erfolgreich ist, persönliche Bedürfnisse vergessen und kindliche Wünsche nicht mehr erfüllt werden. (Seite 49) • Anti-Sabbatical: Die Annahme eines Jobs in der einzigen Absicht, nur eine begrenzte Zeitspanne dabei zu bleiben (oftmals für ein Jahr). Der Zweck besteht gewöhnlich darin, genügend Mittel zusammen zu bringen, um an einer anderen, bedeutungsvolleren Tätigkeit teilzuhaben. (Seite 54) • Survivulousness: Die Neigung sich vorzustellen, wieviel Spaß man einzig überlebende Person auf der Erde hätte. (Seite 90) • Poor Buoyancy: Die Erkenntnis, ein besserer Mensch gewesen zu sein, als man weniger Geld hatte. (Seite 117) • O´Propriation: Das Einfügen von Sprüchen aus alten Werbe- und Unterhaltungssendungen in die Alltagssprache. (Seite 154) • Occupational Slumming: Einen Job annehmen, der weit unter Begabung oder Ausbildungsniveau liegt, um mögliches Versagen im eigentlichen Beruf zu vermeiden. (Seite 162) • Black Holes: Eine Untergruppe der X-Generation, bekannt für den Besitz von fast ausschließlich schwarzer Garderobe. (Seite 189) • Option Paralysis: Die Neigung sich bei unbegrenzter Auswahl für nichts zu entscheiden. (Seite 197) • Down Nesting: Die Tendenz von Eltern, sich kleinere Behausungen ohne Gästezimmer zu suchen, nachdem die Kinder ausgezogen sind. (Seite 202) • Green Division: Den Unterschied zwischen Neid und Eifersucht zu kennen. (Seite 210) • Dorian Graying: Die Weigerung nachsichtig zuzulassen, dass der Körper Anzeichen des Alterns aufweist. (Seite 230) • Native Aping: Auf einer Reise im Ausland so tun, als sei man Einheimischer. (Seite 241) (Sankt Lambrecht / Hinterbrühl, 04.11.2013) }, keywords = {Generation X, kultbuch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2013, title = {Abrechnung. Ein Fall für Kostas Charitos}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2013}, date = {2013-10-28}, abstract = {MARKARIS, Petros: "Abrechnung. Ein Fall für Kostas Charitos", Zürich 2013 Der griechische Erfolgsautor hört nicht auf seiner Romanfigur Kommissar Kostas Geschichten erzählen zu lassen. Diesmal zeigt er die gesellschaftspolitische Situation Griechenlands der Jetztzeit auf. Der – wahrscheinlich 2012 – geschriebene Roman beginnt mit dem Jahreswechsel 2014 und spricht von der Wiedereinführung der lokalen Währung. Der Ablauf der Krimis von Markaris gehen oft nach demselben Schema und immer mit denselben handelnden Personen: Mitgliedern seiner Familie und Kollegen des Kommissars. Was aber immer neu und sehr lesenswert ist, ist die Stimmung in der griechischen Bevölkerung, die er ausgezeichnet wiedergibt. In diesem Roman geht es um die politische Vergangenheitsbewältigung. Wie Mitglieder des Widerstands in den 70er Jahren sich später Vorteile verschafften. Menschlich zeigt er auch, dass Jemand der Täter ist und doch sympathisch wirkt. (Hinterbrühl , 28.10.2013) }, keywords = {Griechenland, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Anna2013, title = {Tagebuch}, author = {FRANKE Anne}, year = {2013}, date = {2013-10-18}, abstract = {FRANK, Anne: "Tagebuch", Frankfurt 2013 Das Mädchen Anne Frank führte in einem Versteck in Holland ein Tagebuch. Eine Zeitzeugin – auch wenn sie noch sehr jung war – die beschreibt, wie es Juden erging, wenn sie sich vor den Deutschen verstecken mussten um dem Tod zu entgehen. Einerseits ist es also ein Zeitzeugnis, andererseits ist es auch beachtlich, mit welch hoher Qualität und mit welch „erwachsenem“ Realismus das Mädchen Anne schreibt. Ein Buch das sicher noch viele Generationen über die Vorkommnisse des Deutschen Reiches informieren wird. Sie fühlt sich als "Jugendliche" von den Erwachsenen ausgeschlossen. In diesem Exil kommt jede Situation extremer zur Auswirkung: "Ich rede bei Tisch mehr mit mir selbst als mit den anderen. Das ist in zweierlei Hinsicht günstig. Erstens sind alle froh, wenn ich nicht ununterbrochen quatsche, und zweitens brauche ich mich über die Meinung anderer Leute nicht zu ärgern. Meine eigene Meinung finde ich nicht blöd, die anderen tun das aber, also kann ich sie genauso gut für mich behalten." (Seite 130) Die Enge des Verstecks versetzt sie oft in Panik: ich "habe ein Gefühl wie ein Singvogel, dem die Flügel mit harter Hand ausgerissen worden sind und der in vollkommener Dunkelheit gegen die Stäbe seines Käfigs flieht." Seite 141 „Kannst du mir vielleicht erzählen, wie es kommt, dass alle Menschen ihr Inneres so ängstlich verbergen? Wie kommt es, dass ich mich in Gesellschaft immer ganz anders verhalte, als ich mich verhalten sollte? Warum vertraut der eine dem anderen so wenig? Ich weiß, es wird einen Grund dafür geben! aber manchmal finde ich es sehr schlimm! dass man nirgends! selbst bei den Menschen, die einem am nächsten stehen ein wenig Vertraulichkeit findet." (Seite 170) Sie verliebt sich in den Sohn der zweiten Familie im Versteck und das schlägt sich in den Tagebucheintragungen nieder. Auch hier zeichnet die Abgeschiedenheit extremer: "Liebe, was ist Liebe? Ich glaube, dass Liebe etwas ist, was sich eigentlich nicht in Worte fassen lässt. Liebe, ist jemanden zu verstehen, ihn gern zu haben. Glück und Unglück mit ihm zu teilen. Und dazu gehört auf die Dauer auch die körperliche Liebe. Du hast etwas geteilt, etwas hergegeben und etwas empfangen. Und ob du dann verheiratet oder unverheiratet bist, ob du ein Kind kriegst oder nicht, ob die Ehre weg ist, auf das alles kommt es nicht an." (Seite 197/198) Am 12. Juni 1942 machte Anne ihre erste Tagebucheintragung. Am 1. August 1944 die letzte. Die 1929 Geborene musste 1933 mit ihren Eltern als Jüdin aus Frankfurt nach Holland flüchten. 1940 haben die deutschen Truppen Holland besetzt und ab 1942 gingen sie verschärft gegen Juden in Holland vor. Die Familie Frank zog sich mit einer zweiten Familie in ein Versteck zurück, wo sie über zwei Jahre überstanden. Wenige Monate vor Kriegsende wurden sie verraten, verhaftet und in KZs gebracht. Nur der Vater von Anne überlebte. Anne starb im Februar oder März 1945 kurz vor Kriegsende und Befreiung an Typhus. Der überlebende Vater gründete eine Anne Frank Stiftung in der Schweiz und veröffentlichte das Tagebuch der Tochter. Die UNESCO nahm das Tagebuch als Weltdokumentenerbe (Memory of the World) auf. (Hinterbrühl Sankt Wolfgang, 18.10.2013) }, keywords = {Holland, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SOBOL2013, title = {Alma a Show BIZ ans Ende?}, author = {SOBOL, Joshua}, year = {2013}, date = {2013-10-11}, abstract = {SOBOL, Joshua: Alma a Show BIZ ans Ende?, Mauerbach 2005 Der Israelische Autor betrachtet die außergewöhnliche Frau Alma aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Augen ihrer Liebhaber und Verehrer: der Komponist Gustav Mahler, der Architekt Walter Gropius, der Dichter Franz Werfel, der Maler Oskar Kokoschka und Gustav Klimt. Alma Mahler erzählt aus der Vergangenheit in der Jetztzeit, sie tritt also heute in Erscheinung. Eine geniale Choreographie. Es ist schwer über etwas zu sprechen, für das es keine Worte gibt. Aber eines kannst du mir glauben: die Welt verändert sich sehr schnell. In Kürze wirst du sie nicht mehr wiedererkennen. Besonders deine Welt, Franz. Die Welt von gestern.? (Seite 168) weißt Du den nicht, dass Liebe niemals aufhört? Und wenn sie aufhört, ist es nicht Liebe gewesen? Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (Seite 226) (Hinterbrühl, 11.10.2013) }, keywords = {Alma Mahler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Maria2013, title = {Du musst dein Leben ändern}, author = {RILKE Rainer Maria}, year = {2013}, date = {2013-10-08}, abstract = {RILKE, Rainer Maria: "Du musst dein Leben ändern", Berlin 2013 Ein Buch, das aus Texten besteht, die von verschiedensten Werken Rilkes entnommen sind. Ob der Auszug eines Textes den wahren Gehalt der Aussage enthält ist diskussionswürdig. Ein Buch, das aus anderen Büchern gemacht wurde. Aber man kann die Texte Rilkes genießen und feststellen, dass das Thema "das Leben ändern" zeitlos ist und vor 100 Jahren schon genauso eine Gültigkeit hatte wie heute. * "Jeder muss in seiner Arbeit den Mittelpunkt seines Lebens finden und von dort aus strahlenförmig wachsen können, soweit es geht." (Seite 13) * "Die Eltern sollten uns nie das Leben lehren wollen; denn sie lehren uns IHR Leben." (Seite 17) * "Denn unser Leben ist groß, und es geht so viel Zukunft hinein, als wir tragen können." (Seite 49) * "Die Kindheit ist ein Land, ganz unabhängig von allem. Das einzige Land, in dem es Könige gibt." (Seite 55) (Budapest - Hinterbrühl, 08.10.2013) }, keywords = {Änderung, Leben}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Elisabeth2013, title = {The Eurobonds Guide. Will They Help Us out of the Economic Crisis?}, author = {HOLOUBEK Elisabeth}, year = {2013}, date = {2013-09-24}, abstract = {HOLOUBEK, Elisabeth: "The Eurobonds Guide. Will They Help Us out of the Economic Crisis?", Hamburg 2013 Usually I do not evaluate economic or scientific books. They do not belong to my profession and the "duty readings". In this case, I made an exception. Elisabeth Holoubek - the author - worked together with me as a colleague in this year´s Summer University in Saint Petersburg. This obliges me, and I do not look at it as a duty. The financial crisis which started in 2007 was the worst since the great depression of the 1930th. Economists worked out strategies against this situation. “Eurobonds” – and many other names for this system – is one solution. With the national background it was discussed by politicians. The author of this book gives some useful background information and some future perspectives. She indicates, that the crisis in Greece is based on the international problem of European Union. It is in hand of politicians to take actions. Sooner or later a mechanism, which includes Eurobonds, is needed. Holoubek also takes flak, that Europe is missing visions, how these continent, how this union will look like in 5 or 10 years. Beside the explanation of background and the system of Eurobond, the author ends with a chapter, in which she gives a “Future Outlook”. Not just a scientific report, also some statements, how the future of Europe and the finance system – with a main focus on Eurobonds – can look like. Everything focuses in one point: in economic issues Europe needs one voice, more control and less nationalism. For Holoubek Eurobond will come. The open question is just when: “I believe that issuing Eurobonds could be an important part of this holistic approach and I think that the question is not if, but when Eurobonds will be issued.” (Page 82) I would recommend this book to all economists and politicians. It gives a clear background about the situation. (Hinterbrühl, 24.09.2013) }, keywords = {Eurobond, Währung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MALJARTSCHUK2013, title = {Biografie eines zufälligen Wunders}, author = {MALJARTSCHUK, Tanja}, year = {2013}, date = {2013-09-23}, abstract = {MALJARTSCHUK, Tanja: Biografie eines zufälligen Wunders, St.Pölten - Salzburg - Wien 2013 Eine junge ukrainische Autorin erzählt aus dem Leben in der Ukraine nach der politischen Wende. Wie die Menschen so denken und wie ein kleines Kind es sieht. Eine ehrenwerte Aufgabe, die der Residenzverlag mit der Übersetzung und Herausgabe dieses ukrainischen Romans macht. Das Mädchen und später junge Frau Lena zeigt Mut und setzt sich zur Wehr. Sie hilft Armen und Unterdrückten. Sie engagiert sich für herrenlose Hunde und schlecht versorgte Körperbehinderte. Ihrer Freundin versucht sie zu ihrem Recht auf einen Rollstuhl zu helfen. Organisiert Demonstrationen und beschwert sich bei Behörden. Sie verliert den Kampf und landet im Irrenhaus. Sie wollte fliegen lernen, weil sie von einer fliegenden Frau gehört hatte, die in heiklen Situationen hilft. Ein großartiger Roman. Eine junge und begabte Schriftstellerin lieferte ihren zweiten Roman. Ich denke, man kann noch viel von ihr erwarten. (Krems Hinterbrühl, 23.09.2013) }, keywords = {Biografie, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SZPILMAN2013, title = {Der Pianist - Mein wunderbares Überleben}, author = {SZPILMAN, Wladyslaw}, year = {2013}, date = {2013-09-13}, abstract = {SZPILMAN, Wladyslaw: "Der Pianist Mein wunderbares Überleben", München 2002 Es ist fast unglaublich, was hier niedergeschrieben wurde. Als ein nach dem Krieg Geborener kann ich mir natürlich nicht mehr vorstellen, wie es den Leuten im Krieg erging. Noch schlimmer muss es aber in Polen, dem ersten besetzten Land gewesen sein und noch extremer war es dann für Juden. Und das schildert dieses Buch. Ein Pianist erzählt seine Kriegsjahre. Wie er seine Familie verlor. Wie er sich versteckte. Wie er immer wieder das Versteck wechseln musste. Wie immer wieder Gefahr drohte. Welche Kräfte er mobilisieren konnte um zu überleben. Ein wirklich lesenswertes Buch. Man kann sich gar nicht vorstellen, welches Elend und welche not da herrschten. (Hinterbrühl, 13.09.2013) }, keywords = {Klavier, Polen, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TODENHÖFER2013b, title = {Teile dein Glück ... und du veränderst die Welt!}, author = {TODENHÖFER, Jürgen}, year = {2013}, date = {2013-09-11}, abstract = {TODENHÖFER, Jürgen: "Teile dein Glück ... und du veränderst die Welt!", München 2010 Eine Kollegin empfahl mir das Buch für meine Studenten. Zum Glück habe ich es selbst vorher gelesen. Das wäre unzumutbar für junge Leute. Eine Selbstbeweihräucherung eines ehemaligen Politikers. Er rechtfertig die Taten seines Lebens. Das ist weniger als die Weitergabe von Erfahrung an die nächste Generation. Schade um jede Minute des Lesens. (Hinterbrühl, 11.09.2013) }, keywords = {Glück}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NOVAK2013, title = {GRAFENEGG. Klang trifft Kulisse}, author = {NOVAK, Rudolf; HUCK, Brigitte; MOORE, Alexander; GEMÜND, Wolfgang}, year = {2013}, date = {2013-09-10}, abstract = {NOVAK, Rudolf; HUCK, Brigitte; MOORE, Alexander; GEMÜND, Wolfgang: "GRAFENEGG. Klang trifft Kulisse", St.Pölten Salzburg Wien 2013 Ein wunderbarer Bildband, der das renovierte Schloss Grafenegg und die Musikaktivitäten in der Frelichtbühne (Klangturm) und dem Konzerthaus zeigt. Eine Geschichte des Schlosses und eine Beschreibung der Musikevents mit wunderbaren Fotos. (HB, 10.09.2013) }, keywords = {Freilichtbühne, Grafenegg, Klangturm, Musik}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Erika2013, title = {Die öffentliche Frau}, author = {PLUHAR Erika}, year = {2013}, date = {2013-09-08}, abstract = { PLUHAR, Erika: "Die öffentliche Frau", St.Pölten Salzburg Wien 2013 Jetzt habe ich mehrere Bücher von anerkannten Dichtern gelesen, die letztlich nicht gut waren. Skeptisch ging ich an dieses neue Buch von Erika Pluhar und ich wurde positiv überrascht. Kein Klatsch. Kein Kramen in der Vergangenheit und doch etwas preisgeben von der eigenen Persönlichkeit. Ein schönes Konzept: ein Journalist schreibt eine Serie über die Frau, die Pluhar selbst ist. Jeder Besuch des Redakteurs ist ein Kapitel des Buches. In den Rahmen des Besuchs gestellt erzählt sie Persönliches. „Und das Schlimmste war, dass dieser Mann mir wirklich nahe kam, und das nicht nur körperlich. Dass er meine Seele betrat. Wir verstanden uns. Wir wurden ein Paar. Waren aber beide verheiratet.“ (Seite 61/62) Der Inhalt des Buches wird dem Titel „öffentliche Frau“ voll gerecht. Auch wenn Pluhar von „der Frau“ spricht, weiß man, dass sie das ist. In ihren Männergeschichten erkennt man, wer wer ist. Sie selbst gibt ihnen aber keine Namen. Sie öffnet sich mehr, als man als Leser erwarten kann. Über die Gegenwart sagt sie wenig aus. Sie fühlt sich zwar „jung im Geist“, „aber all die Geschichten meines Lebens sind jetzt Geschichte. Meine Gegenwart bietet keine Storys mehr.“ (Seite 265) Zur Gegenwart meint sie nur, „dass ich nach wie vor am Leben bin“ (Seite 266). Für alle, die Pluhar als Schauspielerin oder Schriftstellerin verehren oder mögen gibt das Buch viel persönlichen Einblick. Sie macht sich zur „öffentlichen Frau“. (Hinterbrühl, 08.09.2013) }, keywords = {Biografie, Lebensgeschichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2013, title = {Kummer Ade}, author = {BRANDSTETTER, Alois}, year = {2013}, date = {2013-09-03}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: "Kummer ade!", St.Pölten Salzburg Wien 2013 Brandstetter macht aus dem Diebstahl eines Beschwerdebriefkastens einer Kirche ein Buch mit 134 Seiten. Vom Hunderten kommt er ins Tausendste. Es ist aber schön ihm zu folgen. Er stellt über den gestohlenen Kummerkasten einer Kirche den Bezug zu Themen wie „Klagemauer“ und Leserbriefen in Zeitungen her. Auch verweist er darauf, dass selbst zweitklassige Fußballmannschaften mehr Besucher bei ihren Spielen haben als Gottesdienste der katholischen Kirche. Ein alter Mann, der vor sich hin sinniert und vom Hundertsten in Tausendste kommt. Dem Leser Geschichten wie diese auftischt: „von einem pfiffigen Schriftsteller ins Werk gesetzte Experiment mit der Einsendung eines Textes aus Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, der von 30 Lektoren nicht nur nicht erkannt, sondern auch als vermeintlich originaler Text des Einsenders diesem mit oft recht abfälligen und rüden Urteilen zurückgeschickt wurde.“ (Seite 129) Nach einigen Absätzen dahinplauderns kommt er immer wieder zum gestohlenen Kummerkasten zurück, um so dem Buchtitel gerecht zu werden. In einem „Finale“ unterstellt er dann einem in Salzburg gefassten Dieb, dass er es gewesen sein könnte, der den Kasten in der Kärntner Kirche gestohlen hat. (Hinterbrühl, 03.09.2013) }, keywords = {Kummerkasten, Leserbrief}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Julian2013, title = {Blickrichtungen}, author = {SCHUTTING Julian}, year = {2013}, date = {2013-08-29}, abstract = {SCHUTTING, Julian: "Blickrichtungen", St.Pölten Salzburg Wien 2013 Der Dichter Schutting erzählt Reisegeschichten. Er verwendet einen sehr komplizierten Stil, den ich von ihm bis jetzt nicht kenne. Lange und komplizierte Sätze, denen zu folgen nicht leicht ist. Man darf sich aber keine traditionellen Reiseberichte erwarten. Unter der Überschrift "St.Petersburg" wird etwa die Beisetzung der wieder aufgefundenen Leichname der Zarenfamilie im Jahr 1998 erzählt. Dazu bräuchte man auch nicht nach Russland zu fahren. Ja, im Fernsehen werden sicher mehr Details für so eine Geschichte gegeben, als man sie als anwesender Besucher sehen könnte. Bei der Beschreibung der Kathedrale Sevilla hat man als Leser das Gefühl mitzugehen. Man fühlt die Größe der Kirche bei den Worten, dass " man um einen Kopf kleiner als draußen vor der Tür" (Seite 88) ist. Aber auch da gleitet er rasch vom Zentralen, vom Dom ab und beschreibt die Orangenbäume ausführlicher als das Kulturdenkmal. Man darf sich also keinen Reiseführer bei diesem Buch erwarten, sonst wird man enttäuscht. Im Kapitel "Norwegen" konzentriert sich der Erzähler auf die Gestelle für Trockenfische. Das ist der Hauptteil der 26 Seiten. So ähnlich geht es auch bei den folgenden Reisegeschichten über den Iran, Vietnam, Nil … (Hinterbrühl Walsertal St.Gallen, 29.08.2013) }, keywords = {Frankreich, Norwegen, Resegeschichten, Sankt Petersburg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KÖHLMEIER2013, title = {Die Abenteuer des Joel Spazierer}, author = {KÖHLMEIER, Michael}, year = {2013}, date = {2013-08-22}, abstract = {KÖHLMEIER, Michael: "Die Abenteuer des Joel Spazierer", München 2013 Eine ungarische Familie flüchtet von Budapest nach Wien noch bevor die Flüchtlingswelle nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Großeltern, Eltern und Joel, der Erzähler. Dieser Erzähler, der Joel Spazierer erlebt so viel, dass es gar nicht in ein Menschenleben passen kann. Köhlmeier verpackt zu viel in eine Person. So unterschiedlich kann ein Mensch gar nicht sein. Also eine künstliche Figur, mit der es möglich ist 650 Seiten eines Buches zu füllen. „Die schönsten Dinge des Lebens sind die am wenigsten wichtigen. Wenn die Menschheit zur Vernunft gekommen ist, wird es ein Ministerium für Schönheit geben.“ (Seite 91) „Ich hätte Emil und Franzi weismachen können, ich stamme vom Mond, mein Vater sei ein Krokodil und meine Mutter ein Lenkrad, sie hätten mir geglaubt.“ (Seite 95/96 „Die Zukunft ist noch nicht, die Vergangenheit ist nicht mehr, und die Gegenwart ist der ausdehnungslose Punkt, in dem Zukunft und Vergangenheit zusammenstoßen, sie existiert also ebenfalls nicht.“ (Seite 242) "Überall habe ich den Gott getroffen, auch in meinem Blut, es gibt nichts auf der Welt, worüber man sich mehr wundern müsste als über einen Menschen, der nicht an Gott glaubt." (Seite 263) Und das lässt er einem amerikanischen Deserteur, der zu einem harten, verbrecherischen Mann wurde sagen. „Ich habe mich gelangweilt, als wäre in einem neuen Naturgesetz definiert worden, dass eine Minute zusammen mit Herrn Dr. Wyss ein Jahr daure.“ (Seite 277) (Gaming Hinterbrühl, 22.08.2013) }, keywords = {Flüchtling, Ungarn, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CANTELE2013, title = {Das schnelle Geld}, author = {CANTELE, Claudio}, year = {2013}, date = {2013-08-04}, abstract = {CANTELE, Claudio: "Das schnelle Geld", Wien Graz Klagenfurt 2013 Bei einem Empfang lernte ich den Autor kennen und bekam das Buch geschenkt. Ich kannte ihn nicht. Auch bin ich kein Krimileser. Trotzdem begann ich zu lesen und habe es in kurzer Zeit beendet. Sehr gut geschrieben. Eine Hintergrundgeschichte, wie sie sich in der heutigen Bankenszene begeben könnte. Ein Krimi ohne einen Toten. Aber die Bankenszene beschrieben, wie man sie als Laie nicht kennt. (Hinterbrühl, 04.08.2013) }, keywords = {Banken, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{YAN2013, title = {Knoblauchrevolte}, author = {YAN, Mo}, year = {2013}, date = {2013-07-31}, abstract = {YAN, Mo: "Die Knoblauchrevolte" Auch der Literatur und hier dem Nutznießer "Leser" tut es gut, dass die Welt global geworden ist. So lernen wir Europäer auch mehr über Asiaten. Der chinesische Autor Mo Yan erzählt vom Leben und den Problemen im ländlichen Raum von China in der heutigen Zeit. Wichtig erscheint mir auch, dass der Autor kein Dissident ist, sondern ein von der chinesischen Regierung anerkannter und ausgezeichneter Dichter ist. Trotzdem darf man sich mit diesem Buch nicht eine schöngeredete Geschichte erwarten. Sehr kritisch werden hier die Schwachpunkte der ländlichen Verwaltung aufgezeichnet. Eingebettet in menschliche Schicksale. Großartig geschrieben! Ein großartiges Leseerlebnis! Ein Eindringen in eine für uns hier in Europa neue Welt! Ein exzellenter chinesischer Meister des Schreibens und darüber hinaus als Nobelpreisträger ein Schreib-Weltmeister. (Belgrad Mohacs, 31.07.2013) }, keywords = {China}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MAGRIS2013, title = {Donau - Biographie eines Flusses}, author = {MAGRIS, Claudio}, year = {2013}, date = {2013-07-29}, abstract = {MAGRIS, Claudio: "Donau. Biographie eines Flusses", München 2011 Zwar wird es als "das" Donau-Fachbuchgehandelt, aber es ist schwer zu lesen. Der Autor verzettelt sich im Text und bringt Dinge ein, die Nichts mit der Donau zu tun haben. Nur langsam kam ich beim Lesen vorwärts. Letztlich entschied ich mich vom seriellen Lesen, vom Lesen einer Seite nach der vorigen, zu verabschieden und wie im Internet nur jene Dinge zu lesen, die gerade von Interesse sind. Ich behandelte das Buch wie ein Lexikon über die Donau. Diese Art des Lesens wurde dem Buch dann gerecht. (Hinterbrühl Belgrad, 29.07.2013) }, keywords = {Donau}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHÖNBORN2013, title = {Duell und Duett. Gespräch über Kunst und Kirche. Herausgegeben von Heinz Nussbaumer}, author = {SCHÖNBORN, Christoph; TURRINI, Peter}, year = {2013}, date = {2013-07-25}, abstract = {SCHÖNBORN, Christoph, Kardinal; TURRINI, Peter: "Duell und Duett. Gespräch über Kunst und Kirche. Herausgegeben von Heinz Nussbaumer", Wien 2006 Es ist eine nachträgliche Abschrift eines Gespräches während der langen Nacht der Kirchen in der Wiener Mexikokirche. Ein Streitgespräch zwischen zwei Freunden – eben dem Kardinal und dem Dramatiker – das auch vom Fernsehen aufgezeichnet wurde und bereits mehrmals gesendet wurde. Trotzdem ist es gut es als Buch zu lesen. Zwei so unterschiedliche Menschen und trotzdem Freunde. Oft unterschiedlicher Ansicht und trotzdem schätzen sie sich. Das Gespräch bringt es zu Tage. Sie nützen die Unterschiede. Turrini testet seine Texte mit Schönborn („grundsätzlich mit Menschen, die nicht meiner Meinung sind – sonst lernt man ja nichts …“, Seite 7) und Schönborn gibt sich der kritischen Literatur von Turrini hin. „Die wirkliche Bombe, die in uns tickt, oder die um uns tickt, ist die Bombe der Gleichgültigkeit, des Asozialen.“ (Seite 83) „Ich beispielsweise habe ein tiefes Bedürfnis nach Schönheit, ich habe ein tiefes Bedürfnis nach Güte und ein tiefes Bedürfnis nach menschlicher Versöhnung“. (Seite57). So sagt es Turrini. Er muss aber das Negative in seinen Stücken darstellen, um zum Ideal zu kommen. Ein interessantes Buch, weil es viel von den Hintergründen und Denkweisen der beiden Männer wiedergibt. (Hinterbrühl, 25.07.2013) }, keywords = {Kirche, Literatur, Streitgespräch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Barbara2013, title = {Bindungen und andere Erzählungen}, author = {FRISCHMUTH Barbara}, year = {2013}, date = {2013-07-21}, abstract = {FRISCHMUTH, Barbara: "Bindungen und andere Erzählungen", St.Pölten Salzburg Wien 2013 Eine Auswahl von Texten. Da kann Nichts Neues dabei sein. So war mein erster Gedanke. Eine Wiederverwendung von Texten. Wie überrascht war ich, als ich zu lesen begann. So schöne und neue Texte. Ich habe es genossen die sprachlich schönen Formulierungen zu lesen. Ein Genusslesen. Das sind Texte, wie ich sie von Frischmuth liebe. Freund Julian Schutting hat die Texte ausgesucht: 1. meine Großmutter und ich Ein Dialog über Generationen hinweg, wie er sehr realistisch geschrieben ist. 2. Otter Ein Mann bei einer Hure. Eine seltsame Begegnung. 3, Bindungen Nach einer erfolglosen Liebe ist sie bei der Familie ihrer jüngeren Schwester um sich zu kurieren. Sie dringt als Single in eine Familie ein. Einige Frischmuthsche Wortspenden (besser ist es aber alles zu lesen): „Wer sich auf die Wissenschaft einlässt, kann nicht auch noch Staub unterm Bett suchen.“ (Seite 59) „Man muss Drainagen fürs eigene Herzblut legen.“ (Seite 69) „Wir mussten uns nicht in Szene setzen, wir hatten Achtung voreinander. Er war emeritiert und ich nicht sein Nachfolger. Er war nicht mein Vater, und ich nicht seine Tochter. Er war nicht mein Mann, ich nicht seine Frau. Aber es gab eine Art Liebe zwischen uns. Wir konnten uns aneinander nicht satt hören.“ (Seite 83) „Ich fürchte, ich werde nie mehr arbeiten können. Es zieht sich bereits eine Fettspur durch mein Hirn, auf der alle Gedanken ausrutschen.“ (Seite 98) „Eine vollendete Nachrede auf ein unvollendetes Vorspiel?“ (Seite 154) (Hinterbrühl, 21.07.2013) }, keywords = {Bindungen, Erzählungen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{OSENDOWSKI2013, title = {Tiere, Menschen & Götter}, author = {OSENDOWSKI, Ferdinand}, year = {2013}, date = {2013-07-20}, abstract = {OSENDOWSKI, Ferdinand: "Tiere, Menschen & Götter", Erkrath 2001 Ein polnischer Russe, der sich als Zarenfreund nach Ausbruch der Revolution auf der Flucht über Tibet und die Mongolei zu einem Hafen am östlichen Meer bewegt. Seine Erlebnisse und Abenteuer schildert er in diesem Buch. Unvorstellbare Beschwerden und Abenteuer werden hier geschildert. Er bewegt sich in einer heute nicht mehr vorstellbaren brutalen Welt. Oder ist sie doch immer noch so brutal? Nur nicht bei uns. Das Buch wurde mir von einer mongolischen Freundin empfohlen und es ist sicher ein wichtiger historischer Zeitzeuge für das Land Mongolei. Obwohl es vor fast 100 Jahren geschrieben wurde ist es noch immer angenehm zum Lesen. Zum Buch wurde es aus Geldnot des Autors heraus. Er erreichte Amerika und brauchte dann Geld. Durch die Vermarktung seiner Abenteuer konnte er seine Familie wieder ernähren. (St.Petersburg Hinterbrühl, 20.07.2013) }, keywords = {Mongolei, Russland, Tibet}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Hannes2013, title = {Der KOmet}, author = {STEIN Hannes}, year = {2013}, date = {2013-06-28}, abstract = {STEIN, Hannes: "Der Komet", Berlin 2013 Ein erfrischend köstlich geschriebener Roman. Ein Geschichtsverfälscher. Es gab keinen Ersten und demnach auch keinen Zweiten Weltkrieg. Der österreichische Thronfolger ist dem Attentat in Sarajewo entgangen. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie ist neben Deutschland eine Weltmacht und Amerika ist unterentwickelt. Moderne Technik hat Einzug gehalten. Mit einer Rakete fliegt man von Wien-Schwechat aus zum Mond. Wien ist sehr genau beschrieben. Ein Komet soll die Erde beschreiben. Der Kaiser hatte das offiziell angekündigt. Wie verhalten sich in so einer Situation die Leute? Ein Betätigungsfeld für einen Dichter … Ein Genuss zu lesen. Jede Seite hat eine stilistische Überraschung, daher sind wiedergegebene Beispiele nur ein kleiner Auszug: „…zwischen den mittelalterlichen Zunftzeichen warteten tausende Regenrinnen schon auf jeden einzelnen Tropfen…“ (Seite 103 „… platzte vor Vorfreude schier aus den Nähten …“ (Seite 27) „Seiner wohlerwogenen Ansicht nach beruhten menschliche Gesittung und Kultur auf solch banalen Dingen wie Wasserspülung, Stromversorgung, Müllabfuhr – nicht auf gut gemeinten Gesten.“ (Seite 180) (Hinterbrühl, 28.06.2013) }, keywords = {Erster Weltkrieg, Geschichtsfälscher, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROSENMAYR2013, title = {Im Krieg auf dem Balkan. Erinnerung eines Soldaten an den Zweiten Weltkrieg}, author = {ROSENMAYR, Leopold}, year = {2013}, date = {2013-06-18}, abstract = {ROSENMAYR, Leopold: "Im Krieg auf dem Balkan. Erinnerung eines Soldaten an den Zweiten Weltkrieg", Wien Köln Weimar 2012 Zeitzeugen und deren Berichte sind wichtig für die nachkommenden Generationen. Im Alter von über 80 Jahren erinnert sich der Autor seiner Zeit als Soldat in Griechenland und an den Rückzug über den Balkan. Einerseits ist es ein Bericht eines einfachen Soldaten, der das Leben und die Erlebnisse berichtet. Gräueltaten und persönliche, manchmal auch schöne Erlebnisse. Andererseits ist es auch ein Rückblick auf das eigene Leben aus dem hohen Alter heraus und dementsprechend auch eine Rechtfertigung über bestimmte Vorgangsweisen. Eine Verschönerung? Eine Rechtfertigung? Sicherlich ist auch das enthalten. Rosenmayrs Buch endet nicht mit seiner erfolgreiche Heimkehr nach Österreich und / oder mit seinem Eintritt in die Dienste der Britischen Armee. Nein, er schließt auch noch die Jahre nach dem Weltkrieg ein und auch das ist ein wichtiger Zeitzeugenbericht. Durch seine Tätigkeit in der Hochschülerschaft kam er ins Visier des sowjetischen und britischen Geheimdienstes. Eine Welt, die man oft als Klischees, wie etwa im Film "Der dritte Mann" einstufte bekam hier Namen. Rosenmayr, der Autor selbst war zum Informanten geworden. Neben den Fakten aus dieser lange verschwiegenen Zeit unserer Geschichte ist das Buch auch sehr spannend zu lesen. Allen nach dem Krieg Geborenen nur zu empfehlen! (Hinterbrühl-Bukarest-Belgrad, 18.06.2013) }, keywords = {Balkan, Zweiter Weltkrieg}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHLATTNER2013, title = {Das Klavier im Nebel}, author = {SCHLATTNER, Eginald}, year = {2013}, date = {2013-06-08}, abstract = {SCHLATTNER, Eginald: Das Klavier im Nebel, München 2010 Ich kaufte mir das Buch im Rahmen der Rumänienreise in der Nähe von Schässburg. Ein Roman, der diese Gegend und deutschsprachigen Rumänen behandelt. In einer Art Familiensaga wird die Geschichte aufgezeigt. Die Probleme der deutschen Sachsen unter Hitler, den Sowjets und später und dem kommunistischen Regime Rumäniens. Ein Geschichtsabschnitt, von dem wir Westeuropäer wenig wissen. Das Buch informiert und klärt auf. Das ist auch der Hauptwert. Literarisch kann es weniger bieten. (Antalya Hinterbrühl, 08.06.2013) }, keywords = {deutsche Sachsen, Klavier, Rumänien, Sowjetunion}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GENAZINO2013, title = {Wenn wir Tiere wären}, author = {GENAZINO, Wilhelm}, year = {2013}, date = {2013-05-29}, abstract = {GENAZINO, Wilhelm: „Wenn wir Tiere wären“, München 2011 Ich lernte den Autor bei einer Literaturveranstaltung im Stift Göttweig kennen. Daher kaufte ich auch ein Buch, das ich mir signieren ließ. Vor mir war eine Frau mit glänzenden Augen angestellt, die den Autor verehrt und wenn möglich zu all seinen Lesungen fährt. Ja, in diesem Buch schreibt er ganz witzig, aber die große Lebensweisheit ist nicht inkludiert. Die Beschreibung eines Tagesablaufs. Das Leben eines aus dem Ruder gekommen Menschen – oder sind das die normalen Menschen? Der Umgang eines alleinstehenden Mannes mit Frauen. Der Bezug zum Titel und den Tieren findet sich etwa in jener Stelle, wo er ein Treffen mit einer Freundin beschreibt und sagt „Wenn wir flugfähige Tiere gewesen wären, hätten wir dann und wann mit den Flügeln schlagen können.“ (Seite 74) Der Komplex und der fehlende Glaube des Mannes kommen in jenem Satz zum Ausdruck, wo er meint „Der Schöpfer hat dich nicht zu Ende erschaffen. Nach einiger Zeit hat er die Lust an dir verloren und ließ dich halb erschaffen zurück.“ (Seite 131) (Hinterbrühl, 29.04.2013) }, keywords = {Beziehung}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2013, title = {Die schönen Tage von Aranjuez. Ein Sommerdialog}, author = {HANDKE Peter}, year = {2013}, date = {2013-05-27}, abstract = {HANDKE, Peter: "Die schönen Tage von Aranjuez. Ein Sommerdialog", Berlin 2012 Wie schon im Untertitel gesagt: ein Dialog. Ein Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann. Es scheint so, als hätten sie vorher Spielregeln ausgemacht, wie das Gespräch ablaufen darf. Der Mann ist an den Geliebten der Frau interessiert. Er selbst erzählt, wie er das Schloss in Aranjuez besuchte und das "Arbeiterhaus" suchte. Enttäuscht stellte er fest, dass es auch ein Teil des Schlosses war und außer Arbeitern auf Gemälden Nichts mit Arbeitern zu tun hat. (Istanbul - Antalya, 27.05.2013) }, keywords = {Dialog, Frau, Mann, Schloss}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2013, title = {Das Urteil}, author = {KAFKA Franz}, year = {2013}, date = {2013-05-08}, abstract = {KAFKA, Franz: "Das Urteil", Leipzig 1916 Der Sohn steht vor der Hochzeit. Lange überlegt er, ob er seinen Freund im fernen Sankt Petersburg informieren soll. Als er den Vater um Rat fragt kommt es zum Eklat und der Vater "verurteilt" den Sohn zum Tod durch Ertrinken. Er folgt dem "Rat" des Vaters und stürzt sich in den Fluss. (Iasi (Rumänien), 08.05.2013) }, keywords = {Kafka, Sankt Petersburg, Urteil}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOLSTOI2013, title = {Auferstehung}, author = {TOLSTOI, Leo N}, year = {2013}, date = {2013-04-25}, abstract = {TOLSTOI, Leo N.: „Auferstehung“, Wien 1996 Nach „Anna Karenina“ und „Krieg und Frieden“ das dritte und letzte große Werk Tolstois. Es liest sich aber ganz anders als die beiden anderen Romane. Knapp vor der Wende zum 20. Jahrhundert erschienen ist es ein Spätwerk, des inzwischen 70jährigen Tolstoi. Hier zeigt er seine neue Lebenseinstellung. Wie er sich mit Moral, Ethik und Gerichtsbarkeit auseinander setzt. Für den Roman wurde er sogar exkommuniziert, obwohl er einen sehr aufgeschlossenen und liberalen Zugang zur Religion aufzeigt. Tolstoi setzt sich mit seiner Figur des Nechljudow mit der Gerichtsbarkeit und der Gerechtigkeit der Gerichte auseinander. Ein Thema, das auch heute noch so seine Gültigkeit hat. Auch sieht man in ihm die Vorentwicklungen des Kommunismus, indem er sein Land den Bauern gibt, die es genossenschaftlich verwalten sollen. Zu den vielen falschen Gerichtsurteilen: „Man weiß nicht, was hierbei größer ist: die Grausamkeit oder der Unsinn.“ (Seite 167) Sinnlose Konversation: „…wenn sie sprachen, so taten sie es nur zur Befriedigung des physiologischen Bedürfnisses, nach dem Essen die Muskeln der Zunge und der Kehle zu bewegen.“ (Seite 129) Als bei einem Gefangenentransport Menschen an Hitzeschlag starben haderte er damit, wer die Schuld trägt. „Ja, ich dachte darüber nach, dass alle diese Menschen … , dass sie größtenteils sanftmütige, gute Leute und nur deshalb böse geworden sind, weil sie dienen. … Alles kommt davon, dachte er weiter, dass diese Leute das als Gesetz anerkennen, was kein Gesetz ist, und das, was ein ewiges, unabänderliches, unabdingbares, von Gott ist, nicht als Gesetz anerkennen.“ (Seite 463) Eine Formulierung, die auch im 20. Jahrhundert wichtig gewesen wäre und noch heute gilt. „Auferstehung“ ist und bleibt ein Weltbestseller und einer der besten Romane. Man muss auf solch „klassische“ Literatur dazwischen zurückgreifen, um die Qualitätsskala in Bezug auf Literatur zu justieren. (Paris, 25.04.2013) }, keywords = {Ethik, Gerichtsbarkeit, Moral, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @online{TWAIN2013, title = {Die Abenteuer Tom Sawyers}, author = {TWAIN, Mark}, year = {2013}, date = {2013-04-08}, abstract = {TWAIN, Mark: „Die Abenteuer Tom Sawyers“, Halle 1900 – als eBook Ein Jugendbuch, das aber auch für Erwachsene interessant ist. Für heutige Jugendliche vielleicht sogar weniger als für Erwachsene. Es ist ein Geschichtsbuch, ein Bericht von Zeitzeigen einer anderen Zeit. Verpackt in einem Jugendbuch, das in der heutigen Zeit kein Jugendbuch mehr ist. Ein Bub, den man auch Lausbub nennen könnte, der sich mit „böse Buben Streichen“ durchs Leben schlägt und dabei reich und angesehen wird. Schon sein Vorbild war Wilhelm Tell. Der Autor berichtet aus einer anderen Zeit, mit anderen Werten, etwa, wenn er Buben und Mädchen vergleicht: „…drei Penny für Jungen, zwei für Mädchen…“ Auch zeigt er auf, dass reich zu sein nicht das Ziel des Lebens sein kann. Vor allem nicht für einen reich gewordenen Landstreicher, der dann „aussteigt“ und sagt: „„Nein, Tom, ich mag nicht reich sein, und ich will nicht in dem verdammten schläfrigen Hause wohnen. Hab‘ den Wald zu lieb und den Fluss und die Berge — und zu denen will ich zurück! Verdammt! Jetzt, wo wir Geld haben und ‘ne Höhle“ (Zalakaros (Ungarn), 08.04.2013) }, keywords = {Jugendbuch}, pubstate = {published}, tppubtype = {online} } @book{RANSMAYR2013b, title = {Der fliegende Berg}, author = {RANSMAYR, Christoph}, year = {2013}, date = {2013-04-03}, abstract = {RANSMAYR, Christoph: „Der fliegende Berg“, Frankfurt 2006 Schon einige Jahre lag dieses Buch auf dem Stoß der ungelesenen. Die unkonventionelle Schreibweise schreckte mich ab es zu lesen. Ich dachte, es sei in Reimen geschrieben. Jetzt habe ich es zur Hand genommen und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Großartig. Einmalig. Toller Stil. Die Geschichte selbst: zwei Brüder aus Irland besteigen einen unerlaubten Berg in China. Auf abenteuerliche Weise kommen sie hin. Der jüngere, schwächere Bruder verliebt sich in eine Einheimische und seine Ziele verschieben sich. Der Ältere bleibt am Berg und der Jüngere muss seinen Nachlass verwalten … Ransmayr muss solche Situationen selbst erlebt haben, um alles so genau und auch schön beschreiben zu können. Ein poetisches Meisterwerk, das man lesen muss. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste aus noch einem und einem weiteren Traum erwachen, um endlich dort anzukommen, wo ich wirklich bin. Und manchmal bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob mein Bruder und ich den Gipfel des fliegenden Berges tatsächlich erreicht haben oder ob wir irgendwo oben, sehr hoch oben, der Versuchung erlegen sind, unseren Weg schon auf einem der Vorgipfel für ausgestanden zu halten, auf einem Vorgipfel, von dem uns dann der Sturm in die Tiefe zurückjagte.“ (Seite 359) (Hinterbrühl Krems, 03.04.2013) }, keywords = {China, verliebt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{AMIRPUR2013, title = {Schia gegen Sunna. Sunna gegen Schia}, author = {AMIRPUR, Katajun}, year = {2013}, date = {2013-03-30}, abstract = {AMIRPUR, Katajun: „Schia gegen Sunna. Sunna gegen Schia“, Zürich 2013 Eine sehr sachliche und gute Erklärung der unterschiedlichen Muslime und deren Entstehungsgeschichte. Sowohl von der Verbreitung, als auch den theologischen Unterschieden. Vieles erinnert an die Vielfalt in der katholischen Kirche. (Hinterbrühl, 30.03.2013) }, keywords = {Islam, Muslim, Schia, Sunna}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Eva2013, title = {Unter Strom. Ein Mira-Valensky-Krimi}, author = {ROSSMANN Eva}, year = {2013}, date = {2013-03-28}, abstract = {ROSSMANN, Eva: "Unter Strom. Ein Mira-Valensky-Krimi", Wien Bozen 2012 Dieses Buch zeigt den Unterschied zwischen Journalismus und Literatur. Abgefasst wie ein Zeitungsbericht, nur auf über 280 Seiten ausgebaut. Viele Tagesgeschehnisse berichtet und wie aus einer Zeitung ausgeschnittene Artikel in die Geschichte des Buches integriert. Ein Krimi mit lokal handelnden Personen, die man als Einheit sicher kennt, auch wenn sie von der Autorin andere Namen bekamen. Vieles wurde aber direkt so wie es im realen Leben ist übernommen. Natürlich ist das Thema Energieversorgung ein sensibles. Mein Kollege Hermann Maurer hat dies – als IT-Experte – schon vor Jahren in einem Buch aufgearbeitet. Ob man aber – so wie mit Rossmanns Buch – eine Gesinnungsänderung bewirkt glaube ich nicht. Panikmache führt zu keiner Veränderung. (Hinterbrühl, 28.03.2013) }, keywords = {Energieversorgung, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Franz2013b, title = {Ein Hungerkünstler}, author = {KAFKA Franz}, year = {2013}, date = {2013-03-24}, abstract = {KAFKA, Franz: „Ein Hungerkünstler“, Erzählung, aus „Die Neue Rundschau“, XXXIII, 1922, gelesen als iBook Ein heute vergessener Beruf. Hungern vor Publikum. Sich in einen Käfig einsperren lassen. Von Wächtern umgeben, die aufpassen, dass der Hungerkünstler nicht heimlich isst. Aber das Hungern vor Publikum kam aus der Mode. Hungerkünstler gingen zum Zirkus, traten dort aber nicht auf. Ihr Käfig wurde neben den Raubtieren aufgestellt, wobei die Tiere mehr Aufmerksamkeit des Publikums fanden, bis man sie durch ein Raubtier ersetzte. Ein inzwischen verloren gegangener Beruf? Asylwerber bedienen sich heute derselben Methode. Mit Hilfe von Massenmedien bekommen sie auch mehr Aufmerksamkeit als jeder Hungerkünstler hatte. (Hinterbrühl, 24.03.2013) }, keywords = {Hunger}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{JONASSON2013b, title = {Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand}, author = {JONASSON, Jonas}, year = {2013}, date = {2013-03-20}, abstract = {JONASSON, Jonas: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, München 2011 Bei hochgelobten Büchern bin ich oft skeptisch, weil eine, am wirtschaftlichen Erfolg interessierte Lobby dahinter steckt. Letztlich habe ich mich aber doch dazu durchgerungen dieses Buch zu lesen und muss sagen: es ist sehr witzig und geistreich geschrieben. Es ist lesenswert. Eine wunderbar erfundene Geschichte, die sich um einen Hundertjährigen rankt, der mit der Unterwelt zusammen kommt und die wichtigsten Menschen der letzten hundert Jahre persönlich kennen gelernt hat. Alle, die dieses Buch gelesen haben sagen, dass es genial und lustig sei. Aber ich denke man kann als Leser auch den Eindruck bekommen, dass man da vom Autor verarscht wird. (Hinterbrühl, 20.03.2013) }, keywords = {Hundertjähriger}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PANTELEIMON2013, title = {Vom Athosmönch zum Abt in Ungarn. Briefe an die Freunde 2000-2011}, author = {PANTELEIMON}, year = {2013}, date = {2013-03-13}, abstract = {PANTELEIMON: „Vom Athosmönch zum Abt in Ungarn. Briefe an die Freunde 2000-2011“, Hauzenberg 2013 Nach dem ersten Buch, das zehn Jahresberichte des Mönchs Panteleimon vom Berg Athos zusammengefasst hatte, liegt nun der zweite Band vor. Er beinhaltet die Briefe der Jahre 2000 bis 2011. Ein detaillierter Bericht über den Seelenzustand, die wirtschaftliche Situation und generelle Informationen der Einsiedelei am Athos. Auch Ratschläge eines Mönchs vom heiligen Berg an die westlichen, vom Stress und Konsumismus befallenen Menschen. Der Mönch Panteleimon übersiedelt in der beschriebenen Zeitperiode vom Athos in ein serbisch-orthodoxes Kloster in Ungarn. Ein verlassenes Kloster. Der letzte Mönch starb 1974. Er wird Priester und Abt. Ob dieses Buch für Menschen, die den Berg Athos nicht kennen lesbar und von Bedeutung ist kann ich nicht sagen. Für Athosfreunde ist es eine Fundgrube. (Hinterbrühl, 13.03.2013) }, keywords = {Athos, Briefe, Mönch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Zdenka2013, title = {Der größte Fall meines Vaters}, author = {BECKER Zdenka}, year = {2013}, date = {2013-03-09}, abstract = {BECKER, Zdenka: „Der größte Fall meines Vaters“, Wien 2013 Als ich das Buch zu lesen begann dachte ich „Schon wieder ein Krimi“. Aus der Erfahrung der letzten Bücher kam ich zur Erkenntnis, dass es heute fast ein MUSS für einen Schriftsteller ist in seinem Roman zumindest einen Anflug an Kriminalgeschichte einzubauen. Im Laufe des Lesens wurde ich aber eines besseren belehrt. Zdenka Becker präsentiert dem Leser eine vielschichtige Geschichte: • Sie zeigt das Leben im ehemaligen kommunistischen Nachbarland auf. Wie es damals war und wie es heute ist. Sie macht das aus der Sicht des neutraleren Auslands. • Sie bringt eine Familiengeschichte und deren innere Beziehungen. • Sie verehrt ihren Vater – ob er das selbst ist oder nicht – und lässt ihm aus seinem Leben als Polizist erzählen. Dabei vermischt sie die Geschichte ihre Kindheitserinnerungen mit dem Heute. Es ist also keiner der heute so üblichen „Modekrimis“. Es ist viel mehr. (Hinterbrühl, 09.03.2013) }, keywords = {Krimi, Slowakei, Vater}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Leon2013, title = {Sokolows Universum}, author = {WINTER Leon}, year = {2013}, date = {2013-03-04}, abstract = {WINTER, Leon de: "Sokolows Universum“, Zürich 2001 Modeautoren müssen in ihren Romanen einen Ansatz von Kriminellem haben. So auch in diesem Buh. Der Hintergrund wechselt. In diesem Fall spielt die kriminelle Geschichte in der Sowjetunion und in Israel. Aus der Sowjetunion ausgewanderte Juden, die schon zu Hause erfolgreich waren werden es auch in Israel. Leon de Winter ist selbst Jude und kann dieses Leben gut beschreiben. Es bleibt aber ein „Moderoman“. (Nassfeld, 04.03.2013) }, keywords = {Israel, Krimi, Sowjetunion}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2013b, title = {Pinguine frieren nicht}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2013}, date = {2013-02-23}, abstract = {KURKOW, Andrej: „Pinguine frieren nicht“, Zürich 2005 Es ist die Fortsetzung des Romans „Picknick auf dem Eis“. Am Ende dieses Romans reist Viktor anstelle seines Pinguins an den Südpol. Da beginnt dieses Buch. Es führt dann wieder zurück in seine Heimat in die Ukraine und führt ihn – und damit auch den Leser – mitten in die kriegerischen Geschehnisse Tschetscheniens. Er sucht seinen Pinguin, dem gegenüber er ein schlechtes Gewissen hat. Wie es aber mit Roman- und Filmhelden ist kommen sie in den größten Gefahren durch, weil das Buch und die Geschichte ja weitergehen müssen. Um nicht mehr zu verraten: es endet mit einem kitschigen Happyend. (Hinterbrühl, 23.02.2013) }, keywords = {Krimi, Südpol, Tschetschenien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NORBEKOV2013, title = {Eselsweisheit. Der Schlüssel zum Durchblick oder wie Sie Ihre Brille loswerden}, author = {NORBEKOV, Mirsakarim}, year = {2013}, date = {2013-02-13}, abstract = {NORBEKOV, Mirsakarim: „Eselsweisheit. Der Schlüssel zum Durchblick oder wie Sie Ihre Brille loswerden“, München 2006 Nachdem ich Krieg und Frieden von Tolstoi fertig gelesen habe wartete ein anderer Russe: Norbekov. Ein Psychologe mit ausgefallenem Schreibstil, der Menschen ohne Medikamente heilen will. Der versucht den kranken Leser zu motivieren, dass eine Heilung nur mit ihm, dem Kranken erfolgen kann. „Wir sind drei: Du, ich und die Krankheit. Auf welche Seite Du Dich schlägst, der gewinnt.“ (Seite 93) Kann es wirklich sein, dass man durch mentales Training die Sehkraft verstärken kann? Dass man keine Brille mehr braucht? Ist der Autor ein Scharlatan? In jedem Fall ist er ausgebildet. Als Arzt und Psychiater. Die beschriebenen Geschichten wirken fast unglaublich. Wenn aber Jemand unheilbar krank ist, dann klammert er sich an alles. Dieses Buch kann so etwas sein. (Hinterbrühl, 13.02.2013) }, keywords = {Heilung, Krankheit, Psychologe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NORBEKOV2013b, title = {Eselsweisheit. Der Schlüssel zum Durchblick oder wie Sie Ihre Brille loswerden}, author = {NORBEKOV, Mirsakarim}, year = {2013}, date = {2013-02-13}, abstract = {NORBEKOV, Mirsakarim: „Eselsweisheit. Der Schlüssel zum Durchblick oder wie Sie Ihre Brille loswerden“, München 2006 Nachdem ich Krieg und Frieden von Tolstoi fertig gelesen habe wartete ein anderer Russe: Norbekov. Ein Psychologe mit ausgefallenem Schreibstil, der Menschen ohne Medikamente heilen will. Der versucht den kranken Leser zu motivieren, dass eine Heilung nur mit ihm, dem Kranken erfolgen kann. „Wir sind drei: Du, ich und die Krankheit. Auf welche Seite Du Dich schlägst, der gewinnt.“ (Seite 93) Kann es wirklich sein, dass man durch mentales Training die Sehkraft verstärken kann? Dass man keine Brille mehr braucht? Ist der Autor ein Scharlatan? In jedem Fall ist er ausgebildet. Als Arzt und Psychiater. Die beschriebenen Geschichten wirken fast unglaublich. Wenn aber Jemand unheilbar krank ist, dann klammert er sich an alles. Dieses Buch kann so etwas sein. (Hinterbrühl, 13.02.2013) }, keywords = {Brille, Sehkraft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{TOLSTOI2013b, title = {Krieg und Frieden}, author = {TOLSTOI, Leo N}, year = {2013}, date = {2013-02-07}, abstract = {TOLSTOI, Leo N.: „Krieg und Frieden“, Wien 1996 Auf dünnem, dicht bedrucktem Papier mit 1600 Seiten wird detailverliebt eine Zeit beschrieben, die es wert ist nacherzählt zu bekommen. Es ist ein Lesevergnügen dem noch immer als wunderbar empfundenen Schreibstil zu folgen. Auch Spuren der eigenen Heimat werden vom russischen Dichter erzählt. Die Schlacht gegen Napoleon in Dürnstein wird in ein anderes Licht gestellt, als es uns patriotischen Österreichern übermittelt wurde. In Anbetracht dessen, dass Wien von Napoleon besetzt war, wurde der Sieg in Dürnstein als unwichtig empfunden und von österreichischer Seite nicht geschätzt, war es doch ein russischer Sieg. Über die Feldzüge im heutigen Tschechien und Polen ging es weiter bis Moskau. Die Besetzung Moskaus wird sehr detailgenau beschrieben. Immer gemischt mit Familiengeschichten. Tolstoi schafft es den Leser über viele hundert Seiten hinweg in Spannung zu halten. Ohne Französischkenntnisse kann man viele Passagen des Buches nicht verstehen. Der Zeitgeist hatte Französisch zur Sprache der russischen Adeligen gemacht und das schlägt sich auch in diesem Buch wieder. Krieg und Frieden. Ein Kontrastprogramm. Tolstoi lässt den Lesen detailgenau die beiden Welten, die aristokratische Gesellschaft und die Brutalität des Kriegs im 19. Jahrhundert miterleben. Literarisch ein Wunderwerk. Lesend ein Marathon, der aber auf keinem Kilometer Qualität einbüßt (Hinterbrühl, 07.02.2013) }, keywords = {Krieg, Napoleon, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Gerald2013, title = {Die Evolution der Liebe}, author = {HÜTHER Gerald}, year = {2013}, date = {2013-01-11}, abstract = {HÜTHER, Gerald: Die Evolution der Liebe, Göttingen 2010 Der Autor versucht es die Liebe nachzuweisen. Wie sie funktioniert und woher sie kommt. Lange hält er sich mit Darwin auf und erklärt Dinge, die ihn vom Ziel seiner Arbeit wieder wegführen. Speziell die Biologen kritisiert er, dass sie sich wenig weiter entwickeln. Die Sozialbiologen begründen es mit einem Konkurrenz und Austauschverfahren. Auch in der Liebe gelte „Gibst du mir, gebe ich dir.“ Es seien die egoistischen Gene, die zu einem „Kampf der Geschlechter“ treiben. Unser Hirn muss anpassungsfähig sein gegenüber den raschen Veränderungen der Welt, um die „innere Ordnung“ aufrecht zu erhalten. Andere Ansichten liegen in der erotischen Beziehung, die zur Fortpflanzung dient, obwohl viele Tiere kein Geschlecht besitzen und sich trotzdem fortpflanzen. Viele glauben heute mit Macht und Reichtum Stabilität und Sicherheit zu erlangen. Weniger Menschen versuchen es mit Wissen und Kompetenz. Der dritte Weg wäre es, mit sozialer Verantwortung Geborgenheit zu erlangen. Der Autor kommt letztlich zum Schluss, dass wir mit dem Gefühl einer engen Bindung zwischen den Mitgliedern einer Gruppe „keine von irgendwelchen Genen auf Konkurrenz und Selbstbehauptung programmierten Roboter, sondern Kinder der Liebe“ (Seite 97) sind. (Hinterbrühl, 11.01.2013) }, keywords = {Evolution, Liebe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{DIMOU2013, title = {Über das Unglück, ein Grieche zu sein}, author = {DIMOU, Nikos}, year = {2013}, date = {2013-01-06}, abstract = {DIMOU, Nikos: „Über das Unglück, ein Grieche zu sein“, München 2012 Der Aufbau des Buches mit einzelnen Paragrafen erinnert an Wittgenstein. Der Autor schildert sein Land und seine Einwohner so negativ, wie ich es noch nie gesehen habe. Er begründet das Unglück als die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit und dass die Griechen ihre Wünsche zu hoch stecken würden. „Man könnte den Menschen als das Lebewesen definieren, das immer mehr haben will, als es bekommt.“ (Seite 15) Die Griechen hätten hier höhere Ziele als andere Völker. Der Grieche übertreibt. „Er lebt zweifach über seine Verhältnisse. Er verspricht das Dreifache von dem, was er halten kann. Er weiß viermal so viel wie das, was er tatsächlich gelernt hat. Er zeigt seine Gefühle fünfmal stärker, als er sie wirklich empfindet.“ (Seite 18). Geografisch zählt sich der Grieche nicht zu Europa. „Wann immer ein Grieche von Europa spricht, schließt er automatisch Griechenland aus.“ (Seite 26). Diesen Satz kann ich bestätigen. Wann immer mein Kollege aus Athen nach Wien kam sagte er „nach Europa fahren“. Der Autor meint, dass Griechenland den slawophilen Völkern näher steht und auch unter dem orientalischen Einfluss steht. Ich bin froh, dass der Autor am Ende doch noch positive Worte zu seinem Land hat: „Die Wahrheit ist: Dieses Land ist schön …“ (Seite 55). Weiter zitiere ich nicht, denn im Nebensatz wird es schon wieder negativ. Und trotz allem Negativem sagt er dann am Ende: „Nichts habe ich mehr geliebt als dieses Land.“ (Seite 66) (Hinterbrühl, 06.01.2013) }, keywords = {Griechenland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2013b, title = {Der Gärtner von Otschakow}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2013}, date = {2013-01-05}, abstract = {KURKOW, Andrej: „Der Gärtner von Otschakow“, Zürich 2012 Kurkow ist einer der großen Schriftsteller der heutigen Zeit. Packend bindet er seine Leser in die Geschichten. Oder sind es moderne Märchen? Ein Verschnitt von Beidem. Im vorliegenden Buch erlaubt er mit Hilfe einer alten Soldatenuniform eine Zeitreise zurück in die Fünfzigerjahre in ein Dorf am Meer. Ein arbeitsloser junger Mann – Igor – nützt die Uniform, um zwischen den zwei Welten, dem Heute und dem der Fünfzigerjahre zu pendeln. Letztendlich hilft dieses Verschwinden in eine andere Zeit seinem Freund, einem Computerhacker, der unter Druck kam und bedroht war. 343 genussvolle Seiten erwarten den Leser … (Hinterbrühl, 05.01.2013) }, keywords = {Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012, title = {Versuch über den stillen Ort}, author = {HANDKE Peter}, year = {2012}, date = {2012-12-28}, abstract = {HANDKE, Peter: „Versuch über den Stillen Ort“, Berlin 2012 Bekannte Dichter wie Handke können es sich leisten auch über ein triviales Thema wie eine Toilette zu schreiben. Er erzählt, wie er in seinem Leben und in verschiedenen Lebensabschnitten Toiletten kennengelernt hatte. Zu Hause in Kärnten am Bauernhof, im Internat, beim Studium in Graz bis heute. 109 Seiten Toilettengeschichten. (Hinterbrühl, 28.12.2012) }, keywords = {Toiletten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Martin2012, title = {Das dreizehnte Kapitel}, author = {WALSER Martin}, year = {2012}, date = {2012-12-27}, abstract = {WALSER, Martin: „Das dreizehnte Kapitel“, Hamburg 2012 Bei einem Empfang sieht ein Schriftsteller eine Frau, die ihm imponiert. Er schreibt ihr. Sie antwortet. Daraus entsteht eine Korrespondenz, die dieses Buch gestaltet. Es sind teilweise Liebesbriefe. Sie sprechen über ihre Partner. Über Dinge, die in der Partnerschaft nicht geredet werden. Die Korrespondenz bricht manchmal auch ab, um aber von Seiten der Frau wieder zu beginnen, als deren Mann krank wird. Die Frau des Schriftstellers schreibt auch. Sie arbeitet an einem Buch über ihren geschiedenen Mann, der im Rollstuhl fährt und den sie manchmal auch besucht und ausführt. Sie nennt das Buch „Das dreizehnte Kapitel“. Als dieser Mann stirbt verbrennt sie das Manuskript. Auch die Briefpartnerin des Schriftstellers kommt um und er bittet die eigene Frau ihm den Titel des verbrannten Manuskripts – „Das dreizehnte Kapitel“ – zu schenken. Martin Walser ist ein Akrobat, der mit Wörtern und Sätzen umgehen kann. Daher einige seiner artistischen Gebilde: Über die verehrte Frau sagt er: „Diese Gleichzeitigkeit zweier Zeiten. Eine Vierzehn- und eine Vierundvierzigjährige vollkommen vereint. Ihr Mund, diese Bereitschaft, mehr zu verschweigen als zu sagen.“ (Seite 30/31) Über das Briefeschreiben: „Schreib drauflos. Überlege nichts. Überlasse dich deiner rechten Hand.“ (Seite 44) Der Rat der Frau an den Mann: „Lass alles weg, was du nicht kannst, dann bist du gut.“ (Seite 47) „Ich vermehre, wenn ich ihnen mehr mitteile, als ich will, ihr Unwissen.“ (Seite 59) „Wenn nur die Frauen auch eine Religion gestiftet hätten oder stiften würden, anstatt den Männerreligionen zum unverdienten Erfolg zu verhelfen.“ (Seite 70) „Er konnte Siege genießen. Das heißt, er machte aus allem was er tat, Siege. (Seite 86) „Ich neige dazu, glaube ich, Leute lieber zu mögen, als sie mich.“ (Seite 94) „In der Hölle zu sein genügt nicht. Es kommt darauf an, wer drin ist.“ (Seite 96) (Hinterbrühl, 27.12.2012) }, keywords = {Briefpartner, Liebesbriefe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = {„Gott im Wienerwald“, in „Bei Einbruch der Dunkelheit“}, author = {TURRINI Peter}, year = {2012}, date = {2012-12-23}, abstract = {TURRINI, Peter: „Gott im Wienerwald“, in „Bei Einbruch der Dunkelheit“, Frankfurt 2007 Eine Neufassung des Stücks „Schlacht um Wien“. In einem Wald kommt eine Gruppe zusammen, die sich „Mörder“ nennt. Sie wollen sich an den Flüchtlingen eines nahen Heimes rächen. Unterschiedlichste Figuren treffen aufeinander: ein Theaterdirektor, ein Industrieller, ein Mädchen, ein Musiker, eine Operettensängerin, ein alter Mann und der liebe Gott. Bunter könnte es nicht sein. Überzeichnete Figuren, die aber Realität sind. (Hinterbrühl, 23.12.2012) }, keywords = {Flüchtlinge, Mörder}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = { „Die Bürger“, in „Bei Einbruch der Dunkelheit“}, author = {TURRINI Peter}, year = {2012}, date = {2012-12-13}, abstract = {TURRINI, Peter: „Die Bürger“, in „Bei Einbruch der Dunkelheit“, Frankfurt 2007 Ein geniales Stück von Turrini. An Hand einer Arztfamilie und ihrer Besucher – Unternehmer, Schriftsteller, Intendant, Schauspieler und Politiker – zeigt er die konservative Denkweise der sogenannten heutigen Bürgerschicht auf. Einerseits der unaufgeschlossene und konservative, am Alten festhaltende Arzt und andererseits seine fast verrückte Frau und die Intellektuellen in Form des Schriftstellers und Schauspielers. Der Unternehmer und der Politiker präsentieren den korrupten Teil unserer Gesellschaft. Großartig, wie er die heutige gesellschaftliche Situation an Hand so weniger Personen und eines einzigen Abends, wo alle im Haus des Arztes zusammen kommen skizziert. Der weise Mann in der Geschichte ist der Vater des Arztes. Er meint „Es gibt kein Bürgertum mehr in diesem Lande, keine bürgerliche Partei, es gibt nur solche, die meinen, die Gegensprechanlage an ihrem Gartenzaun würde sie daran hindern, ein Gartenzwerg zu sein.“ (Seite 86) Der Intendant hält später im Buch dem Vater entgegen: „Ich glaube, dass man heute die Menschen in ganz andere Gruppen einteilen müsste. In die Gescheiten und die Blöden. In Herzensgebildete und Ignoranten. Wenn sie über das Bürgertum schreiben, dann sage ich Ihnen, vergessen Sie es. Schreiben Sie über die Gewerkschaften, das sind doch die Mächtigen heute.“ (Seite 103) Selbstkritisch gegen die männliche Welt lässt er der Frau des Arztes sagen: „Sex. Nicht, dass ich dagegen bin, aber bei jeder seiner Berührungen weiß ich schon, wie das enden wird. Es ist alles so zielgerichtet. Die Männer haben den Frauen gegenüber immer das Gefühl, er muss ihr jetzt zeigen, wie toll er ist, dass er ein harter Steher ist sozusagen.“ (Seite 97) Der im ganzen Stück Unbeteiligte, der Sohn, der immer nur Musik aus seinen Kopfhörern hört wird am Ende des Stücks die große Überraschung. (Gmünd, 13.12.2012) }, keywords = {Gesellschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Michael2012, title = {Meine 25 Lieblingsgedichte}, author = {HELTAU Michael}, year = {2012}, date = {2012-12-12}, abstract = {HELTAU, Michael: „Meine 25 Lieblingsgedichte“, Wien Graz Klagenfurt 2012 Gemeinsam mit dem Österreichischen Rundfunk OE1, startete der Styriaverlag diese Serie, in der Persönlichkeiten ihre besten 25 Gedichte vorstellen. Den Anfang machte der Burgschauspieler Michael Heltau. Es ist dies eine subjektive Auswahl, was manchmal auch sehr gut ist und auch ein Gefühl und einen Zugang zum Auswählenden bringt. Heltau bringt von Goethe über Joseph Eichendorff, Nikolaus Lenau bis Friedericke Mayröcker. Ein kleines Buch, das man auszugsweise Zwischendurch lesen kann. Angesprochen fühlte ich mich als Vielreisender Gottfried Benn, der zum Thema Reisen am Ende resümiert „ach, vergeblich das Fahren! Spät erst erfahren sie sich: Bleiben und stille bewahren Das sich umgrenzende Ich.“ (Seite 20) Erich Kästner vergleicht im „Das Eisenbahngleichnis“ das Leben mit dem Zugfahren: „Wir reisen alle im gleichen Zug Zur Gegenwart in spe. Wir sehen hinaus. Wir sahen genug. Wir sitzen alle im gleichen Zug Und viele im falschen Coupé.“ (Seite 29) (Gmünd, 12.12.2012) }, keywords = {Gedichte}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Dietmar2012, title = {Das gibt´s nur in Wien. Eine autobiographische Spurensuche}, author = {GRIESER Dietmar}, year = {2012}, date = {2012-12-11}, abstract = {GRIESER, Dietmar: „Das gibt´s nur in Wien. Eine autobiographische Spurensuche“, Wien 2012 Es ist ein Buch, wie man es für seine Kinder und Enkelkinder schreibt. Wo man den nächsten Generationen Dinge hinterlässt, die man im eigenen Leben erlebt hat. Kuriositäten und Historisches. Aber ein eigenes und für das öffentliche Publikum bestimmtes Buch. Dazu ist es zu einfach. Thematisch zu seicht. Der Autor sagt aber selbst in seinem Text, dass er es für seine Leserschaft geschrieben hat. Also für jene, die Grieser und seine Bücher kennen. In dem Fall also so etwas wie seine Kinder oder besser gesagt „Lesekinder“. Kennt man noch Nichts von Grieser, so ist es der falsche Beginn ihn kennen zu lernen. Es ist auch eine Erzählung eines Zeitzeugen und viele Feststellungen können später einmal für Forscher von Interesse sein. (Gmünd, 11.12.2012) }, keywords = {Autobiografie, Wien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{PANTELEIMON2012, title = {Mönch Panteleimon. Briefe vom Heiligen Berg Athos}, author = {PANTELEIMON}, editor = {PONGRATZ, Toni (Hg)}, year = {2012}, date = {2012-11-28}, abstract = {PONGRATZ, Toni (Hg): „Mönch Panteleimon. Briefe vom Heiligen Berg Athos“, Hauzenberg 2000 Ich hatte seinerzeit schon einige Jahresberichte von Pater Panteleimon von der Skite Igonimitsa bekommen. Jetzt hat mir ein Athosfreund, den ich am Schiff von Dafni nach Ouranopulis kennengelernt hatte die Briefe der Jahre 1989 bis 1999 in Buchform geschickt. Es ist schön zu lesen, was so ein Mönch, der einsam und fast alleine in einer Skite am Meer lebt, so alles über seinen Jahresablauf zu erzählen hat. Es ist spannend zu lesen. Einerseits denkt man, dass auf der einsamen Insel und dem noch einsameren Platz dieses Mönchs Nichts los ist und trotzdem ist im Laufe eines Jahres viel zu berichten. Das Leben ist so viel, als man daraus macht. Panteleimon ist ein Schwabe, der als Mönch auf den Athos kam. Als solcher war er auch immer ein Vermittler zwischen Ost- und Westkirche. So berichtet er auch – als Mönch eines serbischen Klosters – friedlicher über den Balkankrieg. Er zeigt auf der einen Seite auf, welche Mängel es auch auf serbischer Seite gab und wie die Bevölkerung unter dem Bombardements litt, aber er betete alle; „die geplagten Menschen auf dem Balkan“ (Seite 144) Aber auch aus der jüngsten Geschichte kommen Dinge hoch: • Über die deutsche Besatzung am Athos und im Kloster Lawra: „Im Dezember 1943 zündeten Soldaten das Kloster an und erschossen alle Mönche im Klosterhof, vom ältesten, gelähmten Greis bis zum jüngsten, unter der Beschuldigung, sie würden mit den Widerstandskämpfern paktieren.“ (Seite 150) • Pater Nikano war 1903 in einem serbischen Dorf geboren und kam 25-jährig ins Kloster Chilandar. Erst vor seinem Tod erzählte er, dass er als Kind den Einmarsch der österreichischen Truppen in seinem Dorf miterlebte und diese als Revanche für das Attentat in Sarajewo alle Männer ab 14 Jahren auf den Telefonmasten des Dorfes aufhängten. Trotz dieses Erlebnisses hat er der Aufnahme des Schwaben Panteilemon ins Kloster zugestimmt. (Sankt Petersburg, 28.11.2012) }, keywords = {Athos, Briefe, Panteleimon}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Jura2012, title = {Die Ordnung schuf der liebe Gott}, author = {SOYFER Jura}, year = {2012}, date = {2012-11-17}, abstract = {SOYFER, Jura: "Die Ordnung schuf der liebe Gott", Leipzig 1979 Ein in Vergessenheit geratenes Buch. Ein vergessener Dichter. Er lebte in einer Zeit, wo er gegen Faschismus und für das Arbeitertum kämpfte. Ein Thema, das auch nach dem Krieg und dem Ende der Hitlerherrschaft noch nicht salonfähig war. Der 1912 in Charkow geborene Soyfer lebte in Wien und starb mit 28 Jahren. Er schrieb viel und hinterließ viel Literarisches, das aber in Vergessenheit geriet. Dieses Buch zeigt dem Leser die Welt vor 1938 und während des Dritten Reiches. Nach dem Konzentrationslager Dachau kam er nach Buchenwald, wo er starb. Geblieben ist von seiner letzten Zeit das, in vielen Konzentrationslagern gesungene "Dachaulied". "Bleib ein Mensch, Kamerad, Sei ein Mann, Kamerad" Lässt er da die Häftlinge singen und macht ihnen Mut, dass sie das Menschliche nicht verlieren. (Aqaba, 17.11.2012) }, keywords = {Drittes Reich, Faschismus, Konzentrationslager}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{FAKINU2012, title = {Arétha und die Frauen des Kleanthes}, author = {FAKINU, Evjenia}, year = {2012}, date = {2012-11-15}, abstract = {FAKINU, Evjenia: „Arétha und die Frauen des Kleanthes“, Wien 2012 Ein Geheimtipp ! Ein ausgezeichnetes Buch. Ein herausragender Schreibstil. Die Autorin ist eine junge Ägypterin, die in Athen aufgewachsen ist und in Griechenland lebt. In einer fremden Sprache zu schreiben ist nicht einfach, aber von Arabisch auf Griechisch zu wechseln stelle ich mir noch komplizierter vor. Von links nach rechts Gedanken zu entwickeln, obwohl man das ursprünglich von rechts nach links tat. Umso beachtlicher der Stil, die Sprache, die man hier geboten bekommt. Zusätzlich wird von der jungen Autorin noch die historische Tangente verarbeitet. Der Roman spielt im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Als viele Griechen aus dem türkischen Bereich vertrieben wurden und als Flüchtlinge ins Kernland kamen. Ein sehr emotioneller Roman, der stilistisch sehr gut geschrieben ist und den man leicht und gern liest. Ich möchte hier noch den Übersetzer zu Wort kommen lassen, der sagte: „Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um keinen Vollzug eines Verlagsauftrags, vielmehr um eine Eigeninitiative, beruhend auf dem persönlichen Wunsch, meine Faszination für einmalige Vertreter der neugriechischen Literatur abseits des Mainstreams mit einem großen Publikum zu teilen.“ (Seite 293) (Aqaba, 15.11.2012) }, keywords = {Flüchtlinge, Griechenland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Wolf2012, title = {Verteidigung der Missionarsstellung}, author = {HAAS Wolf}, year = {2012}, date = {2012-11-12}, abstract = {HAAS, Wolf: "Verteidigung der Missionarsstellung", Hamburg 2012 Wer sich von diesem Buchtitel eine sexuelle Geschichte erwartet oder gar eine Beschreibung von Sexstellungen wie der Missionarsstellung, der braucht das Buch gar nicht zum Lesen beginnen. Stilistisch wirkt das Buch wie unfertig. Ein abgedrucktes Manuskript, das noch Korrekturanmerkungen hat. Wenn man es aber liest, dann sind die Korrekturanmerkungen auch interessant und ergänzen die Phantasie des Lesers. Die Geschichte ist die Beziehung zweier Männer, die sich während des Studiums als Nachbarn ihrer Zimmer kennen lernten. Die einzelnen Kapitel sind Zeitscheiben aus den Jahren 1988, 2006, 2009 und 2010. Zusammengesetzt ergeben sie für den Leser das Leben eines jungen Mannes, dessen Mutter ihm erzählte, dass sein Vater ein Indianer war, was aber nicht stimmte. Der arme Bub macht sich als junger Mann auf die Suche nach dem Vater, der aber nicht der richtige ist. Der Freund und Autor dieses Romans erfährt von der Mutter die Wahrheit und wird zur Aufklärung verpflichtet, die er aber nicht erfüllt. Die einzelnen Romanstationen sind immer mit einer Epidemie verknüpft: der Vogelgrippe in China, dem Rinderwahn in England, der Schweinepest in Amerika und der Gurkenseuche in Hamburg. (Aqaba, 12.11.2012) }, keywords = {Rinderwahn, Schweinepest, Vogelgrippe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BRANDSTETTER2012, title = {Zur Entlastung der Briefträger}, author = {BRANDSTETTER, Alois}, year = {2012}, date = {2012-11-10}, abstract = {BRANDSTETTER, Alois: „Zur Entlastung der Briefträger“, St.Pölten – Salzburg 2011 Brandstetter gibt den Hauptfiguren seines 1973 erschienen Romans „Zu Lasten der Briefträger“ eine Chance Stellung zu beziehen. Humorvoll geschrieben. Lustig und angenehm zu lesen. Danke, dass Brandstetter nochmals sein Schreibzeug zur Hand genommen hat. Die Gliederung des Buches erfolgt in 33 Stammtischtreffen der pensionierten Postler. Diese Postausträger sagen, was sich das Volk denkt: „Kein Bürgermeister will ein Asylantenheim, alle wollen sie die Post im Ort haben, die meisten wollen auch die Kirche, ein Asylantenheim aber nicht.“ (Seite 122/123) Tendenziell hat das Buch aber eine politisch rechte Schlagseite. Könnte von einem FPÖ Mitglied geschrieben sein. Den Rahmen für das Buch bildet der Vorsatz eines der drei Postler einen erotischen Roman zu schreiben. In einer Zeitungsmeldung wurde von einem Lateinlehrer berichtet, der sich an einer Nachhilfeschülern vergriffen hatte – oder vielleicht sie an ihm. Dies nahm sich der pensionierte Briefträger zum Anlass ein Buch darüber zu schreiben. Die erste Texte wollte er seinen Kollegen vorlesen, das verschob sich aber immer wieder, bis letztendlich das Buch aus war. (Amman - Aqaba, 10.11.2012) }, keywords = {Brifeträger, Stammtisch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KOTAUCZEK2012, title = {Die Kunst des Spazierschwebens}, author = {KOTAUCZEK, Peter}, year = {2012}, date = {2012-10-29}, abstract = {KOTAUCZEK, Peter: „Die Kunst des Spazierschwebens“, Wien 2010 Kotauczek war immer ein Querdenker und ein Alternativer, der aber auch erfolgreiche Produkte und Ideen auf den Markt gebracht hat. Der Spazierschweber – ein elektrisch betriebenes „Schi-Fahrrad“ – ist seine neueste Idee, die er in diesem Buch auch mit einer Philosophie untermauert. Wie man liest geht es ihm nicht um eine neue Art von Fahrrad, sondern im Generellen um die Mobilität des Menschen. Er nennt seinen „Human-Transporter“ „E-Cambering“, eine neuartige Fortbewegungsform. „E-Cambering ist ein Prinzip, das auf der Kombination von Lenkbewegung und Neigung basiert und damit dem Schilauf ähnelt.“ (Seite 63) Die neue Fortbewegungstechnik wird aber auch mit „Green Energy“ betrieben, was sie zukunftssicher macht. Kotauczek widmet sich dem unter Marktsegment. Nicht dem geschlossenen Auto, sondern dem freien Fortbewegungsmittel des Menschen. Das Buch erschien im Eigenverlag. Mehr Informationen im Spazierschweberclub: http://www.facebook.com/Spazierschweberclub?ref=stream (Kavalla - Hinterbrühl, 29.10.2012) }, keywords = {Spazierschweber}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = {Der Riese vom Steinfeld}, author = {TURRINI Peter}, year = {2012}, date = {2012-10-17}, abstract = {TURRINI, Peter: „Der Riese vom Steinfeld“, Frankfurt 2002 Turrini greift auf die Figur eines 2 ½ Meter großen Mannes aus Oberösterreich zurück, der im 19. Jahrhundert lebte. Im Dorf geächtet und verachtet versucht ein „Manager“ ihn zu vermarkten und zieht mit ihm durch die Welt, bis der Riese krank wird und er ihn einem Zirkus schenkt. Im Zirkus gab es eine kleine Frau – das andere Extrem -, die ihn liebte. Jeder will so sein wie der andere: die kleine Frau groß und und er Riese klein. (Hinterbrühl, 17.10.2012) }, keywords = {19.Jahrhundert, Oberösterreich, Riese, Zirkus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012, title = {Immer noch Sturm}, author = {HANDKE Peter}, year = {2012}, date = {2012-10-14}, abstract = {HANDKE, Peter: "Immer noch Sturm", Berlin 2010 Wie aktuell doch dieses Buch ist. Wenn ich die letzten Nachrichten und die Aussagen von dortigen Politikern lese, dann ist das Slowenenproblem immer noch nicht gelöst. Handke macht es in diesem Buch zum Thema. Wie die Anerkennung der Slowenen in Kärnten in den letzten Jahrzehnten sich verändert hat. Oder doch nicht verändert hat? Anerkennung nur wenige Tage nach dem Krieg, als die Untergrundkämpfer ins Tal kamen und daran glaubten, dass die Unterdrückung nun vorbei sei. In Kärnten hat sich Nichts geändert. Auch im 21. Jahrhundert muss die Minderheit um Rechte kämpfen. Handke rollt das Thema an Hand seiner Verwandten und seiner Vorfahren auf. Er lässt sie alle in seine heutige Welt treten. Er verändert den Zeitbegriff und alle treten in unterschiedlichem Alter in Erscheinung. Seine Mutter könnte seine Geliebte sein. Er selbst fragt "Was für eine Art von Zeit soll hier eigentlich gelten?" (Seite 13) Die Nachfahren lehnen sich am Ende des Buches gegen seinen Wiedererwecker, den Dichter auf und erinnern ihn: „Tot sind wir, Nachfahr tot.“ (Seite 151) (Villach Hinterbrühl, 14.10.2012) }, keywords = {Kärnten, Slowenen, Untergrundkämpfer}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2012, title = {Zahltag. Ein Fall für Kostas Charitos}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2012}, date = {2012-10-07}, abstract = {MARKARIS, Petros: „Zahltag. Ein Fall für Kostas Charitos“, Zürich 2012 Markaris bearbeitet das aktuelle Thema des bankrotten Griechenlands auf seine Art und Weise. Im Buch „Zahltag“ nimmt er sich die Steuerhinterzieher vor. Ein anonymer Steuereintreiber tritt als Mörder an Steuerhinterziehern auf. Der Kommissar Kostas muss den Fall lösen, wenngleich er eine gute Werbung für die griechische Regierung und auch das breite Volk ist, das brav seine Steuern zahlt. Von der Art des Schreibens ist das Buch gleich aufgebaut wie die anderen Fälle von Kostas: die Geschichte spielt in Athen; die Stadt wird detailliert beschrieben; die Familiengeschichten des Kommissars werden eingestreut; sein Team ist dem Leser von Markarisbüchern bekannt und am Ende ist er immer erfolgreich. Diesmal braucht er aber zum Erfolg länger. Daneben ist das Buch ein sehr guter Bericht über die Situation der Griechen während dieser Wirtschaftskrise. (Bielefeld Hannover Hinterbrühl, 07.10.2012) }, keywords = {Griechenland, Krimi, Steuerhinterzieher}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2012, title = {Petrowitsch}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2012}, date = {2012-10-01}, abstract = {KURKOW, Andrej: „Petrowitsch“, Zürich 2000 Das bereits im Jahr 2000 vom Ukrainer Kurkow geschrieben Buch ist noch heute, 2012, aktuell. Speziell die Auseinandersetzung mit der Sprache. Wer Russisch und wer Ukrainisch ist. „Der Nationale Geist steht über der nationalen Sprache … Die Sprache ist nur das äußere Zeichen einer Nationalität … Wenn man die Sprache zum wichtigsten Faktor des nationalen Geistes macht, dann würde sie ein Instrument zur Aussonderung, es käme zu einer modernen Inquisition.“ (Seite 242/243) Wie in Kurkow Geschichten üblich kommt der Erzähler völlig naiv in eine heiße Geschichte hinein. Nach dem Kauf eines antiken Buches fährt er in den zentralasiatischen Raum, wird verfolgt und mit einer jungen Kasachin verheiratet. Fast eine Geschichte aus 1000 und einer Nacht. Das Buch hat aber ein Happy End, das hier nicht verraten werden soll. Oder ist es doch kein Happy End? Der Leser muss sich selbst durcharbeiten. (Hinterbrühl, 01.10.2012) }, keywords = {Nationalismus, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Michael2012b, title = {Tagebücher. Warum schreibt man sie? Warum liest man sie}, author = {MAAR Michael}, year = {2012}, date = {2012-09-20}, abstract = {MAAR, Michael: „Tagebücher. Warum schreibt man sie? Warum liest man sie?“, Zürich 2012 Im Zuge der Vontobel Stiftung und deren Schriftenreihe erschienen. Der Autor zieht das Thema historisch auf. Beginnt vor mehreren hundert Jahren, ja greift auf ein japanisches Tagebuch aus dem Jahre 1000 zurück und endet mit dem Facebook. Schöne Beispiele wie etwa Arthur Schnitzler, der 1880 in sein Tagebuch schrieb, dass es ein wohltuendes Gefühl sei „mit wem zu plaudern, der einem nicht widersprechen kann.“ (Seite11) Für Thomas Mann wurden die Tagebücher zum Verhängnis, denn während eines Aufenthalts in der Schweiz durchsuchte die Gestapo sein Haus in Deutschland und fand die Tagebücher mit persönlichen Meinungen, die eben nicht deckungsgleich zur Regierungslinie waren.“Meine Befürchtungen gelten jetzt in erster Linie und fast ausschließlich diesem Anschlage gegen die Geheimnisse meines Lebens“ (Seite 22) Den historischen Bogen schließt der Autor mit Facebook, dem neuen Tagebuch unserer Gesellschaft. (Hinterbrühl, 20.09.2012) }, keywords = {Tagebuch}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Barbara2012, title = {Woher wir kommen}, author = {FRISCHMUTH Barbara}, year = {2012}, date = {2012-09-19}, abstract = {FRISCHMUTH, Barbara: "Woher wir kommen", Berlin 2012 Ein "Frischmuth-Buch" wie man es sich als Leser wünscht. Angenehm zum Lesen. Schöne Sätze. Ein genussvolles Lesen. Die Angst der Mutter von Kleinkindern: „Ich hatte mich zum ersten Mal, seit die Zwillinge auf der Welt waren, für ein paar Stunden von ihnen getrennt, ein merkwürdiges Gefühl, einerseits eine gewisse Erleichterung, dem Kreislauf von Stillen und Wickeln, dem Greinen der Kleinen und dem Rotieren der Waschmaschine für eine Weile entkommen zu können, andererseits eine Art Beklommenheit, um nicht zu sagen Angst, dass in der Zeit, in der ich nicht bei ihnen war, etwas geschehen könnte, das ich, wenn ich bei ihnen geblieben wäre, vielleicht hätte verhindern können …“ (Seite 221/222) Die Übergewichtigkeit der modernen Gesellschaft auf die fehlende Gemeinschaft zurück geführt: „Gemeinsam zu essen gehört zu den tröstlichsten Dingen dieser Welt, und das seit Menschengedenken. Seit die Menschen immer seltener miteinander essen, werden sie immer fetter, leiden unter allen möglichen Allergien und Verdauungsstörungen.“ (Seite 235/236) Was die Schwangerschaft für eine Frau bedeuten kann: „Ich wollte spüren, wie meine Brüste spannten und etwas in mir zu wachsen begann, das ich neun Monate ganz für mich haben würde. Es reizt mich, zu spüren, dass da etwas in mir steckte, das nicht ich und nicht der Penis von Vedat war. (Seite 250/251) Das Generationenproblem: „Die letzten zwei Generationen haben sich dermaßen an unserer Zukunft vergriffen, besser gesagt, sie geplündert, dass es zur ausgleichenden Gerechtigkeit gehört, wenn ihnen jetzt die Börse etwas lockerer sitzt.“ (Seite 271) Über den Sinn des Lebens: „Das Nicht-sein ist immer gegeben, aber wenn man das Da-sein nicht begreift, ist man schon zu Lebzeiten im Nicht-sein, unfähig, im Wirklichen zu leben.“ (Seite 302) Über die Wirklichkeit: „Weiß man tatsächlich, wie es wirklich war, nur weil man dabei gewesen ist? Wenn das so wäre, würden doch alle dasselbe erzählen, aber es erzählt jeder etwas anderes.“ (Seite 356) Man kann nicht alle schönen Sätze und Ideen hier zitieren. Es würde bedeuten die 367 Seiten abzuschreiben. Der Roman ist ein Betrachten des eigenen Lebens. Ein Rückblick in die Vergangenheit mit der Erzählung der Gegenwart und des Iststands. Ein Roman, dessen Hauptfiguren Frauen sind. Frauen aus drei Generationen. Frauen, die ihre Männer oder Geliebte verloren haben. Die Autorin zeigt die Bewältigung dieses Verlustes auf. Wie in verschiedensten Zeitfenstern dasselbe seelische Problem zu lösen war. Beim Lesen hat man das Gefühl, dass es sich bei der Autorin um eine 30-jährige handelt. Sie spricht Themen an, die man von einer älteren Frau nicht erwarten würde. Aber gerade das Alter hat die Erfahrung und sie gibt es mit jugendlichem Charme und frischer Energie wieder. Ich mache nicht gerne Reihungen oder ein Ranking, aber ich muss es sagen: das ist vielleicht das beste Frischmuthbuch. (Hinterbrühl, 19.09.2012) }, keywords = {Kleinkinder, Mutter}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{LICHTENBERGER2012, title = {Arbeit ist das halbe Leben … Erzählungen vom Wandel der Arbeitswelten seit 1945}, editor = {LICHTENBERGER, Sabine; MÜLLER, Günter (Hg)}, year = {2012}, date = {2012-09-13}, abstract = {LICHTENBERGER, Sabine; MÜLLER, Günter (Hg): „Arbeit ist das halbe Leben … Erzählungen vom Wandel der Arbeitswelten seit 1945“, Wien Köln Weimar 2012 Zeitzeugen berichten und blicken auf ihr Arbeitsleben zurück. Eine wichtige Dokumentation für die Nachwelt, wenngleich sie nicht repräsentativ ist. In einer öffentlichen Ausschreibung wurden die Autoren gefunden. Sie kamen hauptsächlich aus dem gewerkschaftlichen Bereich und waren Personen, die gerne Schreiben. Trotzdem sind die einzelnen Berichte sehr informativ und vor allem wichtig für die Nachwelt. Auch für Zeitgenossen wird vieles in Erinnerung gerufen, das vielleicht schon vergessen wurde. Manche Erzählungen gehen aber über die reine Zeitgeschichte hinaus. Der Bericht eines Druckers zeigt den Technologiewandel und dessen Auswirkungen auf die Arbeitenden dieser Branche auf. Nicht aus einem wissenschaftlichen Werk mit Statistiken heraus, sondern aus dem Blickwinkel eines Betroffenen. Es sind natürlich Erfolgsstories, denn wer würde schon über ein schlechtes Leben schreiben? Never the less: es ist Zeitdokument über die Entwicklung der Arbeitswelt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein wichtiger Beitrag für die Nachwelt und ein interessant zu lesendes Buch für Zeitgenossen. (Hinterbrühl, 13.09.2012) }, keywords = {1945, Arbeitswelten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GLAVINIC2012, title = {Unterwegs im Namen des Herrn}, author = {GLAVINIC, Thomas}, year = {2012}, date = {2012-09-07}, abstract = {Glavinic, Thomas: "Unterwegs im Namen des Herrn", München 2011 Der Autor erzählt, wie er mit seinem Freund, einem Fotografen, eine Wallfahrt nach Medjugorje macht. Er glaubt nicht an die Marienerscheinung im ehemaligen Jugoslawien. Mit dieser negativen Einstellung berichtet er auch über die Pilgerfahrt, seine Mitreisenden und den Reiseführer. Er macht sich lustig über die Gläubigen. Er und sein Freund machen viele der Pilgeraktivitäten - Messen, Gebete und Andachten - gar nicht mit. Unmengen an Alkohol werden konsumiert. Einzelne Pilger negativ dargestellt. Letztendlich unterbrechen sie die Wallfahrt und setzen sich ab. Der am Meer wohnende Vater kommt und holt sie ab, um zum nächstgelegenen Flughafen zu bringen. Das Verhältnis des Sohns zum Vater ist nicht das Beste. Letztendlich liefert er die beiden "Ex-Pilger" bei einem Freund ab, wo es zu einer Orgie mit Alkohol, Frauen und Schießübungen kommt. Der Gastgeber ist nicht mehr imstande sie nächsten Tag zum Flughafen zu führen. Auf Umwege und mit einem Taxi wird der Flughafen und das Flugzeug erreicht. Der Flug wird eine Abenteuerreise. Das Flugzeug kommt in ein Gewitter. Ausweichflughäfen sind geschlossen und so muss der Kapitän bei unwirtlichen Bedingungen landen. Alle fürchten sich. Gebettetem vom Wallfahrtsort werden eingestreut. Der Fotograf wird Vater. Man ist froh wieder Zuhause zu sein. Krakau-Lemberg, 7. September 2012 (Krakau-Lemberg, 07.09.2012) }, keywords = {Fotograf, Kroatien, Wallfahrt}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{MARKARIS2012b, title = {Live! Ein Fall für Kostas Charitos}, author = {MARKARIS, Petros}, year = {2012}, date = {2012-08-28}, abstract = {MARKARIS, Petros: “Live! Ein Fall für Kostas Charitos”, Zürich 2004 Ich dachte, ich habe schon alle Bücher von Markaris, dem türkischen Griechen, der in die österreichische Mittelschule in Istanbul ging, gelesen. Da kam Hannelore mit diesem Buch. Ich kannte es nicht und füllte so die Lücke. 2003 auf den Markt gekommen hat es schon Probleme aufgezeigt, die erst jetzt ein europäisches Problem wurden. Es ist zwar ein Kriminalroman, wie alle „Kostas Charitos“ Romane, aber es ist auch ein Geschichtsbuch und berichtet aus der Zeit der Militärdiktatur und danach und davor. Verpackt wird die historische Berichterstattung auf 514 Seiten in eine Kriminalgeschichte, in der mit alten Machenschaften abgerechnet wird. Der Stil von Markaris ist witzig und leicht zu lesen. Hier drei Beispiele: „Adriani schlummerte an meiner Seite mit ihrem steten, gedämpften Schnarchen – wie ein Spülkasten, der sich die ganze Nacht hindurch füllt.“ (Seite 32) Über eine 35 jährige Sekretärin: „Bestimmt war sie in ihren Jugendjahren Mannequin und jetzt hat man sie als preisgünstigen, da den Jugendjahren entwachsenen Blickfang hierhergeholt.“ (Seite 273) „Obwohl sie leichte Sommersandalen trägt, drückt sie offenbar der Schuh.“ (Seite 485) (Hinterbrühl, 28.08.2012) }, keywords = {Griechenland, Krimi}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2012b, title = {Die letzte Liebe des Präsidenten}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2012}, date = {2012-08-08}, abstract = {KURKOW, Andrej:: "Die letzte Liebe des Präsidenten“, Zürich 2007 Ein Roman, der einen Mitteleuropäer in eine andere Welt führt. Ein Roman, der in einem sehr guten und leicht lesbaren, aber auch interessantem Stil geschrieben ist. Ein Roman mit einer eigenartigen Struktur. Die Geschichte eines Präsidenten wird nicht sequentiell erzählt, sondern in drei Zeitfenstern. Ein Kapitel aus den 70er und 80er Jahren wird gefolgt von einem zu Beginn des 21. Jahrhunderts und abgeschlossen mit dem Jahr 2015 und 2016. In dieser Reihenfolge reihen sich die Kapitel aneinander. Zeitschlitze, die sich mit zunehmender Seitenzahl schließen und am Ende ein Ganzes, eine lückenlose, auf einer kompletten Zeitachse stattfindendes Geschehen ergeben. Die Zeitfenster schlossen sich erst nach fast 700 Seiten. Das erste begann mit Mai 1975 und endete mit Oktober 1992. Das dritte begann mit Mai 2015 und fiel dann zurück auf das Jahr 2013 um am Ende mit März 2016 zu enden. Das zweite Zeitfenster kam erst spaeter dazu und begann mit den Erzählungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts und endete 2006. Ein genialer Trick des Autors, der den Leser immer aktiv hielt. Er müsste schauen, um die Zusammenhänge nicht zu verlieren. Nun zur Story: das Leben eines ukrainischen Mannes. Aus einer einfachen Familie. Der Vater früh gestorben und die Mutter zur Alleinerzieherin geworden. Zwei Buben: Zwillinge. Einer muss in ein Nervenheim und später in die Schweiz. Der "normale" Zwilling wird Präsident der Ukraine. Wie so ein Leben eines führenden Politikers verläuft ist für einen mitteleuropäischen Laien unvorstellbar. Bei all den Tiefschlägen, die die Menschen dieses Romans bekommen endet die Geschichte mit einem Happy End. Ein genialer Roman. Ein interessanter Schriftsteller. (Hinterbruehl, 08.08.2012) }, keywords = {Präsident, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Arno2012, title = {Schöne Freunde}, author = {GEIGER Arno}, year = {2012}, date = {2012-07-29}, abstract = {GEIGER, Arno: „Schöne Freunde“, München 2008 In einem Dorf passierte ein Grubenunglück und die Bewohner müssen den Ort verlassen. Ein Junge erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Auf der „Flucht“ nehmen sie ein Schiff. Der kleine Junge beschreibt die Dorfbewohner und Mitreisenden, denkt aber selbst an seine Kindheitserlebnisse zurück. Als Ballbube im Tennisklub, als „Schrankenöffner“ des Bergwerks, als Beobachter von Liebestreffen am Teich … Sehr schön geschrieben. Das österreichische Bundesland Vorarlberg scheint ein Brutkasten für junge Dichter zu sein. „Ich konnte ihren Namen regelrecht im Mund schmecken, so drängte er nach vorn.“ (Seite 30) „Die Tür hinter ihnen schwang zu, die Musik schlüpfte geschwind ins Innere des Lokals zurück.“ (Seite 144) „Es fällt mir zunehmend schwer, an das Dorf und das Bergwerk zu denken. Sie sind ein Kartenhaus aus Erinnerungen, das in sich zusammenstürzt. Der Wind zerreißt die Karten wie Lose, die nichts gewonnen haben.“ (Seite 153) „Aber die Erkenntnis, dass kein Platz auf dieser Welt ist, wo man nachholen kann, was man irgendwann versäumt hat, hatte jetzt – bei allem Erschreckenden – auch etwas Ermutigendes.“ (Seite 163) (Pristina, Hinterbrühl, 29.07.2012) }, keywords = {Flucht, Grubenunglück}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{EIGELSREITER-JASHARI2012, title = {Im Osten viel Neues. Eindrücke einer Begegnungsreise nach Vietnam}, editor = {EIGELSREITER-JASHARI, Gertrude; ESTERHAZY, Christa; UNGERSBÖCK, Reinhard (Hg)}, year = {2012}, date = {2012-07-23}, abstract = {EIGELSREITER-JASHARI, Gertrude; ESTERHAZY, Christa; UNGERSBÖCK, Reinhard (Hg): „Im Osten viel Neues. Eindrücke einer Begegnungsreise nach Vietnam“, Horitschon Wien München 2005 Eine Dokumentation einer Studienreise in den Vietnam einer österreichischen Gruppe. Welchen Stellen wert kann so etwas haben? Negativ beginnt man zu lesen. Überrascht wird man dann von der Kompetenz der einzelnen Kapitel. Der erfahrene Radiojournalist Helmut Opletal beginnt mit einem professionellen geschichtlichen Überblick. Reinhard Ungersböck back in sein Reisetagebuch die Geschichte der verschiedenen Vietnamkriege. Gertrude Eigelsreiter-Jashari – ihrer Berufung entsprechend – zeigt den Stand der vietnamesischen Frauen auf, wobei bei manchen Berichten man das Gefühl hat, Europa sei das Entwicklungsland. Nicht alle Autoren sind angeführt. So etwa die Berichterstatterin über das Gesundheitssystem. Frau Esterhazy hat nicht nur Erfahrung in der Entwicklungshilfe, sie war auch in regelmäßigen Abständen in Vietnam und kann die Entwicklung des Landes sehr gut beurteilen. Sie kann nicht nur auf Statistiken verweisen, die sagen, dass sich Vietnam vom Reisimporteur zum Exporteur und zum drittgrößten Kaffeeproduzenten entwickelt hat. Sie hat auch die Menschen erlebt, wie sie sich veränderten und wie man aus dem zentralisierten Kommunismus eine liberale Marktwirtschaft gemacht hat. Günther Stachel fasst eine Empfehlung für Österreich und sein Engagement als Entwicklungshelfer zusammen. Eine Empfehlung, die vom kleinen Handeln zum größeren Engagement rät. Ich bin generell skeptisch, wenn Menschen, die für kurze Zeit ein Land besuchen dann ein Urteil, einen Bericht abgeben. Günther Stachel lässt das in seinem Bericht auch durchdringen: „Was haben wir eigentlich gesehen und was wurde uns nicht gezeigt? Worüber wurde geschwiegen?“ (Seite 140) Trotzdem vermittelt dieses Buch ein Basiswissen über Vietnam. Die Teilnehmer der Delegation haben eine gute Recherche betrieben und einen guten Überblick geliefert. (Hinterbrühl, 23.07.2012) }, keywords = {Studienreise, Vietnam}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = {Die Geschichte des Dragoljub Milanovic}, author = {HANDKE Peter}, year = {2012}, date = {2012-07-21}, abstract = {HANDKE, Peter: „Die Geschichte des Dragoljub Milanovic“, Salzburg Wien 2011 Handke widmet diese Geschichte dem ehemaligen Direktor der staatlichen serbischen Rundfunk- und Fernsehanstalt. Er wurde von einem serbischen Gericht verurteilt und für die Bombardierung des Fernsehgebäudes und den Tod von Mitarbeitern verantwortlich gemacht. Mit Hochpräzisiontechnik wurde das Mediengebäude von der NATO vernichtet. Alles rings herum – Kirchen, Kindergärten – blieben verschont. Präzise wurde das Rundfunkhaus herausgeschossen. Den Mediendirektor machte das serbische Gericht dafür verantwortlich, dass er die Anstalt nicht evakuiert hatte. Er sei für die Toten schuld. Selbst ist er erst wenige Stunden vorher aus dem Haus gegangen und wünscht sich heute länger geblieben zu sein, um auch tot zu sein. Zehn Jahre sitzt er bereits in einem Gefängnis. Handke besuchte ihn zwei Mal. Handke versucht mit dem Buch auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Der Prozesse könnte für andere Fälle beispielhaft herangezogen werden. Etwa für einen Bürgermeister, der eine Brücke nicht sperren ließ; die bombardiert wurde und dabei Menschen ums Leben kamen. Er soll der Schuldige für die Toten sein. Dass die eigene und einzige Tochter ebenfalls auf dieser Brücke gestorben ist hindert nicht daran ihn anzuklagen. (Hinterbrühl, 21.07.2012) }, keywords = {Jugoslawien, Milaovic, Serbien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GOGH2012, title = {Feuer der Seele. Gedanken zum Leben, zur Liebe und zur Kunst}, author = {GOGH, Vincent van}, year = {2012}, date = {2012-07-21}, abstract = {GOGH, Vincent van: „Feuer der Seele. Gedanken zum Leben, zur Liebe und zur Kunst“, ausgewählt von Ursula Michels-Wenz, Frankfurt 1990 Der Maler van Gogh war auch ein guter Schreiber, wie man aus den Briefen an seinen Bruder sieht. Diese Briefe sind in einem dreibändigen Werk veröffentlicht. Das vorliegende Taschenbuch gibt einen Auszug daraus wieder. Es ist schön, den Gedankengängen eines so großartigen Malers zu folgen. Briefe sind ja nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und geben daher einen umso ehrlicheren Eindruck. „Das Gelingen ist manchmal das Endresultat einer ganzen Serie missglückter Versuche.“ (Seite 9) „Es gibt schon ein Welken und Wiederaufkeimen der Liebe, ebenso wie in der ganzen Natur, aber kein vollkommenes Absterben. Es gibt wohl Ebbe und Flut, aber die See bleibt See, und in der Liebe, sei es zu einer Frau, sei es zur Kunst, gibt es Zeiten der Erschöpfung und Kraftlosigkeit, doch keine dauernde Entzauberung.“ (Seite 46) „Die Arbeit ist das Geheimnis, dass sie einem eine zweite Jugend geben kann.“ (Seite 89) „Wie wir den Zug nehmen, um nach Tarascon oder Rouen zu fahren, so nehmen wir den Tod, um zu den Sternen zu gelangen.“ (Seite 154) (Pristina Hinterbrühl, 21.07.2012) }, keywords = {Gogh, Maler}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Brigitte2012, title = {Der rote Faden}, author = {SCHWAIGER Brigitte}, year = {2012}, date = {2012-07-17}, abstract = {SCHWAIGER, Brigitte: „Der rote Faden“, München 1992 Dieses Buch beschreibt eine Frau von der Schwangerschaft bis ihre Tochter drei Jahre alt ist. Sie schreibt ihre Erlebnisse und Gedanken in ein Buch, das eben dieses Buch ist. Neben den Problemen, die eine junge Mutter mit einem kleinen Kind hat kommen Partnerschaftprobleme. Zuerst mit dem Vater des Kindes und dann mit einem Freund. Die Jugendbehörde schaltet sich ein. Die junge Frau versucht ihr Leben als alleinerziehende Mutter zu meistern. Ein schönes Buch, wenngleich es an den großen Hit „Wie kommt das Salz ins Meer“ nicht heranreicht. Trotzdem viele schöne Sätze, die ein Genuss sind gelesen zu werden. Die Definition einer Uhr: „Auf die Uhr schauen. Der Zeiger ist gehüpft. Eine weiße Scheibe mit schwarzen Strichen und zwei schwarzen Pfeilen, einer kurz und einer lang. Auf einmal sind sie schon wieder weitergerückt. Der langer, der hat es ein wenig eiliger. Der kurze kommt aber immer wieder nach.“ (Seite 27) Der Mann, der außer Haus freundlich ist: „Bei fremden Leuten, wenn wir eingeladen sind, bemüht er sich um Charme. Dann ist alles, was er schon oft erzählt hat, so frisch, als ob er es zum ersten Mal erzählen würde.“ (Seite 37) Bedeutung eines Buches: „Wir lesen zu viel, wir, die wir lesen, wir wissen zu vieles, wir, die wir wissen, und wir können mit unserem Lesen und Wissen kaum etwas anfangen. Es ist noch keiner gescheiter geworden, durch ein Buch, außer in der Jugend, wenn ein Buch wie ein Lichtstrahl war.“ (Seite 104/105) (Pristina, 17.07.2012) }, keywords = {Mutter, Schwangerschaft}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KURKOW2012b, title = {Picknick auf dem Eis}, author = {KURKOW, Andrej}, year = {2012}, date = {2012-07-15}, abstract = {KURKOW, Andrej: „Picknick auf dem Eis“, Zürich 2000 Nach einem Radiointerview mit dem deutsch sprechenden Dichter aus der Ukraine las ich das erste Buch von ihm. Es ist sehr amüsant und leicht zu lesen. Ein unbekannter Schriftsteller bekommt einen Job als „Nachrufschreiber“. Er muss Texte über Menschen schreiben, die noch leben. Sozusagen auf Vorrat. Wenn sie dann sterben ist sofort ein Text für die Redaktion vorhanden. Die Lebensverhältnisse dieses „Nachrufjournalisten“ sind ausgefallen: er wohnt mit einem Pinguin, den er vom Zoo übernommen hat, weil dieser seine Tiere nicht mehr finanzieren kann. Später kommt ein Mädchen hinzu, dessen Vater ermordet wurde. Gemeinsam mit dem für das Kind aufgenommenen Kindermädchen simulieren sie eine Familie. Viktor, so heißt der Nachrufschreiber, verdient viel Geld. Auch sein Pinguin kommt zum Einsatz und verdient Geld. Da wird der Pinguin krank und wird operiert. Viktor will ihn, sobald er gesund ist in seine Heimat, in die Antarktis fliegen lassen. Alles ist organisiert. Da verliert er seinen Job und trifft seinen Nachfolger, der gerade einen Nachruf über ihn, Viktor, geschrieben hat. Sein Leben ist begrenzt. Da lässt er sich selbst – anstelle des Pinguins – zum Pol fliegen. (Prishtina, 15.07.2012) }, keywords = {Journalist, Pinguin, Pol, Ukraine}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Urs2012, title = {Der blaue Siphon}, author = {WIDMER Urs}, year = {2012}, date = {2012-07-08}, abstract = {WIDMER, Urs: „Der blaue Siphon“, Zürich 1994 Eine Erzählung, in der die erzählende Person in die Zeit seiner Jugend zurück versetzt wird. Er weiß was die Zukunft sein wird. Er besuchte seine früheren Stätten wie das Elternhaus. Spricht mit seinen Eltern, die ihn aber nicht erkennen, denn sie sind jung und er, der Sohn, ist alt. Er kommt wieder zurück in seine Zeit und der Bogen schließt sich. Ein Märchen für Erwachsene? Eine Liebesgeschichte zwischen Toten und Lebenden? Eine ausgefallene Erzählung! (Pristina, 08.07.2012) }, keywords = {Jugend, Märchen}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Martin2012b, title = {Geschwister Tanner}, author = {WALSER Martin}, year = {2012}, date = {2012-07-03}, abstract = {WALSER, Robert: „Geschwister Tanner“, Frankfurt 1983 Dieses Buch habe ich mehrfach zur Hand genommen und erst nach Jahren des Besitzes – ein Geschenk meines Freundes Franz Jantsch – zu lesen begonnen. Es führt in eine andere Zeit, in eine andere Welt. In eine Zeit, wo es noch Köchinnen und Diener in der Familie gibt. Robert Walser stammt aus einer kinderreichen Schweizer Familie und dieser Hintergrund spiegelt sich auch in diesem Buch wider. Es kommen seine Brüder – der Maler, der Dichter und der Gelehrte – und seine Schwester die Lehrerin vor. Er selbst wechselt oft den Job. Sein Bruder macht sich Sorgen, er aber geht zufrieden und unbeschwert durch die Welt. Er hat Zeit über sein – noch kurzes – Leben nachzudenken. Etwa an die Schulzeit: „Es war in unserer Klasse Mode geworden, die Streber zu verachten, deshalb kam es öfters vor, dass sich intelligente und kluge Schüler aus Vorsicht einfach dumm stellten. Dieses Verhalten, wenn es bekannt wurde, galt als musterhaftes Betragen unter uns.“ (Seite 118). Auch Simon, die Romanfigur war ein guter Schüler, der sich schlechter darstellte, um bei den Kameraden gut anzukommen. Seinem Bruder, dem Maler lässt er sagen: „Ob ich hundert Landschaften male oder zwei, ist das nicht ganz gleichgültig? Es kann einer immer malen und bleibt doch ein Stümper, dem es nie einfällt, seinen Bildern einen Hauch von seinen Erfahrungen einzugeben …“ (Seite 93) Einige Monate lebt er bei der Schwester, der Lehrerin und baut eine Beziehung zu ihr auf, die mehr eine Freundschaft, als eine geschwisterliche ist. Über das Zusammenleben sagt die Schwester: „du warst so still in der Nacht, du vermehrtest mit deinem Schlaf die Stille. (Seite 179) Aber auch von hier zieht es ihn weiter. Dann war die Hauptfigur des Romans – so wie auch der Dichter im echten Leben – Hausdiener. Nach einigen Wochen gab er auch das wieder auf und es blieb ihm nur mehr ein Notstandsjob als Schreiber einer Organisation für Mittellose. Mit diesem Einkommen konnte er nicht einmal sein Zimmer bezahlen. Der Roman endet in der Villa, in der er einmal wohnte und die zu diesem Zeitpunkt ein Altenheim war. Er kam mit der Verwalterin ins Gespräch und erzählte ihr sein Leben und von seiner Familie. Die Verwalterin fand Gefallen in ihm und bat ihn um einen Spaziergang in der Winterlandschaft. (Hinterbrühl, 03.07.2012) }, keywords = {Brüder, Schweiz}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NÖSTLINGER2012, title = {Eine Frau sein ist kein Sport. Das Hausbuch für alle Lebenslagen}, author = {NÖSTLINGER, Christine}, year = {2012}, date = {2012-06-24}, abstract = {NÖSTLINGER, Christine: „Eine Frau sein ist kein Sport. Das Hausbuch für alle Lebenslagen“, Sankt Pölten Salzburg 2012 Kurzgeschichten, wie sie der Alltag einer Frau schreibt. Auf Papier gebracht von Christine Nöstlinger in einem witzigen, aber doch ernsten Stil. Geschichten, wie sie in fast jeder Familie vorkommen. Nichts Erfundenes. Dem Volk (der Familie) aufs Maul geschaut und abgedruckt. Köstlich und amüsant zum Lesen. Die Herausgeberin hat Geschichten von Nöstlinger zusammen getragen und in Kapiteln zusammengefasst: • „Eine Frau sein ist kein Sport“, wo die Doppelbelastung der Frau beschrieben ist. • „Ganz erstaunliche Kinder“: Jede Mutter, jede Familie hat einzigartige Kinder; auch wenn die Realität anders sein sollte. • „Was ein Mann nicht alles kann“ – Die Autorin ist eine emanzipierte Frau und kann sich daher über die Männer lustig machen. • „Küchengemurmel“ – Erlebnisse vom Kochen • „Alles in Butter?“ – Aus der Beziehungskiste von Ehepaaren • „Alle Jahre wieder“ – Weihnachten und Jahreswechsel Man hat streckenweise das Gefühl, die Autorin war ein heimlicher Zaungast in der eigenen Familie und hat Erlebtes aufgeschrieben. (Bad Schönau, 24.06.2012) }, keywords = {Frau, Hausfrau, Kurzgeschichten}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Heinrich2012, title = {Die kleine Stadt}, author = {MANN Heinrich}, year = {2012}, date = {2012-06-19}, abstract = {MANN, Heinrich: „Die kleine Stadt“, Frankfurt 2011 In eine kleine italienische Provinzstadt kommt eine Schauspieltruppe und verändert deren konservative Gesellschaft. Der Pfarrer ist gegen die Theateraufführung. Bei der Premiere ließ er die Glocken läuten, um die Vorstellung zu stören. Mann schildert die Premiere aus der Sicht der Zuschauer. Nur was das Publikum sagt wird wiedergegeben. Eine neue Sichtweise, aber schwer nach zu verfolgen und nicht leicht zu lesen. Der zweite Teil, als die ganze Geschichte kippt, ist in leicht lesbarem Stil geschrieben. Ist zu Beginn der lokale Rechtsanwalt der Held, der Erneuerer und der, der auch das Theater in die Stadt brachte, so kippt die Stimmung und Freunde werden zu Feinden. Als noch ein Gasthaus zu brennen beginnt versucht das aufgebrachte Volk die Schuld den Fremden, den Schauspielern und dem Advokaten zuzuschieben. Als dann später der Pfarrer die Schuld auf sich nimmt gewinnt der Anwalt wieder an Bedeutung. Alle versöhnen sich. Menschen änderten immer schon schnell ihre Meinung und passten sich neuen Gegebenheiten an. Die Schauspieler hatten die Stadt verändert und viele Liebschaften entstanden. Die Schauspieler zogen ab und ein Paar – ein Schauspieler und eine Lokale, die für das Kloster bestimmt war – machte am Hauptplatz Selbstmord. (Bad Schönau, 19.06.2012) }, keywords = {Italien, schauspieler, Theater}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{COELHO2012, title = {Aleph}, author = {COELHO, Paulo}, year = {2012}, date = {2012-06-14}, abstract = {COELHO, Paulo: „Aleph“, Zürich 2012 Ein berühmter und bekannter Dichter kann seinem Leserpublikum alles zumuten und alles servieren. Seine Bücher werden verkauft. Auch die Zeitungskritiker spielen mit und ranken ihn in den Top Listen. So auch Coelho mit diesem Buch. Eigentlich ein Tagebuch, wo er so seine laufenden Eindrücke schildert. Der Titel verspricht einen Roman, aber der ist es nicht. Den Rahmen bildet eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Eine junge Geigerin verehrt ihn und will mit ihm Sex. Er verweigert sich. Zumindest im Buch. Um seiner Frau die Treue zu dokumentieren? (Bad Schönau, 14.06.2012) }, keywords = {Dichter Transsibirische Eisenbahn}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Urs2012b, title = {Liebesbrief für Mary}, author = {WIDMER Urs}, year = {2012}, date = {2012-06-08}, abstract = {WIDMER, Urs: „Liebesbrief für Mary“, Zürich 1995 Zwei Freunde. Einer hat dem anderen die Freundin weggenommen. Sie aber flüchtet nach Australien. Der Verlassene folgt ihr; beobachtet sie und schreibt ihr einen Brief, den der erste Freund in die Hände bekommt. Der Brief ist in englischer Sprache. Aber in einer eigenen Sprache. Englisch eines deutsch Sprechenden. Viele Formulierungen versteht man nur, wenn man neben Englisch auch der deutschen Sprache mächtig ist. („My poor confessions, devoted to your eyes only, to nobody else´s, written in a language which is not mine, so that I sometimes did not know whether I really said what I meant.” (Seite 83) Nach Teilen des englischen Briefes interpretiert der erste Freund das Geschriebene. Vieles sieht er anders als sein Freund, der Verlassene. Manches ergänzt und interpretiert er. Zuerst fährt der Freund zur Ausgewanderten nach Australien und dann er selbst. Er überbringt den Liebesbrief des Freundes, der das zentrale Element dieses Buches ist. (Bad Schönau, 08.06.2012) }, keywords = {Australien, Liebesbriefe}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{GORKI2012, title = {Kinder der Sonne}, author = {GORKI, Maxim}, year = {2012}, date = {2012-06-04}, abstract = {GORKI, Maxim: „Kinder der Sonne“, Bremen 2011 Gorki zeigt in diesem Drama die Diskrepanz zwischen den Adeligen Russlands vor der Revolution mit den Arbeitern auf. Wie verschieden und unterschiedlich diese beiden Gesellschaftsschichten sind. „Zwischen uns und den gewöhnlichen Leuten ist ein der Tat eine weite Kluft … und es muss etwas geschehen, um das Volk uns näher zu bringen.“ (Seite 103) Innerhalb der adeligen Familie passieren Beziehungen und Liebschaften. In einer erhängt sich der abgewiesene Liebhaber, worauf die Angebetete wahnsinnig wird. Im Zuge der Revolution erheben sich treue Untergebene und werden zu Feinden. Die Aristokraten haben sich als eine bessere Gesellschaft gesehen, als „Kinder der Sonne.“ (Hinterbrühl, 04.06.2012) }, keywords = {Adelige, Arbeiter, Russland}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{SCHLINK2012, title = {Heimat als Utopie}, author = {SCHLINK, Bernhard}, year = {2012}, date = {2012-06-02}, abstract = {SCHLINK, Bernhard: „Heimat als Utopie“, Frankfurt 2000 Schlink versucht in dieser Broschüre – es ist nur ein kleines Buch – dem Begriff Heimat auf den Ursprung zu folgen. So kommt er zu einer Veränderung des Begriffs Heimat: „Wir wuchsen mit der Vorstellung auf, nach den um den Platz an der Sonne, den Lebensraum geführten Weltkriegen sei Nationalismus historisch erledigt, der Nationalstaat löse sich in europäische oder atlantische politische Zusammenhänge auf, Heimat sei überall und nirgends…“ (Seite 15) Ein örtlicher Wechsel ist heute auch leichter möglich, weil alle Orte der Welt uniformiert sind. Städte sind „mit den gleichen Steinen gepflastert und mit den gleichen Lampen, Bänken und Pollern bestückten.“ Fußgängerzonen haben dieselben „Geschäfte, die gleichen Filialen derselben Ketten“. Schlink wartet auch mit Statistiken auf und nach denen sehen die Deutschen hinter dem Begriff Heimat: 31 % den Wohnort 27% den Geburtstort, 25% die Familie, 6% die Freunde und 11% das Land. Dichter wie Heinrich Heine sehen „Heimat“ verklärt – mehr Traum als Wirklichkeit. „Am intensivsten wird sie erlebt, wenn man weg ist und sie einem fehlt; das eigentliche Heimatgefühl ist das Heimweh.“ (Seite 32) In vielen Teilen der Welt – wie etwa am Balkan – wollen einzelne Ethnien ihre Heimat nicht mit anderen Ethnien teilen. Mehrheiten wollen Minderheiten beherrschen und vertreiben. Bernhard Schlink ist Dichter und Jurist. Als Jurist kommt er zu dem Schluss, dass Menschen ein Recht auf Heimat haben. (Hinterbrühl, 02.06.2012) }, keywords = {Heimat}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = {Wart´ auf mich – mon amour. Vier heisse Tage in Burgund}, author = {RUGE Elisabeth RUGE Peter}, year = {2012}, date = {2012-06-01}, abstract = {RUGE, Elisabeth; RUGE, Peter: „Wart´ auf mich – mon amour. Vier heisse Tage in Burgund“, Norderstedt 2009 Basierend auf einem Besuch einer deutschen Gruppe in ihrer Partnerschaft in Frankreich werden die Charakteristika und die Kultur der beiden Länder beschrieben. Beide Weinbaugemeinden. In einen viertägigen Besuch werden viele Geschichten verpackt: • Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Franzosen • Vorbehalte, die noch aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs stammen • Missverständnisse, die einzelne Reiseteilnehmer sogar ins Gefängnis brachten • Eine deutsch-französische Fabrik entsteht • Joint Venture zweier Korkenfabrikanten • Viele Ehrungen und Auszeichnungen auf beiden Seiten Es ist ein dicht gedrängtes Buch. Viele Geschichten, die sich in vier Tagen abgespielt haben sollen und auf 374 Seiten niedergeschrieben wurden. Es ist aber ein „Happy End Buch“. (Hinterbrühl, 01.06.2012) }, keywords = {Burgund, Deutschland, Frankreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Stefan2012, title = {Brasilien - ein Land der ZUkunft}, author = {ZWEIG Stefan}, year = {2012}, date = {2012-05-18}, abstract = {ZWEIG, Stefan: "Brasilien. Ein Land der Zukunft", Frankfurt 1997 In seiner Einleitung erklärt Zweig, warum er dieses Buch geschrieben hat und warum er sich für dieses Land letztendlich als Asyl entschieden hat. Sehr systematisch hat er sich auf dieses Buch vorbereitet und das Ergebnis ist eine sehr übersichtlich Einführung in die Geschichte, Wirtschaft und Kultur des Landes. Nicht nur der Titel mit den Worten „Ein Land der Zukunft“ ist positiv, auch im Text stellt Zweig immer wieder das Positive in den Vordergrund. Nachteile bringen Vorteile und die beschreibt er „Es gibt kein besseres Maß für die Willenskraft eines Menschen wie eines Volkes, als die Schwierigkeiten, die bei seiner physischen und moralischen Leistung zu überwinden sind.“ (Seite 129) Zurückgreifend auf persönliche Erfahrungen und Reisen beschreibt er ausführlicher die Städte Rio de Janairo, Sao Paulo und einige alte Städte im Norden des Landes, wo er mit dem Flugzeug hinkam. Aber immer spricht Begeisterung aus den Texten. So beschreibt er uch die wahrscheinlich älteste Stadt Brasiliens und Südamerikas: Bahia. „Hier stand der erste Pfeiler des großen kulturellen Brückenschlags über den Ozean, hier ist aus europäischem, afrikanischem und amerikanischem Urstoff die neue, die fruchtbar gärende Mischung entstanden.“ (Seite 261) Reiseführer und Monografien über Länder altern sehr schnell. Sind nicht mehr aktuell. Nur dem Namen des Autors Stefan Zweig ist es zu verdanken, dass dieses Buch noch immer verkauft und gelesen wird. (Hinterbrühl, 18.05.2012) }, keywords = {Brasilien}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Bertolt2012, title = {Der kaukasische Kreidekreis}, author = {BRECHT Bertolt}, year = {2012}, date = {2012-05-14}, abstract = {BRECHT, Bertolt: „Der kaukasische Kreidekreis“, Berlin 1973 Im Krieg, im Umbruch fällt einer Magd das Kind ihrer Herrin zu. Sie beschützt es vor den Umstürzlern. Sie bringt viele Opfer und flüchtet mit dem kleinen Kind in die Berge. Sie verleugnet ihren Verlobten und heiratet einen Bergbauern, um dem Kind ein Zuhause zu geben. Die wirkliche Mutter aber sucht und findet. Es kommt zum Prozess. Ein untypischer Richter hat den Vorsitz und es kommt zum „kaukasischen Kreidekreis“. Er lässt einen Kreis aufzeichnen, in den sich das Kind stellen muss. Dann ziehen die beiden Frauen am Kind. Jene, die es aus dem Kreis zieht soll die Mutter sein. Die Magd lässt die Hand des Kindes los und es kommt zur Mutter. Der Vorgang wird wiederholt. Der Richter fragt warum sie losließ. Sie wolle dem Kind nicht wehtun. Das war der Liebesbeweis und der Richter spricht den Buben der Magd zu. Durch ein Irrtum wird sie auch vom Bergbauern geschieden und steht jetzt wieder für ihren Verlobten zur Verfügung. (Hinterbrühl, 14.05.2012) }, keywords = {Kind, Magd, Mutter}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KAPUSCINSKI2012, title = {König der Könige. Eine Parabel der Macht}, author = {KAPUSCINSKI, Ryszard}, year = {2012}, date = {2012-05-13}, abstract = {KAPUSCINSKI, Ryszard: "König der Könige. Eine Parabel der Macht", Zürich 2012 Der Autor ist ein polnischer Journalist, der das Leben des Königs von Äthiopien, Haile Selassie beschreibt. Er tut es, indem er seine eigenen Erlebnisse erzählt und ehemalige Mitarbeiter des Königs zu Wort kommen lässt. Diese Gegenüberstellung von Zeitzeugen und historischem Bericht ist eine interessante Symbiose, die für den Leser einen hohen Wahrheitsgehalt darstellt. Warum schreibt ein Pole über Äthiopien? In der kommunistischen Zeit studierten Äthiopier im befreundeten Polen und so gibt es einige polnisch sprechende Äthiopier. Die aufgezeigten gesellschaftliche Situation und das Intrigenspiel um den König könnte in jeder anderen Kultur stattfinden. Spezifisch sind aber doch Funktionen an diesem Königshof, wie etwa der "Polsterträger": "Und der Herr nahm auf dem Thron Platz, und in dem Augenblick, da er die Sitzfläche berührte, schob ich ihm ein Polster unter die Füße. Das musste blitzschnell geschehen, damit die Beine des ehrwürdigen Herrn nie in der Luft hingen." (Seite 41) Ein anderer Angestellter war damit beschäftigt die Pisse des kaiserlichen Hündchens laufend aufzuwischen. Typisch auch die Beschreibung, welche Auswirkungen eine königliche Auszeichnung bei den Menschen bewirkte: "Denn ein gewöhnlicher Kopf, der sich vorher natürlich und frei bewegt hatte, jederzeit bereit, sich zu drehen und zu wenden, zu nicken und zu neigen, unterlag jetzt, gesalbt mit der kaiserlichen Ernennung, einer verblüffenden Beschränkung: von nun an bewegte er sich nur mehr in zwei Richtungen - zum Boden hinunter in Anwesenheit des ehrwürdigen Herrn, und nach oben, in Anwesenheit der übrigen Menschen." (Seite 50) Der König war ein einsamer Mensch, der immer Angst hatte vor einer Revolte. Niemandem traute er. Jede Rechnung wurde von ihm genehmigt: "Jede Ausgabe im Kaiserreich, die eine Summe von zehn Dollar überschritt, bedurfte seiner persönlichen Genehmigung..." (Seite 64) Der Autor beschäftigt sich dann sehr ausführlich mit dem Untergang des Königs. Wie schrittweise seine Vertrauten verhaftet und eingesperrt werden. Bis nur mehr ein Kammerdiener übrig bleibt. Letztendlich komme auch der König in ein Gefängnis und der Diener wird heimgeschickt. Der König fühlt sich weiterhin als Herrscher und die Gefängniswärter behandeln ihn auch so. Er stirbt und glaubt immer noch König zu sein. (Montafon, 13.05.2012) }, keywords = {Äthopien, Haile Selassie, König}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{BROWN2012, title = {Illuminati}, author = {BROWN, Dan}, year = {2012}, date = {2012-05-09}, abstract = {BROWN, Dan: „Illuminati“, Bergisch Gladbach 2005 Ein Thriller, der aber auch Science Fiction, Wissenschaft und Kunstgeschichte beinhaltet. Ein Tag wird in über 700 Seiten abgehandelt. Eine religionsfeindliche Organisation der Wissenschaft will die katholische Kirche auslöschen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einer neuen Sprengwaffe, mit Antimaterie, die sie im Forschungszentrum CERN stehlen. Der Autor gibt dem Leser auch einen Einblick in das Schweizer Forschungszentrum und den Vatikan. Nicht nur dessen Gebäude, sondern auch Rituale der katholischen Kirche, wie sie etwa bei der Papstwahl eingesetzt werden. Spannend geschrieben. Auch für einen „Nicht-Kriminalroman-Leser“ wie ich es bin interessant. Die Spannung zog den Leser durch die 700 Seiten und hielt ihn in Bann. Die „guten“ Hauptpersonen kamen im Roman nicht zu Schaden. Sie überlebten die unmöglichsten Situationen. Der Autor hat die Macht über Leben und Tod seiner Romanfiguren und kann so den Verlauf bestimmen und ihn auch auskosten bis zur 700sten Seite. (Hinterbrühl, 09.05.2012) }, keywords = {Katholische Kirche, Krimi, Vatikan}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Bertolt2012b, title = {Der kaukasische Kreidekreis}, author = {BRECHT Bertolt}, year = {2012}, date = {2012-04-29}, abstract = {BRECHT, Bertolt: „Der kaukasische Kreidekreis“, Berlin 1973 Bei diesem Buch des suhrkamp Verlages habe ich eines gelernt: zuerst nachschauen, ob das Buch alle Seiten hat. Es ist mir vorher noch nie passiert, aber bei Seite 112 ist das Buch aus und es sind die ersten 16 Seiten nochmals gedruckt. Das ist sehr ärgerlich. Man liest ein Buch. Es ist spannend – ja, es ist wirklich spannend -, und wenn der entscheidende Moment kommt in dem Fall die wichtige Gerichtsverhandlung ist es mitten im Satz aus. Ärgerlich. Auch wenn man es ein zweites Mal kaufen kann. Man ist um den Schluss betrogen worden. (Hinterbrühl, 29.04.2012) }, keywords = {Kind, Magd, Mutter}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KADARE2012, title = {Der zerrissene April}, author = {KADARE, Ismail}, year = {2012}, date = {2012-04-27}, abstract = {KADARE, Ismail: „Der zerrissene April“, Frankfurt 2007 Schon auf den ersten Seiten wird man in die albanische Kultur eingeführt: Blutrache. Ein Mann lauert einem anderen auf und erschießt ihn. Viel Ritual gehört da auch dazu. Immer wieder wird auf den Kanun, das Buch, dass alles regelt Bezug genommen. Vieles dreht sich um Tod und Mord. So gibt etwa der Vater der Braut seinem Schwiegersohn eine „Mitgiftpatrone“ mit. Wenn die Ehefrau davonlaufen will, darf sie der Mann erschießen. Kadare ist ein ausgezeichneter Schriftsteller. Er beschreibt den Weg eines Rächenden, der jemand erschoss und dann selbst gerächt wird. Parallel dazu fährt ein nobler Schriftsteller aus Tirana mit seiner Braut auf Hochzeitsreise ins Hochland und beschreibt den Vorgang. Eine Kulturbeschreibung aus zwei Blickwinkeln. Heute ist es anders? Als ich vor einigen Jahren von Skodra kommend durch das Hochland fuhr sammelten sich die Autofahrer immer wieder zu Konvois. Wir wollten aber die Landschaft genießen und alleine fahren. Nachher erzählte man uns, wie gefährlich das war. Mehrere Fahrzeige wurden an diesem Tag ausgeraubt. (Hinterbrühl, 27.03.2012) }, keywords = {Albanien, Blutrache, Tirana}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Peter2012b, title = {Wie verdächtig ist der Mensch? Wortmeldungen}, author = {TURRINI Peter}, year = {2012}, date = {2012-04-24}, abstract = {TURRINI, Peter: „Wie verdächtig ist der Mensch? Wortmeldungen“, Berlin 2010 Seine Freundin Silke Hassler trägt ältere Texte zusammen und bietet uns Lesern Einblick in von Turrini Geschriebenes, das nicht publiziert ist. Teilweise einfachere Dinge, die aber doch mehr Bezug zum Dichter bringen. Es ist ein Genuss dem Stil Turrinis zu folgen. Ein Erlebnisbuch, das sich auf das Leben Turrinis selbst bezieht. Reden, Aufsätze, Feuilletons und Kurzgeschichten, die Einblick in den Menschen Turrini geben. (Kuba, 24.04.2012) }, keywords = {Kurzgeschichten, Turrini}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Thomas2012, title = {Heldenplatz}, author = {BERNHARD Thomas}, year = {2012}, date = {2012-04-23}, abstract = {BERNHARD, Thomas: „Heldenplatz“, Frankfurt 1995 Ein Stück im Theater zu sehen oder zu lesen ist ein großer Unterschied. Man kann beim Lesen mehr genießen. Die Worte wie Perlen einer Kette durch die Finger gleiten zu lassen. Als es – schon nach dem Tod Bernhards – im Burgtheater uraufgeführt wurde war es ein Skandal, wenn man es heute, Jahrzehnte später liest, ist harmlos und nicht mehr anstößig. Ein Universitätsprofessor begeht Selbstmord. Er erträgt Österreich und die Österreicher nicht mehr. Er und seine Familie mussten im Krieg nach England flüchten. Sie kamen nach dem Krieg nach Wien zurück, konnten sich aber nicht mehr einfügen. Er wollte wieder zurück nach Oxford. Es war schon alles gepackt, da stürzte er sich aus dem Fenster. Das Buch spielt in der Zeit des Begräbnisses. „… es gibt jetzt mehr Nazis in Wien als achtunddreißig …“ (Seite 63) „… mein Bruder hat Selbstmord gemacht, ich bin nach Neuhaus gegangen, es kommt auf dasselbe hinaus vielleicht wahrscheinlich. Ich existiere die längste Zeit gar nicht mehr und beobachte sozusagen alles aus dem Tod heraus …“ (Seite 125) „… das ist das Charakteristische an der Josefstadt, dass dort alles zur Operette gemacht wird … in der Josefstadt wird seit zweihundert Jahren nur Operette gespielt.“ (Seite 152) (Hinterbrühl, 23.03.2012) }, keywords = {Begräbnis, Österreich}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @article{Steindl2012, title = {Ruhestand für Anfänger - Unser Weg in eine neue Lebensphase}, author = {Steindl, Gertraude STEINDL Clemens}, year = {2012}, date = {2012-04-22}, abstract = {Steindl, Gertraude und Clemens: "Ruhestand für Anfänger - Unser Weg in eine neue Lebensphase", Innsbruck 2012 Ein Ehepaar beschreibt, wie sie den Übergang vom Berufsleben zur Pension bewältigen. Sie haben das Buch nicht auf Konsens angelegt. So wie die Beiden im Beruf einen eigenen und sogar sehr unterschiedlichen Weg gegangen sind, machen sie es auch beim Buch. Nur die Überschriften der einzelnen Kapitel sind gleich. Jeder schreibt aber seinen eigenen Text, seinen eigenen Blickwinkel dazu. Die beiden Autoren sind etwas Besonderes: Sie kommen aus einem gehobenen, man kann auch sagen besseren Beruf. Aber gerade Menschen aus führenden Funktionen können schwerer vom Berufsleben Abschied nehmen. Jemand, der einer schweren Arbeit nachgeht, die ihm/ihr den Körper kaputt macht freut sich mehr auf die Entlastung des Ruhestands. Die beiden Handelnden Personen (und Autoren) sind nach vielen Jahrzehnten immer noch ein Paar, ein Ehepaar. Statistisch betrachtet eine zunehmende Seltenheit. Umso beachtlicher, dass sie auch beim Übergang zur Pension dieses gemeinsame Buchprojekt machen. Der Zugang der beiden Ehepartner zur jeweiligen Überschrift ist unterschiedlich. Zum Alter hat die Frau viele praktische Ratschläge parat. Clemens, der Mann wiederum zitiert von Cicero bis Steve Jobs was man zum Alter sagen kann. Beim Lesen habe ich aber auch oft laut gelacht. Bei Worten wie "Rentner-Bravo", womit die Apotheker-Zeitung gemeint war, oder den "Friedhofsdesserteuren". Das Buch wird durch sein geschlechterspezifisches Konzept überlagert. Sowohl die männlich als auch die weibliche Sicht kommt zu den einzelnen Themen zu Wort. Das würde sich auch für viele andere Bücher anbieten. Ein neuer Zugang. Ist die Oma bei der Beschreibung des Enkelkindes emotioneller als ihr Mann und beim Älterwerden erzählt sie, wie es ihrer fast hundertjährigen Mutter geht. Er geht das Thema wissenschaftlicher an und zeigt mit Statistiken auf, wie unsere Zukunft sein könnte. Beide Blickwinkel sind wichtig. In einem gemeinsamen Buch serviert bieten sie ein komplettes Bild. Die Autoren treffen bei jeder Seite ins Schwarze des Lesers. Das ist nicht oft der Fall bei einem Buch. Ob das nur der Fall bei der Zielgruppe 60plus ist weiß ich nicht. Im letzten Kapitel greifen sie auch das heikle Thema "Lebensende" an. Loslassen, entsorgen sind die Vorstufen zum Letztendlichen, der letzten Ruhestätte. Das Buch ist kein allgemeiner Ratgeber. Er geht mit persönlichen Erfahrungen darüber hinaus. (Havanna, 22.04.2012) }, keywords = {Alter, Lebensphase, Pension, Ruhestand}, pubstate = {published}, tppubtype = {article} } @book{Peter2012b, title = {Die morawische Nacht}, author = {HANDKE Peter}, year = {2012}, date = {2012-04-11}, abstract = {HANDKE, Peter: „Die morawische Nacht“, Erzählung, Frankfurt 2009 Eine Gruppe von Menschen trafen sich in der Nacht auf einem Hausboot auf dem Fluss Morawa. Der Bootsbesitzer war quer - er sagte "Zick Zack" - durch Europa gereist. Er nannte sie "Rund-und-Zickzackreise" (Seite 316) In einer Nacht auf dem Fluss Morawa auf dem Boot erzählte er seine Erlebnisse. Während der Reise zog es ihn in sein Geburtsland Österreich hin, obwohl er das nicht "Heimat" nannte. Als Heimat bezeichnete er den Balkan. Da schimmert immer wieder Peter Handke selbst durch. "mit Österreich verband ihn mit Gedanken nichts mehr, und das schon seit so langem, dass ihm das von Zeit zu Zeit beinahe unheimlich wurde." (Seite 306) In seinem Heimatdorf angekommen erkannte er vieles nicht mehr. Er nannte die Leute aus dem Morgenland. Minarett neben Kirchturm. Die Welt hatte sich verändert. Er besuchte den Friedhof, das Grab seiner Eltern. Er führt mit sich selber einen Dialog und kritisiert sich, als einen, der die Heimat verlassen und sich am Balkan angesiedelt hat. „Sein Engel war es, der ihm im letzten Moment, im Rutschen, im Fastfall, das Gleichgewicht wieder gab. Keine Rüstung hätte ihn dann geschützt. Und gar viel hatte sein Engel zu tun an diesem Tag.“ (Seite 256) Das Buch endet dort wo es begann: in der Enklave. Die Enklave war aber keine mehr. Nur mehr alte Leute sind geblieben und für die hat man den Stacheldraht weggeräumt und die Panzer abgezogen. (Hinterbrühl, 11.04.2012) }, keywords = {Boot, Enklave, Morawa}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{KAZANTZAKIS2012, title = {Die letzte Versuchung}, author = {KAZANTZAKIS, Nikos}, year = {2012}, date = {2012-03-19}, abstract = {KAZANTZAKIS, Nikos: „Die letzte Versuchung“, Berlin 2004 Eines der griechischen Bücher, die mir Maria aus Athen schickte. Schon vor einigen Jahren habe ich begonnen es zu lesen, aber nach 50 Seiten aufgehört. Es war mir zu schwer. Jetzt bin ich vielleicht ausgeglichener und finde es großartig. Wir kennen die Geschichte Jesu aus der Schule, aus der Bibel und aus der Kirche. Sie ist in uns eingebrannt mit all ihren Stereotypen. Kazantzakis beschreibt eine Geschichte von Jesus, die ganz anders ist. Mit mehr Leben gefüllt. Menschlicher und verständlicher. Großartig. Das ist wahre Dichtung. Das kann man nicht erlebt haben. Er beschreibt das Leben Jesu, als habe er, der Dichter, selbst neben ihm gelebt. Joseph wird von einem Blitz getroffen und ist gelähmt, noch bevor er Jesus zeugen konnte. Jesus ist ein Irrer. Er baut Kreuze, auf die die Römer Juden hängen. Das Volk hasst ihn. Er sieht Maria Magdalena als Hure. Wie sich die Männer anstellen und im Hof warten um an die Reihe zu kommen. Jesus – er wird im Buch meist „Sohn Marias“ genannt geht in ein Kloster. Viele Dinge sah er vorher. Schon als Kind betete er „Mein Gott, mach auch mich zu einem Gott“ (Seite 143) Eine Wahrsagerin prophezeite ihm: „Du wirst der König der Juden werden“. „Ich gab ihm keine Antwort, um meinen Atem nicht zu verunreinigen.“ (Seite 57) Nach seinem Tod am Kreuz und nach der Auferstehung – die aber nur ein letzter Traum am Kreuz ist, wird er zum Ehemann zweier Frauen. Er zeugt viele Kinder mit ihnen und führt ein traditionelles Leben. Es wird „Paradies auf Erden“ genannt. Als er alt ist kommen seine treuelosen Apostel vorbei und beschimpfen ihn. Erst dann spricht er den Satz am Kreuz fertig „Lama asabthani“ (Hinterbrühl, 19.03.2012) }, keywords = {Griechenland, Jesus}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{CHRISTENSEN2012, title = {The Innovative University. Changing the DNA of Higher Education from the Inside Out}, author = {CHRISTENSEN, Clayton M.; EYRING, Henry J}, year = {2012}, date = {2012-03-10}, abstract = {CHRISTENSEN, Clayton M.; EYRING, Henry J.: „The Innovative University. Changing the DNA of Higher Education from the Inside Out”, San Francisco 2011 Vieles ändert sich heute in unserer Gesellschaft. So auch das Universitätssystem. Neue Technologien haben Einzug gehalten. Die beiden Autoren versuchen eine Antwort zu finden, es ist aber nur ein weiterer Vorschlag. Verlängerung des Studiums durch ein Foundationprogramm, einem Übergangsprogramm von der Mittelschule zur Universität. Sie setzen sich auch mit der Unterscheidung zwischen College und University auseinander. In Europa eine ähnliche Diskussion mit Fachhochschule und Universität. Sie sprechen sich gegen die Bezahlung für Lehre aus. Die guten Universitäten werden die schnellen sein. Innenorientierung konvertiert zu Außenorientierung. (Hinterbrühl, 10.03.2012) }, keywords = {Innovation, Universität, Universitätssystem}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{NIAVARANI2012, title = {Vater Morgana. Eine persische Familiengeschichte}, author = {NIAVARANI, Michael}, year = {2012}, date = {2012-03-03}, abstract = {NIAVARANI, Michael: "Vater Morgana. Eine persische Familiengeschichte", Wien 2010 Das Buch gibt Einblick in die persische Kultur und Lebensweise, wenngleich sie von einem in Wien geborenen Perser geschrieben wurde und alle handelnden Personen Perser sind, die im Ausland leben und durch diesen Hintergrund - eine Familie lebt in den USA, eine in Schweden, eine in Deutschland und die Familie der Hauptperson in Wien. Das Thema ist sehr skurril und vielleicht auch nicht so wichtig. Ein Mann ist gestorben und man will es seiner Mutter nicht zumuten die Wahrheit zu sagen. Dazu wird ein Schauspieler engagiert, der nach dem Tod des Sohnes diesen vor der Mutter weiterspielt. Die Verwandtschaft zahlt diese "Vorstellung". Eine Mutter kennt aber ihren Sohn und durchschaut am Ende alles. (Hinterbrühl - Düsseldorf, 03.03.2012) }, keywords = {Persien, Persische Kultur}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{Heinrich2012b, title = {Professor Unrat. Der blaue Engel}, author = {MANN Heinrich}, year = {2012}, date = {2012-02-27}, abstract = {MANN, Heinrich: „Professor Unrat. Der blaue Engel“, Hamburg 2008 Das Buch ist besser als der Film. Ein Gymnasialprofessor namens Raat wird von seinen Studenten verunglimpft und Unrat gerufen. Er will sich rächen. Eine Barsängerin kommt in die provinziale Kleinstadt. Drei seiner Schüler besuchen und verehren die Sängerin. Er stellt ihnen nach um sie zu verurteilen, verliebt sich aber selbst in die Dame. Aus dem Jagenden wird der Gejagte und letztendlich verliert er seinen Job. Trotzdem heiratet er die Sängerin und mit Schulden und Hypotheken führt er ein ausschweifendes Leben. Die Schuldner laufen hinter ihm her, er aber hat einen Club in der Stadt aufgebaut. Angesehene und weniger berühmte besuchen ihn und verlieren viel Geld bei Wettspielen. Der Ex-Professor rächt sich an allen Schülern, die ihn verspottet hatten. Nur an einem scheitert er. Er lässt ihn verhaften und hat ihn bezwungen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Ex-Sängerin, wird der Ex-Professor abgeführt. (Hinterbrühl, 27.02.2012) }, keywords = {Barsängerin, Lehrer, Schuldner}, pubstate = {published}, tppubtype = {book} } @book{ROCHE2012, title = {feuchtgebiete}, author = {ROCHE, Charlotte}, year = {2012}, date = {2012-02-23}, abstract = {ROCHE, Charlotte: „feuchtgebiete“, Köln 2011 Nach dem ersten Roche-Buch habe ich das zweite liegen gelassen. Jetzt habe ich es aber doch gelesen. Am Umschlag ist ein Kleber mit dem Wort „Mega-Seller“. Das haben also viele gelesen. Da sollte auch ich wissen, was so viele Leute lesen. Trivial. Primitiv. Erzählungen über den eigenen Körper, die der Durchschnittsbürger nicht einmal seinem Lebenspartner erzählt. Das Buch ist grausig. Erzählt Dinge, die ein normaler Mensch gar nicht denken kann. Als fleißiger Leser habe ich bis zur letzten Seite gelesen, auch wenn mir streckenweise physisch schlecht geworden ist. „Ein Buch, das ich nicht empfehle.“ Diesen Satz sage ich zum ersten Mal in meinem Leben. (Hinterbrühl, 23.02.2012) }, keywor